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Sächsische Volkszeitung : 17.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192203177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-17
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.03.1922
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. — Freitag den 17. März 1922 Nr. S4, Seite 8 Bedeutsame Kundgebung aus t N M M Ll i NuS der Erkenntnis heraus, daß die Not der deutschen Presse nunmehr ein unerträgliches Ausmaß angenommen hat. die Gefahrenzone überschritten und die Krisis im vollen Gang ist. ja, das; das Sterben der deutschen Zeitungswelt bereit» einen erschreckenden Umfang erreicht bat, hatte der Verein Deutscher Zeitungsverleger zum Montag den 13. März nach Weimar ein« außerordentliche Generalversammlung einberufen, in der inSge- samt 1827 deutsche Verleger und Herausgeber der Zeitungen aller Parteien und Richtungen vertreten waren. In eingehen den Darlegungen aus allen Kreisen der Verlegerschaft, der kleinen, mittleren und großen Presse, nmrde ein erschütterndes Bild der Lage gezeichnet. Die allgemeine Einmütigkeit der Ver sammlung fand ihren Ausdruck in der geschlossenen Annahme folgender Kundgebung: «Wiederholt sind die Notruf« der deutschen Zeitungen in die Ocfsentlichkeit gedrungen, aber der furchtbare Zivang der Ge wöhnung in Zustände, die man vor nicht langer Zeit »och für lindeiikvar hielt, hat es mit sich gebracht, daß diesem beredten Symptom einer besonderen Gefährdung des öffentlichen Lebens nicht die Aufmerksamkeit zuteil geworden ist, die notwendig ge wesen wäre, das Schlimmste zu verhüten. Das Znsammcnbrechcn der Zeitungen hat erst mit einer Reihe in der großen Lefscutlichkeit weniger beachteter Einzelsälle begonnen: es schreitet weiter, und die Beratungen, die zwischen einer große» Anzahl von Vertretern zum Teil sehr bekannter und alter deutscher Zeitungen und ihrer Berufsorganisation not wendig gewesen sind, erbrachten die Gcu»ßhcit. daß Zeitungen aller Art. kleine mittlere und große, in kurzer Zeit zur Still legung oder minstcns zu weitgehenden Betriebseinschränkungen gczwunge» sein werden. Schuld daran ist vor allem eine nur dem Namen nach freie Wirtschaft, bei der in Wirklichkeit die deutsche Presse der rück sichtslosen Preisdiktatur der Syndikate ansgescbt ist. Die Pavicr- fabrikanten schicken sich an, den Preis, der schon Im Jannar auf das 35fache des Friedenspreises gestiegen war, für die nächste Zeit ans daS 50—60fackie des Friedenspreises zu erhöhen. TaS übersteigt alles, was selbst in diesen Zeiten der Teuerung dagc- wesen ist, wenn man bedenkt, um welche Mengen Druckvapier cS sich handelt, und welche enormen Gewinne aus dem Holzstoff, dem Zellstoff und dem Pavier heranSgcwirtschastet werden. Die Notlage der Presse ist seit langem von Negierung und Parlament anerkannt. Das hat aber leider nicht verhindert, daß andauernd die Presse trotz ihrer Notlage als ein Objekt der Lurusbesteuerung angesehen worden ist. Zu den ungeheuren, ganz plötzlich und in noch nie dagewcsenem llmfange ei-.treten- den, unerschwinglichen Verteuerungen des Papiers kommen wie der enorme neue Lasten für alle anderen Materialien, Löhne und Gehälter. Diese Lasten sind nicht mehr zu ertragen. Auf der Ver sammlung in Weimar sind über die Zustände in zahlreichen Ze'- tunacn aller Art und über verzweifelte Rettungsversuche er schütternde Tatsachen bekundet worden. Es steht zu befürchten, daß von heute auf morgen Stillegungen großer Betriebe eintre. Die Erbitterung Amerikas Paris, 1k. März. Wie der „Ehicago Tribüne" aus Wa shington gemeldet wird, ist die amerikanische