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DDr. Bezzel geschrieben wird. Dc>S in vielen evangelischen Familien in Stadt und Land eingeführte erbauliche Blatt, das mit Beginn des laufenden Quartals wieder eine starke Zunahme seiner Leser erfahren hat, dürfte durch den oben angeführten Umstand seinen Freunden nur um so lieber werden." Das evangelische Sonntagsblatt ist ein positiv gläu biges, ausgezeichnet redigiertes Blatt, und der Herr Ober- konsistorialpräsident weis; wohl, welche Macht er ausüben kann, wenn er sich dieses Blattes bedient. Auf katholischer Seite dürfte dieses Beispiel des Herrn Oberkonsistorial- Präsidenten vielleicht auch anregend wirken. Wenn auch manche hohe Würdenträger den Wert des modernsten und wirksamsten Mittels zur Ausbreitung und Festigung des Reiches Gottes erkennen, so verhalten sich doch im allge meinen viele recht zurückhastend gegenüber der katholischen Presse. k Tolstoi und der Islam. Wie unklar und phantastisch die Anschauungen Tolstois über das Wesen geoffenbarter Religionen waren, geht u. a. ans seiner Stellung zu der mohammedanischen Sekte der Valuten hervor. Unser Mit- arbeiter in Konstantiiiopel schreibt darüber: Graf Tolstoi unterhielt seit vielen Jahren Beziehungen zu den Führern der persischen Valuten, den Anhängern des „Reformators" Mirza Ali Mohammed, der sich „Bab" (die Pforte) nannte und seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine neue mohammedanische Religion begründen wollte. Trotz vieler Verfolgungen hat sich diese Sekte weit verbreitet, und auch die in Konstantinopel lebenden Perser bekennen sich größ tenteils zu den Lehren Babs. Tolstoi, der sich vielleicht persönlich dein Reformator Bab verwandt fühlte, glaubte in dieser Sekte ein Mittelglied zwischen Islam und Christentum zu erblicken. Er hoffte, das; nach Einführung freiheitlicher Verhältnisse in der Türkei und Persien die Jungtürken und Jungperser die streng mohammedaniscl>c' Lehre anfgeben und sich mehr den panlheistischen Schwär mereien Babs -»wenden würden. Bis dahin würde er selbst einen großen Teil der russischen und orientalischen Christen in ähnlicher Weise von ihren christlichen Glaiibens- sntzen abgebracht haben, so daß sich dann beide Gruppen zu „einer neuen geläuterte» Religion des Orients" vereinigen würden. Nach dem Sturze Abdul Hamids ist Tolstoi auch zu verschiedene» Jungtürken in Beziehungen getreten, um diese für seine Ideen zu gewinnen. Einen nennenswerten Erfolg hat er jedoch damit nicht erzielt. LLEeraiuc. „Dir fünf Wnldstädte." Ein Buch für Menschen, die jung sind. Mit Bildern von G. Holstein und R. Pfaehler v. Othegraven. Preis gebunden l! Mark. (Allgem. Ver lags-Gesellschaft, München.) — Paul Kellers Werke sind m etwa 176 660 Ereinplare» im deutschen Volke verbreitet, ein Beweis für die große Beliebtheit dieses Autors beim Lesepublikum. Aber Paul Keller ist auch ein Dichter, den die maßgebende literarische Kritik aller Parteien rückhalt los anerkannt hat. Wenn nun Paul Keller ein „Buch für Menschen, dre mag sind", bietet, so wird cs gewiß regstem Interesse begegnen. „Die fünf Waldstädte" sind keine „Jugendschrift" im herkömmlichen Sinne; es handelt sich um eine literarische Gabe für alle die, die sich ein junges Herz bewahrt haben, für die .Reifen und Frohen, für die Unblasierten, die Gesunden. Das Buch wird aber auch von Kindern etwa im Alter von 12 Jahren schon erfaßt werden können. Alle die Kleinen und Großen, die herzlich lachen wollen, auch alle die, die gerne träumen oder romantische Abenteuer lieben, werden zu diesem Buche greifen. Es wird, wo es einmal bekannt geworden ist, von einer Hand zur anderen