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Sächsische Volkszeitung : 24.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192404249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240424
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240424
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-24
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.04.1924
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Dresden : «ciaerbektenrr. D>,s Eteneranit teilt mit: Unternehmer Dewrrbefteuerpslichtigrr Betriebe werde» wiederholt darauf auf merksam gemach!, das; die Abgabe nach de» im Gewerbebetriebe gezahlte» Gehältern und Löhnen am 6. eines jeden Kalender- ,,,»iiät» für Lohnzahlungen, die in der Zeit vom 21. bis zum Schluffe des Vormonats erfolgt sin»: am 15. eines jeden Ka- lendrnnonalS für Lohnzahlnngen, die in der Zeit vom 1. bis zuin lO. dieses Kalendermonats und am 25. eines jeden Kalender- monols für Lohnzahlungen, die ^n der Zeit vom 11. bis 20. die le» Kalcndermonats erfolgt sind, fällig ist. Am 5. u. 15. oes Ka- lcndermonalS fällige Beträge unter je 10 GM. können zusammen mit der am 5. des folgenden Monats fälligen Abgabe bezahlt werden. Wer die hiernach am 5., 15 und 25. April 1024 fällig gewesenen bez. fällig werdenden Beträge nicht bis spätestens 30. April 1924 an die aus dem Gewerbesteuerbescheid ersicht liche Kassenstelle oes Staotsteneramtes bezahlt, hat bei Bezah lung im Mai 1924 zu dem rückständigen Betrage einen Ver zugs,znschlug in Höhe von 20 Prozent der Rückstände zu bezahlen. : Förderung des Wohnungsbaues. Das Wohnungsamt teilt mit: In der Sitzung der Stndtverorodnetcn vom 14. April 192t stand n. a. zur Beratung die „F ö r d e r u n g d e s W o h n n n g s - bau es". Zn einer Beschlußfassung kam es in diesem Punkte >edvch nicht, sie wurde vielmehr vertagt. Ilm Mißverständnisse zu verhüte», wird darauf hingcwiesen, daß diese Beringung nickt etwa eine Verzögerung des WohnungSuenvaues im allgemeine» bedeutet, denn die llnschlüssigkeit bezieht sich lediglich auf den Ver such des Wohnungsamtes, durch Heranziehung des Privatkapitals die Mittel zur Förderung des Wohnungsbaues zu strecken. Be züglich der Wetterführung der Förderung des Wohnungsbaues wie bisher im Wege der Bereitstellung der Mittel durch das Woh nungsamt besteheii keine Zweifel und eZ ist auch bereits ein Sicd- inngsplnn von 319 Wohnungen in Angriff genommen worden. Diese Wohnungen befinden sich bereits im Bau. Im Verhältnis ziiin Durchschnitt der Jahre 1919—1923, der für das Jahr 476 beträgt, steht zu erboffen, daß insbesondere durch die Streckung der Mittel aus der MietzinSsteiier durch Hinzunahme des Privat- kapitals sich eine weit höhere Zahl von Wohnungen wird erstellen lassen als durchschnittlich in den vergangenen Jahren. t Nächtlicher Ranbüberfall. In der Nacht znm Dienstag gegen 2.15 Uhr wurde auf eine in der Seiduitzer Straße wohn hafte Artistin ein Ranbüberfall verübt. Als die Dame i,n Begriff wär; ihre Haustür anszuschließen, erhielt sie von einem Un bekannten, 'eier ihr unbemerkt gefolgt war, einen Schlag auf den- Kopf. Gleichzeitig entriß ihr der Täter die Handtasche »lit Inhalt und ergriff die Flucht. Personen, die Wahrnehmungen hierzu gemacht haben, werden nmgeheno nach der Kriminal- Pviize', Schießgasse 7, 1., Zimmer 88, gebeten. : Grschästswagei,schau. Der Verband Deutscher Neklame- fachlente, e. V., Ortsgruppe Dresden, veranstaltet nächsten Sonn tag vormittags estie Wagenschau und werden zu derselben die besten Dresdner Geschäftsivagen durch bas Innere der Stadt fahren. Tie Wagen werden von einer Kommission, oie sich aus Vertretern der Stadt, der Künstler und oes Verbandes znsaininen- setzt, beurteilt und erhalten die einwandfreien Wagen Diplome. Zngelnssen sind sämtliche Fahrzeuge, die im Geschäftsverkehr Verwendung finden. MS» Fernsprechmimmern: Schriftleituna der Sächsischen Bolkszeiiung: »Zrsrr« »svss Geschäftsstelle der Sächsischen Bolkszeiiung: SRV«« : Die Firma Gustav BrSdel, Drrsven-A., Gcrokstr. 