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Mrnmer 92 — 23. Jahrgang .Smal wöchentl.verulirpreiz: litt April 2 R.»M. au-schliebl. Bestellgeld. verechnung äer Unreigen »ach Rent.-Mark Preise: Die eingespaltene Petitzeile 2V<), f. Familien-u. Pereinsanzeigen, Gesuche 15^. Die Petit-Reklamezeile 8V mm dreißig. Ossertengebühr sür Selbstabholer 15^). bei Neberiendung durch die Post außerdem Portozuschlag. krel; sllr ltte cinrelnummer io «enlen-klennig. Geschästlicher Teil: Joses Fohmann, Dresden Siickllscke Donnerstag, 17. April 1924 Im Falke höherer Gewalt erlischt jede Beipflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung non Anzeigen-Äutträgen »nd Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFern- sprecher übermittelte Anzeigen iibemehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Nückvort« nicht versehene Manuskripte werden »ich! ausbewahrt' Sprechstunde der Redaktion v bis 8 Uhr nachmittag». Hauptschristleitr,:: Dr. Josef Albert. Dresden Tageszeitung für christliche Politik und Kultur Die Antwort der Neichsregiernng Die Mitarbeit an der Lösung des Reparaiionsproblems auf der Grundlage des Sachverständigen» gutachtens — Poineare hetzt von neuem — E n ernster Konflikt zwischen Japan und den Der» einigten Staaten. Dir SchlittstiiildlgklMllchtt» als MM««» Ganzes Ein HavaS-Kommcntar hatte, so wußten die Baseler Nach richten, wenigstens aus Paris zu melden — wir müssen dies an führen. da uns der Kommentar nicht zu Gesichte gekommen ist — zu dem Beschluß, deutsche Vertreter am 17. April anzuhören, betont, und zwar mit auffallender Schärfe, daß es sich doch um keine Verhandlungen und Besprechungen handele, sonder» ledig lich »m eine Anhörung der Deutschen, ob sie an der Durchfüh rung der Sachverständigen-Gutachten Mitwirken wollten, oder nicht, „Sowohl Annahme wie Ablehnung könnten nur im gan zen ausgesprochen werden, die Herausnahme einiger Artikel sei unzulässig. Auch die deutsche Kriegslasten-Komniission in Paris ^ sei darüber informiert, daß eine Erörterung über die grnnd- ^ legenden Einzelheiten des Sachverständige »bericht? nicht in Aus sicht genommen sei." Soweit der HavaS-Kommentar, der also gewissermaßen für Deutschland ein Entweder-Oder als vollendete Tatsache hinstcllen wollte. Mit diesem Kommentar stimmen nun absolut nicht die nach und nach in der französischen Presse anftanchenden Stimmen überein, die für Frankreich eine gewisse Bewegungsfreiheit, vor allem wieder einmal in der Auslegung erwirken wollen, Es ! scheint tatsächlich, daß in Paris der Versuch zum mindesten un ternommen worden ist, Abänderungen an dem Plan der Repara tions-Sachverständigen vorzunehmen. Nach Londoner Blättern heißt es sogar in dortigen politischen Kreisen, daß die Klausel, in der der Bericht als unteilbares Ganzes bezeichnet werde, in der französischen Fassung fortgelassen worden war, und erst wie der cingefügt wurde, als die britischen und amerikanischen Sach verständigen ihrer Ueberraschung „in beträchtlicher Stärke" Aus druck gegeben hatten. So schreibt wenigstens „Manchester Guar- ,dian", der doch immerhin zur englischen Regierung beste Füh lungen hat. In der Tat enthält das Sachverständigen-Gutachten an verschiedenen Stellen einen deutlick'cn Hinweis darauf, daß das Gutachten nur als unteilbares Ganzes betrachtet werden darf, Am deutlichsten ist dieser Hinweis im Abschnitt XVIl. Die Art des Planes. Es heißt in diesem Kapitel: „Am Schluß dieses Teiles unseres Berichtes möchten wir noch einige Punkte ganz besonders hervorheben. Erstens be trachten wir unseren Bericht als ein unteilbares Ganzes, Nach ' unserer Meinung ist ein Erfolg nicht möglich, wenn mau von unseren Vorschlägen einzelne hestnnmte auswählt und an nimmt, die übrigen aber verwirft und wir möchten keine Ver antwortung für die Ergebnisse eines solchen Vorgehens, noch für eine ungebührliche Verzögerung in der Ausführung unseres Planes übernehmen. Zweitens- ist unser Plan, wie schon früher bemerkt, durchaus- abhängig von der Wiederherstellung von Deutschlands wirtschaftlicher Souveränität, und