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Sächsische Volkszeitung : 20.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192403203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240320
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-20
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.03.1924
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Nr. 6ä, Seile 2 Tonnerstag, de« SO. März 1824. s, «uff ich erkläre«, daß ich da»,« «ich«» grsa^ habe. 4. Wen» endlich aa,rn»mme« wird, ich hätte a«S de« gleich, «eilige« Znf«mmr»treffen de« Fuchs-MaÄaus-Prozrsscs und der «mrrik,rrdr v« Kardinal Faulhaber Schlüffe gezogr», s, muh ich da» ebeufnll« bed««»r«. Der Vorsitzende verliest dann eine Stelle aus dem Rach richtenblatt d«S Oberkommandos beS Kampsbunde» über die Be sprechung vom 28. Oktober, wozu Hitler ausführlich Stellung nimmt. Es folgt ein längeres Verhör LuLendorffS, der von einem Artikel im Heimatland vom 3. November ausgeht, den Ludendorff geschrieben hat. Ludendorff verliest den Artikel und äußert sich über die Entstehungsgeschichte. Vorsiliender: In diesem Artikel findet sich der Satz: «Die völkische Bewegung führt da» Volk durch Kampfgemeinschaft zur völkischen Diktatur." WaS haben Sie sich darunter gedacht? Ludendorff: Zweck der deutschen Kampfgemeinschaft ist nicht, irgendeine Diktatur in» Leben zu rufen, sondern die deutsche Kampfgemeinschaft ist nach meiner Auffassung die Zusammen fassung aller derer, die für da» höchste, was wir haben, für die Freiheit des Volkes einzutreten bereit sind. Der Vorsitzende verliest dann ein Schreiben des Wehrkreis- kominandcnrs, in dem festgestellt wird, das; bei der Besetzung des Wehrkreiskommandos am 6. November von der Gegenseite lebhaft gefeuert wurde, wodurch zwei Pioniere verwundet wurden. Dann wendet sich der Vorsitzende an Hitler mit der Frage, ob er mit Ludendorsf darüber gesprochen habe, welche dik tatorischen Befugnisse er haben sollte. Hitler erklärt, mit Ludendorff über konkrete Fragen nicht gesprochen zu haben. Hitler bestätigt, das; Ludendorff die Meinung vertreten habe, das; Kahr bei der Neubildung der Neichsregierung vertreten sein sollte. StaatSanwalt Ehardt: Ich glaube, baff da? Gericht ge nügend darüber unterrichtet äst, daß der Putsch am 8. November nicht nur außenpolitische, sondern auch inncrpolitische Auswirkun gen gezeitigt hatte. Hitler: Der Putsch sollte die ungeheuerlichsten innerpolltl. scheu Wirkungen anSlösen. Ein völkisch-nationales Regiment hätte die »naeheucrlichsicn Wirkungen hervorgernfen, die Dentschkanb überhaupt erlebt hat. Wenn dies nicht unsere Absicht gewesen wäre, dann hätten wir dir Todesstrafe verdient. Vorsibrndcr: Ich schließe das Beweisaufnahme» verfahren und möchte anregen, die Frage der Plädoyers zn besprechen. Die Behandlung der Plädoyers wird darauf in nicht öffentlicher Sitzung beraten und die Verhandlung nm 12.45 Nhr, ohne daß die Oeffentlichkeit wieder hergestcllt worden ist, beendet. Nächste öffentliche Sitzung Freitagvormittag. Urteilsverkünkunq am 31. Mürz? München, 19 März, ^ach Blättermcldnngen ist das Urteil im Sitlerprozeß für Montag, den 31. März, zn erwarten, also zum letzte» mögliche» Dermin, da mit dem I. April die bayrischen Volksgerichte aufgehoben sind. Berliner Devisenkurse vom 1K. MLr, (amtlich) mitoeteilt von der Commerz- und Privatbank, A.