Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 20.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192403203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240320
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-20
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.03.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Donnerstag, de» 20. März 1924 Nr. 68, Seite 3 Bauer und Arbeiter! Ein Wort zur Verständigung von I. JooS, M. d. R. Tie Ileberschrift könnte «uch lauten: Stauer und Verbraucher, oder noch allgemeiner: Die bäuerliche Bevölkerung und die An deren. Denn wir reden hier nicht etwa bloß von bestimmten, wirklichen oder vermeintlichen Gegensätzen der Interessen, son. dern von Betrachtungsweisen und AnschauungS- kreisen, die einander entgegengesetzt sind. Darum ist die Frage, deren Lösung wir in heistein Bemühen immer wieder an- zustreben uns verpflichtet fühle», so unsagbar schwierig. Es handelt sich beiderseits mn Vorurteile, die im Laufe der Zeit geronnenes Blut geworden sind. Nicht Kriegserfahrungen und Erlebnisse der Nachkriegszeit haben die allenthalben fühllnre» Gegensätze geschaffen. Sie ivaren längst da. Sie haben i» den letzten Jahren nur eine unerhörte Zuspitzung erfahren. ES ist Zeit, das; man ernstlich nach dem Rechten sieht. » Unsere Frage hat einen psychologischen Hintergrund. Stadt nnd Land reiben und stohen sich von altersher. Die Stadt will dem Land imponieren, bcistt gegenüber der Landbevölkerung formale Bildung und Feinheit heraus und malt so von sich ein Bild, auf das die Landbevölkerung sich ihren eigenen VerS ge macht hat. Auf diesem allgemeinen Hintergrund spielen nun auch die Figuren Bauer und Arbeiter. Der Landwirt, im Durchschnitt genommen, hält den städtischen Arbeiter für bequemlich, um nicht zu sagen faul und kennt ihn naher insbesondere von den bekannten Beitelgängen der letzten Jahre. I» der städtische» Arbeiterschaft hinwiederum hat sich der Gedanke festgesetzt: Ei» Bauer müsse eigentlich von Hause aus ärmlich und in seinen Lebensformen bescheiden sein. Jeden falls spüre ich. dast man dem Landwirt einen LebenshabituS leicht übel nimmt, den man anderen Levölkerungsschichten ganz selbstverständlich einräumt. Von den gegenseitigen Vorwürfen der Geldgier, der Herzlosigkeit und des bodenlosen Leichtsinns wollen wir nicht reden. Auf beiden Seiten wird falsch gesehen. Der städtische Arbeiter arbeitet tatsächlich mehr und lebt ärm licher als der Basier auf dem Lande weist und sieht. Der Land- niaii» unterschätzt in seinem Denken auch durchaus die Schatten seite des Arbeiterlebens, gegeben durch das Einerlei der Alltags arbeit unter beständigem Zwang und Kontrolle. Nur hier und da, wenn der Bauer vom „armen Schelm" in der Stadt redet, gibt er zu erkennen, dast er doch etwas davon »achfühlt. Der städtischen Arbeiterschaft must dagegen gesagt werde», dast der Basier den Besitz und den Reichtum nicht hat, den man ihm zu spricht. Genau so wenig einheitlich und eindeutig, wie die Leige der Arbeiterschaft, so wenig ist sie es in der Landwirtschaft. Man »inst also in jedcni einzelnen Falle wohl unterscheiden. Vor dem Kriege wuchtete auf dem bäuerlichen Besitz die Last der Hypotheken. Der Bauer musste stramm zufassen und lief in seiner Wirtschaft immer grostes Risiko. Verargen wir ihm nicht, wenn