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Beileg« z« Nr. 18 der „Sächsischen Vottszcitung" vom 2V. Ja„u«r 1005. A«s Tt«dr »e*d v^n». —* Die Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Bautzen wird in diesem Halbjahre von 136 jungen Leuten besucht, von denen 62 neu eingetreten sind. Der Besuch der Anstalt weist demnach im Vergleiche zum Winter semester 1903-1604 eine Zunahme von 32 Schülern und s gegenüber 1901-1902 eine solche von 44 Schülern auf. Es ist dies der größte Schülerbestand, den die Anstalt seit ihrein Bestehen zu verzeichnen hat. Diese Schiller verteilen sich ^ ans die einzelnen Klassen wie folgt: Klasse 3 n 24 Schüler. Klasse 3 t, 31 Schüler, Klasse 2 n 28 Schüler, Klasse 2 b 33 Schüler, Klasse 1 20 Schüler. Ter Heimat nach gehören dem Königreich Sachsen 133 Schüler, dem Königreich Preu ßen 3 Schüler an. Das Zeugnis der wissenschaftlichen Be fähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst besitzen drei ISchüler. Das nächste Soinmerseincster beginnt Dienstag. U den 2. Mai 1905,. Das Schulgeld beträgt halbjährlich i 40 Mark, die Eintrittsgebühr 5 Mark und die Abgangs- M gebühr 3 Mark. Aermeren Schülern kann bei gutem, sitt- k lichen Verhalten und entsprechenden Leistungen das Schnl- ^ geld teilweise oder ganz erlassen werden; auch stehen Mittel L zur Verfügung, um Stipendien zu gewähren. F Rathen. Hier' ist, nachdem seit mehreren Tagen die Verbindung fehlte, ein Eisübergang geschaffen worden. Leipzig. Das neubegründete Soldatenheim an der D Planitzstraße in Leipzig Gohlis wird Sonntag 'einer Be- 8 stiwinnng übergeben. Das Heini ist das erste seit er Art in M Sachsen. Im alten Barackenlager der Artillerie konnte ein fiSka'vckcs Gebäude erpacbtet werden, zu dessen innerer j einfacher, aber würdiger Ausgestaltung manche (habe bei getragen hat. Tort wird ein Hausvater unter der Leitung eines Verwaltungsausschusses tätig sein. Tie Soldaten fin- H den ein Lesezimmer mit guten Büchern und einer großen Anzahl von Zeitschriften aus ihrer Heimat: vou Zeit zu Zeit sollen Vorträge stattsinden und denen, die es wünschen, f kann eine einfache Erfrischung geboten werden. Das Unter- E nehmen verdient jedenfalls in weiten Kreisen Beachtung. Leipzig Plagwi». Am kommenden Sonntag, den 22. Januar, findet abends >2.8 Uhr im Theater'aale des ! „Schlosses Lindensels" in Lindenan (Eingang nur von der Z Hermannstraße) unser erster diesjähriger Gemeindeabcnd - statt. Das hierfür gewählte Programm verspricht uns eine ! genußreiche Unterbaltnng. Herr Lherer Röster, unser nn- übelckrossener Schnellzeichner, und Herr Lehrer Wahl, haben I ihre gütige Mitwirkung zugesagt. Herr Lebrer Hagedorn hat mit den Kindern des Kirchenchores ein stiminuugsvolles Weihnachtsmelodrama eingeübt, das sicherlich guten An klang finden wird. Ausdrücklich sei hier noch einmal daraus hingewiesen, daß der Besuch der Gemcindeabende mit keiner lei Kosten verbunden ist. Leipzig. Tie Allgemeine Deutsche Kreditanstalt über nimmt die Vereinsbank in Grimma. Zwickau. In der Möbelfabrik von Eduard Bauer in ZwickawMarieuthal ist ein Streik ausgebrochen. Infolge s der Maßregelung eines Arbeiters legten dessen Genossen sämtlich die Arbeit nieder. Bis jetzt ist eine Einigung noch nicht erzielt. Chemnitz. Für die Regulierung des Chemnitzflusses stellt die Stadt einen eigenen Bauausseher an, der die Bau gewerkschule absolviert hat. Der Bau soll noch vor Ablauf dieses Jahres beendet sein. Loßnitz. Eine Schnitzschule ist hier gegründet worden. Sie wird vom Bergverein unterhalten und vom Stadtrat subventioniert. Der Unterricht beginnt mit 22 Schülern unter Leitung des Trcchslermeisters Büttner. Wildenau. Durch das Zerspringen eines Tampsrohres in der Freitagscheu Papierfabrik wurde ein Arbeiter schwer verletzt. Er erlitt einen mehrfachen Beinbruch und wurde dem Königlichen Krankenstift Zwickau zugeführt. Meerane. Tie Appretur- und Färbereiarbeiter vou Meerane und Umgegend sind in eine Lohnbewegung getre ten, der sich auch