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Sk. 243 — Seite 2 ^ 5' Donnerstag de« 21. Oktober 1V16 Den rechten Ton zu treffen im Verkehr mit unseren Verwundeten — auch das ist H e i m a t d a n k. Freilich der reinste Ton lind der allsreichende Dank ist erst droben zu finden, in der ewigen Heimat. Wir wünschen allen unseren Helden diesen himmlischen Heimatdank. "IzDer Weltkrieg Der amtliche deutsche Tagesbericht (Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrigen Auflage enthalten.) (WTB.) Amtlich. Grobes Hauptquartier, 20. Oktober 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Bei einem Erkundungsvorstoße nordöstlich Prunay in der Champagne machten wir 4 Offiziere, 364 Mann zu Ge fangenen und erbeuteten drei Maschinengewehre, drei Minen werfer und viel Gerät. Bei Middelksrke wurde ein englisches Flugzeug abge schossen, die Insassen fielen in Gefangenschaft. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Gen erals eld m arsch,all« von Hindenburg: Nordöstlich und nordwestlich von Mitau machten unsere Truppen weitere Fortschritte. Wir nahmen mehrere feind liche Stellungen. Heeresgruppe des GeneralseldmarschallS Prinzen Leopold von Bayern: Nichts Neues. Heeresgruppe des Genesials von Linsingeu: Die örtlichen Kämpfe am Styr dauern noch an. Serbischer Kriegsschauplatz. Oesterreichisch-ungarische Truppen dringen auf Sabac vor. In der Gegend südlich von Nipanj sind weitere Kämpfe im Gange. Südlich von Lucica-Vozevac ist der Feind erneut ge worfen. Bulgarische Truppen setzten sich durch schnelles Zufassen in Besitz des Sultan Tepe (südwestlich Egri-Palanka); sie inachten beim Vormarsch auf Kumanovo 2000 Gefangene und eroberten 12 Geschütze. Der österreichisch-ungarische Tagesbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlantbart den 20. Oktober mittags: Russische, Kriegsschauplatz. Im Gebiete von Kolki dauerten, ohne daß es zu einer Aenderung der allgemeinen Lage gekommen ist, die Kämpfe auch gestern an. An der Putilowka erbeutete ein Streif kommando des Infanterie-Regiments Nr. 49 bei der Demolierung eines russischen Panzerznges, dessen Loko motive einige hundert Schritt vor unserer Stellung einen Granat-Volltreffer erhalten hat, 2 Maschinengewehre, zahl reiche japanische Handfeuerwaffen und viel Munition und Kriegsmaterial. Sonst im Nordosten nichts Neues. Italienischer Kriegsschauplatz. Das starke Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen an der Jsonzofront hielt auch gestern den ganzen Tag über an. Gegen die Hochfläche von Doberdo nahm es in den Nach mittagsstunden noch an Heftigkeit zu. Die italienische In fanterie griff im Krn-Gebiete gegen den Brückenkopf von Tolmein, dann gegen den Monte Sabotino, den Monte San Michele und östlich von Vermigliano an, wurde aber überall unter großen Verlusten abgeschlagen. Auch an der Tiroler Front kam es gestern zu größeren Kämpfen. Bei Tre-Sassi und auf der Hochfläche von Vielgereuth schlugen unsere Truppen je zwei Angriffe ab; die Gefechte bei Tre- Sassi führten stellenweise zum Handgemenge. In Jndi- carien, wo der Feind in der letzten Zeit gleichfalls eine er höhte Tätigkeit entfaltet, zogen sich unsere vorgeschobenen Abteilungen auf die Hauptwiderstandslinie zurück. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die in der Macva vordringenden österreichisch-unga rischen Truppen nähern sich Zabac. Bei Nipanj und süd östlich von Grocka warfen »vir den Feind aus einer stark besetzten Höhenstellung. Deutsche Streitkräfte erkämpften sich südlich von Semendria den Uebergang über die untere Ralja und gewannen südöstlich von Pozarevac in der Rich tung auf Petrovac erneut Raum. Die Vulgaren entrissen dem Feinde seine starken Stellungen ans den« Sultan Tepe, südwestlich von Egri- Palanka. Sie nahmen, gegen Kumanova vordringend, 2000 Serben gefangen und erbeuteten 12 Geschütze. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Fcldmarschall-Leutnant. Jstip und Radowist von den Bulgaren besetzt Sofia, 20. Oktober. Die Bulgarische Telegraphen- Agentur meldet: Die bulgarischen Truppen sind in die mazedonischen Städte Jstip und Radowist ein- gcdrungen. (W. T. B.) Durch den Erfolg am Sultan Tepe, südlich von Egri- Palanka, durch das Vordringen in der Richtung auf Kuma- nowa und besonders durch die Einnahme von Jstip und Radowist wird die Verbindung Serbiens mit Saloniki schwor bedroht. Von der Bahnlinie Nisch—Saloniki zweigt bei Uesküb eine andere Linie ab, die über Mitrowitza nach Kragujevac führte. Diese Linie war zu Beginn des Krieges allerdings noch nicht ganz ausgebaut. Von um so größerer Bedeutung sind daher die Besitznahme von Jstip und das bulgarische Vordringen im Tale der Bregalniza. Wird die Bahnlinie hier abgeschnitten, dann erwächst den Sächsische »olkSMu«« Hilsstruppen des Vierverbandes zuerst die Aufgabe, die bulgarischen Linien in Mazedonien zu durchbrechen, ehe sie den hartbeürängten Serben aus der Klemme helfen können. Diese Aufgabe ist aber fast unlösbar. Jstip und Radowist sind, ebenso wie Kumanowa, Namen, die aus dein zweiten Balkankriege bekannt sind. Jstip liegt am linken Ufer der Bregalniza, die südöstlich von Köprülü in den Wardar mündet. Die Stadt zählt ungefähr 18 000 Einwohner, sie ist sehr gewerbstätig, insbesondere der Mittelpunkt eines ausgedehnten Getreide- und Opiumbaues. — Radowist liegt südlich von Jstip an der Strumiza. Explosion einer Fabrik Paris, 21. Oktober. (W. T. B.) Gestern nach mittag hat in einer Fabrik in der Rue Tolbiac eine heftige Explosion stattgefunden, bei der 40 Personen getötet und viele verletzt wurden und einige Nachbarhäuser einstürzten. Alle Fenster jenes Stadtviertels sind zertrümmert. Die englischen Tardanellenverluste London, 20. Oktober. (W. T. B.) Der politische Korrespondent der „Daily Mail" stellt fest, daß die amt liche Verlustziffer des Dardanellenheeres mit 9 6 8 9 9 Mann die Erkrankten nicht enthalte. Englische Auswanderer London, 20. Oktober. (W. T. B.) „Daily Mail" berichtet: So viele junge unverheiratete Engländer beab sichtigten, nach den Vereinigten Staaten und nach Süd amerika auszuwandern, um sich dem Kriegsdienste zu ent ziehen, daß das Auswärtige Amt die Erteilung von Pässen vorläufig aufgeschoben habe. Afrikanische Plündcrbande» Paris, 20. Oktober. (W. T. B.) (Agence Havas.) Eine tunesische Garnison brachte den in Tripolitanien ge bildeten Plünderbanden, die die Grenze verletzt hatten, eine schwere Niederlage bei. Unter den Toten befindet sich der Hauptführer der Aufständischen. Die Garnison ver lor 40 Mann. Ministcrkrisis in Griechenland? Berlin, 20. Oktober. Blättermeldungen zufolge soll Zaimis die Absicht haben, zurückzutreten, da er schwer wiegende Differenzen mit Gunaris und Theodotis hat. Zaimis ist mehr für einen papiernen Einspruch gegen die Landungen in Saloniki, während die anderen Beiden mehr Schneid wünschen. Tie feindliche Flotte im Mittclmccr lahmgelegt Paris, 20. Oktober. Sonst gut unterrichtete Kreise versichern, daß die wirksame Tätigkeit der deutschen und österreichischen Unterseeboote im Mittelländischen Meere die französisch-englische Flotte zur völligen Un tätigkeit zwingt. 25 000 britische Kriegsgefangene in Deutschland Im englischen Unterhause teilte der parlamentarische Unterstaatssekretär des Kriegsamts, Tennant, mit, daß sich im September etwa 26 000 britische Kriegsgefangene in Deutschland befanden. Des Kanzlers Siegeszuversicht B erlin, 21. Oktober. (W. T. B.) Auf ein Tele- gramm des Vorsitzenden des Vereins Hamburger Reeder. Generaldirektor Ballin, hat der Reichskanzler mit einem Telegramm, in dein er seine Siegeszuversicht allsdrückt, geantwortet. Wachsende Tcutschfrcundlichkcit in Saloniki Paris, 21. Oktober. (W. T. B.) Der Bericht erstatter der „Information" in Saloniki schreibt, es sei eine unbedingte Notwendigkeit, mit Griechenland, das sich unter Deutschlands Einfluß täglich mehr vom Vierverbande ent ferne, kategorisch zu verfahren. In Saloniki seien 60 Prozenr der Bevölkerung deutsch- freundlich. Bomben über Bclfort Lyon, 20. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Progres" aus Belfort meldet, näherten sich die am Sonntag früh all greifenden deutschen Flugzeuge trotz heftiger Beschießung sehr schnell der Stadt. Nachdem sie dort Bomben ab geworfen hatten, entflohen sie und neue Flugzeuge kamen heran. So ging es bis 3 Uhr nachmittags. Viele Bomben fielen auf die Stadt und in die Gärten. Eine große Anzahl platzte nicht. Ein Mechaniker und ein Soldat wurden getötet: mehrere Personen wurden verletzt. Bomben über Nancy Lyon, 20. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Nou- velliste" aus Nancy meldet, überflogen Donnerstag nach mittag zwei Tauben Nancy und warfen Bomben ab. Frei tag nachmittag wurde das Stadtzentrum mit drei Bomben belegt: ihr Platzen verursachte lebhafte Erregung in der Bevölkerung. Eine Person wurde verwundet. Diese Luft angriffe waren die Ursache des Vcrgeltungsangriffes der französischen Flieger auf Trier. Uebrrsiedlung des diplomatischen Korps von Nisch nach Monastir Das Neuterschc Bureau verbreitet folgende Meldung der „Morning Post" aus Athen: Das diplomatische Korps in Nisch siedelt nach Monastir über, wohin mich ein Teil des Auswärtigen Amtes, alle nationalen Archive und die Serbische Nationalbank verlegt werden. Die Regierung bleibt vorläufig in Nisch. (W. T. B.) Störung der Bahnverbindung Saloniki—Uesküb Die Bahnverbindung von Saloniki nach Uesküb ist unterbrochen. Die Bevölkerung Ueskübs verläßt scharen weise die Stadt, weil die Serben Vorbereitungen treffen, sie bis zum Aeußerestn zu verteidigen. Einspruch gegen die Landung in Saloniki Lyon, 20. Oktober. „Republicain" meldet auS Achen: Der österreichisch.ungarische Ge sandte hat im Aufträge seiner Regierung dagegen Ein spruch erhoben, daß den feindlichen Mächten gestattet würde, Truppen in Saloniki zu landen, sowie gegen die Besetzung der Eisenbahnen Saloniki—Monastir und Saloniki—Uesküb durch die griechische Verwaltung und die Entlassung des österreichisch-ungarischen Betriebspersonals. Das Ergebnis unseres Handelskrieges im September Berlin, 20. Oktober. Ueber das Ergebnis unseres Handelskrieges im Monat September liegen folgende Ziffern vor: Es wurden durch Unterseeboote versenkt 29 Dampfer mit 103 306 Brutto-Registertonnen, 7 Fischerei fahrzeuge niit etwa 1200 Tonnen, 2 Transportdampfer mit etwa 19 849 Tonnen. Außerdem sind durch Auslaufen auf Minen vernichtet worden 6 Dampfer mit 20 612 Tonnen. Es handelt sich um Dampfer verschiedener feindlicher Natio nen. Zusammen wurden also vernichtet Schiffe von 144 977 Brutto-Registertonnen. Ausdehnung der französischen Wehrpflicht Wie schweizerische Blätter melden, haben im franzö sischen Ministerium die Vorarbeiten für eine Ausdehnung der Wehrpflicht bis zum 66. Lebensjahre be gonnen. Deutsches Reich — Ein Jubelfest der Hohenzollcrn wird am heutigen Tage in aller Stille und Herzlichkeit gefeiert. 