er dabei eine selbständige Haltung wahrte und sie ver schlossen beibehielt. In der Kriegszeit hielt sich der landwirt schaftliche Betrieb notdürftig. Die bäuerliche Bevölkerung lebte durchschnittlich besser als wir in der Stadt. Sollte sie schlechter leben? In den ersten Jahren der Nachkriegszeit ergaben sich Er. leichternngen durch die Ilmlagerungen und Verschiebungen in folge der Geltentwertung. Mit Unterschied, auch da wie bei anderen Ständen hing es mehr ab vom spekulativen Spürsinn alz von der sachlichen Arbeit. Aber im Ganzen genommen flössen der Landwirtschaft Mittel zu, >uan ihren Betrieb wieder voll leistungsfähig zu gestalten. Sic hat diese Mittel auch in dusgedchntem Maste dazu verwandt. Wir müsse» das offen zu- gestehen und dürfen uns nicht durch Uebertreibungen von Einzel» fällen irre machen lassen. Wir lehnen das Märchen von der Arbeiterfrau ab, die das teuerste Frühgemüse kauft, also auch Nnd gerechtcrweise das Märchen von der bäuerlichen Familie mit den drei Klavieren. Die Hypotheken auf dem Lande konnten Nbgedeekt werden. Anderswo auch. Vergessen wir nicht, dast bis Mitte 1922 die volle Zwangswirtschaft mit ihrem gebundenen Preis auf der Landwirtschaft lag, eine Auflage, die ein Sach kundiger in den Sozialistischen Monatsheften ungefähr der hypo thekarischen Zinsenlast der Landwirte vor dem Kriege gleichsetzt. fFritz Baade, die deutsche Landwirtschaft nach dem Krieg, Sog. Mo». 1923, 11. Heft.) Tic Verkäufe im Schleichhandel konnten diesen Ausfall nicht wettmachen. Die eigentliche Gewinnkoujunktur für unsere Landwirtschaft kag zwischen August 1921 und Februar 1923. Sie war also kurz. In dieser Zeit waren die Erleichterungen am fühlbarsten. Die Gctreidcumlage drückte zwar, aber sie war erträglich und der Steuerdruck nicht besonders stark. Trotzdem: keine übertriebene Vorstellung. Ter landwirtschaftliche Betrieb schuldenfrei, Boden und Vieh in leidlich gutem Zustand, Barvermögen wenig. Mit ber Stabilisierung der Mark, schon mit der erstmaligen 1923 fand diese Entwickelung ein Ende. Die Preisverschiebungen zwischen den landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln (Düngemittel und Ge rätschaften) und den landwirtschaftlickten Produkten gestalteten sich immer ungünstiger. So ist in der Landwirtschaft eine Kris« ent standen. die in den letzten Monaten derartige Formen angenoin- me» hat, dast kein Mensch von Verstand sie mehr übersehen kann. Es fehlt an preiswerten Angeboten, die Händler haben kein Geld um zu kaufen, die Ladenpreis« in der Stadt stehen zu hock; für die Konsumenten. Die Folge davon ist: der Bauer behält seine Produkte, wird sie nicht loS, das Vieh steht auf Kosten, Kunst dünger und sonstige Bedarfsartikel köimen nicht entsprechend an- geschafft werden. In diesem unglücklichen Zeitpunkt setzen Stauern ei» mit horrenden Vorausbezahluugen, zu denen di« Bar mittel nicht vorhanden sind. „Der Bauer greife in die Substanz, wir haben sie bereits geopfert"! tönt es aus Kreisen der Arbeiter schaft und des Mittelstandes. Was heisst das? Verschleuderung der landwirtschaftliche!» Substanz ist ein Volksschaden, ist Verschleu derung von Volksgut. Der Weg ist nicht gangbar. Kredite sind nicht da, cs fehlt an Kreditgebern, an Geld. Unsere heutige Lage in Deutschland ist eben dadurch gekennzeichnet, dast wir keine oder