die Glauchauer Appretur und Färberei- nrbeiter augeschlossen haben. Man hat neue Mindesllolm- tarife ausgestellt, auf die die Arbeiterschaft innerhalb vier Wochen von'den Unternehmern Antwort verlangt. Wie sich die Unternehmer zu den Forderungen der Arbeiterschaft stellen, ist noch unbekannt. Lichteiistein. Tie auf Anordnung der Zwickauer Staats anwaltschaft am Freitag vorgenommene Ausgrabung und ärztliche Untersuchung der Leiche des am 28. v. M. plötzlich verstorbenen Klempnermeisters Hecker bat ergeben, daß der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist. V er: »l ss- L. vi «r. 2 Dresden. «Voltsverein für das katholische Deutsch land.« Am vergangenen Donnerstage fand für die Mit glieder im Bezirke Dresden Neustadt im Reustädter Kasino eine Bezirks-Versammlung des Volks-Vereins für das tatbo- liswe Deutschland statt. Tein in dieser Versammlung ge- balrenen Vorträge: „Tie Tätigkeit des Zentrums im Jabre lOOt zu Gunsten des Handwerker und Arbeiterstandes" ist folgendes zu entnehmen: Tas Zentrum ist stets für das Handwerk und für die Arbeiter eingetreten und betrachtet bereits erlassene Gesetze zu Gunsten derselben (wie z. B. das Handwerkergesetz vom Jahre 1896) noch nicht als ge nügenden Schutz für die gedeihliche Entwickelung dieser Be rufskreise, sonder» »immt dieselben nur als Abschlags',ah langen an. Es bat daher 36 Anträge nnd Resolutionen zur Vertretung der Interessen dieser Berufe eingebracht. In diesen Anträgen und Resolutionen verlangt das Zentrum unter anderem: die Ausbildung vou Lehrlingen soll nur Meistern gestattet sein; Regelung des Banband- wcrkS und des Submi'sionsweseus. (Dieser letztere Antrag ist am 18. Avril 1901 beraten und mit großer Mehrheit an genommen worden.) Sodann: Treffung von Maßnahmen gegen die dem Handwerker durch die Gcsangnisarbeit er wachsende Konkurrenz. Während das Zentrum zur Zeit betreffs der Altersversicherung der Handwerker eine abwar- lei'.de Stellung einnimmt, tritt es dagegen ein für die Kranken- und Unfallversicherung derselben. Es verlangt ferner freie Aerztewabl und Abschaffung der Schwierig keiten bei Auszahlung der sogenannten Hilslosenrente. Wie das Zentrum für die Arbeiterschaft wirkt, ersehen wir ans den Anträgen desselben, welche Schaffung neuer und weite reu Ausbau der bereits erlassenen Arbeiterschutzvorschriften, Durchführung der Gewerbeiuspektiouen, sowie Unterstellung der Straßenbahnen iiy die Gewerbeordnung verlangen. Auch darf das Eintreten des Zentrums zu Gunsten der Sonntagsruhe und der Verkürzung der Arbeitszeit und das Verlangen nach gerechten Löhnen und gerechten Arbeitsbe dingungen für Handwerker und Arbeiter nicht übersehen werden. Weiter fordert das Zentrum ausreichende Sclmtz- vorschristen für besonders gefährliche Betriebe (Bleiindustrie — Bergwerke: Wurmkrankheit) und Negelking der Verhält nisse der Arbeiter in der Haus- und Zigarrenindustrie. Nicht minder tätig ist das Zentrum bei der Lösung der Wohnungsfrage: Einfamilienhäuser für die Familie, ein zelne Stuben für den Alleinstehende» ist hier das Streben. Endlich ist noch die Forderung für freies Vereins- und Ver- sammlungsrecht, auch für die Arbeiter, zu erwägen. Wenn wir bedenken, daß von den 36 Anträgen und Resolutionen kein einziger abgeleimt wurde und 21 im Reichstage nach der Durchberatung bereits angenommen sind, jo müssen wir uns sagen, daß das Zentrum die Interessen des Mute! standes wirklich erfolgreich vertritt. Ic . T Dresden Picsä.'kn. Am vergangenen Sonntage, den l.">. d. M. hielt der „Katholische Volksverein Dresden-HKe- scheu", der laut Vereinsbeschluß von nun an den Namen „Katholvchcr Volksverein „Hoffnung" zu Dresden" führt, seine Generalversammlung ab. Ein klares Bild über die Tätigkeit des Vereins gab uns der Jahresbericht, dein wir folgendes entnehmen: Tie Arbeit des Vereins im abge- lainenen Geschäftsjahre war von Segen und Erfolg be gleitet und seine günstige Entwickelung wurde um einen tüchtigen Schritt gefördert. Aber unsere Arbeit