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Nr. LOS LS. Jahrg. Donnerstag den 4. Mai 1916 Bejug«prkt«, Anlaabe ^ mit illustr. Beilage vierteljährlich tr itt In Dresden imd ganz Deutsch land frei HauS 2.L2 m Oesterreich 4.4« X. «»«gab» » vierteljährlich 1.8» ^ In Dresden und ganz Deutschland frei HauS 2.2» in Oesterreich 4.tt» X. Linzel-Nummer 1v Die Sächsische Bolkszeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden»A. 16, Hotdeiustratze 4O Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 o c Anzeigen: Annahme von AeschästSanzeigen l'iS I tt Uhr, von Faniilienanzctgen bis I I Uhr vorm. Preis sür diePelil-Lpallzcile 2tt ^.im Rella- meteil «tt Z !>5r undeutlich geschriebene, sowie durch ssern- jvrecher ausgegcvcne Anzeige» lünnen wir die Beranlworllichleil siirdie RichligkeU deS LelteS . nicht übernehmen. k Sprechslunde der Redaktion: 11-12 Uhr vorm. Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sächselt. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Der nationale Aufbau der Vereinigten Staaten und die gegenwärtige deutsch feindliche Krise Tw jetzigen britischen Ränke in den Vereinigten Staaten, die diese große Republik znin Spiel- und Stotz- ball der britischen Weltpolitik zn machen suchen, wären vollends unmöglich, wenn in Nordamerika der tatsächliche Wille der Mehrzabl der dortigen Bevölkerung znni Aus druck käme. Tie Vereinigten Staaten haben zwar seit Be ginn ihres Bestandes die englische Sprache als allgemeine Staats- und Verkehrssprache angenommen, sie sind ab.er nichts weniger als ein englischer nationaler Staat. Nur der verhältnismäßig geringste Teil der nordamerikanischen Bürger stammt von jenen protestantischen englischen Kolo nisten ab, welche zur Zeit der Zugehörigkeit Nordamerikas zu England daselbst eingewandert waren. Es sind dies die sogenannten Uankees, ein Menschenschlag, der infolge der daselbst üblichen freiwilligen Beschränkung der Geburten in einer echten Rasseneigentümlichkeit immer seltener wird. Ihre Vorfahren sind hauptsächlich deshalb aus England in die östlichen Staaten des jetzigen Nordamerika ausge wandert, weil sie die Oberhoheit der anglikanischen Staats kirche und die damit verbundene politische Autorität der britischen Krone und Aristokratie nicht anerkennen wollten. Zahlreiche Sekten englisch-protestantischen Ursprunges, und zwar diejenigen der Methodisten, Prebytarianer und Queller haben sich während des 18. Jahrhunderts besonders in Nordamerika entwickelt und haben dadurch die Grund lage für die religiöse und die daraus hervorgegangene poli tische Selbständigkeit dieses Staates von Großbritannien gelegt. Das damalige Nordamerika, welches im Jahre 1783 durch die militärische Unterstützung Frankreichs und durch die politische Rußlands und Preußens nach schweren Frei heitskämpfen von England unabhängig geworden war, hat sieb aber während des 19. Jahrhunderts vollkommen ver ändert. Es hat in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht nur das Missisippibecken und die weiten Gebiete zwischen diesem und dem Stillen Ozean in sein Staats gebiet ausgenommen, sondern bat auch ans diesen überaus großen Landkompleren fast allen Völkern und Rassen Europas, ja der Erdkugel Gelegenheit dazu geboten, sich daselbst anznsiedeln. Besonders wichtig war zu Beginn des 19. Jahrhunderts die irische Einwanderung. Damals be trug die Zahl der Irländer in Irland noch über 8 Mil lionen, nur um ein geringes weniger als die damalige Zahl der Bevölkerung Englands und Schottlands zu sammen. Gegenwärtig gibt es aber