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Viertes Blatt Sächsische Volkszeltunq vom 5. November 1911 Nr. 252 Schulkinder und Kirchenbesuch. WaS hat's damit für eine Bewandtnis? Das KirclM- gebot fordert's, und weil es das Schulkind in, Katechismus so gelernt oder auch noch nicht gelernt hat, dann hat es eben jeden Sonn- und Feiertag beim angesctzten Gottesdienste zu erscheinen. Punktum. Aber wenige ahnen, was für bedenkliche Schwierigkeiten das hat. Geistliche und Neli- §ic»rslehrer wissen ein Lied davon zu singen. Freilich gibt es auch in Sachsen Gegenden, besonders in der Lausitz, wo in dieser Angelegenheit absolut keine Schwierigkeiten be stehen. Da ist nicht ein Kind, das nicht eine hl. Messe am Sonntage besucht hatte. Das Beispiel der Eltern ist hin reichend, jedwede Nachfrage des Geistlichen in der Schule als überflüssig erscheinen zu lasse». Daß dieses Beispiel regel mäßiger Erfüllung der Sonntagspflicht dort auch aus Andersgläubige seinen Einfluß ansübt, ist erwiesen und sei hier nur nebenher erwähnt. Aber wie steht es dort, wo die Katholiken in der Minderheit sind? Wirkt nicht hier das schlechte Beispiel der Masse ebenso ans die Katholiken? Leider muß mit der betrüblichen Tatsache gerechnet werden, daß es in Sachsen eben nicht nur Eltern in großer Zahl gibt, die schlecht oder gar nicht ihre Sonntagspflicht er füllen, sondern auch solche, die ihre Kinder vorsätzlich davon obhalten. Diese Erscheinung wird besonders in stark in dustriellen Gegenden hervortreten, wo die Sozialdemo kratie auch katholische Familienväter in ihrem Banne hält. Welche Mittel sind nun zu, ergreifen, diesem Nebel abzu- helsen? Wohl ist schon vieles versucht worden mit Erfolg aber auch ohne einen solche». Wollen wir doch diese Mittel, aber auch ihre Erfolge einmal etwas genauer ins Auge fassen. Schreiber dieses hält cs für vollständig verkehrt, die armen Kinder böswilliger Eltern einfach zu strafen, wie es hier und da — Schreiber dieses kennt es aus Erfahrung — geschehen ist und vielleicht noch geschieht. Ebenso nachteilig wirken beim Kinde — ich will sie einmal so nennen -- indirekte Strafen. Da werden z. B. die, die beim Gottes dienste gefehlt haben, am anderen Tage tüchtig range- nominen — meinetwegen in Katechismus oder biblischer Geschichte »nd beim Versagen ihrer Kenntnisse dann mit Hinweis darauf bestraft, daß sie ja am Sonntage den ganzen Tag über Zeit gehabt hätten, ihre Anfgabe zu lernen. Beide Mittel sind vom pädagogischen Standpunkte aus durchaus verwerflich. Sie erzeugen im Kindesherzen nicht Lust und Liebe znm Besuche des Gottesdienstes, sondern das gerade Gegenteil, abgesehen davon, daß das an zweiter Stelle geschilderte Mittel auch moralisch nicht ganz ein wandfrei ist. Begabte werden sich eben allen unangenehmen Weiterungen dadurch zu entziehen wissen, daß sie an den kritischen Tagen tüchtig „pauken", wie man sagt, damit die Sache in der Schule wie am Schnürchen geht. Weniger begabte besuchen aber — „der Not gehorchend" — unter Ueberwindnng aller Schwierigkeiten den Gottesdienst, weil sie wissen, daß bei „ihrem Können" ein Auge zugedrückt wird oder gar zwei zugedrückt werden. In beiden Fällen, und das ist wohl das Allcrbedenklichste, steht jedoch das Kind böswilliger Eltern mit seinem Denken, Fühlen und Handeln zwischen Tür und Angel. Einerseits ist es be herrscht von dem natürlichen (befühle, seinen Eltern immer zu gehorche», anderseits jedoch sieht das Gebot der Kirche dem entgegen Wenn nun auch dem Kinde vorgehalten wird, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen, so kann man wohl annehinen, daß dieser Grundsatz in puneto Kirchenbesnch sehr schwer, oft