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geschichtliche Ereignisse nicht der Oeffentlichkeit übergeben sollte», »veil unsere Ansicht eine andere ist; durch die Tat sachen sind jene Gedanken überholt. Aber eine Kritik jener Politik muß doch erlaubt sein, welche die Ereignisse herbei- sührtc, selbst aus die Gefahr hin, daß der vom Liberalis mus als Halbgott verehrte Bismarck als irrender Mensch erscheint. Es werden seine Erfolge um das Reich keines wegs wegdisputiert, und wir zweifeln seine staatsmännische Befähigung deshalb noch keineswegs an, wenn ein Politiker m unserer Zeitung seine Ansicht dahin kundgibt, daß Bis marck in seiner Politik oft preußische Interessen durchsetzte, die nicht immer dem Wohle der ganzen deutschen Nation diente». Geradem kindisch ist es, diesen Artikel dem Zen- trum zum Vorwurfe machen zu wollen oder von dem Verfasser als .einen verbissenen klerikalen Politiker" zu spreck>en. Ter Autor ist kerndeutsch, Protestant, und ge- bört nicht dein Zentrum, allerdings auch nicht dem oft sehr undeutschen Nationalliberalismus badischer Observanz an. Ties vorausgeschickt, geben wir hier eine Zuschrift wie der. die der >Il Verfasser des Feuilletons uns zukommen ließ. Auch hier vernahren wir uns noch einmal gegen die Annahme, daß wir durch die Veröffentlichung de» darin ausgesprochenen Gedanken zu dem nnserigen machen. Der Artikel lautet: ..Die Presse jener Partei, die sich »ationalliberas nannte, obgleich sie ständig bereit war, Vaterland und Frei heit zu verraten, hat mich wegen meines Aufsatzes: ,.Ma rokko. Tripolis und die deutsche Zukunft" angegriffen, oder richtiger, sie hat ihrem „nationalen" Herzen durch eine Schimpferei ans mich Lust geinacht, klugerweise, ohne auch nur den Inhalt meines Aufsatzes anzugeben, so daß der Leser dieser Schimpfereien einen ganz falschen Begriff von Meten und Streben des Aufsatzes bekommen muß. ES sind aber vielleicht nicht so sehr die nnangenehnien Wahrheiten, die ich den Leuten gesagt habe, als die elemen tare Tatsache, daß ich auf den Zusammenhang Hingeiviesen habe, der zwischen den jäninierlichen Zuständen von heute lurd der »ationallibera! Bismarckschen NeichSgrnndungs- politik besteht. Freilich darf man diese Herzensergüsse nicht so ernst nehme». Tie Reptile, aus deren Feder sie stammen, wissen ja alle nicht mehr von der Geschichte des letzten halben Jahrhundert.', als wie ihnen ihre Brotgeber vorgesagt haben. Dänin! bringe» sie es auch nicht weiter, als zu Schimpfereien und Verdächtigungeil, denn zu sachlichen Widerlegungen gehörte eben die Kenntnis der Dinge, und die geht ihnen von Anfang bis zu Ende ab. Das mag für heute genügen zur Kennzeichnung des Angriffes. Und da zu sei ergänzend bemerkt, daß die wenigen Wahrheiten, die in dem angegrisjenen Aufsätze über die Bismarcksche Politik vorgetragen worden sind, von dem, was ein kern deutscher Man» im „kerndentschen Sachsen" über die un glücklichste Politik Bismarcks in nationaler Beziehung zu sagen hat, nur ein Körnchen ansmache». In erschöpfender Weise habe ich den Gegenstand in meinem dreibändigen Werke: „Tie deutsche Politik der Zu- knnsl" bebandelt «Dresden 1905.) Sollten aber auch die dort gegebenen Darlegungen den . nationalen" Herren in Baden noch nicht genügen und sie noch Verlangen nach einer weiteren persönlichen Züchtigung haben, so empfehle ich ihnen das Stndini» der beide» aus der Feder .Konst. Frantz' stammenden Schriften: „Abferti gung der nationalliberalen Presse" (Leipzig >872) und „Die Religion des Nationaliberalisnnis" (Leipzig >878). Eine ganz neue Welt wird sich da diesen Stegreif- Politiker» und Erbpächtern des deutschen Patriotismus austnn und einer und der andere von ihnen, der noch nicht »ntergegange» ist