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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192106092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-09
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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LonnerStag den 8. Juni 1621 G-chsssch, «,>„,,«1»», Nr. 180, Seil. I Einbruch bei d«r Interalliiert«« Kommission in Verlt« Berlin, 8. Juni. In dem pt.ologmphischen Atelier der Inte»alliierten Kontrollkommission wurde in der Zeit vom »er gangenen Sonntag di« Montag »ingrb rochen und für 160000 Mark Objektive und photographische Artikel «ntmendet. Die Later und der Verbleib der Beute sind bisher nicht ermittele Zusammentritt der internationalen Tonaukonfereuz (Eigener Drahtbericht der .Sachs. VolkSzeit^") Berlin, S. Juni. Di» inlernotionale Donaukonsrrenz ist in Pali« wieder zuiammengetreten. Sie nahm in zweiter Lesnna die Leslimmungen über di« Arbeite» der interalliierten Kommission über ihre Privilegien und über da« Zusammenarbeiten der beiden Kommissionen an, die damit beauftragt sind, dar Statnt der Donau zur Anwendung zu bringe». Die Verhandlungen über Oberschlesien Berlin, 8. Juni. Die deutschen Schritte in Pari« und London sind, wie über Pari« gemeldet wird, kurzerhand abge- wiesen worden. Nach dem „Jntransigeant" hat der deutsche Botschafter in Pari- brt Briand einen Schritt unternommen, um sich darüber zu beklagen, daß die Jnlerallirrt« Kommission in Oppeln gedroht habe, dir verbündeten Truppen» abteilungen au» den deutschen Städten Oberschlesirn« zurückzu» ziehen, wenn die Ordnung nicht wieder hergrstelkt würde. Bri and habe dem deutschen Botschafter geantwortet» daß die Inter alliierte Kommission die Verantwortung für di« Ordnung in Oberschlesien trage und daß sie »oüständt- selbständig sei» die Maßnahmen zu ergreifen, di« st« für notwendig erachte. (ferner wird gemeldet, die englische Regierung habe die deutsche wissen lasten, da- dir verbündeten StrritkrSftr, dir zur Berfügung der AbstimmungSkommissio» stehen, in aller Kürze auf dir nötige Zahl gebracht würden, um dir Unruhen nie« derzudrücken und daß der deutsche Vorschlag, den englischen Truppen Hilfe leisten z« wollen, nicht angebracht sei. fondern nur dazu beitragen würde, dir Schwierigkeiten der augenblick lichen Lage noch zu verschärfen. Andererseits find der englische und der französische Bot schafter in Berlin anläßlich de« BarrückenS des deut schen Selbstschutzes in der Gegend von Kandrzln bei der deutschen Regierung vorstellig geworden. Di« ReichSregirrnng hat aus den Selbstschutz in Oberschlesirn, brr dlr Brfehlögewalt der Interalliierten Kommission untersteht, keinen Einfluß. In diesem Sinne dürste anch die Antwort ««»gefallen sein. Eine neutral« Zone 1« Oberschsrfleu Berlin, 8. Juni. Wie der.BvrtvS'i»' metdet, beoinnt sich die B-'duaa einer nenkraken Zone in Oberlchlesie» zwischen den polnischen vnd bentschen StreHfrästen zu doll,leben. In der Mi te der Front schieben sich englische und franzMche Truvv-it zwischen den deutsch-» Gttbssschnk und die polnischen AitssiLnd schen. Dadurch ist e» «adk au» »n rrk'Sre», daß während eine» Geleckte» »wischen deutschen Selbstschutz und Bolen bel Kalinow drei ve-tvun» dele und sieden u»ve-w«nd,te Franzosen durch den deutschen Selbst» schu» aesanaenoenomm-'' wnrden. Die Franzosen wurde» sofort dem ustchsiaeseaenen stamössschen Kommando zur Berlsiaunq gestellt. M-brer-n Blättern »»solar kämttten aui leiten der polnischen A»f- ständilchen nne noch lebr wenig Oderschlesser. Die polnische» Vera- ord-iter, die kampstSmüde sind, kehren fast überall in die Betriebe zurück. Der deuisch»franzSslsche Zusammenstotz O"p»ln, 6. Juni. In der vergangenen Nacht soll e«, wie der „Lok.