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Nr. L84 L8. Iahrg. Sorrnabeud, den 14. Juni 1919 abends Sächsische Geschäftsstelle ««» Redaktt»» Dresden «A. 1«, Holbeinftrah« Fernsprecher 21 SV« Postscheckkonto Leipzig Rr. 14781 «»« L «n lllustr. «rtlaa» vt«rt«ljthrlich n Dresden und ami, Deutsch, «u» -.»« m Oesterreich MeS»»»« lan» s«« 4.4« X. »,«,«»» » >»«,«»» » dtertellSdrllch In Dresden und aan, Deutschland srei -au» -i- in Oesterreich -.8» ic. chtnsel-srunnoer Lv 4. Die «achftsch, «ollS^ituna erscheint an -Ulen »ochentagen nachmma,». St»,eigen i Annahme von«clchSlir»»zeiaen biS I»Utzr dem iramilienei-ze-gen dis II Uhr von». Vrei« sürdiePetit LvuU,eUe«t> 4,im«etio. nieleU 1 stawilie»-Anzeige,, ittt - idür nndeutlich aelchriedene, sewie durch gern- ivrecher ausgegebene Anzeigen ISnnen wir die Leramwerliichleil lür die AichligkeU di» »eite» nicht »dernehmrn. Eprechsimide der SiedaUtan! II—IS Uhr denniiiag». k . Einzige kacholischr Lngeszettnng in ErtchseN. Organ b« ZentrnmspliE Mmgade ^ mit tllustri-rteA Mterhawmgsbeilage «d rcktg. Wochevbe«a-e FeieN»»««de A«osab« s rmr mit der W«che»dM«D^ »Mdiusvtuir » IdchQA^»!»,. 8climinl<»n,^ucisr ».N7^ ^nNimvn, k^aul Leiiws^loss,'/»! SE Sirl ». Der heilige Hai«. Jnc Sonnenglast liegt ein herrlicher Hain. In einem friedlichen Tale von dräuenden Bergen beschirmt. Junge -arte Stämmck)en stehen dichtgedrängt! in uuermeßlicher Fülle. Sie recken ihre ranken Kronen dem Himmelslicht entgegen, das ihnen Leben spendet. Und leise rauschen und raunen die blinkenden Blätter. Herrlicher Gotdesfriedr herrscht hier. — Da verfinstert sich der Himmel. Wuchtige Wolken Lauchen auf am fernen Horizont. Ein Schauer geht durch die jugendlich zarten Bäume. Banges Ahnen macht ihre Zugige erzittern. Schon künden böige Staubwolken den kommenden Sturm. Der so vielen den Tod bringen kann! .... Zu Hilfe, ihr Kämpen! Schützt unseren heiligen Hainl Schützt unsere Kinder vor dein grausigen Sturm, der ihren Seelen gilt! Schart euch zum markigen Kampf gegen die Feinde der Kirche um das Banner der „Sächsischen Volks zeitung"! Immer schärfer ist der Streit entbrannt, immer gröbere Formen hat er angenommen. Doch die.Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Zukunft wird sie bringen. Wir müssen den .Kampf ausfechten ohne zu wanken, ohne zu wei- chen. Oder soll eine spätere Zeit mit Verachtung auf ihre Vorfahren blicken die einer großen Aufgabe nicht gelvachsen waren, die feige znrücktraten, als es ernst wurde? Nein, noch nie haben die Katholiken versagt, wenn von schnöder Hand an ihre heiligsten Interessen getastet wurde. Aus den Fernen der Geschichte begrüßen uns die Helden des Kulturkampfes der siebziger Jahre und mahnen uns, treu zusammenzustehen. Wohlan denn, haltet tapfer und treu zur „Sächsischen Volkszeitung"! Freudig bewegt blicken wir hin aus die zu nehmende Kämpferschar. Fast 2000 neue Streiter haben sich in den letzten Monaten zu uns gesellt. Aber wie viele, wie viele stehen noch abseits! Desl)alb ein Wort an un- sere Freunde: Sie sind durchdrungen von unserer hehren Aufgahe, die ihrer Erfüllung harrt. Sie sind überzeugt, daß die katholische Presse nirgends eine größere Bedeutung hat als bei uns in Sachsen, wo die Katholiken überall zerstreut wohnen. Sie haben Interesse daran, daß das Sprachrohr der Katholiken Sachsens ausgebaut und vervollkommnet wird. Nun denn, so ziehen Sie die Schlußfolgerung daraus! Tragen Sie bei zu der Verbreitung der „Sächsischen Volks zeitung"! Sammeln Sie Streiter für unsere heilige Sache! Lawinenartig muß die Zahl der Verteidiger der christlichen Ideen