in dein Sumpfe der politischen Unan ständigkeit und Geschichtsfälschnng, wird abrücke» von sei nen Parteigenosse» und ausrnsen: Mir graut vor euch! Zinn Schlüsse muß ich »och versichern, daß ich weder fenrrnnlsmann noch Katholik bi», sondern ei» echter und iechter Protestant. Also auch kein bloßer Namenschrist, wie die meisten badischen Liberalen. . . . <>t" den i» N vewber N'l- — Eine Denkschrift des Kolorrialamt« über die Neuer- wrrbuug im Kongoflrdirt ist dem Reichstage zugegnngen. Dieselbe beginnt mit folgenden allgemeinen Bemerkungen über die Giöße des ncnerworvenen Kolonia'gebtkles: „Das ZivischenNromland <zwischen^.'ogone und Schart- Hot eine F'.äche von >2000 Qnadr-iUtlometein. Wir erhaben 275000 Onadrattilomeler, das heißt Kamerun nnrd »m die HälsU seines jetzigen Fläche (-U-8000 Quadratkilom ter) vergrößert »ad kommt mit einem Flächeninh lt von 761 000 Qaadlnikiwin.'lecn beina.ie dem südweitasrikanischen Schutzgebiet gleich. Die reine Berg ö»er>wg beträgt daS Dr>is.rche in seres Schntzgrbiere? Togo. Das ist keine G.errz» berich Igung. dos ist ein beirächilicher Zuwachs. Für ein Volk, oas sich entschlossen hat z» kolonisieren, ist jeder Zn- wachs von kolontalem Gebier rni! Freuden zu begrüßen, selbst wenn mau zu ächst die Frage »ach dem wirtschnstlichcn Wert dieses Zuw ichseS zrirückuete» lasse» miiß'e W-r die Kolonialpoliilk b- jaht. muß grund!ätz ich für jeden Zuwachs kolonialen GcbieteS, für jedes Stück kolonialen Neulandes sein, und eine Gebiets»! Ase von 750000 Q uadratkilometern bedeutet ziveiflllo« einen Vorteil g'genübei einer Gebiets- m isse von »iw 500000 Qu'd'oikai'ineter" " — Bei der Nrichstngsstichnmhl im 7. Ratibor Wahl- krcise am 8 d. M. erhielten Grundbesitzer Sapletta in Ratibor (Zentrum) >0 050 und Pfarrer Banas (Pole) 5600 Stimmen. — Die Stadlvcrirdnrtknwahlrn iu Köln habe» am 8 November begonnen. In der dritten Abteilung kam die ganze Liste der Zentr.'m«kaiididalen nach hart, äck'gem Kampfe durch. Von all-, Skiten wurden die größten K ostanstrengungen gemacht, indessen behauptete das Zen trum seine bisherige Domäne und brachte die sechs auS- icheidende» ZintrinnSkandidaten, sowie einen neuen Kan didaten mit mehreren Tausend Stimmen Majo-ität durch. Nächsten Montag beginnen die Wahlen der zweiten Ab teilung, um welche ei» noch erbitte, tercr Kamps entbiennen wird. In dieser Klasse wird zum ersten Male auch eine konservative Parteigruppe Kandidaten ausstellen. — Hierzu schreibt man uns aus Köln ain 8. d. M.: Die Kandidaten der Zentrumspartei, sieben an der Zahl, erhielten je 25 000 Stimmen, die der Sozialdemokraten 13000 und Liberalen 4300 Stimmen, das bedeutet für das Zentrum ein Mehr von 7000 Stimme». Bei den letzten im Jahre 1909 getätigten Wahlen wurden für die ZentrumSkandidaten 18700, sür die der Sozialdeinokraten 10500 und Liberalen 4000 Stimmen abgegeben. Beim Vergleich dieser Zahlen ergibt sich ein bedeutender Stimmenzuwachs des Zentrums. Der Wahlkampf wurde von den Gegnern mit großer Heftigkeit geslihrt. Selbst vor persönlicher Verunglim sw g der Zentrumskandidaten durch die Roten und Blauen wurde nicht zurückgeschreckt. Die Ablehnung des sogen. „Familien- strandbadeS" durch die Kölner Zeutrumsstadtverordneten mußte unberechtigter Weise herhalten, die Hetze gegen daS Zentrum zu fördern. Liberale und Rote drückten auS diesem Anlasse der alten Metropole am Rhein den Stempel der Rückständigkeit auf, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, daß sie daS Ansehen ihrer Stadt nach außen schädigen. Die Kölner Bürger sind mit der Zentrumsmehrheit bisher gut gefahren. Kölns Komniunulwesen ist nach jeder Hinsicht geordnet und steht an erster Stelle unter den deutschen Städten. Wahltag ist Zahltag. Die