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««sa«»; ^ «u » «eilten dierteMrN» »,1» In A Oelkrr'ich' ^4» ^"'lchland frei Hau» ».L» L; « bl« Kettung regelmitzig in den ersten StachmUtagSstuaden; di« konuaoeudnummer erscheint spater. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Auzelge», «amch»« »an «eschLfttai^el^ett dt» 10 lchr, de« güwUie» «rU» für di« Pettt.«pal?zetle !tv 4, tm «ellametev «0 4. Kür undeutlich geschriedene, sowie durch Fernsprecher «uf- gegebene Anzeigen ldnnen wir die Lrrantwortitchlett für di« RtchttzkeU de» Lepte» nicht üdrrnehmen. Aedaktiont-eprechstunde: 10 bi« 11 Uhr vormittag». Für Rückgabe etngesandter Schriftstücke «acht stch dir «edattioa nicht verbindlich: Rücksendung ersolgd wenn Rückporto bei» gefügt ist. Brieflich« Anfragen ist «ntwort»porto b«tzufügen. Nr. 78 GeschSstsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbeinstrahe 46 Sonnabend den 4. April 1914 Fernsprecher 21366 13. Jahrg Hösts RsriuAsqusUs! ,,, Vvr«üxH«:I»o vsos ßisbrauektv, slls Lols- ruiä 6t^1»rtso sovrjs naek Lsiotunivz von 60 Llark Liissixs ^.oswttkl, siUrstäso Aakivkvise, kok« LssssorttbaLL! Alst-j?l»uos k ^okLim-t-ivorixvu-^U«v LS porrellsn Stelnxut LöniAl. HokUskorant Olas ua-i Kristall Oebrnucks- u. Ulerxexenstäncko Xöllißs-^oiinllll-Zttuüs „Siehe, dein König kommt." Mit dem Palmsonntag beginnt die heilige Woche. Nnr ein Wort des Gottmenschen und die Palme wäre das Zeichen des Christentums geworden. Eine goldene Krone, ein er habener Thron, ein Reich von einem Meere bis zuin anderenI So träumten die Juden. „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt werden?" Nicht die Palme, sondern das Kreuz, eine Krone von Dornen, den Mantel des Spottes, das Rohr der Verachtung — so wollte es der Gottessohn. Auf einem Esel, arm, sanft mütig, ohne Fanfaren, ohne Herolde, mit Fischern und Hirten zieht Jesus in Jerusalem ein. „Sieke, dein König kommt." Es war Gottes Geist, der dies Prophetenwort über die Seelen der Inden hauchte, der ihre Ohren anrührte: „LssticKal Tue dich ans!" der ihre Angen öffnete: „Sichel" Sonst hätten wohl die irdisch Gesinnten Stacheln statt Palmen, Steine statt Blumen dem Gesalbten gegeben. Wie ihnen Armut verhasst war! Sie ärgerten sich an dem Sohn des ZimmcrmannS, dem Freund der Armen und Aussätzigen. „Sehet, euer König!" rief später Pilatus und die Juden schrien: „Hinweg! Hinweg! Kreuzige ihn!" Es war ein Tag der Gnade für Jerusalem, ein Tag, wo Gottes Woge sichtbar leuchtete über der heiligen Stadt. Die wunderbare Führung des anserwählten Volkes ist ans dem Höhepunkte angekommen. Himmel und Erde scheinen im Laufe zu stocken. Vater, Sohn und heiliger Geist neigen sich über die unsterblichen Seelen. Das Herz Jesu schlägt an die Herzen der Inden. Seine tränenfeuchten Blicke suchen ihre Angcn: „Jerusalem, Jerusalem!" Das ist es, was diesen Palmsonntag so eigen, so weh mütig, so todernst macht. Es ist die dramatische Spannung in der göttlichen Komödie des Volkes Israel. Dramatischer als die gewaltigen Volksmassen, die bunten Trachten, die Gruppen der Feinde, die Stimmung der Jünger, der Jnbel der Kinder, die Stadt im Zauber des Frühlings und die Mensche» im Glanze der Begeisterung, dramatischer als der Königsgrnß ans verklungenen Tagen, als diese blnmen- bestrenten, halmenbedeckten