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Nr. 137, Seite 6 kon. (Lin inu.Ul'. Mittelpunkt Thüringens Erfurt in Geschichte und Kunst Erfurt, der natürliche und kulturelle Mittelpunkt des Thü ringer Landes, hat eine überaus reiche Geschichte. Schon im Mittelalter eine Groszstadt, dis in Grütze und Volkszahl nur von Köln übertroffe» wurde, verdankt Erfurt seine Bedeutung der Gunst seiner Lage im Herzen Thüringens und damit Deutsch lands überhaupt. ES entstand aus einer geistlichen Anjiedlung auf dem Tom und Petersbcrge, die beide die Stadt überragen, und einer Handelsansiedlung (Markt) an der Gerafurt. Letztere wurde ausschlaggebend, wie schon der StaStuame besagt, doch ist nicht bekannt, wann die Vereinigung beider Siedlungen erfolgte. Erfurt war daun z. Zt. Karls des Groszen eine königliche Stadt (kgl. Pfalz auf dem Petersbcrge), bis schlietzlich der Erzbischof von Mainz Landes- und Sladtherr wurde. 1166 erhielt Erfurt seine erste steinerne Mauer (im Zuge der heutigen Ringstraße), vorher hatte cs nur Palissadenschutz. 1480 wurde ein zweiter, größerer Maucrring errichtet, der auch die Vorstädte mit ein schloß, und 1184 ist die Eyriaxburg als Vorwerk angelegt. Anfangs des >8. Jehchunderts erfolgte daun die neuere Befestigung, die aber nach 1870/71 bis auf geringe Reste wieder gefallen ist. In der politischen und Wirtschaftsgeschichte Erfurts spiegeln sich die gleiche» Bestrebungen und ähnliche Geschicke wider, die von Sen gleichaltrigen deutschen Städten schon bekannt sind. Im 13. Jahrhundert kam cs zur wirtschaftlichen Erstarkung Erfurts. Erfurt hat als große, volkreiche Stadt immer seine Selbständig keit und gleichzeitig den Erwerb eines größeren Laudgebietes rings u,n die Stadt angcstrebt. 1350 war beides im wesentlichen erreicht Mainz war nur noch der nominelle Herr. Jnbezug aufKultur und K u n st war cs für Erfurt von Nachteil, daß es nicht Vischofsstadt geworden war. Seine Kultur und Kunst hat es selbst, nicht F ü r st c n g u n st, geschaffen und zu einer Achtung gebietenden Höhe gebracht. Die Kunst, die der Altstadt das Gepräge gibt, wurzelt also ausschließlich im Bürgertum, und ihre Entwicklung ist daher deutlich niit der Entwicklung der Stadt selbst verbunden. Aus der romanischen Bauperiode stammen die Peters kirche auf dem Petersberge, die romanischen Teile der Schotten kirche und des Domes sowie der eine der beide» Regler Türme. An romanischen Kunstwerken seien nur die Maria im Dome, die Leuchterfigur des Wolfram ebenda und der Löwenkopf-Türklopfer an einer der Tomtüreu genannt. Die Mariafigur ist steif monu mental gehalten, die beiden anderen sind hervorragende Bronze- stücke, der Wolfram die überhaupt älteste Vollplastik aus Bronze in Deutschland. Von der Mitte des 14. bis zum 15. Jahrhundert erreichte die Erfurter Kunst ihren Höhepunkt — gemeinsam mit dem höch sten Aufschwung der politischen und Wirtschaftsmacht der Stadt. Am glänzendsten hat sich deshalb in Erfurt die gotische Archi- tettur entfaltet. Die Land-, Kapital- und HandelSmacht Erfurts im 14. Jahrhundert hatte zu großem Reichtum geführt, Handels- gegenstände waren besonders Waid, Saflor, Herings. 1302 hatte Erfurt (wie vorher Köln) selbst eine Hochschule errichtet, die später eine Hochblüte erlebte und Pflegstätte des Humanismus wurde. Die für das deutsche Geistesleben bedeutsam gewesene Erfurter Hochschule wird allzeit eine der stolzesten Erinnerungen der Stadt bleiben! Der gotischen Architektur gehören die meisten Kirchen Erfurts an, vor allem die in ihrer Gesamtwirkung un vergeßlichen Schwesterkirchen Dom und Severi auf dem Dom berge. Nur schade, daß die späteren Bauänderungen am Dom der Wirkung Eintrag gebracht haben. Kunst wird aus Geist geboren, wir Modernen können nicht aus gotischen« Geist heraus schaffen, wir können allenfalls nur die gotische Technik nach ahmen. Die äußerlich einfachen Basiliken der Barfüßer- und Predigerkirche seien hier noch genannt, da sie innen von prächtiger Raumwirkung sind. Das Innere der enteren weist wenige, aber starke Pfeiler, das der letzteren im Gegensatz hierzu viele, aber schlanke Pfeiler auf. Von gotischen Prosaugebäuden sei nur die spätgotische alte Universität in der Michaclisstraße erwähnt. An Kunstwerken gotischen Stils feien deS beschränkten Raumes halber hier nur die Kreuzigung in der Predigerkirchc (Nkalcrei aus 1350), die Pieta im Ursulineriunenkloster (Holz plastik aus 1340), das steinerne Epithaph der Cinna in der Bar- füßerkirche (1370), das Epitaph Allenblumen im Dom (1429) und der schon 1467 (I) geschaffene spätgotische Tausstein in der Scveri- kirche sowie endlich der Schuitmltar der Neglerkirche (1460) ange führt. Von 1472 ab tritt mit dem beginnenden Niedergang von Erfurt auch eine Abnahme der Kunst in Erfurt ein. Innere und äußere Kämpfe und Schulden richteten die Stadt zugrunde und führten 1600 zum Bcncknii. Was an lervorragenden Kunst werken in dieser Zeit encsteht, stammt von auswärts, aus Schwa ben, Nürnberg usw. 1650 war der Etat der Stadt wieder im Gleichgewicht, und Erfurt erlebte bis zum 30 jährigen Kriege eine materielle Nachblni.