Sozialdemokratie hat an diesem Tage wiederum einmal ihre Quittung bekommen sür alle ihre Schandtaten, die sie im Laufe der Jahre vollbracht bat. Ihr muß nunmehr doch bald die Einsicht kommen, daß die Kölner Bürger kein Verständnis zeigen sür wüste Verleumdungen und niedrige, ja ganz gemeine Beschimpfungen, die jedes anständigen Menschen unwürdig sind. Tie Liberalen haben ihre klägliche Rolle pleich den früheren Wahlen in der 3. Klasse beibebalten. Sie haben zwar nichts verloren, aber auch nichts dazu gewonnen, was umsomehr ins Gewicht fällt, weil diesmal 8000 Wähler mehr geworden sind. Die Kölner Zentrumspartei kann ob dieses Sieges mutvoll den Wahlen der 2. Klasse, welche in 14 Tage» statifinden, entgegensehen. - Ter deutsche Judentag wurde am letzte» Sonntag in Berlin abgehalten: er nahm nach lebhafter Debatte folgende Resolution a», die nur die alte» immer wieder holten Forderungen der Juden und Judeufreunde er neuert: „Ter Verband der deutscheil Juden erhebt erneut da gegen Einspruch, daß die de» deutschen Juden verfassungs mäßig gewährleistete Gleichberechtigung in wesentlichen Punkte» durch die Verwaltung in ihr Gegenteil verkehrt wird. So werden jüdische Beamte in den staatlichen Ver waltungen und au den Universitäten zurückgesctzt, Juden von der Stellung eines Offiziers und Reserveoffiziers aus geschlossen. Auch erfolgt durch Gewährung staatlicher Vor teile eine Belohnung des Glaubenswcchsels. Ausländische Juden werden »ur. weil sie.Inden sind, bei Gewährung des Aiifenthaltsrechtes »nd der Naturalisation schlechter ge stellt, als andere Ausländer. Ter Verband erwartet von allen rechtlich denkenden Mitbürgern Unterstützung iin Kampfe »m das Recht, der zugleich Kampf ist für das Ge deihen des dentscheir Vaterlandes." Der zweite Berliner Bürgermeister Tr. Reike begrüßte als Vertreter der Stadt Berlin den Judentag wärmer, als ein Jude es hätte tun können. Einen antisemitischen Ver band, ineint die „Kreuzzeitnug", würde der Bürgermeister schwerlich im Namen des Magistrates willkommen geheißen haben. Es müsse daher als recht auffällig bezeichnet wer den, daß mit dieser Politische Zwecke verfolgenden jüdischen Organisation eine derartige Ausnahme gemacht worden !ei. Wie erst würde der Berliner Kommuiialfreisiiin einer in Berti» statlfindenden Katholikenveisannnlnng gegen über sich stellen? Oestterretch'tt» — Der GtschiiftSordnungSansichuß de« österreichischen Abgeordnetenhauses beschloß die Verlängerung der proviso rischen Geschäftsordnung auf ein weitere« Jahr. Da« „Vaterland" kündigt den bevorstehenverr Rücktritt eine« «er Führer der christlichsozialen Partei, de« Erininiflers Dr. Ebenhoch, ans dem politischen L,beu a».' Der Rücktritt wird m>« lkl'siindhei'Srückslchten begründet. Ebenhoch war der Führer der oberösterreichischen Konservativen. Al« die Kathobsche Volköpartei in der Baden iAera durch ihre Haltung in nationalen Dingen allgemeine Unzufrierenheit hervorries, nahm er die Verschmelzung mit den Christlichsozialen vor. Seinem Beispiele folg'en bald andere Alpenländcr nach. — Zwischen der ungarischen Regierung und «er Opposition ist nach zwei Kampftagen sozusagen über Nacht Frieden geschlossen worden. Graf Tisza wird nicht Präsi reut des Reichstage«, sondern der bisherige Viz Präsident Lnüwtg v. Navay. Die FriedenSbedingungen lauten, daß am Mittwoch und Sonnabend nur die Wehrreform und a» den Übrigen vier Wochentagen das Budget für daS nächste Jahr verhandelt wirk». Die Opposition hat sich dafür zur Einstellung jeder Obstruktion verpflichtet. Zwischen TiSza und Andrassy ist auch die Versöhnung erfolgt. Die Reichs- tagSsltzung am 8. November ist bereits vollkommen ruhig verlaufen. Man nimmt an. daß beide Teile offenbar davor