zu geringe flüssige Kapitalmassen haben, die nur aus Ersparnissen kommen können. Die Rentabilität des landwirtschaftlichen Be triebs ist heute auf Null gesunken. DaS läht sich zahlcumästig Nachweise». Damit droht die Krise eine geradezu katastrophale Wendung zu nehmen. Die Fortführung der intensive» Betriebs weise ist in Frage gestellt. Was aber der Bauer dem Bode» vor enthält oder wegen Mangels an Mitteln ihm vorenthalten m u h, daS ist der städtischen Bevölkerung, ist uns allen vorenthalten. So ist die tatsächliche Lage zurzeit. Die Klagen unserer Landwirte sind berechtigt. Wir müssen sie hören und ernstlichen Willen bekunden mitzuhelfen an ihrer Beseitigung. * Es ist zwar nicht leicht, in den Blaffen der städtischen Arbei terschaft unter den Nachwirkungen der eingangs gekennzeichneten Lage Verständnis für die Maßnahmen zu finden, die jetzt not wendig sind. Unmöglich ist es nicht. Man kann in der Stadt so schwer vergessen, wie auf dem Land. Naturgemätz haben sich die Erlebnisse der letzten Jahre in den zerrütteten Gemütern tiefer eingcgrabe», als das in normalen Zeiten der Fall war. Man ist gereizt hüben und drüben. Wir müssen allemal ver gessen und uns angewöhneii, nicht mehr zurückzuschauen. Volks- wirtschaftSpolitik — und das ist Landwirtschaftspolitik im eminenten Sinne des Wortes — kan» nicht aus der gereizten Empfindung, noch weniger aus irgendeinem Rachegesühl heraus gemacht werden. So sprechen wir zu unseren Arlxntern. z», den selben, die bei den Zolltarifwahlen 1903 sehr wohl begriffen hatten, um was eS sich handelt und sich durch kein Schlagwort irre machen ließen. Nun gilt es eine Formel zu finde» für die heutige Sachlage. Nufere Landwirte müssen rentierliche Preise habe». Gut. Aber es ist bei der heutigen geschwächten Kaufkraft nicht möglich, über den Friedensstand hinauszugehen. Das wolle man wohl bedenken. Wir fühlen zwar, daß die Massen der Lohn- und Gehaltsempfänger nur auf eine gewisse begrenzte UebergaugSzeit bei dem heutigen Minimum verbleiben könne», wir sehen aber noch keine Sicherheiten zu dessen Ueberwindung. Die E i n fwh r v e n t i l e dürfen nicht so geöffnet werden, dast sie gegen den deutschen Bauer wirken. Das kann niemand wollen. Hier liegt die Aufgabe in der Bekämpfung verteuernder Zwischen- stellen zu un^nnsten des Konsumenten. Wir haben heute »och eine Aufblähung im Zwischenhandel. ES ist unmög lich, die doppelte Anzahl von Existenzen gegen früher durchzu schleppen bei vermindertem Warenquantum. Im übrige» würde uns eine freie Einfuhr nichts nütze», wenn die JmporttrnstS uns den Nutzen vom Munde wegnähmen. Die wirtschaftliche lieber- machtstellwng der Trusts und der Kartelle must zerschlagen werde». Das liegt auch im Interesse der Landwirt schaft. Alles, was dazu dienen kan», den Kredit wieder zu gesunden, dient auch der Landwirtscl'oft Ein Hindernis ist der hohe Zinsfuß der Banke», ein Rückstand ans der Inflationszeit. Dir Förderung der nationalen Wirtschaft als Prograinmpunkt findet bis in die Reihen der sozialistischen Arbeiterschaft hinein keine Gegner. Wir wissen, dast Deutschland weit stärker von den Erträgen der einheimischen Landwirtschaft leben nmist, als man gemeinhin weist und «»nimmt. Das wird auf absehbare Zeit so bleiben. Bauer und Arbeiter sind keine Gegensätze. Sie gehören enger zusammen als