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Nummer 77 — 2S. Jahrgang- '«mal wöcheutl. veiugrpreirr für März SLö «e«t.-MarH Unreigrn: Berechnung der Anzeigen nach R ent..Marl Preise: Die eingespaltene Belitzeilr iv«!. f. Familien-u. BereinSanzeigrn, Gesuche IL 4s. Die A-etit.Reklamezeile 8V mm breit. I Ostertengrbühr sür Erlbstabboler IbZ. bei liebe,lendmig durch die Post außerdem Portozuschlag. kreis stir üle cinaeinummer 10 «enten-kkennig. «eschüjlllcher.Letlr Josts tzohman«, Dretzdru Sonnrag, 3V. März 192j Im stalle höherer Gewalt erlischt lebe Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Aufträgen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFern. sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittag <j Hauptschriftleiter: Dr. Josef Albert, Dresden !<N«lchäf1Sft«Ne der gächsischen VoltS-lrlMug »nd chriick und iveiiaa, Eoronla.VnchdniNeret «mbH., ^ «LrcSdm-SI. 16. .k>oibet»sirnb» 16, gernrul 82722, Post- ^ scherkkonto Dresden >47»? MkkWlW Wl> VW ' M Bell litt Frmi - M « Mil «edaltion ch Dresden oktion der Sächsischen Volks,«ituna . A. 16. Hoibciusiraße 1». Aernrus 82722 »Nd 3S5L8 „Isilllllc Rcalltiaa?" Der Vorstand der Vereinigten sozialdemokratischen Partei Deutschlands, hat ein Handbuch für seine Wähler herauSgegcben. Im 15. Kapitel dieses Handbuches ist eine Uebersicht und Eha, rakterisicrung der Parteien des Reichstages gegeben. Wenn man an Mid für sich schon bei den Sozialdemokraten einen Mangel an Objektivität festslellen kan», der sich, wenn eS das Interesse der Partei angeht, manchmal bis zur verantwortungslosen Dema» >gogie steigert, so gilt das in besonderem Matze von diesem Hand buch und dem schon angeführten Kapitel 15. Was insbesondere die Charakterisierung des Zentrums anlangt, so kann man hier bald schon von bewußter Unwahrhaftigkeit reden. Die ver antwortungsvolle Politik, welche das Zentrum stets besonders aber seit der Revolution durch stete Teilnahme an der Regierung «geführt hat, wird mit keinem Satze gewürdigt. Die Sozialdemo kratie scheint es wahrhaftig nötig zu haben, in dieser Darstellung das Zentrum als möglichst arbeiterfeindlich und Schrittmacher der soziale» Reaktion hinzvitellen, da man sich in ihren Kreisen bewußt Zu sein scheint, daß ein großer Teil ihrer bisherigen Anhänger .bei den kommenden Wahlen nicht mehr mitzumachen denkt. Was die Unterstellung anlangt, das Zentrum trage an der «Entwicklung der sozialen Reaktion eine große Schuld, so kann iman sagen, datz diese Behauptung wider besseres Wissen ausge stellt ist. ES sind in der letzten Zeit von seiten weiter Arbeit- mehmerkreise allgemeine Vorwürfe laut geworden, die sich haupt sächlich nach drei Richtungen bewegen, erstens die Reichsregierung Wolle Sozialpolitik überhaupt abbauen, zweitens, sie wolle aufräu- Men mit den sozialistischen Errungenschaften der letzten Jahre, sie kehre wieder zurück zu den Grundsätzen der längst überwun denen sozialen Aera, drittens, das Ermächtigungsgesetz sei beson. Hers auf Kosten der Sozialpolitik gehandhabt worden. Von diesen drei Vorwürfen ist auch nicht ein einziger zutreffend. Die Sozialpolitik ist jeweils bestimmt durch wirtschaftliche >u-nd politische Voraussetzungen, sowohl innen- wie außenpolitische. Datz diese Voraussetzungen in Deutschland sehr ungünstig liegen, muh Wohl nicht besonders betont werden. Die deutsche Wirt- ischaft liegt unter dem Druck des Diktats von Versailles und der daraus zum Teil beeinflußten inncrpolitischen Lage vollkommen darnieder. Die