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Sächsische Volkszeitung : 27.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190704276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19070427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19070427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-04
- Tag 1907-04-27
-
Monat
1907-04
-
Jahr
1907
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.04.1907
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vorhanden find, dann fällt es zusammen. Da) deutsche Volk ist schon ein paar Mal mit Begrtftkruna für da» Vaterland in den Krieg gezogen. Die Manneszucht tm Volke ist da- Merkmal seiner Sullur, mit der sozialdemokratische» Manneszucht wird man dir Verachtung dec Welt erzie e». (Lebh. Betlall.) General v. Lallet: Die wünsche der Militäranwärter sind vom Abg Erzberger s hr warm vorgetragen worden, wir sieben denselben woolwollend gegenüber Wir treten für diese ein. Die neuen Gesteflung»t.rundsätze für die Militäranwärter sind in Arbeit begriffen. Der BundeSrat wird sich mit denselben befassen. Die Kriegr- iovaliden werden richt schlechter gestellt als die Kriegsteilnehmer. Abg. Graf v. MielztnSky (Pole) wendet sich gegen den Kriegsminister, der erklärt h.be. c« herrsche bei den volen eine Gehässigkeit gegen das Militär. Ec konstatiert die Tapferkeit und den Mut der Polen in, Kiiege gegen Frankreich von 1870 71. Wir anerkennen die Ritterlichkeit der preusi scheu O fisiere um so lieber, als sie gegen da» Benehmen der Vureaukraten im schroffsten Gegensatz strhl. wiederholt habe er da» Noykotlieren polaricher Geschäfte durch da» Militär scharf gerügt. Mehr als >00 Loka.e unierliegen dem Boykott de» MrliiärS Unter diesen Lokalen befinden sich grosie HolelS. Auch pol-iische Theater werden boykottiert, obgleich niemals preotzenfetndliche Tendenzen in die E, scheinung treten. Er hofft, dos dem Boykortierunwesen ein Ende gemacht werde. Knegsniinister von Einen» erklärt, dag der Boykott nicht entbehrt werde» könne: aber wo er angewendct werde, müssen die Gründe aufs eingehendste geprüft werden. Auch werde in solchen Fällen stets im Einvernehmen mit der Zivildehörde Entscheidung getroffen. Ta wo die Disziplin gefährdet sei. könne vom Boykott nicht Abstand genommen werden. Die Polen gehen einen gefähr lichen Weg. wenn sie die Soldaten aushetzen. Im Heere wolle» wir Frieden haben (Beifall.) Nach einer kurzen Ausführung des Abg. Hagemann (Natl.) wird die Diskussion geschlossen. Die Resolution des Zentrums betr. Portooergünstigung für Soldaten wir einstimmig angenommen, ebenso eine Resolution betr. Erhöhung der Löhnung und die Reform des Beschwerde rechts. Die Resolution betr. Masnahmen geaen Auswucherung der Offiziere wird gegen Konservalive und Nalionallidcrale ange nommen. ES folgt die Beratung der Svezialtitel. Werner (Antis.), Häusler (Zenkr.) sprechen sch für Besserstellung der Jntcn- dantursekretärc auS; letzterer wünscht mehr Selbständigkeit für die Sekretäre. Eine Reihe von Titeln wird ohne Debatte genehmigt. Abg. Thaler (Zenrr.) tritt für Besserstellung der Musik kapellmeister ein Abg. Kohl <Z<mtr.) nimmt sich der Kaserneninspektoren an. Abg. Ruegenberg (Zentr) wünscht Besserstellung der Krlegsstabsavothekcr und StabSapothcken. Abg. Baiimann lZentr.) foidert, das für die erkrankten Soldaten