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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192106092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-09
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Donnerstag den 9. Juni 1921 Ikl WWlMMUl » »kl WMIkit Eine Kundgebung d-s Dresdner Lehrervereins Dresden» S. Juni Zu einer Kundgebung großen Stils hatte der Dresdner Lehrerverband in den Gewcrbehaussaal cingcladen. ES sollte Stellung genommen werden zum Reichsschulgesetzentwurf, ,der die Einheitsschule zerschlage", wie es hieß. Der Saal zeigte das Bild einer zusammengezwängten Masse. Die Rede- känipfe gingen heiß hin und her. Eins verdient aber scharf zu rückgewiesen zu werden, das war das Fehlen jeglichen Verständ nisses für den gegnerischen Standpunkt. Wer nicht von Anfang an sich in den gelänfigen Phrasen von „Volksverdummung, „Dunkelmännerei" usw. erging, wurde am Reden derart gehin dert, daß zum mindesten eine klare Darlegung aufs schwerste behindert wurde. Interessant waren die Ausführungen des Hanptrefercnten Ja netz. Die Art seines Auftretens ließ einen anderen hinter den Kulissen erkennen, Arzt. Von den Dcbatterednern fiel das ruhige sachliche Auftreten des Zen- trumsabg. Heß! ein und des Pfarrers Dr. Rentschka auf. die sich Gehör zu verschaffen wussten. Die Entgegnung im Schlußwort des Redners fiel recht mager aus und war nicht überzeugend. Das Referat führte wieder der bekannte Verfechter der Gemeinschaftsschule. Lehrer Ja netz. Seine sehr oben schwim menden, in der Beweisführung schwachen Ausführungen waren nicht dazu angetan, in der von ihm vertretenen Gemeinschafts schule. das Ideal der Kindercrziehung erblicken zu lassen. Gleich zu Beginn seines Vortrages glaubte er mit einem besonders starken Geschütz aufzufahren, indem er die schon so oft wider legten Anschuldigungen gegen das Zentrum hcr- vorholte, wonach dieses die Einführung des Abs. 2 des Art 143 in den ReichSschulgesetzentwiirf zur Bedingung gemacht habe für den Eintritt in die Regierung im Jahre 1919. Die Sorge um das Staatswohl sei für das Zentrum nur Mittel zum Zweck der Er haltung der Bekenntnisschule. Weiter erklärte der Redner, daß die Bekenntnisschulen nach diesem Entwürfe eine Bevorzugung erhielten, die aber nicht den Kindern christlicher, religiöser Eltern zugute kämen, da sich doch gerade in diesen Schulen der Kasten geist bemerkbar mache; den» nur einer bestimmten Schicht des Volkes würden Sondervorteile eingcräuint. Hier werde das Bekenntnis nur als Deckmantel für die Hintansetzung des gewöhnlichen Volkes benutzt. Nach dem ReichS- schulgcsetzentwurf habe jede religiöse Sekte, deren es in Deutsch land 629 gäbe, Anspruch auf eine eigene Schule, was zur Zer- splittern ng und zur Zerrüttung des VolkS- schnlwesens führen müsste. Wenn dieser Entwurf be stehen bleibe, würden die Flaggen des Staates von den Schulen verschwinden und a» ihrer Stelle würden die kirchlichen aufge zogen. Die Volksschule würde ihre Merkmale verlieren und das Gefühl der Zusammengehörigkeit würde verschwinden. Die Väter des Entwurfes hätten hier ein Urteil gefällt, das den geistigen Tod des Kindes herbeisühren müsste. Wenn die Konfession eine Notwendigkeit darstclle, so müßten auch die höheren Schulen konfessionell auSgcstaltet werden. Aber hier mache mau geltend, daß das Volk andere Bedürfnisse habe, als die schmale Oberschicht, die auf dem Volke ruhe. Komme der Abs. 2 des Art 143 zur Durchfübrnng, dann werde in der Volks schule der Unterricht nicht mehr obiektiv erteilt werde», sondern er werde vom Standpunkte des Bekenntnisses aus un,gestaltet. Es sei eine ticftraurige Tatsache, das; bei der Schaffung des Gesetzes wederder Kinder noch der Lehrer gedacht Worden sei. Zum Schlüsse glaubte der Redner nachmals