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Sächsische Volkszeitung : 20.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192404206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240420
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-20
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.04.1924
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Sonntag, den 20. April 1024 Nr. »4, Seite Ostern 1924 Llm Ostermorgen Von A. D v n o e r s - Münster. Nur wer das Drückende, Schwere, Lastende der grasten Passion »n'ieinpfnnden hat, jubelt aus tiefster Seele oie Osterlieder mit, sühlt die Osterkrendc sein Herz durchziehen wie die ersten Strahlen der warmen FrnhlingSsonne. Als in früheren Jahr hunderten das religiös-kirchliche Leben mit dem öffentlichen mehr im Bunde stand, und von da ans das Einzelleben wirtlich be herrschte aab die vorausaeagngcne Menge der dnrcbgehailencn Fastenzeit, das miterlebte Leise» der Passionszeit dein Onertage eineil ganz anderen Charakter als heute. Wessen Seele oie Schauern des Kreuzweges und oie Finsternisse des Karfreitags auch nur von ferne leise mitempsnnden hat, der freut sich des ersten österlichen Alleluja. Wer aber kühl und kalt am Kreuze ans Golgatha vorüberging, dem Volle von Jerusalem -gleich, das höhnend und spottend des Weges zog, den, sagt auch Ostern nicht gar viel: „Tie Botschaft hör' ich wohl, mir aber fehlt der Glaube". Man must vorerst diese Welt des Leidens, der Not, des Todes im tiefsten Innern des eigenen Lebens spüren. Tann taucht ans allem Chaos und ans dem Grabesdunkel das Antlisi Christi des Anf- erstandenen auf. So war 'es einst am ersten Oslertag. So ist es immer wieder. Die grasten, strahlenden Feste der Christenwelt sind nicht blost Erinnerungen, sie sind immer neue Wirklichkeiten für die wahrhaft mitseiernvcn Menschen. Wir glauben am Ostcrmorgen mehr als sonst, ja mehr als je an Christus als an ein mächtiges, herauszichendes Licht, als an das liegende, unsterbliche Leben: „Ich bin das Licht der Welt. — Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". — Er ist da, der Ans- erstandene, so wie die Sonne da ist und erkannt wird, wenn früh morgens beim Sonnenaufgang die erstell Lichtströme in unsere »och schlaftrunkenen Augen hincinflutcn. Er ist da, und „zieht, erhöht von der Erde, alle an sich". Man kann an ihm nicht vorüber. Dafür liegt der Grabstein seiner geöffneten Grabss- geuft zu mächtig unkten ans dem Weg der sterblichen Menschen kinder, und lässt sich nicht fortbringen, auch durch alles Leugnen nicht. Wer an Christus, den Anserstandencn, den.Todesüber winder, Lebenoigmacher glaubt, der trägt die. Seele voll grosser Gedanken und schaut über Zeit, Welt, Erde hinaus, in weite Fernen hinein, Christus und sein Christentum ist pon uns allen erst rum kleinsten Teil begriffen. Für jeden, der, wie einst Paulus, vom lebendigen Christus ergriffen ist, hat es seine grössten Offenbarungen noch zu Heben, stets neu zu neben. Das Sterben und die Auferstehung Christi versteht heute derjenige am tiefsten, dem sich in oer Passion Christi oas Ge heimnis des ganzen Weltenlaufes, der legte und tiefste Sinn nnieres eigenen heutigen Lebens, wie des gesamten Mcnschheits- lebens zu gleicher Zeit verhüllt und offenbart. Die Groststadt steht immer wieder ain Wegcsrande nach Golgatha, gaffend, höhnend, spottend, achselzuckend. Einige wenige mittrauernch mit leibend, harrend und hoffend ans den Ostermorgen des Sieges: sie verstehen das Wort vom Kreuze und den