2l. feiert heule das Fest ihres 30jährigen Bestehens. Wie sie schon anläßlich ihres 25jährigen Bestehens des Katholischen Pressevcrcins durch eine Spende gedachte, so hat sie sich auch an ihrem he,tilgen Ehrentage der katholischen Presse, deren Aus bau und Förderung dem Inhaber der Firma allezeit am Herzen lag, in dankenswerter Weise erinnert. Wir wünschen der rüh rigen Firma, der die Folgen der Inflationszeit auch nicht er spart geblieben sind, zu ihrem erneuten Auswärtsstreben Glück und Segen. . : EI» Faltboot gestohlen. Am 13. April, nachmittag? gegen 4.30 Uhr wurde von der Elbe in der Nähe des Flügel- Weges ein Faltboot (Paddelboot, ans brauner Gnmmihaut, zu sammenlegbar, „Pa-PlwWe" gezeichnet, gestohlen. Zentr»»n»s-Frai«enversan»mluttg in Dresden Fmlkili Dr.Mitilikralh Sbcr Zknlriiilig- palililt Dresden, 23. April. In einer Frauenversammlung der Zentrumsortsgruppe Dresden am Dienstagabend im Haussrauenbundsaal, die von Herrn Apotheker Tränkner er öffnet und geleitet wurde, sprach Frl. Dp. Emmy Winge- rath. Köln, über Zentrumspolitik. Die Rednerin ging aus von dem deutschen Erbübel, der Kritik und Streitsucht und dem Bruderzwist, der sich besonders in Hinsicht aus die Neichstags- wahl trotz der Schicksalsstunde unseres Volkes so überaus schmerzlich bemerkbar mache. Der Eindringlichkeit und der Ueberzeummg ihrer Worte konnte sich niemand entziehen, als sie, ein Kind des Rheinlandes, von den Leiden der besetzten Ge biete sprach, als sic die Außenpolitik des Zentrums, die ja den einzigen Weg zur Erleichterung und Befreiung der deutschen Westmark in Selbstzucht und Opferbereitschaft geoanoen ist. in glänzender Weise rechtfertigte. Je weiter vom Schuß, um so lauter werden die nationalistischen Schreier, die nur immer aröheres Leid und härteren Druck über unsere Brüder und Schwestern am Rhein zu bringen vermögen. Es waren weib liche deutsche Worte, die manchen von denen beschämten, die ihre nationale Gesinnung nur als Aushänaeschild nach außen hin mißbrauchen, wenn sie sagte: Man verstehe im besetzten Ge biet sehr gut. wie plötzlich das furchtbare vaterländische Leid wie eine Flamme ansbricht und wie alles Lebensgcfühl nach ak tiver Wehr drängt. Aber eins könne man im besetzten nicht verstehen, senes Spielen mit dem Krie gsgedanßen, der doch die ultima ratio aller Politik sein sollte! Man merke, wie sich diese Leute so gern an dem Worte „Krieg" beranscken, wo sich doch jede politische Dnmmbeit in neuem Druck und Leid in den besetzten Gebieten rächt. Nationale Politik ist im gegen wärtigen Augenblick allein die Verständigungspolitik, wie sie die Z e n t r n m s p a r t e i ans ihre Fahne geschrie ben hat. Durch Oafer zur Freiheit! Besonders betaute die Nednerin auch die Notwendigkeit der Mitarbeit der Zentrums- sraucn. Des weiteren ging die Rednerin auf die Wirtschaftspolitik des Zentrums ein. der wir ein zig und allein die Stabilisierung zu verdanken haben, die heute ocr Hnussrau trotz aller Sorgen die Möglichkeit geordneter, ru higer Wirtschaftsführung wiedergegeben hat: sie streift« weiter die große sozialpolitische Tradition der Zentrums, poetei, mit der besonders auch die Namen des katholischen Adels, wie Graf von Galen, von Hertling u a. untrennbar ver knüpft sind, im Parlament, insbesondere in den