nur nalurreine Weine gekauft werden. Abg. v. Bieberstein (Kons.) begründet folgende Resolution: „Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: l. Die Remonle-Ankauss« preise im Interesse der Erhaltung der wegen ihrer dauernden Un rentabilität immer mehr znrnckgehende Zucht geeigneter Remonte- pferde den heutigen Mehrkosten entsprechend zu erhöhen dem Reichstag eine Nachweisung vorznlegen. wieviel Renionien in den einzelnen Provinzen angrkaüfk sind weiches der Durchschnittspreis, außer den Ankaufskosten, für dieselbe in jeder Provinz gewesen ist und wie hoch sch die Ankauftskosten pro Pferd m jeder Provinz stellen- Abg. Wach Horst (Nail.), Frhr. von Pfetten (Zentr.), Meyer-Pfarrkirche» (Zentr) schließen sch der Resolution an; dieselbe wird angenommen. Darauf vertagt sich das Hauö auf morgen 1 Uhr. Fort setzung. — Schluß 7 Uhr. Pvltrtsrhe MuuvvrlMu DreSd-n de' 26. April 1«07. Der Kaiser ist Donnerstag nachmittag von Gießen rn Homburg wieder eingetroffen. — Prinz Eitel Friedrich trat am Mittwoch nachmittag st Uhr nährend des Exerzierens ans dem Trilptx'iiübungs- platze in Töberitz einen bedauerlichen Unfall erlitten. Beim Vorbeimarsch der Leibtömpagnie des ersten Garderegiments zu Fuß, deren Kommandeur Prinz Eitel Friedrich ist. scheute Las Pserd vor einer roten Jahne, die ein Unteroffizier trug. Das Tier schnellte mit dem Kopf in die Höhe und schlug den Prinzen so heftig gegen die Nase, daß er bewußtlos dom Pferde sank. Er erlitt Hantabschiirsniigen im Gesicht und ivurde im Barackenlager in Töberitz, wohin er sich zu Fuß begab, verbunden. Daß das Befinden des Prinzen zu Be sorgnissen keinen Anlaß gibt, geht daraus hervor, daß er bereits am Sonnabend Berlin besuchen wird. Er dürsle m einigen Tagen seinen Dienst wieder ausnehmen. Dem Reichstage ging ein Gesetzentwurf zu betref fend Aendernngen des Neickrsbeamteilgesetzes und der Ent wurf eines Beamtenhinterbliebeuengesetzes. Nach der Be gründung bezwecke der ersterc Gesetzentwurf in der Haupt- sackze, die Parteile, welclre das Ossizierspensionsgesetz von 1906 den Offizieren brachte, auch den Beamten zu gewäh ren und damit zugleich den Wünschen des Neickzstages zu enbspreck-en. Die zweite Vorlage bezwecke die einheitliche Neuregelung der Hinterbliebenenversorgnng. — Dem Reichstage ging ferner mn L^ericht des stellvertretenden ko- 'onialdireftors vom 18. April zu, betreffend das Ergebnis der Untersucknmg in der Besckyverdesackje der At'wahäupt- linge in §bamenln. Ternbnrg berichtet an den Reichskanz ler: Nach dem Ergebnis der Untersuchung liege kein Anlaß vor. gegen einen der beschuldigten Beamten strafrechtlich oder disziplinarisch porzngeben. doch könne in Perschiedenen Punkten die Handk-abung der Verwaltung und der Eingc- borenenrechtsplx'chung nicht gebilligt Ux'rden und die gesetz lichen Vorschriften entsprächen in verschiedenen Beziehungen nickst mehr den derzeitigen Verhältnissen. Er habe durch Anordnungen an das Gouvernement für strenge Einhaltung der gesetzlich'» Vorschriften Sorge getragen und Vorarbei ten für Reformen ans dem Gebiete der Verwaltung und der Gingebornen-Recktspreckmng eingeleitet. — Dir Budgctkvmmission des Reichstages beriet am Donnerstag den Etat für Kamerun. Die Zölle wurden um 200 000 Mark erhöht: der Zoll ans Zigaretten, Bier und Wein soll erhöht und ein Ausfuhrzoll ans Elfenbein gelegt werden. Dr. Semler (nat.