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Montag den 22. März 1920 Schsiiche Voliszettnng Nr. 06. Seite 2 Als Vertreter der Arbeiterschaft ergreift daraus Herr Gewerlschasts- seketär Höhle (Dresden) das Wort, der betont, daß das Zentrum «ine Volkspartei sei und der wünscht, daß endlich auch die christliche Arbeiterschaft einsehen möge, daß ihre Kulturinteressen einzig und allein vom Zentrum vertreten würden. Um das zu erreichen, müsse die Fühlungnahme mit der Arbeiterschaft verstärkt werden. Außerdem sei es dringende Pflicht jedes einzelnen, die christlichen Arbeiter gegen den geradezu unerhörten Terror der sozialistischen Arbeiter zu schützen und derartige Fälle den christlichen Gewerkschaften mitzuteilen, die dann die Angelegenheit in die Hand nehmen. Herr Schuldirektor Grohmann (Chemnitz) würdigt sodann die Verdienste, die sich die sächsische Zcntrnmspartei, vor allem aber hie .Sächsische Volkszeitung" im Schulkampse erworben hat. Darauf läßt der Vorsitzende eine einstündige Mittagspause ein- treten. Nach dieser geht der Partitag zu den Wahlen für den neuen Landesvorstand über, aus denen, gemäß dem Vorschläge des geschästs- führenden Ausschusses Herr Rechtsanwalt Dr. Hille (88 von 90 ab gegebenen Stimmen) als erster Vorsitzender, Herr Pfarrer Boden kür g (91 Stimmen) als zweiter Vorsitzender, Herr Lehrer Hähne! (90 Stimmen) als Kassier, r und Herr Gewerkschaftssekretär Höhle W1 Stimmen) als Schriftführer hervorgeht. Herr Baron von Schönberg-Roth-Schönberg verspricht, dem Zentrum auch Weiter die Treue zu halt n (Bravo!) und übergibt nun den Vorsitz dem neugewählten Herrn Dr. ^ille, der den Delegierten für das Ihm bewiesene Vertrauen dankt :nd alle Anwesenden zu eifriger Mit arbeit an der Zentrumssache auffordert. Schon durch die Wahl deS Herrn Gewerkschaftssekretär Höhle in den Vorstand soll angedeutet werden, daß die Partei il: e Basis ^verbreitern will, daß sie auch die christlich gesinnten Arbeiter an sich ziehen will, um ein starkes Bollwerk gegen den Bolschewismus zu werden. Auch dankte Herr Rechtsan walt Dr. Hille dem bisherigen Vorsitzenden mit warmen Worten, in- vem er betonte, daß »am V-ck? und nnibin auch zur christlichen Volks partei auch der Adel gehöre. «Bravo!! In der wieder eraffaetm Debatte übcrbringt zunächst Herr Leh rer Loren z (Zittau) Herrn Heßlcin den Dank seiner Ortsgruppe und sprach ihm sein volles Vertrauen ans, das durch die Haltung, die die „Sächsische Bolkszeitung' ru Kopp-.-'ättwitz usw eingenommen Hobe, nur verstärkt worden sei. Vom Wert der Parteipresse überzengt, wünscht er ferner, daß oie Zugehärigknt zur Partei doch möglichst auch zum Halten der „Sächsischen VolkSzeitnng" verpflichten solle. Nach einem kurzen Hinweis auf die vom Reichspartcisekrctariat hcr- ausgegebenen „Mitteilungen der deutschen Zentrumspattei" nimmt er scharf gegen die Treibereien der „Görreskorrespondenz" Stellung und beleuchtet im Anschluß daran die nicht abzustrcitenden Verdienste, die sich Erzberger um das deutsche Voll erworben hat. Auch auf die Not wendigkeit sozialer und politischer Arfllärungsarbeit in den Jugend- vreinen macht der R;duer aunncrlsain und begrüßt es sodann, daß durch Herausgabe von Flugblättern die Werbearbeit erleichtert werde. Dann geht der Redner noch auf die Schulfrage und die Frage des ge- werl sichen Mitt —> Herr Lehrer Kretschmer (Chemnitz) bittet, das Reichszentrum zu ersuchen, das neue Wahlgesetz noch vor der Neuwahl des Reichs tages einzubringen und zu verabschieden. Vor allem wünscht er ein geschlosseneres Vornehm m der Schnlsrage. Herr Hunger (Werdau) empfiehlt das Auflegen der „Sächsi schen Bolkszeitung" in Restaurationen und Schankletriebcn. Ferner wünscht er, daß das Zentrum für die