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Aus Stadl und Land. (Aortfetzung au» dem Hauptblatt) —* Der Beitritt der Stadt Dresden zum Zentralarbeitsnachweis für den Regicrungs- bezirk der Kreishauptmannschaft Dresden ist in der vorgestrigen Stadtverordnetensitzung abermals und zwar mit 42 gegen 33 Stimmen abgelehnt worden. Es ist dies bereits die dritte Ablehnung, die dib Vorlage iin Stadtver ordnetenkollegium erfahren hat. Vor der Beschlußfassung entwickelte sich eine lebhafte Debatte, in der darauf hinge- wiesen wurde, das; dem hiesigen Zentralnrbeitsnachweise tatsächlich die Parität fehle, weil Wohl der Arbeitnehmer durch seine Gewerkschaften Kenntnis von Streiks und Aus sperrungen erhalte, während dies bei dein Arbeitgeber nicht der Fall sei. Von konservativer Seite wurde hervorgehoben, das; die Gewerkschaften der Vorlage nie und nimmer zuge stimmt haben würden, wenn sie nicht sicher wären, daß der ZentralarbeitSnachweis ihren sozialdemokratischen Zwecken diene. Leider seien die Reichsgesetzgebnng und die Regie rungen der Bundesstaaten immer in einseitiger Weise vor- gegangcn, indem sie nur das Interesse der Arbeitnehmer in den Vordergrund gerückt hätten. Nach den Interessen der Arbeitgeber sei jedoch nicht gefragt worden. Herr Ober bürgermeister Geh. Rat DTr. Beutler wies u. a. auf die historische Entwicklung der Angelegenheit hin. Infolge der vor drei und vier Jahren herrschenden Arbeitslosigkeit seien Mittel zur Unterstützung der Arbeitslosen bewilligt worden. Ebenso habe man damals im Stadtverordneten kolleginul die Frage der Arbeitslosenunterstützung geprüft. Hierbei habe sich heransgestellt, das; die Errichtung eines Zentralarbeitsnachweises die beste Arbeitslosenunterstützung sei. Nach einer weiteren kurzen Debatte lehnte dann das Kollegium deil Beitritt der Stadt Dresden zum Zentral- arbeitsnachwei'e mit 42 gegen 33 Stimmen ab. —* T e r Verein zur Förderung Tresde n s und des Fremdenverkehrs hielt vorgestern abenü unter lebhafter Teilnahme seine Hauptversammlung im Restaurant zum Viktoriahause ab. Ter Vorsitzende, Herr Hofrat Bernhard Behrens, eröffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten, um dann auf den gedruckt vorliegen den Geschäftsbericht zu verweisen, zu dem er noch verschie dene ergänzende Bemerkungen gab. So wieS er u. a. darauf hin, das; dem Verein zur Kenntnis gekommen sei, daß verschiedene hiesige Hotelbesitzer größere finanzielle An- lorderungeu all die sie besuchenden Fremden gestellt hätten, da der Fremdenverkehr infolge der Internationalen Hygiene-Ausstellung gegenwätig ein bedeutend stärkerer sei als in den Vorjahren. Er bittet die Hotelbesitzer, nicht nur ihre eigenen, sondern auch die Interessen der Stadt Dres den hochzuhalten. Daun besprach der Herr Redner die In ternationale Ausstellung für Reise- und Frenidenverkehr in Berlin, auf der der Verein mit einem großen Erfolge ab geschnitten habe, der »nr durch die tatkräftige Unterstützung der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen, sowie der Stadt Dresden erreicht worden sei, wofür er hier durch seinen Dank ausspreche. Ebenso gebühre den Herren Baur. t Kramer, sowie Hofrat Professor Seyffcrt für die künstlerische Gestaltung der Ausstellung der Tank des Ver eins. Weiter dankte der Redner der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen für die liebenswürdige Unter stützung bei der Herausgabe des Verkehrsbnches Sachsen, das außerordentlichen Anklang gefunden habe. Der Schau fensterwettbewerb des Vereins sei vielfach abfällig beurteilt Morde», doch soll er im nächsten Jahre wiederholt werden, weil seine Vorteile gleichfalls anerkannt worden seien. An die Erledigung