Wege ist die Frage der Ewig leit: Jerusalem, erkennst du wenigstens an diesem deinen ! Tage, was dir zum Frieden dient, oder ist cs verborgen vor ! deinen Augen? Erst wenn man sich in diese göttliche Fragestellung hincingedacht, wenn man die unendlichen Probleme: Schöpfung, Erlösung, Heiligung, die Allmacht der Liebe und die Gewalt der Vergeltung erwogen, mit anderen Worten: wenn man den irdischen Einzug überirdisch gnfgefaßt hat. so erkennt und fühlt man den erschütternden Ernst des Palmsonntages. „Siehe, dein König kommt." Ein König der Liebe, ein Vater der Ewigkeit, der thronet über Cheru bim: kr kommt in sein Eigentum, und die Seinen nehmen ihn nicht auf, er rufet: Zn mir! er bittet: Jerusalem! und das Ende: „Hinweg! Hinweg!" ein tränenersticktes: „Du aber hast nicht gewollt" und auf Golgatha ein blutiges Kreuz. Ter Palmsonntag ist mehr als die Geschichte eines Kaltes und eines göttlichen Volkes. Indem wir diesem er greifenden Schauspiele znsehen. blicken wir hin ans ein Bild unseres eigenen Lebens. Diesen Oiedanken müssen wir fcst- halten. Er begleite uns durch die heilige Woche. Er gehe mit uns nach Gethsemani, durch den Verrat des Judas und die Bcrlcngnnng des Petrus, auf der via. ckalarcma stehe er neben uns und auf Golgatha überdecke er uns mit seinem Trauerflor. Das bewahrt uns vor Pharisäerstolz, bringt einen persönlichen, lebendigen Ton in die tausendjährige Tragödie, einen reichen, ewigen Gewinn in unsere Seele: vSiehe, dein König kommt." Mit heiligem Schauer betreten wir das Land der Leidenswoche. Unter Blumen und Palmen Christus. — „Siehe, dein König kommt." Zwischen den Kerzen des Abendmahls — dein König. Bei der Rotte im Garten — dein König. Ich kenne den Menschen —, kenne meinen König nicht . . . Was für ein schrecklicher Zug kommt da die Strahc herauf, wen schleppen und zerren die rohen Henker durch den Schmutz und Staub der Gassen? Er hat eine Dornenkrone, einen Pnrpurinantel, ein schweres Kreuz. Gütiger Gott im Himmel, wer ist das? — „Siehe, dein König kommt." Die grosse, heilige Woche erhebt sich vor uns selbst wie ein König. Jeder Augenblick dieser einzigartigen Zeit hat etwas Königliches, Göttliches. Wir stehen unter dem blnt- roten Banner einer hinreißenden, gewaltigen Liebe, cs schlügt des Herz Jesu an unserem Herzen, und der Hauch einer mächtigen Gnade bestürmt unseren Sinn. „Jeru salem, Jerusalem!" — „Siehe, dein König kommt." 8. Die sächsische Zenkrumspartei und das deutsche Zentrum Unter den Vcreinsnachrichten ist vielfach der Bericht ^ über die Generalversammlung des Zentrnmsvereins für das Königreich Sachsen nicht genug beachtet worden. Er war diesmal von ganz besonderer Wichtigkeit, denn er ent- hielt n. a. eine Klarheit über die Stellung des sächsischen Zentrnmsvereins zuin Neichszentrnm. Wir wollen die in der Versammlung einstimmig angenommene Resolution heute noch einmal wiederholen. Sie lautet: „Wer nicht ans dem Boden des Anfrnfes des Neichs- ansschusses steht und die Quertreibereien einzelner Per sonen und Preßorgane gntheißt, hat die Partei ohne weiteres verlassen. Wer dagegen auf dem Boden oben ge- nannten Anfrnfes steht und die Quertreibereien einzelner Personen und Preßorgane aufs schärfste verurteilt, erhebe sich vom Platze. Es ist falsch, wenn