gehen, es wird allen denen, die jungen Herzens sind, eine sprudelnde Quelle der Erquickung und künstle rischen Genusses sein. Kunst. Wissenschaft und Vorträge. l Dresden. König!. Opernhaus. Mit Fieudr ist es zu begrüben, das; nach langer Pause am Mi iwoch die Oger „Jsser-H in Aegypten' voa M6hul wieder auigctüh t wuidc. Mit ver Besetzung des Herrn v. Vary at« Joseph, der Herren Perrou und Scheidemaatel war die Ausführung, dle besonders schauspielerisch große Ansprüche stellt, eine tzecvorragenke Kunst» Isistun^. Unter dem Taktslock des Herrn MalaihuS kam schnell Etmuuung in das ganze Musikwerk. Der Beifall de« gut besuchten Hauses zelgie dle Anerkennung der Bestrebungen der König! G ner. ldtrek ion altere gute Hässliche Opern dem Publikum zu räherri. Die Musik ist vor allem leichtverstärrdlich und dielet ohne aazustreng/u cioe Fülle prächtiger Polyphonien und Symphonien, die durch scharfe Charakier.stik ausgezeichr el sind) r. l Dresden. Die Groteske „Vertauschte Seelen' von Wilhem v. Scholz ivird am Sonnabend den 3. Dezember in» König!. Schauspielhause zum ersten Male außer Abonne ment ausgefi'ihrt. Die an diesem Abend ausfallende Abonnemrms- vorstellung wird auf Donnerstag den 8. Dezember verlegt. 1 Dresden. vteNdenzryealer. Das prächtig ausgestaitete Weihuachtimärchkn .Das Sonntagskind" von Ä. M. Seidel, Musik von B.rino B.ermer, geht jeden M-.l.woch, «roonnabend uad Sonntag nachmittag bei ermäßigten Preisen in Szene l Dresden. Konzerte und Borträge F. R i e s, Königl. Hofmusikwien-Handlung (Inhaber: 8- Pw'iner), Seestroße 2t (Singan.i Ringstraße): Lisa und Sven Scholander, Lieder und Dueüe zur Leute. Sonnabend dea 3. Dezember abends '/gs Uhr. Palmea- garlen. K »Nu: 4.2), 2.65. 1.60 e«. Karlcnverkaut tu der Hosmusikalisnhaudlurig von ff. RicS <F. Piü.ner), Kaufhaus, und Ad. Brauer iF. Pro »er), .teusi.d!, von 9—1, 3—6 t!hr. Bnriftischer tturmukk' dber p-.rchlt-.-e Ankrake» werde-, unseren Absnaenren d».--ee --teile «teNl. bin?» wtc. rer ilrisrage Lü Pf. in Lrtrrmmkeii jar L eckmiü twtt s - öl!»!!.,,cn i>et;ulearn. — Hür die Auülünsl-: überueb-ns-i wir L.-.-,-.!!!»--.-«»:-» lk-l. I-'., Leipzig. „Mela Hund wurde mir von. Aat mwbiüst m überfahren uns dadurch geilbet. DaS Tier halt; fit: mich e,n:.. Werl von tO Mk Kann ich Schadenersatz verlangen?" — W an ein V.uschuwen des Autowobilführers vortiegt, so muß ihncn de>- siwe Lch .d nersap geben. oLpielp!«» der Theater in Dressen, rkönig«. OperurLRk. Freitag: Zweites Sinfonie-Konzert, Reihe L. Ans. >/j,8 Uhr. Soanaver-o. Das Rheinzold. Ansang ^8 Uhr. F.enag Wenn der junge Wein blüht. Anfang V-8 Uhr Sonnabend, zum ersten Male: Vertauschte Seelen. An fang '/zs Up». RkfLerrMkLime. Freitag: Der Walzerkönig. Anfang >/z8 Uhr. Sonnabend, nachm. ^4 Uhr: DaS Sonntagsliud: abends */„8 Uhr: Der ledige Gatte. Zentral. Theater. F eiiag: Das Fürster.kind. Anfang -/,8 Uhr Sonnabend, nachm. >/»4 Uhr: ZeppelinchenS Rege zum Chrisi- k-ud; abends Uhr: Das Fürstenkind. -Lolkstvvhl Theater. (Ostra-eMee, Eingang Tcaöantengasse.) »Sonntag, nachm. 3 Uhc: Märchen-Boistellung; abends nur: Wohltätige Fraaen. Honzerte. König!. Betvede > Ar f. V,9 Uhr. Gewerbehau» (Olsen) 8 Uh.. Tivoli-V unksaal «ns. '/,» Uhr KöaigLiwt <Ltrrk»^ki- --n. TymianS Thalia Theater Deutscher Kaiser (Pies-Leu) 8 phr. M^serhalle Löbtau Ans. 8 Uv' Kleines Theater (Hosvrä-r-Kot.) Auf. '/,b Uhr. Zentralthealer Auf. 8 Uhr. Viktoria-Salon Ans. 8 Uhr. GPieLpt«» »er Theater t--, ^irves Theater. Freitag: Der Talisman. Sonnabend: Der Prinz voa Homburg. — > »»es Tyrate». Freitag: Der große Narrm. Sonnabend: Zigeunerli-be. — E-ch- hau«. Freitag: DaS Leutnantsmündcl Sonnabend: Die goldene Märchen welt. — vtevs, « p -ei ».» /.heot, r (4evt oi-The«ttrc. Freitag: Lo d Picco 0, Sonnabend» Die 8ledermauS. 