des geschäftlichen Teiles schloß sich noch eine interessante Aussprache über die Wirkungen der Internatio nalen Hygiene-Ausstellung auf die Hebung des Fremden verkehrs in Dresden. Herr Hofrat Behrens betonte, daß die Ausstellung nach dein übereinstimmenden Urteile der Besucher die großartigste sei, die je dagewesen se,. Auch der Besuch sei ein sehr zufriedenstellender und nian dürfe hoffen, daß sich besonders nach den großen Sommerferien im Au gust und September noch ein sehr starker Verkehr anläßlich der Ausstellung in Dresden entwickeln werde. Im allge meinen seien die Hoffnungen, die man auf die Ausstellung gesetzt habe, bis letzt erfüllt worden. Herr Kommerzienrat Konsul Arnhold schloß sich diesen Ausführungen an und bestätigte, daß besonders zahlreiche gute und kaufkräftige Fremde nach Dresden gekommen seien. Das Urteil gehe übereinstimmend dahin, das; die Internationale Hygiene- Ausstellung hinter einer Wcltansstellnng in keiner Weise zurückstehe. Er verspreche sich von ihr besonders nachhaltige Wirkungen für die Zukunft. Es sei dies um so notwendi ger, weil Dresden in den letzten Jahren bezüglich der Frei»- dcnziffern etwas im Rückstände gewesen sei. Sicherlich werde durch die Ausstellung hierin wieder eine Wandlung eintreten. Herr Stadtrat Plötner war gleichfalls der Mei nung, daß die in die Ausstellung gesetzten Erwartungen er füllt worden seien. Leider gelte dies jedoch nicht vom The aterbesuche. Insbesondere seien die Vorstellungen im Kö niglichen Schanspielhause sehr schwach besucht, obwohl mehr fach der Wunsch ausgesprochen worden sei, das; die Dresdner Theater während des Sommers dnrchspielen möchten. Be züglich des Erfolges des Vereins ans der Berliner Aus stellung spreche er Herr» Hofrat Behrens den Dank des Ver eins aus. Herr Professor Dr. Brandes verbreitete sich über den Besuch deS Zoologischen Gartens und sprach sich gegen die geschlossenen Schaufenster in Dresden an den Sonn- und Festtagen aus. Weiter beteiligten sich noch an der De batte die Herren Oberamtsrichter Dr. Ginsbcrg, Hofliefe rant Müller und Kaufmann Bahmcmn, der am Schlüsse der Verhandlungen dem Gesamtvorstande den Tank des Ver eins für lei» erfolgreiches Wirken aussprach. —* A u s A u l a s; d e s 7 st jährigen Bestehens der Sächsisch - Böhmischen Dampfschiff fahrt s g e s e l l s ch a f t wurde gestern vormittag st Uhr ini Tirektionskontor der Gesellschaft durch Herrn Amts- hauptmann Tr. v. Hübel im Beisein des Herrn Baurats Tressel, Vorstands des Königs. Straßen- und Wasserbau- amtcs l, die Auszeichnung des Direktors der Gesellschaft, Herrn Kurt Fischer, sowie zahlreicher Angestellter der Ge sellschaft bewirkt. Der Feier wohnten ferner bei die Gattin des Herr» Direktors Fischer, sowie zahlreiche Freunde »nd Beamte der Gesellschaft. Herr Amtshauptmann Dr. von Hübel wies in einer längeren Ansprache auf die Bedeu tung der Gesellschaft »nd auf deren große Beliebtheit, nicht nur bei einem weiten Kreise der Bevölkerung, sondern auch hei den Behörden hi». Er betonte, daß es einsichtige und tatkräftige Leitung des Unternehmens jederzeit verstanden habe, die richtigen Leute an den richtigen Plan zu stellen und daß der Umstand, daß die heute anszuzeichnendcn An gestellten länger als 2st, ja sogar 40 Jahre im Dienste des Unternehmens gestanden hätten, beweise, das; jederzeit der Wahlspruch hochgehalten worden sei: Treue um Treue. Der Herr Amtshauptmann schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf Se. Majestät den König, in das die Anwesenden begei stert cittstimniten. Darauf überreichte der Herr Amts- haiiptmann die verliehenen Auszeichnungen und verband damit seine herzlichsten Glückwünsche. Darauf dankte