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Sächsische Volkszeitung : 24.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192106247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-24
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.06.1921
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Freitag, den 24. Juni 1VS1 Sächsische «»lkszeitung Nr. 143. Seit- S ringebracht. Tie unabhängigen Sozialdemokraten beantragen auch dieses Mal wieder di« Streichung des 3. Absatzes vom 8 1, worin der Wafsengebrauch bei Fluchtversuch ausdrücklich vorge schrieben wird. LS sprechen zu diesem Gesetz nur di« sozialistischen Parteien, um ihre Anträge zu empsehlen. Diese sind jedoch schon sin Ausschuß eingehend erörtert worden und hatten auch dort Zustimmung der Mehrheit nicht gefunden. Sämtliche Abände- rungsanträge werden auch im Plenum abgelehnt. Der Ent wurf wird in der Fassung der 3. Lesung in der Gesamtabstim mung gegen die Stimmen der drei sozialistischen Parteien end gültig genehmigt. Ten Rest der Tagesordnung füllt die zweite Lesung über den Entwurf eines Nachtrags zum ReichS- hanshnltsplan 1921 aus. Es handelt sich darin um den Haushalt des Reichspräsidenten, des NeichsministeriumS mit dem des Reichskanzlers und der Reichskanzlei, des ReichSstnanzmini- sterinms, des allgemeinen Pensionsfonds, der Rechnungshofes des Tentschcn Reichs und des Reichsjustizministeriums. AuS dem rmikswsrLschaftlichen Ausschutz Berlin, 22. Juni. Im Reichstagsausschuß für Volkswirt schaft sagte Staate ekretär Hirsch noch: Die Arbeitslosen zahl betrug im August 1920 400 000, im September 850 000, am l. Mär, 1921 4291XX). am 1. April 416 000, am 1. Mai 4M OM, am 1. Juni 360 000. Bezeichnend für die Arbeitslosig keit des deutscheil Volkes sei die Umgruppierung, die sich inner halb der Arbeiterschaft in den Bergmannsberuf hinein iü der Zeit von Mitte 1919 bis Ende 1920 vollzogen habe. Rund 220000 Arbeiter seien üi dieser Zeit neu in den Berg mannsberuf eingetreten. Der Umgruppierung der deutschen Arbeiter stelle in diesem Maße wohl kein anderes Land der Welt ein analoges Beispiel gegenüber. Die Förderung im März sei im ganzen günstig gewesen. Seit Monat März, wo die Ueber- scbichlen wegfielen, wegen der Verhältnisse in Oberschlesten, sei allerdings eine bedenkliche Bcrschsechterung eingetreten. Einen Ersatz bietet die Braunkohle, die in stärkerem Maße gewonnen werde als im Frieden. Hier stehen 10,5 Millionen Tonnen För derung im April 1921 einer Friedensproduktion von 7,3 Millionen Tonnen gegenüber. Die Reparation beeinträchtige in jedem Falle die innere Kaufkraft. Man könne hier nicht einfach die Noten presse zu Hilfe nehmen. Bei den steuerlichen Maßnah men werde auch der Verbrauch n i ch t u n b e a ch t e t bleiben können. Dies bedeute aber erhebliche Erschwerungen für den Arbeitsmarkt. Hierzu käme die Annäherung des Kohlenpreises an den Weltmarktpreis. Eine entsprechende Einstellung auch anderer Preisgebiete sei die notwendige Folge. Tine An passung der Industrie an die neuen Verhältnisse werde sich vollziehen müssen. ES werde mancher minderleistungSsähige Betrieb nicht mehr mitkönnen. Es gehe nicht an, daß bauernd in den Betrieben mehr Arbeitskräfte beschäftigt werden, als sachlich erforderlich sind. Der Umgruppierung der städ tischen Bevölkerung auf da» Land