ersten NachkriegSjahre brachten unter der Infla tion eine Scheinkonjunktur der deutschen Wirtschaft. Aber eS war eben nur eine Scheinkonjunktur, deren Linie mit zeitweiser «Unterbrechung sich stetig senkt bis zum völligen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und damit zum Bankrott der Reichs-, Staats- und Gemeindefinanzen. Sozialpolitisch heißt das: auf §Grund dieser Scheinkonjunktur litt Deutschland nicht unter einer «Arbeitslosigkeit, wie sie die Folgen des Krieges und des Friedens «von Versailles mit sich bringen mußte. An die Sozialpolitik wurden infolgedessen keine so übermäßig großen Anforderungen »gestellt. Je mehr sich aber die Wirtschaft und Währung dem Ver- !fall näherten, desto deutlicher mußten sich die Folgen davon auf »sozialpolitischem Gebiet zeigen. DaS trat besonders hervor, als im letzten Jahre die wirt schaftliche und politische Lage in Deutschland katastrophale Formen «nnahm. Anfang Dezember tvaren im unbesetzten Deutschland sich Millionen Vollerwerbslose und 1,8 Millionen unterstützte Kurzarbeiter. Im besetzten Gebiet war die Zahl der VollerwerbS. losen 1,5 Millionen und der unterstützten Kurzarbeiter 0,5 Mil lionen. Weiter fielen der Sozialpolitik 785 000 Kriegsbeschädigte, 533 000 Kriegerwitwen, 1 134 000 Kinder von Kriegern, 1400 010 Invaliden und Altersrentner. 523 000 Waisen und 320 000 unter stützte Kleinrentner zu. Dazu kommt, daß die Kaufkraft aller Gehälter und Löhne gegenüber den Preisen infolge des katastro phalen Sturzes der Mark ganz bedeutend gesunken war. Be. rücksichtig« man auf der anderen Seite die unglaubliche Finanznot des Reiches, so ist ohne weiteres einzusehen, daß bei diesen Wirt- schaftlichen und finanziellen Voraussetzungen die Sozialpolitik nicht derartig wirksam werden konnte, wie es wohl jeder gern ge. wünscht hätte. Voraussetzung für eine Gesundung, für einen Wiederaufstieg des deutschen Volkes war die Ordnung seines öffentlichen Haushalts, Stabilisierung der Währung und Wirt schaft und damit die »Schaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten. Ans «keinen Fall aber konnte der Hebel bei der Sozialpolitik angesetzt lverden. Die Bakanzierung des Staatshaushalts erforderte eine Stel- Gerung der Einnahmen und auch eine Beschränkung der Ausgaben. Wenn damals auch die Einschränkung mancher Ausgaben auf sozialpolitischem Gebiet eintrat, so lag das im Interesse de» Allge. jmeinwohl». Die Erfolge zeigen sich heute schon sehr deutlich. Die Kahl der unterstützten Kurzarbeiter im unbesetzten Gebiet ist, wie her Reichskanzler in seiner Elberfelder Rede betonte, von 1,3 Mil» ilioneu auf 13S 000 zurückgegaugen und die Zahl der Vollerwerbs, tosen vermindert sich täglich. Die Verhältnisse auf dem Arbeit-, rkt im besetzten Gebiet liegen ähnlich. Wenn also die damals der Regierung ergriffenen Maßnahmen sich heutch schon als erechtigt enoeisen, so ist eS der Gipfel der Demagogie, unS aus einen Strick drehen zu wollen, um bei den Wahlen günsti- abzuschneiden. (Ein zweiter Artikel über di« Arbeitszeit, ergrdnung folgt.). Die neuen Mitarbeiter Poineares Di« geteilten Pariser Gefühle gegenüber dem neuen Kabinett — Maßloses Erstaunen? — Ditz zweifelhafte Mehrheit am kommende« Montag? Das aeue Kabinett Kommt gebildet Paris. 