Heilkundigen eintreten möge und regt an, kleinere Ortsgruppen durch finanzielle Beihilfen zu unterstützen. Herr Dr. Ich ne betont, daß er nach wie vor Anhänger und Freund Erzbergers sei und dessen Verdienste voll und ganz würdige. Weiter befürwortet er neben der konfessionellen Volksschule auch die konfessionelle Lehrerbildung, die er unter allen Umständen gewahrt wissen will. Weiter geht er aus die Stellung des Zentrums zur Land wirtschaft und insbesondere auf die Wendensrage ein . Herr Scheffel Osintz, bringt Wünsche der Landwirtchaft zum Ausdruck. Auch .r begrüßt die Unterstützung der Werbearbeit durch Flugblätter. Sodann erhält Herr Regierungsrat Dr. Flügier als Nicht- delegicrtcr das Wort, der vor allem zur Erzbergcrfrage Stellung nimmt. In musterhafter Weise kennzeichnet er die Verdienste Erzber gers, die dieser sich sowohl vor, als auch während, besonders aber nach dem Kriege erworben habe. Man habe an Erzbergcrs Politik zwar über die Maßen kritisiert, ein wirklicher Vorschlag zum Bessermachen sei aber nie gemacht worden. Mit einer Handbewegung sei ein Mann wie Erzberger nicht abz ttun. Das Zentrum sei die einzige Partei die dauernd imstande «ei. mit ilr-n Grnnds.'itzen zu regieren: cs sei eine Partei, die im Rahmen des Christentums ausglcichend wirke und d,e gerade in der Schutt:age einen klare >, unzweidcuiiacn Standpunkt ein nimmt. Was die '.'tztere anh.'lauit. so siehe e> auf dem Standpunkte, daß ein jeder nach teiaer Fasson selig werden solle, aber daß man u,:S auch lassen solle, nas n ffcr ist -Slatter Beisalsi) Dann spricht noch Herr Lehrer Lorenz (Zittaul, der den Aus bau des BertrauensmännersnstemS und den Zusammenschluß der Orts gruppen zu Kreisverlknden mit regelmäßig abzuhaltenden Versamm lungen der Verbandsvorständc empfiehlt. Herr Direktor Grohmann (Chemnitz) beantragt, das Reichs- zentrum zu ersuchen, bei der Steuergesetzgebung eine größere Rücksicht nahme ans die Minderzahl zu erwirken. Es werden nun die im Verlaufe der Tagung gestellten. Anträge verlesen und zur Abstimmung gebracht. Zuerst ein Antrag deS geschSftsführendkn Ausschusses: Der Parteitag der sächsischen Zentrumspartei billigt die Politik der Zentrumsparte! des Reiches und stellt sich ohne Einschränkung hin ter die Fraktion. Insbesondere dankt der Parteitag der Fraktion für daS entschlossene Eintreten in der Schulsrage. Der Parteitag steht allenthalben auf dem Boden der Verlautbarungen der Fraktion z« de« jüngste» Ereignissen. Er erwartet, daß daS Zentrum seinen ganzen Einfluß ausbietet, daß Revolutionäre von rechts und von links nach der ganzen Streng« deS Gesetzes bestraft werden. Er erwartet ferner, daß die RegierungS- mitglieder des Zentrums jeden gewalttätigen Einfluß der Straße zu- rückweisen und mir Wünsche vertreten, die auf verfassungsmäßigem Wege geltend gemacht werden. Der Parteitag bittet die Fraktion, das neue Wahlrecht nach Möglichkeit »och vor der Reichstagswahl zu ver langen. Weiter wurde über folgenden Antrag Lorenz-Kretschmer: Der Parteitag der sächsischen Zentrumspartei bittet die Zen trumsfraktion der Nationalversammlung, bei Beratung des ReichS- schulgcsetzes !m Kirchen- und Schulausschuß der Fraktion einen Fach mann (Lehrer) aus Sachsen als Berater für Sachsen zuzuziehen. Die Wahl dieses Delegierten bleibt dem kath. Lchrerverband Sachsen Vor behalten und über einen Antrag Lorenz: Die Rcichstags-Zentrumsfraktion möchte bei Beratung von Ge setzen, die von einschneidender Bedeutung für das um seine Existenz ringende Handwerk sind, vor der Verabschiedung derselben Vertre ter des Handwerks hören abgestimmt. Schließlich wurde folgender Antrag Grohmann ebenso wie alle vorhergehenden einstimmig angenommen: Der am Sonntag den 21. März 1929 in Dresden