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Sächsische Volkszeitung : 12.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192406129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240612
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-12
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.06.1924
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i !!,2t Nr. >35. Seite 6 k » : . j i Tonnc.,:.-- Balagansk liegen über tausend Kilometer voneinander getrennt und sind durch keine richtige Straße verbunden. Balagansk an der Angara liegt von den drei Städten dem Verkehr und der Zivilisation am nächsten. Nur 80 Kilometer trennt cs von der Bahnstation Tyretj. und in der eisfreien Zeit verkehren aus dem Strome Dampfer, die, allerdings dank dem strom- schneiienartigen Gefälle. 4 bis 5 Tage brauchen, um flußauf den etiva 200 Kilometer weiten Weg nach Irkutsk zurückzulege». Zurück brauchen sie nur 12 bis 16 Stunden. Balagansk zusammen mit dem gegenüberliegenden Dorf Malyschoivka hat etwa 2500 Einwohner, davon sind neun Zehntel Verschickte oder die nächsten Nachkommen von Ver bannten. Einige cingcwanderte Bauern in Malyschowka, Be amte aus dem Reiche und ansässig gewordene Burjaten, die es aber vorziehen, in der Umgebung ihre Jurten auszustellen, ihren Windgöttern und Schamanen zu huldigen und ihr Vieh weiden zu lassen, kommen hinzu. In Sibirien fragt man ungern nach der Vergangenheit der Bekannten, obschon dort über Verbrecher keine europäischen Anschauungen herrschen. Einige Jahre Zucht haus mehr oder weniger bedeuten keinen Makel. Es kommt auf den Menschen an und nicht auf die Etikette, die er im Zivilregister trägt. Ein „ehrlicher" Räuber oder Mörder ist überall gern gesehen, er findet Arbeit, und man begegnet ihm mit Achtung. Nur den Gewohnheitsdieben und Fälschern geht man aus dem Wege, sie gelten in Sibirien als „kleine Charak tere". die kein Vertrauen verdienen. Mein Hauswirt ist ein siebenfacher Raubmörder, in einem anderen Lande wäre er gewiß gehenkt worden, aber im srüheren Rußland dursten die gewöhnlichen Kriminalgerichte keine Todes strafe verhängen! ein Straßenräuber und Mörder kam dem nach, wenn sein Verbrechen Keinen politischen Beigeschmack hatte, mit 10 bis 20 Jahren Zuchthaus davon. Durch irgend welche Gnadenakte wurde die Frist dann meistens auf die Hälfte verkürzt, bei der Entlassung folgte die Zwangsansieolung in Sibirien. Wer nicht zum freien Näuberhandwerk zurückzukehren versuchte, der wurde im Lause einiger Jahre Ansiedler und er hielt seine bürgerlichen Rechte zurück. Es ist schwer, in das Seelenleben eines behäbig gewordenen Verbrechers, der seinen Frieden mit der Gesellschaft geschlossen hat, einzudringen. Man dars sich keineswegs einen reuigen Sünder vorstellen, gewiß nicht, eher paßt der Vergleich mit einem Geschäftsmann, der bankrott gemacht, und der nun seine Schuld voll bezahlt hat. Dazu kommt ein gutes Teil Ver achtung für die bürgerliche Gesellschaft, die so viel Lumpen gesindel frei herumlaufen läßt, und die so einen „Blödsinn" wie Zuchthäuser ausgedacht hat. Was die politische und religiöse Einstellung anbelrifft, so sind die Räuber meistens konservativ und halten die Fasttage ein. Andere nutzen den Umschwung aus und machen unter den Bolschewiken eine glänzende Karriere, werden Kommissare, ver walten riesige Bezirke und üben ihr Räuberhandwerk in anderer Art aus. Treiben sie es zu arg, so kommt es vor, daß sie von den neuen Herren kurzer Hand erschossen