be tonen zu müssen, das; die Bekenntnisschulen nur für eine be stimmte Schicht des Volkes zugängig wären und das; der Staat kein Recht dazu habe, öffentliche Mittel zur Unterstützung von Saudergrnppen zu gewähren. Die folgende Debatte zeigte reges Juteresse der Versammlung für den Gesetzentwurf. Herr Pastor Wendelin wandte sich in kurzen Worten gegen das große Phrascngebände des Referenten und gab seiner Verwunderung darüber Ausdruck, das; zwar der Redner immer und immer wie der von der Einheitsschule gesprochen habe, das; er aber sich nicht darüber geäußert bube, wie er sich dieselbe eigentlich vorstelle. Seine ganze Aufgabe habe er darin gesehen gegen die Bekennt nisschule loSzuziehcn. Wenn der Herr Redner zum Ausdruck gebracht habe, das; die Konfessionsschule nur einzelnen Schich ten des Volkes Vorbehalten sei, so widerspreche dies vollkommen den Tatsachen. Auch die Behauptung, daß nur in der Volks schule konfessioneller Unterricht erteilt werde, das; hingegen die höheren Schulen Simultanschnlen seien, habe jeder Beweis führung entbehrt was Wahl auch dem Redner sehr schwer ge worden wäre. Denn auch in den höheren Schulen werde kon fessioneller Unterricht erteilt. Wenn man für alle freies Recht fordere, so dürfe man auch den christlichen Teil des Volkes nicht seiner Errungenschaften berauben. Nachdem noch mehrere Dcbatteredner, u. a. der unab hängige NeichStagsabg. N i st a u, zu Worte gekommen waren, wandte sich der Abg. Heß lein an die Versammelten und brachte zum Ausdruck, daß eS die Wichtigkeit der Sache mit sich bringe, das; Rede und Gegenrede ansgetauscht werde. Es sei eine Bcschneidung der Rechte Andersdenker, wenn ihnen durch Lärm- und Tumultszeneu, ihre Meinung kund zu tun, nnmög. lieh gemacht würde Leider sei dies in dieser Versammlung nur zu sehr zum Ausdruck gekommen. Er, als Vertreter de, Bekenntnisschule, stehe auf dem Standpunkte, das; den Vertre tern beider Ansichten volle Freiheit gewährt werden müsse. Es sei von großem Interesse, zu sehen, daß dieser Reichschul- gesetzentwurs eigentlich niemanden befriedige. Aus dem sächsischen Landtag Dringliche Anforderungen deS sächsischen Staatshaushaltes Dem Landtag ist eine Vorlage über dringliche Anforderun gen für den Staatshaushalt auf das Rechnungsjahr 1921 zu gegangen. Der Ministerpräsident unterbreitet die Bitte, die Vorlage dem Landtag unter Abstandnahme von einer allgemeinen Vo-beratung beschleunigt zu überweisen, so daß so fort die Ausschußberalung beginnen kann. Viele Forderungen beziehen sich auf neue Beamtenstellen. Fürs Elsterbad werden 1604 000 M. gefordert, für Bauten usw. bei den Gerichten 8148 000 M., für Zuschüsse zur Erwerbslosenfürsorge nicht weniger als 240 Millionen Mark, ferner Berechnungsgeld fürs Landespreisamt und für die Ausschüsse zur Ucberwachung von Lebeusmittclablieferungen 1830 000 M. Für Verteilung von ausländischen Liebesgaben werden 760 000 M. gebraucht, für llm- und Erweiterungsbauten bei den technischen Staatslehr- austaltcn 2 600 000 M„ für Errichtung eines Vraunkohlenfor- schuugSinstitntcs 2 Millionen als zweite Teilzahlung, für Neu bauten an der Universität Leipzig 7,5 Millionen, an der tech nischen Hochschule in Dresden 6 Millionen. Im außerordent lichen Staatshaushalt werden 1 Million Kapitalbedarf der staat liche» Marmor, und .Kalkwerke gefordert, ferner 1 669 000 M. für die Meißner Porzellanmanufaktnr, 4 466 000 M. fürs Stein kohlenwerk Zauckerode, 70 Millionen für die staatlichen Braun kohlenwerke, 11 Millionen für Hüttenwerke bei Frciberg, 4 Mil lionen für staatliche Elektrizitätsnnternchmen, außerdem bohrung nach Steinkohlen in Nordwestsachsen, ferner 889,6 Mil lionen fürs staatliche ElektrizitätswerkSnnternehmen, außerdem verschiedene kleinere Summen für andere