2S. März. Tie offizielle Zusammensetzung des Kabinetts Poincare ist filgeade: Ministerpräsident und Minister des Aeußeren: Poincare, Juiiiz: Lefevre du Prep. Inneres: De Se lvcs. Finanzen: Francois Marshall Krieg nn» Pensionen: Maginot, Marine: Bokanowskl, Unterricht: D« Jouvcnrl. Kilonien: Fabrv, Oeffent.iche Arbeiten: Le Trau quer, Handel. Industrie, Post und Telegraph: Lau» cheur, Landwirtschaft: Capns, Wohlfahrt und Arbeit: Vi- zent, Wiederaufbau: Louis Mart». Das Ministerium der Wohlfahrt und der Arbeit ist mithin zu einem einzigen Mini sterium zusammrngcfaßt. Post »nd Telegraph fal.cn »5t dem Handelsministerium zuiamn.'en. Was die übrigen Staatssekre tariate anbelangt, so ist ihr Schicksal noch nicht definitiv ge- regelt. Es heißt aber, daß ote meisten aufgehoben werden sollen. TaS neue Kabinett hält heute vormittag 10 Uhr unter dem Vorsitz PoincareS seine erste Sitzung ab. Tic Minister begeben sich hierauf in Begleituna des Ministerpräsidenten »ach dem Elp sie, um MilieranS vorgestellt zu werden. LI« Re gierungserklärung, die heute und morgen auSgearbettet werde» wird, beabsichtigt Poincare am Montag I» der Kammer vorzn- bringen. Um 8 Uhr begab sich Poineare gestern abend nach hem NElysee. PnriS, 29. März. Die neue» Mitarbeiter PoincareS spielen in politischer Beziehung eine führende Rolle und gelten im übrigen auf ihrem Gebiete als Sachverständigekumpetenzen. Man behauptet in den diplomatischen Kreisen, daß Poincare mit diesem Kabinett eines der stärksten Ministerien seit 1922 zustande gebracht habe. Es umfaßt radikal 2 Sozialisten und 3 Mitglieder der Entente-Republiquaine, nnch rechts ist eS durch die unabhängi. gen Rohalistcn und rechtsgerichteten Konservativen und nach links von dem Blocke der Linken begrenzt. Die politische Einstellung der Mitglieder des neuen Kabinetts kann daraus ersehen werden, datz bei der lebten Debatte über die Ermächtigungsgesetze gegen Poincare gestimmt wurde, im Senate Henry de Jouvcnrl in der Kammer Lonchenr »nd Vincent, der Senator Marshal, der Führer der Opposition Im Senate hatte bekanntlich an der Abstimmung nicht teilgenominen. Die übrigen des neuen Kabinetts haben sämtlich für die Regierung gestimmt. Paris, 29. März. (Drahtbericht.) Alles in allem hat das neue Kabinett in der Kammer keinen günstigen Ein druck hrnterlassen. Tie Abgeordneten der MehrhcttSpartci »na- chen Poincare den Vorwurf, »aß er verschiedene Abgeordnete, die anläßlich der Flnanzoebatt« in »er TlSknssion über das Er mächtigungsgesetz gegen ihn stimmten, zu nt Eintritt ln des Kabi nett bewogen habe. Ferner beschuldigt man Poincare, sich zu weit nach links orientiert zu haben. Anderseits verwerfen so ziemlich alle Parteien cinstlinmig d>« Haltung, die Po.neare seinen Mitarbeitern gegenüber elageuommen hat. Unter diese» Um- stände» hält man eS sür zwc.fel >aft. ob Poincare am toinuk.n- dea Montag r» der Kammer o>e Mehrheiterrlngen wird. Ern Kommentar der ..Hcurc Nouvelle" ist sehr bezeichnend. TaS Blatt schreibt u. a.: Das neue Kabinett erregt maßloses Erstaune». Ter Ministerpräsident, der das Vertrauen der anständige» Republikaner rmgebüßt hatte, verliert nun auch das Vertrauen »er anständigen Menschen sämtlicher Parteien. Das Maraiok'ium Aus dem Bericht der Sachverständigen sind nun einige Mit teilungen der Oeffentlichkeit bckaimtgeworden, die freilich noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, im allgemei nen aber wohl zutreffend die Lage charakterisieren dürste». ES Wird vorgeschlagen, Deutschland ein Moratorium von drei Jahre» zu gewähre». Innerhalb dieser Zeit soll Deutschland lediglich Sachlieferungen vornehmen, doch ist über deren Gegenwart eine Einigung noch nicht erzielt worden. Die vorgeschlagenen Snmmen bewegen sich