-Nnz" meidet, in der Nähe von Radzionkau zwilchen dem oder^chlesiichen Selbstschutz und dem Franzosen zu einem Zusammenstoß gekommen sein. Bei Kalinow sei der Selbst schutz mährend der Nackt durch anhaltendes Gewehrseuer beunruhigt worden und habe Patrouillen zur Feststellung deS Gegner« ent sandt. Di« Patrouillen seien in ein lebhaftes Feuergefecht verwickelt morden und hätten mehrere Gefangene gemacht, die sich als Franzosen entpuppten. Der Selbstschutz habe die Gefangenen unter Führung eine« Offizier« zurückgesandt und durch diesen eine Entschuldigung wegen de» Zwischenfalle« aursprechen lassen. Berlin, 8 Juni. Ueder den Zusammenstoß zwischen dem deutschen Selbstschutz »nd französischen Truppen in der Nähe de« Dorfe« Kalinow, gibt der Bericht einer Kommission näbeie Aulkunft, die au« einem Mitglied de» deutschen Selbstschutzes», «tnem Vertreter de« deutschen Bevollmächtigen für Obrr'chless-n und einem englischen VerbindungSosfitter zusammen« e'etzt Ist. Darnach stellt sich der Boisall folgendermaßen dar: Am Ostrand« de» Dorfe« wurde in den letzten Lagen eia Maschin-ngewedrposte« de» Selbst« schütze» ausgestellt mit der ausdrücklichen Weisung, lediglich im Fall« eine« Angriffe» der Insurgenten zu schieße». Während der Nacht eroffneten die Insurgent,» plötzlich da« Feuer, »m e» bi» 6 Uhr fori,»setzen. Unter diesen Umständen mußte rin polnischer Angriff erwartet werd-u Am früh-n Morgen taucht« vor dem Maschinen- gewet» Posten ein größerer Trupp auf, um sich der deutschen Stellung zu rädern. Da die Selbstschutztruppe »ine« Insurgeolenvorstoß vermittele, gab sie au» einer Entfernung von 800 Metern 60 Ma» schinengrwehrschüsse «b. Da der vermeintliche polnische Trupp nach der Einstellung de» deutschen Feuer» verschwunden war. begab sich die Vtaschinrngewehrmanvschaft ans da» Schußfeld und fand 1» fran- »ösisch« Soldaten» Von denen > »erwnndet worden waren- Eine« «u-wei« trnaen dt« Franzose« nicht- Auf Befragen zeigte der Führ« eine» B-fehl vor. der di« Besetzung de« westlichen Dorfrand,« vorschried. Für de» deretsche» Vkaschinengttvehrposten entlastend ist die Tatsache, daß in alle« voraukgegangenen Besprechungen zwischen dem deutschen Seltßschutz und Vertretern der Interalliierten Kom mission die weiter« Besetzung de» Dorfe» Kaltno» de« Deutsche« zngedtlligt worden war. General Höfer über den Selbstschutz (Eigene« Drahtbericht der »SLchs. VolkSzritg."» B»»ltn, S. Juni. Der Führer de« obrrschlesischen Selbst schutzes, General Höfer, der in Slogan sein Quartier bat, erklärte dem Vertreter der »Bossischen Zeitung": Gr halt« dl« Besetzung von Glelwltz durch dt« Engländer für den Anfang der SLüberungt- aktion. Nach seiner Meinung reichen di« alliierten Truppen für die energische Säuberung de» Industriegebiete« völlig au«. Schwierigkeiten könnten höchsten» vielleicht dort entstehen, wo die gezogenen rückwärtigen Sicherungen von den noch immer heftig und mit außerordentlichem Einsatz an Artillerie angreikenden Polen bedroht würde. In solchem Fall« wäre der deutsche Selbst schutz durchau« bereit, sich dem interalliierten Befehl unterzuordnen und jede ihm übergebene Aufgabe restlos loyal durchzuführen. General Höfer betont« ins besondere, daß tbm durchaus daran gelegen sei, mit den Führern der Entente in Oberscklesien mit offenem Kampf zu spielen. Er hat sein« sämtlichen Pläne und Stellungen dem englischen Ober« brsrhlShaber ohne weitere« übergeben. Nur auf einer derartigen Basi« ist eine rasch« und wenn möglich unblutige Durchführung der Befreiung Oberschlesien» möglich. General Höfer kam dann auf die politische Seite de» Selbstschutzes zu sprechen und betont« ausdrücklich, daß all» Gerüchte, daß