6eorg ^osenmUller orere-n i,. Optischer Institut v-upi,i,.mro Mgengläser in reicdrter-Iurivavl rsrgkiilttg angepaht „vuscb" Lbeater- null lleisegliiser.j ?kologtapbisclie lipparsie unü SeüsikraMkel nach ros fabiikrmizUlen. SämMcde opllscire Äaren in rrieftrler » « Hurwalil ru diMgen Preisen. * « «pi8i';k-röE6k. koroa-lous rin maar! -rvsu iZtiio LrtNM M WÄM j de a tal.b s vrr» vör-l!Z<.ckck tu ch ca -»rieb me-, er seitJ-a.-,b sieii gcsü»:r». Artikel der-.ya.>>t-''».r". s t.I, de. TrettL.r:-V.tft. r>..: 0 0:.:r>»rt-1.rsj It4.- - L-itiz!. L-llll'x. -.siij'.rlsk.l'eüUMllü Süchft/rstistrrng. Unenigrlt.'chi'r Arbeit--m:chtr»-i-i 'Lr grdienlsSoldarLn, verbau'-:r mrt Auskunftseriei? >:ag »i be: rtranten-, Jnvatst- i!."»a.RlterS» vrrsi»-b?t vng. 'Heschäfr-ZsteLen sämtlichen Sitzen derTmtShaupt- nmnns»haftcn u i:: all.Garnlsouer: Als Adresse genügt: „Rn die Sachse,rstisrm:»'." Zentrale der 'Lschsrnftifanig: Dresdcn-Löbtau,Bi:naus!ras-eSt Dresdner Eeschäftsstellc: Treödecc-N., Vornktafsr,k, S Anzeigen von offcnen Stellen auf allen Erwerbsgebieien an irgend eine Geschäftsstelle der LUstung erbeten. oH.iselivn't M. L Vo. hält tsmilM Siiliiipiien- s. LpisZsiik-tlllSll, llitl. 8e!i!öis,ltisö!igii 8clie!l- liseli sowie alle Äs- ssi! klsöliselie stctS in feinster u. lebendsiischec Onaiirät am Lager. Lslmlism Äliüt, ÜSlSStlliilSII, deutsche, französische und portu giesische Marken am Lager: Miss kslielMMöli — -16 — „Sie Nüssen, daß ich eine derartige Vertraulichkeit von Ihnen nicht dulde. Also keine Heuchelei, sondern sprechen Sie offen!" „Sie keniine» mir recht nnfrenndlich entgegen, während ich den schreck lichen Moinent nach Kräften zu mildern bemüht bin," sagte Georg langsam, da er nicht wußte, weshalb seine Fran eigentlich so hart nnd so hoch mütig sei. „Machen Tie nicht soviel Worte, sagte ich Ihnen, sondern berichten Sie rückhaltlos . . ." „Nun denn, meine liebe Lanrenca, in den» Augenblick, da mich Georg verlassen wollle, verschied er plötzlich, offenbar infolge eines Schlaganfalles." „Und Sie eilten nicht nach einem Arzt?" „Ich glaubte, daß er nur ohnmächtig sei, und wendete die unter solchen Umständen gebotenen Mittel an, ohne aber ein Resultat zu erzielen. Und als ich mich entfernen wollle, um Hilfe herbeizuholen, erfaßte ich abermals seine Hand, um »ach den: Puls zu fühlen, da gewahrte ich. daß er bereits kalt nnd starr sei." Während er so sprach, betrachtete ihn Lanrenca aufmerksam, und Georg hielt ihren forschenden Blick ohne sonderliche Befangenheit aus. Wiederholt blitzte es in ihren Angen ans, als hätte sie etwas sagen wollen, was sich ihr ans die Lippen drängte; doch sprach sie nichts, sondern fragte erst nach einer Panse, während welcher sie mit sich zu Rate gegangen zu sein schien: „War er denn krank?" „Wann?" „Als er zu Ihnen kam," erwiderte Lanrenca, indem sie sich rasch in ein Tuch hüllte nnd einen Hut aufsetzte. „Nein, doch hatte er seit früh morgens viel Schmerz und Kummer er fahren." „Allerdings. Er hatte seine Stelle verloren, nnd Genevidve war ver unglückt. Doch will ich ihn sehen. Führen Sie mich zu ihm. Ohne dieses furchtbare Ereignis hätte ich gewiß niemals eingewilligt, noch einmal den Fuß über Ihre Schwelle zu setzen." Georg hob bei diesen Worten den Kopf empor; doch nur für einen Moment. Wäre sein Bruder am Leben gewesen, so hätte er den Sinn dieser Anspielung sicherlich perstanden; er aber wollte kein Staunen verraten und schwieg. „Gehen wir," sagte Lanrenca. Während sie die Treppe hintereinander Hinabstiegen, wurde Frau Largeval von