Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 20.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190501208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-20
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
"lege Schule - hat sonach Verwirklichung gefunden. Dem Ka tholischen Gesellenverein bezeugten wir anläßlich seines goldenen Jubiläums durch Überreichung eines goldenen Fahnennagels und rege Beteiligung an der Jubelfeier un- sere Wertsck-ätzung. und gelegentlich der Einweihung des neuen Kinderheims brachten wir durch unseren Vorsitzenden dem Vinßentiusjoeveiw Glückwünsck-ck dar und beteiligten uns durch Uebermittelung einer Geldspende an der inneren Ausschmückung des Asyls. In Not geratenen Mitgliedern und den Hinterbliebenen verstorbener Mitglieder konnten Unterstützungen gewährt werden. Der Verein gehört seit einem Jahre als körperscliastliches Mitglied dem Borro- mäusverein an und hat durch diesen seine Bibliothek durch wertvolle Beigaben bereichern können. — Durch das Ab leben unseres früheren Vorsitzenden und Ehrenmitgliedes, Herrn Sarhan, batte der Verein einen schmerzlichen Verlust zu beklagen. Sein Andenken bleibt uns unvergessen. Das Anwachsen des Ttereins veranlagte lins, das seinerzeit innegehabte Versammlungslokal „lit einem größeren zu vertauschen, und wir glauben mit der Wahl von Watzkes kleinem Saal einen glücklichen Griff getan zu haben. Manche Mißlichkeiten, mit denen wir im alten Lokal zu kämpfen hatten, sind hier in Fortsall gekommen. - Ter Kassenwart konnte berichten, das; sich die Finanzen des Ver eins gebessert haben. Das Vereinsvermögen beträgt 5:>4,(i1 Mark. Davon werden 450 Mark der Sterbetasse als feststellende Summe überwiesen. Der frühere Beschluß, Mitglieder» Darlehen zu gewähren, wird aufgehoben. Da gegen soll dem Vinzeniins »nd Elisavetlienverein alljähr lich ein Betrag zur Versügnng gestellt werden. In den Vorstand wnröen wiedergewählt die Herren Lehrer Wittig als erster Vorsitzender, Weiß als zweiter Vorsitzender, Wocko und Nasch als Kassierer. Herr Lehrer Schneider, der mit Umsicht und Geschick bisher das erste Schristsühreramt ver sehen, lehnte ans Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl ab und nimmt nur daS Amt eines zweiten Schriftführers an. Znm ersten Schriftführer wird Herr Lehrer P. Kanim- ler gewählt, Z» Kassenprüfern wurden die Herren Hentrich und Wesselsth. znni Sparkassenrendanten Herr Sosna, zum Vergnüminasvorstand Herr Teicinnann ernannt. 8 Markranstädt. Vergangenen Sonntag hielt das ka tholnche Kasino seine diesjährige Generalversainnilnng ab. Tie Mitglieder hatten sich fast vollzählig eingesnnden und beteiligte» sich rege bei Erledigung der Tagesordnung. Der Bericht unseres Kassierers, des Herrn Wistnba. lautete wider Erwarte» günstig. Trotz der vielen Auslagen innerhalb des verflossenen Jahres können wir einen Ueber- schnß verzeichnen. Die Vorstandswahlen hatten folgendes Ergebnis: die Herren Michaiskh I. Pietsch, Schneider und Sievert wurde» ne» gewählt. Tie Herren Papst, Wislnva, Powalisz ll. Michalsty II, Plotzky Sluntowwt und Kns- svnSkv ll verblieben im Vo,stunde. Das geplante Winter vergnügen wurde ans Sonntag, den 12. Februar festgesetzt und der Neinertrag znm Vesten der katholischen Kirche in Markranstädt bestimmt. Vermischtes. V Die Katserti'legromine an Slöss'-l und Nogi. Der Kns-e tut den G.'nmal"» Stönel und Baron Nagt die Verleihung des Ordens pour !n nn'ritu durch nach folgende T 'l-' rr ranne mitgete'lt: Generalleutnant von Stölsel, Port Arthur. Im Einverständnis mir Sr. Majestät, Ihrem rrlauchien