anschtvellen! Ein jeder sei ein Apostel der katholi schen Presse! Unermüdlich tätig zu sein für die katholische Press«, sei der größte Ehrgeiz. Keine katholische Familie ohne die „Sächsische Volks-, Zeitung"! Das sei unser Ziel. Das sei unser Ideal. Schwärmerei? Nein, dringendes Erfordernis! Keine Zeit verlangt von den Katholiken genauere Orientierung über die einschlägigen Fragen wie die GegeMvart. Keine Zeit erfordert Kn so straffes Zusammenfassen aller Katholiken Sachsens wie die Jetztzeit. Und die Ent scheidung in der Schulfrage, die kommen wird, erheischt das geschlossene Zusammenstehen aller wahrhaften Katholiken. Die „Sächsische Volkszeitung" bedarf in diesem Kampfe des ganzen katholischen Volkes. Gewiß, die Zeiten sind schwer. Sparsam inuß gewirt- ichaftet werden bei der allgemeinen Teuerung. Sollte aber der geringe Haltepreis der „Sächsischen Volkszeitung" un- erschwinglich sein? Sollten wir für den heiligen Kampf dies winzige Opfer nicht aufbringen können? Undenkbar! Blicken wir hin auf den Opfergeist, wie er sich im Kulturkampf der siebziger Jahre bei den deutschen Katho liken zeigte. Schauen wir hin auf die Märtyrer der Kirche, die vor nichts zurückschreckten. Nicht vor Tod! Nicht vor qualvollster Marder! Sehen wir hin auf unseren heiligen Hain. Schon biegen sich die schlanken Stämmchen. Schon fahren erste Sturmböen durch die Kronen der Bäumchen. Da kann man doch nicht tatenlos zusehen! Darum auf für das Apostolat der katholischen Presse! Ein Kreuzzug in Sachsen mutz es werden! Von Haus zu .Haus müssen unsere Freunde eilen! Darlögen, lvas noch geschafft werden muß! Widerstände brechen und Hindernisse beseitigen! Jmnier und immer wieder müssen sich begeisterte Redner finden in Versammlungen und Ver einen, die unablässig kür unsere Sache und ihre Presse werben. Und noch eins. Nicht Nachlassen im Schaffen! Nicht sich entmutigen lassen! Der Boden ist hart und stei nigt. Die Schollen sind schwer. Um so größer wird die Freude sein, wenn der Erfolg kommt. Wenn die Lawine ansetzt. Wenn die Leserzahl emporschnellt. Und das muß kommen! Daran eitrigst mitzu arbeiten muß der Stolz eines jeden Lesers sein. Und das wird kommen! Wenn überall in der Stadt und auf dem Lande ideale Vorkämpfer unentwegt am Werke sind. Dann wird unser sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen, die „Sächsische Volkszeitung" noch weiter auszuge stalten. Darum nochmals: Ans Werk! Uebcrflüssig ist es Wohl, ein Wort darüber zu verlieren, daß unsere bisherigen Leser auch in Zukunft uns tveu blei- den und rechtzeitig vor dem Quartalswechsel für die Er neuerung des Abonnements und damit für die weitere recht zeitige Zustellung Sorge tragen. Sie haben die Zeicizen der Zeit erkannt. Sie stehen geschlossen im Kampf zum Schutze unseres heiligen Hains. Hell blitzen die Waffen. Golden strahlt der blanke Schild. Mut und Entschlossenheit schaut aus dein ernsten Gesicht. Und die noch fehlen, die holt her bei! Vermehrt unsere Streiterschar! Werbt für die „Sächsische Volkszeitung"! KI2. Generalversammlung katholischer deutscher Lehrerinnen. Bochum, 10. Juni. Umleuchtet von der hehren Pfingst- sonne begann heute die Generalversammlung des Ver eins katholischer .deutscher Lehrerinnen unter Vorsitz der Abg. Oberlehrerin Schmitz-Aachen. Tie Beteiligung aus allen Teilen Deutschlands ist eine außer ordentlich starke. Unter den Gästen waren der hochwür digste Bischof von Paderborn, die Abg. Fräulein Rektorin S t 0 f f e I s - Neuß, Fräulein Dransfeld- Werl, der Ehrenvorsitzende des katholischen Lehrerverbandes Rektor Brück- Bochum, der Diözesanpräses