zurückqeschrrckt sind, eS aufs äußerste aiikommeii zu lassen, da in diesem Falle doch schließlich nichts anderes übrig geblirben wäre, als die Austö iing de« ungarischen Abgcordnetenbaule». In Wiener politischen Kreisen herrscht Re Ansicht, daß der FriedenSschluß in Ungarn eine starke Rückwirkung aus die politischen Verhältnisse in Oesterreich üben werde. Ein hervorragender Parlamentarier äußerte sich dahin, daß durch den FriedenSschluß in Ungarn da« österreichische Abgeordnetenhaus vor der Ausgabe stehe, im Februar jedenfalls die Weh^reform beschließen zu müssen. Diele Notweniigkeit weide großen Einfluß auf die parla mentarische Politik in Oesterreich üben. — I« Galtzteu schied Pater Ttojalowskt aus dem Leben. Mit ihm verloren namentlich die polnischen Christi ch- sozialen ihren hervorragendsten Vertreter, der mit seltener Energie und Ooserivilligkeit für sie gearbeitet hat. Pater Stojalowskl« politischer Werdegang war eine Leidens- geschickte. Die pol tischen Machthaber Galiziens sehen der Werbearbeit de» BolkSmanneS, den sie als einen politischen und sozialen Revolutionär auSgaben, den gewalttätigsten Widerstand entgegen. Man arbeitete gegen ihn und seinen Anhang mit allen Mitteln, mit Denunziationen, mit Gen darmen und Kerker. Zumal da« KoalitionSr g'rne nach dem Sturze dev Grafen Taufst war. m e für die christlich- soziale Bew gung überhaupt, so insbesondere sür die pol nische eine Zeit härtester Prüfungen und Leide», aber dank den Verfolgungen auch eine Zeit der herrlichsten Werbeersolge. Arankveirt, — Nach dem französisch-spanischen Geheimvertrage vom 3. Oktober 190 t ist die spanische Einflußzone das Ge biet zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantischen Ozean, das nach dem Landesinnern durch eine Linie abgegrenzt wird, die von Larrasch nach Elksnr geradeaus und van dort in einem Bogen, der genau der Mittelmecrküste entspricht, bis zum Mnlajaflirsse und von dort hinauf bis zur Mün dung am Kap de l'Earr verläuft. Der geheime französisch- spanische Marokkovertrag erregt in Deputiertenkreisen leb haftes Befremden. Fast alle Deputierten sind der Ansicht, daß Frankreich nicht inehr das Protektorat über ganz Ma rokko, sondern nur über ein zerstückeltes Marokko erlangen könne, dessen wertvollster Teil den Spaniern preisgegeben werde. Der allgemeine Eindruck ist. daß das Abkommen mit Deutschland nurrmehr ein ganz anderes Aussehen ge winnt und daß die Kammer die Pflicht hat, vor der Geneh migung des Abkommens die ganze Frage genau zu prüfen. Tie „Autoritö" schreibt darüber: Man hat sich gefragt, ob es in den deutsch-französischen Verhandlungen einen Sieger und einen Besiegten gegeben habe. Jetzt ist kein Zweifel mehr erlaubt. Der Sieger ist Spanien, das ohne Opfer und ohne Gefahren den besten und fruchtbarsten Landstrich »nd das mittelländische Küstengebiet Marokkos erhält. Der „Eclair" meint: Wir wußten von früher, daß der Vertrag beklagenswert ist. aber nunmehr, da er im Wortlaute vor liegt, übersteigt er unsere schlimmsten Befürchtungen. — Unter der Eingeborcncn-Bevölkerung in Tunis herrscht große Panik. Die unglaublichsten Alarmnachrich ten werden verbreitet, darunter auch das Gerücht, das Tau sende von Eingeborenen aus dem Innern des Landes nach Trinis marschieren sollen, doch hat dieses Gerücht bisher keine Bestätirsting gesunden. - Nebcr eine» zwischen England und Frankreich ge planten kolonialen Gebiets«,rStnrrsch berichtet der „Temps" und führt ans, daß derartige Verhandlungen schon 1904 be absichtigt gewesen seien. Während der letzten deutsch-fran zösischen Besprechungen seien zwischen Paris und London lienerdings verschiedene Pläne erörtert worden, hauptsäch lich zu dein Zwecke, die Verbindung von Gabor, mit dem