werden. Die Angara schäumt vorüber. Ich stehe neben meinem Hauswirt und warte, bis die ersten Boote ausgcsetzt werden können: es wird noch eine Weile dauern, und so gesellt sich denn verschiedenes Volk zu uns. In Schafsfelle gehüllte Bur jaten mit ihren Mongolengesichtern und schmalen Schlitzaugen bilden eine aparte Gruppe und unterhalten sich in ihrem Kauderwelsch, das kaum jemand von den Russen versteht. Bur jaten und Russen vermischen sich auch nicht im Alltagsleben, sie bleiben seit den Zeiten von Iermak, der Sibirien im 16. Jahrhundert für den Großfürsten von Moskau eroberte, ein Volk für sich, das seitdem weder in der Geschichte noch in der Zivilisation Sibiriens eine Rolle gespielt hat. Nur einige lamaistische Burjaten glänzen als Gelehrte und Propheten am Hofe des lebenden Buddha in Urga. Es wird erzählt, daß etwa 60 Kilometer entfernt in der Taiga, auf dem Wege zu den Goldfeldern in Bodaibo, eine Räuberbande ausgetreten ist, die von allen Reisenden ein Löse geld einfordert, aber die bisher noch niemand erschlagen hat. Die Anwesenden spucken verächtlich aus. Das müssen blutige Anfänger sein, Dilettanten! Wenn sie die Zeugen nicht aus löschen, wird man sie bald gefaßt haben! Nun werden Er innerungen und Erfahrungen ausgetauscht, die gruslich genug klingen, die aber nicht böse gemeint sind, und die nur von Sachkenntnis zeugen sollen. Langsam bricht die Frühsommerdämmerung herein. Der Himmel spielt in wunderbaren Farben, aber mit der Sonne schwindet auch die Wärme, und der Eishauch des Stromes breitet sich in weihen Nebeln Uber das Dorf und über die Stadt. Fröstelnd ziehen sich die Leute in ihre Hütten zurück, um das Nationalgericht, Pelmeny, das ist: in Mehl eingekochtes ge hacktes Fleisch, zu essen, dazu Ziegclsteintee zu trinken und, wenn möglich, einige Gläser Fuselschnaps zu genießen. An den Gewohnheiten ändert kein politisches Regime, mag nun ein allmächtiger Kommissar in Balagansk herrschen. Mein Wirt, der brav gewordene vielfache Raubmörder, begleitet mich in meinen Verschlag und philosophiert noch ein wenig über die Nichtigkeit aller Dinge und über die Nutzlosigkeit der Politik. Beim Fortgehen stellt er ein scharfes Beil hinter mein Bett und bittet mich, ihn kein Geld sehen zu lassen. Wir beten >a aile: führe uns nicht in Versuchung! Ich drücke ihm dankbar die Hand und schlafe ruhig bis zum anderen Morgen. Die Angara ist über Nacht eisfrei geworden und die Reise kann aus Booten fortgesetzt werden. Noch wenige Stunden und ich befinde mich, wenn auch von Wildnis umgeben, auf der großen Weltstraße zwischen London und Peking. Humor Kein Unterschied. „Herr Professor, das mutz nicht ganz einfach sein, so plötz lich von der Porträtmalerei zur Tiermalerei nmzuschwcnke»?" — „Nichts einsachcr wie das, schaun Sie sich doch einmal die Kopse der Leut' an, die sich heute »och malen lassen können." (Meggcndorfer Blätter.) Ter Korb. „Nein, »ein. Sie würden doch niemals daS tun was mein verstorbener Mann getan hat." „Und was hat er denn getan?" „Nun, vierzehn Tage nach unserer Hochzeit ist er gestorben und hat mir 300 000 Franken hinterlassen." (Matün.) Der geschäftstüchtige Drogist. „Ich habe ein böses Hühnerauge. Können Sie »Ar ei» gutes Mittel dagegen geben?" „Gewiß, wir. habe» eine ausgezeichnete Hühneraugensalbe, die Hühneraugen radikal beseitigt. Einer unserer Kunden ge- braucht sie schon seit 15 Iahen." (Matur.) Unter dem Pantosfel. Sie: „Und weißt du, wenn dn mir Bemerkungen zu machen