Weg des Kreuzes. Ohne Sterben kein Werden, ohne Untergehen kein Anserstehen, ohne Tod kech Leben, keine „vita nuova — neues Leben". Immer bleibt Dantes Wanderung das Shmbol der Erdenpilger: nur dnrch die Tiefen von Leio und Not, von Schuld und Sünde,' durch ein Pnrgatorio von Sühne und Läuterung, von Reinigung und Entsündigung kommen wir zum Paradies, hören die Erlösten die Antwort ans ihr Schächergebet: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein." Nur durch die dunklen Abgründe und Finster nisse des Kreuzesleidens kommen wir zum Hellen paradiesischen Licht des Ostermorgens. Darum dürfen wir nicht im Pessi mismus des Lebens stecken bleiben, niemals. Wer sich henke stets mit Oswald Spenglers finsteren „>l ntergang -"'-Ge danken herumträgt, dem wird diese Leidenszeit nur noch viel tragischer und trauriger. Wenn man ganz Europa wie ein anSge- mergeltes Bergwerk ansieht, aus dem gar nichts mehr zu holen sei: wie einen versiegenden Quell, der keine Ströme lebendigen Wassers inehr von sich gibt, dann beherrscht der Grabesgedanke alles, und mail glaubt nicht mehr an eine Auferstehung des Volkes, der Kultur Europas, der ganzen Menschheit. Ostern verkündet einen tatensreudigen Optimismus, den Sieg des Lichtes über die Finsternis, der Hoffnung über die Verziveiflnng, des Lebens über den Tod. Das sind große Lebensgest-tzc und tiefe Weljge.heininisse,. Tie Karwoche nnd Passionszeit im Kalender ist nur ein Hinweis eine Erinnerung. Wann es dem großen Gott Hefällf, Volker und Menschen onrch ihre wahren Pafsionszeiten zu leiten, sie auf blutige Kreuzwege zu führen, an ein Kreuz nggeln und in 'hr Grab zu legen, das steht einzig in seinem Kalender der Ewigkeiten verzeichnet. Dort aber ist .auch die Stunde vorHe- -SS Dir Öfterst in drr (Musik Christ ist erstanden I Selig der Liebende, der die betrübende, heilsam' und übende Prüfung bestanden (Faust I, Ostcrmorgen.) Tie Passionszeit und der Anferstehungstag des Herrn haben von jeher inspirierend auf die musikalisch Schassenden einge wirkt. Scho» von den ältesten Zeiten an wählten die Christen als edelsten und innigsten Verkehr mit dem Weltenschöpfer nnd -lenkcr die Musik. Tausends von frommen Liedern nnd Gesängen sind so zur Ehre deö Höchsten entstanden, vom einfachen Choral an bis zur glänzenden Messe und znm umfangreichen Orato rium. In den ersten Jahrhunderten des Christentums standen die Ansichten der Gottesmänner sich entgegen. Manchs ent schieden sich für die religiösen Gesänge, andere wieder waren Gegner davon. So kämpfte» beispielsweise Paul von Samo- fata und der heilige Athanasius dagegen. Ter heilige Augustin ist bald vom kirchlichen Gesänge zu Tränen gerührt, bald sieht er darin eine „fleischliche Belustigung". Als Begründer des KirchcngesangeS sieht man den heili gen Ambrosius an. Er ist derselbe, oem man den Nmbrosianischen Lobgcsang — „Te dcum laudamus" — znschreibt. Dieser ist jedoch ein der griechischen Liturgie für die römische entnommener Hymnus. Tie Macht des Gesanges drückt Ambrosius mit den Worten anS: „Was hat man nicht für Arbeit in der Kirche, das Volk znm Schweigen zu bringen, wenn bloß vorgelesen wird. Sobald aber der Psalm ertönt, wird gleich alles still." Gregor der Große setzte die Sammlung der Kirchengesänge fort. Er gründete auch eitle Gesangsschnle für Kirchcnsänger. Eine» ganz besondere» Aufschwung nahm der Kirchengesang aber in der Klostsrschule zu St. Galle». Ta war' es Notkeo Balbulns (der Stammler), der sich durch eine ^besondere Art von