Herr Direktor Fischer für die ihm und seinen Angestellten ge wordene Auszeichnung. Er wies ans das große Wohlwollen hin, das die Gesellschaft jederzeit von der Behörde, insbe sondere von Herrn Anitshanptmann Tr. v. Hübel erfahren habe. Tann gedachte Herr Direktor Fischer der Anhänglich leit der Beamten und Angestellte», die durch Ucberreichnng von Gedenkblättern und Votivtafeln zum Ansdrucke ge kommen sei. Er überreichte dem erst 20jährigen Bootsmann Friedrich Walter .Kliemann in Loschwitz die diesem schon vor zwei Jahren verliehene Lebensrettungsmedaille mit der Mitteilung, daß das Ministerium des Innern genehmigt habe, daß Kliemann die Medaille schon vor erlangter Voll jährigkeit am Weißen Bande tragen dürfe. Mit einem Hoch auf den Herrn Amtshauptmann Dr. v. Hübel und mit der Aufforderung an dis Ausgezeichneten, sich zur Feier auf dem Wcrftplatze am 8. Juli einzufinden, schloß Herr Di rektor Fischer seine Ansprache. — Ferner fand am Sonn abend den 8. Juli am Tage der Erteilung des ersten Privi legiums, auf der Schiffswerft in Laubegast in Gegenwart Sr. Majestät des Königs Friedrich August III. eine Fest feier statt, mit der gleichzeitig die Taufe des neuen Ober- deckdampfers „König Friedrich August" verbunden war. An Stelle eines nicht durchführbaren und deshalb nicht ge planten Festes für sämtliche Beamten beschloß auf Vorschlag des Direktors der Aufsichtsrat. einem jeden Beamten und Angestellten ohne Unterschied des Ranges den Betrag von 10 Mark zu gewähren. Weiter erhält ein jeder bis Ende des Jahres Ist!« bei der Gesellschaft Angestellte für jedes Jahr seiner Tienstdauer einen gleichmäßig bestimmten Pro zentsatz seines jetzigen Monatsgehaltes als Gratifikation ausgezahlt; dabei ist auch der Pensionäre, sowie der Witwen und Waisen verstorbener Angestellten nicht vergessen wor den. Im ganzen komme» auf diese Weise rund 30 000 Mk. zur Verteilung. —* Die H o l st e i n e r K a in eraden v on 18 0 3/04 deS sächsischen ehemaligen 13. Jnfanteric- bataillons hielten vor einigen Tagen im Restaurant Immer grün in Dresden-Neustadt eine Somnierversanimlung ab, um besonders den alten Kameraden, denen die Reise im Winter infolge ihres hohe» Alters besonders schwer fällt, einmal Gelegenheit zu geben, nochmals im Kreise ihrer früheren Kameraden weilen zu können. Zu der Versamm lung waren die drei letzten »och lebenden Offiziere des 13. Bataillons, die Herren Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen-Tresden, Oberstleutnant z. D. Albert v. Nömer- Blasewil; und Assistenzarzt d. A. Dr. Rudolf Roßberg-Leip zig und 41 Mann des 13. Bataillons erschienen. Außerdem hatten sich auch noch 22 Mann des Kriegsveteranenvereins zu Dresden-Striesen an der Veranstaltung beteiligt. Der Vorsitzende des Komitees, Herr Friedrich Füssel, eröffnete die Versammlung mit einer Begrüßung der Offiziere und Kameraden und teilte mit, das; in der Zeit vom 1. Januar IstlO bis mit 20. Juni lstll wiederum zwei Offiziere des Bataillons und zwar die Herren Oberst z. D. v. Venlwitz- Dresden und Major z. D. Graf v. Einsiedel-Traunstein in Bayern, sowie 10 Mann zur großen Armee nbbcrnfen seien. Gegenwärtig sind vom 13. Bataillon noch rund 110 Mann am Leben. Herr Generalmajor z. D. Freiherr v. Friesen er örterte in längeren Ausführungen eine eventuelle Feier des bevorstehenden stOjährigen JnbilänniS deS Ans- und Einmarsches nach und von Schleswig-Holstein. Ans der Mitte der Versammlung wnrde darauf Hingelviesen, daß den alten Schleswig-Holsteiner Kameraden nur sehr wenig Mit tel zur Verüfgnng ständen, »m die Kosten einer großen Feier zu bestreiten. Infolgedessen soll an gutsituierte Ka meraden und Gönner die Bitte um eine finanzielle