Zwecke. Die Berufsschulen in Sachsen. Die Deutsche Volkspartei hat im sächsischen Landtag einen Antrag eingebracht, der die Regierung ersucht, noch vor der Sommervertagung die Frage zu klären, welchem Ministerium die Berufsschulen unterstellt werden sollen. daß keine Weltanschauungsrichtung mit ihm zufrieden ist. Auch die Anhänger der Bekenntnisschule seien nicht einverstanden mit dem Gesetzentwurf. Er könne den Beweis antreten, warum die Vertreter seiner Ansicht auf dem Standpunkt stehen, daß nicht der Bekenntnis-, sondern der Gemeinschaftsschule durch diesen Gesetzentwurf der Vorzug eingcränmt werde. Er stehe auf dem Standpunkte, daß es nicht möglich sein werde, weder politisch noch bezüglich der Weltanschauungen unter einen Hut zu kom men. Er stehe auf dem Standpunkte, daß die Eltern das erste Anrecht, das Naturrecht auf die Kinder haben, daß die Eltern bestimmen können, in welche Schule sie ihre Kinder schicken wollen. Wenn er auf dem Standpunkte stehe, daß der katholische Vater oder die katholische Mutter oder daß Eltern evangelischen Glaubens berechtigt seien, ihre Kinder in eine Konfessionsschule zu schicken, so beschneide er nicht das Recht Andersdenkender und räume den Vertretern der welt lichen Schule gleiche Berechtigung ein. Das verstehe er unter dem Gesetze der Freiheit. Wenn cer Zuruf gemacht wor den sei, daß die Toleranz der Katholiken erst jetzt nach der in neren Umwälzung sich kundine, so brauche er nur als Gegen- heweis die Worte des bekannten Micbofs Kette ler, die die ser im Jahre 1869 gesprochen hat, anführen und man werde Äar daraus sehen, daß dieser große Bischof für die Toleranz und Freiheit auch Andersdenkender eingetreten ist. In Deutschland ständen weite Kreise ans dem konfessionellen Standpunkte. Eine große Minderheit von 40000 katholischen Lehrern habe bei einer Tagung in Berlin ihren Willen zum Ausdruck ge bracht, daß sie die konfessionelle Schule wünschen und fordern müssen. Die Ausführungen des bewährten und unerschrockenen Verfechters der christlichen Schule fesselten die ganze Ver sammlung derartia, daß leibst die Gegner, die in der übrigen Debatte sich bemüßigt fühlten, die Vertreter anderer Ansichten durch Zwischenrufe und Radauszenen unverständlich zu machen, in Ruhe den sachlichen Ausführungen lauschten. Lebhafter Bei fall. der bei der Znsammeusetzuna der Versammlung besonder? Hervorzuheben ist, dankte dem Redner. ' Doch die Ausführungen des Lehrers Janeh sollten noch weiter entkräftet werden. Sein stärkster Gegner, Herr Pfarrer Dr. Rentschka, brachte den ganzen Ban seiner wortereichen gewundenen Ausführungen znm Zusammenbruch. Er wandte sich gegen die Schule, die Konfession und Weltanschauung voll kommen beseitigt wissen wollen. Ein Mensch könne das, was in seine»; Innersten vorgehe, nicht vollkommen unterdrücken. Der Lehrer müsse sich auswirken können und das könne nur möglich sein, wenn er sich in seiner Schule betätige. Man sei znm großen Teil besorgt, daß infolge des neuen Reichsschul- gesetzentwnrses die Eltern nicht den Unterricht ihrer Kinder nach ihrem Wunsche verlangen könnten. Er könne die Ileber- zeugung aussprechen, daß in der Bekenntnisschule der StandeS- unterscküed nicht zum Ausdruck gebracht werde. Der Schnlgesetz- eutwurf sei nicht ohne Vorberatung mit Schulmännern vor sich gegangen. Tie ReichSschnlkonferenz sei vor > Schaffung dieses Gesetzes gehört worden. Mau könne sich nur in einem Staate wohlfühlcn, der die Freiheit der Schule gewährleiste. Diese Freiheit werde geschaffen, wenn zu dem Gefühle der Toleranz noch etwas Selbstlosigkeit hinzukomme. Wenn der geistige Kampf mit gerechten Mitteln geführt werde, könnten nur Erfolge dabei herauskommen. Konkurrenz könne nie schaden, sondern nur nützen. Man könne von der Schule verlangen, daß sie ein Abbild de?