Kaiser, verleihe ich Ihnen die höchste preußische «ne^c uuSzeiktinr-ng, »»n Friedrich dem Großen jür außergewöhnliche Leisiungkn im Kriege gestifil*. den Orden pour Iv möriw. Lie willen in die'er Verleihung den Ausdruck uiieingeichronticr höchster Vrivunteiuig erblicken, den m » mir meine ganze Aimee Jknen darvringi sür Ihre hetdenhatle Berieidigu ig an der Spitze emer bis in den Tod getreuen lapsinen Schar. Wilhelm, lmp. livx. General Baion Nogi. Poel Arlh.ir (Dnlny). Mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers, Jbies gnädigen Heren, freue ich mich. Ihnen den Orden pour ln müiiio zu ver leihe» Es ist dies die höchste preußische Milllüruuszejchnuiig, die mein ruhmreicher Variahr Friedrich der Givs.e für außergewöhn liche Leistungen w, Kriege gestislct hat. Er >oi1 ein Zeichen nikinec und von meinem Heere geteilter Beivilndermig 'ör die glänzenden Führereigensci-cifke» sein, die Sie an der Spitze Ihrer tapferen Truppen während der Belagerung und Einnahme der wacker verteidigte,' Festung bewies-u haben. Wilhelm, Imp. livx. Die beiden Generale sandten folgende Telegramme: .'ln Se Majestät den dentichen Kaiser. 'Pc.!',, Eiier Majestät Telegramm eneicrie laiip u. dc> schlveiiien Sliiiide meine» Lebens. Fä> und die Garnist'n de, stisuma iuid kies gerähri und geehrt durch die Verleihung des haben rr-usuichen Ordens. Möge» Euere Majestät iwerzenat sein vm- n-einer "!n- erkennung lür dir mir erwiesene Gnade. Fest habe c--e El re. Euer Majestät meinen ii»d inciner Soldaten Grus; z» ü>'>-i s> »e-n. Generaladjiiinnt Slöstet. Sr. König!. Majestät den, dein'-stcn >raiier -steili,-. ^ch statte »leinen tiefgenihlten Dank >iir die Mine ab, die Eure Maj-släl mir durch die Verleihung des Ordens >c-»,>-> in, unerachtet der Germgfägigkeii meiner Verdienste nne'en. Indern ich Euer Majestäi LrdensanSie'chiiung mit stetstem Dunst- an- nehme, drücke ich in Ehrerbietung meine volle Hochachtung iin Euere Majestät an?. .'-"sst v D > e B r a nj dchrvnik 'des Iahl! cs 1 sti) 4 Das abgelanfene Jahr begann, als noch allgemeiner Schrecken die Welt gefangen hielt, die zwei Tage vorher den grauenvollen Brand des Jroguois-Theaters in Ehicggo mit e> leist hatte. Wenige Wochen später wütete der erste Niesen- hrand des neneit Jahres. Tie freundliche, dänische Stadt '.'ialesnnd fiel den Flammen zum -Opfer, oie an den Holz- vanten reiche N'nhrnng fanden. Unmittelbar darauf brachte das Element eine andere Stadt in tiefe Trauer: in Balti more lMaryland) brannten gegen OOO Häuser, dcirnnler vnle 'chöne Bauten, ab, 15 Fenerwehrlente fanden in der Ansübiing ihres Berufes den Tod. Ter lO. April wird in der Geschichte von Korea verzeichnet sein, an diesem Tage wurde der Kniservalast in Asche gelegt, während das Land von den Japanern besetzt wurde. Drei Monate später er lebte Wien »litten im Herzen des HänsermeereS einen Brand. de> gefährliche Dimensionen hätte annehmen töni.en. In dem l. Blzirke, dort wo so viele alte Häuser flehen, aw Stephgasplgtz vrach im „Domherrnhof" ein großer Brand ans: nur dem anfopjernden Wirten der musterhaften städti schen Fenenvehr gelang es, den Brand rasch zu lokalisieren, io daß das Feuer bloß daS Dach deS großen Gebäudes ver zehrte. Ungemein reich an Bränden war der abnorm heiße Sommer des Jahres 1004. Die außerordentlich große Dürre batte sozusagen den Brandherd vorbereitet, die Wassernot batte vielfach die Feuerwehr iu ihrer Tätigkeit gehemmt und die große Zahl der Wald- und Wieseubräude die Mauuschasteu beständig iu Atem gehalten. Wir ueuuen liier die Brände in Friedrichsruh, Graupen bei