Unter stützung des Jubiläums gerichtet werden. Die Versamm lung wurde mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den König und die noch lebenden Offiziere des ehemaligen Va tallons wieder geschlossen. —* Der B ä ck e r g e h i l f e n st r e i k bildete in der vorgestrigen Stadtverordnetensitzimg den Gegenstand einer lebhaften Debatte. Die streikenden Bäckergehilfen hatten Anfang dieser Woche ein Flugblatt in Dresden verbreitet, in dem behauptet worden war, das; eine Anzahl hiesiger Bäckereien den wohnnngs- und gewerbepolizeilichcn Vor schriften nicht entsprächen und daß die Arbeits- und Schlaf- rännie in ihnen geradezu gesundhcitsgefährdecid und un sauber seien. Eine Anzahl Mitglieder des Stadtverord- netenkollegiunis ersuchte nun in der vorgestrigen Sitzung den Rat um Auskunft hierüber, ob sich diese Angaben be wabrheiteten. Herr Bürgermeister Dr. May stellte die Be hauptungen des Flugblattes auf Grund von sofort einge stellten wohiinngspolizeilichen Erörterungen richtig und gab seiner Entrüstung darüber Ausdruck, das; die streikenden Bäckergehilfen den Kampf mit derartigen, den Tatsachen widersprechenden Behauptungen führten. Die Angaben des Ins Land der bunten Farben! RKsebritst von Enge tS- I. stoche. lNachdruck verboten.) Endlich habe ich Zeit und Lust, meinem Versprechen, der eine» ausführlichen Bericht meiner Geschäfts und Ver gnügungsreise zu geben, nachzukonmicii. Die geschäftlichen „Errnngenschaflen" gehören auf ein anderes Blatt, ich er zähle dir deshalb nur von unserer Vergnügungsreise. Am 2st. Januar abends 9>/, Uhr kamen wir in Basel an. Wir logierten für die Nacht im unmittelbar am Bahn hofe gelegenen „Schweizerhofc". Am nächsten Morgen hieß eS früh heraus, denn unser Zug fuhr schon »m 7 Uhr über Luzern durch den St. Gotthard. Gegen 101 Uhr schon waren wir i» Bellinzona und gegen 1 Uhr 2Ö Minuten in Lugano. 1 Uhr stO Minuten erreichten wir die italienische Grenze bei der Zollstation Chiasso. Das kleine Gepäck wnrde kaum einer Jnaiigenscheiniiahme unterworfen, und den großen Koffer hatte ich ja von Frankfurt aus direkt nach Genua spedieren lasse». Ich war dadurch der doch immer hin lästigen Zollplackereien im Gepäckwagen enthoben. Gegen 3 Uhr schon kamen wir in Mailand an: hier mußten wir umsteigen. Eine lästige und umständliche Sache, zumal der nach Genna fahrende Zug wie gewöhnlich schon vor her dicht besetzt war. Nach langem Hin- und Herrennen am Zuge entlang gelang es uns doch noch, einige bescheidene Plätzchen zu ergattern. Nun dachten wir, selbstverständlich hinter Mailand eine grünende und blühende Landschaft, so wie im Vorjahre um diese Zeit zu erblicken, und die bis her verspürte unbehagliche Kälte sich in angenehme Wärme verwandelt zu sehen. Jawohl! Hinter Mailand lag mehr Schnee als in den Schweizer Bergen, und die Kälte hatte tu nichts nachgelassen. Erst als wir gegen 5 Uhr die Apenninen erreichten, verschwand die Schneelandschaft immer mehr. Abends 6 Uhr 40 Minuten fuhren wir im .Hauptbahnhofe von Genua ein. Dort empfing unS Herr In! B o l t h a n s e n a u s S o l i n g e n , unscrNeife ie i t e r , und nun waren wir der Sorge um unsere Gepäck stücke und um Weiterbeförderung derselben enthoben. Doch nein, noch nicht ganz! Unser Koffer wäre noch nicht mitge- konune», so wnrde uns berichtet. Na nn! Das wäre aber eine üble Sache, besonders für meine Damen. Zum Glücke stellte es sich später heraus, daß der Koffer schon in Genua angekomme» war. Er harrte nur unter Zollverschluß seiner Erlösung durch uns. Tie hierzu nötige» Formalitäten wur den durch Herrn Bolthauscn und dessen Beauftragten in aller Schnelle und Stille erledigt. Inzwischen rückte die Uhr