zwischen 400 und 800 Millionen Goldmark jährlich. Nach Ablauf des Zahlungsaufschubs, also im vierten Jahre, hält der Sachverständigenbericht einen jährlich von Deutsch land zu zahlenden Betrag von 2); Milliarden Goldmark für tragbar und zwar verrechnet auf »Sachlieferun gen, wie auf bare Zahlungen. Aber auch über diese Ziffer ist noch keine Einmütigkeit erzielt. Barzahlungen sollen durch direkte Ablieferung der Zölle und Bereitstellung besonderer Steuern er. folge», ans denen man Insgesamt etwa 1.2 Milliarden erwart:». AuS Obligationen, die von Industrie »nd Landwirtschaft gestellt werden sollten, werden 300 Millionen Goldmark und aus Oblsiza- tionen, für welche die Neichöeisenbahn ihren Besitz verpfänden müßte, etiva eine Milliarde Mark erwartet. Für die Belastung voll Industrie und Landwirtschaft ist eine bprozentige Hypothek von 10 Milliarden auf 40 Jahre vorgesehen. Die Sicherung des Pfandes der NeichSeiseubahn soll dadurch geschehen, daß eine Reichsbahn-Gesellschaft al» deutsche Gesellschaft unter deutschem Vorsitz und deutscher Verwaltung mit internationalen Kontroll- rechten gegründet und mit einem Kapital von 26 Milliarden Gold mark auSgestattet werden soll. Die KonzesftonSdauer beläuft sich auf 50 Jahre. Zur Voraussetzung für die Durchführung dieser Bestimmungen wird vom Sachverständigenbericht die Herstellung der wirtschaftlichen und VerwaltunaSeinheit und vor allem die Wiedereinfügung des Nuhrgebiets ,n de» gesamtdeutschen Wirt- schaftlichen und politischen Organismus gefordert. Soweit die Informationen. Die Stellungnahme zu den Einzelheiten wird erst erfolgen können, wenn der Bericht selber in seinen Einzelheiten bekannt ist. Man nimmt an» daß daS bis Mitte der nächsten Woche der Fall sein wird/ Die englisch-russische Konferenz London, 29. März. Nach einer amtlichen Mitteilung wer den die russischen Delegierten zur anglo-russischeu Konferenz wahri scheinlich am 4. April in London eintreffcn. Mail erwartet, daß die erste Sitzung der Konferenz, die vielleicht «ine öffentliche sein wird, im Saint JameSpalast stattsinden wird. Nach An gaben aus amtlicher Quelle wird sich die Konferenz nur »ist der Ratifizierung der bereits zustandegekoininenen Abkommen befassen und die Einzelheiten dieser Abkomme» auSarbeften. Aus gleicher Quelle verlautet ferner, baß die Sowjets bereit sind, beschlagnahmtes Privateigentum wieder zurückzugeben und die internationale Schuld, oie Rußland an Großbritannien hat, an- zuerkcnnen. Als Gegenleistung soll Rußland einen großen Kredit erhalten. Ein verurteilter Smeetshochverräter Leipzig, 29. März. Ter Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik verurteilte gestern Sen jugendlichen Rettenden Hein rich SimonS aus Wlchraty, Rheinland, wegen Hochverrat und Spionage zu 5 Jahren Zuchthaus, 500 Mark Geldstrafe uns 5 Jahren Ehrverlust. Ter Staatsgerichtshof sieht als sest- gestcllt a». daß ocr Angeklagte im Frühjahr 1923 mit Leuten' der SmeetSpartei in Verbinoung getreten ist. , Auch Albanien Republik Athen, 29. März. Das albanische Parlament prok.a- miertc nach den hier cingetrvssencn Melsungen nach cem vcispift Griechenlands oie Republik. Für oie Republik stimmten nahezu sämtliche Abgeordnete. Ein aus vier Mitgliedern bestehender Rat soll dir Regentschaft übernegmen, bis vte neue Konstitution des Landes gesetzlich srstgestettt sein wird. Aigners «lthalAlge NktteiSigullg Leipzig, 29. Dtärz. Am gestrigen neunten VerhandlungS- tage erhält der Angeklagte Dr. Zeigner das Schlußwort. In großer