steht der Staats sekretär skeptisch gegenüber. Eine nene Reichsauleihe (Eigener Drnhtbericht der «Sachs. BolkSzeitg.") Berlin, 24. Juni. In dem Nachtrag zum ReichShauShalt- plan für da» Rechnungsjahr 1921 wird der Reichsfinanzminister ermächtigt, zur Bestreitung einmaliger außerordentlicher Aus gaben die Summe von 16 069 807 808 Mark im Wege der An leihe flüssig zu machen und zur Durchführung der Aufgaben der Hilfslasse für gewerbliche Unternehmungen eine Garantie bis zur Höhe von 50 Millionen Mark zu übernehmen. Um das Saargebket Berlin, 23. Juni. Wie bereits gemeldet, hat sich der Völ» kerbnndsrat aut seiner Konferenz in Genf u, a. auch Mit dem Saargebict beschäftigt. Zur Beratung standen ri. a. auch ver schiedene Proteste der deutschen Regierung gegenüber einzelnen Masmahmen der Regierungskommission, die nach Auffassung der deutschen Regierung den Bestimmungen des Saarbeckenabkom- me»S im Friedensvertrag zriwiderlanfen. Es handelt sich zu nächst >i»i die Frage der französischen Gendarmerie und der französischen BesatzunpStruppen im Saargebiet, um die Einführung der Frank Währung und um die Massenausweis ungen von Bewohnern aus dem Saar- gebiet. Die deutsche Regierung hatte in ihren Protesten die einschlägigen Bestimmungen des Friedensvertra ges ausgesprochen »nd nachgewiesen, daß die Verordnungen der RegicrungSkommission diese Bestimmungen verletzen. Alle diese Fraaen baben nach Pressemeldungen den Völkerbundsrat in Genf beschäftigt. Er bat sich von der Berechtigung der deut schen Proteste dadurch Klarheit zu verschaffen gesucht, daß er den Präsidenten der MegicrungSkommifsion des Saargebietes, gegen den sich in erster Linie die Beschwerden richten, nach Genf benef und ihn dort leinen Standpunkt vertreten ließ. — Wie in den Meldimaen gesagt wird, bat der Völkerbundsrat sich der Stell nng des Präsidenten Raould ohne Einschränkung angeschlossen und hat damit zum Ausdruck gebracht, das er dasschreiende Un recht, das im Saargebiet gegen die deutsche Be völkerung zur Anwendung komint, bestehen lassen will. Derselbe Völkerbund, der bei Schaffung des StaOitS ausdrücklich betonte, daß die Regiernngskommission ein- gelctzt werde inr Wabrnng und Sicherung der Rechte der Be völkerung. läßt eine AnSleanng dieser Bestimmungen zu, die dem Geilt und Buchstaben dieser Abmachungen direkt znwider- lönst. Geoen dieses Nnr-cht und gegen diese Beugung der Rechisbestimmnnaen bat die deutsche Regierung im Namen der Gerechtiakeit und im Name» der deutschen Bevölkerung deS Saaroebietes auf dos nachdrücklichste und wiederholt protestiert. Der deutschen Regierung ist keine Gelegenheit gegeben worden, ihre Auffassung zu vertreten. Man bat dieles Recht nur dem Präsidenten der Regierung?» kowmist'ion eingcranuit. J"er Vö'kerkuindsrat bat sich mit dieser Entscheidung zweifellos keinen aroßen Dienst getan, da imn-er- bin in einem Teile der deutschen Bevölkerung »nd auch bei einem Teil der Bcbö'b-'-ung der neutralen Länder die Anfsastimg beüand. daß der Völ'e-bund die oberste Instanz deS Völker rechts wie auch nnberdem des allgemeinen Rechts sein soll. Durch eine solche Entschejduna wie die über das Saarnebiet ist der lebte Rest des Vertrauens in das Gerechtigkeitsgefühl deS Völkerbundes zerstört worden. In der nächsten Zeit wird die deutsche Regierung ein Weißbuch über die Saarfrage her- ausgeben. (Eigener Drabtbericht der ..Sachs. Volkszeit g.