auf sieben, und es war höchste Zeit, wollten wir vom Abendessen »och etwas erhaschen, daß wir uns zu unserem im Hafen vor Anker liegenden „Großen Kurfürst" begaben. Das Tiner war reichlich und gut, so, wie man es auf den Dampfern des Norddeutschen Lloyd nicht anders erwar ten kann. 3l. Januar. Ta unser Schiff nicht vor 12 Uhr abfährt, machen wir noch einen kleinen Bummel, gehen durch einige der uns schon bekannte» Hauptstraße» und machen einige Einkäufe. Doch allzulange dürfen wir »ns nicht aushalten: ist es »ns hoch bekannt, das; König Friedrich August von Sachsen gegen II Uhr ankommt, und sich allsogleich nach »nserci» Schiffe, das ihn wie auch uns nach dem fernen Orient entführen soll, begeben wird. Also zurück znm „Großen Kurfürsten". Gegen l l Uhr 4st Minuten kam der König a». Kein Hurra, kein ohrenbetäubender Lärm! Er betrat als einfacher Passagier in gewöhnlichem Neiseanzngo die Planken un seres Schiffes, allerdings nicht, ohne auf seinem Wege einige Male „geknipst" worden zu sei». Reist der König auch in kognito unter dem Namen eines Grafen von Hilsenburg, so war es auf unserem Schiffe doch allgemein bekannt, das; Kö nig Friedrich August sich unter diesem Pseudonym versteckte. Punkt 12 Uhr mittags wurden die Anker gelichtet, unser Koloß setzte sich in Bewegung: von dem im Hafen liegenden deutschen Kriegsschiffe „Hertha" wurden wir von der in Parade auf Deck stehenden Bemannung (ihr Hoch galt un serem königlichen Gaste) begrüßt, und hinaus ging es auf das offene Meer! Da die Sec heute ziemlich ruhig, so ist von Seekranken noch nichts zu spüren. Scheinbar bleiben heute alle Passa giere von dieser lästigen, aber ungefährlichen Krankheit verschont. 1. Februar. Gegen 10 Uhr kam das Gestade von Neapel in Sicht Doch dauerte es noch bis 12 Uhr, bevor wir angelegt hatten. Hier zerstreuten sich die Passagiere des „Großen Kurfür sten", auch unsere Gesellschaft teilte sich. Einige, darunter auch wir, besuchten das Museum und die Galleria Umberto, andere fuhren hinaus nach Santa Lucia, wieder andere nach Pompeji, ein jeder nach Neigung und Liebhaberei: doch alle fanden sich gegen 7 Uhr znm Diner wieder au Bord ein. Nachts 12 Uhr lichtete der „Große Kurfürst" wieder seine Anker, und weiter ging es dem Frühling entgegen. Hier ist aber eher noch alles andere, nur kein Frühling zu spüren: Tag und Nacht zeigt das Thermometer nicht mehr und nicht weniger als 3 bis 4 Grad Celsius. Die See wurde un ruhiger, und bald mußten einige dem Meere Tribut zollen. Am 2. Februar früh passierten wir den rauchende» Strom boli und mittags 12 Uhr die Straße von Messina. Durchs Glas konnte» wir »och viele in Trümmer liegende Riesen bauten der durch das furchtbare Erdbeben im Jahre 1908 zerstörten unglücklichen Stadt erkennen. Ebenso sahen wir die zur Zeit für die flüchtenden obdachlosen Bewohner er richtenden Baracken etwas außerhalb der eigentlichen Stadt am Fuße des Berges liege». Uns zur Linken lagen die ebenfalls durch das Erdbeben zerstörten kalobrischen Küsten- städtchen und Dörfer. Auch hier konnten wir beobachten, mit welch gewaltigen Naturkräften die dortigen Bewohner zu kämpfen hatten, und welch neuer Schaffenskraft es be darf, um das Zerstörte wieder in neuer Schönheit und Fülle erstehe» zu lassen. Und auf wie lange? 3. Februar. Leben an Bord wie die Tage vorher. Essen und Trin ken, vereint mit Konversation mit den verschiedenen Teil nehmern unserer Reise, Zuschauen der «nitrierten verschiede nen Spiele, gelegentliches Wandern durch die verschiedenen Räume unseres Schiffes. Besuche der Kajüten zweiten und dritten Ranges usw. füllen den Tag. Um 3 Uhr besuchen wir die «aturgemäß oben auf dem Sonnendeck angebrachte