man glaubt. Sie leben von einander. Viele unserer städtischen Arbeiter stammen aus dem Urgrund des Bauerntums, vom Land. Warum sind beide Teile nicht näher zusammengekommen? Warum entwickelten sie sich im letzten Jahrzehnt auseinander? Die Frage soll hier nicht erschöpfeird be handelt werden. Nur eine Andeutung möchte ich anbriiigeii. Der Prozeß, der gegenseitiges Verstehen und Ausgleich, ja gegenseitige Die Spur des Dschingis Khan Von HanS Dominik. Copyright by August Scherl G. m. b. H. 1923, Berlin-Leipzig. (Nachdruck verboten.) (31. Fortsetzung.) „Ich iverde mit ihm reden. Wie steht's mit der schwarzen Universität? Ihre Organisation ist die beste. Ihr Beispiel würde große Wirkung haben." „Die jungen Hitzköpfe müßten sich bet zweckmäßiger Be handlung wohl gebrauchen lassen . . . Ein geschickt inszenierter Streit mit den weißen Studenten . . . Gut ausgewalzt »uo kräftig breitgetreten . . . Alles im richtigen Moment . . . Das dürfte genügen." „All right! Die Arbeit in Frisko lege ich In Ihre Hände." Ter andere schwieg. Aber seine Augen blinzelteii begehrlich nach der Stelle, an der sich Collin CameronS Brnsttasche befand, und seine Miene sprachen eine beredte Sprache. Collin Cameron riß ein Scheckbuch heraus »nd reichte es selsiem Gegenüber. „Wie hoch?" „In jeder Höhe!" , Das Grinsen aus den Zügen beS anderen verbreiterte sich. Seine Finger umklammerten daS Buch, und im Nu war cs verschwunden. „Ich fahre heute nacht nach Louisiana, um dort wei^r- zuarbeiten. Meine Adresse kennen Sie." Ein Nicke» des andere». Noch einmal ließ Collin Cameron einen Blick auf den Raum und seine trunkenen Insassen gleiten. Dann schritt er mit seinem Partner dem Ausgang zu. Ihre Schritte verklangen ans dem Flur. Plötzlich b'.ieb Cvllln Cameron stehen und schlich leise wieder de», eben verlassenen Gemache zu. Mit unendlicher Vorsicht schob er den Vorhang um wenige Millimeter zur Seite, daß sein Auge eben oen Raum überblicken konnte. Alles war noch genau so, wie er eS verlassen hatte. Als er sich umdrehte, stano der gelbe Wirt katzenbuckelnd vor ihm. „Alles in Ordnung, Mr. Cameron. Die Toten auf dem Kirchhof haken keine tauberen Ohren, als meine Gäste. Während Collin Camera» dem Ansgang zuschritt, kehrte oer Wirt in das Gemach zurück. Sein Auge blieb an einem Weißen hängen, der in tiefem Schlaf der Wand zugekehrt balag. „Du Sohn eines Schakals!.. . Deinethalben hat Tschung Fu «ine böse Stunde gehabt. Du bist ja keiner von meinem Stammgästen ... für die ich mich verbürgt habe ... Du sollst «S mir bezahlen." Unhörbar schlich er auf seinen Filzsohlen auf den Schläfer zu. Prüfend glitten seine Hände über die Kleidung des Dalie- grnden und tasteten nach der Gegend der Brieftascl;«. Bon einem Faustschlage gctrosfen flog «r bis in die Mitte H«S Raumes zurück. „Du Sohn einer gelben Hündin, bezahlt bist du schon im voraus!" Es war Wellington Fox, der bei diesen Worten von dem Diwan aussprang. Doch bevor der Berichterstatter der Chikago- Preß den Ausgang erreichen konnte, hatte sich der Wirt schon wieder anfgerafst. Ein Tisch flog Wellington Fox empfindlich gegen das Schienbein. Schon war der Wirt draußen nnd ließ einen gellenden Pfiff ertönen. Wellington Fox stürmte ibm nach. Aber es war nicht der Gang nach der vorderen Teestube, sondern ein anderer, ei» viel längerer und