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^deileK Blatt Bachslsrde vom 11 Oktober liNO Nr. 2:12 Tagung des Deutschen Luftschifferverbandes. Dresden, den 8. Oltober 1910. Ter Deutsche Luftschiffertag wurde gestern abend im .Konzertsaale -es Städtischen Ansstettnngspalastcs mit einem Begrüßungsabend eröffnet. Die Delegierten an der bedeutsamen Tagung waren bereits zahlreich eingetroffen und auch die sächsischen Bereine für Lnftschifsahrt waren sehr stattlich in der Versammlung vertreten, so der König!. Sächsische Verein, der Vogtländische Verein in Planen i. V., -er leipziger Verein, der Ebemnitzer Verein und der Zwickaner Verein. Der Begrüßnngsabend wurde mit einein Vortrage des Herrn Geb. Regiernngsrates Busley eröffnet, der einen geschichtlichen Ueberblick über den Werdegang des Verbandes gab. Derselbe sei im Anglist 1W2 in dlngsburg mit InOtl Mitgliedern nnd 7 Ballons begründet worden. Gegenwärtig zähle er über 5k>El«l» Mitglieder nnd über lOll Ballons. Ter Redner gab hieraus einen Ueberblick über die Verbreitung deS Sportes im allgemeinen und über die Aussichten der Aviatik in der Zukunft. Droh der Erfolge der Aviatik sei an eine Abschaffung der Ballons selbstverständlich nicht zu denken, denn das französische Kriegsministorin», habe z. B. erst kürzlich verfügt, das; nnr diejenigen französischen Offiziere Flngzeiigfahrer werden können, die auch Zährten im Freiballon erfolgreich geinacht hätten. Das Zreiballonfahren bilde die beste Schule zur Kenntnis des Verhaltens im Lnftmoere. Ter Redner wieS ans die Notwendigkeit eines feststehende» Grundgesetzes für die Lnftschifsahrt hin, das vom Verbände ansgearbeitet worden sei nnd in der heutigen Sitzung dnrchberaten und angenonimen werden solle. Hierauf hielt Herr Tr. med. Weis'.wange einen Vortrag über die Notwendigkeit einer VerbandSzeitichrist, die obligatorisch im Verein einznsühren sei, um als Sprachrohr für die Mitglieder untereinander ?,» dienen nnd um eine straffere Organisation zu schassen. An der Diskussion beteiligten sich die Herren Direktor Cots- mann, Prof. Fiedler, Tr. Kunike, Tr. Bendemann und in sehr geistvoller Weise Herr Kommerzienrat Bürenstein. Nach einer Es'.panse erfolgte ein Vortrag des Herrn Oberst' lentnant Rasch über Versicherungswesen und des Herrn Major v Salviati über Signalwesen zwischen Luftschiffen Ter letztere Redner bezeichnete das Erlernen von Signalen als außerordentlich wichtig zur Verständigung zwischen den Luftfahrzeuge» untereinander und mit der Erde. Eine besondere Bedeutung hätten gute Vallonsignate für den Heeresdienst. Tie geschäftlichen Verhandlungen wurden heute vor mittag s/fch Uhr mit einer begrüßenden Ansprache des Herr» Geh. RegierungSrates Biisley-Verlin eröffnet. Er hieß besonders die von der.Neichsregierung abgeordneten Ver treter uiw zwar die Herren Geh. Räte Tr. Zimmerinann und Tr. Tbull vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Oberst Schmiedecke vorn preußischen Kriegs-Ministerium, Gnnptmann Thomson vom (Großen Generatstab und Haiipt- mann GlückSmann von den Verkehrstrnppen herzlich will- körn»»'». Dann beantragte Herr Geh. Rat BuSley die Zn- lassung der Vertreter der Presse, waS vo.r der Versamm lung per Akklamation mit der Einschränkung beschlossen wurde, daß die Vertreter ihren Namen und die Namen der von ihnen vertretenen Zeitungen in die Präsenzliste ein trage» sollten. Die Präsenzliste verzeichnet? 223 Stimmen. Nach einer kurzen Gji'schäftsordisnngsdehatte gab der Schriftführer Herr Tr. Stade einen Ueberblick über den Stand des Verbandes und die Entwicklung der Verbands vereine. Zurzeit befänden sich 123 Freiballons im Besitz' der dem Verbände ungehörigen Vereine, denen auch in der nächsten Zeit noch 7 lenkbare Luftschiffe zur Verfügung stehen würde». Das letzte (Geschäftsjahr hat einen lieber - schnß von k>5l)8,^l> Mark ergeben. Daran schloß sich eine Besprechung der nationalen nnd der internationale» Wett fliegen nnd Flugmeetings, sowie der hierfür in Aussicht genommenen Termine. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen am Nach mittag gelangte» mehrere Anträge der Sportkommission zur Beratung, welche das Lnftschiffpatent nnd die Ver messung der Luftfahrzeuge betrafen, sowie eine einheitliche Regelung bezweckten. Sie wurden einstimmig ange nommen. Tann gelangten Anträge zur Annahme, welch? vom Kaiser!. Automobilklub beantragt worden waren und die Antomobil-Kartell-Vereine betrafen. Mehrere Anträge der Freiballon-Kommission zielten dahin ab, die Ballon führer- und Starter mit größerer Sorgfalt ansznbilden, damit die Sicherheit der Fahrenden in vermehrtem Maße gewährleistet wird. Insbesondere sollen die Bedingungen erschwert werden, unter denen Führer-Aspiranten zu Führern ernannt werden sollen. Diejenigen Führer, welche über 12 Freiballonfahrten gemacht haben, sollen mit eine»! tewiideren Paß ansgestattet werden. Auch verschiedene An träge einzelner Vereine, welche die Ans- und Durchführung von Fahrten betrafen, wurden mit kleinen Abänderungen genehmigt. Weitere Anträge betrafen die Aviatik. Es wurde beschlossen, daß die Verbandsvereine eines Ortes innerhalb eine-,- Unil eises von 30 Kilometer vom Nathans des bet ressend--!, Orte^ gemessen nur über einen Flugplatz daS Protektorat übernehmen dürfen. Tie Organisation benannter Ballonfahrten für wissenschaftliche Zwecke be sonder-! zur Eisorschnng der Strömungs-Verhältnisse in einer chchlone besprach Herr Hanptmann a. D. Hildebrand!. Er bezeichnete die Erkundigung gewisser Lnstströme als eine wissenschaftliche Unternehmung ersten Ranges von weit gehender Bedeutung für die Wetterkunde. Die Angelegen heit wurde der neu zu gründenden wissenschaftlichen Koni- Mission übenniesen. Weiter wurde noch die Beteiligung des Deutsch?» Lnftschisferverbandes an der Turnier Aus stellung lOll beschlossen. DaS Projekt der Herstellung von Luftschifferkarten innrde infolge der hohen Koste» einst weilen znrückgestellt. Hieraus schritt man zur Neuwahl des Vorstandes. Eseh. Rat Busley lehnte das ihm wieder ange- botene Amt >'ines 1. Vorsitzenden ab. Zum l. Vorsitzenden wnrde hieraus einstinuing Se. Erzellenz Herr General v. Nieder nnd zu den zvrci stellvertretenden Vorsitzenden die Herren Eseh. Rat Hergesell nnd Prof. Bowler gewählt. An die Verhandlungen schloß sich ein Festmahl. Der Deutsche Lnftschiffertag beschloß in seiner Schlußsitzung das neue Grundgesetz nach den Vorschlägen der Kommission mir einigen geringen Abänderungen anznnehmen und Herrn Geh. Negiernngsrat Busley zun, Elireninitglied zu er- nennen. Ter nächste Deutsche Lnstschisfertag findet 1311 in VreSlau statt. Lpielplau der Theater in Dresden. KbutsU. Dienstag: Lohengrt». Anfang 6 UM. Mittwoch. Zar und Ftmmermann. Ai.tavg >/,8 Uhr. «vutgl» «ckwr.lyteltr«--'!'. D tcnStog: Minna von Borrhclm. Anfang El». Mittwoch: Die Stützen der Gc-scllschast «»sang >/Z>8 Uhr. Dienstag: Die B-rfutztänzeri». Anfang '/,8 Uhr. Mittwoch, nachm. ß,4 Udr: Ali-Hctdelbecu; aberios ',^9 Uhr: Gastspiel des Wiener KunstlheatcrS: DoppelseU stinord. ÄPletplau drr ThlKter Ae>,ei Theater. Dienstag: Der Zigrunerbaron. Mittwoch: Rigoletto — "iteS Theater. Dienstag: TalmaS Ende. Lite ratur Komtesse Mizzi. Mittwoch Die geschiedene Krau. — Gchun'ririha.'S. DtcaStag und Mittwoch: Taifun. — Steuer On-'.-tten Tscatec (Beniral-Tboster. V.s Montag: Reiche Mädchen. Getreide- und Prodnkteupreise in Banyen am 8 Okiober 1910. Gegen st and auf dem Markte von bis , 4 .45 ! H an der Bör von bi H ^ » Weizen, gelb, alter > - _ — do. do. neuer j Ik>0 Irz- 18 80 II, 10 >0 —- ! 