der Selbstschutz irgend «ine parteipolitisch Färbung trage, völlig unbegründet seien. Sr schloß dies« AuSkvhnmgen wie folgt: «Ich gebe Ihnen mein Wort, daß bei un« keinerlei Parteitrödelet geduldet wird. Wir denken in keiner Weise daran, irgendwie unser Unternehmen in irgend zwei deutige» Licht setzen zu lassen. Wir sind lediglich dazu da, di« oderschlesische Heimat vor dem Einfall der Polen zu schützen, solang« di« interalliiert« Kommission nicht dir Macht hat, die« selbst zu tun. Die Reicheregierung ,»« Fake »Höfer« lSigener Drahtbericht der »Sächs. VolkSzeitg.") Almfterva«, ». Juni. Die Time» erfährt, die deutsche Re gierung Hab« dem britischen Botschafter Lord D'Abernon »«gesichert, daß an den Uefrhl»daber dr» Selbstschutz«». General Höfer, «in Tele- gramm gesandt worden ist. da» ihn darauf hinweist, daß er dem Be. fehl« der Plebtszitkommiffion «»horchen müsse. Da» wird di« durch die Antwort de» General» Höfer erfahrene Spannung beheben. Ratibor nute» polnische« Geschützsene» Rattkor, 8. Juni. Nachdem seit Sonnabend die Borstadt Plania unter polnischem Lrtillerieseuer gelegen batte, richteten die Aufrührer morgen» gegen » Uhr ein« Anzahl 7,6,Zentimeter- Granate« in» Stadtinnere. Rosrnberg von den Pole» geräumt Vrealau,^8. Juni. Die gestern von Ovpeln abmarschlerten alliierten Truppen, bestehend au» eiiiem Bataillon EmttLndern und Mi Kompanien Franzosen, langten auf dem Weae über Kudowa oegen Abend vor Rotenberg an. Sie stellte« den Po'en iofort ein Ultimatum auf Räumung der Stadt, wo» auch befolgt wurde, worauf die Alliierten die in ihren Nußenvierteln stark verwüstete Stadt besetzten- Der vom Selbstschutz gehaltene Babnhof Kandr,in wurde in der heutiaen Nackt viermal unter starkem Artilleri-einiatz von den Polen angegriffen. Diese wurden jedesmal zurückgeschlagen und verloren neben Toten und Verwundete» ein« große Anzahl Gesangliier. Sinnfeinerattentate auf die London«» Telegraphenleitungen London, 8. Juni. In der vergangenen Nacht wurden in der nördlichen, südlichen, westlichen und südöstlichen Umgebung von London vermutlich von Sinnfeinern über 200 Telegraphen, und Trlephondräkt« durchgeschnitten, um London vom Dradtveikehr abzuschneiden. In den Borstädten von Liverpool wurden 7 Mann verhaftet, die beim Durchschneiden von Drähten betroffen wurden. Kein englisch«» Eingreifen gegen die ««mattste» London, 8. Juni. »Wrstminster Gazette" erfährt von einem hohen Beamten im AuSwSrtigen Amtr, daß di« Lage im naben Osten seit dem Mißlingen der griechische» Offensiv« zwar nicht frei von Beunruhigung sei, daß aber die gegenwärtigen Umstände keine Veranlassung gegeben haben, di« Frage «ine» Ein greifen» englischer Streitkräft« aufzuwersen. Brffernng tm Befinden Lloyd George« London, 8. Junl. Die Besserung in dem Befinde» Lloyd Georges hält a». Spannung zwischen Rußland und Rumänien Bukarest, 8. Juni. In hiesigen politischen Kreisen ist ma» sehr beunruhigt über estie neue Konzentrierung vonrussischen Truppen südwestlich von Kiew. Diese Truppen umfassen 80 Divisionen. Man beiürchtet allgemein, daß diese Konzentration da» Vorspiel einer russischen Offensive in der Richtung detzHnjestr ist, Rumänien Mitglied der kleine« Entente (Eigener Draht bericht der »Sächs. VolkSzeitg") Belgrad, S. Juni. Dt« rumänilchen.südslomischen Verhand lungen sind gestern zu einem befriedigenden Abschluß gekommen. Ein militärisch politischer Vertrag zwischen Rumänien und Süd. slawten ist unterzeichnet worden, dadurch ist Rumänien, da« bisher, ohne sich gebund-n zu haben, der kleinen Entente zugercchnet wurde jetzt dnrch Unterschrtft «ud Siegel an dies« endgültig gebunden. Tschitscherl« verbraucht Frankfurt, 8. Juni. Wie der