winkliger Gang, in den er geriet und durch den er bis aus den Hof gelangte. Hier sah er sich plötzlich von allen Seiten umringt. Wellington Fox >var gut gebaut und gut trainiert. Nach recht? »nd links teilte er solide Fa»stschläc>e ans, brachte hier nnd dort eine» Mcistcrgrifs des Dschindschftsu zur Anivendung nnd bahnte sich über taumelnde und stöhnende gelbe Körper seinen Weg. Aber er war in einer Falle. Die Tür z»»i Vorderhaus war verschlossen. Eine Möglichkeit, sie aufznbrechen, nicht vor handen. Von allen Seiten schlossen steile Wände den Hof ein. Nur an einer Stelle führte an der Wand des Nachbarhauses eine schmale Stiege empor. Er stürmte sie hinan und landete atemlos aus dem flachen Dach des Nachbarhauses. Chinesische Wäscher betrieben hier ihr Gewerbe. Ausgespannte Leinen . . . mit Wäschestücken behängt . . . allerlei Zuber »nd Bottiche . . . Einen Augenblick blieb er schnaufend stehend und blickte sich orientierend »m. Der Anblick eines gelben Kopfes, der sich über die Tachkante schob, mahnte ihn au seine Gegner. Vor einem plötzlichen kräftigen Fußtritt wich dieser zurück. Aber ein Bsick über deii Dachrand belehrte Wellington Fox, daß die Stiege bis hinauf zum Dach bereits dicht mit Gelben beseht war. Suchend sah er sich nach einer geeigneten Waffe um. Sei» Blick siel auf einen zur Hälfte mit Wasser gefüllten Waschzuber. In der nächsten Sekunde hatte er jene zweite Thnotlmrm- tube JsenbrandtS herausgerissen und in den Zuber ausgeschüttet. So schnell wie möglich zerrte er den Zuber über das Dach bis zur Stiege hin. Schon stiegen gewaltige Dampswolken aus dem Bottich, schon trafen einige Spritzer des siedenden Wasser seine Hände und verursachten an oen Tressstellen große Brandblase». Dann war es geglückt. . . Der Inhalt des Bottichs über die Stiege hinabgegossen. Ein Schrei des Entsetzens ... ein tierisches Brüllen, . . vermischt mit dem Wimmern Sterbender . . . belehrte ihn, wie das Dynotherm gewirkt hatte. Schon war der ganze Hosraum in seiner Tiefe ein einziges wogendes Dampfmeer, in dem sich nicht? mehr erkennen ließ. Schon strömten die Dampfwolken iveiter empor zur dopvelten und dreifachen Höhe des HanseS, während dort unten daS letzte Wimmern erstarb. Schon mischte sich brenzlicher Qualm in den Wasserdampf. Schon zuckte «S Förderung will, ist längst «ingelcitet. Wenn wir so langsam voran kommen, dann liegt eS au Störungen auherhalb unserer Macht. Ganz unstreitig liegt eS auch wohl au der Führung mancher landwirtschaftlicher Organisationen, deren einzelne Ver- treter nicht immer die glücklichste politische Orientierung und ent sprechende Worte saudcu. Aus Rede» dieser und jener hervor ragenden Persönlichkeiten an der Spitze solcher Organisationen haben wir mitunter Wortprägungen gehört, die auf die Heraus- arbeitung des Ciegeiesatzes statt der Versöhnung hinauSzugchcn schienen. Um mich ganz kurz anszudrücke»: Ich sehe nicht ein, Ware.»