Ausschüssen, Es hieße Eulen nach Athen tragen, in einer Zenlrumsversannn- lung die Kulturpolitik des Zentrums besonders zu verteidigen. Der Reichstag werde auch hier große Aufgaben, auf dem Ge biete der Schulpolitik, in Fragen der Ehescheidung, der uneheli chen Kinder usf. zu erfüllen haben. Di« Kulturfragen sind wich- tag, das weiß am besten jede Zentrumsfrau, aber die Rednerin hatte recht: Wer wirklich erziehen will, der muh auch Interesse haben für die großen Fragen de» politischen Lebens, weil sie die Schicksalsfragen unseres Volkes und Vaterlandes sind. Das Referat von Frl. Dr. W i n» gernth war eine so wohltuende politische Acuherung, die all» mein mit größter Sympathie und mit Beifall ausgenommen wurde, daß sich jeder im ganzen deutschen Volke eine so edle und hohe Auffassung von Politik wünschen mußte. Auch eine Vertreterin der demokratischen Partei brachte ihre vielseitige Uebereinstimmung — außer in Knltnrfraaen — in der Diskus sion in sachlicher Form zum Ausdruck. Peinlich berührte aber im Hinblick auf das Niveau politischer Betätigung das Aus treten der Freiin von Brakei nicht aus politischer Geg nerschaft stellen wir das fest, was nicht mehr nötig wäre, viel mehr in tiefem Bedauern, daß es Kreise gibt, die ernst genom men zu werden verlangen, die aber in der politischen Diskussion jeden guten Ton und vor allen Dingen, die noiwendige Sach lichkeit der Politik außer acht lassen lind in Hetzereien verfal len. die niemandem mehr schaden, als der von ihr vertretenen politischen Richtung. Vor allen Dingen im Anschluß an ein so hervorragend sachliches und jeglicher Anfeindung bares Rese- rat. wie es Frl. Tr. Winnerath bot. wirlite das Anstreten dieser Diskussiansrednerin verheerend. Jedenfalls sehen wir dem 4. Mai mit „der Abrechnung" ruhig entgegen, wie die Neferenlin in ihrem Schlußwort aussiihrte. — Die Versammlung Hölle al lerdings eine stärkere Beteiligung verdient. Jedenfalls wer- den unsere Zcntrumsfranen am 4. Mai restlos ihre Pflicht tun und in ihren Kreisen bis dahin mit allen Krüsten ausklttrend wirken für die wahrhast nationale und christliche Sache der deutschen Zentrnmspartei! : Das Versicherungsamt der Stavt Dresden »nt der Karten ausgabe der Angestellten- und der Invalidenvcrsickerung oer legt seine Anitsränme nm 26. und 28. April d. I. non Stadthaus Iohgnnstadt, Eliasplotz 5, 2, nach Stnothans Theater straße 13, 1. (Fernsprecher 25 726 und 25 181). An diesen Tagen ist das Amt für de» allgemeinen Verkehr geschlossen. Zu schriften sind vom 28. April an nach Stadthaus Theater- slraße zu richten. — Das W o h n u n g s s ch > e d s a m t der Staat Dresden im Staothans Iohannstaot, 2. Obergeschoß, ist wegen des Umzuges des Vcrsicherungsnmtes am 26. April gleichfalls geich-open. Leipzig ) Henke Donnerstag den 24. Aprit, abends 8 Nl>r erscheinen nlle Leipziger ZentenmSiente zur Perlam»,ln''g im Bnrgkelleriuale (Nasch,»arkt). Es spricht Frl. Tr. Wingc- rath aus Köln. ) Katholiken von Nord- unk» Nordosli-Leipzig! Kommt zahl reich zu dem Vortrag des hochwürvigen Herrn Pater Edwin am Montag, den 28. April, Punkt 7.30 Uhr, im „Soldatenheim" Gohlis, Treztschkestraße 20. — Ein Ostcrfestspicl kommt zur Anfsnhrnng. > Re ckselterntag kn Lcivzlg. Dienstag begann in Leipzig die 2. Tagung oes evangelischen Neichselteriitw'cs. Im Mittel punkt d, r Verhanoliingeii, z» denen Vertreter der Evangelische» Eltcrnliünde ans ganz De»t> hland eingetrojsen sino, steht die Frage nach dein Verhältnis von StaatSrecht und Elternrecht. ) E.n Automobilnnfall. Am Ostermontag abends gegen 6 Uhr ereignete sich aus der Straße Lützen — Markranstädt bei Leipzig ein schwerer Aiitomobilnnscill. Ein Kraft,vaizen, in dem eine Geracr Fabrikantensfamilie sich ans dein Wege noch Gera befand, geriet an einer steilen Kurve ins Schlendern, stürzte den Straßenoamm hinunter und überschlng sich, so daß er in Trümmer ging. Ter Besitzer und seine vier Kinder erlitten einen Nervenschock, während die Gattin schwere innere Verletzung davonlriig. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Schuld an dem Unfall soll die schlüpfrige Straße gewesen sein. ) Durch i»lSs<irSme»des GaS getötet. Der 19jährige Sohn des Kommerzienrates Aoolf Holle wurde in der Nacht znm Ostcrkomitog im Badezimmer tot anigejnnden. Er war auS- strön,enden Oxydgasen znm Opfer gefallen. Alle Wiederbele bungsversuche blieben erfolglos. ) Dr. Mar, Herzog z» Sachsen, spricht im Kreiizbnndnis am Freitag, den 25. Avril, abenos 7.30 Uhr, im Sälchen Dresdner Straße 2a, 1. Stock, Leipzig. — Kommt alle! — Der Vortrag wird umrahmt onrch mnsikalische Darbietungen. Ans Sachsen Vier Oofer eines Brandung lücks Z> tta», 23. April. Im nahe» Niederkrelbltz hatte der Obcrfäeber Lehncrt am Abend Zündstosse sür das Böller schüßen zum Oil-erfeste hergcstellt. Während der Nacht rriolnte »ns unbekannter Uriache c.ne Ervlosion des in oer Schlafstube anfbeivahrten Pulvers. Lchnert, sc n Ivsähngcr Sohn und zwei jüngere Töchter wurden getötet uno verbrannten. fi Ehenm tz, 23. April. (Uebrriali aus einen Pollzeibeamten In der Nacht zum Freitag wnroe auf einen in Zivil befindlichen Polizeibeamte» aus der Gruppe von einer Versammlung lieim- kehrender Männer ein Schuß abgeaeben, der aber sehlging. Der Beamte wurde hierauf von den Männern überfallen, zu Boden geschlagen, mit Fußen getreten, in die Hand gestochen und mit eisernen Gegenständen derart aus den Kopf geschlagen, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. H Meuselwitz. 23. Avril. (Osterfeier.) Ein Osterfest, wie es seiten in einer Diasporagemcinde aefeiert werden kann, konnte in unserer Zipsenaorfer Gemeinde gefeiert werden. Nicht nur. oaß der Kirchenbesuch am ersten Feiertag ein ungewöhnlich großer war, tat man auch dem Beichtstuhl alle Ehre an. Am zweiten Feiertag war die Gemeinde einer Einladung des Iünglings- nnd Iungmännervereins gefolgt. Das Vereinshaus konnte oie Besucher kaum fassen. DaS Gebotene, Gesang wie Mustkvor- trüge, hat allgemein überrascht. Hervorragend svielt Iosevh Niekl seinen „Blinden", „Die Uhr" und das „B-rgmannslied". Schade, daß bei oem letzte» vieles verlorenging, da vie Kinder, klein wie groß, etwas unruhig waren. Herr Lehrer Otto Schmidi ans Meuselwitz, Dirigent des Kirchenchores, hat schon am ersten Feiertag der Gemeinde eine Ueberraschung bereitet, als er m" seinen Sänger» eine lateinische Messe mustergültig zu Gehör brachte. Er war es auch, der am zweiten Feiertag die Eteiinttnoe mit guten Klavier- und Biolinvorträgen >» G'mcinschast des Theater und Musik Don Giovanni von W. A. Mozart Zur Neneinstndicrniig und Neuinszenierung am 17. April 1924 in der Tresoncr Staatsoper^ (Schluß.) Fritz Busch hat sich mit außerordentlicher Hingabe in den Dienst Mozarts gestellt. Das soll ihm. besonders gedankt sein, zumal Mozart in letzter Zeit in Dresden sehr stiefmütterlich weg- knni. Mit Meisterhand hat er in der Partitur geschürft. Wen» er einzelne Tempi breiter anschlug, so ist das persönlichem Empfinden zuzuschreibcn, mit dem man schwer rechten kann. Ten Stil hat er mustergültig gewahrt. Nur in dem großen Sextett „In des Abends stille» Schatten" deckle er mit dem Orchester bisweilen die Singstimme zu stark zu. Freilich muß dabei ln Betracht gezogen werden, daß sich gerade hier oie So listen — mit Ausnahme der Donna Anna — sehr