- Lebens sei. Man dürfe aber nickst zwei Jahrhunderte überspringen wallen, son dern man müsse die Entwicklung der Schule mitmachen. Das Prinzip der Freiheit durchziifnbre», sei ein schöner, ein idealer Grundsatz. Wenn sich alle Mitglieder der menschlichen Gesell schaft woblfühltcn, weil sie sich der Freiheit erfreuen, dann werde auch Einigkeit herrschen. Lebhafter Beifall folgte auch diesen trefflichen, sachlich gehaltenen Ausführungen. An der Debatte beteiligten sich noch zahlreiche Vertreter der weltlichen Schule, deren NuSführniiacn znm großen Teile sich mit denen deS Referenten deckten. Der Antrag auf Schluß der Debatte wurde um halb 18 llhr angenommen. Lebrer Ja ne tz vermochte in seinen; Schlußworte nickst, den Ausführungen der Vertreter der christlichen Schule sachlich entgegonzritreten, sondern verlor sich in Allgemeinplätzcn, die nicht wenig mit per sönlichen Angriffen verbunden waren. Einen schönen Beweis für die vielgepriesene Freiheit zeigte nach die Art über die Ab stimmung einer Entschließung, die trotz der großen Zahl der Anhänger der Bekenntnisschule fast eiststimmig anaenammen wurde. Unter starker Unruhe, die sich infolge des Verlassen? zahlreicher VersaminlungSbesstchcr bemerkbar machte, gab der Vorsitzende die Abstimmnna über die Entsckstießnna bekannt, und zwar so undeutlich, daß der größte Teil der Anwesenden 'ich unklar darüber sein wüßte, ob sie mit Ja oder Nmn antworten sollten. Da sie sich deshalb vassiv verhießen, die Ablehnung der Entschließung aber durch Erheben der Hände bestimmt war. ae- lang eS den Etnbernfern der Versammlung, eine fast „einstim mige" Annahme zu erzielen. Die Entschließung fordert unter flammendem Protest vom deutschen Reichstage, das; er dem NeichSscknilacsetzentwnrfe seine Znstimninna versaae, da derselbe zur Zerreißung der deutschen Jugend führen müsse und den Unterricht nach wissenschaftlichen Grundsätzen verhindere. Er entwinde dem Staate die Volks schule und erschüttere dadurch die Grnndlaae einer großen zu- knnftsreichen Entwicklung des deutschen Volke?. —Pt— Ter Gesetzentwurf über den StairtSrcchnungöhof in Sachsen, den wir angekündigt hatten, ist den; Landtag zugcgangen. Der SiaatsrechnungShof soll bekanntlich an Stelle der Oberrcch- nnngskammer treten. D;c Kontrolle des staatlichen Rechnungs wesens soll durch die Vorlage vereinfacht wer.'.en, auch eine Be schleunigung wird erstrebt. Der Staatsrechnnagshos ist dem Ministerium gegenüber selbständig. Er bestecht auS einem Prä sidenten, einem Vizepräsidenten und den erforderlichen Räten. Die unfreiwillige Versetzung eines Mitgliedes in ein anderes Amt ist ausgeschlossen. Ist ein Mitglied mit einem Minister in gerader Linie verwandt oder verschwägert, so darf eS in Ange legenheiten, die den Verwaltnngkchercich der Genannten betreffen, nicht Mitwirken. Ueber Art Md Umfang der Prüfungen entl scheidet der Staatsrechnungshof im Nahmen seiner Zuständig keit nach pflichtmäßigem Ermessen, soweit in dem Gesetz nichts anderes bestimmt ist. Im allgemeinen lehnt sich der Entwurf an die bisher geltenden Bestimmungen an. Der Staatsrech nungshof hat auch alljährlich dem Landtag einen Bericht zu er statten. Keine Verlegung der Tlmranbtcr Forstakabrmie. Der HaushaltauSschnß Ä des sächsischen Landtage? lehnte am gest rigen Mittwoch die von der Regierung bargeschlagene Verlegung der Forstakademie Tharandt nach Leipzig und die Vereinigung mit der dortigen Universität ab, ebenso wurde die Einstellung weiterer Mittel für die Forstakademic in den HanSbaltplan ab- gelehnt. Ferner beschloß der Ausschuß, den Geschäftsgang im sächsischen LondessiedelungSamt durch einige Abgeordnete unter suchen zu lassen. Gegen die Sondergerichte. Die Kommunisten beantragen im Landtaa. die Regierung niöae die Strafvollstreckung der von; Sondcrgericht Dresden Verurteilten so lange anSsctzen, bis die Urteile ans Grund deS McichStagSbeschlnsseS nachgeprüft sind. Die Verurteilten, die ihre Strafe bereits angetreten haben, sollen bis dahin entlassen werden. 