*) Amsterdam. 21. Juni. Ans London wird acmeldet, auf Anfragen im Varlament erklärte der Schgtzknnzler, er schabe den Wert der empfangenen Lieferungen anS Deutschland als Revaration aus etwas mehr als 6 Milliarden Gosdmark. Deutschland habe teils bar. teils in dreimonaifristiaen Schuldscheinen bezahlt. Die ganze Reparationsech"ld wurde vom RcparationSansschuß auf 132 Milliarden festgesetzt. Protest Boyei"'« aeoen die schwarze Sctzmartz München, 23. Juni. Im Landtag stand beute die In terpellation der Dcntschdemokratischcn Partei wegen Mißhandlung deutscher Kriegsgefangener zur Vcsvrechnng. Aba. Dr. Müller (Dem.), der die Interpellation begründete, verlangte Sammlung, Sichtung und Verbreitung der MatewalS über die KrieaSarenel und KrieaSverbre» chen der Entente. Die Verletz»»»«« de» Versailler Vertrage» und die nach Abschluß des VertraacS begonnenen Greuel, die Greuel in Oberschlesien zwänaen denn, daß die Reichs- rcoseruna sieb an die ganz« Welt wendet. Der Redner forderte weiter Freigabe der leb ?n Jriegsgebinaenrn ans Frankreich »nd legt« schärfsten Protest ei« gegen die Behandlung de» Reichsgerichte» durch die Entente. Der Gipfelpunkt der Scheuß, lichkeiten bleibe die schwarz» Schmach. (Lebhafte Zustim mung.) Sozialminister Oswald erklärte in Beantwortung der Interpellation, daß die Fälle don völkerrechtswidriger Be handlung der deutschen Kriegsgefangenen zu den Akten genom men seien. Da» vorliegende Material sei ziemlich umfangreich. Ein« neu« Stelle für Bayern zur Prüfung und Sichtung de» Material» zu schaffen, sei nicht notwendig, da di» Reich», regierung bereits über umfangreiche» Mate rial verfug» und bearbeitet habe. Im Laufe der Aus sprache gab Abgeordneter Giehrl (Bayer. volksp.) «ine Er, Uärung bekannt, di« von den Fraktionen der Bayerischen Volks partei, der Mittelpartei, der Demokraten, des Bauernbundes und der Mehrheitssozialisten schon früher beschlossen wurde und nunmehr der Oeffentlichkett übergeben wird. In dieser Er, Uärung heißt eS: Der bayerische Landtag erachtet e» als gebie terische sittliche Pflicht, zu der großen Fülle von Einspruch, erhebungen, die gegen die drückende schwarze Schmach in den besetzten Gebieten des deutschen Vaterlandes sich wenden, auch seinerseits ein lauteS Zeugnis tiefster Entrüstung zu fügen. Die Verwendung farbiger, völlig wesensfremder Be- sahungstrilppen ist ein traurige» Denkmal rücksichtslosester Siegerbrutalität und ein kulturschändendeS Verbrechen. Namens der Kultur wenden wir uns an das Kultnrgewisscn der gesamten Welt, da» zu unserer Freude in verschiedenen feind- lichen und nentralen Ländern sich mit Macht zu regen beginnt und mit un» im Bunde die drückende Kette zu sprengen trach- ten möge. Beseelung Oberschlesten« vom de« Insurgenten London, 23. Juni. Im Unterhaus» erklärte Eham- berlain über die Konferenz Lord Curzon» mit Briand, di« Lage in Oberschlesien sei erschöpfend geprüft worden. Dem Plane, der ein« progressiv» Zurückziehung der Insurgenten und des deutschen Selbstschutzes aus dem strittigen GeLiek vor sehe, sei zugestimmt worden. Die alliierten Streitkräfte, die an nähernd 20 000 Mann betragen, sollen für die Aufrechterhaltunz der Ordnung in dem geräumten Gebiete so lange verantwortlich sein, als die