-lib.) bekämpft diese Zoller- bölning. Kolonialdirektor Ternbnrg: Die Erhöhung des VlkkoHolzolles sei geboten: Deutschland müsse bierin voran- gehen und Ixibe es ans der Brüsseler internationalen Kon ferenz getan. Erzberger (Zentr.') fordert sehr hohe Zölle für Branntwein: der Zoll von 75 Pfennig sei zu niedrig; man müsse mindestens ans 1 Mark bis 1,50 Mark gehen und auf den Eisenbahnen die Beförderung von Branntwein erschweren. Kolonialdirektor Dernburg sagt die Erhöhung im gewünschten Sinne zn. Kopsch (freis. Volksp.) fragt be züglich des Falles Pnttkamer an, ob Geheimrat Rose tat sächlich dr'» in der Presse publizierten Bericht verfaßt lxibe. Koloniadirektor Dernburg: Der Bericht von Rose sei vor handen: aber Rose sei zur Disposition gestellt worden. Ueber alle Beschverden gegen Pnttkamer würde ja heute vor dem Disziplinargericht verhandelt. Freiherr von Richthofen (kons.) beantragt, deshalb heute nicht näher auf die Sache einzugehen. Es folgt die Militärverwaltung: eine neu? 10. Kompagnie wird gefordert. Hauptmann Dominik spricht über die Verhältnisse im Süden des Schutzgebietes. Der Süden sei von einer stark kriegerischen Bevölkerung be wohnt. Kolonialdirektor Dernburg bedauert, daß der Vor redner ans dem Kolonialdienste ausscheiden müsse. Die Händler im Süden, namentlich die Schwarzen, verüben nianck-e Gewalttat, so daß das Gebiet von Beunruhigungen heimgcsncht tverden kann. Das Trägerwesen ist neu geord net worden. Tie Zahl der Händler tvird eingeschränkt wer den. Erzberger: Den Süden Kameruns halte er für das erste Gebiet, wo uns ein schtverer Aufstand drohe; die Ursachen ober liegen an dem Verhalten der Gesellschaften, die sich erst eine Konzession geben lassen; dann geht es los, die Eingeborenen werden mißhandelt. Entsteht eine Beun ruhigung. so rufen die Gesell sckzaften zuerst nach einer stärke ren Schntztruppe; sie verdienen hieran das meiste Geld, be sonders wenn es zum Kriege kommt, und nachher rufen die Gesellschaften gar noch nach Entschädigung. Ehe man die Schntztruppe vermehrt, müsse die DcrNxfltung gegen die Ge- sellsckzaften Vorgehen; diese müßten zn den erhöhten Ans- gaben ln'rangezogen werden. Kolonialdirektor Dernburg: Die im Jabre 1906 vom Abgeordneten Erzberger geforderte Untersuchung gegen die Gesellschaften sei abgeschlossen und lzätte ergeben, daß die VoNvürfe gegen die Gesellschaften nicht unberechtigt seien. Auch ihm erscheine die Lage sehr bedenklich: er stimme dem Abgeordneten Erzberger bei. Aber- die Truppe sei gerade erforderlich, um die Ruhe auf recht zn erhalten. Dr. Semler (nat.-lib.) hält es für ver fehlt, die Soldaten zn genehmigen, weil sonst zn leicht neue Reibungen entstehen. Freiherr von Richthofen (kons.) for dert den Erlaß eines Waffeuverbotes für Südkamerun, ist aber für die 10. Kompagnie. Tr. Spahn (Zentr.): Die Verstärkung der deutschen Macht sei geboten, um die Kauf- lente zu kontrollieren, wenn sie die genannten Ausschreitun gen begeben wollen. Storz (Volksp.) tritt unbedingt für die Bewilligung ein. Dr. Wiemer (freis. Volksp.) hat Be denken gegen die Bewilligung; man könne eventuell die Polizeitruppe vermehren. Dr. Semler (nat.