behauptet wird, die Zentrnmspartei bekämpfe die katholische Fachabteilnng: wir betrachten beide Arbeiterorganisationen, die christlichen Gewerkschaften sowohl als auch die katholischen Fachabtei- Inngen als gleichberechtigte, ans christlich-nationalem Boden stehende Organisationen, welche berufen sind, die sozial demokratischen freien Gewerkschaften erfolgreich zu be kämpfen: wir wollen hoffen, daß es bald gelingen möge, den Frieden zwischen den christlichen Gewerkschaften und den katholischen Fachabteilnngen herznstellen. so daß beide Organisationen friedlich nebeneinander diesen Kampf mit Erfolg ansfiihrcn können. Hinweg aber ans unseren Reihen mit allen denen, welche den Unfrieden in die Partei tragen und welche dadurch eine erfolgreiche Tätigkeit un möglich zu machen suchen. Das Zentrum bleibt, was es war, eine nichtkonfessionelle Partei!" Die Resolution ist nach zwei Richtungen hin bemerkens wert. Sie enthält erstens die nnzweidentige Erklärung, daß der Zentrunisverein für da? Königreich Sachsen ohne jeden Vorbehalt sich ans den Standpunkt des Neichsans- schnsses stellt. Das ist an sich selbstverständlich und von keinem aufrichtigen Zcntrnmsmannc anders erwartet wor den, aber es war notwendig, nach außen bin die Erklärung abzngeben, damit kein Zweifel an der Einigkeit des Reichs- ansschnsses mit all seinen Gliedern herrscht. Stets hat das sächsische Zentrum, das unter besonders schwierigen Ver- hältnissen zu arbeiten hat, sich durch Treue zur Gesamt partei ausgezeichnet, und selbst in den schwierigsten Fällen wankte es keinen Schritt vom Wege. Hier wurde durch den einmütigen Beschluß die alte Treue bekräftigt. Zweitens trug die Resolution eine Beruhigung in den Teil der katho lischen Arbeiterschaft, der sich politisch znm Zentrum, aber in der wirtschaftlichen Organisation znm Verbände „Sitz Berlin" bekennt. Diesen Parteifreunden wurde klar er klärt, daß die Zentrnmspartei nicht ihren Verband be kämpfe, sondern ihn als eine der christlich-nationalen Orga nisation betrachte. Damit ist eine Beruhigung in die Kreise getragen worden, die eine andere Auslegung der Erklärung des Reichsansschusscs vermuteten. Das Friedenswort in der sächsischen Resolution sollte allenthalben ausgenommen und an seiner Durchführung gearbeitet werden. Wir brauchen im katholischen und im Zentrmnslagcr Frieden und Einigkeit, namentlich in Sachsen. Die jüngsten Kammerdebatten haben deutlich gezeigt, wohin der Hase läuft, sie müssen auch dem Schwankendsten gezeigt haben, daß heute mehr denn je die Einigkeit Slot tut, die Einigkeit im altbewährten Zentrum, das in Sachseil nicht einflußlos zu sein braucht. Mögen sich viele rechtdenkende Männer dem Zentrunisverein anschließcn, das ist die beste Antwort auf die Roden von Zöphcl. Kaiser und Nitzsthke. Sächsischer Landtag Dresden, den 3. April 1911 Zweite Kammer. Die Zweite Kammer trat heute in Gegenwart des Mi nisterialdirektors Geheimen Rates Dr. Grützmann vom Königlichen Justizministerium zu ihrer 73. öffentlichen Sitzung, der letzten vor den Osterferien zusammen. Die Sitzung war nnr von kurzer Dauer. Abg. Dr. Zöphel (Natt.) referierte zunächst namens der Beschwerde- und Petitionsdepntation über die Petition der Firma Maschinenfabrik Nockstroh und Schneider in Hei denau um Rückzahlung von