Vodenbach, Gräseuhaiuicheii, Wiuterberg, in Böhmen, wo an 50 Häuser in Asche sanken, den Brand der herrlichen Magdalenen- Kirche in Straßburg, den Riesenbrand der Petroleumtanks in Hoboken bei Antwerpen. Im Herbste wütete in Ham- bürg ein Riesenbrand, der Brand der Stadt Binnu auf Luzow forderte mehrere Hunderte an Toten; den Schluß in dieser tranigen Chronik bildete wieder ein Theaterbrand, jener von Basel, dem glücklicherweise kein Menschenleben znm Opfer fiel. . Literarische Bnccherlisch. Rnndschnu f»r das katholische Deutschland. Hcrausgegeben von Dr. I. Sauer. Privatdozenl an der Univer sität Fieiburg i. Br. Eiiiuiiddrcißigster Jahrgang: 1'»05. Zwölf Nummern ü -'0 S. 4°Mk. 0.— Freidnrg >m Breisgau. Hcrdersche Berlcigshai'vlung. — Durch die Post und den Buchhandel. In halt von Nr. I: Konnmvnt.n vvvlvsino litur^ian »44 vt vur. F. Eabrol. H. Le elercq. (Weißbrodt.) — Sanders. kstu4»n «ur l>ainr 4»i5,„o. — Bardenhewer. Geschichte der allkachiichen Lne- raiiir. U. Bd. (Kirsch.) — Schiwieg. DaS mürgeirtändische Nlönchtiin,. l. Bd. (Funk.) — Keller, Die Verschuldung der HochstiskS Ki»,stanz im 14. und 15. Jahrhundert. -Hürdin.) — Brau». AmkiilmüSii'iis. Forlschrnk. Reform. (Schanz.) — Huber, Tie Hemmnisse der Willensfreiheit. (Kneib.) — Giobdio, Oester reich. Frmitreicl, nud Spanien und das Ausschließungsrecht im .Kanilane. Neber'eyl von L Graf Blome. (Jägmüller) — Düiier. Die Wstleusfreiheit. (Banr.) — Onner. Zurechnnng und Verantwortung <Baur). — Enckeu, T,e Lebcusanschauungcn der großen Tente,. 5. z'lufl (Trvosf.) — RochoU. Bessario». Studie zur «stesch'chie der Renaissance. (Pietsch.) — Wilkniso», König Ernst August r>o» Hannover. Ueberseßt von H. Beranns. 2. Ausg. (v. d. Wengen.) — Millar, .X st.itvini-)' Ui^toev ok 8aotlkcn4. (Zimnicrmaiiii > — Bievchowslu, (^oetge. sein Leben und seine Werke. Zwei Bände. iHoeber.) -- Heyne. Neder Besessenheit-« ivah» bei aelsiigen Erkrankungszuständen. (Walter.) -- Meifert, Tie geschichtliche Eristenz Ehristi. (Weber,) — Mansbach, Welt- gnind und Pleinchaeiisziel (Weber.) — Nachrichten und Zeit- schrflenschan. — Büche, li'ch. Siuo vor <i4osctsaftskwe>r. „Der Kamerad", die königl. sächs PiiUlärvcreinszcstung in Dresd'-n bring! st'lgendeii r'irnkc-l: „Stets bereit". Die Finim <K. K. RemuS, Halle a. L., Friedr>aisrr>.st,e 55, die sich durch ibre b,-i vorra> enden Leislungen aus de»! stlebieie der Fainilalion elekirstwer Tnichenlan'.pen einen Welirn, cümaben ni-d gesicke-l bai. hnngt l-nler dcm Namen „Sicks lwicil" eine Taschenlampe, in den Handel, die ihrer viel« iach-n Vorzüge we-wn Nliss ivörinn- -u einplelch» ist. Hand lichkeit. si stere ,i inli'vn, gni-e Lei>ch:>rast mach--» sie besonders gcora» i'--i.i!>ig. Die L nnve ist o den oi.'ssäbr-geii Herbstmaiiövern in v?'i.b»-denen Tliiv-cnieilen vciventci worden und Kat den an si.' gestellten ckistorderinigcn noch '"der Seite genügt, was zahl et-che Begnt ichliingcn der l'stst'ärbebö! den l>ckni:dei-,. So schreibt das Generalkommando de-'- .X l Fkr lrmeekorpS: „Auf wir: .>-!,ne'i - gen nst mstgu-ilt. daß sich Ihre elektrische Taschenlmnpe »X'a'e jährigen A' -i-l-nr . ! üb'nir,!-!' i'>älirci'' " ist an ^el.iieno i n -? Auch dl>s Schrcic>en , die Lampe zu st'.-ibc ' r-ni- li. eil" — wäblend der dsts- " bbares Hi!ksmittet l n Truppen- "! de' > bat. ^bre Leuchtkraft in o , ,ne Lei init wirn zu iönncn. - e-m stn r >i der Lampe niöatich Wird c-.r st. ;.