-. In dieser Zeit nimm- d>7 ."must in Erfurt wieder einen erneuten Aufschwung. Es entstehen die schönen Renais- sanze bauten, an denen die Straßen des alten Erfurt ziem lich reich sind: Hohe Lilie, Roter Tchse, Breiter Herd (1583), Stockfisch (1607) u. a. Besonders hcrvorgehoben zu werden ver dienen die in den herrschenden Nenaissanzeformen gehaltenen Steinmetzarbeiten der Erfurter Küustlerfamilie Frieden« an», z. B. die Epitaphien, Taufstein, Kanzel und namentlich der Hoch altar (1625) in der Kaufmaunökirche. 1664 war die kurmainzische Herrschaft in Erfurt wieder her. gestellt, Erfurt war kurmainzische Landstadt geworden. Auf dem Gebiete der Architektur und Kunst entstand nur »och weniges, dies wenige aber von prächtiger Wirkung, wie die Barockbauten des ehemaligen Statthalterpalais (des heutigen Negierungsge- bäudes) und der alte» Wage (des heutigen Kunstmuseums). 1792 kau« der kurmaiuzische Stadthalter von Dalberg »ach Erfurt, und dieses erlebte unter ihm noch eine bescheiseue Kurllurblüte. 1802 wurde Erfurt preußisch, siel aber zur Frauzosen- zeit an Napoleon, der sich unmittelbarer Stadlherr von Erfurt nannte. 1808 fand in Erfurt unter Napoleon der berühmte Fürsteukongreß statt. Am 6. Januar 1814 hielte» die Preußen wieder ihren Einzug in die Stadt, leider wurde dabei durch die Beschießung des Erfurter Petersklosters Unersetzliches an Kultur- uud Kuustwcrteu vernichtet. 1816 wurde die alte, ehedem «veit- berühmte Universität aufgehoben. Erfurt als Kulturstätte «var uicht mehr. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hat eine Neu entwicklung eingesetzt und Erfurt ist wieder zu einer blühenden Großstadt von z. Zt. 135 000 Einwohnern geworden, die ihre Wirt, schaftlichcn und gegeuwartSfrohen kulturellen Bestrebungen kräftig und mit wachsendem Erfolge Pflegt und ihre im Mittelalter ge habte Zcutralstclluug in Thüringen in neuem Aufstiege erkämpst und gewinnt. Ndt. Humor Schlau. In einer Gesellschaft wurde ei» > Junggeselle von einem Herrn gefragt, wann inan eigentlich heiraten soll. „Das will ich Ihnen ganz genau sagen," erwiderte er lächelnd, „und ich wünschte, Sie hielten sich daran: Vis vierzig noch nicht, nach vier zig nicht inehr!" Beim Arzt. „Hier bringe ich Ihnen meine Tochter, Herr Doktor! — Trudchcn! Stelle dich doch gerade hin, damit der Herr Doktor sehen kann, wie schief du bist." Unter Geschäftsreisenden. „Wo ich hinkomme ,werde ich mit offenen Armen empfangen!" — „Natürlich, damit man dich gleich hinauswerfen kann." Nette Familie. „Hatten Sie Gäste an den Psingstfeiertagen? — „Ach nein, «vir waren ganz unter uns; meine beiden Töchter, mein geschiedener Mann mit seiner Braut und «nein Bräutigam." Selbstbewußt. Mutter: „Willst du denn wirklich nicht hei raten, mein Junge?" Sohn: «Nein, Mutter, ich sterbe aus!" Boshaft. „Stecken Sie das Bändchen Gedichte ja nicht in die Hosentasche!" — „Warum nicht?" —„Sonst schlafen Ihnen die Beine ein!" II>!I! I >11 iil!l! ! I!i W« !« !!!!!! !-!!!! !!!« ! > il 1 !!!!!!!!j!j!!I!!!v!!!'!!"o!pi!!§?!?!'!! IIpII!! 'I! >!! IIII >11 Bausteine für das Realschule und Internat ZN Dresden werden von jetzt ab vergeben. Gin jeder keser unserer Zeitung möge für die Ausbildung unserer geistigen Führer in unserer sächsischen D aspora nach seinem gegenwärtigen Rönnen einen Betrag, ganz gleich in welcher Höhe, auf das untenstehende Postscheckkonto ein senden. Nach Eingang der Sendung erhält jeder Spender eine mit dem künstlerischen Entwurf des geplanten Gymnasialgebäudes ver sehene Urkunde über die Erwerbung seines Bausteines. wir hoffen, daß an diesem großen Werk sich jeder Ratholik beteiligen wird. Die Beträge wolle man einsenden auf das Postscheckkonto Dresden MH? der Sächsischen Volkszeitung unter dem Rennwort „Baustein für St. Benno-Gymnasium".