auch gar nicht in der Psyche des Kindes Oberhand gewinnt. Hier handelt eS sich nicht um eine böse Tat, eine Handlung gegen das natürliche und göttliche Gesetz, sondern um eine Unterlassung, derer sich ein Mensch, ein Kind, viel leichter schuldig machen kann als erstgenannter Art von Sünde. Bedenkt man noch die überzeugenden Worte, die Eltern ihren Kündern gegenüber cst zur Entschuldigung gebrauchen, wie z. B.: „Ach. wir gehen lieber in den Wald, daS ist auch ein Gottesdienst" »sw., so sinkt die Schuld des KindeS in den meisten Fällen auf ein Minimum, wenn nicht auf Null zurück. Wenn nun nach der Definition des Katechismus die Sünde eine frei- willige Uebertretnng des göttlichen Gesetzes ist, dann 'st das Kind im Gewissen eben nicht belastet und kann nicht bestraft werden. Strafe kann eigentlich nur daS Kind erhalte», das ans Faulheit oder Beanemlichkeit seine Sonntagspflicht ver nachlässigt, besonders dann, wenn cs von seinen Eltern an gehalten wird. Diese Fälle stehen bei größeren Kindern immerhin nicht vereinzelt da. Mit den im Geinissen bedrängten Kindern verfahre man jedoch äußerst vorsichtig. Der Seelsorger oder Lehrer halte sie an, ihre Eltern um Erlaubnis zu bitten Ten fortgesetzten Bitten seines Kindes kann sich auch ein ver stockter Vater nicht für die Dauer cntgegenstellen. Man erkenne, sowie eine Besserung sich zeigt, diese an. Hilst aber dies nicht, so lasse man solche Eltern kommen, besuche sie nötigenfalls und mache sie auf die Gewissensnöte ihrer Kinder in liebevoller Weise aufmerksam. Vielleicht besinn! sich der Vater dann selbst eines besseren und kommt mit Ist auch dies umsonst, nun dann versagen eben menschliche Mittel, aber das Gebet unschuldiger Herzen vermag schließ- lich noch viel bei Gott. Werden aber die verkehrten Mittel in Anwendung gebracht, dann sind Wohl die Kinderbänke an den Sonntagen leidlich gefüllt, aber nicht von Schul- kindern mit Nxihrer Sonntagsfreude im Herzen, sondern solchen, die gcängstigt dasitzen, mit Schcltworten vielleicht zu Hanse fortgetrieben, damit, wie solche Eltern dann sagen, der Quälerei ei» Ende gesetzt werde. Aber am Palm sonntage, wenn sich die Pforten der Schule für das Kind »ach achtjährigem Besuche geschlossen haben, ist dieses dann vielfach znm letzten Male im Gotteshause gewesen. Wie die Schule mit ihrem Zwange nun abgestreift ist, so ergeht es auch der Kirche. Freilich, wird man mir cntgegenhalten, es ist leider so, aber organisiert nur Jugendvereine, dann habt ihr sic ja wieder. Gewiß. al»er wer garantiert, daß alle ans der Schule entlassenen Jünglinge und Jungfrauen dafür zu haben sind, und ist dann nicht eine einzige Seele es wert, daß man es anders machte, als es hie und da noch geübt wird. Wie viele bittere Tränen blieben »»geweint, und wie viele Voreingenommenheit, Abneigung, ja Groll gegen Geistliche, Lehrer, gegen Kirche und Schule würde» nicht aufkommen in der so weichen Seele des Kindes. O O O Und nun zu den übrigen Kindern, die so glücklich sind, von guten christliche» Eltern znm regelmäßigen Besuche des sonntäglichen Gottesdienste angehalten zu werden. Ich will jetzt nicht an die großen katholischen Gemeinden denken, die in der angenehmen Lage sind, neben den Hanptgottes- diensten auch Schnlgottesdienste einrichten zu können. Eine hl. Messe, eine kurze, dem kindlichen Geiste angepaßte Predigt, und das Kindesherz ist befriedigt. Die Kleinen haben ihre Pflicht erfüllt, ihr Gewissen ist beruhigt. Aber wie sieht es an den Orten mit nur einem Geistlichen aus, wo nur ein Gottesdienst am Vormittage stattfinden kann? Einen Punkt will ich ganz fallen lassen, nämlich den, daß an solchen Orten das Kind öfters