tagende Par teitag der sächsischen Zentrumspartei wolle beschließen, bei der Zen- trnmspartei der deutschen Nationalversammlung dafür einzutrcten, daß die Steuergesetzgebung des Reiches mehr als dies im bisherigen Gesetze der Fall war, eine den jetzigen Verhältnissen angemessene Berücksichti gung der Kinderzahl bei der Festlegung der Steuerklassen Vorsicht. Ein Antrag » r Ortsgruppe Leipzig: Die Ortsgruppe Leipzig der ZcntrnmSpartei wolle die Gründung eines Beamteuansschusses, wie er bei der Dcutschnationalcn nnd der Demokratischen Partei besteht, bei der sächsische» Zentrumspartci be antragen nnd den Parteivorstand ersuchen, daß dieser beim Reichs parteivorstand die Linr'ckittt-ig eine gleichen Ausschusses beantragt wurde, da eine Rücksprache mit den am Erscheinen verhinderten Leip ziger Delegierten nicht möglich war, znr Beratung an den geschäfts- führenden Ausschuß verwiesen. Nachdem noch Herr Direktor Grohmann der Leitung deS Parteitages gedankt hatte, schloß Herr Rechtsanwalt Dr. Hille nach mittags 5 Uhr die in so begeisternder Einmütigkeit verlaufene Tagung. —M—' Amerikas Ablehnung der Ratifizierung Washington, 20. März. (Havas.) Der Senat hat eine Re solution angenommen, in der er sich weigert, den Friedensvertrag zu ratifizieren. Im Senat stimmten 49 Mitglieder für die Ratifikation deS Friedensvertrages, dagegen 35. Die erforderliche Zweidrittel mehrheit kam nicht zustande. Der Senat hat also die Rati- -fikation verweigert. Laut Blättermeldungen hat Senator Knox eine Entschließung eingebracht auf Abschluß eines Sonderfrieden« und Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland. Washington, 20. März. Der Friedensvertrag wurde vom Senat nicht ratifiziert, da die Entschließung, di« die republikanischen Vorbehalte enthält, die vorgeschriebene Zweidrittelmehrheit nicht erhielt. Venator Lodge schlug eine Entschließung vor. die den Friedensvertrag an Wilson zurückweift, da eS unnötig sei, ihn zu ratifizieren. Der Senat hat dieser Entschließung zugcstimmt. Separatvertrag mit Deutschland? Parks, 21. März. Nach einer Meldung de« Exchange Tele- graph aus Washington will Nräsident Wilson mit sDeutschland und Oesterreich über einen Separatvcrtrag »erhandeln. Washington, 21. Mäiz. Im Repräsentantenhaus wurde eine gemeinsame Entschließung eingcbracht. in der der FriedenSzu- stand mit De,tschland erklärt und von Deutschland »erlangt wird, datz es alle Rechte, sdic Amerika im KriedenSvcrtrag zu fordern hat, anerkennt. Berlin» 24. März. Der Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika hat der deutschen Regierung gegenüber seiner Genugtuung über die jüngst erfvlgte Beseitigung der militä rischen Empörer und die Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zu stände Ausdruck gegeben. Er ist überzeugt, daß die öffentliche Meinung in Amerika alle versuche, von welcher seile sie auch immer kommen mögen, die darauf abzielc», acordnetc und feste Zustände zu durch brechen, a»fs schärfste mißbilligen würde. Gewaltakte ober Be strebungen, eine Staatsumwälzung durch ungesetzliche Mittel herbei- zuführen, würden dazu beilragen, die Wiederaufnahme guter Beziehungen mit den Vereinigten Staaten aufs schwerste zu ge- fährden. Solche Handlangen würden a»ss ernsteste die »ebenS- Mittelversorgung Deutschland» und die »«sbesscrnng der gegenwärtig ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse durchkreuzen, die durch Hilfsmaßnahmen geplant und bereits eingeleitet sei. Das amarikanische Heeresgesetz Amsterdam, 20. März. Laut Neutermeldung aus Washington nahm des Repräsentantenhaus das HeercLgesetz an. Es steht 178EOsfiziere und 299000 Mann vor. Krankreichs Beziehnungen zu Deutschland Parts, 20. «iärz. Ministerpräsident will er and erklärte einem Korrespondenten »eS „Daily Chronic!»