hast, dann warte gefälligst, bis niemand mehr zugegen ist." Er: Aber, Schatz, es ist ja niemand hier." Sie: „So? Zähle ich denn für nichts?" (Matin.) Ehcmannersah. Die eben verstorbene engl-zche Schriftstellerin Marie Corelli wurde gefragt, warum sie rocht geheiratet hätte. „Ich brauche keinen Mann," antwortete s'e, „denn ich habe bereits orei Geschöpfe im Hause, die zusammen ihn ersetzen. Ich habe einen Hund, der jeden Morgen knurrt, einen Papagei der den ganzen Nachmittag schimpft, uno eine Katze, die abends immer spät nach Hause kommt." (Morning Post.) Dienstbotenwahl. Frau Tattle: „Ich bin sehr schwer zufricdenzustellen. Haben Sie gute Anlagen für ein Hausmädchen?" Bewerberin: „Ick war bei Frau NaggerS im Dienst, sechs Monate ehe sie sich von ihrem Manne trennte." Frau Tattle: „Ich werve Sie engagieren. Sie Müssen mir dann alles von der Geschichte erzählen." (Pearsons Weekly.) Natürlich! „Bruce meinte, er wäre i,n siebenten Himmel, als ich ja sagte." „Natürlich, da er schon sechsmal verlobt war." (Kansas Eich Star.1 Stilblüten Eine Kopenhagener Zeitung „Politiken" veröffentlicht eine Sammlung reizender Stilblüten, die ihr aus ihrem Leserkreise zu getragen sind. In einen: Zeitungsroman stand folgender schöne Satz: „Stumm saßen sie Hand in Hand und sprachen von vergangenen Tagen." Bon einem Kirchhoftor wird folgendes Schild zitiert: „Herrenlosen Hunden ist der Zutritt zum Kirchhof verboten." Eui beleidigter Man» empörte sich folgendermaßen: „Ich hoffe, Sie haben nur Spaß gemacht, denn wenn cS Ernst war, war es ein sehr dummer Spaß." Der dänische König besuchte eines Tages eine Schule und schenkte dem Lehrer eine seiner Zigarren. Der alte Lehrer repe tierte in Gedanken unaufhörlich, was er bei dem Abschied von der Majestät sagen würde, nämlich: „Dies ist der schönste Tag meines Lebens. Ich werde an ihn denken, so lange ich lebe." Di« Zi garre brachte ihn aber aus dem Konzept und er sagte: „Die's ist die schönste Zigarre meines Lebens. Ich werde sie rauchen, so lange ich lebe." In einein jntländischen Blatte wurde ein Volksfest be schrieben: „Der Markt der Stadt war schlvarz von weißgekleideten Jungfrauen." Den Bogel schoß aber ein Hühneraugenoperatenr ab, als er annoncierte: „Außerdem habe ich die Ehre gehabt, die Hühner augen von verschiedenen gekrönten Häuptern Europas zu ent, fernen." Ein Freund der Wahrheit. Ein alter Mann in einem ab gelegenen Dörfchen im Gebirge wurde von einem Besucher gefragt, ob er sein ganzes Leben in diesem Orte zugebracht habe. — Seine wahrheitsgemäße Antwort war: „Noch nicht!" (Morn. Post) Das chronische Leiden. „Mein Lieber", sagte der Arzt zu dem Patienten, „Sie leiden an einem chronischem Hebel." § „DaS weiß ich", flüsterte der Patient ängstlich. „Aber bitte, sprechen Sie leiser. Sie ist im Nebenzimmer." (Daily Mail) Eheglück. „Nun, alter Junge, glücklich verheiratet? Jetzt gibt cs keine Löcher in den Strümpfen mehrl" „Nein. Das erste, was mir meine Frau beibrachte, war, wie man Strünrpfe stopft." (DailyChronicle) Verdächtig. Mutter: „Betty, John brachte dich gestern sehr spät nach Hänse." Betty: „Ja, es war spät, Mutter; störte dich der Lärm?" Mutter: „Nein, Liebe, nicht der Lärm, aber die Stille." (Cornell Widow) GeschichtSkunde. In der Gymnasialklasse hatte der Obcr- studienrat allerhand über Dynastien vorgetragen. Jetzt rief er den Jeschke auf, um ihn zu examinieren: „Woran hing das Schick sal der Karolinger?" „An einem dünne» Faden." „Richtig. Und an welchen Namen hat man dabei zu denken?" „Der dünne Faden war Karl der Dicke!" Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert, Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohmann. Dresden. vlo meist gelesenen sor Oegenvvsrt: ScMeetl, atsINiiu», kiweelle» Leisters mit Veesleln ged. OaId-l.v<I. >i. 4.— iVIttlr, so,et. Die Xicclis Im V»IiI«lo>iel ged. Halb-!.««!. 4. wi-ere, priese 0. am Necr ged. ttslb-l-vil. U. Z.S0 Friedrich pustek Sucl, undttunsthandtunA l, c l ? 2. l s krchoi.fstr.r/Tct.I.Sri'S mann. Albert M. Weiß, Georg Wunderte Hermann Joseph Wurm, Friedrich Zoepsl. — Neuerscheinungen. Zeitschristcnschau. Nachrichten. Katholischer Literaturkalender. — Verzeichnis der besprochenen Neuerscheinungen. Geschichten von Musik und Musikern. Herausgegeben von Ernst Lissauer. (Aus Spemanns Sammlung „Musikalische Volks bücher". Verlag I. Engelhorns Nachf., Stuttgart.) Musikcrgeschichten! Seit Urgroßvaters Zeiten waren sie die Lieblingslektüre aller derer, denen Mnsik Herzenssache ist. Wieviel ist da geslunkert worden! Und immer wieder ist die Literatur mit neuen Werken vertreten. Ernst Lissauer hat mit feinstem Verständnis das Allcrschönste auf diesem Gebiete zu- sammengetragen. Er hat dabei einen Sammlergeschmack und ein Sammlerglück gehabt, das ihn wahre Perlen finden ließ. Aus einem Brief Mörikcs fand er das wundervolle Märchensragment „Ter tönende Tanz", in Zaunerts Märchenbuch „Das Posthorn", Wilhelm Schäfer ist mit einigen kleinen Stücke» vertreten, Grill parzers „Armer Spielmann" und Kellers „Tanzlegendchen" fehlen nicht. Auch vom Herausgeber selbst ist eine seine Novelle darin, die bisher »och nicht buchmäßig erschien und vor allem eine musikalische Eiulcitung, die dem reizvollen Buche die richtige Weihe gibt. Nicht musikalische Novellen zu finden galt es, sondern Wesentliches von Musik und Musikern in poetischer Gestaltung erleben zu lassen. Mau muß Lissauer zu diesem gelungenen Versuch freudig gratulieren! Zck. Platon, Das Gnstmahl. Rede» und Gespräche über die Liebe. Aus dem Griechische» neu übertragen, eingclcitet und erläutert von W. O. Gerhard Klamp. Oktav, XI und 157 Seiten. Ver- lag Strecker und Schröder, Stuttgart. Kartoniert 2.40 Mark. Halbleinenband 3,20 Mark. ' Keine philosophische Schrift des ganzen Altertums wird so viel genannt, wie das Gastmahl des Platon, und noch weniger gib es eine die häufiger gelesen wurde, den» einer der größte» Philosophen aller Zeiten und Völker behandelt hier im Geiste seines kongenialen Lehrers Sokrates das unvergängliche Problem des Eros in klarer fesselnder Form. Diese neue Ausgabe des platonischen Meisterwerkes in der auf ganz neue Grundsätze ge stellten lebendigen wie gut deutschen ilebertragung von Gerh. Klamp ist die beste Einführung in die Gedankenwelt Platons. Eine auch den Laien verständliche Einleitung vermittelt die Be kanntschaft mit den zeitgeschichtlichen und philosophischen Voraus setzungen des Werkes; die unter dem Text stehenden Anmerkungen suchen durch geeignete Hinweise das künstlerische wie sachliche Ver ständnis im einzelne» zn fördern und geben die nötigen Lor- und Nückverwejse. Auch dem, der daS Gastmahl bereits aus ver Lektüre anderer Uebcrsctzungen kennt, bietet diese neue Ausgabe reiche Anregung und hohen künstlerischen Genuß, da der Verfasser eine neue Deutung des Eros wie des Gastmahls überhaupt unternimmt uno die Reden der sieben Sprecher erstmals in einer durch das Original gerechtfertigten individuellen Diktion wiedcrgegeben hat. Der katholische Gedanke. Band VII. Das Seelenleben des hl. Thomas von Aquin »ach seinen Werken und den Hcilig- sprechungsakten dargestellt von Martin Grabmann. Thea- liner-Verlag München. Brosch. 