Stockholmer Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung hört, istTschitscherin vollommen abgearbeiiet. Er bedarf einer längeren Erholung und wird zwei bi» drei Monate auf Urlaub gehen. Während dieser Zeit übernimmt Litwiuoss die Leitung de» Kommissariat» sür au»wärtige Angelegenheiten. ES ist nicht au»geschloffen, daß er endgültig zum Kommissar sti. Auswärtige» ernannt wird, da Tschitscherin körperlich «nd geistig verbraucht ist. Verschärfung de» Waldenburg«* Streik« Waldenburg, 8. Juni. Der Ausstand im Waldenburgrr Bergrevier, der von der Streikleitung al» beendet bezeichnte worden war, hat dadurch «ine Verschärfung erfahren, daß die radikale,, Elemente beschlossen haben, weiterzu streiken und die meisten sich den kommunistischen Führer angeschlossrn haben. Demonstrat oiis- »nd Versammlungen wurden veranstaltet. Zu Ausschreitungen ist e» bisher noch nicht gekommen. kein Streik der «»chdrncher ln Berlin Berlin, 8. Juni. DI« Urabstimmung der Berliner Bmh« drncker. darüber, ob in de» Streik eingetreien werden soll oder nicht, hat folgende» Ergebnis gehabt: Abgegeben wurden 17464 Stimmen. Davon lauteten 10620 Stimmen sür «nd 6824 Stimmen gegen den Streik. Di« Zweidrittelmehrheit, di« lür die Pioklamierung eine» Streik« erforderlich ist, ist also nicht erreicht worden. Die Zentrale für Helmatdlenst «nd das Reichsschnlgesetz Von Universitätsprofessor Dr. Schreiber, M. d. R Die Zentrale sür Heimatdienst gibt als Mitteilungsblatt die Zeitschrift »Der Heimatdienst" heraus. Dieses enthält im allgemeinen Beiträge, die für eine VoltSaufklarung wertvoll sind. Die Zeitschrift berichtet auch über bedeutsamere Gesetz, entwürfe. In Nr. 21 finden sich nun auch Auslassungen über den Reichsschulgesetzentwurf. Sie lassen bedauerlicherweise jene Zurückhaltung vermissen, die man von diesem Blatte in tutlur. politischen Fragen verlangen mutz. Es finden sich hier nämlich folgende Auslassungen über den »geordneten Schulbetricb": Man weiß, eS handelt sich dabei um einen bereits früher und erst recht demnächst umstrittenen Punkt des Entwurfes. E» heitzt also: »Das Verlangen der Erziehungsberechtigte» sott seine Grenzen finden an der Aufrechterhaltung des geordneten Schulbetriebes. Denn es geht nicht an, datz in einer Gemeinde, deren Schülerzahl gerade zu einer vollausgebauten sechsstusigen Volksschule ausreicht, die Eltern von vielleicht 100 Volksschulen, kommen und für sich eine Bekenntnisschule und die Ellern von 100 anderen eine weltliche Schule verlangen. Damit würde das einzig leistungsfähige Schulsystem in drei verschiedene zwei- klassige Schulen aufgelöst, der geordnete Schulbetricb wäre ge- stört, die Leistungsfähigkeit der Schule wesentlich herabgciiiiu- dert." Dieses im »Heimatdicnst" gebrachte Beispiel ist nicht etwa der Begründung des Reichsschulgesetzentwurfes entnoni. men. Der Entwurf hält sich in durchaus wohlerwogener kluger Zurückhaltung von jedem Zahlenbeispiel fern. Nur dem „Hct- matinenst" bleibt es Vorbehalten, die vorsichtige Art des Reichs- Ministeriums des Innern mit einem Kommentar zu begleiten, der einen Vorstoß gegen den Elternwillen bedeutet. Ebenso lieg! in dieser Auslassung eine völlige Verkennung der hervorragcn. den Leistung^ ähigkeit der einklassigen Schule. Diese Entgleisung ist gerade deshalb so bedauerlich, weil der Heimatdienst eine amtliche Stelle darstellt. Andererseits aber auch darum, weil gerade die Arbeitsaufgabe der Volksaufklärung die Verpflichtung zu taktvoller und größtmöglicher Neutralität nahelegt. Wv wollen eS bei dieser Gelegenheit offen zum Ausdruck bringen datz wir bestimmt damit rechnen, daß in Zukunft solche Entglei- sungen unterbleiben. Gleichzeitig müssen wir e» mit Bedauern feststellen, daß