*, daß Frankreich nicht be absichtig«, Irgendwie in die inner» Politik Deutschland» einzugreisen, aber Frankreich könne kein untätiger Zaschaaer bleiben, wenn die «attonale Gtcherheit durch den Verlaus der Dinge in Deutschland bedroht würde. Die Haltung Frankreich« gegenüber Deutschland have niemals darin be standen und werbe niemals darin besiehe», «ine einfach» Rach» zu üben. Im französischen Charakter liege nicht eine Hahpolittk gegenüb«» eiue» besiegten Feinde, selbst wem, »ieser Feind Deutsch land sei. Aber Frankreich müsi» verlange», baß sein» Forderuugcn voll befriedigt würden. Ueber diesen Punkt könne sich Frankreich niemals in einen vergleich etnlasseu. In den zukünftigen Veziehaugen Frankreich« zu Deutschland sei die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Zu sammenarbeit nicht ausgeschlossen, aber eine solche Zusammenarbeit hänge notwendigerweise vo» de» Ausführung der Verpflichtungen ab, die der AriedenSvertrag Deutschland auserlcge. Ss sei von grundlegen der Bedeutung für Frankreich, daß seine Zukunft, wie sie durch den Friedensvertrag garantiert sei, erhalten bleibe, und daß sein« Interessen gewahrt würden. Deshalb «erde sich Frankreich auch siet« in der Not wendigkeit beftnden, jedem Versuch, den Friedensvertrag von Versailles zu revidieren, entgegenzutrete». Denn Deutschland müsse sich a» seine Verpflichtungen halten. DaS gehe jede» der Verbündeten nicht weniger an, als Frankreich selbst, den» die Interessen der Alliierten seien unlösbar vereint, und wenn einer von ihnen bedroht würde, befänden sich auch die anderen in Gefahr. Der Oberste Nat und der K«pp-Putsch Dresden, 20. März. Der englische Geschäftsträger hat gestern beim Reichsministcr Schisser vorgfiprochen und ihm eine Note überreicht, in der der Oberste Rat seinen Beschluß mitteilt, die Belieferung mit Lebensmitteln und Rohstoffen sowohl einem monarchi schen Deutschland als auch eine Räterepublik zu sperren. Der Ministerpräsident Dr. Äradnauer. Die irische Frage Pari», 20. Mälz. Nach einer HavaSmeldnng ans Washington Hot der Senat mit 88 gegen SO Stimmen einen Vorbehalt zu« Friede»Svertrage eingebracht, "in dem die Sympathie für die Bestrebungen de« irischen Volkes sowie die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die Stunde bald für Irland gekommen sei, eine Ne gierung »ach seiner Wahl zu besitze». — Wie der London»- Korre- spondent des „TemvS" meldet, wird das Unterhausmitglied Edward am Montag au Lloyb George die Frage richten, ob es wahr sei, daß eine neue Erhebung in Irland für den Ostermontag geplant gewesen sei, und daß diese Erhebung begleitet sein iosite von Aus- ftänden in Liverpool, Manchester und Glasgow, und ob eS wahr sei, daß die britische Flotte ans See Waffen und Munition, die aus Deutschland gekommen seien, snfgegriffen habe, und ob man ferner glauben dürfe, baß die deutsche Geheimpolizei (l> diesen ErhebungS- plan unterstützte. Di« Akkordarbeit in England Pari», 20 März. Nach einer Privatmeldung des „Jntran- sigeant" au» London habe elf Trade-Union« mit über einer Million Mitglieder gestern beschlossen, daß sie unter den augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnissen, um die Produktion zu erhöhen, sich auf Stücklohn einlassen wollen Wie der Vertreter des Blatte« meldet, ist eine Newegung i» allen Trade.UnionS im Gange, um »ine Abstimmung in dieser Frage zu veranstalten. Lloyd George gegen die Sozialisten Amsterdam, 20. März. Einer Reuter-Meldung zufolsie er klärte Hendersov, stloyd George habe in seiner Rede »om 18. März der Arbeiterpartei dcn Krieg erklärt. Die Arbeiter nehmen die Herausforderung an .Daily NewS' zufolge erklärte Churchill, da der deutsche