1.50 Mark: kart. 2 Mark. 118 S. Ter mit de» Werken und der Ideenwelt des hl. Thomas vertrante Verfasser gibt eine Analyse des Seelenlebens, eine Zeichnung des Charakterbildes des Doctor Angelicus. Wir haben keine allgemeine Lobrede auf den Fürsten der Theologen vor uns, sondern das Ergebnis eines eingehenden Quellenstudiums, und darum ist das Werk für Kenner des hl. Thomas von größtem Werte. Währeno Verfasser im 1. Kapitel auf Grund der Schriften und 'Heiligsprechung-satten die Liebe und Freundlichkeit des Hei ligen im allgemeinen schildert, gebt er im 2. Kapitel auf die WesenSzügc des Seelenlebens ein, die er in die Worte zusammen saßt: Sapicntia, Charitas und Pax. Hier wird uns die Har monie und Ordnung im Tugend- und Seelenleben des großen Heiligen geschildert; wie in seiner Lehre, so ist auch in seinem Leben alles der erhabensten Tugend, der göttlichen Liebe, und der der erhabensten Gabe des hl. Geistes, dem „donum sapientiae" untergeordnet. Dieses Seelenleben des hl. Thomas verstehen wir am tiesste» ans seiner inneren Lebens- und Liebesbeziehung zu Jesus Christuss Das zeigt Verfasser im 3. Kapitel. Tie dogmatisch vom hl. Thomas so tief erfaßte Idee des Gott- menschen und seines Erlösungswerkcs treibt den Heiligen an zur praktischen Nachfolge Christi; er erblickt im Kreuze die Voll kommenheit des ganzen Gesetzes und die Kunst gut zu lebe». — Ein solches Buch gereicht zur größten Erbauung und zum geistigen Nutzen. Fr. Desider Kosztolanyt. „Der blutige Dichter". Roman. (Verlag Oskar Wöhrle, Konstanz.) Ter ungarische Novellist hat sich in seinem Nero-Roman an ein Thema gewagt, das große und tiefe Kenntnis des Mensch- seins voranssetzt. Er hat dazu die moderne Psychologie brauchen müssen und ihre ins dunkelste Leben pathologisch veranlagter führenden Kapitel. Ter Roman an sich ist kein Meister werk. Es fehlt Abklärung. Dieser Nero wird am Ende doch nicht ganz verstanden, weil sein Lebensroman durch die vielen Details nicht recht ein Ganzes geworden ist. Aber aus der Schilderung spricht ein Dichter von Rang. Glänzend ist die Darstellung des entsetzliche» Dilettantismus dieses Kaisers. Ter aus jedem Ge biet Halbheiten leistet und jede angefangene Arbeit in den ersten Zügen wieder wegwirft, weil er nie Zweck und Ziel sieht. Diese Tragik gestaltete Kosztolanyt zu wahrhaft überwältigender Wir kung. Daneben ist die Schilderung Senecas, dieses geistvollen Spötters, ei» Meisterstück. Man wird dabei und auch in der Kritik der römische» Gesellschaft mitnnter an Shaws Persiflage» erinnert. Tas Werk ist in glühende Künstlerleidenschast getaucht und fesselt vom ersten Kapitel an. Stefan I. Klei» kann das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, die geniale Diktion des Autors meisterlich ins Deutsche übertragen und die dichterische Intuition ausgezeichnet wiedergegeben zu haben. Natürlich ist das Buch des jungen Ungarn nur reifen Lesern zu empfehlen. Zck. RoSner, „Befehl des Kaisers", Roman. (Verlag I. G. Cotta Stuttgart. — Preis Ganzletnwand 3,20 Mark.) Karl Rosner ist uns bekannt als Dichter mit deutschen Eigenarten. Sein Stil ist nicht der des Blenders, ist originell, aber nicht gesucht, ist fast widerborstig. Er will, daß man ihn liest. Mir hat das, ofsengestanden, immer an ihm gefallen wenn