-lib.) stellt kei nen Antrag. Die zehnte Kompagnie wird gegen die Stim men der Sozialdemokratie und Freisinnigen angenommen. — Tic Wahl des ZentrumSabgeordnen Trimborn ist von der Wahlprüfungskomniission des Reichstages für gültig erklärt Warden. Der Protest ist von sozialdemokra tischer Seite erhoben worden und richtete sich gegen den Aufruf des Oberbürgermeisters Becker von Köln, welcher am Tage der Stichivahl zu Gunsten des Zentrumskandi daten an die nationalen Wähler gerichtet tvar. Nun ist aber der Aufruf von Becker nickst in seiner Eigenschaft als Bürgermeister, sondern als Ehrenbürger der Stadt Köln unterzeichnet gewesen. Infolgedessen entbehrt die Wahl jeder amtlichen Beeinflussung. Die Kommission kam des- lxflb zn dem Beschluß, die Wahl für gültig zn erklären. In dieser Sitzung wurde noch eine andere Frage von prin zipieller Bedeutung erörtert; sie betraf die Tätigkeit der Kriegcrvereine bei ben verflossenen Wahlen. Die Kom mission beschloß, eine gutachtliche Aeußerung des Generals Spitz, des Vorsitzenden des Verbandes deutscher Krieger vereine. darüber lzerbeiziifülircii, ob die Kriegervereine einen amtlichen Charakter haben oder nicht. — Das preußische Abgeordnetenhaus begann Donners- tag die 8. Lesung des Etats; eine Generaldebatte fand nicht statt. Bei den einzelnen Titeln gab es noch kleine Gefechte, zum Beispiel bei der Pnlenpolitik. — Der badische Minister des Innern v. Schenkel, der die Sozialdemokraten im Landtage nicht missen will, tritt in den Ruhestand: er war der Vater der Verbindung dcr Roten und Liberalen. AIS sein Nachfolger ist Frhr. v. Bredow in Aussicht genommer. ein liberal-konservativer Katholik, der im Jahre 1908 im Konstanzer Wahlkreis gegen den bewährten ZentrumSabgeordneten Hng vergebens kandidierte. — Im Laufe der nächsten Monate werden weitere Veränderungen in mehreren badischen Ministerien eintreten. Vor allem wird Staatssekretär Alexander Freih. v. Dusch nicht mehr allzulange ini Staatsdienste bleiben. Auch Frei herr Adolf Marschall v. Bieberstein dürfte mit der Zeit sein Ministerportefenille mit der Stelle des evangelischen Oberkircheurates vertauschen. — Die innerpolitische Lage glstcht dem schlafenden Dornröschen: aller Lärm soll vermieden werden damit es nicht erwacht; keine Frage wird erörtert, damit kein Streit unter der neuen Mehrheit entsteht; alles soll vertagt werden, auch die gesamte positive Arbeit des Reichstages. Wenn dieser hübsch brav bleibt und bis Pfincstten den Etat fertig bat. dann soll er vertact werden, obwohl hierfür auch gar kein Grund vorliegt; fast keine Gesetzesvorlage ist vorhanden, die den Schluß verhindern würde. Doch die neue Mehr- heit soll ein Geschenk erhalten und so vertagt man, damit durch die Freifahrt den Sommer über die neuesten Freunde der Regierung in guter Laune erhalten bleiben. — Bei der Zeichnung auf 800000000 Mk. 4prozentige Schatzanweisuugen des Reiches und Preußen, die Donners- tag vormittag stattfand, sind außerordentlich bedeutende Beträge, namentlich in Sperrstücken, gezeichnet worden. Sie sind nach vorläufiger Feststellung rund fünfundsechzigfach gezeichnet worden. Frankreich. — Die Kaiserin-Witwe von Rußland traf, von Biarritz kommend, Donnerstag um 10 Uhr vormittags in Bourget ein und wurde auf dem Bahnhofe vom Präsidenten FalliäreS und dem Minister Pichon begrüßt. Der Präsident gab dabei seiner Freude über die herzlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland Ausdruck. Um 10^/, Uhr erfolgte