600 Jahre sind nämlich verflossen seit dem Tage, an welchen: der erste Hohenzoller die Zügel der Negierung der Markgrafschaft Brandenburg übernahm. In den 500 Jahren hat sich die Herrschaft glanzvoll entwickelt, sie ist größer geworden an Ausdehnung und an innerer Bedeutung. In dieser ernsten Zeit geziemt es sich nicht, einen Jubelhymnus anzn- stimmen, aber es darf doch gesagt werden, daß für Preußen die Hohenzollern ein großes Glück gewesen sind. Weit blickende Herrscher haben für das Land segensreiche Maß nahmen ergriffen und Helden haben ruhmreich gefochten, so daß den Hohenzollern Dank und Anerkennung zu spen- den ist. Möge nach glücklich beendigtem Kriege das Haus Hohenzollern weiter segensreich regieren, das ist das Gebet eines jeden aufrichtigen Deutschen am heutigen Tage. X — Maßnahmen geKn die Teuerung sollen nunmehr endlich im Reiche und in Sachsen getroffen werden. Die Prüfung der Sachlage und der einzelnen Vorschläge im Reichs-Staatssekretariat des Innern sind beendigt und in diesen Tagen werden die entsprechenden Verordnungen vom Bundesrat beschlossen und bekanntgcgeben. Wie wir hören, wird der Butterpreis für den Großhandel für das ganze Reich einheitlich auf 2,40 Mark festgesetzt, der Kleinhandel hat dann die Butter mit höchstens 2,60 Mark abzugeben, ein Preis, der dem Geldbeutel der wenig bemittelten Bevölkerung nicht entspricht, der aber bei der Butterknappheit wohl kaum zu ändern sein wird. Sachsen kann bei der Preisfestsetzung nicht allein Vorgehen, wie z. B. Bayern, weil Sachsen zu wenig Butter produziert, es ist auf die Einfuhr in hohem Maße angewiesen. Weiter verlautet, daß Milch- und Petroleum karten aus gegeben werden sollen. In allen in Betracht kommenden Instanzen wird augenblicklich fieberhaft gearbeitet, um dem Lebensmittelwncher zu steuern. Aber das sei hier gleich ge sagt, diese Arbeit hätte schon vor Wochen beendigt sein müssen. Die gewissenlosen Leute, die die geschäftliche Lage in so wucherischer Weise ausgebeutet haben, werden hoffent lich sämtlich an den Pranger gestellt. Neuerdings halten die Bauern mit den Kartoffeln zurück, weil sie die Preise in die Höhe treiben wollen. Sie werden sich aber täuschen. Amtlich wird erklärt, daß die Preise unter keinen Umständen steigen werden. Wer jetzt nicht gut willig die Kartoffeln auf den Markt bringt, dem werden sie demnächst beschlagnahmt, und wer sie verfüttert, der wird bestraft. , X — Warum wird auch der Zucker teurer? Von den Lebensmitteln, die in Deutschland erzeugt werden, gehört bekanntlich der Zucker zu denjenigen, woran wir großen Ueberfluß haben. Trotzdem ist der Zucker seit vorigem Jahr um über 25 Prozent im Preise gestiegen. Im Klein handel kostete der Zucker vor dem Kriege das Pfund rund 22 Pfennige, jetzt rund 30 Pfennige. Warum? — Nu» das Gegenbild. Die größte Zuckerraffinerie befindet sich in der Altmark. Sie zahlte zuletzt 20 Prozent Dividende gegen 10 Prozent im vorhergehenden Jahre. In diesem Jahre verlautet noch nichts Näheres über die Dividende, doch wird ein geradezu fabelhafter Satz genannt. Die Fabrik hat dabei billige Arbeitskräfte; in der gewal tigen Raffinerie arbeiten Hunderte von Russen. Billige Arbeitskräfte, ungeheuer viel Rüben, ungeheuer viel Zucker — und trotzdem Preistreiberei! — Hier ist also auch etwas für die „Reichsprüfungsstelle". — Wie werden die Eier teurer? Ein Wiener Groß händler, welcher in Friedenszeiten 6000—6000 Kisten Eier monatlich in Deutschland einfllhrte, macht folgende An gaben. Oesterreich hat dem Deutschen Reiche gestattet, monatlich 160 Waggonladungen Eier auszn- siihren, sofern Deutschland das Wagenmaterial stellt, und zwar aus Oesterreich-Ungarn 120 Waggons und aus Gali zien 30 Waggons monatlich. Die deutsche Regierung über gab den An- und Verkauf an die Zentral-Einkaufs-Gesell- schaft, G. m. b. H., Berlin, Bernstraße 21. Die Gesell schafter, welche keine Fachleute sind, nahmen sich vier Eierhändler, welche , pro Kiste für Ein- und Verkauf 10 Mark erhalten. Für eine Kiste Eier, ent haltend 1440 Stück oder 24 Schock, wurden in Galizien 200 Kronen — 146 Mark bezahlt. Die Fracht in Waggon- latmngen stellt sich pro Kiste auf 4 Mark bis Berlin. Dort würde auf dem Wege der Auktion die Kiste auf 220—240 Mark getrieben. Zu bemerken wäre noch, daß sich 1