10 50 Roggen . . . . , 100 - — — ' - — — —, do. »ezicr . . < >4 25 14 75 14 5>0 ^ >5 — Weizenmehl . . . . 50 . IO 50 IN 75 Rvggenmehl . . 50 - 8 75 >2 — Wcizenkieie . . . i . - — ; 5 80 - Roggeiikleic . . . 50^ ^ u 2 > Weizen FuttergrieS — 75 — RoggeiigraS . . — l! 25 — — Gcrjle, neue . . . — — - - Haler, aller. . . — — — — do. neuer. . . iö - 10 16 10 Eibscn WO Icg 2.'» 27 — Wicke» >7 5,0 18 50 Hirse Oi - »8 — Gruße -r: - !!4 — Kartoffel» . . . j 4 00 5» 40 -Butter . I Pr 2 ,0 '2 00 Heu WO - 5 1', do. neues . . . IN» - 5, — 0 » -vI-'l-el-Drilsch wo k- -( 17 4 84 i Maich.-Drufch li 0 - 2 40 0«, Ferkel 171 Stück Stü-1 . 10 — 24 — Eine Mandel Eier. . . . I 20 > 8.'. Landwirtschaftliche Prvouktenpreise in Zittau an, 8. Oltotcr 1910. lNas, awilicher ftcststeliuag durch den städtischen Ausschuß.) 50 Kilagr. netto Wetzen, ge N'.aii. Roggen, alter . da. neuer. Braugerste . . . uttergerstc . . ater, alter . . do neuer . . von !! bis 50 Kilagr. netlo von b >» .45 § .45 4 0 !! W, 9 co Weizer mehl. . . -7 25 tS 25 - .. Roggenmehl . . 10 50 11 50 6 80 f 7 50 Heu. mu .... 2 5c, 3 58 7 50 8 — Schütistrob. . I 70 I 90 — — ij — — Gebundstroh . . I — > I 20 '/ 60 8 — Kartoffeln, neue L 5k 2 80 6 l-0 j 7 30 Butter (I - o 4v 3 — — 30 — Deckhaus, Sie sind dort sicherer. Eine Plötzliche scharfe Bewegung des Schisses könnte Tie bei der geringsten Unachtsamkeit über Bord schlendern. Schweigend und wie gebrochen wankte sie nach ihre», Platz zurück. Als icl sie dort geborgen sah, begab ich mich nach vorn. Ich untersuchte den Fockmast, ob er »och sicher sei. stieg dann in die Wanten »nd erreicht? di- nm den Topp des Untermastes laufende Platte. Einige noch stehende Fuß des zersplitterten ObermasteS gewährt«',, meinen Händen den nötigen Halt. Unter mir schaukelte die Fockräa in ihrem Rack, dein eisernen Bügel, der sie nut dem Mast verband. Es war von hier oben cbensowenig zu sehen wie von unten. Tie dicke Atmosphäre hinderte jeden weiteren Ausblick »nd würde ebenso iindnrchdring !ich geblieben sein, wenn ich noch tausend Fuß höher hätte klettern können. Auf das Deck niederblickend, bemerkte ich, daß die Seiten der Borderlnke von dem Brande schwarz waren: die Reling am Gglion war nach »nte» geknickt, die Sclw.nze zeigte mehrere zerbrochene Pfosten, die Welle des Gangspills stand schief — alles trug den Charakter der Verwüstung. Es erschien mir wie cin Wunder, daß der alte Eimer so lange ziisamineiigehalteii und nicht seinen ganzen hohlen Bauch mit -Nisser gefüllt hatte. Ich warf noch einen sehnsüchtigen Blick ringsnm, dann stieg ich hinab. Als ich ans den Wanten ans das Deck sprang, fiel mir die Schifssglocke ins Auge, die dicht am Fockmast an einem Gestell hing. Besorgt, daß sie von neuem läuten und die Nerven des schon genügend niedergedrückten Mädchens noch mehr erregen könnte, hakte ich den Klöppel ans nnd warf ihn ins Wasser. Als ich das Deckhaus wieder betrat, wandte sich mir das blasse, nbgc- liärmte Gesichch der regungslos Dasitzende» mit einem so herzbrechend fra genden Ausdruck zu. daß ich nur ganz leise z» sagen vermochte: Nein, es ist nichts zu sehen O. das ist grausam, das ist grausam! schrie sie. Könnte es doch noch einmal gestern norden! Ich fürchte ja den Tod nicht, aber so sterben — in dieser fürchterlichen See ertrinken zu müssen, ohne daß irgend wer erzählen kann, wie ich nmkam — das ist zum Wahnsinnigwerden! Sie schluchzte mit trockenen Augen. Das Unglück versagte ihr die er leichternden Tränen. « Solcher Verzweiflung stand ich ratlos gegenüber. Es wollte mir das Herz abdrücken. das Mädchen so leiden zu sehen, ihm nicht helfen, sondern nnr Trost zusprechen zu kennen, der sich auf nichts als vage Hoffnungen gründete. Ihr Aussehen war völlig verändert: die lange entsetzliche Nacht hatte ihre Spuren zurückgelassen. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, die Lippen lvoren blaß, das Haar hing ihr wirr nm Stirn und Ohren, selbst ihr Anzug ließ die dnrchgemachten verzweiflungsvollen Stunden erkennen. Trotz alledem zeigte ibre Schönheit noch viel zu viel von dem hochfahrenden Charakter, den ich bisher an ihr kennen gelernt hatte. Alles Unglück hatte nicht vermocht, den hochmütigen Schnitt ihrer Lippen zu sänftigen, und Wohl dies besonders war es. was mich nickst wagen ließ, zärtlichere Beschwichtigungen zu versucl-en, obgleich mein Herz vor Mitleid schmolz. Ich betrachtete sie daher nur schwei gend. bis sie endlich wieder mit tonloser Stimme sagte: So sind wir also ganz machtlos und können gar nichts zu unserer Rettung tun? Verlassen Sie mich nicht wieder, rief Lrinken rKe ruhig: er wird Sie stärken. nipple zuerst mir ein wenig: dann nahm sie einen richtigen Schluck. Nim, bitte, versuchen Sie auch eine» Zwieback. Er ist zwar hart nnd wenig schinackhast, aber wir müsse» mit dem zufrieden sein, was sich uns bietet. Sie begann zu knabbern. vw, das ist wirklich ein echtes, rechtes Ozeanabentener, hob ich wieder an. Wenn Evlledge geahnt hätte, was er tat, als er Sie zn de», Ausflüge lüerhe, beredet-, und in seinci fröhliche» Weinlaiine zu Ihnen sagte: Be deuten Lie doch, Inas alles Sie zu erzählen haben würde»! Jetzt wird er wohl seinen lieber,,int schon kmiidertmnl verwünscht haben. — Uebrigens. lönnen Sie denn den Zwieback beiße»? O sa: eS geht schon, sagte sie matt läclfelnd. Er ist aber steinhart, sagte ich kniiend. Ich will gehen »nd etwas anderes holen. Nein, bitte, tun Sie das nicht, sie eifrig. Aber, da wir genötigt sind, die Nacht hier zuzubringen, muß ich ohne hin »och einmal hinunter. Ich muß doch suchen, Ihnen eine Decke oder sonst eine Unterlage z» scl-affen, ans der Sie weich liegen können. Ans diesem barten Kasten können Sie nicht ruhen. Ach, ich lege mich nicht. Wie können Sie nur glaube», daß ich schlafe» könnte'-' Ich Iverde die ganze Nacht sitzen nnd beten, daß sich der Nebel ver zieht und wir die Schiffe wieder sehe». sonderbar. Wie schlecht das Menschenherz doch ist! Während ihrer wehinntigen Worte kam mir ein »ichlswürdiger Gedanke. Ich gedachte der hochmütigen Behandlung, die sie mir bisher, im Gegensatz zu Eolledge, hatte zuteil werden lassen. Mir schwebte cs ans der Zunge, ihr mein Bedauern ouszndrücke», daß nicht dieser an meincr Stelle hier mit ihr eingesperrt säße. Doch ich biß mich auf die Lippe» und schwieg und freute mich meines Schwei gens. als ich einen Augenblick später ihre schönen Augen ,n Träne» schwim men sah. Lassen Sie doch die Hoffnung nicht sinken, bat ich mitleidig. Betrachten Sie die Sacl»e als das, was sie ist, nämlich als ein böses- Geschick, das- aber zn ernste» Besürchtnngrn noch keine» Anlaß gibt. Ich bi» überzeugt. Sie wer den mit dem miederkehrenden Togeslicht neuen Mut fasse», und ich iverde, Inas in meinen Kräften steht, tim, Misere Lage erträglich zu gestalten. Ich wünschte freilich, Sie hätten einen besseren Seemann zur Seite, als ich es bin, aber ich hoffe, es werden i» dieser Beziehung keine großen Anforde rungen an mich herangetreten. Das Schlimmste Ul sicher noch in weitem Felde Sie barg ihr Gesicht i» den Hände-». Ich hob den Deckel des Kastens, ans dem ich gesessen hatte, um die Flasche Wein in Sicl»erheit zu bringen, denn trotz m.-iner zuversichtlichen Worte konnte nnr Gott wissen, ob nicht gm Ende jeder Tropfen des Mines n»ö wertvoller werden würde nls die gonze zwanzigfache Ladung dek- Ostindienfahrers. Im Kasten lagen Klcidiings- stücke nnd derglcickfen, doch niclH, für unü Brauchbares. .Die Goldinsel. Sk