130. Seite 8 Der fünfte Kriegsbcschu.d gienprozetz Der funiic Kcitg«beich»ldiplenprorcß begann gestern twrmiitag vor dem RcichSgnicht. und -war handelt es sich um einen belcische« Fall. Angeklagter ist der Student der Rechte Max Namdobr, der während des Kriege« Feldpoll,eibcamter in Belgien war. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Feisenberger, die Ver teidigung hat Justizrat Dr. Kaiser-Leipstg übernommen. Drei belgische Aerzie sind al« Sachveiständige erschienen, 11 deutsche und 16 belgische Zeugen sind anwesend. Dem Angeklagten wt;d zur Last gelegt, daß er Kinder im Alter von » bi« 12 Jahren eingesperrt habe. Auf den Einwurf de« Präsidenten, daß gegen solche Kinder nicht vorgeaangen werden dürfe, ertlärte der Angeklagte, daß er von diesen Knaben mit Steinen geworfen worden lei. Er bestreitet, die Jungen verpsti elt und sie aus Monate bei Wasser und Brot eilige« iperrt zu habcn. Der Sachveiständige Potzzeirat Bauer spricht dann über die Einrichtung der Fcldposiz i una ihre Beziehungen zum Heere und zur Verwaltung. Auf e;»e Frage gibt der Angeklagte zu, daß er n vlelcn Fällen die Festgenommenen gefesselt bade. Die Festnahme habe er oft dc» Nachts vorgenommen» weil er sonst keine» Erfolg gehabt hätte. Bet derZcucienvcriichmung erklärt der 1t Jahre alte Schüler Mont Movelle« auSBouIarre«, daß er 1917 nstgcnommen worden iel und daß ihm die Hände ans dem Rückcn f stgebund-n wurden. El sei in eine Zelle gesteckt worden, die vollloninnn dunkel war. Del ebenfall« 1tjährige Schüler Spitaets machte dieselben Angabe« und sügt ihnen be', daß er mlt einem Lcd-rriemen geschlagen worden sei. Auch die Mutter de« Zeugen machte dieselben Angaben mit erklärt. d>ß ihr Sohn erst nach 2'/, Mo.aten ganz verlaust all? bei Gefangenschaft zurückgekommcn sei. Auch der 1öjä»ng« Zeug; Albert de Mecheler macht dieselben Angaben. Marcel v«n> Wer eyenberghe wird, da er 18jährig, vereidigt und gibt an, daß er >m April 1S18 vom Kriegsgericht in Gent zu 1t Monate» Gesängm« verurteilt worden sei, da er ,»gestanden het, auf de« Bahnbof Drähte zusammengedreht zu habe». Die damal« gemacht« Aursage bestreitet er hier und gibt al« Grund seiner damaoge» Aeußerung di« Anast vor den deutschen Mrinirbehirbea an. Oberst Hugo Keßler erklärt al« Zeuge, daß er da« Gesängm» in Gee- raardlSdcrgen fast täglich b-sucht habe, und daß ihm dort gesagt worden sei, daß die Kinder dato nach Festnahme stets wieder ent lassen wurden. Sr könne dem Angeklagte« nur ein gutes Zeugnis auestcllcn, nachdem, wa» ihn Über ipn mitgeteilt wurde. Aus Dresden Deutscher Sriid-e ag Der Deutsche Städtetag hielt dieser Tage in Dresden eine Vorstciiidssitzung ab. Den Hauptanlaß zu der Tagung gab die unerträgliche Lage, in die die Gemeinden durch die Novelle zum Einkommensteuergesetz mit ihren Finanzen ge raten sind. Es wurde folgende Entschließung gefaßt: ..Die Finanzen aller öffentlichen Körper, des Reiches, der Länder und der Gemeinden, befinden sich infolge des Krieges und seiner Nachwirkungen in größten Schwierigkeiten. ES ist nur möglich, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, wenn rn allen Verwaltungen auf allen Gebieten äußerste Sparsamkeit geübt wird, zugleich aber auch die möglichen Einnahmen plan mäßig zwischen den verschiedenen Verwaltungen unter Berück sichtigung der ihnen obliegenden Aufgaben verteilt werden. Der Deutsche Städtetag stellt fest, daß die bisherige Finanzpolitik des Reiches eine Berücksichtigung der Interessen der Länder und Gemeinden