Regierung Uber das Verhalten der WiedergutmachungSkommission sehr aufge- bracht, die übersehen hat, bei der Aufteilung der deutschen Zah men die 241 Millionen für Amerika in Betracht zn ziehen. Man glaubt, das, diese Entwicklung die Zurückziehung der ame rikanischen Trnyven am Rhein beschleunigen könne und das» mög licherweise die Negierung zu dem Entschluß kommt, sämtliche ltche Truppen a»8 Deutschland zurückzuziehen. Sitzuni des Botschaftsrates Paris,'16 März. Der Bolscha'terrat begrüßte in seiner Sitzung am Mittwoch zuerst den neuen italienischen Gesandten, den Mra'en Siorza und ging dann zur Tanesordmmg über Admiral Lbarlten, der Präsident der interalliierten Flot enüberwackiungs- kommisnon in Beilin erstattete Bericht über verschiedene Fragen, vor allem über die Angelegenbeit der Dieselmotoren. An der Tis» kulsion nabmen teil Craioi. der Führer der italiennchen Abordnung bei der Int ralliierlen Kommission, nn'' der Che> des Admiralstabeö Admiral Beisieres von der sraozönichen Delegation Der Bot- scha'ierrat nabm den Bericht der Interalliierte» militärüchen Kon» trollkonniiiision über die Konirolle in Denbchland entgegen. Ein Franzose über die Lage des deutschen Volkes Paris, 16. März Der französssche Aboeordnete Reynaul belichtet im Petit Bleu über seine Reise in Deutschland unter anderem Folgendes: „Ich habe im Verlause meiner Reise in Deutschland nicht den Eindruck gewonnen, daß überall Reichtum herrscht, mit Aus. nähme emer dünnen »ckncht von Kriegsgewinnlern Der Mittel stand ist vollständig verschwunden An den Universitäten nimmt die Zahl der Studenten ab. Die deutsche Kultur ist schwer getroffen worden." 7V Millionen italienischer Kredit für Oestexreich Wien, >6. März. Der italienische Gesauste leiste gestern der österreichischen Regierung amtlich mit. dax sich Italien mit einem Betrage von 79 Millionen Lire nn der Kreduaklion für Oesterreich beteiligen werde. Deutsches Reich Weiterzahlung der 31 Millionen Berlin, 16. März. Gegenüber den in der französischen Presse verbreiteten Gerüchten, daß die deutsche Regierung die ihr in EanncS bis zur entgültigrn Entscheidung Uber das Mora torium und die nrucn Zahlungspläne auserlcgtcn zehntägigen Zahlungen von 31 Millionen Goldmark einstellcn wolle, höre» wir von zuständigrr Stelle, daß die nächste Dekadenzahlung an ihrem Fälligkeitstage, dem 18. Mürz, veglichen werden wird. Das Markenbrot wird wieder teurer Berlin, 16. März. Wie verlautet, sollen von lommender Wockie ab die Preise für das Markenbrot abermals hcraufgeietzt w-'rsc». Das Maetenbrot soll 14 Mark kosten. Vom Reichs- ernät.rungswinistcrium wird dazu erklärt, daß es auf die Brvr- p»is, csialtung keinerlei Einfluß niehr habe, da hierfür die c>n- zclnen K-ttii.in nalveibänd« in Beircicht kommen. DaS R:chS- e'.r.ähruns.smlnistenum regele lediglich d e Abgabe des Brotg». treides durch die Neickisactreideslelle. Von dieser ist nicht zu rr- wartcn, daß sie die Preise für das Brotgetreide in absehbarer Zeit erhöhen wird. Die NeichSgetreidcsteN« ist bemüht, die gegen wärtigen Brmgcireidepreise in diesem Jahre in bisherigen Höh« anfr.ch: zu erhallen. Ob nicht besondere Ilmstände eine Preis erhöhung nötig machen, läßt sich zur Stunde allerdings noch nicht sagen. Ein ernster Vorgang In der staatlichen BtldnngSanstalt Berlin-Lichterfelde, der ehemaligen Kadettenanstalt, haben sich ganz ungewöhnliche Dinge ereignet. Der preußische Kultusminister hat sich veranlaßt ge sehen, etwa 56 Oberprimaner sofort ans der Anstalt auszu« weisen. Es handelt sich dabei um junge Leute, die schon un- mittelbar vor ihrem Abiturienteneramen standen und teilweise schon