-G., Dresden Die Notierungen erfotaen dom 4. März ad für le >09 Eindeiten der ans. »Indischen Wkidrnng. ausgenommen England >,»d »lmerlka. die mit I Pfund dezm. > Dollar notiert werden, «owie Oesterreich mit iooacia grone» »nd Polen mit 10 Millionen. csiotieningen in Billionen — Goldmars., Telegrapkuiche kliis- zahlnng acik IS. «eid 3. Brief °0 IS. Geld 3. Brief Ainiierdam . , . 2 188 I I 188.89 2 >88 71 18849 Brüssel .... 2 >736 13.04 2 17 23 17.34 Ebrsslcania . , , 2 88 38 87.14 2 86 88 87.14 Kopenbaaen. , . 2 88 3i 83 i 7 2 68 04 88.W Eiocklcoim . . . 2 Iw 72 »178 2 Iw 7? III7S .Yeiiiccgsors . . . 7 13.87 W83 - W87 1089 Nom 2 1776 1734 2 ,865 1318 London .... 2 »8 05S I8.15S 2 13 008 18 098 Neicliork .... 4,3 47, i 413 4.2, Paris 2 21 38 21 48 2 2108 21.18 »iircch 2 72.42 72.73 2 72.8? 72.33 Madrid .... 8312 83 33 2 82.37 S2SZ Wien 3 803 S.i2 3 6.03 8.12 Praa 2 >2.2, >273 2 127, 12.29 vudavcst.... Toga 6.88 3.II8 88? 3.I3S 80 383 3.1,8 702 r.izs Buenos Aires. . Rio de Janeiro . KaNawitz.... Warschau. . . . 2 1.400 0,478 I.4W 0.431 2 1.400 «8.80 4.88 I.4I0 80 80 4,71 Aavan kiaram .... 3 1.778 8.S» I.7S8 8.42 3 1.77» 8.93 I.78S 8.42 kissnbon .... Nisia Reval..... gowno .... Bukarest . / . . io >2.86 iszx lO 1298 84.848 I 148 43 88 2.388 13.04 36 388 1.178 44.44 2.418 Berliner Börse »Mieniurse in Billionen Berliner Ankangskurse üvros. NeichSmiieihe Echaniung-Vabn . . Kanada-Parilic. . . Hamburg. Pakeliakri Nordd. blond .... Berem.EidelckNiiahri Com.- n. Privatbanl Larncsilldter Ba»I . DenNche Baut.... Disionto.gommandil Dresdner Bank ... Leipziger Nrediianv. Oesierr. Nredtl . . . Bochnmer Guystahl. Dcnich-Luxemburger Geilenkirchen Bergw. HaN'cncr Bergwerk. Hodeniobc Lanralnine iManneemann-NSbr. Obschi. Eisenbahnddi. . Eiienindnnrie >9. 9. 81.8 I IIS Lira 878 48 0 828 >0.8 >1.1 >3.378 7 2.4 0.478 04.8 «8 78 87,78 88 S8 18.8 29 28.878 20.28 IS 9. 80 1.0 10.78 228 7 <478 8.618 II >1.1 >3 8 8,828 2H 02 88 49 78 89 78 87 34.8 18.8 38.28 29.8 28.8 13. 3. IS. 3. Pbönir Romdacher 20.8 L3.8 878 2I.7S Cbem cche yeddeu. . n s.s Ddnamii Nadel . . . i4.I 6 I7>. Goid'chmldt. . . 13.78 I4L jzdchster gardwerie. 82.9 14 I Oderlcki. gofswerfe. 10.128 838 «lln.?leNr..MeieNi«. 17 10.378 Beromauu Sleklr.. . 3 >7.28 Pdae Eleiir. 2.7 3 Gacdienwerl 6 28 Görlitzer Waugou. . 28.78 81 LInke-Hnffmann. . . 29.28 ?s.s Aadb.-Nsirub. Match 12.8 91 Berlin.Audali.Maich. 14.8 13 Berliner Maschinen. 41 18.28 Daimler-Molaren . OSTS 4 Larimann Maich.. . >6.28 3.628 vrenitein Kovpei . I 8 1878 gtmmermannwerl« . 44 1.828 B in n-Werke 28 4.128 Lackelha, 38 3 Hirsch.Kupier.... 98 Hupo Schneider. . . 478 7 NorddcnNchc Wolle. 