Kirchenliedern, den Äquenzen, «inen Namen gemacht hat. Dce Segnungen breiteten sich rasch über die ganze Kirche aus und fanden viele Nachahmungen. Unter ihnen kindet sich auch eine Osterseguenz von Wipo (gestorben 1050) „Victimae pasckali laudes immolent Christiani". In „Mysterien nnd Mirakel" wurde schon berührt, daß St. Gallen auch der Entstehungsort des geistlichen Dramas ist. Eins derselben ist aus dem Oster-Nitnal hervorgegangen. Brachte das Oster-Nitnal einen Wecbiclgesang zwifchen den drei Marien nnd den Engeln am Heilandsgrabe. der in der Frühmesse (Ma- inerkt, wann nach den Turmuhren Gottes die Befreiung naht: „Wach« auf. der Osterlag 'st da." „Nur dort, wo Gräber sind, gibt es Auferstehungen," sagt Nietzsche. Wo Gräber sind, da ererben wir A llersteluingen. W>r glauben an «ine» Karfreitag unk den ein Ofterniorgen der Herrlichkeit und des Triumpses folgt. Wir glauben an Katakomben, ans denen ein Volk der Tiese nach jahrhundertelangem Leio znm Licht emvorstefgt. W>r glauben an den endlichen Sirg, in dem das Leid überwunden wird wenn ..alles vollbracht ist". Nicht der Tod kann im Reiche des lebendigen Gottes das letzte Wort bebakten: „Ich lebe, und auch H sollet leben" (Joh. k t, 19). Christen Hilgern immer einer anssteigenden Sonne entgegen. Oflcrnacht Oflernachk ist lei; stekommen, riinllet mählich Stern an Stern: Solcl'ner Slanr ist weit erstiommen sn cker blauen kiimmelslern'. vstchlein fließen, viumen sprießen für üen iieii'nen Osterta», Auterflehen. jeli«, Orüßen wancielk sacht cturch fiur unü liast. Mer kann heute traurig sagen r Mensch, iiellenke an llen roll? wie ru ßaraclie eRalien Steigt herauf ein Morgenrot. Sriin unü viumen in llen lianüen» tröffe nur, schau' himmelwariz: Lunik Ostern wirst uns spensten, ver besiegt ste; roste; Schmerrk storch, stie Lerchen in sten Lüsten Künsten schon sten hehren Lag! Ueber Oradcrn, über grünen viumenstuft linst Lerchenschiag. wachet auf im Lai ster Sstimerren, Machet aus au; Not unst Lost, vrechet viumen, -Unstet Herren, Ueberall ist Morgenrot! (Vom Mandern des Osterfestes Vvn Dr. Clemens Wagener. (Nachdruck verboten.) Schon Mancher hat sich gefragt, warum sich die Kirche bei der jeweiligen Bestimmung des Osterfestes nach dem Stande des i Mondlichtes richte. Es geht daS zurück ans die von alterS gepflo gene Sitte der Inden, ihr Passah auf de» «.rsten Vollmond nach Frühlingsnachtgleiche zu legen. Christus starb gelegentlich der Passahfeier, am Freitag, den 14. Nisam, am Kreuze, uni am 10. Nisam aus dem Grabe zu erstehe». Während man den Todestag des Erlösers >n der gesamien Christenheit feit je gemeinsam feierte, herrschte bezüglich der feierlichen Begehung der Auferstehung leine Einigkeit. Teils hielt inan sich an den lO. Nisam, teils verschob man das Gedächtnis der Grabsprengung auf einen spätere» Tag. Morgen- und Abendland befehdeten sich lange und ost recht heftig wegen dieser Streitfrage, die erst im Jahre 325 ans dem Eoncisium zu Nicäa dnrch regelnden Entscheid beigelcgt wurde. ES morde dort be stimmt, daß das Osterfest alljährlich an dem ersten Sonntog nach dem, der Frühlingsnachtgleiche folgende» Vollmonde begangen werden solle, und daß. falls der Vollmond an einem Sonntag eintrete, das Fest am nächsten Sonntag zu feiern sei. Die Früh- lingsnnchtgleiche fiel damals auf den 21. März, wo sie indessen Wege» der mangelhaften Zeitmessung durch den Julianischen Ka lender nicht dauernd verblieb. Nach den nicäischen Bestimmungen kam Ostern in die Lage, innerhalb einer