schonten. Frau Viereck war die einzige, die dauernd durchzuhören war. »nd damit wären wir bei den Solisten angekommcnl Robert Burg als Titelheld, der Zettel bezeichnet den Don Giovanni als äußerst zügellosen Kavalier. Für ihn gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder: der Held ist ein Künstler des Lebensgenusses und galanter Llebensabenteurer (worunter aber kein „Schürzenikger" zu verstehen ist) oder: ein brünstiger, wollüstiger, der Erotik ganz ergebener Dämon. Burg verkörperte keinen von beiden. Von Zügellosigkeit war bei ihm ivenig vorhanden. Er war zu wuchtig und zu schivcr. Wir stehen der Annahme fern, daß der Don Inan ein Wcltmensch und Leichtfuß sei,, muß. Für »ns ist aber auch di« Ansicht, daß der Held ein Gewalt- und lieber- niensch sein müßte, nicht etnleuchtend. Und diesem letzten Thp kam Burg sehr nahe. Er hatte etwas VampirhafteS. Für Mozart fehlte ihm die Leichtigkeit in der Tongebung. Sein Humor ist außerdem zu finster uno sarkastisch. Tie Mängel seine» Ton Juans wußte Erniold sehr gut zu kopieren, als er oer Llvirn gegenüber seine Rolle übernehmen muß. (Für diese Kopie ge- bührt den, Leporello ein Sternchen.) Und da wir damit ge rade bei Ludwig Ermold sind, so sei gleich erwähnt, däß An Leporello eine Glanzleistung ist. Die Einzelheiten seines Spieles, die eine reiche Skala von Kostbarkeiten bietet, können unmöglich alle aufgezählt werden. Man wird schwer «inen solche» Leporello wicderfinden. Charlotte Biereck war dir Trägerin der Donna Anna. In dieser Nolle zeigte die Künstlerin so recht, was ihr Besitz sür unsere StaatSoper bedeutet. Mühe los beherrscht diese schöne Stimme die anstrengende Partie. Mühe los schwebt sie mit seltener Reinheit, Kraft und dabei mit inniger Weichheit »nd Wärme über den Ensembles. Auch dar stellerisch bat sic hochdramatische Momente in die Magschale zu wers.ii. Sollte man nicht mit allen Mitteln versuchen, diese wohlklingende, edle Stimme, oie auch eine ausgezeichnete Kolo- ralnr beherrscht und die als Fioelio, Marschalli», Amclia, Toska. Venns, Afrikanern, und anderen Rollen ein ganzes Künstler tum vssenbart Hai, unserer Bühne zu erhalten? Als Donna El vira war Elisa Stünz ner nicht am rechten Orte. Die an dauernd hohe Lage oer Partie (F—B) ist kür ihre Stimme ganz und gar nicht geeignet. Mozart ist eben ein Tonsetzcr, der den Mangel an Wohlklang des Gesanges schonungslos ausae.ckt. Reizend gestaltete Grete Nicki sch die Zerline, und sie batte in Rob rt Bässel als Masctto einen gleichwertigen Partner. Die uiolilgcpflegte Gesangsknltnr und die warme, weiche Ton gebung waren sür Max Hirzcl (Don Ottaviol treffliche Stutze». AIS Komtur ersnllie Willy Bader alle Forderungen. Auch oie eiiigestreuten Chöre erfüllten ihre Ausgabe aufs beste. Es bleiben nur noch wenige Worte zu sagen übrig. Zu nächst ein ganz besonderes Lob sür die Kapelle, auch ans oer Bühne. Die Wirkung des Menuetts, welches auf drei Kabelten verteilt ist, war packend gesteigert. Die Begleitung oer Sacro- Rezitative wurde durch Richaro Engländer sehr gut ans geführt. Auch die Kostüme (ebenfalls von Slevogt entworfen) waren farbenfroh und eigenartig »nd paßten sich den, Bühncn- rahmen harmonisch an. Ein künstlerisch ausgestaltetes Programm- buch war der Nencinstudterung eine wertvolle Beigabe. Tie Ausnahme war begeistert. Ost gab es bei offener Szeiw Bei- fall. Scho» nach dem ersten Akte wurden die Darsteller, Busch und Mora stürmisch gerufen. Znm Schlüsse gab es wohl Über 20 Hervorrufe. Professor Slevogt, de» man immer und mmer wieder laut rief, gab aber dem Begehren nicht statt. Die Dresd ner Oper hatte wieder einmal «inen Ruhmestag erster