den Gottesdienst versäumen muß, weil die Eltern ihre religiösen Bedürfnisse befriedigen müssen, insonderheit dann, wenn noch kleinere Geschwister zu versorgen sind. Das ist Wohl jedermann einleuchtend. Aber hier entstehen noch weitere Schwierigkeiten. Da heißt es: Um s> Uhr Gottesdienst, Predigt, Hochamt oder ähnlich. Die Kinder, auch die jüngsten Jahrgänge der Schule sind zugegen. Aber eS sind noch 10 Veichtlente da. Ter Priester kann sie nicht abweisen. Es wird f/., vielleicht gar Hj10 Uhr. Naturgemäß sängt das Kind an, sich zu langweilen, es wird unruhig. Wenn ihn, auch gesagt wird, es möge einstweilen still sitze» und für sich beten. Das bringt eben lein Kind im Alter von 0 bis 10 Jahren fertig, solange still für sich zu beten. Es beginnt die Predigt. Mag diese »nn auch noch so trefflich disponiert, rhetorisch noch so treff lich ausgcstattet sei» und vorgetragen werden, an dein Kinde geht sie sicher spurlos vorüber, denn es kann dieselbe nicht fassen. Die Folge davon ist abermals lange Weile auf die Dauer von fh bis -'U Stunde. Wer da meint, das Kind möge sich nur einiges merken, der soll bedenken, daß doch dieser Nutzen sehr gering ist den, Schaden gegenüber, den Langeweile anrichtet. Als wir einst als Injährige Schüler die Ausgabe gestellt bekamen, den Inhalt einer Predigt schriftlich wiederzngebe», da hat es keiner der Zn Hörer allein sertiggebracht. Beim Kinde ist nun wohl anch noch zu bedenken, welche Konfnsion in den krausen Köpfen dnrch einzelne, ans dem Zusammenhänge heransgerissenc Gedanken angerichtet werden kann. Ich erinnere nur an die Art vieler Prediger, gerade das Gegenteil in beredten Worten zu schildern, um dann das Gemeinte dnrch den Kontrast mehr hervorznheben. Kinder der unteren fünf Schuljahre sollten nie gezwungen werden, einer Predigt, die für Erwachsene berechnet ist, beiznwohnen. Langweile tötet den Geist, »nd schon daS Sprichwort sagt: I» müßigen Stunden »hasst der böse Geist. Und nun noch ein Wort an die, die sich berufen fühlen, t über das Verhalte» der Kinder im Gotteshause, wie es so oft beobachtet wird, Kritik zu üben. Sie mögen bedenke», wie. schwer es einem Kinde fällt, still zu sitzen. Das bringt ein Kind nicht lange fertig. Je lebhafter das Kind ist, desto schneller ist eS mit der Ruhe vorbei. Wie oft habe ich be merkt, daß nun einer oder der andere Erwachsene dein Quecksilber einen liebvollen „Knnss" versetzt, teils unans- fällig, teils aber durch sein Tun die Andacht der übrigen mehr störend, als das Kind. Ein Kenner der Kindesnatnr beachtet das Umdrehen »sw. gar nicht: sind jedoch die Ver stöße gegen das Betragen in der Kirche gröberer Natur, dann ist wohl eine Zurechtweisung am Platze. Töricht und unangebracht ist es aber jedenfalls, inen» Kirchenbesncher die Geistlichen oder Lehrer für die oft nur vermeintliche Störung ihrer Andacht dnrch Kinder verantwortlich machen wolle». Alle Hochachtung vor Lehrern und Geistlichen, die freiwillig die Aussicht im Schnlgottesdienste übernehmen, wozu keine Schulordnung, kcin Vorgesetzter, kein Gesetz sie zwingen kan». Jedes Kind am Bändchen kan» der Beauf sichtigende nicht haben. Stört dich mal so ein Knirps wirk lich in deiner Andacht dnrch seine Unruhe, dann verweise es ihm unauffällig und denke, daß du auch einmal ein solcher unruhiger Geist, vielleicht noch ärger als er, warst. —r—<l. Gemeinde- und Vereinsnachrichten. tz Dresden Altstadt. ( K a t h. I ü n g l i n g s v e r - e i n.f Versammlung 7 Uhr mit Vortrag des Herrn Fabri kaut"» Schmidt über „Meine Neise ins heil. Land". Zahl reiches Erscheinen aller Mitglieder erwünscht. tz Dresden-Strehlen. Donnerstag den 10. Nov-miber, abends >/K> Uhr veranstaltet der Kath. Verein sein !i. StistnngSsest in den Sälen der Goldenen Krone, be stehend in Konzert, Theater und Ball. Eintrittskalten zu !'