durchaus vermissen läßt und erhebt gegen diese Po litik schärfsten Einspruch, weil sie den Bestand der deutschen Städte zu vernichten droht. Die Finanzen der Städte sind schon durch die Wegnahme der Einkommensteuer, die das Rück grat der Gcineiiidesinnnzen bildete, auf das schwerste erschüttert worden. Die Novelle zum Neichseriikommensterrergesctz aber bat eine geradezu nnert'-ägliche, ja katastrophale Lage geschossen. Hat man doch sogar für das abgclauserre Jahr 1920 den Gemein den Einnabnicn aus der Einkommeirbcstcuerung, auf die sie ihre Finanzwirtschaft aufgcbaut hatten, insbesondere ans der Be- stericrnng des von der Ncichseinkommcnstcrier nicht erfaßten Freieinkommeiis, nachträglich durch einen Federstrich wieder entzogen. Die Finanzpolitik des Reiches gegenüber den Län dern und Genieinden ist unmöglich. Der Deutsche Städteta; for dert, daß das Reich schleunigst den Städten für die diir-h die Novelle znm NeichScinkoinmenstcuergesctz veranlaßten Ausfälle Ersatz leistet und seine Verpflichtung anerkennt, zur baldigen endgültigen Neuordnung der Finanzen der deutschen Gemeinden ausreichend beizutragcn. Wird diese Stcnerordnung nicht bald durch Verständigung zwischen Reich, Ländern und Gemeinden gesichert, so ist mit dem Zusammenbruch der Gemeinden zu rech nen, für den das Reich die Verantwortung trägt." Es wurde zugleich beschlossen, eine Deputation d-°> Vor standes an den Reichskanzler zu entsenden, um ihn; die Li,ge in ihrem ganzen Ernst vorznstellen und vor allem die Forderung vorzutragen, daß in gemeinsamer Erörterung zwischen Reich. Ländern und Gemeinden eine Grundlage gesucht wird, wie Reich. Länder und Gemeinden planmäßig an den verfügbaren Einnahmemöglichkeitcn zu beteiligen sind. Gemeinde- und Vereinsriackri^en z Desdey. Der K. K. V. Ju n g - C olu m b u s veranstaltet NM Sonntag, den 12 d. Mt?., eine Nachntzltagswanderung nach der Tal sperre Master. Van Coßmannsdarf au« süknt der Weg durch de» äußerst romantischen Nabenaucr Grund zur Nabenauer» und Spechtriy- mühle und von da aus gelangt man nach angenehmer Wanderung zur Talsperre Malter. Treffpunkt 1 Uhr Caßmannsdork Endstation der Straßenbahn 22. Freunde des Jung - ColumbuS sowie Gäste herzlich Willkommen. Ein heileres Gesicht und frohes Her, ist ritzt,ul» Bgcn. - Bolksvcrcin f. b. k. Deutschland, Ortsgruppe DreSden- Nltstadt. Der für Freitag den 10. d. M. arigesehte VorlragS- abend verspricht einer der schönsten Abende zu werden. Es ist gelungen, an diesem Abende den Oblatcnpater Langer zu eineni Vortrag zu gewinnen. Derselbe wird sprechen über „ A r - mut und Reichtum im Lichle deS christlisten Glau- b e n s ". Ferner wird Herr Oberlehrer Lnkasch sprechen über' „Ferienfinder nach Ostpreußen", und die „Alistädtcr Cäciüa" wird den Abend mit Liedern verschönern Helsen. Man darf dem Vortragenden einen vollen Saal wünschen; möge die Wärme niemanden abhalten, zu kommen. ß Dresden. l.Kath. kaufm. Verein St. Lp dia.) Die Lützowcr-Aiifsührnng des „Hochtouristen" am letzten Sonn tag stellte sich, wie wir schon erwartet hatten, als eine Glanz leistung dar, die Stürme von Heiterkeit erregte. Das Zusam- menspiel war so vorzüglich, daß man nicht weiß, wen man be- sönders hervorheben sollte. Die Spielleitung hatte Herr Hugo Hering, der in alter Meisterschaft den Direktor MpliuS gab. Mit besonderer Freude begrüßen wir seine Gattin, die, vollstän dig genesen, als „Lore" den Schriftsteller Lindenbnrg (Herr Radekv) für sich begeisterte. Für die genußreiche» Stnnden sei nochmals den um mrS so hochverdienten „Lützowern" nnsex herzlichster Dank ausgesprochen. Unseren Ubvnnenten 2S o o LrmslNgung vrstkritsr» unssrsr 2situnA unk fsmittennsekpiekren »llsr ^rt. rnr Uenntnlsnslune!
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