cs ist zu be tone», das; die Ausführung des Planes entsprechenden Aufschub erfährt, falls diese Wiederherstellung verzögert wird. Die ver schiedenen Zeitpunkte, die wir in dem Bericht erwähnen, sind im Sinne der obigen Bemerkung zu verstehen." Klarer konnte die Auffassung der Sachverständigen in dieser Richtung nicht zum Ausdruck gebracht werden. Und die Haltung Frankreichs, besonders die neue Formel der progressiven wirt schaftlichen Räumung, die in dem flagrantesten Widerspruch zu dem Dawes-Bericht steht, erregt in England und Amerika bedenk liches Aufsehen. Dem Sachverständigen-Gutachten zufolge sollen die Jahreszahlungcn nur nach völliger Wiederherstellung der deutschen wirtschaftlichen Souveränität im besetzten Gebiet aus genommen werden und irgendwelches Heransgreifen einzelner Vorschläge, die anzunehmen oder abzulehnen wären, gibt es da nach nicht. Englischerseits wird noch besonder? betont, daß z, B, die Einsammlung der Kohlenstencr durch Frankreich, die Anf- rechterhaltung der Regicfordernngen von Kontrollen, die über die in den Berichten vorgesehenen hinausgchen, gänzlich unvereinbar sind mit dem Gutachten »nd ohne weitere? die wirtschaftliche Einheit Deutschlands entgegen der Auffassung der Sachverstän digen zerstören würden. Eine Annahme en bloc oder ihre Ab lehnung, daS ist die Auffassung der englischen Negierung, die sich, das liegt ja schon in der Zusammensetzung der Kommission und in ihrem amerikanischen Vorsitz, vollständig mit der der ameri kanischen Negierung deckt. Auch in der englischen Presse wir in der amerikanischen kommt deutlich zum Ausdruck, daß beide Re gierungen keiner prinzipiellen Abänderung de? Gutachtens zu- stimmen werden und daß Deutschland sowohl wie Frankreich ge wissermaßen gewarnt werden, die neue hoffnungsvolle Lage nicht durch derartige AbänderiingSvorsch'äge z» verderben Der Daily Herald unterstreicht dies noch dahin, daß, er betont, der Premier minister habe auf das deutlichste zu verstehen gegeben, daß eS keine langwierigen Diskussionen über Dctailfragcn gebe »nd daß die Berichte einstinimig anziinehnien seien mit dem weiteren Aus blick, sie durch gemeinsame internationale Verhandlungen in die Wirklichkeit umznsetzcn. Wenn eine Ergänznna hier und dort erfolge, und zwar insbesondere in Bezug auf Fragen, die von den Sachverständige» nicht berührt wären, so dürfte die? nur so eschehen, daß der Geist und der Buchstabe der Vorschläge lstcr- urch nicht verletzt werde. Es bedeutet die?, wie gesagt, einen deutliche» Fingerzeig für Deutschland wie sür Frankreich und fragt sich ob eine der beiden Negierungen es dnranf nnkannnen lassen will, in diese», Stadium der neuen Entwicklung daS Odium diesmal der ganzen Weltmeinung ans sich zu nehmen, Bedenken dieser Art dürften auch die deutsche Regierung bei ihrer Stellunanahmc zu den Sachvcrständigen-Vorschläacn, die ja schon inzwischen erfolgt ist, und zwar in dem Sinne erfolgt ist. daß die deutsche Regierung mit Znstimmuna der Staats- und Ministerpräsidenten der Einzelländer, der Koalitionsparieien und ^cr Sozialdemokraten auch daS Gutachten cn bloc annimmt, ge leitet haben. Gewiß bringen die. in dem Gutachten enthaltenen finanziellen Pläne eine ungeheure Belastung Deutschlands, aber eins dürfen wir nicht vergessen, sie sollen auch die Befreiung von Rhein und Ruhr erbringen. Und dafür, wir erinnern hier an die wnchiigcn Worte des Reichskanzlers nnd Außenministers Dr, Stresemann, dürfen »uS keine Opfer groß genug sei» W KttkiWlt Berlin, 16. April. Die Antwort der Neichsregiernng an die Ncparntioiiskominissiv» ist gestern nachmittag nach Paris abge. sandt worden, und wirb heute vormittag vom Vorsitzenden der dcnischcn KriegSlasicnkommission der Neparatioüskvmmission über geben werden. Die Antwort stellt in Anlehnung an die von der Nepnratioiiskammissio» gestellten Frage» kurz fest, bah die deut sche Regierung berrit sei, a» der Lösung dcS NeparntionSproblcmS auf der Grundlage des Planes der Sachverständigen mitznarbciten. Berlin, 16, April. DaS Reichskabinett hat gestern ln