« die ländliche Bevölkerung in einen bewußten Gegensatz zum heutigen Staat und zur heutigen Verfassung hiiicingcführt werden soll. Ihre wohlverstandenen Interessen sind nicht Identisch mit einer solchen politischen Einstellung. Wo immer sie in Füh rerpersönlichkeiten der bäuerlichen Organisationen zutage tritt, wirkt sie statt im Sinne wachsenden Verständnisses im umgekehr ten Sinne. Wer hat ein Interesse daran, daß dem so i st oder daß in diesem Sinne irciterfortgefcihren wird? Niemand. Wenn wir zu einem dauerhaften und gesunde» Verhältnis zwischen Bauer und Arbeiter, zwischen Stadt und Land gelangen sollen, dann geht es wohl nicht anders, als dast wir uns auf der politi schen Linie einigen, die wir die Z e n t r u m L l i n i e nennen. Und alle störenden Schleier, die immer wieder das wahre Bild verhüllen, müssen weggezogcn werden Tagesneuigkeiten Die Sommerzeit Berlin, 17. März. Die Einführung der Sommerzeit, die infolge der ablehnenaen Haltung des Reichstags in oen letzten zwei Jahren nicht mehr zur Durchführung gelangt ist, steht im Augenblick wieder im Vordergrund. Sellens der preußischen Re gierung ist man an die Reichsregierung mit der Anregung heran- gctretcn, es solle in diesem Jahre wieder die Sommerzeit cin- gefiihrt werden. Tie Neichsregiernng hat gegenüber der Wieoer- einsührung der Sommerzeit grnnosätzllche Bedenken nicht. Ob es tatsächlich zur Wiedereinführung der Sommerzeit .oinmen wird, dafür dürste wesentlich die Stellungnahme des neuen Reichstags von entscheidender Bedeutung sein. st Hinrichtung dreier Mörder. Aus Nürnberg kommt die Meldung: Die Mörder von oer Gerasmühle, Hausmann, Wiese nbach er und Setzinger, die zwei Nürnberger Ham sterer, »m sic an einer Anzeige zu Verbindern, im September des vergangenen Jahres ermordet hatten, sind im Strafvoll streckungs-Gefängnis erschossen worden. f Ei» Motorradfahrer überialsren Ans der Landstraße H a » a u —-O f f c ii b a ch wurde der auf einem Motorrad sitzende Kunstmaler Fritz Bode ans Osfenbach von einem Osfenbacher Automobil überfahren und derart schwer verletzt, daß er bald darauf verschied. -s Ein ehemaliger Bergarbeiter als Bertrcter des König-?. Das Mitglied der englischen Lgbour Party, James Brown, ein früherer Bergarbeiter, ist Lorvoberkonimissar der Kirche von Schottland geworoe». Jamniy, wie er genannt wird, wird onmit das Recht haben, 14 Tage lang während der Kirchenversammlnngen im einstigen Schloß der Stuarts zu wohnen und den König von England bei den Kirchenversammlungen zu vertreten. st Der toobriiigenoe Föhn. In München wurden vir einigen Tagen in einer Wohnung zwei Leichen gefunden. Tie Untersuchung hat ergeben, daß der Föhn das Unglück yerbci- gesührt hat. In der Wohnung im ersten Stock wurde geheizt, und der Föhn, der seit einigen Tagen herrscht, verhinderte das Nustreten der Verbrennungsgase anS dem Kamin, oie danit aus dem schnohaften Ofen in das Zimmer eindrangen und oen Tod der beioen Bewohner herbeisührte. -s Nänbcr >m Gütcrpnckwage». Am dritten diese? Monats wu-de in dem Eilgüterzng 6203 aus der Fahrt von Ber lin nach Breslau kurz vor Frankfurt a. O. d'r Gükervost- wngcn mit Gewalt erbrochen. 2S Pakete wurden anfgerißen und ihres Inhaltes beraubt. Ain 5. März wiederholte sich oer Ein bruch in derselben Gegend. Ganze Sendungen von Tamenkostüwen, Kleidung, Stieseln usw. gingen verloren. Die Täter sind offenbar unter gewerbsmäßigen Bahngüterdieben zu suche». Tie Obcr- postdireklion hat ans ihre Ergreifung und die Wiederbeschaifnng des gestohlenen Gutes eine Hobe Belohnung ansgesetzt. Znrü.k- gclassen haben sie in dem Wagen ein paar stark abgetragene, nn« gleicky: Schnürstiefel. Ter rechte ist zwei Zentimeter kleiner als der linke, früher gelb gewesen