47.8 Swhr Kammgarn. . >1.8 79.28 Zellsioss-Waidhoss . . ir Omni 31 32,28 Mitgetellt vom tschechoslowakischen Bankverein, gsttlalr Dresden. WetterberichtderDresdirerWetterwarte Lustdrnckverteilung: Hoher Druck über 760 mm Mittel europa, über 768 mm nördlich von Island, Depression unter 780 mm über Finnland mit Auffüllung begriffen. Depression unter 785 mm im Rahmen zwischen Schottland und der norwegischen Küste, Te- presswn unter 755 mm Atlantischer Ozean. Wetterlage: Die Depression, die die Witterung Sachsen« in den letzten drei Tagen stark beemflnßt hat, füllt sich über Finnland auf; seit heute morgen wird die Witterung Sachsens durch ein schwaches mitteleuro päische« Hochdruckgebiet beherrscht, sodaß rasche Beendigung der Witterung und Newöllungöabnahme eingrtreten ist. Nene Störungen nahen vom Atlantischen Ozean. Sie machen sich bereiiS durch Bewölkung über dem westlichen Europa bemerkbar. Auch für Deutschland dürste somit die heitere trockene Witterung Nicht von langer Dauer sein. Infolge der unbehinderten Aus strahlung wird die Temperatur der kommenden Nacht beträchtlich unter dem Gefrierpunkt stehen, wogegen tagsüber, da weitere kalte Lultzusubr abgeschnitten ist, die Temperatur milder als in den letzten beiden Tagen sein wird. Vorhersage: Zunächst heiter, auch wolkenlos, dann von Westen her Bewölkungszunahme iZirren und Zirrostratts --- Federwolke» und Schleierwolken), leicht dunstig, schwach« Lustbewegung, im Laufe de» morgigen Tage« Temperatur- tzunahme. 4'- » -- ... s Die Scheune auf der Wanderschaft. Eine recht beachtens- liierte Leistung vollbrachte eine Firma in Westfalen. Es glückte, riue gefüllte Scheune mit etwa 100 Zentnern Heu und selucni Gesamtgewicht von über 1000 Zentnern auf Rollen drei stst» Meter von der Stelle zu rücken. Man ging mit vier Leuten, frisch nnS Werk, uno nach drei Tagen stand die Scheune unversehrk vorgesehene» Standort./ Der Fall Brandt im Zeigner-Prozeß! Dtt „jiltkkiilit »0 ratlose " Miaiskr- »Mkiit o. V. < Leipzig. IS. März. Am gestrigen dritte» Tage oes Zeigner- Prozesses schildert zunächst der Angeklagte Möbius die Ein zelheiten des Falle» Brandt. Möbius hatte erfahren, daß der Landwirt Brandt wegen Verletzung »er GetreidehandelSvorschrib- ten eine GefängniSstrcise erhalten habe. Möbius kam mit Brandt zusammen und sagte ihm, er müsse ein Gesuch an daik Justiz ministerium machen; er, MSbiu», würde das Gesuch den, Minister persönlich übermitteln. Brandt habe ihm dann das Gesuch in einem Briefumschläge übergeben. Vorsitzender: In dem Umschläge waren doch auch 5000 Mark Möbius: Ja, die habe ich aber für mich herausgenomnien. Vorsitzender: Sie haben ooch in der vorigen Untersuchung anSgesagt, der Umschlag sei verschlossen gewesen? MöbiuS: Ich sagte auch damals, der Umschlag war offen. Aber Staatsanwalt Dr. Fiedler sagte: Nein, er war zu. Ich sagte wieder: Er war offen. Fiedler sagte: Er war zu. Da sagte ich schließlich: Gut, dann war er zu. Ich habe die 5000 Mark als Reisegeld für mich betrachtet. Später traf ich Dr. Zeigner in Leipzig, und er sagte, es wären bei dem Gesuche noch 7000 Mark gewesen. Die gab er mir, damit ich sie Brandt wieder zustelle. Ich habe sie aber für mich behalten. Dann erhielt ich von Frau Brandt oie Mitteilung, das; ihr Mann verhaftet sei. Brandt kam dann aber wieder frei »nd sagte mir, er wolle sich