ilcbcreinstimmnng nk.t de» Staats- »nd Ministerpräsidenten be schlossen, die Anfrage der ReparationSkominission über die Sach verständigengutachten bejahend zn beantworten. Der Reichskanzler hatte für gestern auch die Führer der NclchStagsftaktlon zu einer Besprechung über die Sachnerstänftlge»- gntnchte» empfangen, Tie Führer der bürgerlichen Parteien wie auch dhe Sozialdemokraten bil.igten durchaus den Standpunkt der Reichsregierung, nur die Vertreter der Deutsch-Nationale» erklärte», daß die Regierung keine bindenden Verpflichtungen e,»gehen dürfe. Dem gegenüber vertrat der Reichskanzler die Auffassung, daß «S Psl cht der RcichSregiernng sei, die ans der äußere» politischen Situativ» sich ergebenden Entscheidungen treffen zn dürfen. Berl-n, 16. April, Die D e u t s ch n a t i o » a l c n waren am Montagabend vom Reichskanzler zwecks Stellungnahme zn den Sachverständigengutachten empfangen worden. Sie suchten den Einspruch der Partei zn begründen, der dahin ging, daß es nicht angängig sei, daß die jetzige Neichsregiernng nicht befugt sei, vor den Wahlen irgendwelche Erklärungen über die Sach- Verständigcn-Gntachtc» nbzugeben. Sie fügten hinzu, daß die Tenischnationnlen sich Vorbehalten müßten, derartige Erklärungen für sich als bindend nicht anznnebmcn, (Eine andere Stellung nahme der Denlschnationalcn war ans Grund ihrer ganzen bis herigen Politik naturgemäß nicht zu erwarten, Ter alte Op positionsgeist schwändet auch i» den wichtigsten und bedeutendsten Entscheidniigsnwmcnten der Politik nicht, D, Red.s. Bei de» gestrigen Besprechungen des Reichskanzlers mit den Führern der NeichStagsfraktion wurde von den Verirrter» der Deutschen Volkspart ei die Auffassung der Partei dahin ausgesprochen, daß die Sachverständigengutachten als Verhand- InngSgrnndlage unter gewissen Vorbehalten angesehen werden könnten, die sich im wesentlichen ans die Freilassung der Gefan gene» nnd die Rückgabe des widerrechtlich angceigncte» deutschen Besitzes im Rnhraebiet erstrecken, Prioritätsvcrzicht Ncntzork, 16. April. Nach einer halbamtlichen Meldung an? Washington ist die Negierung der Vereinigten Staate» be reit, ans die Priorität der amerikanischen Vcsatznngskoste» zu gunsten der internationalen Anleihe für Deutschland z» ver zichten. Z! Müll»»',! Wl»i>a»aII>S !!I dk«I GliIMeil London, 16. April. Die Ansicht der englischen Regierung über den Bericht der Sachvcrstä'iidigenanSschiistc der NeparationS- kominiision wnrde gestern im llntcrhansr vom Ministerpräsidenten kundgcta». Macdonald erklärte: Die Negierung habe mit großer Genngtnnng die Tatsache fcstgestellt, daß dieser Bericht einmütig von den amerikanische», belgische», sranzösischcn, italie nischen „nd englische» Delegierten nntcrzeichnct worden sei. Die ser Bericht gewähre den beteiligten Negierungen alle wünschens werte Nnterstiibnngcn für ihre Bcmülningen, mit dem solange »nSstchendc» Reparationsproblcm zn Ende z» kommen. Die Ausführungen der Ausschüsse hätte,, ihre beste Bestätigung durch die Bereitschaft der deutschen Regierung gefnndcn, diese Sachver ständigenberichte nnzncrkcnnen. Die englische Negierung sei die ser Tatsache gegenüber natürlich dazu gezwungen, die Ausführun gen dieser Berichte einer eingehende» Prüfung zu unterziehen, messe ihnen aber schon jetzt eine derartige Bedeutung zu, daß sie bereit sei, ihnen zuzn stimmen, falls andere in Betracht kommende-' Staate» ihnen znstimmen, auch die Bereinigten Staa. tcn. H'aldwi», der Führer der Opposition, betonte darauf, daß die Haltung der Regierung von sämtlichen Parteien unterstützt werde. London, 16, April. Der Führer der Opposition Baldwin -»'klärte im Unterliausc. die Haltung, die Maedonald betreuend die Sachverständigengutachten eingenommen habe, finde die Unter stützung des gesamten britischen VvlkeS, Baldwin richtete an den Premierminister die Frage, ob er einsehe, baß die Berichte der Sachverständigen keine Erklärung über den vollen Betrag der deutschen Verpflichtungen und über die Dauer der Barzah lungen enthalte», und ob die Gesamtverpslichtungen von 6600 