Begrenzung von 85 Tagen wandern zu können. Der früheste Termin des Festes ist der 22. März. Er seht voraus, daß, wie zuletzt 1318, der 21. März ein im Zeichen des Bostmonds stehender Sonnabend ist. Da hingegen bildet der 25. April den spätestmöglichen Zeitpunkt der AnferstehnngSfeier. Wie zuletzt 1886, tritt er ein, wenn man am 20. Marz Vollmond hatte und der Tag des nächsten Vollmonds, also des ersten im Frühlings» ägninoktium, der auf de» 18. April trifft, ein Sonntag ist. In der Befürchtung, durch die Verwendung Vvn einander etwa abweichenden astronvmischen Tafeln unter den Gläubige» erneut Zwistigkeiten wegen des Osterdatums Hervorrufen zu können, vielleicht auch nebenbei, »m den christlichen Feiertag nicht mit dein jüdische» Passahfest zusammentkeffen zu lassen, wie Elarins bemerkt, ordnete Nicäa eine besondere Art der Vollmond- berrchnnng an. Man hielt sich nämlich bei der Bestimmung deS Oslcrmondes nicht direkt an den wirklichen Mondstand, wie er Vv» den astronomischen Tafeln ausgewiesen wird, sondern man crrechnete ihn dnrch einen sogenannten „Cyclus" oder „Mond zirkel". Es handelte sich hierbei um eine je neunzehn Jahre umfassende Zeitperiode, nach deren Verlaus die Mond phasen wieder auf denselben Dat»ms-Tag fasten Also tritt im ersten Jahre zum Beispiel der Frnhlingsvollmond am 5. April ein, so wechselt das Datum seines Eintritts in de» folgenden acht- zehn Jahren fortwährend und erst »ach nenn,zehn Jahren fällt der Vollmond wieder ans den 5. April. Den Anfang dieses Mondzirkels setzte man in das Jahr Eins vor Christus, weil hier das Jahr, also der l. Januar, mit Neumond begann. Will man nun a» Hand des Zyklus den Oster sonntag für ein gewisses Jahr bestimmen, so muß man zunächst feslslesten, das wievielte Jahr dieses im Kreise des neunzehn Jahre umfassenden Mondzirkels ist. Das geschieht mit Hilfe der sogenannten „Goldenen Zahl" Wie wird diese min gefun den? Man teilt die um 1 vermehrte Jahreszahl dnrch 19, der verbleibende Nest ist dann die „Goldene Zahl", verbleibt aber kein Nest, so ist sie 19. Znm Beispiel: Wie lautet die goldene Zahl für das Jahr 1899? 1899 -s- 1 -- 1990 : 19 -- >0». — Da hier bei der Division kein Rest verbleibt, ist also 19 die goldene Zahl. Ferner: Wie lautet die goldene Zahl für das Jahr 1901? 1901 1 --- 1902 : 19 — 109. Rest: 2; die goldene Zahl heißt demnach 2. Kenne ich die goldene Zahl eines Jahres, so suche ich das ihr zugehörige, im Mondzyklus verzelchnete FrühlingsvollmondS- datum. Zu diesem Datum ist der Wochentag zu ermitteln nnd der nächste dem gefundenen Wochentag folgenden Sonntag ist Ostersonntag. Den Wochentag aber, der dem FrühlingSvollmcmddatum ent spricht, fand man, während der Herichast des Julianischen Kalen ders, mittels den „S o n n e n z»r k e l s". Dieser lehrte nämlich, daß die Ordnung der Wochentage nach je 28 Jahren wieder auf dieselben Monatsdaien fällt. War beispielsweise der 1. Januar des Jahres 10 ein Montag, so weiß ich, daß (nach dem Jnlianl- schen Kalender) erst nach 28 Jahren dieser Tag wieder mit dem selben Datum zusammenfällt. Es ergibt sich das anS folgender Erwägung: Das Jahr hat 52 Wochen und 1 Tag, es muß daher derselbe MonalStag in jedem Jahre um einen Äochcntng weiler- rückcn. Geschieht das nun? Nein. Diese Verschiebung wird gestört durch de» jedes vierte Jahr eintretenden Schalttag, daher decken sich die Wochentage mit den Datumstagen jedesmal erst wieder nach 4 X 7 — 28 Jahren. Lange glaubte man niit der zu Nicäa gefundene,, Regelung der