Entscheidung' des Obersten Rate» über die zukünf- tigen Grenzen noch in der Schwebe sei. Es sei beschlossen wor den, den alliierten Kommissionen in Oberschlesien jede mögliche Unterstützung sowohl am Orte selbst, als auch durch Vorgehen in Berlin und Warschau zu gewähren. Um die endgültige Lö sung zu beschleunigen, sei beschlossen worden, die Kommission zu fragen, ob sie nicht mit Rücksicht auf die geänderten Verhält nisse innerhalb angemessener Zeit einen gemeinsamen Bericht an Stelle der vor einigen Wochen abgegebenen Teilberichte er statten könnte. Falls Unterstützung durch technische Beamte ge wünscht werde, werden solche zur Verfügung gestellt. Falls kei» ner dieser Wege als praktisch oder angängig angesehen werde, seien die alliierten Negierungen bereit, die Angelegenheit einem in Paris oder London tagenden technischen Ausschuß zu überweisen, »m dem Obersten Rat bei seiner endgültigen Ent- scheidung behilflich zu sein. ES sei zugestimmt worden, daß der Oberste Rat im nächsten Monat in Boulogne zusammentrete, wo diese und andere Gegenstände behandelt werden sollen. Di« Pariser Verhandlungen seien durchaus im Geiste größter Freundschaftlichkeit getragen gewesen. Der Wunsch der Mächte, im engsten Zusammenwirken vorzugehen, sei auf» neue zum Ausdruck gekommen. Briand über Oberschleste« Paris. 23. Juni. In der gestrigen Sitzung der GenatS- kom Mission für auswärtige Angelegenheiten sprach sich Briand über die oberschlestsche Angelegenheit, die Lage im Orient und die Verhandlungen mit Deutschland anS. BetreisS Oberschlesien scheine, wie er ausführte, schon jetzt sicher zu sein, daß der Oberste Rat nur über ein einmüti ges Abkommen entscheiden werde, da» die Interalliierte Kpniiiiission angenommen. habe. Die augenblicklichen Kommissio nen würden an Ort und Stelle verbleiben. Bezüglich de» OrientS erschetne es wahrscheinlich, daß die Türken und die Griechen in Anbetracht der kritischen Lage, in die eine neue Offensive sie bringen könne, die angebotene Vermittlung der Alliierten an nehmen' würden. WaS die deutsch-französischen Verhandlun gen anbetresse, so sei e» verfrüht, bas Ergebnis vorauszusehen. Die Verhandlungen Höfers mit der inter alliierten Kommission (Eigener Drahtbericht der «Sächs. VolkSzeitg.*) BreSlau, 24. Juni. Der Abschluß der Verhandlungen de» General» Höfer mit der interalliierten Kommission ist stünd lich zu erwarten. Wenn die Bedingungen sich nicht zu unseren Ungunsten von dem Ergebnis der Verhandlungen HöferS mit Henniker unterscheiden, dürften sie vom ZwölferauSschuh ange- nommen werden. Das Hauptziel für die deutschen Vertreter bleibt die möglichst rasche Befreiung des Industriegebietes und die Wiederherstellung des Wirtschaftslebens. Der Gedanke einer aktiven Beteiligung des deutschen Selbst schutzes an der Säuberungsaktion ist fallen ge» lassen worden. Auch die deutsche» Ncichslagsabgeord- neteu baben sich davon überzeugt, daß die gedachte Lage in Oberschlesten die deutschen Vertreter zwingt, auf jede populäre Prestigcpolitik zu verzichten und lediglich immer wieder die Ver antwortung der Entente für die Wiederherstellung der Ordnung und der Wiedergutmachung des Schadens zu betonen. Die Behauptung der französischen Note, daß Kor- fanty und die Polen gutwillig seien im Gegen satz zu den deutschen Vertretern, wird täglich Lügen