einem absonderlichen Gedanken erfaßt. „Noch niemals," so sagte sie sich, „ist mir die Achnlichkeit 'wischen den beiden Brüdern in solchem Maße ausgefallen wie heute. Ich wi rde fast zu schwören wagen, daß es mein Gatte ist, der mich seine „liebe Lanrenca" nennt, und dennoch ist es der Blick dieses verhaßten Menschen, dieses Elenden, dessen Gnade wir, meine Tochter nnd ich, vielleicht anheimgegcben sein werden; es ist seine Stimme, seine Sprachweise." „Wallen Sie meinen Arm nehmen, meine liebe Lanrenca?" fragt? Georg, als sic ans der Straße angelangt waren, und dem eS ein Vergnügen bereitete, seine Gattin in dieser zärtlichen Weise anzusprechen. — 47 - „Das ist ganz überflüssig," erwiderte Frau Largebal. „Ich werde neben Ihnen gehen, und Ihre Gegenwart wird mich wohl vor unerwünschten Be- gegnungen schützen." Diese Worte waren trockenen, fast peinigenden Tones gesprochen worden. „Aber gehen wir doch ein wenig schneller!" rief Lanrenca nach einer Panse aus. „Begreifen Sie denn nicht, daß mich die Ungeduld verzehrt, end lich bei meinem Gatten zu sein? Vielleicht ist er noch nicht tot," fügte sie leise hinzu. Largeval schwieg. Der Schmerz, welchen seine Frau einpsand, erfüllte ihn mit einer wahren Freude, und dessenungeachtet war er trostlos darüber, daß er ihr ein solches Leid zufügte. Alsbald war man angelangt. Pascalin, der bereits vergessen hatte, daß sein Mietsherr das Haus verlassen, öffnete der Gewohnheit nach im bloßen Hemde und war sehr erstaunt, als er Largeval erblickte, der ihm ob der Unzulänglichkeit seiner Toilette eine derbe Zurechtweisung erteilte. Lanrenca hörte ihm mit einigem Erstaunen zu, welches sie niemals empfunden, wenn sich Renn früher in ihrer Nähe befunden. Wir übergehen die Klagen nnd Teilnahmsversicherungen, in welchen sich der Portier meinte ergehen zu müssen, als er die Nachricht von dem Tode Georgs vernahm. Er seufzte in allen Tonarten, bot seine Dienste an, fragte, wie sich denn das Unglück ereignet hqbe, und gebärdete sich ganz trostlos. Largeval nahm indessen keine Notiz weiter von ihm und begab sich mit Lanrenca, deren Ungeduld aufs höchste gestiegen war, in den Pavillon. Neben einander traten sie in den Salon, wo sich alles in dem Zustande halber Unordnung befand, welche die natürliche Folge eines solchen Er eignisses. ist. Ans dem Teppich lag der Leuchter, welchen Renn in der Hand gehalten als er zu Boden gefallen, nnd einige Zentimeter weit davon die erloschene nnd gebrochene Kerze. Ans dem Sofa waren die starren Umrisse des mit den Gewändern Ge orgs bekleideten Leichnams sichtbar. Mit einer schweigenden Gebärde deutete Largeval auf denselben, in angstvoller Erwartung, ob seine Frau, die ihn nicht erkannt hatte, heim An blick des Toten nicht die Wahrheit erraten werde. Die Unglückliche hotte aber Tränen in den Augen, die ihr den klaren Blick trübten. Sie erkannte die Kleidungsstücke und das genügte ihr. Sie eilte auf den vermeintlichen Gatten zu, nahm dessen leblosen Kopf in die Arme nnd bedeckte denselben mit Küssen und Tränen. Ihr Schmerz war herzzereißend. Sie schluchzte so laut und unak- lässig, daß sie nahe daran war zu ersticken. Georg war nicht darauf vorbereitet gewesen, Zeuge eines so namenlosen Schmerzes zu sein, welchen er selbst seiner Gattin zufügte. Er fühlte, daß hier leere Trostcsworte nicht am Platze seien, nnd dessenungeachtet hätte er willig alles anfgeboten, damit sie nicht so leide. Einen Moment fühlte er sich versucht, sie von der Seite des Toten zu reißen, da seiner Ansicht nach ihr Platz nicht dort war. Er neigte sich sogar iiber sie, um sie emporznrichten nnd ihr vielleicht auch die Wahrheit zu offenbaren.