Festsetzung des Osterfestes eine ziemlich gute Lösung der Frage gefunden zu haben, aber mit der Zeit zeigte» sich im steigenden Maße Mängel, die auf eine Aenderung drängten. Der neunzehnjährige Mondzyklus, der übrigens auf den im fnnsten Jahrhundert vor Christus lebende» Athener Meto» znrüclsührt. war um 1 Stunde 28 Minuten zu kurz gegriffen. Dieser Fehler mochte zunächst nicht groß in die Erscheinung trete», verschuldete aber, daß nach je 310 Jahren die Mondphasen sich um je einen ganzen Tag verfrühten. Es kam Hinz», daß der von Cäsar ein- geführte Jülianische Kalender, der andcrthalbjahrlansend i» Kraf blieb, mehr und mehr seine Fehlerquellen empfinde» ließ. Als endlick Papst Gregor XIII., der gewaltige Reformator unsere: Zeitrechnung, eingrisf, war die Jülianische Kalenderbeslimmnng bereits zehn volle Tage hinter dem Himmel zurück. In groß- zügiger Weise merzte er diesen Mangel dadurch ans-, daß er »ach Donnerstag, den 4. Oktober 1582, sofort Freitag, den 15. Oktober, setzen ließ. Im übrigen besserte er die Fehler des Julianistben Jahres, daS etwas zu lang war und zudem i» seinen Aufeinanoer- folgen zuviel Schalttage besaß. Nach Cäsar war jedes durch 4 teilbare, auf 366 Tage bemessene Jahr ein Schaltjahr, und ferne: nuck jedes Jahrhundertjahr. Gregor ließ hingegen mir diejenigen Säkularjahre als Schaltjahre gelten, deren beiden NilfaiigSzifferr (1600, 2000, 2400 usw.) durch'4 teilbar sind Infolgedessen war 1900 kein Schaltjahr Ntich dem „Kalender neuen Stils", wie man den gregorianischen, im Gegensatz zu dem iuliaiiischcn „Kniende: alten Stils" taufte. Dnrch diese Neugestaltung nnscrer Jahr», rechnuna wurde u. a. auch erreicht, daß die FrühlingSnacktgleick! auf Jahrtausende nahe am 21. März liegen bleibl. wodurch ei» tntin Hes Ostersonntags t» zwei Halbchören gesungen wurde so tilgte der weitere Ausbau an Stelle der Chice einzelne dramatische Personen ein, welche das Drama an dem vor dem Haiiptaltar ausgebauten Grabe Christi darstcllten. Tie drei sich dein Grabe nähernden Marien wnroen von den Engel» singend aiigcruscn: „Wen suchet ihr im Grabe, o ihr Christinnen?" Tie Marien antworteten: „Jesus von Nazareth, de» Gekreuzigten, o ihr .Himmlischen!" Nach einem weitere» Wechselgesangc zwi schen den Engeln, den Marien, dem Chore, Maria Magdalena, erscheint der Herr mit den Worten: „Weib, warum weinest ou? Wen suchst du?" Als Maria den Erlöser erkannt hat mit dem Worte: „Nabboni!" verschwindet Jesus und Maria singt die drei ersten Verse der Ostersequenz. Chor und Maria wechseln dann in Gesängen ab, und der Chor schließt mit: „Ter Herr ist auserstaiiden." Im 12. Jahrhundert findet man auch geistliche Liederdichtnn- gen bei den Laien, so u. a. bei dem sogenannten Spervogel. Aus dieser Zeit dürste auch der Ostergesang enstammen: „Christ ist erstanden von den Martern allen. Des solstn wir alle froh sein, Christ soll unser Trost sei,,. Kyrioleis." Biele Jahrhunderte später nahm die Oper die Passions texte wieder auf. So schrieb der Hamburger Dichter Hunold (Menautes- einen Passionstext, der jedoch die Benutzung der Schriftworte aufgab und dafür oie erbaulich betrachtende Arte cinsetzte. Reinhard Keiser, oer bei Weißensels geboren wurde, in seiner Junggescllenzeit ein Leichtfuß war, ein ziemlich un stetes Leben führte und als Kantor am Dom zu Hamburg starb, komponierte 1704 diese Passionsoper. Ter radikale Text erregte jedoch die Gemüter, so daß 1712 der Hamburger Rats herr B. H. Brockcs eine Kompromißpassion ausarbeitete und sich dabei wieder an den Bibeltext hielt. Ebenso führte er wieder den Evangelist ein und verwendete Choräle. Vertoner dieser Opernpassion waren Keiser, Teleman (städtischer Musikdirektor tn Hamburg um 1725), Händel, Mattheson (lebte 1681—1764 in Hamburg). Es war «in wahrer Wettlauf, ein Zeichen dafür, wie sehr die Brockcssche Arbeit oem Zeitgeschmack entgegenkain.