nördliche» Kongo aufrecht zu erhalten. Zu wiederholten Malen sei auch die Kombination ins Auge gefaßt, daß Eng land außer Vorn» nach Sokoto, den nördlichen Teil der Goldküste rrird Gambier, an Frankreich abtrete. Frankreich hätte dafür an England das Charigebiet und die meisten Städte in Französisch-Jndien und den neuer, Hebriden zu i,verlassen, doch sei diese letzte Kombination niemals Gegen stand eigentlicher Verhandlungen gewesen. lYrSHbritanmen. — Der Premierminister A«quith erklärte einer Ab- Ordnung: In der nächsten Session werde ein Gesetzenent- wuls eirrgebracht werden, durch den jedem erwachsenen Einwohner das Wahlrecht verliehen werden soll ES solle niemand mehr als eine Stimme haben. Der Gesetzentwurf schließe das Stimmrecht derFrauer, nicht ein. aber e« stehe dem Unterhause frei, die F>an in daS Wahlrecht einzribeziehen. Span en. — Zum Marrokkoabkowmeu. Die spanische Regierung hat die französisäie Mirteilung, betreffend den dcutsch- französischeri Marokkovertrag, mit der Erklärung beantwortet, daß sie sich die Zustimmung bis zum Abschlüsse eines neuen Abkommens über die Spanten durch den Vertrag von t904 zuerkaunten Rechte Vorbehalte. Portugal. — Präsident Arriaga empfing a:n 9. d. M. den deutschen Gesandten Freiherrn von und zu Bodmariii, der sein Beglaubigungsschreiben überreichte und eine Ansprache verlas, in der es h ißt: „ES gewäört mir die größte Be- frtcdigurrg, rn'ch zum Dolmetscher der warmen Wünsche meines Souveräns für das Gedeihen Portugals zu mache«;. Die wichtigen hairdelvpolitischen und wirtsä,östlichen Inter- essen, die Deutschland und Portugal immer enger mit einander verknüpfen, verpflichten mich, alle Anstrengungen zu machen, um die bestehenden Beziehungen zwischen den beider, Ländern jeder zu knüpfen." Der Präsident dankte für die Wünsche sür datz Gedeihe» Portugals. Türkei. In der Dkpiitiertrnkainmrr antwortete der Minister des Aeußerir auf eine Interpellation betr. die italienischen Grausamkeiteir in Tripolis. Ter Minister erklärte, die Nachrichten über Grausamkeiten der Italiener seien durch amtliche Berichte bestätigt worden. Die Pforte habe am 1. November a» die Mächte eine Protestnote gegen diese Gransamkeiten gerichtet, die für Italien einen unauslösch lichen Schandfleck bedeuteten, und darum gebeten, ihnen ein Ende zu nracheir. Am 3. November habe die Pforte eine neue Protestnote an die Signatarmächte der Haager Konfe renz gerichtet, und cs sei zu hoffen, daß dieser Schritt auf Entgegenkommen stoßen und der, Gransamkeiten der Italiener ein Ende machen werde, die in der ganzen zivi lisierten Welt lebhafte Empörung hcrvorgerufen hätten. Inzwischen werden wir, schloß der Minister unter den Bei fallsrufen der .Kammer, furchtlos unser Gebiet gegen den Feind verteidigen. Tic zivilisierten Nationen haben ihr Urteil über Italien gefällt. Die Kammer fand die Erklä rungen des Ministers ausreichend. Der frühere Minister Talant rief niiter dem Beifall der Kammer: Nieder mit den Wilden! Hodja Said verlangte, daß die Negierung alle Italiener unter Befolgung der gesetzlichen Modalitäten aus- weise. — Ter Kriegsministcr wies die Behauptung zurück, daß er während seines Besuches in Deutschland dem Kaiser gesagt haben solle, die ottomanische Armee iverde der deut schen im Falle eines Krieges gegen Frankreich zu Hilfe kom men. Wie hätte er eine derartige Erklärung abgeben kön nen, die die äußere Sicherheit des Staates in Frage stelle? Lutfi Fikri behauptet, das Verfahren des Kriegsministers sei unrechtmäßig. Aus die Vorwürfe des Generals Ismail Hakki entgegnete der Minister, daß er nicht Anhänger einer deutschfreundlichen Politik sei, vielrnehr glaube, daß daS Heil des Landes in einer englandfreundlichen Politik liege.