findet noch lange nicht namentlich seitens der Arbeiterschaft die genügende Beachtung und das Erreichte entspricht noch kei neswegs den tatsächlichen Verhältnissen. Eine viermal stärkere Zahl müßte der Verein answeisen, wenn sich hier jeder als Katholik fühlte. Trage jeder von uns zur Ver wirklichung dieses Wunsches bei, und möge dem Verein wie in den beiden letzten Jahren die Mitgliederzabl stieg von !1 aut 120 auch fernerhin ein so erfreuliches Wachs tum und Erstarken beschieden sein. Zur Beratung der Vereinsangelegenheiten trat der Vorstand in elf Sitzungen zusammen. In den zehn Monats-Versammlungen fanden Vorträge des Herrn Pfarrer Linke, sowie der Herren Wit- tig, Hentrich, Kammler »ud Schneider statt. Tie Sitzungen waren stets gut besucht. Ter Pflege der Geselligkeit diente das im Februar veranstaltete Fastnachtsvergnügen, die bei den Sommerausslüge nach der Niederlößnitz nnd das glän zend verlaufene Wintersesl. Eine mit letzterer Veranstal tung verbundene Warenverloiung warf eine namhafte Summe als Reingewinn ab, die zur Ebristbeschernug für arme Kinder Verwendung fand. In Gemeinschaft mit dein .Katholischen Jünglingsverein Dresden-Neustadt" hielt der Verein am Feste des heiligen Apostels Johannes eine Wen nachtsfeier ab, die sich einer überaus regen Teilnahme er freute. Ein langgehegter Wun'cb des Vereins ist durch die Inangriffnahme des Neubaues der 9. katholischen Bezirks schule aus der Leisniger Straße erfüllt worden. Am 1T>. Juni fand in feierlicher Weise die Weibe des Grundstein? stark. 2 unserer Statuten Bau einer katholischen 48 - EcnV Platz, das für diesen Zweck günstig gelegen war und von dessen Fenstern «ns man den Modesalon trefflich beobachten konnte. Wenige Minuten nach neben Uhr nun sah er, wie zuerst einige Mädchen gleichzeitig das Geschäft verließen. Ein paar Augenblicke später trat Marie «klein aus dein Geschäft. Sic warf links und rechts einen flüchtigen Blick über die Straße und ging dann rasch ihres Weges. Fritz batte bereits das Eafä verlassen und sie mit wenigen Schritten eingebolt. Sie erschrak fast nicht weniger als an jenem Abende, da er sie zuerst ans der Straße augesprochen. Aber es war ein freudiger Schreck, der sie erbeben machte. Sie hatte ja Tag für Tag ans den jungen Mann gewartet und ohne es sich gestehen zu wollen, sein Erscheinen und seine Begleitung herbeigc wünscht. Um so größer war freilich jetzt ihre Befangenheit. Es war ihr nicht möglich, mit Fritz so oberflächlich und leichthin zu sprechen, wie sie es im Verkehr mit anderen Männern gewohnt war. Fritz bemerkte diese Ver legenheit sehr wohl und wenn er sie auch nicht völlig zu seinen Gunsten deutete, so schien ihm doch das eine gewiß, daß Marie durch diese Befangen heit nur schöner gemacht wurde. In dieser Erkenntnis begann sein Blut heißer zu wallen, als er an ihrer Seite sich durch die eilende Menge drängte und Fragen über ihr Befinden, die Familie und das Geschäft an sie richtete. Marie fühlte ihre Kehle wie zugcsclmürt, bei jeder ihrer kurzen Antworten hatte sie mit einer unerklärlichen Erregung zu kämpken. Nach einer kleinen Weile lenkten sie fast ohne Absicht in eine kleine Seitengasse ein, wo der Verkehr weniger dicht nnd für zwei Plaudernde weniger lästig war. Fritz blieb nun dicht an der Seite seiner Begleiterin und erzählte ihr in ein facher, gemütvoller Weise, wie er die ganzen Tage her auf die eine und aus die andere Weise verhindert gewesen wäre, zu kommen. Indessen waren die Heiden jungen Leute in eine Parkanlage gekommen und Fritz machte den Vorschlag, auf einer Bank ein wenig Platz zu nehmen. Marie folgte dieser Weisung mechanisch. Sie empfand ein Glücks- ßefühl wie nie zuvor in ihrem Leben, als sich Fritz setzt neben sie setzte und das dichte Geäste eines Kastanicnbauincs wie ein Baldachin sich über ihren Häuptern wölbte, so daß ein Halbdunkel sie umgab. Auch Fritz war in einer anderen Stimmung als sonst. Die Situation an der Seite des lieben Mädchens hatte ilm völlig ergriffen