nur' 4s/> Millionen Irländer, die ihre ursprüngliche Heimat bewohnen. Mehrere Millionen von diesen sind unter dem Drnlle der britischen Regierung ausgewandcrt, und zwar hauptsächlich nach Nordamerika. Man kann. mit Sicherheit behaupten, daß etwa 40 Prozent der gesamten die englische Sprache sprechenden amerikanischen Staatsbürger irländischer Ab kunst sind. Aber nur diejenigen, die die katholische Reli gion beibebalten haben, fühlen sich noch als Irländer. Die anderen sind im Anglo-Amerikanertnm restlos anfgegangen. Etwas ganz Aehnliches läßt sich auch bezüglich der deutschen Einwanderer seststellen. Tie deutsche Einwanderung in Nordamerika fällt besonders in die Jahre 1830—1870, als Deutschland noch Politisch zerrissen war und sowohl die innerpolitischen Zustände als auch die wirtschaftlichen Verhältnisse in den damaligen deutschen Bundes staaten noch recht mißliche waren. Auch bezüglich dieser Deutschamerikaner läßt es sich seststellen, daß gerade die jenigen, die der katholischen Kirche und ihren deutschen evangelischen Konfessionen trengeblieben waren, ihre Muttersprache und ihr nationales Znsauimengehörigkeits- gefüllt bewahrt haben, während alle übrigen im Strudel des englischen konfessionslosen Amerikanertnms anfge gangen sind, das noch jetzt so recht nach dem Herzenswünsche eines Noosevelt oder Wilson dazu berufen sein soll, alle Nationalitäten Amerikas in sich anfznnehmen, um dadurch jenes konfessionslose amerikanische Bürgertum zu schaffen, das sich ganz vorzüglich zum Spielball britischer Frei maurer eignet. Was bezüglich der Irländer und der Deut schen in Amerika gilt, läßt sich auch bei allen übrigen Natio nalitäten dieses Landes feststellen, die nur im Falle des Festhaltens ihrer religiösen Traditionen ihre Mutter sprache »nd Nationalität bewahren. Kleine und große Völ- ker Europas und Asiens haben in Nordamerika ihre zweite Heimat gefunden. Sie sollten naturgemäß dazu berufen sein, darüber zu Wachen, daß ihr neues Vaterland nicht wiederum auf Umwegen der jetzigen deutschfeindlichen Hetze zu einer britischen Großkolonie gemacht werde. Würde die Stimme dieser Nationalitäten in einer auf- Das Neueste vom Tage Zer MUe »Me WAM (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 4. Mai 1910. Westlicher Kriegsschauplatz Im Abschnitte zwischen Armentieres und Arras herrschte stellenweise rege Gefechtstätigkeit. Der Minenkampf war nordwestlich von Lens, bei Sonchez und Neuville besonders lebhaft. Nordwestlich von Lens scheiterte ein im Anschlüsse an Sprengungen versuchter englischer Vorstoß. Im Maasgebiete erreichte das ^beiderseitige Artillerie feuer am Tage zeitweise große Heftigkeit, zu der es auch nachts mehrfach auschwoll. Ein französischer Angriff gegen unsere Stellungen auf dem von der Höhe „Toter Mann" nach Westen abfallenden Rücken wurde abgewiesen. Am Südwesthauge dieses Rückens hat der Feind in einer vor geschobenen Postenstelluna Fuß gefaßt. Von mehreren feindlichen Flugzeugen, die yente in der Frühe ans Ostende Bomben abgeworfen, aber nur den Garten des königlichen Schlosses getroffen haben, ist eines im Luftkampfe bei Middelkerke abgeschossen. Der Insasse, ein französischer Offizier, ist tot. Westlich von Lievin stürzten zwei feindliche Flugzeuge im Feuer unserer Abwehrgeschütze und Maschinengewehre ab. In der Gegend der Feste Vaur wurden zwei französische Doppeldecker durch unsere Flug zeuge außer Gefecht gesetzt. Oestlicher Kriegsschauplatz An der Front ist die Lage im allgemeinen unverändert. Unsere Luftschiffe haben die Bahnanlagen an