.o Pfennig sind zu haben bei den Herren Heinrich Trümper, Sporergasse, Paul Schmidt, Schloßstraße, sowie bei den Mitgliedern des Vorstandes. tz Dresden-Pieschen. Honte Sonntag den .0. November, abends 8 Uhr, veranstalte» der Verein Hoff n n n g und der VolkSvercin für das kath. Deutschland in WatzkeS Etablissement, Leipziger Straße, einen Vor tragsabend. der Herr Hofprediger Kanonikus Kummer hat einen Vortrag übernommen über das Thema: .Große Jrrtümer unserer Zeit." Gäste herzlich willkommen. tz Drcsdcn-Jvhnnnstndt. (Kat h. Jünglings verei n.) Würdig reiht sich das 6. Stiftungsfest den früheren Veranstaltungen an. Wer am lll. Oktober den überfüllten Barbarossasaal gesehen hat, muß bestätigen, daß das Interesse der Gemeinde fortwährend steigt. Das Orchester des GeselligkeitZvereins „Erescendo" stellte in liebenswürdiger Weise seine Kräfte zur Verfügung und trug znm Gelingen des Festes bei. Herr Scheder begrüßte nach einigen Konzertstücken die anwesenden Gäste im Namen des Jünglingsvereins. Sodann hielt unser Präses die Fest rede. In schlichten Worten schilderte er nn der Hand eini- grr Beispiele die zwei Gedanken, die den katholischen Jüng ling beseelen sollen: Schon in der Jugend lernen, sich unter - crdnen unter Staat und Kirche, führte der Redner aus, si'i die Grundbedingung einer geregelten Staatsordnung. Wie töricht se: doch die Anschauung jener, die da glauben, in einer Republik könne der Mensch „frei" sein. Als bestes Gegenbeispiel nannte er das Unglück des französischen .Kriegsschiffes „Libertä". Kann so etwas in einem Reiche Vorkommen, wo die Disziplin und die Liebe an das ange stammte Herrscherhaus den Menschen eine Autorität über sich fühlen läßt? Sind etwa die Portugiesen mit der jetzi gen Regierung znfriedcn? Nein, im Gegenteil, es gärt ständig unter der Bevölkerung. Ter zweite Gedanke aber, der dem ersten nicht im geringsten nachsteht, sei der Kampf gegen die Unsittlichkeit. Gegen den Feind, der unser Selen leben zn vernichten drohe, sollen wir allezeit die Waffen bereithalten. Redner gab sich dann der Hoffnung hin, daß. wenn unser Verein sich so weiter entwickle, er sein OOjähri- ges Bestehen mit verzehnter Mitgliederzahl feiern möge. Das zweiaktige Lustspiel „Ter Prozeß" gab dem Abend noch ein lustiges Gepräge. Tie darnnfsolgende» turnerischen Anfsührnngen wurden unter der bewährten Leitung des Herrn Turnlehrers Hildebrand erakt ansgeführt. Znm Sctzlnsse dankte nochmals Herr Lehrer Scheder allen, die zum Gelinge» des Festes beigetragen hatten. Ein Tänzchen hielt unsere liebe» (Riste noch bis gegen 12 Uhr vereint, die uns auch hoffentlich das nächste Mal wieder in so großer An zahl besuche» werden. - 8 Kvnigshai», 2. November. Sonntag den l2. No vember nachmittags 4 Uhr findet hier im Saale der „Verg- schenke" eine gemeinsame V e r t r a n e n s in ä n n e r ver sa m m l n n g der V o l k s v e r e i n s b c z i r ke Ostritz und Zitta » statt und gleichzeitig eine Vorstandssitznng des Z e n t r n m s - W a h l v e r e i n s der Orts gruppe Zitt a n, zu der auch die ZentrumsvertraucnS- Männer der einzelnen Orte hinzngezogen werden: der Vor sitzende der Ortsgruppe, Herr Bürgerschiillehrer H. Lorenz- Zittan, wird ein Referat über „unsere innerpolitische Lage" halte». Auf dieser Versammlung soll auch definitiv zur Kandidatensrage im hiesigen Neichstagswahlkreise Stellung genommen werden. In Anbetracht der wichtige» Tagesordnung ist vollzähliges Erscheinen aller Inter- essierte» bezw. Geladeneü dringend erwünscht. — Abends 7 Uhr findet wiederum wie vergangenes Jahr im großen Saale des Kretscham ein F a in i l i e n a b e n d des V olkSvereins statt, zu dem die beiden Ortsgesang vereine ihre Mitwirkung bereits zngesagt haben. Außer musikalischen Vorführungen wird ein kurzer, dem Eharakter des Abends entsprechender Vortrag sowie ein Lichtbilder vortrag über Ludwig Windthorst und sein Leben geboten werden. Scho» jetzt seien alle Elter» mit den erwachsenen Kindern zu dieser Veranstaltung herzlichst eingelade». tz Meißen. (Kat h. K a s i n o.) Sonntag den 0. No vember findet im Vereinslokale die regelmäßige Monats Versammlung statt. Es wird mit derselben zngle'ch die Feier des Stiftungsfestes verbunden sein. AuS Anlaß des ielben soll den Damen und Herren des Vereins auf Koste» der Vereiuükasse eine Spende zuteil werden. Einer all fettigen Beteiligung wird daher entgegengesehen. Den Vor trag hat Herr Schuldirektor Schönfelder gütigst über nomine». tz Schönscld, 2. November. Welcher Wertschätzung sich der VolkSverei » f ü r d a S k a t h o l i s ch e D e n t s ch l a n d auch im letzten Grenzorte der deutschen sächsischen Oberlansitz erfreut, das hat die Versammlung vom letzten Sonntag zur Genüge bewiesen. Zahlreich hatten sich die Katholiken der umliegende» Ortschaften cingesnnden, auch die GlanbenSbrüder jenseits der Reichsgrenze waren er schienen: den Hanptteit der Versammlung indes stellten die Einwohner Scbönselds selber. Voller Freude konnte darum der Geschäftsführer in seiner Begrüßung hervor heben, daß, was er nicht zn hasse» gewagt hatte, diese zweite Versammlung die erste im vergangenen Mai an Zahl der Besucher weil übertresse. Gewiß waren manch-' gekommen, um den als Volksredner beliebten und als Agitator für unsere Presse allbekannte» Herrn Kaplan P. Bicbler and dem nahen Wiese zu hören: sie sollten auch voll und ganz ans ihre Rechnung kommen. Nachdem der Geschäftsführer seinen Zuhörern Wilhelm Einanuel v. Krtteler als Bischof „der modernen Seelsorge mit sozialem Einschlag" geschildert, entledigte sich der Herr Kaplan Bichler in gerade glänzender Weise seines Auf trages: eine volle Stunde sprach er über das Thema: „Die christliche Presse dem christlichen Volke", mit einer Lebhaftig- keit und einer Begeisterung, die in ihm sofort ein echtes .Kind „des Rhein- und Weinlandes" erkennen ließ. Immer wieder wurden seine hnmorvollen, mit beißender Satyre gewürzten, pickenden Ausführungen vom ansmerksainen Auditorium mit Beifalls- oder EntrüstnngSrnse» unter brochen, was bei der hiesigen ruhigen Bevölkerung nicht so leicht geschieht. Der Erfolg zeigte den Wert der Rede: !0 neue Mitglieder wurde» dem Volksvereine gewonnen, 10 neue Abonnenten der „Sächsischen Volkszeitnng". AnS innerstem Herzen kam doher gewiß der Donk, den der Herr Ortspsarrer I. I u n g e im Namen der Aninesenden den beiden Rednern des Abends abstattete. Freudig bewegt schloß der Geschäftsführer gegen 1l Uhr die Versammlung: Hoch der Volksverein und hoch die „Sächsische Volkszeitnng". tz Sritrndorf. (Volksverei » für das k a t h o l. Dentschla n d.) Heute Sonntag den 8. November nach mittags 8 Ilhr findet im Saale des Herrn August Wcichen- hciin eine Versammlung statt, wo Herr Oberknpla» A. Mott- Ostritz einen Vortrag über „Ketteler, ein Vorkämpfer christ licher Sozialresorm" halten wird. Erscheinen aller Volks- vereinsmitgliedcr ist Ehrensache. D. Aus der Frauenwelt. k Eine seltsame Grvßstndtpslnnze im besten Sinne des Wortes ist i» Berlin gestorben, d. h. eine Frau, die ihre Wirksamkeit nur in der Millionenstadt finden konnte Die Droschkenkutscher haben nämlich den Tod ihrer Helferin und Freundin zu beklagen. Mrs. Palmer