MitttariSmns »ernichlet sei, Hilde die sozialistische Partei in England die düster- und schlimmste Gefahr für die britische Zivilisation. Churchill forderte die unionistische und liberale Partei aus, unverzüglich gegen die Sozialisten Front zu machen. Er trat für die Unterstützung Lloyd George» ein. Unterhandlungsvsrschliige der Bolschewisten a» Japan Parts, 21. März. Nach einer Havas-Meldung aus Tokio vom 18. März hat der tschechische General Girca am 11. März dem japanischen Vertreter in Wladiwostok einen Besuch abgestattet, um ihm Vorschläge seiten« der Vertreter der bolschewistischen Regierung in^Sibirien zu machen. Diese Vorschläge lauieu darauf hinaus, vie Armeen auf der jetzigen Linie zu halten, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden und einen Ort zu bestimmen, um Unterhandlungen anzuknüpfen. Der japanische Vertreter hat geantwortet, er werde diese Vorschläge seiner Regierung übermitteln. Japanische Verstärkungen sind am 10. März in Tschita eingetroffen Der Rücktransport der tschechischen Truppen ging ohne Zwischenfall vonstatten. Ei« türkischer Diktator in Thrazien Bern, 20. März. Wie aus Lenbon gemeldet wirb, hat sich der türkische Oberst Japayar z»m Diktator in Thrazien anfge- werfen und den Krieg gegen die Entente erklärt. Schweden» Glüestwunsch Stuttgart, 20. Marz. Ministerpräsident vranting sprach gestern in Stockholm bei einem Empfange de« deutschen Gesandten Nadolnik der deutschen Regierung seine besten Wünsche zur „Da* erst* Ehej«tzr" Roman von Ruth G,«P (10. Fortsetzung.) „So ist es nicht, mein yerz, im Gegenteil, ich arbeite mehr als viele meiner Kollegen. Wenn ich abends um sechs Uhr die Paulinea- Hütte verlasse, esse ich zuerst mit dir Mittag. Ich lin mit »reiner Lagesarbeit nun nicht fertig, aber ich beginne no 'ch einmal, zusam men mit einem Tischler, der nach meinen Angaben ein Modell an, fertigt." Renate begann die schönen Dinge zu mustern, mit denen dir Lisch bestellt war. „Du, Ottv, cas versiehe ich nicht. Ein Modell? Wozu?" Otto wies auf die »leien, pikant zusammengestellte» Schsis« sein: „Siehst du, da« alles lat Frau Weinhold bisrrgt. Nun werden wir essen, uns nicht mit meinen Arbeiten beschäftigen." Renate merkte ihm an, daß -r ihr etwas z» beichten hatte. ES schien ihm selbst heute kerne Ruhr zu lassen, darum fragte sie voll Elser: „Nein, erkläre mir erst. «aS ich Nissen wellte. Ich aürde voi Neugierde sterben." Ich scherzhaften Schrr-k-n schloß er sie in die Arme. Sr wa» glücklich darüber, daß sie an seiner Arbeit reilnahm. „Ich habe eine Erfindung gemacht, nicht» weiter," sagte er. „Und das erfahre ich erst heut:? Da bin ich vir lehr böse." Sir blickte ihn jedoch nicht zürnend, sondern stolz an. „Eie ist noch nicht fertig. Ich bin augenblicklich mH dem Modell beschäftigt, das der Tischler nach meinen Angaben -erstellt." Die Frau hielt die Hänae gefaltet. Eingenommen von seinen Worten schqute sie ihn aufmerksam an: „Welches ist der Zweck dieser Erfindung, Otto?" Tr dachte eine Weile nach: .Ich weiß nicht, mein H-rz »d ich dir ta« risch »nd eindring lich genug erklären lann. Siehst du, die Paulinenhätte fertigt Schis sen, Nicht wahr, da« weißt Lu? Am Austrize »o« Ländern stelle« Wir viele Meilen solcher Schiene, her. nachdem i» dem Hochosengedlet ba» Roheisen pr,d,,ier< ist. Nun haben wir eine, Riefeuanstrag ,o« China. Alle Ingenieure der Hütte sind der Ansicht, daß eS unS nicht gelingen wird, zu dem bestimmten Termine zu liefern. Ich habe also einen Gedanken aufgegrissen, nach dem wir eine weit größere Anzahl von Schienen werden walzen können. ..Verstehst du, kleine Renate? Die Produktionsfähigleit der PaulinenhW« "soll sich verdoppeln. Meine Erfindung wird das Unmögliche möglich gqtalten, wenn der Direktor sich entschließt, sie anzuwendcn, sie arbeiten zu lassen. DaS war eS. was ich dir verschwiegen habe. Dochmrgs rede ich jetzt davon," un terbrach er sich, „was spreche ich von^Geschäftcn und Erfindungen, an dem glücklichsten Tage meines Lebens.