erkenntlich zeigen und Dr. Zeigner Mehl schenken. Ich habe das für Zeigner bestimmte Mehl aber feiner Frau (ff ver kauft, weil ich wußte, baß er es geschenkt doch nicht annehmen würde. Ten Kaufpreis habe ich Brandt nicht gegeben, sondern für mich verbraucht. Vor Weihnachten sagte mir Brandt, er möchte Dr. Zeigner eine Weihnachtsgans schenken. Ich vermittelte die Zu sammenkunft vor einem Kaffee. Brandt dankte Zeigner für die Haftentlassung »nd schob ihm in Papier cingeschnürt eine Gans hin mit den Worten: Herr Doktor, hier schenke ich Ihnen eine Weihnachtsgans. Zeigner schob sie zurück und sagte: Brandt lassen Sie das, machen Sie nicht solchen Unsinn. Brandt legte dann aber die Gans Zeigner auf den Arm und verabschiedete sich schnell. Ich ebenfalls. Zeigner aber holte mich ein und gab mir die Gans mit den Worten: Möbius, hier nehmen Sie die Gans, ich Wils oas nicht haben. Ich habe dann die Gans mit meiner Familie gegessen. Der Vorsitzende hält oem Angeklagten Möbius hierauf keine erste Aussage kn der Vornntcrstichmlg vor. oie von seiner heutigen Aussage in vielen Punkten abwrlcht. in dem Möbius sagte: Zeigner lyibe die Gans und auch einen Teil des Geldes genommen. Rechtsanwalt Marsch» er: Ich bitte auch, die Schlußsätze dieses vom Staatsanwalt Dr. Fiedler aufgenommenen, Zeigner belastenden Protokolls zn verlesen, die lauten: Ich habe nun die volle Wahrheit gesagt «nd bitte mich aus der Haft zu ent lassen. Dem Angeklagten wird darauf eröffnet, daß er aus der Hast entlassen sei. Er wird ermahnt, sich nicht beeinflussen zu lassen. Möbius erklärt: Als ich dann Zeigner belastet batte, wurde ich aus der Haft entlassen. Als ich später vor oem Unter suchungsrichter die Wahrheit sagte, wurde ich wieder in Haft genommen. Der Vorsitzende hält Möbius dann vor, daß auch seine letzte Aussage vor dem Untersuchungsrichter Widersprüche zu seiner heutigen Anssage ausweise. Er habe damals gesagt: Zeigner hat die Gans zwar zunächst zurückgewiesen, sie aber dann, als Leute hinzukamcn, schnell in seinen Koffer ge steckt. Ter Angeklagte Zeigner schildert dann den Fall Brandt wie folgt: Als Möbius mit mir über Brandt sprach, sagte ich ihm: Brandt soll zunächst ein Gesuch machen. Das Gesuch würde dann in der üblichen Weise bearbeitet. Als ich das Kuvert auf- riß, fand ich die Geldscheine darin. Als Möbius kam, sagte ich: Es ist Geld darin. Ich war empört. Mir war das ganze Benehmen Brandts im Kaffee sehr unangenehm ausgefallen. Brandt wandte einen so vertraulichen Ton an, daß ich mir sagte: Der Mann muß von mir rin ganz besonderes Bild haben. Ich erzählte auch meiner Frau von der unangenehmen Sache. Im Kaffee behauptete Brandt, er sei ein Skatsreund meines Vaters. Ich sagte ihm: Machen Sie sich keine Sorge, solange ihr Gnadengesuch schwebt, können Sie nicht verhaftet werden. Brandt reichte mir dann unter dem Tisch rin Kuvert zu. Ich hatte das Gefühl' hier Ist etwas nicht sauber! Ich bin aber zu felge gewrsen, iu Gegenwart anderer ihm das Kuvert znrückzugeben. Als Möbius kam, sagte er gleich: Es ist Geld drin. Ich war empört und sagte: WaS ist das für oine Schweinerei, wie