ich auch seinen Stosfen nicht gan, willig gefolgt bin. Rosner ist ?iner unserer besten Kriegsdichter gewesen. Auch hier kein Blender, ließ er das gerade, deutsche Gemüt spüren. Und das hob ihn über der Masse der Schlagwortathlete» turmhoch- riunr diesmal ist's ein kriegerischer Stoff! Kein deutscher. Ter unglück liche Rußlandzug Napoleons bildet den Hintergrund. Ein Roman ist das nicht, dieser Ordonnanzritt des kleinen Leutnants Coignet. Aber über dem Geschehen der knappen Handlung stehen Zeit ereignisse, steht soviel Großes und Kühnes, daß dem Leser sich weit mehr auftut als ein Roman. Energie nnd Wollen ist die Essenz dieses schönen, i,n Innersten durchaus deutschen Buches. Ach. Otfried von Haustein, ..Durch oie Wildnisse der Orinoco". (Samm lung interessanter Entdeckungsreise», Baud 1. Verlag Leip ziger Graphische Werke A.-G.) Die neue Sammlung will in ihrem ersten Band A. v. Hum boldts Venezuela-Reise im Jahre 1800 in volkstümlicher, den: für Geographie und Naturwissenschaften interessierten Laien, sowie der reiferen Jugend darstellen. Haustein tut das recht geschickt in spannender, erzählender Form, und sein Buch hat erheblichen erzieherischen Wert. Alles Wissenswerte von Land nnd Lenken, von Gewerbe und Kunst, von Gesteinskunde und Fauna ist in knapper Schilderung enthalten. Reiches Anschauungsmaterial er gänzt die Erzählungen. Zck. Zdenko v. Kraft, „Lord Byrons Pilgerfahrt", Roman. Verlag lag Grethlein u. Co., Leipzig und Zürich.) Am 19. April 1824 beschloß der „ewige Pilger", wie Shell» ihn nauute, in Missolunghi seine Lebenssahrt. Leidenschaftlich wilde Freiheitsliebe und romantische Abenteurerlust haben den englische» Lord zn den Griechen geführt, ins Land der Sehnsucht uno Schönheit, um sie voin Joche der Türken zu befreien. Tic Grieche» jubelten ihm zu, ganz Europa blickte aus ihn und ipracl, von ihm. Man wußte, was seine Gesellschaft ihm zum Vor wurf machte und nnd wie seiner ewigen Jugend, seinem feurigen Temperament jedes Frauenhecz zum Ovfer siel. An seinen Werken berauschte man sich, man suchte die große Leidenschaft, die Sehnsucht nach Schönheit und Weltschmerz aus getäuschtem Idea lismus. — — Zdenko v. Kraft, der der Dichter der beiden viel- geleseneu Richard-Wagner-Romane und des seinen Bodensec- Romans, hat dieses Zeitbild in einem umfangreiche» Werk ab gezeichnet. Tas Porträt des nach Schönheit ringenden Stürmers ist chm ebenso gelungen, wie die Statue des lyrischen Dichters. Schönheit und Lyrik reiche» einander die Hand. Tas ist zwar heute eine zu apostrophierende Behauptung, aber zur Zeit der Großen vom Schlage Byrons war es so. Das Bild des Dichters hat nicht allenthalben historische Treue. Soll es auch nicht >m Roman der Schönheit sein, die kein menschlich kleiner Zug trüben darf. Dennoch hätte ich mir eine höhere Warte des Autors als die der gesellschaftsmäßigeu Erzählung gewünscht. Tas Helden tum empfängt dadurch eine gar zu grelle Beleuchtung. Ter reichlich fließende Stoff ist mit keiner Sachkenntnis gegliedert. . M- D<r heilig« Kreuzweg in Bildern von Fra Angeltco und anderen alten Meistern mit liturgischem Text von P. Anselm Mau sern. O. S. B. Beuron; Theatiner-Verlag. Geb. 1,20 Mark. Ein in seiner Art unübertroffenes Gebetbüchlein. Sinn volle Anmutungen aus der Hl. Schrift, kurze aber ergreifende Gebete bilden den Text. Jeder Textseite entspricht ein Bild von einem unserer bekanntesten, christlichen Mein-- a-r- - -
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