*> Joh. Äb, Bach war es aber bcschiedcn. den Passionen wieder * Daß sich in den geistlichen Opern auch allerhand Geschmack losigkeit breitwachten, zeigt „Ter sterbende Jesus", in oer sich Judas Jschariot, eine Arie singend, erhängt, die der Teniel als Echo wiederholt. Die leiblichen Ueberrcste des Verräters vackt dann der Höllenfürst in einen Korb nnd stn^ da^n eine Kavatine. Ras reckte Gewand zu geben. In seiner Johannesvasswn bat er mehrere Stellen des Brockesscben Passionstertes verwerte;. Tie Oslerzeit war die textliche Grundlage für die Paüions- mnsikcn und oie Oratorien, die sich mit dem Lebe» und der Leidensgeschichte des Herrn befaßten. Tie Anfänge aes Ora toriums sind in der -Wirksamkeit des Römers Filippo Reri zu suchen. Im Betsnale (Oratorio) seines Klosters hielt er volks tümliche musikalische Andachten und führte dabei biblische Szene» vor. Eine Weiterentwicklung fanden sie durch Emsiio Cavalieri und Giacomo Caristimi Der iedoch Stoffe aus dem alten Testa mente wechselte. Auch AleEandro Stradella komvonierte Ora torien. ebenso Alesiandro Scarlatti Mehr Vedcntuno chabcn die Oratorien von tdeinri ir S.bnb (Henricus Sagittarius), der in Dresden Hofkavcllmcister war. Er stellte kick auf ein aan» neues Rnndamcilt. Bcnouders sleiaene ec die dramatische Belebtheit der Chöre. Auch Instrumente zieht er heran. Im Jahre 1623 schuf er die „Historia oer fröhlichen und siegreichen Auferstehung". In der Bearbeitung meisterlicher sind seine „Sieben Worte unseres Erlösers". Rein vokale Musik verwendete er in de» vier Passionen nach Maitbäns, Markus, Lukas und Johannes. Auch Karl Heinrich Granu, der Kapellmeister und Liebling Friedrichs des Großen, hinterließ ein Oratorium, was heute hier und da »och aufgesührt wird. Hat auch sein „Tod Jesu" manche seichte Stelle, so gehört es doch infolge seiner WirlnngSkrast, zu den Werken, die ihren Schöpfer überlebt haben. Johann Sebastian Bach war der Meister des Oratoriums nnd der Passionsmnsiken. Mendelssohn nannte die Matthäus- Passion die „größte christliche Musik", und Marx bezeichnete sie als das „fünfte Evangelium". In oer Johaiinespassio» erblickte man aber das „christlichste religöse Epos aller Völker" Tie Autorschaft des Thomaskantors für die Lnkaspnssion, oie zwar in Vachs Handschrift vorliegt, wird infolge technischer Mängel stark angezwciselt. Einige andere Passionen von ilnn sind ver- lorengcgangen. Sein Zeitgenosse Georg Friedrich Händel hinterließ eben- salls Werke, die für die Osterzeit komponiert waren. 1703 c >.t- stand die Johannespassion. (Hänocl schrieb zwei Passtonsinusilen.) Unter seinen Oratorien (er schrieb über 20) gehört zu den Oster- müsiken „Der Messias", 1741 in der Zeit von drei Wochen fertig gestellt. Ter Feder Joseph Haydns entstammen „Die sieben Wort« Christi". Sie waren 1785 vom Tomkavitcl z» Cadix bestellt. Dieses Kapitel umfaßt sieben instrumentale Adagios. Sie wur den am Karfreitag einzeln gespielt, jedesmal nach einem oer sieben Worte, die der Bischof von der Kanzel sprach und erläuterte.' Später benützte Haydn oie Musik ^n einem gesungenen Ora»
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