die Weiterreise. — Die Frage der Festfeier zu Ehren der Jnußfra» von Orleans ist noch immer nicht erledigt. Bekanntlich hatte der Ministerpräsident ClLmeneau den Zivil- und Militär- behörden die Teilnahme an diesem Nattonalfest untersagt, mit der Begründung, daß da« Fest durch die Teilnahme des Bischofs und des Kleru» einen kirchlichen Charakter habe. Der Sturm der Entrüstung, der in Orleans sich gegen dieses Verbot erhob, belehrte ihn. daß selbst den besten Regierungsmameluken die Geduld reißen kann, wenn die hohe Regierung den Bogen zu straff spannt. Ms" menceau gab nach. Auch der Bischof wollte der Bevölke- rung zuliebe fein Entgegenkommen beweisen und verhau- delte mit dem Bürgermeister dieser Stadt. Er stellte bloß folgende drei Bedingungen: 1. Mitnahme der Pfarrkreuze. 2. Verrichtung des althergebrachten Gebetes bet den Wällen. 3. Fernbleiben der Freimaurer. Diese Bedingungen wurden vom Bürgermeister ohne weiteres zugestanden. Nun ver langt die Freimaurerloge, welche sich in den verflossenen Jahren niemals an der Feier beteiligte, daß ihr ein ent sprechender Platz im Festzuge angewiesen werde. Dieses Verlangen wuroe von, Komitee abgewiesen. Doch nun wandten sich die Freimaurer an Br.'. Crämenceau und dieser telegraphierte dem Deprrtementspräfekten, daß er den Beamten verbieten würde, um Festzuge teilzunehmen. falls man nicht der Loge einen würdigen Platz anweise. — Durch diese unerhörte Einmischung der Freimaurerei ist neuerdings die ganze Ehrung der französischen National- Heldin in Frage gestellt. — Ein Teil der Rede des KrirgSmiuisters von Einem im Reichstage, besonders die Stelle, in der er an die hasti gen Rüstungen der Franzosen vor zwei Jahren erinnert, tverden von einigen französischen Blättern wieder als An zeichen kriegerischen Absichten betrachtet und dementsprechend kommentiert. „Eclair" ist ehrlich genug, zu betonen, daß die Worte keinerlei Provokation enthalten, er mahnt aber seine Landsleute, aus der Schärfe, mit der die Notwendig keit dcr steten Kriegsbereitschaft im deutschen Reichstage be- > tont werde, eine Lehre zu ziehen. Andere bezeichne« die Worte des Kriegsministers ironisch als eine Antwort auf die im Haag zu beratenden Vorschläge der Rüstungsbeschrän kungen. Bebels letzte Reden tverden hier von den Radikalen gegen die Sozialisten ansgespielt. So schreibt „Radiocck": „Der Kollektivistensührer ist der zuverlässigste Mitarbeiter des Kriegsministers. Es ist — sagt er — notig, das Vater land zu verteidigen, das halten wir für eine unabweisbare Pflicht. Tie Begeisterung des großen Umftnrzmamies macht uns Freude. Vielleicht überschreitet seine glühende und hellsüchtige Vaterlandsliebe die Grenzen und entzündet auch daS internationalistische Herz seiner französischen Ge nossen." — Tie Staatsanwaltschaft hat beschlossen, die Gründe des in dein Prozeß gegen den Abbck Jouin gefällten Urteils dem Kassationshofe zu unterbreiten, um die Amrulliernng der abfälligen Bemerkungen über das Separationsgesetz her beizuführen. Spanien. — Der Wahlsieg der Katholiken. Nach den bisher bekannten Resultaten der Kammerwahlen wurden gewählt: 256 Konservative, 6l Liberale, 8 Demokraten, 32 Republi kaner. 