>! des Reiters i.eirog'N, so wird das Gelände dich, . nr ln n, st e,c e vinreichri-d e> ieuchu c. >-»> ouf dem Weg- li'nende Hii deü ine rrk nne» : , c> , inl, WraU cii»r lesen -n köniie,'. Das An-weanä-ln d--r Trock'-nbattrrK ist lr-ck't zu be- >v-rkst-lliaen," stu ähnl-chem Sin- e 'stnachen sich das t-jeneral- k/nnin i» w d-s Ul. Königl. Bayr. Armeekoevs die Laad wirtschafts- kamrner säe die Pravin; Westprensten ». a.. sowie .-ah:reiche Privat- peiwnen ans. Wer darum stär ."-in s oder Sport-tnecke eine Lampe b-nötigt, ivird gu' inn. seinen Bedarf bei 6! K. Ncmiis, Halle a. S.. zn decken. Die Lampe kostet mir st -ti. Dieselbe Firma aiebk vor ügliche Vasstartrii in B-. i-tdiuck n it historischen Nniforinen von, s^ahre ktzchl und Porträts hoher Fürsten heraus. 100 Stück — tzStück — 40 ivorauf Sammler besonders knngewicse» werden. -IE 47 — In hiesbin Moinenl lnnrbe gn der Kanzleitüre geklopft und auf das .Herein oes Doktors trat ei» Beamter ein und übergab eine Karte. „Ja, ia." sagte der Advokat halblaut, „die schöne Gräfin ist da! Ich lasse sie biin» »in einen Moinenl zu warten, ich bin init diesem Herrn bald sei tig," Und als d>Die»-',- draußen war. klopfte der kleine Advokat dein großen Dottore init einem verschwitzten Lächeln cins die Schulter. „Heiraten wollen Sie nicht, lieber Freund? Sie könnten unter Um ständen noch eine gute Partie machen." Der alle Dottore schüttelte sein gewaltiges Hgnpt. „Ich hgbe nach dein Tode meiner ersten Fron nie daran gedacht." „Aber, wenn Sie sich dazu entschließen wollten," sagte Martins, „uw,, dabei natürlich schlau zn Werte geben, könnten Sie sür Ihre heutige Rangen bändigerei eine weit angenehmere Situation eintcinschen." Und indem er ans die Karte zeigte, setzte er Hinz»: „Da wäre gleich etwas sür Sie! Eine Witwe, die, wie ich weiß, sehr gern wieder in den heiligen Stand der Ehe treten würde." „Machen Sie denn auch solche Geschäfte?" weinte Eomprani belustigt. ..Warum nicht?" sagte mit gedämpster Stimme der Advokat. „Geschäft ist Geschäft und wenn man etwas verdienen tanii, soll man es tun — in allen Ehren natürlich." — Er faßte den Italiener dringlich beim Arme und er munterte ihn: „Schauen Sie sich die Dame beim Hinansgehen an, vielleicht ist etwas zu wachen." Alle zwei lachten. Aber bei Eoinprani n>ar es der Ausdruck einer ehr liche» Heiterkeit ohne Hintergedanken, »nährend der Advokat schon zn berech nen schien, daß ein einziges Prozent von der Mitgift dieser Dame bereits eine Provision von 2000 Gulden ergäbe, die vielleicht rasch zu verdienen wären, wen» der noch immer sehr stattliche und sür Frauen angenelu» auffallend'' Eoinprani nur wollte. Dieser, obwohl er den letzten Ratschlag des Doktors nicht ernst genom men batte, blickte doch bei»! Hingilsgeben inechgnisch ans die Dame, Uß'lche auf sein Weggehen »'artete, uni zur Tür des Doktors hineinzurallschen. Und so viel er bei der flüchtigen Betrachtung sehen tonnte, war sic eine Vierzigerin mit angenehmen Gesichtszügen. Der Dottore strich nachdenklich über seinen langen B<irt, als er die Treppe hinniiterstieg. 10. Jii der Familie des Schlossers Stark war nicht mehr alles wie ehedem. Langsam aber stetig vollzog sich eine Acndcrnng in der Anschauungsweise des Familienvaters »nd seiner Tochter, ohne daß diese innere Revolution in bei den Menschen bisher von der beginnenden Nüchternheit Stacks abgesehen an die Oberfläche getreten N>ar und in sichtbaren Ersck)cinungen sich gezeigt hatte. Eine und dieselbe Person war cs. Dr. Fritz Bernhardt, welche ans den gereiften Man» und das junge Mädcl>en seinen Einfluß ansübte. Ein Sturm von Enipfindnngen bewegte das Herz Mariens. welcl>er Zustand sich gewaltig unterschied von dem bisherigen Gefühlsleben des Mädchens. Gedankenlos hatte