stellen Sie >'ch das vor? Jetzt tragen Sie das Geld Herrn Brandt zurück. Ich will n'cht wieder in eine solche Situation kommen. Ich habe die Nase knüppeldick voll. Brandt war nicht mehr zu finden. Ich zitterte in höchster Erregung am ganzen Selbe, weniger aus Empörung, sondern aus vollkommener Rat- lostgkel». Ich griff blindlings in das Kuvert und gab das Geld Möbius. Als Brandt verhaftet war, habe ich Möbius die snr Frau Brandt bestimmte Eingabe geschrieben. Es ist auch möglich, daß ich ihm gesagt habe, er solle den Entwurf verbrennen. Zur Weih nachtSganSaffäre äußert sich Zeigner: Alö mir Brandt die Gan» gab, gab ich sie ihin zurück. Als er sie mir aber wiedergab und in Gegenwart der Umstehenden sagte, es wäre seine besteGans, sah ich ganz ratlosMöbiuS an u. gab zunächst nach, um der peiulichen Szene ein Ende zu machen. Der Vor sitzende hält Dr. Zeigner vor, er habe vor dem Untersuchungs richter geäußert, da» Geld von Brandt zu einer so^alistischcn Studentenverbindung verwendet, «nd die Gans irgend semandrn geschenkt zu haben. Tr. Zeigner: Diese Angaben habe ich gemacht, aber sie sind falsch. Damals standen meine Verschlungen aus der Militär zeit in der Sachs MöbiuS kurz vor der Verjährung and ich wollte alles vermeiden, was das Augenmerk des Untersuchungs richters auf die Vorgänge beim Militär lenken konnte. Tie Darstellung Brandts. Ter Landwirt Brandt ist schwer krank und kann persön lich nicht vor dem Gericht erscheinen. Es wird darum das Protokoll seiner kommissarischen Vernehmung ver lesen. Brandt bekundet: Er habe die 5 000 Mark, die er dem ersten Möbius übergebenen Gnadengesuch beilegte, für Dr. Zeig, ner bestimmt. Bei der ersten Zusammenkunft mit Dr. Zeigner habe dieser den Umschlag mit dem Geld schnell in den Man tel gesteckt. Er habe wohl gleich gemerkt, das; er Geld enthielt. -Die Uebergabe der Gans stellt er so dar: Ich überreichte Dr. Zeigner die Gans und sagte: Hier haben Sie eine gute Weihnachtsgans vom Bauerngut. Dr. Zeigner lachte freund lich und sagte: Ich danke schön! Dabet klopfte er mir auf den Bauch, und sagte: Das glaube er schon, ich hätte keine Not. Alle Tage Gänsebraten! Diese Angaben schränkte Brandt bei der kommissarischen Vernehmung dabin ein, Dr. Zeigner hätte vielleicht erst die Gans abgelehnt, aber die Ablehnung habe er nicht ernst genommen. ES sei auch möglich, daß Möbius ihm auk den Bauch geklapst habe. In der Nachmittagsihung wird Rechtsanwalt Dr. Gras vernommen, der im Einverständnis mit den Parteiinstanzen an fänglich die Berteioigung Dr. Zeigners geführt. Nach seiner Bekundung war Dr. Zeigner vollkommen zusammen- gebrochen und konnte kaum ein klares Wort Vorbringen. Er habe ihm auch im Parteiintercsse geraten, sein Mandat nieder zulegen und sich der Staats«,nvaltschast zu stellen. Als Zeugs mit Staatsanwalt Dr. Fieoler über die Sache gesprochen habe, habe dieser gesagt, so habe es kommen müssen mit Dr. Zeigner; ihm werde man es schon heimzahlen mit seinem verfluchten republikanischen Richterbnnd. So etwas wäre nur in der Republik möglich. - - 1 Verteidiger Dr. Frank fragt, ob der Zeuge aamakS das Gefühl hatte, daß ocr Haß gegen Dr. Zeigner dis Ver nehmung des Möbius beeinflußt habe. Der Zeuge bejaht das.l Er habe von den Aeußerungen sofort Justizminister Neu Mit teilung gemacht. Daraufhin sei wohl die Untersuchung oeiw Oberstaatsanwalt Schlegel übertragen worden. Der Zeuae erklärt cs weiter durchaus für möglich, daß Dr. Zeigner, der ein großer Idealist und ängstlich darum besorgt sei, einen Eklat zu ver« meiden, auf der Straße nicht den Mut gefunden habe, das Ge schenk zurückzuweisen. Staatsanwalt Dr. Fiedler bekundet über seine Ver nehmung des Möbius. MöbiuS antwortete nur widerstreben» und gab auch nur allmählich z», daß er Beziehungen zu oem damaligen Justizminister habe. Der Zeuge hatte absolut nicht den Eindruck, oaß Möbius von rechtsradikaler Seite beeinflußt war. Er selbst habe peinlich vermieden irgendwie Zwang ooev Drohungen zu brauchen. Er habe Möbius immer wieder erklärt, er solle nur das anssagen, waS er vor seinem Gewissen ver antworten könne. Möbius habe nach dieser Vernehmung ent weder selbst oder durch Frau Friedrichsen nach Loschwitz an peig- nerS Nummer telephoniert: „Sofirt komme», eS brennt. Otto." Erst dann wnrse Möbius verhaftet, und zwar lediglich wegen Verdunkelungsgefahr. Als Möbius sein Geständnis wider rufen hatte, habe er immer erklärt, sein Gewissen habe ihm keine Ruhe mehr gelassen. Darauf habe der Zeuge gesagt: „Es fehlt nur noch, daß Sie sagen, ich hätte Sie zum Gestänonis gebracht." Darauf habe Möbius in Gegenwart von Zeuge» erwidert: „Nee, Herr Doktor, das kann ich nicht sagen. Sie haben mich sehr anständig behanoelt." Die von Dr. Graf erwähnten republikseindlichen Aeuße- rungen bestreitet Dr. Fiedler. Er gibt zu. sich Dr. Graf gegen über gegen die Politisierung der Beamten und gegen die Spaltung durch oen Republikanischen Nichterbund ausgesprochen zn haben. iFvrtjetzling folgt.) Ein Protest Rußlands an Frankreich Die SsWt-RkginiW wird die Frlgemssen ziehen Moskau, 19. März. Der Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, Tschit scherin, hat an den französischen Mi nisterpräsidenten ein Telegramm gerichtet, in dem er im Namen der Sowjctregiening energisch gegen die Unterstützung protestiert, die baS französische Parlament der Annexion Bessara- blenS durch Rumänien angedcihe» lasse. Lschitscherin er. innert daran, das; Frankreich zur Zeit der Besetzung Bessarabiens durch das rumänische Heer die offizielle Erklärung abgegeben habe, diese Besetzung sei nur zeitweilig und nur auS Huma nitären Rücksichten erfolgt. Der am Vorabend der Verhandlungen zwischen der Sowsetregierung und Rumänien gefaßte Beschluß deS französischen Parlaments, die Annerion Bessarabiens durch Rumänien anzuerkennen, könne nur als Einmischung einer dritten Macht angesehen werden. Diese Einmischung verhindere einen dauerhaften Frieden »nd verlängere die Unsicher- heit der Verhältnisse in sencm Teile Europas. Die Sowjetrcgie» rnng lenke die Aufmerksamkeit der französische» Regierung auf die Tatsache der Vergewaltigung der Interessen der bessarabischen Bevölkerung durch die rumänische Bevölkerung und mache die französische Regierung für die durch die Besetzung verursachten Schäden verantwortlich. Die Sowjetregierung werde auS dem dargelcgten Tatbestand die notwendigen Folgerungen ziehen. Di« Beamte«besold«nq Berlin. 19. März. In der gestrigen kurzen Vollsitzung de» RelchSrntcS führte der Berichterstatter, Ministerialdirektor Weyhe, zu der auf der Tagesordnung stehenden Deamtenbesoldnng au», daß nach den Vorschlägen der Regierung die Grundgehälter der Beamten nm 18 Prozent erhöht werden sollen. Ferner sollen die OrtSzuschläge auf 80 Prozent von drei Viertel der früheren Woh. »unasgelder, die im Frieden gezahlt wurden, und bei den sozialen Beihilfen die Kinderzuschläge auf 13 Mark, 16 Mark und 17 Mk., die Frauenznschlcige auf 8 Mark monatlich erhöht werden. Bei der großen finanziellen, wirtschaftlichen und währungspolitischen Bedeutung dieser Frage hat der Ausschuß borgeschlageff, die letzt« entscheidende Vollsitzung des ReichSrateS noch um einige Tage zu verschieben. Die Vollversammlung beschloß demgemäß, erst am DonnerStagnachmittag zur Erledigung der neuen Beamteugehälter wieder zusammenzutreten. Deutscher Sparkassen- und Giroverband Berlin. 18. März.. Zusammenschluß der kommunalen Geld- anstalten. Am 15. März wurde vo» den im Charlottenburger' Rathaus« tagenden Verbanksversammlungen des Deutschen Svar- kasienvcrbandeö, des Teutscheu Zentral-Girovcrbaudes und de-^ Deutschen Verbandes der kommunalen Banken übereinstimmend die Vereinigung der drei genannten Spitzenverbände zu einem! „Deutschen Sparkassen- und Girovcrband lVer/ einigter Sparkassen-, Giro- »nd kommunaler BankenvcrbandV. beschlossen und die Satzung des neuen kommunalen Einbütsz Verbandes enagültig festgesetzt. Damit ist der seit langem geplante Zusammenschluß aller kommunalen Geldanstalten, der Sparkassen-, und Giro-Organisation zur gemeinsamen Wahrung ihrer Inter essen zur Tat geworden. Kurze Nml>rilli!c!! Zu den Wahlen In Potsdam wird noch berichtet: Bei einer, Wahlbeteiligung von über 75 Prozent haben Sozialdemokraten und Demokraten die Zeche bezahlen müssen. Aber auch die Denticl>cj Volksvartei hat beträchtliche Verluste erlitten. Das Zentrum hat von 3 Sitzen 2 verloren, die Demokraten von 14 Sitzen 12, di>s Sozialdemokraten von 19 Sitzen 14, die Deutsche Volksvartei vo„ 7 Sitzen 4. Gewonnen haben die Tentschnational-syzialistischg Partei 4 Sitze, die Deutschnationalen 2, die Komm»»»!,'» einen Sitz. ß Ein leichter Beruf. Lin altes Mütterchen in einem e»K lischen Dorfe, das in einer «lenden Hütte wohnte, ließ sich einet Tages rin stattliches kleine- Häuschen bauen, und den Nachbarn die sich „ach ihrer plötzlichen Wohlhabenheit erkundigten, erzählt, sie. das Geld stamme von ihrem Sohn in London, der jetzt einer sehr einträglichen und leichten Berns habe. „WaS macht er denn Euer Sohn?" fragten die Nachbarn. „Oh," sagte da» Mntterchei strahlend, „er macht viel Geld. Und zwar tut er nicht mehr als daß er jeden Tag zweimal in den Zirkus geht »nd seinen Kop in den Nachen eines Löwen legt. Tie ganze übrige Zelt ha er frei und braucht gar nichts zu tun."
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