17 Katalanisten, 16 Karlisten, 2 Jntegnsten, 2 selbständige Katholiken, 4 Unabhängige. In 6 Wahl bezirken ist eine neue Wahl erforderlich. — Die Zeitung „A. B. C." publiziert eine römische Korrespondenz, wonach der Anstausch der Besuche zwischen König Alfons und Viktor Emanuel seinerzeit vom König Eduard suggeriert worden sei. Der „Heraldo" behandelt dieselbe Frage in einem Leitartikel mit antideutscher Ten denz zusammen mit dem Abrüstnngsproblem, wobei bas Blatt bestätigt, daß König Eduard Deutschland zur Ab rüstung zwingen oder völlig isolieren wolle. „Heraldo" meint, die deutsche Diplomatie habe nach Canea keine Ver anlassung, mit besonderem Optimismus aus die Begegnung von Rapallo zurückzublicken. Wngiiauv. — Die britische ReichSkolouialkonferenz hat der Welt mitgeteilt, daß das englische Weltreich fest entschlösse« ist, zusammenzuhalten. Wenn ein Mann wie General Botho, der noch vor 6 Jahren gegen England 'sin Felde stand, jetzt als Premierminister des Transvaal unter dem Jubel des englischen Volkes den englischen Boden betritt, so spricht es ebenso so sehr für den realpolitischen Sinn der Buren wie für die kolonialpolitische Geschicklichkeit Englands. ES darf sich schon jetzt des Gebietszuwachses im Süden Afrikas freuen. In nicht langer Zeit wird es sich die Buren völlig assimiliert haben. Nicht minder war eS ein Wort, daS die Herzen deS englischen Volkes höher schlagen läßt, wenn der Premier von Kanada. Laurier, erklärte: „Unsere Wahl ist getroffen, wir stehen zum Mutterlande." SLnklaub. — Der Zar wird am Freitag eine Deputation vo« 62 Bauern, die der rechten Dnmapartei angehören, empfangen, welche den Ausdruck ihrer untertänigen Gefühle übermit teln. sowie den Wunsch aussprechen wollen, nur gemein schaftlich mit dem Zaren zu arbeiten. Dabei beabsichtigen sie Maßregeln zur Hebung der allgemeinen Volksbildung zu erbitten. — Im Lager der äußersten Linken herrscht große Beunruhigung. Die Bauern werden wankelmütig. Sie erhoffen von der Partei eine schnelle Entscheidung in der Agrarfrage, das Einzige, was ihr Interesse fesseln kann. Nachdem sie sich überzeugt haben, daß ihre Partei darin machtlos ist, schwindet ihre Sympathie für die Prin zipien der Linken. — Der Conseil für die Neichsverteidigung hat Ärne Sitzung abgehalten, in welcher ein sehr umfangreiches Schifföbauprogramm angenommen und dcr Typ der zu er- bauenden Kriegsschiffe festgesetzt wurde. Wie verlautet, ist ein ähnlicher Typ wie der der „Dreadnought" angenommen lvorden, und zwar sollen 18 solche Schiffe gebaut werden. — Reichsduma. In der Debatte über die Agrarfrage griffen mehrere bäuerliche Abgeordnete die Grundeigen tümer, die Regierung und die konstitutionell-denivkratische Partei an. Ein Redner erklärte: Wir stehen vor geschiloffe- ner Tür und verlangen Brot, um nicht vor Hunger zu ster ben. Unser Klopfen will man nicht hören. Die Grund besitzer mögen auf der Hut sein, daß nicht hundert Millionen ausgehungerter Menschen die Tür mit Gewalt brechen. Der Banernabgeordnete Kiszclow erklärte: Wir sind nicht ge kommen. mn zu drohen. Wir wollen, so lange es möglich ist. die Frage ans friedlichem Wege lösen, fürchten aber, daß selbst eine Verzögerung von wenigen Tagen und Stunden gefahrbringend werden kann. Ein anderer Bauernabgeord neter sagte: Wenn die Regierung die Stimme des Volke- nicht hören wolle, würden die Bauern, ohne noch viel zu reden, das ganze Land nehmen und arrfteilen.
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