und alle seine Sinne mächtig angespannt. Sie sprachen imr im Flüstertöne miteinander, «ls könnte der Baum es hören und weiter' erzählen, was sie sich mitteilten. Halb unbewußt batte Fritz dabei wieder ihre Hand ergriffen und fcstgebalten. Er sprach durcheinander von sich und von ihr, daß er das volle Glück des Familienlebens genieße, neben Eltern und Schwester, daß aber dennoch zeit weilig eine Empfindung ihm sage, daß eine Stelle seines Herzens noch leer sei. Er fragte, ob sie diesen Zustand begreifen könne, ob cs ihr vielleicht ebenso ergehe oder ob Eltern und Geschwister und Freundinnen völlig ihr Inneres ausfülltcn .... Die Beiden waren länger bei einander gesessen, als sie es ahnten. Längst schon tvar von ihren Lippen das erste köstliche, be glückende Wort der Liebe geflossen und hatte freudig das Bündnis zweier Herzen besiegelt. So saßen sie in seligem Träumen nnd sich selbst vergessend beisammen, bis von einem nahen Kirchturm die achte Stunde schlug. „Schon acht," sagte Marie, „ich muß nach Hause, ich werde immer um ^.8 Uhr erwartet." „Lieber Herr Doktor, ich verstehe nicht viel von der National ökonomic „Das brauchen Sie auch nicht," warf der Advokat ein. „Aber so viel weiß ich doch, daß man, um Verwaltungsrat Ziier Bank voerden zu können, zuerst Aktionär derselben sein muß und ich habe vor allein anderen kein Geld, dann aber, ausrichtig gestanden, auch keine Lnst, Aktien zu kaufen." . „Sic brauchen ja keine zu kaufen, lieber Freund. Wissen Sic denn nicht, wie das gemacht wird? Man braucht in einem Verwaltungsrat verläßliclze, gebildete und charaktervolle Männer. Man gibt also solchen Männern den er torderlicben Aktienbesitz in die Hände und läßt sie wählen. Das schadet niemand und ist im Interesse eines neu zu schassenden Unternehmens gelegen." Der Tottore dachte eine Weile nach. „Ist das aber auch ganz in der Drdnung, wenn man unter diesen Um ständen eine solche Rolle übernimmt?" „Genuß, bitte sehr." sagte der Advokat. „Wir haben für das neue Werk 'chon einen Feldi»arschall.Leutnant, einen Ministerialrat und einen Baron beisammen. Ter Erzellenzherr wird Präsident des Verwaltungsrates werde», der Baron sein Stellvertreter nnd Sie würden mit dem Ministerialrat' und noch einigen zu gewinnenden Herren die Mitglieder des Verwaltnngs rates sein." Als der Doktor sah. daß Eomprani noch immer überlegte, fügte er bei läufig hinzu: „Daß das neue Unternehmen auf einer absolut soliden Basis fußt, nt ganz selbstverständlich, ich habe das gar nicht speziell erwähnt. Darüber wer de» übrigens die Herren ja selbst immer zu wachen nnd zu entscheiden haben, da sie die maßgebende Leitung des Unternehmens sein werden." „Ich muß Ihnen sagen, lieber Doktor," bemerkte der andere, „daß ich, nenn die Sache gut ist - ich meine moralisch gut -- und finanziell sicher, daß ich dann nicht abgeneigt wäre, die Stelle zu übernehmen. Allein ich bin mit finanziellen Dingen sehr wenig vertraut." Ter Doktor machte eine kleine Wendung vou seinem Besucher weg. um ein ironisches Lächeln zu verbergen. „Aber, lieber Freund," sagte er dann, „das brauchen Sie auch gar nicht, diese finanzpolitischen Kenntnisse bringen schon die anderen mit, nnd wozu bin denn auch ich bei der Sache? Ich werde ja gleichfalls in den Ver waltungsrat einlreten. In dieser Beziehung können Sie ruhig schlafen." „Erlauben Sie also. Herr Doktor, daß ich mir die Sache einige Tage überlege und Ihnen dann Nachricht gebe." „Ja. es ist gut, aber nicht lange, lieber Dottorc, sagen Sie mir höchstens in fünf Tagen Ihr „Ja" oder „Nein". Denn die Statuten des Unter nehmens werden in der allernächsten Zeit die ministerielle Genehmigung er- lmlten, und es soll dann auch unmittelbar an die Konstituierung der Gesell schaft und die Wahl des Vcrwaltungsrates geschritten werden." „Sie werden in fünf Tagen die Antwort haben und den jungen Mann schicke ich Ihnen herauf." „Jawohl, den schicken Sie mir; vielleicht kann man ihm unter dir Arme greisen." , T i ach. »r , >e.