die schriftliche Prüfung hinter sich batten. Der Fall erregt raiürlich großes Aussehen. Die Maßnahmen wurden veranlaßt durch V.'mänge unerhörter Art, die lediglich ans politische Motive znrückznsühren sind. Die Sach« sing an mit Verherrlichung der ten. Wir bitten dringend, keine herartigen Schritte zu tun. ohne vorher mit der Beruf-Vertretung in jedem Falle erwogen zu haben, ob nicht doch noch eine Notstand»aktion möglich und prak- tisch durchführbar erscheint. Unumgänglich erscheint allerdings eine scharfe Einschränkung der gesamten Betriebe. In letzter Stunde erheben die Herausgeber der deutschen Tageszeitungen ihre warnende Stimme angesichts einer Gefahr, die nicht nur eine große Gruppe von Privatnnternehmungen be droht. sondern eine Einrichtung des öffentlichen Lebens, von deren Unentbehrlichkeit und dringender Notwendigkeit man sich vielleicht leider erst überzeugen wird, wenn es zu spät ist. Scho» vermag die deutsche Presse fast keine Auslandsvertreter mehr zu unterhalten. Schgn reisen geschäftige Agenten von Ort zu Ort, um nicht nur große, sondern selbst mittlere und klein« Zeitungen z» „retten" auf eine Meise, die sie in die Hörigkeit unbekannter Mächte und fremdländischen Kapitals bringen wird. Schon wird die öffentliche Meinung auf eine gänzlich unkmitrollierbare Weise beeinflußt durch Massenfabrika tion von fertiggesetzten. für billiges Geld gelieferten Artikel und ganzen Zeitnngsplatten gleicher Art, die das deutsche Schrift tum und die Freiheit der deutschen Meinung, die Meinungs bildung überhaupt, unterdrücken. Wir fordern die RcichSregierung, den Reichstag, die par- lameiHarischcn Körvcrschaftcn in den Ländern auf, an die Stelle der Beteuerungen ihrer hohen Meinung von der Presse und der platonischen Einsicht in die Dinge die Tat treten zu lassen. W>r fordern strengste Maßregeln dagegen, daß,dle deutsche Presse gebunden anSgcliefert wird einer grenzenlosrn Preistreiberei und Monopolwirtschaft auf dem Gebiete dcS Holzes, der Kohle, aller Vorprodukte des Papiers. Wir fordern die Sperrung der Ausfuhr von Papier und Zellstoff, solange nicht das Papier für die deutsche Presse zu erträglichen Preisen sichergcstellt ist. Wir fordern ferner die Aufhebung «nd künftige llntrrlnssung jeder Sonderbcstrncrnng der Presse. Die ZcitnngSleser machen wir daraus aufmerksam, daß die Bezugspreise, die in den Zeitung für den 1. April angekündigt werden, ansnabmslos nicht einmal die Kosten des Papiers decken, und daß daher für sämtliche Zeitungen nichts übrigbleiben kann, als auf diesem mißlichen Wege bis zum Zu sammenbruch weiterzugehen oder die Stillegung bereits zum 1. April vorzunehmen in den Fällen, in denen die ungeheure Bclastnngsnrobe nicht einmal mehr ans Wochen aufzuhalten ist. Tie Verantwortung für dst Folgen der Ein'chränknüg und Stillegung von Betrieben müssen die deutschen Zeitnngsverleger ebenso ab/ebne». wie die dadurch ert'»-'..'iide Vermehrung der Arbiilklesiake:!. Die Verantworinng dafür tragen allein die jenigen die diese Zustände über die Presse verhängen und die es zulasten, daß Presse und Pressefreiheit willkürlich zugrunde gerichtet wilden." Erzhcrgcrmördcr durch diese Schüler. Die anfsichtSführenden Organe, namentlich eine Hausdame, die sich gegen die Ausschrei tungen auflchntcii, wurde» zur Zielscheibe selbst tätlicher An griffe. Tie Hausdame insbesondere wurde immer wieder attackiert und mit den niedrigsten Schimpfworten überschüttet. Das Eingreifen der Lehrkräfte zeigte keinen Erfolg. Schon der frühere preußische Kultusminister, der Sozialdemokrat Hänisch, hatte wiederholt eingreifen müssen. Nun aber haben die Dinge eine