- An dem Tage, da du mir eigentlich geschenkt bist, du, mein Weib^ Komm, komm zu mir." Er stand auf und streckte ihr die Arme entgegen. Und ohne ein Wort zu sprechen, lief sie auf ihn zu, warf sich an seine Brust, während die Augen in einem seligen Feuer glänzten. » « „Ist eS schlimm, wenn du später kommst?" fragte Renate am anderen Morgen, als sie am Frühstückstisch saßen. Otto zog die Uhr. .Es ist zehn, aber wer wird es mir wM verdenken, wenn ich am ersten Tage meiner jungen Ehe nicht pPWich um sech« auf der Hütte bin. Weißt dn, ist glaube, e« erwartet mich heute eigentlich kein Mensch. Sie senken gewiß, daß ich erst morgen auf dem Schau platz meiner Tätigkeit erscheinen werde." Er trank den duftigen Trank, den Renate ihm reichte, aß di« Brötchen, di« sie ihm zurechtmachte, und wenn er einen neue, Bissen nahm, blieben seine Lippen immer wieder auf den schlanken, weißen Fingern haften, die jetzt den Ehering trugen. .Ich eile jetzt, mein Liebling," sagte er, machte aber nicht die geringsten Anstalten, fortzukommen, sondern hielt Renate »och in fei ne» Armen, e« schien, als wollte er sie nie mehr lo«lassen. „Geh, geh/ rief er neckend. Aber auch sis« umklammerte lha fester, ihre Stimme war süß und bebend. ,G«tz, geh. sonst kommst tz, überhaupt uicht mehr hin." „Sigeittlich habe ich die Lust dazu verlöre». Ich Hütte wirklich die besten Absichten, einen Lag länger Derlen »» machen. »», «rin Gewissen treibt »ich, dt« Arbeit drängt jetzt, »sie «t». Und als er sich nun wandte, drehte er sich noch einmal um: .Laß dir die Stunden nicht zu lang werden, kleine Renate, ich bin um sechs Uhr wieder hier." Ihr heiteres Lachen Haag u» sein Ohr. Sie stand auf der Stufe des Hauses, die hinausführte in een Garten und blickte ihm nach, bis er verschwunden war. Renate trat langsam >r. La« Haut zurück. In ihrem kleinen Reich warf sie sich aus das S-sa und schloß di- Augen <ll-rh»no war zu ordnen, sie mußte die e.qränke einräumcn und wollt: vor s-wer Heimkehr mit der Arbeit ftrtiz sein. Aber sie konvr« sich nicht von der sonnigen, bezaubernden G-g« rrt loSreißen. WaS war ihr Leben bisher? Arbeit, Sorgen, ein dnnkter lag. ohne Sonne. Jetzt hatte sie den köstlichsten Lohn errnn,,!a. Was war««-Erfolg. Ruhm, Schaf- fen gpgen die beseligende Liebe eines Manne«, seine Fürsorge, seine Zärtlichkeit? Ein Lächeln umspielte ihre sikippm. golden flimmert« ihr Haar, sie schloß von neuem die Augen. Es war beinahe zwölf Vhr, als si- erwachte Suchend schaute sie sich um. Sie mußte sich lesinnen, wo sie war, und rief seinen Na men, Nein, er war nicht hirr, und schrecklich lange Stunden würde» Vergehen, bis er wiederkäme. Mit Hilfe des kleinen Dienstmädchen« begann sie ihre A-belt und freute sich, wie rasch Candida begriff, wa« sie wollte. Stück um Stück wurde in den Schrank gepackt, und wenn Candida über die Pracht der einzelnen G.-qrnstlnoe In Entzücken nusbrach, dachte R«s-.„ nate daran, daß all das Schöne «>1r izn allein bestimm« war. Gczcckt» .. waren sie mit der Hau«arbeit fertig geworden. Renate hatte iq ba„, Küche nach dem Recht-« gttehen, den Tisch gedeckt, ihn mit Blumist,, geschmückt, al« sie seinen Schritt draußen i« Vorgarten nernaß«. Jubelnd eilte sie ihm entgegen, al« seien sie wochenlang getrennt gw wesen, nnd er betrachtete wie eie. Wunder dl, Dran, satz mit neu e» «achte« Entzücken die schlanke Gestalt, da« blonde haor, die Augen, au« denen eine Seligkeit leuchtet«, mi« er sie noch nie bei ii»«W Menfchrn gesehen. ^