gestraft. Auch heute liegen Meldungen über neue unerbörte polnische Uebergriffe vor. Die neuen Er eignisse in Rvbnik haben gezeigt, daß der italienische Kreiskon- trolleur noch keineswegs hier der Lage gewachsen ist und die deutschen Einwohner vor den polnischen Uebergriffen nicht zu schützen vermag. Explosion pa nischer Muvitionrwagen Nybnik, 23. Juni. Auf dem hiesigen Bahnhofe sind gestern zwei polnische M unilionSwaggonS auf bisher »och unaufgeklärte Weise explodiert. Der Sachschaden ist über aus groß. Unter anderem sind in weitem Umkreise die Baon- gleise und Weichen unbrauchbar geworden. Von den umstehen, den Häusern sind sämtliche Fenster und Türen herauSgerissen worden. Nach vorsichtiger Schätzung beläuft sich der entstandene Schaden auf 35 Millionen Mark. Von dem Polin- scheu Kommandanten wurden eine Anzahl deutscher Kanfleute der Stadt Rvbnik verhaftet, da man den Deutschen die Schultz an der Explosion in die Schuhe zu schieben sucht. Die Erregung in der Stadt ist ungeheuer. Den Bemühungen des italieni- scheu Kreiskontrolleurs gelang eS noch nicht, die Verhafteten frei zu bekommen. Auslieferung Danzia« an Polen Paris, 23. Juni. Der Rat des Völkerbundes hat sich ge. fiern eingehend mit der Angelegenheit de» Freistaates Danzig beschäftigt. In Gegenwart des Vertreter» Polens und des Bürgermeisters von Danzig Dr. Sahm wurde einstimmig ein Beschluß gefaßt, der besagt: Die polnische Regierung ist be sonder» geeignet, im gegekenen Falle die Verteidigung der freien Stadt Danzig zu sichern und die Aufrechterhaltung der Ordnung auf dem Gebiete der Stadt Danzig, falls die lo kalen Kräfte bierzu nicht auSreichen, durchzuführen. Zu diesem Zwecke hat der Oberkommissar gegebenenfalls den Rat de» Völkerbunde» um Instruktionen zu bitten, dem er gleich zeitig Vorschläge über die zu ergreifenden Maßnahmen zu unterbreiten hat. Ein derartiger Auftrag kann Polen erteilt werden, wenn dn» Gebiet Danzig einem Angriff, einer Dro- kmng ausgesetzt ist, die von irgend einem Staate, abgesehen von Polen, ausgeheu, nacodem sich der Kommissar persönlich von der dringenden Gefahr überzeugt hat, oder, falls Polen sich au« irgend einem Grunde in die Unmöglichkeit versetzt steht, den Schutz auszuüben. Wenn das gewünschte Zie^ zur Zufrieden, heit des Oberkommissars erreicht ist, werden die polnischen c Truppen wieder zurückgezogen. England und die KriegSprozesse London, 23. Juni. Im Unterhaus« erklärte der Gene- ralstaatSanwalt Sir Pollock: Mehrere englische Zeugen aus dem Leipziger Prozesse hätten bei der englischen Regierung Vorstellungen bezüglich der Art erhoben, tn der ihre Bekundi- gungen behandelt worden seien. Sobald die gegenwärtige Reihe der Leipziger Prozesse zum Abschluß gelangt sei, sei beab sichtigt, mit den anderen Mächten tn Erwägung über das weitere Vorgehen bezüglich der Kriegsbeschuldigten einzutreten. Indessen sei einstweilen noch nicht geplant, bet der deutschen Regierung Vor stellungen zu erheben. Leipzig, 22. Juni. Bekanntlich soll der englische Staats anwalt Pollock nach der Freisprechung de» Sapitänleutnant» a. D. Neumann durch da» Reichsgericht geäußert haben, di, Entscheidungen de» Leipziger Gerichtshöfe» zögen nicht den Ver lust der Rechte der Alliierten nach sich, die sich au» dem Frie- dcnSvertrag ergäben. Sobald die Prozess« vor dem Leipziger Ge richt