Millionen Psnnd Sterling, die in oem Pakt vom 21. in London festgelcgt wurden, »och immer bestehen bleiben. Macdonald er widerte: Es sei vollkommen klar, daß die Berichte nur die Leistun gen für dis nächsten 6 Jahre sestsstzen und daß dariiberhinaus eine gewisse Maschinerie die Operationen für eine unbegrenzte Periode fortsetzen würde. Wenn jedoch alle Negierungen zu- stimmte», den Bericht zur Ausführung zn bringen, so würde der Gesamtbetrag der Reparationen der Gegenstand eines Arrange ments werden. Poiiimß über das Gutachten PanS, 16, April. Poineare hat gestern abend ans einem Bankett der republikanisch-demokratischen Partei eine große Rede über die französische Politik gehalten. Ec unterstrich erneut den Zusammenhang der inneren- und auswärtigen Politik nno nahm Frankreich gegen den Vorwurf des Imperialismus in Schutz. Besonders interessant sind die Satze in seiner Rede, die den Sach verständigengutachten gelten. Ter französische Mini sterpräsident widersprach zunächst der in deutschen Blättern und auch von einem Teil der französischen Presse verbreiteten Auf fassung, daß die Berichte auf eine Verurteilung der französischen Ruhrpslitik hinauslaufen. Sic wäre» im Gegenteil Sic glän zende Rcchtfert.gnng dieser Politik. Er fuhr dann fort, DaS Sackwerstnildigengidtachten setzt die Wiedergebung der wirtschaitt« liehe» und fiskalischen Einheit des Reiches voraus, Mit der Forderung ans einen Austausch unserer Pfänder gegen allgemeine Pfänder kann man an uns nicht ans Grund einer prinzipiellen Erklärung und einer mit den Lippen geflüsterten Zustimmung herantreten, sondern erst nach der Anssiihrung der Gutachten durch Deutschland, wie die Sachverständige» ausdrücklich vorickirel- ben, ES kann selbstverständlich nicht die Red« davon sein, daß wir nnscre» Druck lockern, ohne die Mittel zu bewahren, vie ihn im gegebenen Falle sicher »nd rasch wieder Herstellen, DaS Gutachten sieht sogar voraus, daß politische Sanktionen, die dazu bestimmt sind, die Verwirklichung des Planes zn gewährleisten, als wünschcnswert angesehen werden können. Die Sachverständigen erklären sehr richtig, daß sie für diese Sanktionen nicht zuständig sind nnd es von de» verbündeten Regierungen abhänge, ihre Natur zu bestimmen und ihre Wirksamkeit zu sicl-ern, Wir werde» also mit unseren Verbündeten über diese Frage ver handeln und da die von nnS geschaffenen Körperschaften noch in unseren Händen sind, wiro eine Verständigung und die Wahr nehmung unserer Interessen uns le.chter fallen, als 1022, Da eine dieser Körperschaften, nämlich die Eisenbahnregie außer,.-», eine wichtige Sichernngsgarantie darstellt »nd im gewisse» Geiüe Sichernngspalte ersetzt, die man uns 1919 versprochen hatte, werden wir mit unsere» Freunde» gleichfalls diese Hauptfrage, erörtern, die wir angesichts des Wiedererwachens des deutschen JmpcraliSmnsses nicht vernachlässigen dürfen, Die Verherr lichung LndendorffS Sie dem Prinzregenten dargebrachte» Ovationen, die schroffe Abstrcitung und das offizielle Lügen hin sichtlich der Schuld am Kriege und die Behinderung der inter alliierten Kontrollmissionen an der AuSsuhrnng ihrer Obliegen heiten, sowie schließlich die ge Helme Vermehrung der militärischen Formationen und der Revanche- verbände, aS alles sind Siimptone, die die Wachsamkeit zn einer ständigen Pflicht mache». 8as MmiM» mit der Wim Berlin, 16. April, Die Miknm-Verträge sind gestern von den Beteiligten unterschrieben worden: von deutscher Seite haben gezeichnet die Herren Fritz Thyssen und Generaldirek tor Fahrenhor st. Essen, 16, April. DaS Abkommen zwischen der M i k >, m und der S e ch s e r k o m m i s s i o n hat solgenden Wortlaut: Die Veröffentlichung des SachvcrständigenberichtS nnd die Entscheidung ker Reparaiionskommisiion vom 11. April haben eine neue Lage geichaffcn, die einen Weg zur Regelung der Re. paralionssrage eröffnet. Diese beiden Tatsachen sind geeignet, die Kreditbeschaffung sür den rheinisch-westfälischen Koh- lenbergbau zn erleichtern. Die Miknm und die Sechserkommission sind daher überein- gekommen,