Wendung genommen, die den der Deutschen Volkspartei angehdrenden neuen preußischen Kultusminister zur sofortigen Ausweisung dieser 56 Primaner veranlagten. Die jungen Leute spictten sich als die Herren der Anstalt auf, veranstalteten in oen Klassenzimmern alle möglichen KaisergeburlSIag- und sonstige Fe er» bei denen es immer zu den schwersten Ausfällen gegen dis Republik, die Negierung und einzelnen Ministern und Pac- lan,e» cnicrn kam. Alle Versuche, die politisch unreifen jungen Leuten vo» ihrem Eelxiren abzubringen, scheiterten. Nun hat eS zu diesem Schritt kommen müssen, der naturgemäß nicht ohne Fül.»»g'ialiiitt mit den Parteien und nicht zuletzt mit der Volköpartei der der Kultusminister Bölih angehört, unternom men wurde. Man will nach rieten vergeblichen Versuchen dar tun, daß der Staat es sich nicht bieten lassen kann, daß seine A 'taritär von inngen Leuten verhöhnt wird, die erst in das Loben einlretcn wollen. Um das Eiserne Kreuz! Aus den« Reichstage wird unö geschrieben: Bei der Beratung des Etats des ReichswehrministerimnS wurde von den Rednern der beiden Rechtsparteien die Frage der nachträglichen Verleihung des Eisernen Kreuzes angeschnitten. Es wurde bemängelt, daß nach einer Verfügung der preußischen Regierung — das Eiserne Kreuz ist ursprünglich ein preußischer Kriegsordcn gewesen, der aber im Kriege z» einer Auszeichnung kür die Heeresaiigehörige» aller deutschen Gaue geworden ist — dieser Orden nicht mehr verliehen werden soll. Man verwies auf die Unbilligkeit, die in einem derartigen Verfahren gegen über vielen Kriegsteilnehmern liegt. Ilm diese Frage iinii wurde im Reichstag« mehr gekämpft, als um die Etatstitel selbst. Die Aussprache gestaltete sich zu einer stürmisck'eli Auseinandersetzung zwischen der Rechten und der Linken. Zwei Weltanschauungen stießen hier aufeinander. Der preußisch: Ministerpräsident griff ein. um darzulegen, daß schon im Mai 1920 das ReicbSwebrmiiiistcriur» verfügt habe, daß der Schlußtermin für die Verleihung des Eisernen Kreuzes 'der 1. Oktober 1920 sei. Man habe die Frist dann trotzdem weiter hi»a»sgesck>oben, unk als endgültigen „Termin" d:n 31. Dezember 1921 festgelegt. Das sei geschehen durch den preu ßischen Ministerpräsidenten Stegerwald. Jetzt liegen aber noch über 26 666 Gesuche vor, darunter auch solche auf Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse für Hosräte, die mit der Kamv'- sront nichts z» tn» gehabt hätten. Der Wehrminister erklärt dazu, daß die Zusage auf Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse an diel- Hofräie von dem früheren preußischen KnegS. minister gegeben worden sei. All diese AnSlührungen des preußischen Ministerpräsidenten und des Wehrministers peitschen die Geister in einer Weise auf. wie daS nur sonst bei den größten prinzipiellen Fragen der Fall ist. Das war besonders darauf ziirückzuführen, daß der preußische Ministerpräsident von einem Posscnspiel sprach. DaS gab daS Signal zu leidenschaftlichen Szenen. Der volkSparieilische Nbg. Sldmiral Brüninghaus und der deutschnationale Abg. General von Gollwitz kämpfen eneraischen um die Zubilligung des Eiser nen Kreuzes an die Gesiichsteller. General Gollwitz finden e>nen gewaltigen Widerstand bei den Unabhängigen und bei den Kom munisten, die ihn brutal niederzuschreien versuchen. ES kommt dabei zn Svenen von einer unerhörten Würdelosigkeit. Immer wieder schreien und lacken die Kommunisten den Sprecher aus, dessen Tonfall sie markieren, indem sie Hurra rufen und ihn außerdem auch noch mit Schmähworten überschütten. Der Tau mel erreicht seinen Höhepunkt, als der Kommunist Levi d-m General