Bewegung macht er seine Ausführungen und erteilte zunächst Auskunft über seine Einkommensverhaltnisse. Außer seinem Wartegeld beziehe er die gesetzlich vorgeschriebe ne Minister- Pension von zurzeit 4920 Mk. jährlich. Dann erklärt Dr. Zeigner zum Fall Trommer: Der Befund der Akten hat immer vom Stand der Untersuchung abgehangcn. Mir wurden immer neben den Gnadcnakten auch Sachakten vorgelegt. Im Falle Schnierler erblickt die Anklagsbehörde in meinem Verhalten eine Amts handlung. Eine Amtshandlung kommt aber überhaupt nicht in Frage. Ich sah den Pelz zum ersten Mal am zweiten Osterfeier- tage. Am übernächsten Tage führte ich den neuen Innenminister in sein Amt ein. Wan» hätte ich da als Verweser des Innen ministeriums eine Amtshandlung vornehmen sollen? Erklärlich ist, daS bei den Hunderten von Briefen, die sich bei mir aiihnnften, ich auch einmal einen vernichtet habe, der besser in die Akten ge kommen wäre. Es ist mir nicht lieb, wenn in öffentlichen Verhandlungen fest, gestellt wird, ich sei Psychopath bezüglich meiner großen Aengstlichkelt, ich sei niemals eine Persönlichkeit gewesen. Das Gutachten ist aber da, und von niemand beanstandet worden. Ich verweise ans bas Gutachten von Dr. Schütz, wonach ick, die Probleme nicht bis zu den tiefsten Tiefen durchdenken könne. Daß meine Frau ohne mein Wissen auf Bergner und Brandt cinzuwirkcn versucht hat, ist mir peinlich genug. Im Falle Brandt handelt eS sich um einen alten Herrn, den der Vor sitzende hat ermahnen müssen, auseinander zu halten, was er wisse, und was er nur glaube. Danach ist Brandt nicht als der klassische Zeuge zu betrachten. Auch die Darstellung des MöbeuS ist keine geeignete Grundlage. WaS den Vorfall mit" der Etan» anbetrifft, so war ich damals zunächst der Meinung, daß Brandt mich wegen Gnadensachen »nd wegen des Vorfalls im Kaffee Lippold sprechen wollte. Daß ich, als mir Brandt die GanS in den Arm drückte, konsterniert war, ist verständlich, zumal der ganze Vorgang wie Brandt sich ausdrückte, eine Momentaufnahme war. Gewiß habe ich den richtigen Weg der Zurückweisung nicht gefunden. Ich war immer in Furcht, daß meine Militärsache auf gerollt werde» könnte, wenn ich im Falle Brandt Aufsehen er regte. Als aber die Militärsache nach meiner Ansicht verjährt war, babe ich vollständig die Karten aufgedeckt. Dr. Zeigner bat bann daS Gericht, sich bei der Urteilsfin dung völlig freiznhalten von den Akten, die zum Teil geradezu Wabnwitziges enthielten, »nd nur die Ergebnisse der Hauptver. Handlung zn werten. Mit tränenerstickter Stimme schließt Dr. Zeigner: Denkrn Sie an den Menschen und an das, waS Sie al» wahr unterstellt haben, er ist wirklich nicht rin habgierige» Subjektl Da der Angeklagte MöbiuS auf das Schlußwort ver- zichtet, wird die Sitzung geschloffen. i vhrfeio«« im Schweriner Landtag Schweren, 89. März. Im Mecklenburger Landtag kan, es hexte zu einem Renkonlre zwischen dem früheren Landwirt- schaftsminister Stier und dem deutschnattonalkn Chefredakteur Söffing, in dessen Verlaus Stier seinem Gegner einige Ohrfeige,» versetzte. Die Angelegenheit, die inzwischen den Ehrenrat be^ schäftigt, batte eine stürmische AnSeinandersetziliig zwischen Stier und den Deutschnationalen zur Folge. Stier ist der einzige Akst geordnete der Wirtschaftspartet im Landtage. Der Auftritt ist zurückzuführen auf Hetzereien und Verleumdungen, die von den deutschnationalen Blättern unter Führung Söfstng» gegen de^ Ehemaligen Minister..Stier tn Bewegung gehalten werden«