die Zentrumsfraktion in der Berliner Zentral- leitung nicht in dem Matze vertreten ist, wie e» der Bedeutung dieser großen Partei entspricht. Sächsische VolkSzcitung — Nr. 130 — S. Juni 1621 Der Gänsebub Fränkische« Dorfroman von Dina Ernst berge» (Nachdruck verboten.) (LS. Fortsetzung.) «Was wollt ihr denn von der Kundl?" fragte er in dem- elben geheimnisvollen Tone, wie er zwischen tzanni und seiner ntimsten Zuhörerschaft eben geführt wurde. ..Wer sagt denn was von deiner Kundl? Die Burger- master-Kundl ist doch auch a Kundl," erwiderte ihm ziemlich un« gnädig Haiini. Ihn ärgerte die ständige Störung de» Schnei- dcrgörg. Zudem hatte er die schwere Kränkung Görgs, als er seine Wahrheitsliebe in Zweifel zog, noch lange nicht verschmerzt und vergessen. Görg aber drängte sich nur noch näher an Hanni heran. »Ich Hab an Joseph recht zugered, da mit der Kundl," hörte er eifrig im Flüsterton Hanni erzählen. »Er hält halt gern mei Meining a noch gewitzt. .Joseph," Hab ich ihm gesagt, »wenn ich dir raten derf, dann nehmst ka ander« aö wie die Biigermasters-Kundl". Er hat drauf gemant, er werd mir folgen, ich muh des besser wissen, aS wie er. ich kenn die Kundl ja von Grund. Vom Dorf mutz eine sein; a so an Stadtmadam, die nehmt er net." »Versteht sich! Wie kann man a ner a so a käsige» Luder mögen. A solcher«. die derf net no die Kundl schmecken," sprach der Wcbermichel uberzeugt. «Di: wirft di« Kundl met ihren Dauma un, und um." „Laßt mich ner geh mit denen Jungfern in der Stadt. Di« Dunnerkciler könne bald kein Stall auSmisten. Jo. schön spa zier» geh — und a bihle Must machen »nd zum Zuckerkrämcr lause», si,Il verstehn»." mischte sich jetzt Görg in die Unterhal tung. kräftig auf den Boden spuckend, als wolle er damit seine tiefe Verachtung über diese gescbmäbien Stadtjungfern auS- drücken. »Die Kundl, Hab ich zu ihm gesagt," begann Hanni eben wieder seinen Vortrag, da stockte er plötzlich in der Rede — di« Tür ging aus und herein trat der Herr Bürgermeister, während man durch da» Fenster eben den Flickschuster-Peter die Dorf« Pratze daher kcmmen sah. direkt auf da» Wirtshaus zusteuernd. »Fein nix verraten, wa« ich euch erzählt; ja nix verraten." ka» war alle«, wa» Hanni seiner Zuhörerschaft noch zuflüster« sonnte. Gleich darauf bekam er einen so heftigen Hustenansall» w»ß er die Stube verlassen mutzte. Der Schneidergörg war ebenfalls aufgestanden. Er war Hanni nachgegangen. Drautzen hatte sich der Hustenansall auf fallend rasch gelegt. »As werd dir doch nix sei?" fragte Görg teilnehmend vor der WirtshauStür den Hanni. Dieser war nicht sehr überzeugt von der wirklichen Teil nahme de» Fragenden. Halb mißtrauisch, halb überrascht ant wortete er, langsam weitergehend: »WaS füll mir denn passiern. An Husten sterbt ma net." »So sei ner net so groh; ich mein» doch gut mit dir." »Da Hab ich bis etzt nex noch gemerkt davon." »Ich Hab dir doch mei Lebtag noch nix tun. Hotzdunner» neil wer hat mich da verhetzt?" »Verhetzt? Ka Menschi Am End hast» schon vergessen oder willst duS leugna, datz du gegen mich gestimmt hast, wie ich onyestellt worden bin. Dein gescheiter Schwager drunt, hast ge meint, füll« werden, der Kaspersheina I Ja, an Katzadreckl Zu dem Amt gehört mehr Spiritus dazu, aS wie in den sein Klötz- kopf is. Da muß man mehr schon gelernt haben. Meinst denn, de» iS a Kleinigkeit, wenn duS mit lauter hoche Herrn ner zu tun hast? Heut kommt der Herr Bczirksbiechdoktor zu der Hundsschau; morgen kommt der Herr Bczirksartt -."m Kinder- impfen und übermorgen da kommt der Herr Bezirksassessor ober gar der Herr BezirkSamtmann. Lauter .Bezirk", »ici Lieva, de« iS ka Kleinigkeit! Und ich mutz immer da sein -- und wenn der König