und jetzt geschwärzt. Ferner ließen sie eine abgetragene blaue Schirmmütze mit Sturmband zurück, die mit einem Anker und rechts »nd links davon mit Eichenlaub verziert ist. Ans der Strecke fand der bahn amtliche Güterschntz, einen Postsack, der noch einige geraubte Sache» ent hielt. Mitteilungen an die Kriminalpostdienststelle im Berliner Polizeiprädium. -s Eine verhängnisvolle De rgram»,Verwechslung. Ter Häus ler Georg Riedl in Schönwaid i. B. erhielt dieser Tage an-Z fenrigrot au? den wogenden lind wirbelnden weißgrane» Masco. DaS HanS, ans dessen Dach Wellington Fox stand, war nicht allzu hoch. Mit schnellen Griffen hatte er die Wäscheleine ge löst »nd um einen Pfosten an der Vorderseite des Haines ge schlungen. Schnell glitt er an ihr auf die Straße hinab Er sah sich um. Ein kleines, ihm unbekanntes Seilen- gäßche». Nuss Geratewohl lief er darin entlang »nd erreichte oie Hauptstraße. Noch eiste» Blick rückwärts. Feuerlohe schlug zum Himmel, wo das Teehaus gestanden hatte. Langsam glitt das Schiff Iienbrandts flußabwäris der Mündung des Jli zu. Schon zogen sich die mächtigen Schilfhorste zu beiden Seiten des Stromes weit auseinander, und unmerklich vermischten sich die Wellen veS Jli mit den Wassern des Bal- kaschseeS. Kreischend stiegen ganze Schwärme von Wasservögeln empor, die der Kur-Z des Schisses in ihrer Abendrnhe störte. Rosig schimmerte das Helle Gefieder oer tausend und abertausend Vogel ln den Strahlen oer sinkenden Sonne. Wie dichter grauer Dunst standen Myriaden von Mückenschwärmen dazwischen und drohten die Sonne zu verdunkeln. Georg Jsenürandt streckte oie Hand nach einem Hebel ans. Ein kurzer Truck darauf, und automatisch schlossen seine Gazefenster die Kabine. Er lehnte sich ruhig in seinen Sessel zurück. Noch trug er den Eesellschaftsanzug, in dem er den ganzen Tag hindurch die osii- ziellcn Empfänge der zahllosen Gäste aus allen Weltteilen mit gemacht hatte. Seine Mienen verriete» Ermüdung nnd zeiglen, daß die Anstrengungen dieser Feierlichkeiten selbst für »eine c ler nen Nerven recht reichlich gewesen waren. Ta er außer den wich tigsten europäischen auch mehrere asiatische Sprachen beberrscble, war seine Person bei diesen Empfängen ganz besonders bean sprucht worden. So war er gern dem Vorschläge von Wellington For ge-- folgt, eine Abendfahrt von Wierny z»m Balkaschiee zu unter nehmen, um hier in ruhigen Stunden wieder Erholung nnd Stärkung für die Strapazen des kommenden Tages z» finden. Den» die heutige» Empfänge waren sa nur der Auftakt kur oie großen Feierlichkeiten des morgigen Tages. Von morgen ab sollte der mächtige, viehundert Qnaornt- kilometer große Balkaschsee ein neues wichtiges Glied in oer Kette der Untcrnehmnngen der E. S. C. werden. In feierlichem Akte, im Beisein von führenden Männern aller Staaten der Welt sollte dem Sec die Dynothermmenge rinverleibt werden, die seine Wassermengen in Dampfsorm in die Lüfte jagen mußte. Der Plan ging dahin, die vielen hundert Milliarden Kubikmeter Wasser, die hier die Schale des Sees füllten, als fruchtbare» Regen nach Norden nn» Nordoste» zu senden. In seiner ganzen Größe konnte er nicht ausgeführt werden, solange dem See oi« verstärkten Zuflüsse aus dem chinesischen Gebiete fehlten, dem Jlidreicck. iForisehung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)