der katholischen Arbeitervereine der Diözese Paderborn Pfarrer Lud - mann, führende Frauen des Katholischen Frauenbundes, die Vertreter der Schulbehörden und der Geistlichkeit. Un ter den Erschienenen sind viele vertriebene Lehrerinnen aus dem Osten, Elsaß-Lothringen lind eine Reihe Damen aus den besetzten Gebieten. Die Tagung steht unter dem Zeichen des Kampfes für die konfessionelle Schule und der Mitarbeit an der Wiedemufnchtung des Vater landes. In ihrer Begrüßungsansprache sprach die Vorsitzende Abg. Schmitz-Aachen I>errlicl)e Mahn- und Kernworte über die Stellung des Katholizismus zu den Fragen der Neuzeit, insbesondere zur Jugenderziehung. Die Bekenner- nwrte für die konfessionelle Schule für die Beibehaltung des Religionsunterrichtes als Prüfungsfach in den Lehrer seminaren fanden demonstrativen Beifall. Die Rednern, proklamierte das Recht der Eltern ans die Schule und -ic Wahrung desselben durch die Lehrerinnen. Der Kultur kampf drohe, er habe stellenU'eise sckzon kräftig eingesetzt. Die katholischen Lehrerinnen Deutschlands ständen einmütig an der Seite des katholischen Volkes. Tie katholische Frau werde nicht lvanken. Auch die katholi schon Lehre rin neu erhöben entschieden ihre Stimme für die k 0 nf e s s i 0 n e l l e Schu l e. Sie seien gewiß friedfertig, aber die Friedfertigkeit höre da auf, wo man das Heiligste anzugreifen drohe, da halte man es mit dem Meister, der die bösen Geister mii einem Stricke aus dem Heiligtum getrieben. (Lebhafter Beifall.) Ter hochwürdigste Bischof von Paderborn Tr. Schulte sprach Worte innigster Dankbarkeit und Aner kennung dem Vereine namens des gesamten Episkopates und des katholischen Volkes aus für seine fruchtbare Arbeit in der Erziehung der weiblichen Jugend. Eine Beruhigung ergreife das katholische Volk, in dieser armen Zeit den Schatz der Erziehung der weiblichen Jugend so sorgsam im Ver- bande gefördert und geschützt zu sehen. Im Namen aller katholischen Elternherzen spreche er dem Verbände für seine stille und standhafte Sorge tiefsten Dank aus, der so frisch und zielsicher arbeite. Zu seiner größten Freude sei beson- dere Sorge dieser Tagung der Erhaltung der konfessionellen Schule im Nahmen des großen Weltfriedens, offenbare er doch ein offenes klares Auge für neuzeitlickie Bctvegnngen auf dem Gebiete der Schule. Ein Wort der Ermunterung brauche er bei dem Geiste der Tagung an unsere katholischen Lehrerinnen nickst zu richten. Mut und Freude atme die Tagung an der Verfechtung der hohen Ideale der christ lichen Schule. Das Immergrün des religiösen Bewußtseins arbeite sich immer durch das Gestrüpp der Tagesmeinungen. Trotz der Anfeindungen und Gefahren möge man nxsiter- arbeiten mit freudiger Zuversicht im Garten der christlichen Schule. Es werde große Kämpfe kosten, die christlichst Schule habe viele Feinde. Bezeichnend für den Geist der herrschen den Partei sei die Tat'ache daß sie all die Mächte des Un glaubens zum Kampf gegen die Feste des Christentums auf- rufe, Ivo die Feinde das Vaterland knechten, wo Empörung im Innern lodert, wo der Volkskörper aus taufend Wunden blutet. Jetzt ist dieser Partei der geeignete Zeitpunkt ge kommen, zum Angriffe gegen die christliche Schule, Tie Tagung deutscher katholischer Lehrerinnen bekunde fest» unzweideutig, unabänderlich das Gelöbnis zur konfessio- nelKn Schule: „Wir halten sic nm jeden Preis bis zum äußersten, bis zum Siege der heiligen Sache für die katho lische Jugend." (Lebhafter Beifall.) Abg. Fräulein Stoffels verlas dann folgende ein mütig angenommene Entschließung: „Die als die Vertretung von 1 