kommt, ich mutz no zu ihn und ihn mit rum führen. Mei Lieba, de» kann net gleich wieder so einer so wie ich. da muss man mehr schon gelernt haben, als du denkst. Hätt ich net drei Jahr an Soldaten gemacht; Hohkreiz, wo nehmet ich rtz all die Bildung her? Ich Hab» schon bei meinem Herrn Feldwebel gelernt, wie man met hoche Herrn verkehrt." „Ich möcht ner doch den Teufel kenna, wo gesagt hat, datz ich gegen dich hätt gestimmt." „DeS Hab ich net mei rigna Ohren gehört, datz du gesagt hast, dazu kaum ma net a so a Rindvieh krauchen." „Da mit dem Rindvieh warst doch du net genannt." «Wer anders denn? Mei Lieba, weißt, ich kenn det Polatik." »Mei Polatik, wennst kennst, dann weißt, daß bei der nächsten Wahl du Burgermaster wirst. Du und kei anderer patzt zum Burgermaster." Dem Hanni hatte es bei diesen Worten einen ordentlichen Riß gegeben. Mit weit offenen Bugen starrte er einen Moment den Sprechenden an, dann erwachte das Mißtrauen wieder an kr« Aufrichtigkeit dieser funkelnagelneu m Freundschaft und jäh erlosch der leuchtende Strahl im Auge des gemeindlichen hoch achtbaren Beamten. «Hör, Görgl Mit einer solchen Sach, da mach, ma sein ka Spatz," sagte er ausweichend, während ein lauernder Blick die Züge Görgs streifte. Der aber legte beteuernd die große breite Hand ans dir Stelle, wo der Magen liegt, und versicherter hoch und heilig dass kein anderer wie Hanni bei der nächsten Wahl Bürger meister werden darf. „Meinst denn, ich geh durch mit der Stimm?" fragte er ganz ängstlich seinen Gegner und neuen Freund. «Seil laß nur mei Sorg sei, Hanni l" beruhigte ihn der andere. »Der neidische Burgermaster freilich darf rnx scbmecken davon; da würd alle» wieder krumm. Und sei gescheite Knnol und sei Frau — die möchten doch um alle» in der Welt gern Burgermaster bleiben, du Werst doch net so dumm sei und an Schuster» Joseph den sei Kundl kuppeln? Hotzdunnernei! gibt» denn im Dorf kei ander« Mädla mehr wie die? Wenns fehlt, dann spring ich ein mit meiner Kundl; ner justament, datz der neidisch Burgermaster net der Schwiegervater werd vom Joseph. Die Stimm vom Schuster-Peter und von seiner ganzen Gesell schaft, die wären ihm dann gleich sicher bei der Wahl." „Nein, sag ich dir, tu ner des net, Hanni; es war dein Unglück, wenn der Joseph die BugermasterS-Kundl nehmen täi. WennS fehlt, hast gehört, dann iS mei Kundl a noch da. -- Kannst ja amal da drüber mit 'n Joseph reden. Du weißt schon: a Gefallen iS an andern wert, gelt, Hanni. Mit 'n Gell, veS kannst.an Joseph sagen, hat gar kein Anstand net. Viel leicht schon auf die Wochen hin, kann ich mei Geld im Scheffel messen. Weißt, Bruder, ich Hab fei die allerbeste Aussicht in d:r Lotterie. Aber ich sagS dir fein ner im Vertrauen, Hanni." Während Görg dies alles recht eindringlich Hanni ver traute, stierte letzterer ganz geistesabwesend träumend vor kuh hm. Jetzt da Görg eine kleine Pause machte, schaute er auf. Du meinst, ich geh doch durch bei der Wahl mit die Stim men," kam eS nochmal» in banger Frage über Hannis Lippen. Görg war etwa« enttäuscht von dieser Rede, er hatte ein« etwa» weniger egoistische Antwort erwartet. Er suchte aber seinen Unmut durch ein recht liebenswürdige» Lächeln zu ver decken. Bi» an die Ohren zog er freundlich seinen breiten Mund, als er, dem Aengstlichen gönnerhaft seine große Hand auf dessen Schulter legend, nochmal» fest versicherte, daß er un bedingt bei der Vürgermeisterwahl als Oberhaupt deS Dorfe» gewählt wird, wenn — wenn halt der Joseph die BugermasterS- Kundl net nimmt. „Sonst freili steh ich für nix ein; sonst werd- wieder der alte Burgermaster»" setzte er mit Nachdruck dazu (Fortsetzung s«l-t.s
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