Gollwitz vorwirst, daß gerade er den «kt der Verleihung des Eiserner Kreuzes zur Komödie herabgewürdigt habe. Die ganzen Debatten, die übrigens erstmals ein große? Interesse der Abgeordneten fanden, zeigten wieder einmal den abgrundtiefen Gegensatz, der die Linke von der übrigen Volks- aenieinschaft trennt. Es handelt sich wirklich nicht um die Frage der nachträglichen Verleihung des Eisernen Kreuzes, als vielmehr um den Geist, der sich von der äußersten Linken hier wieder einmal in ganz beschämender Weise vor aller Welt ent hüllt. Ein Zentrumsantrag für Kleinrentner Fm Reichslage ist von den Zentrumsabgeordneten Frau Dransfeld and Marx mit Unterstützung der gesamten Zentrums, fruk- o>> folgender Antrag zugunsten der Klsinrenuier emgedracht worden: Der Stt'chstag wolle beschießen, die Neichsregierung zu eckuchea: 1. zur Unterstützung von Kleinrentnern, soweit ihr Einkom men zur Bestreitung des notwendigen Lebensunterhalts nicht ansreictit, die in dem Etat des Reichsarbeitsministe» ' riumS Kapitel 8 Tnek 15 eingestellte Summe von 260 Millionen auf 500 Millionen zu erhöhen. 2. zur Ergänzung der vom Neichkarbeitsministeriuin aufge stellten «Richtlinien über die Unterstützung notleidender Kleinrentner" Vertreter de?- Reichstags und der großen zentralorganisiertcn Wohlfahrtsverbände znznziehen, 8. dem Reichstag eine Denkschrift vorznlegen, in der die Hilfs maßnahmen der Länder und Gemeinden für Kleinrentn:r zusanimengestellt sind, ebenso die Erfahrungen, die bei Durchführung dieser Hilfsmaßnahmen gemacht wurden, 4, auf Grund der Denkschrift dem Reichstag Bericht zu er statten, ick und wie eine gesetzliche Regelung der Ver sorgung von Kleinrentnern, soweit ihr Einkommen zur Be streitung des notwendigen Lebensunterhaltes nicht aus. reicht, durchgrführt werden kann. Die Zwarrgspensiomeruiifl rechtsgültig In der Frage der Zwangsvensioiiierung von Beamten und Richtern hat das Reichsgericht eine grundsätzliche Entscheidung ge fällt. Nach Art. ISO der Reichsverfassmig erfolgt die Anstellung von Beamten auf Lebenszeit und die wohlerworbenen Rechte der Beamten sind nach dem genannten Artikel unverletzlich. Preußen hat aber am 15. Dezember 1920 das sogenannte Alters- grenzengesetz erlassen, nach welchem für Beamte die Pensionierung mit dem vollendeten 65,, für Richter mit vollendetem 68. Lebens jahr eintritt. Von dieser Bestimmung sind sieben Richter deS preußischen Oberverwaltungsgerichtes und ein Landgerichtsrat betroffen worden, die am 1. Avril 1921 zwangsweise pensioniert wurden und nur ein Ruhegehalt erhielten. Die Betrossenew hatte» Klage auf Zahlung des Unterschiedes zwischen ihrem vollen und dem Ruhegehalt erhoben. Die Kläger waren in den beiden Vorinstanzen mit ihrer Forderung auch durch gedrungen. Ter preußische Staat hatte nun beim Reichsgericht gegen diesen Entscheid Revisivn eingelegt. Das Reichsgericht hat die Revision unter Aufhebung der vorinstanzlichen Entscheidung stattgegeben. In der Begründung heißt es u, a.: Das preußische Altersgrcnzen- gesetz verstößt nicht gegen die Reichsverfassung und ist rechts gültig, Der Staat übernimmt gegenüber den Beamten, der auf Lebenszeit angestellt ist, die Verpflichtung, ihn und seine Familie standesgemäß zu unterhalten. Die Entschädigung teilt sich dabei in volles sogenanntes Amtsgehalt, das er bezieht, solange er dienstfähig ist, und in Ruhegehalt. Der Ausdruck „lebenslänglich" darf also nicht wörtlich genommen werden. Ter Staat kann auch wohlerworbene Rechte einschränken oder auf« heben und zwar mit und ohne Entschädigung. Denn die Wurzel alles Rechtes ist die Macht des Staates, Aus dem sächsischen