Ordnung- Resldrnziheater- Der neue „Schlager" ist schon wieder ge funden. „Der Fürst von Pappe» heiin" stellt sich vor. Er ist zwar nur Reisender eines Modesalons. Aber das tut nichts. Titel machen Leute. (Das ist genau so einfach, wie die Methode, einen neue» „Gassenhauer" durch aufdringliche Wie derholungen u, b Textlichtbilder den Zuhörern einziiimpsen.) Alles singt begeistert mit. Freude ist in Troja» Hallen. Die Berliner Komponisten verstehen eben den Rummel. Das wirlsame Rezevt Ist auch einfach genug. Zwei „Schlager", einige Unzen weitere Gassenhauermusil, auch et» Schuß „Schmalz" und ein paar Tropjen Rührseligkeit genüge,,. „Prolatnm est". Ter Musik ist eine ge wisse Frisch« und Lebenoigkeit-nicht abzusprechen. Aber über oie bekannte Schablone, über oie ansgetretenen „Effektchen" ionnnt Hugo Hirsch auch nicht hinaus. Jedoch der Berliner Geschmack ist Trumpf. Und so rutscht eben die Overette weiter abwärts. Die Komponisten machen ein Geschäft dabei, oie große Masse liebt derartige Kost. Wem bekümmert das weiter, daß die Overette von heute zur Dcmimondänc geworden ist? Früher war sie einmal hoffähig. Doch'das ist schon lange her. Es war ein mal. Man hofft aus die Morgenröte der kommende» Overette. Doch da ist erst eine gründliche chemische Reinigung notig. Im erste» Akte des Fürsten von Pavvenbeim witterte man so etwas wie Morgenluft. Die Sach« ließ sich ganz gut an. Es gab zwar einige Entgleisungen in das Reich der Erotik. Aber sie waren noch sorgsam m Seidenpapier und Stanniol ciiigcwickelt. Mit dem Eintritt des „Totentanz" in, zweiten Aufzuge -feooch ließen die Verfasser Franz Arnold und Ernst Back die Schleier und Gazen fallen. Es lg! ab »nn wieder einen Sprühregen von Pfeffer und Paprika uno anderen starke» Würzen. Der letzte Alt schwimmt dann wieder vollkommen in, sexuellen Fahr,vaster. Und doch hätten geschickte Bearbeiter aus dem Stoffe eine svaiinende Handlung schasse» können. Eine durcligebrannte Prinzessin nimmt in einem Modesalon Stellung als Klcider- nivdcll. Sie rettet das Geschäft dadurch vor der Pleite »nd stellt sich selbst anf eigene Füße. Dabei verlier! sie ihr Herz an eine» Bürgerlichen »nd lanoet im Hase,, der Ehe. Dieser gute Kern wird nun i„ eine Schale von Halbweltdamen nnft Lebe männern eingchüllt. Schlüpfrigkeiten bilden dann den Zucker guß. Ohne Zweideutigkeiten scheint eben der heutige Maschinen betrieb der Operette zu versagen. Die Morgenröte läßt also noch anf sich warten. . . . Bieibt noch die Ausführung. Sie war mit allem Glanze einer Feiertagsprcmiere ausgestattct. Die Bühnenbilder von Benno von Francken waren vornehm „nd farbenfroh. Reiches Leben brachte die Spielleitung Karl Blum aus, der für vaS gesellschaftliche, feudale ,,„d .Halb weltkolorit die geeigneten, wirksamen Farbtone von oer Pa lette holte. Für Oskar Aigner, der als Gast stürmisch begrüßt wurde, hat die Overette eine „Bombe,irollc". Er ist »„streitig der Hauptträger de» Erfolge». Antoinette Bnrchardy vom Berliner Thaliatheater brachte für die Prinzessin viel Liebreiz und e.n« hübsch« Stimme mit. Di« Damen Brill, Katt- ner und di« Herren Sncksüll, Langer, Karl Müllcr- Berany und Welte hatten reichlich Gelegenheit, ihre versön- lichen Qualitäten in» Tressen zu führen. Ernst Sch icke tanz sorgte für Fleiß und Schwung der musikalischen Sei,«, „nd Adolk Gassert hatte oem Rahmen cntivrechende Tänze eln- gesiigt. Ter fallende Vorhang de» zweiten Auszuges bracht« die Übttch« BeisallSentladung, die sich ansgespeichert hatte, ob wohl man sich schon vorher die Abgang-täin,« ein- bis dreimal hatte austilchen lassen. —Ist—
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