Marie bisbcr in den Tag hineingelcbt, nur rein äußerliche Dinge waren ihr ausgefallen und hatten bei ihr ein oberflächliches Interesse erweckt. Diese Tinge waren vor allein die Kleider, die sie so viel als möglich zn Putzen suchte, der Klatsch mit den Kolleginnen nud einige nichtige Vorfälle, wie sie in Hans und Familie der Tag zeitigte und mit sich nahm. Keine Leidenschaft hatte ihre Seele ersaßt und bewegt, nicht die Liebe, nicht der Haß, kein Glück und keine Verzweiselung. Seit jenem Abend aber, da sie Fritz Bernhardt ans der Straße getroffen batte, war es anders. Die Erscheinungen des Alltags verblaßten vor ihrem geistigen Auge, sie wurden überragt und gedeckt von dem Bilde des jungen Mannes, an dem ihr alles angenehm, schön, imponierend -erschien, dessen Aeußernngcn sie Wort sür Wort sich einprägte und oftmals wiederholte, im. sich zn fragen, was er nnk nein einen und was er mit dem anderen Satze batte sagen wollen. Bei all ihren kleinen täglichen .Handgriffen und Ver richtungen fragte sie sich insgeheim, wie Fritz sie beurteilen und anfnehmel würde und war glücklich in dem Gedanken, daß die eine oder die andere dieser Bewegungen, Reden oder Handlungen den Beifall des jungen Doktors ge funden haben könnten. Was es war, das sie immer und immer wieder an Fritz zu denken zwang, das konnte sie nicht nennen und nicht erklären. Einen Moment lang »vor in ihr bereits die Ahnung erwacht, daß es die Liebe sein könnte. Die große Liebe, von der sie bereits manches in Romanen gelesen hatte und die sie an manchem prosaischen Abklatsche in der Wirklichkeit batte beobachten können. Allein diese dunkle Vermutung wies sie zurück. Wie hätte es die Liebe sein können, welche sie beseelte, da sic doch den jungen Mann erst wenige Tage kannte und nur zweimal gesprochen hatte? Konnte denn ein so bedeutsames mächtiges Gefühl der Sympathie urplötzlich im Menschen crlvachen? Brauchte es denn nicht eines längeren vertraulichen Verkehrs mit einer Person, um sie lieben zn können? Und was ihr als einfachem Mädchen nie eingefallen war, was sie auch jetzt noch nicht zu benennen wußte, sie begann zu philosophieren. Sie verglich jenes stetige Erinnern an Fritz, jene geheime Sympathie, welche sie im Herzen für ilm barg, mit dem Gefühle der Freundschaft. Sie zog im Geiste eine Parallele zwischen Fritz und einigen Schulkameradinnen und Gesclxiftskolleginncn. Sic stellte nebeneinander, was ihr an den Mäd chen nud was ihr an Fritz gefiel. Doch sie kam zu keinem richtigen Schlüsse. Wie hätte auch das harmlose Kind das sollen zn leisten vermögen, was reifen Männern und Gelehrten nur selten gelingt: sich selbst zn erkennen und zn be urteilen und eigene Gedanken und Empfindungen abzuschäßcn. Mit jeden: Tage wuchs die geheime Erregung Mariens. Sie suchte endlich den Gedanken an Fritz mit Gewalt niederznkämpfen. Weshalb sollte sie sich denn immer seiner erinnern? Es war ja kindisch, dumm, und sie nahm sich vor. cs nicht mehr zu tun. Doch sie blieb ihrem Vor satz nicht fünf Minuten getreu. Wieder und immer wieder weilten ihre Ge danken bei ihm. Fritz fand mehrere Tage lang nicht die Zeit, sie zu erwarten. Eine Woche verging, ehe er wieder einen völlig freien Abend batte. Diesen wollte er nun benützen, das liebe Mädchen zu sehen. Um die Stunde, da sie nach ihrer eigenen Aussage stets das Geschäft zu verlassen pflegte, hielt er sich in der Nähe des Lokals der Firma auf. Da er es lächerlich fand, wie ein un reifer Junge auf der Gasse hin- und herzustreichen, so nahm er in einem . ......
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite