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Nummer 73 — 23. Jahrgang «»al wöchrntl. veillgrprelrr für März SLV «rnt^Mart linrrlgm r Berechnung der Anzeigen nach Rent.-Mark bet Nebertendnng durch die Post außerdem Portozuschlag. frei» für äle cimrlnummer »o «euten-rkevuls. Geschäftlicher LeUr Joses Kobman«, Dredde« SLÄMe Mittwoch, 26. März IS24 Im stalle böberer Gewalt erlischt jede Srrpstlchiung aus Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Austrägen und Leistung von Schadenersatz. Ftirundeutlich und durcbFem« sprecher tibermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion k bis 6 Uhr nachmittag«, tzauptschristleiter: Dr. Josef Albert, Dresden! voWrelümg ^Tageszeitung für christliche Politik und SKZMZST ' UWIlW M BW * Ak Nklt itt M ' M «M Mll ' Möitihttitr Eindrücke! . Von «nserem besonderen, zu den Münchener Verhandlun- Ige» entsandten Vertreter. Die Berteibigung. Der Münchener Prozeß war der Prozeß der Mittelmäßigkeit! In jeder, aber auch jeder Beziehung! Und so konnte man auch zum Schlüsse von der Verteidigung mehr als Mittelmäßiges wirk lich nicht erwarten. Nach dem Lärm freilich, den einige der Ver teidiger von Anfang an schlugen, um dann freilich kleinlaut, ja direkt wortlos zu werden, hatte man doch etwas anderes erwartet. iMan hätte glauben sollen, daß man wenigstens mit einem An strich vom Geist und Geschmack den Dingen nachgeganaen wäre, um sie »ach außen hin überzeugender zu machen; aber nichts davon ist geschehen, die Verteidigung im Hitlerprozeß wurde zur Krönung der Mittelmäßigkeit. In unterrichteten, und zwar ^durchaus Münchener Kreisen lautet das Urteil über die Vertei digerbank von Anfang an dahin: Verschwindend wenig Persön lichkeiten von Qualitäten, im übrigen „ Münchener Galerie". Die Verteidigung des Rechtsanwalts Roder für den Putschführer Hitler war unter aller Kritik. Selbst diejenigen Kreise, die 'mit Hitler menschlich und politisch sympathisierten, haben Roder- Rede als geradezu verheerend bezeichnet. Etwas derartiges an iOberslächlichkeiten und Banalitäten ist kaum jemals in diesem Prozeß geboten worden. Diese Rede hat gar keinen Anspruch auf .Beachtung. Wenn man noch dazu unter ihrem unmittelbaren Eindruck stand, so mußte man sich fragen, ob denn mit Absicht eine der- »artige Wald- und Wicsenrede gehalten wurde, um die Naivität der Putschisten auf diese Weise noch einmal besonders zu unter streichen. Hitler- Verteidiger hat natürlich auf Freispruch Hitlers plä- diert und dabei zum Ausdruck gebracht, daß nur eine solche Ent- schcidung „dem Vaterlande im Sinne von Recht und Gesetzden besten Dienst erweisen" werde. Welch eine Verirrung und welch eine Verwirrung! Eine solche Stellungnahme ist ja die Legalisierung eines jeden Putsche«, ganz gleich, von welcher Seite er erfolgt, denn die Argumente der Verteidigung kann schließlich jeder Putschist nun für sich beanspruchen; rnan sagt« ganz einfach: Die rechtmäßige Regierung war abgeseht, die Ver fassung war außer Kraft gesetzt, und weil das der Fall war, sonnte ein Hochverrat gegen die Verfassung überhaupt nicht be gangen werden! Das ist die Logik der Verteidigung im Münchener Gerichts, saal. ES ist niederschmetternd, sich das alles anhören und dabei zusehen zu müssen, wie Richter, Staatsanwälte und Verteidiger, ohne mit den Wimpern zu zucken eine derartige ungeheuerliche »Veweis"-führung über sich ergehen lassen. Wohl mit das niederLrückendste, was in der Münchener Ver teidigung geboten worden ist, war das Plaidoher des Rechts anwalts Holl, desselben, dessen „deutsches Empfinden" beleidigt churde, weil ein Zeuge sagte, auch General Ludendorff könne sich einmal irren und der von Hitlers Hauptentlastunaszcugen sagte: „So stelle ich mir die deutsche Treue vor." Holl gebrauchte in feinen Ausführungen ein gutes Wort, indem er sagte: „In dem Prozeß wundert mich garnichtS mehr, höchstens, daß sich die Balken an der Decke noch nicht durchgebogen haben." DaS stimmt. Und das galt insbesondere für die Rede des Verteidigers Holl. So etwas BalkenbieaendeS ist in der Tat noch nicht geboten worden. Das war keine Verteidigungsrede mehr, das war eine der übelsten demagogischsten Agitationsreden, die in diesem Saal gehalten wurden, den man ohnehin förmlich zu einer Agitationstribüne für die Völkischen gemacht hatte. Wiederum ist die Geduld des Vorsitzenden bewundernswert, der alles das über das Gericht hin weggehen läßt, und nur hie und da die häßlichsten Ausführungen als „nicht angemessen" bezeichnet. Dieser Rechtsanwalt Holl — seinen Namen müssen wir in der Geschichte verewigen — ergang sich in unerhörten Schmäh reden gegenüber der NeichSregierung. Den passiven Widerstand bezeichnet« er alz einen „Betrug der Berliner Regierung" und als einen „bezahlten Generalstreik". Die Auflehnung Bayerns gegen das Reich und damit das Wachwerden der Putschgelüste führt er darauf zurück, daß die Berliner ReichSregiernng „aus gesprochen marxistische Tendenzen in Finanz, Justiz und Polizei" gepflogen habe „und damit Vollzugsorgan der jesu stischen Internationale" geworden sei. Diese unver schämte Beschimpfung, die von Ludendorff mit ganz besonderer Aufmerksamkeit unter zustimmendem Kopfnicken angchört wird, zeichnet das geistige Niveau dieses Anwalts des Rechts vollständig. Win hoch dieses Niveau ist, mögen einige wörtlich fsitgehaltene Acutzerungen des Verteidigers Holl dartun. Er sagt: „Wer Hitler Ehrenwortbruch vorwirft, der macht ein Kunststück, von dem man nur wünschen möchte, daß eS sich in der deutschen Geschichte nicht mehr wiederholen möchte! Auf solch hohe Warte wurde die Münchener Verteidigung deS Herrn Rechtsanwalt Holl geführt. Und an einer anderen Stelle sagt.er: „Lieber hänge ich mich am letzten bolschewistischen Laternenpfahl auf, als daß ich einen Bissen Brot von Frankreich nehme. Wenn in Berlin Junker und Kastra ten einwirken, dann kann Bayern nichts machen. DaS ist der Cinwand derjenigen Münchener Kreise gewesen, die Hitler zurück- halten wollten. Man spräche von einer Feigheit in Berlin, während in München doch auchnur Feiglinge säßen. Es hat niemand den Mut gefunden, mit eigener Kraft borzugehen." Das ist zwar eine glatte Verteidigung einer Revolution und die Begründung, die dafür gegeben wird, kann sich eines Tages unter Berufung auf die Münchener Ver teidigung auch der Linksradikalismus zu eigen machen, aber Rechtsanwalt Holl schreit in den Saal: „Wenn diese Männer hier wirklich Hochverräter sind, dann sind sie wenigstens ehrliche und offene Hochverräter!" i Im übrigen kommt er immer wieder" darauf zurück, und technet eS den Angeklagten zum höchsten Verdienst an, daß sie die '»Internationale in jeder Form" bekämpft hätten, daß „sie den Einfluß de- UltramontaniSmuS und deS Jesuitenordens auSge- schaltet" wissen wollten. „Wir wissen", so fährt der Verteidiger Holl fort, „daß die Religion für da- Volk notwendig ist, damit «S WÄ. jeden Halt verliert.^ Also die Religion ist ihm gerade gut Eine neue Ministerkonferenz Da» System des „Meiuunqsimstausches". Die Unterredung St. Anlaires mit Maedonald ein hochwichtiges politische» Ereignis — Das Rheinland als Reparation-Provinz Dir Kk-kStiW der Unterttdiinz Macim-ILs mit ZI. Aulme London, 25. März. Ministerpräsident Macdonald empfing gestern den französischen Botschafter Graf St. Aulaire im Außenamt. Beide unterhielten sich über die gegenwärtige Lage in der bayrischen Rhcinpfalz, über die Berichte der Sachver- ständige», die für die nächsten Tage erwartet werden, und deren Wirkung auf die allgemeine Reparationssrage und das allgemeine Problem der französischen Sicherheiten. Ueberdies hinaus ist keine einzige Nachricht auf Tatsächlichleiten begründet, die etwa von neuen konkreten Besprechungen zwischen England und Frank reich spricht. Die allgemeinen politischen Ansichten in London gehen dahin, daß derartig« persönliche Aussprachen zwischen London und Paris lediglich den Wert haben würden, die Gegensätze gegen, einander auszugieichen und, daß eine endgültige Lösung garnicht erfolgen wird, bis die finanziellen Sachverständigen ihre Ent scheidung der Reparationskommisfion borgelegt haben. Der in der letzten Zeit erfolgte Briefwechsel zwischen Macdonald und Poincare habe, zweifellos dazu beigetragen, daß die internationale politische Atmosphäre eine wesentlich mildere Temperatur angenommen habe. Die englische Presse, die sich eingehend mit diesen Fragen beschäftigt, ist ziemlich optimistisch. Paris, 25. März. Dis gestrige Unterredung zwischen St. Aulaire und Macdonald wird von der Pariser Morgcnpresse als hochwichtiges politisches Ereignis gedeutet. Wie die Daily Mail und Chicago Tribüne versichern, wünscht die französische Regierung eine sofortige Berstiindigung in brr Sichernngsfrage. Hinsichtlich der Ruhr hat der französische Botschafter Maedonald versichert, Frankreich sei bereit, daS Ruhrpfand gegen andere gleichwertige Pfänder auSzutauschcn. St. Aulaire hat betont, daß die Ruhrbesetzung nur schrittweise nach Maßgabe der deutschen Reparationszahlungen abgebaut werde. London, 25. März. Der Pariser Korrespondent der Times meldet, man versuche in Paris die Bedeutung der gestrigen Unter redung zwischen Namsey Macdonald und St. Aulaire nach Mög lichkeit zu verkleinern. Man nimmt an, daß Wahlrücksichten Poin care zur Veröffentlichung der Verhandlungen bewogen haben. In diesem Zusammenhang ist ein Bericht des rheinischen Korre spondenten der Times von Bedeutung, der darauf aufmerksam macht, daß Frankreich im Begriff steh«, die besetzten Gebiete des Nheinlandcs zu einer NeparationSprovinz anSznbauen. Man habe In den letzten Wochen mit großer Hast eine neue Serie von Ab kommen mit der Privatindustrie getroffen» welche die abgelausenen Abmachungen ersetzen sollen. genug fürs „Volk". Die andern, die sich dazu rechnen, brauchen sich nicht darum zu kümmern. „Aber", so fährt Holl weiter fort „die Religion ist uns zu heilig, als daß wir sie in den Schmutz der Parteipolitik ziehen möchten." Wofür daS ganze Verhalten des Verteidigers Holl, seine ebenerwähnten Ausführungen und seine ausdrücklichen Belobigungen Ludandorffs für seine Beschimpfun gen den trefflichsten Beweis gibt. Ja, es ist etwas Eigenes um diese Auffassung von Recht und Gesetz in München. Die Verteidigung hält viel weniger Reden zugunsten ihrer Klienten, vielmehr wirft sie sich zum Staatsanwalt auf und hält die schärfsten Anklagereden gegen die Zcngcn, ins besondere gegen Kahr. Lossow und Seisser. Wenn auch hier der Rechtsanwalt Holl erklärt, daß der Artikel 48 der Ver fassung allmählich leid tue, da man allez mögliche, sogar die Ab setzung des Reichspräsidenten aus ihm herausgelesen habe, so ver gaß er bei seinen tönenden Worten ganz und gar, daß sich ja selbst Ludendorff in der letzten, für ihn so außerordentlich peinlich verlaufenden Schlußbernchmung ganz auf den gleichen Stand punkt gestellt hatte, daß er sich nämlich bei der Sache garnichtS gedacht habe, kmß von Gewalt gar keine Rede gewesen sei, daß man einen «Druck auf Berlin" habe auSiiben wollen, »m unter Berufung auf Artikel 48 eine Änderung der Verbältnisse herbei, zuführen. Der schneidende Hohn, mit dem Rechtsanwalt Holl' die Kahrleute wegen ihrer Berufung auf diesen Artikel treffen wollte, ist damit auch, ohne daß es freilich dieser Verteidiger wollte, auf Ludendorff selber zurückgefallcn, dem es bei diesen Ausführungen offensichtlich auch ganz und gar nicht behaglich war. Die Verteidigung erging sich zugleich aber auch in schärfster Anklage gegenüber der bäuerischen Negierung. Was Rechtsanwalt Holl als Verteidiger ausführte, würde, wenn es unter anderen Umständen von einer anderen Seite gesagt würde, die schlimmsten Folgen nach sich ziehen müssen. Es klingt furchtt-ar. wenn essen ausgesprochen wird, daß Loisow zum Menterer wurde, ni d daß die Vereidigung der Truppen der 7. Division auf die Banerische Staatsregierilng nichts anderes bedeutet habe, als daß man den Truppen den Eid befohlen hätte. Rechtsanwalt Holl sagt eS brutal heraus, daß die Verpflichtung erfolgt sei zur Lösung der deutschen Frage. Sie sei notwendig gewesen. — und damit wird die wörtliche Neußerung eines Zeuge» aus der geheimen Sitzung hervorgezogen — um der bayerische» Regierung im Kampfe gegen die Berliner Regierung den Rücken' zu stärken! „Damit", so sagt Rechtsanwalt Holl, „war die Rclchsver. sassung in Bayern und von Bayern außer Kraft gesetzt und zerschlagen" und deshalb sei ja ein Hochver rat gegen die Verfassung von Bayern und Reich überbanvt nicht deirkbark Und nun zog alles das vorüber. waS die Reichs- und Englands Ktttitinilligkeit Paris, 25. März Die TcrniercS Heures in Brüssel ver öffentlichen nachstehende Mitteilung: Dian betrachtet es als gewiß, daß eine Unterhaltung der in Frage kommenden Ministerpräsiden ten in Paris stattfindet, sobald der Sachverständigcnbericht vor- liegt. Diese Zusammenkunft soll nicht den Charakter einer Kon. serenz haben, wie sie so häufig und ergebnislos vor der Ruhr. Besetzung stattfanden, sondern sie wird als ei» praktischer Mei- nunjg saustausch hinsichtlich der Schlußempfchlungen der Sachverständigen und ihrer Berwirklichung aufzufaffcn sein. Pvin. care und Macdunald befürworten diese Zusammenkunft und in den maßgebenden belgischen NegierungSkreisen ist man durchaus ge. will», sich an ihr zu beteiligen. Blutiqe Bauernrevolution Riga, 25. März. Aufständische Bauern haben den Bezirk von Olviopol (Ukraine) besetzt und alle aktiven Kommunisten nie« dcrgemetzelt. Nach Eintreffen von Berstärkungen der Roten Armee wurden die Aufständischen aus dem Gebiet verdrängt. In Oviopol wnrden dann !80ll Bauern, auch Frauen und Kinder zur Strafe für die Nnterstütznng der Aufständischen erschaffen. Der Kitlerpmeß München. 25. März. Tos Wort erhielt gestern der zweite Verteidiger des Angeklagten Tr. Weber, Rechtsanwalt Tr. Mcycr-Wüczburg. Der Verteidiger setzte es sich zur Ausgabe, die Theorie von der gelungenen Revolution zn entkräften. Tie Revolution war nichts als Meineid und Hochverrat. Die Angeklagten hatten nicht die Absicht, die Verfassung zu ändern, sondern nur bestimmte politische Maßregeln herbetzusühren. Tie verfassungsnötige Aus gestaltung kam in zweiter Linie in Frage. Daß sie die Diktatur wollten, kann nicht strafbar sein, weil ja auch unter der Wei marer Verfassung die Diktatur durchgeführt worden ist. Ter Verteidiger besaßt sich oann mit der Frage der Rechtsgültigkeit der Weimarer Verfassung in Bayern. Bayern habe gegen die Weimarer Versaisimg in ständigem Kampfe gelegen und habe auch vor allem aus dem Gebiete oer Justiz seine Selbständigkeit bewahrt. Bayern habe z. B den Staatsgerichtshof nicht an erkannt, und es sei denkbar, daß das Reich anch die Tätigkeit der Vorgerichte in Zweifel ziehe. Tie Angeklagten hätten zudem nicht die Weimarer Verfassung, sondern nur die Reichsregiernng ändern wollen. Ter Vorsitzende erteilt alsdann dem Verteidiger des Oberst leutnant Kriebel, Rechtsanwalt Tr. Gademann das Wort. Gademann erklärt, daß Kriebel nur der militärische Berater Hitlers gewesen sei und er habe als solcher nur Hitlers Pläne in die militär>sck>e Tat umgesetzt. Für die weitereil Aus führungen wird die Oeffeiitlichkeit ausgeschlossen und der Sitzungs- Staatsautorität in diese». letzten Wochen so furchtbar zerrütten mußte, daß der steckbrieflich verfolgte Ehrhardt einen Aus weis erhielt, wonach er in Bayer n nicht wieder ver. haftet werden dürfe, daß auch dem flüchtigen Roßbach erklärt wurde, daß der Haftbefehl nicht vollzogen werden würde, daß dem vwn Leipziger Oberrcichsanwalt erlassenen Hanptbefehl gegen Hanptmann Heiß wegen seiner Aufjordernlig zum Marsch nach Berlin keine Folge gegeben wurde, daß Ehrhardt an der nordbayerischen Grenze keine Nachtwächterrolle hatte, daß Poehncr das Angebot gemacht werden konnte, in Thüringen also in einem außerbayerische»' Gebiet eine politische Aufgabe zu übernehmen, die Monate, ja vielleicht Jahre dauern könnte, daß riesige Vorbereitungen getroffen worden seien, um den Marsch nach Berlin tatsächlich auszuführen, daß, wie man jetzt aus der geheimen Sitzung durch Rechtsanwalts Holl hört, von General Lossow schon der Befehl ergangen sei, daß marschiert werde, daß Lossow selber Diktator werde» sollte! Bei all diesen Dingen reift wiederholt der Staatsanwalt ein unter Berufung darauf, aß es sich um Fragen aus der geheimen Verhandlung handele, aber Rechtsanwalt Holl plaudert ruhig weiter aus der Schule, spricht über die militärischen Vorbereitungen, die sich allerdings nicht gegen Frankreich gerichtet hätten, bis dann der Vorsitzende ibm sagt, es sei aber doch nicht notwendig, etwas derartiges zu sagen. Jedenfalls geht alles darauf hinaus, den Nachweis zu liefern, daß Hitler und alle andere» Putschisten der felsenfesten Uebcrzeu- giing sein konnten, daß die Träger der staatsrechtlichen Macht in Badern nicht zu der Tat entschlossen waren, nach Berlin mit Gewalt zu marschieren. Die eigentlichen Täter waren also nach der Auffassung der Verteidigung nicht die Angeklagten, sondern diejenigen, die nicht aus der Anklagebank sitzen, aber in diesem Prozeß eine große Rolle gespielt haben. Jedenfalls hat der Prozeß in seinen öffentlichen und gehei men Beratungen eine Fülle von Material zutage gefördert, da nach mrdere juristische Stellen in höchstem Maße interessieren dürfte. Die Epoche der politischen Prozesse ist bei weit-rn noch nickt abgeschlossen, sie dürfte mit dem Hitlerprozeß in München erst begonnen haben. Was sich da hinter den Kulissen zeigte, an Strömungen, dem Staate und seinen Grundlaaen zn Leibe zu gehen, WaS sich da kundgab bom blntiasten Phanigsten bis zu ;e>ien, beute noch im Hintergründe stehenden Kreisen, die mit zäher Berechnung arbeiten und schon eine neue Reich-Verfassung fjx und fertig in der Tasche hatten, gibt den diesmal nicht ganz unberechtigten Worten de? Verteidigers Holl, der damit aber nuv am meisten sich selber ironisierte, Ausdruck, dem Warte, das das lautete: Wir aehen vor lauter Rettcrn mit den Rettern zugrunde.;