8000 deut schen katholischen L ehrerinnen zu Bochum tagende Hauptversammlung des Vereins katholischer deut scher Lehrerinnen erhebt grundsätzlich entschiedenen Ein spruch gegen alle Maßnahmen der Gesetzgebung, die eine Entchristlichung unseres Schulwesens bewirken würden. In Uebereinstimmung mit weitesten Kreisen der katholischen Bevölkerung fordern wir die konfessionelle Schule, insbe sondere auch die konfessionelle Lehrer-.und Lehrerinuenbil- düng. Nur die konfessionelle Schule mit überzeugten christ lichen Erziehern und Erzieherinnen gewährleistet das ur sprüngliche und unveräußerliche Recht der Eltern, ihre Kin der nach eigener sittlicher und religiöser Lebensauffassung ausbildeu und erziehen zu lassen. Nur sie vermag in allem Maße die sittlichen Kräfte zu wecke» und zu pflegen, die für unser Volksleben, zumal in der Not der Gegenwart er forderlich sind. Auch fordern wir, daß der regiliöse Unter- richt als Pflickstfach in allen Schulen und als Prüsungs- gegenstand in den Lehrer- lind Lehrerinnenbildungsanstalten fortbestehe. Wir sind überzeugt, daß die Mitglieder unseres Vereins auch unter den veränderten Zeitverhältnissen mit Freude bereit sein werden, ihre Kräfte in den Dienst der- religiösen Jugenderziehung zu stellen." Abg. Fräulein D r a n s f e ld-Werl sprach in licht vollen Ausführungen über „Die katholische Leh rerin und die Idee des Weltfriedens". Sie konnte mitteilen, daß für die von katholischen Frauen Deutschlands in Frankfurt a. M. zu erbauende Friedens kirche bereits ^ Million Mark beisammen sind. Die Kosten für die Kinderkapelle der Kirche will der katholische Lehre rinnenverein aus Kindersammlungen aufbringen. Die Red nerin schlug vor, der Vertiefung des echten Völkerbund gedankens in der Frauenwelt einen Ausschuß für Völker bund und Weltfrieden im katholischen Lehrerinnenverband zu errichten. Bom sozialdemokratischen Parteitag. Weimar, 13. Juni. Der Parteitag der Sozialdemo kratischen Partei Deutschlands hat heute ein Ver trauensvotum für den Par t e i v 0 r sta n d und für die sozialdemokratischen Mitglieder der Regierung angenommen. Das Vertrauensvotum har folgenden Wortlaut: Der Parteitag der S. P. D. stellt die uneingeschränkte Selbständigkeit der Partei gegenüber der Negierung und den in ihr wirkenden Parteimitgliedern fest. Ter Parteitag verkennt nicht, daß unter der Regierung »ianck)es geschehen ist, was berechtigten Unmut erregt hat, und daß manches unterblieben ist, was aiisziisühren drin gend nötig gewesen wäre. Aber diese Fehltritte und Unter- lassungcn sind nicht entsprungen dem Mangel an Einsicht. Tatkraft inind gutem Willen, sondern sie waren die Folge schwieriger Verhältnisse, die zu bezwingen bisher nicht ge lungen ist. Ter Parteitag spricht deshalb trotz der zu tadelnden Vorkommnisse seinen in der Regierung sitzenden Genossen volles Vertrauen aus. Er erkennt das hohe Maß von Selbstverleugnung an, das sie bewiesen baben durch Uebernahme der Regierung in der Zeit höchster Bedrängnis und lähmendster Zerrissenheit des Reiches nach innen und außen. Er dankt ihnen auch für die Hingabe, mit der sie ansgeharrt haben, obwohl sie selbst durch den Erfolg ihre, Arbeit nicht befriedigt sein konnten. Der Parteitag sichert der Negierung kräftigste Unterstützung zu bei Durchführung ihrer Maßnahmen, die zur Verwirklichung unserer Partei- ziele und damit zum Wohle des gesamten Volkes ergriffen wurden. Die gewaltige Mehrheit des deutschen Voltes wird hinter der Regierung stehen, wenn sie ohne Zandern und Schwanken die Verwaltung allezeit und allenthalben (Fortsetzung Seite 2, dritte Spalte.)