der Strecke Molodeczno-Minsk und den Bahnkreuzpnnkt Luniniee nordöstlich von Pinsk mit beobachtetem Erfolge angegriffen. Balkan- Kriegsschauplatz Keine wesentlichen Ereignisse. O b c r st c Heeresleitung. BerIi » , 4. Mai. (W. T. B. Amtlich.) Ein Marine lustschiffgeschwader hat in der Nacht vom 2. zum 3. Mai den mittleren und nördlicheil Teil der englischen Ostküste angegriffen und dabei Fabriken, Hochösen und Bahn anlagen bei Middelsborough und Stocktou, Industrie anlagen bei Sunderland, den befestigten Küstenplatz Hartle- pool, Küstenbatterien südlich des TeeS-Flusses sonne eng lische Kriegsschiffe am Eingang zum Firth os Forth aus giebig und mit sichtbar gutem Erfolge mit Bomben belegt. Alle Luftschiffe sind trotz heftiger Beschießung in ihre Hei mathäfen zurückgekehrt bis ans „L 20", das infolge starken südlichen Windes nach Norden abtrieb, in Seenot geriet und bei Stavanger verloren ging. Tie gesamte Besatzung ist gerettet. Am 3. Mai nachmittags griff eines unserer Marine flugzeuge eine englische Küstenbatterie bei Sandwich süd lich der Themsemündung sowie eine Flugstation westlich Deal mit Erfolg an. Auch ail der Ostsee war die Tätigkeit unserer Marine flieger lebhaft. Ein Geschwader von Wasserflugzeugen be legte erneut das russische Linienschiff „Slawe," und ein feindliches Unterseeboot im Moonsund mit Bomben und erzielte Treffer. Ein feindlicher Luftangriff auf unsere Küstenstation Pissen hat keinerlei militärischen Schaden angerichtet. Eines unserer Unterseeboote hat am 30. April vor der flandrischen Küste ein englisches Flugzeug herunter- geschossen, dessen Insassen von einem feindlichen Zerstörer ausgenommen wurden. Der Chef des Admiralstabes der Marine. ttcbcr die Antwortnote an die amerikanische Regierung sagt das „Beil. Tagebl.": Die Hoffnung ans eine friedliche Regelung habe zum mindesten keine Abschwächung erfahren. Nach einigen Blättermeldungen ist die deutsche Ant wort an Amerika nicht nur fertig, sondern sie wird in diesen Tagen dem amerikanischen Botschafter in Berlin überreicht, der sie sofort seiner Regierung übermitteln wird. Natur gemäß verlautet über den Inhalt der Note noch nichts, aber allgemein hört man, daß sie den Weg zn einer friedlichen Regelung der Frage weiter geöffnet habe. Jedenfalls werden die nächsten Tage darüber Klarheit bringen. richtigen und direkten demokratischen Gesetzgebung und Verwaltung, wie sie in der Schweiz zur Geltung kommt, unverfälscht laut werden können, so würde Nordamerika gegenüber den Mittelmächten zweifellos die gleiche loyale Neutralität bewahren, wie wir sie in der Schweiz be obachten tonnen, >vo trotz der natürlichen Sympathie der Deutschschweizer für die Mittelmäcbte und der Welsch schweizer für Frankreich alle vernünftigen Schweizer ohne Ausnahme darauf bedacht sind, die Neutralität ihres eigenen Vaterlandes rückhaltslos aufrecht zn erhalten. In Amerika haben wir aber keine eigentliche und ansrichtige Demo kratie, sondern eine auf in äußerlichen demokratischen In stitutionen beruhende Herrschaft des dortigen Kapitals, das sich größtenteils in den Händen großer auglo-ameri- kanischer Weltfirmen befindet. Diese Kapitalisten be herrschen fast die ganze Presse und den größten Teil der Parlamentarischen Körperschaften dieses großen Landes, so wohl die Partei der Republikaner als auch die der Demo kraten hängt von den Gnaden der Trnstmagnaten ab. Wir habe» deshalb in Amerika ganz ähnliche Zustände, wie i» der römischen Republik der Verfallszeit unmittelbar vor ihrem Untergänge. Wie zur Zeit Sullas und