Landtag Der Gesetzentwurf über die Umwandlung der Lehrersemi nare wurde am Donnerstag vormittag vom Rechtsansschuß des Landtages in dritter Lesung behandelt. Aenderungen wnrd n nicht mehr vorgenommen. Ergänzend zu unserem Bericht über die zweite Lesung teilen wir mit. daß die demokratische Frak tion nicht siir den Antrag der Sozialdemokraten, der sich gegen die Stiftungsseminare richtet, stimmen wird, daß vielmehr auch tie demokratische Fraktion diesen Antrag oblehnen wird. Er ist auch im Ausschuß lediglich mit den Stimmen der sozialdemokra tischen Mehrheit gegenüber sämtlichen Stimmen der nichtsozia- listsschen Frakiionsvertreter angenommen worden. Die end. gültiae Entscheidung über das Seminaraesetz wird im Plenum des Landtages am Donnerstag den 23. März erfolgen. Aus Dresden —* Die Eröffnung der Kochkunstausstellung im Ausstellungs- Palast wurde durch eine Ansprache des ae'chästsführend-n Vor sitzenden Direktors Ronnescld (Hotel Bellevue) am Mittwoch vormittag vorgeuomme». Direktor Rounefeld erwähnte, daß das 50 jährige Jubiläum der Dresdner Köche-Jnnung willkommenen Anlaß zur Veranstaltung der Ausstellung bot. Der Vorsitzende des Vereins Dresdner Köche, Herr Votta schilderte die 50sährige Tätigkeit des Vereins, worauf Ministerpräsident Buck für die Regierung und Stadtrat Tr Temper für die Stadt Dresden der Ausstellung Erfolge wünschten. Im Anschluß an die Eröffnung der Ausstellung werden 600 Kinder und alte Leute mit einem Mittagsmahl (Schnitzel mit Nudeln, danach Kakao) bewirtet. Die Speisung wird an den beiden folgenden Tagen fortgesetzt. Nachmittags erfolgt eine Bewirtung der gleichen Anzahl mit Kaffee und Kuchen. Die Bewirtung erfolgt durch die Herren Strehle und Tögel. —* „Kapitän" Alfred Schneider. Der berühmte Löwen dompteur Schneider, der setzt D>eSdens T«we«g-'vräch bttdet, ein geborener Sachse, trägt mit Fug und Recht den Tst'l eines „Ka stän", obwohl er von der Fübrnna eines Sch'sseS nicht die nennglie Ahnung hat. Leopold, der König der Belgier, der den artislstcben Künden ein besonderes Interesse entaenenbrachte, ernannte den „König der Löwen" zum „aspiisin", das beißt zum Ha»p ina»n der Rongo.Armce wegen seines Mules und seiner Unerschrockenheit. Parteinachrichten Dresden. Nochmals sei auf die Vorstandssitzung des WindthorstbundeS am Freitag den 17. März verwiest», unter Bezugnahine auf die gestrige Veröffentlichung unter Gemeinde-und BcrelnSnachrlchtrn. Theater und Musik Eine musikalt'che Aufführung der Schüler »nd Schüle rinnen von Annedorle Str.ubel wird am Freitag den 17. Mürz abends 7 Uhr in Hammers Hotel veranstaltet. Literatur Der Roman von A. de Lamothe „Der König der Nacht" darf als ein gut gelungenes Spiegelbild der Leiden Irlands, das von seinen Unterdrückern, den Engländern, ausgesogcn wird bis auf den letzte» Blutstropfen, angesprochen w-rden. Man lernt die Triebfeder kennen und verstehen, die selbst den geduldigen Paddy zum Revolutionär werden läßt, der einmal die Freiheit verkostet, keine andere Sehnsucht kennt als wie die, diese Frei heit seinen Stammesbrüdern zu erkämpsen. Nahezu ergreifend schildert der Verfasser die Treue, der darum so hart bedrängten Bewohner der grünen Insel, an ihren Glauben, lieber ver hungern, als abtrünnig werden. Die Zeichnung der handelnden Einzelgestalten, ja selbst die der Einzelheiten ist eine gut«, man kann dies Buch mit wirklichem Interesse lesen und cS jedem empfehlen, der ein Mujestündchcu hat und eS der Li'cratur widmen will. Erschienen ist das Werk beim Verlag Jojej Kösel und Friedrich Pustet, Verlagsabteilung, Regensburg.
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