Strafgeldern in Höhe von 39 100 Mark ans der Staatskasse. Die Angelegenheit hat den Landtag schon wiederholt beschäftigt, worüber auch oer ausführliche Bericht der Deputation Auskunft gibt. Es wird hier n. a. betont, daß der Fall ein Ansnahmefall sei, weil grundsätzlich für die Rechtsprechung die Regel gelte, daß zweimal über dieselbe Rechtslage unter denselben Par teien nicht entschieden werden könne. Nnr ganz besondere Umstände hätten im vorliegenden Falle verhindert, daß der selbe Tatbestand, der dem Oberlandesgcricht als Straftat bestand unterbreitet wnrde, nicht in demselben Nechtsgange bis an das Reichsgericht geführt wnrde. Diese Umstände haben auch veranlaßt, daß er dennoch in einein zweiten Gange an dies Gericht gelangen konnte. Der Bericht teilt ferner noch mit, daß der Abg. Hettner an den Beratungen und der Abstimmung in dieser Sache nicht teilgenoininen habe, weil er als Richter in den Nechtsstrcitigkeiten der Par teien mitgewirkt hatte. Die Deputation beantragt, die Kammer wolle beschließen, die Petition der Maschinenfabrik Nockstroh und Schneider Nächst A.-G. in Heidenau um Rück zahlung von 39 100 Mark, die diese ans Grund zweier Be schlüsse des Oberlandesgerichtes Dresden wegen einer au- gedlichen Rechtsverletzung im Oktober 1005 und Mai U'uO als Strafe an den Staat bezahlt habe, bis znm Betrage von 38 800 Mark der Königlichen Staatsregierung zur Berück" sichtignng zu überweisen. Ministerialdirektor Geheimer Rat Dr. Grützmann erklärte, daß die Staatsregiernng ans ihrem bisherigen ad lehnenden Standpunkte stehen bleibe. Tie Gründe hierfür habe sie bereits in der Deputation bekannt gegeben. Die Kammer stimmte hierauf einstimmig »nd ohne weitere Debatte dem Anträge der Deputation zu. Abg- Tr. Z'öphel (Natl.) referierte an zweier Stelle namens der Beschwerde- und Petitionsdeputatien über die Petition des Buchhalters Bruno Heller in Dresden um Er. las; von Gericbtskosten. Die Petition bat die Kammer be reits am 18. Februar 19l l beschäftigt. Damals wurde be schlossen, die Petition der Staatcaegierung zur Berücksichti gung zu überweisen. Da die Erste Kanimer jedoch einen abweichenden Beschluß gefaßt batte, mußte sich die Bwstle Kammer nochmals mit der Angelegenheit beschäftigen. Ter Referent schlug vor, die Kanimer wolle beschließen, bei ihrem Beschlüsse vom 19. Februar 191 l stehen zu bleiben. Abg. Hettner (Natl.) erörterte kurz die reclstlübe Seite der Angelegenheit und ersucht das Hans, an? Billig- keitsgründen dem Votum der Deputation znzusuminen. Die Kanimer beschloß einstimmig und ohne weitere Debatte demgemäß. Präsident Dr. Vogel bemerkt am Schluß der Sitzung, daß die Kammer mit dem heutigen Tage ihre Beratungen vor Ostern beendet babc. Er danke den Herren für die Aus dauer in den letzten Tagen, wodurch es möglich geworden sei, die in Aussicht genommenen Arbeiten sämtlich zu Ende führen zu können. Er wünsche allen Kammermitgliedern ein recht frohes Osterfest und hoffe, daß alle reckst gestärkt und gesund zu neuer Arbeit hierher zurückkehren möchten. (Lebhaftes Bravo von allen Seiten.) Nächste Sitzung: Montag den 20. Avril nachmit tags 6 Uhr. — Tagesordnung: Etatkapitel, sowie allgemeine Vorberatung über den Gesetzentwurf betreffend die Errich tung neuer Amtshguptmannschaften in Werdcin und Aue.