MariuS einzelne große römische Geschlechter, welche über riesige Güter verfügten, die sie durch Sklaven bewirtschaften ließen, die römische Demokratie nur mehr ein Schein war und die politische Anhängerschaft einsach angekaust wurde, ganz ähnlich ist es auch im heutigen Nordamerika. Die erklusiven amerikanischen Familien der sogenannten sifth Avenne (fünften Allee) in Neuyork sind ebensolche Aristokraten, wie es die britischen Lords in England sind, mit denen sie übrigens durch Heiraten verschwägert und verwandt ge worden sind. Diese vornehmen Familien Nordamerikas lassen sich allein von ihre» Sympathien für England be einflussen und bezahlen deshalb eine nordamerikanische Presse, die die gleichen Sympathie» in ganz Nordamerika verbreitet. Ein Beispiel dieser amerikanischen Milliardäre ist Astor, der sein in Amerika erworbenes Milliardenver mögen in England verzehrt, weil er allein das Leben eines britischen Aristokraten als für einen amerikanischen Multi millionär angenehm erachtete. Sein Sohn dient als Frei williger in der britischen Armee. Ebenso wie Astor denkt auch Earnegie, dessen Wiege ja in Schottland gestanden war, Morgan und andere. Deshalb ist die jetzige deutschfeindliche Agitation in Nordamerika nicht als ein Ausdruck des Willens der überwiegenden Mehrheit des amerikanischen Volkes anzusehen, sondern lediglich nur als ein Beschluß der amerikanischen Großkapitalisten, ihren englischen Bluts verwandten und Geschäftsfreunden auf jeden Fall zu Hilfe zu kommen. Tie moralischen Erwägungen der amerika nischen Presse und Wilsons über den deutschen Unterseeboot krieg sind dabei nur eine politische Spielmaske, um die große Menge des amerikanischen Volkes zu täuschen und nach sich zu ziehen. Ter jetzige Kampf zwischen Groß britannien und Deutschland wird von diesen Herren übri gens auch als eine für sich wichtige Machtfrage angesehen. Es handelt sich ihnen darum, zu beweisen, ob sie sich selbst oder die große Masse des amerikanischen Volkes dazu be rufen ist, in der inneren und auswärtigen Politik der Ver einigten Staaten das entscheidende Wort zn sprechen. Es ist dies ein neuerlicher Beweis dafür, von wie wenigen Leu ten eigentlich die jetzige deutschfeindliche britische Welt- Politik gemacht wird. Diese hängt auch in Amerika nicht von dem Willen des Volkes ab, das dort ebenso wie in Italien, Portugal und anderen jetzt deutschfeindlichen Staaten von einem Vernichtungskriege gegen die Mittel mächte nichts wissen will, sondern nur der Macht einzelner weniger auf der Börse und in der Freimaurerei einfluß reicher Familien, denen die industrielle und geistige Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes schon seit langem ein Dorn im Auge war. Das eucharistische Männerapostolat nimmt während des Krieges immer neue Scharen von Mit gliedern in seine Reihen auf. Seine Kommnnionfeiern gehören in vielen Bezirken des Deutschen Reiches zn den Gottesdiensten, die erfreuen und erbauen, die ini Kranze der kirchlichen Veranstaltungen des Kirchenjahres nicht mehr fehlen dürfen. Die Männer, die diese Bewegung unter dem Segen des Hl. Vaters und mit Zustimmung der Bischöfe angeregt und gefördert und geschaffen haben, dür fen wohl stolz sein auf das Erreichte, Pfarrer Straeter in Krefeld und die Patres ans der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu haben aber nicht sich selbst ein Denk mal setzen wollen; sie wollten in apostolischem Geiste unsere liebe kathol. Männerwelt mit wirksamer Liebe znm encha- ristischen Heiland erfülle», llnd die Männer aus allen