beendet seien, würden di« Alliierten beschließen müssen« was zu tun sei. Hierzu schreibt Reichsgerichtsrat a. D. H. Witt« maack den „Leipz. Neuesten Rachr.", bei den jetzt zur Ab urteilung stehenden KriegSbeschuldtgten, die tn der Liste vom 7. Mai 1920 aufgeführt seien, Handel« «S sich nicht um solche, ans die sich der Friedensvertrag beziehe. SS seien die» Fälle/ für welche die Gerichte der alliierten Staaten nicht zuständig seien, und nicht zuständig werden könnten. Ti, Alliierten könnten also dies« KriegSbeschuwigten nur auf Grund' eines Ausnahmegesetzes zur Verantwortung ziehen, welches mit den allgemein anerkannten RechtSgrundsätzen tn Widerspruch stehen würde. ES sei ausgeschlossen, daß ein solches Gesetz erlassen werde, da auch tn den Ententeländern «tn geordneter Rechtszustantz herrsche. — Der Prozeß gegen den Kapitänleutnant zur See L, Dithmar und den Leutnant zur See a. D. John voldt (die» ist der richtige Name) wird voraussichtlich erst am 12. Juli stattfinden, vorausgesetzt, baß «S bt» oahtn möglich gewesen ist, sämtlich« englischen Zeugen zu laden und nach Leipzig zu bringen- Die englische Streikbewegung (Eigener Drahtbericht der «Sächs. VolkSzeitg.'s London, 24. Juni. Eine Generalversammlung de» Exe kutivkomitee» sämtlicher Arbeitervereinigungen wird am mor gigen Sonnabend ftattfinden, um über den Generalstreik zu entscheiden. ES verlautet, daß mehrere der wichtigsten Arbeiter organisationen den Bergarbeitern zu verstehen gegeben haben, daß sie vorläufig nicht für den Generalstreik zu haben find. Zurückstellung de» »Resolution Porte» Part», 28. Juni. Wie die »Chicago Tribüne" aus Washing ton meldet, ist in gemeinsamer Sitzung vom Repräsentanten. Hause und Senat gestern auf Betreiben der Mitglieder des Re- präsentantenhaule» die Resolution Porter, die den Friedens, zustand mit Deutschland erklärt, zurückgestellt worden. Di« kommeude Offensive de» Proletariats London, 23. Juni. Wie „Morning Post" au» Reval meldet, ist in Moskau der dritte Kongreß der dritten Internationale er öffnet worden. Der augenblickliche Vorsitzende Sinowjew erklärte Vertretern der auswärtigen Presse, baS Programm deS Kongresses sehe eine Offen sive des Proletariat» tn naher Zukunft vor. Einer der wichtigsten Punkte des Programm» sei die Zu sammenfassung aller Kräfte auf die Propaganda und Revolutions tätigkeit im Osten, In einer vor Eröffnung des Kongresses, ge haltenen Rede erklärte der Volkskommissar Trotzky: Wir müs sen mit dem revolutionären Geiste nicht nur den Westen bearbei ten, sondern auch den Osten und vor allem die östlichen Kolo nien der Großmächte, auf die der KapitaliSniuS augenblicklich seine Hoffnungen baut. Wir haben unsere Illusionen bezüglich des unmittelbaren AuSbrucheS einer Weltrevolution begraben. Tex kommende Kamps werde «tn sehr blutiger sein. Kriegszustand zwischen Rußland und Japan Reval, 23. Juni. Tschitscherin hat den alliierten Mächten mitgeteilt, daß Rußland in den Kriegszustand mit Ja- pan «ingetreten sei, weil dieses in Gemeinschaft mit den Ge genrevolutionären Teil« Ostsibiriens festhalte. Dl» Verhandlungen zwischen Ungarn und dev Tschecho-Slorvakei Prag, 23. Juni. Da» Tschecho-Slowakische Pressebureau Ministern Benes ch, Benffky und Teleki haben, wie es Ministern Benesch, Bensky und Teleki haben, wie es scheint, den Hauptzweck, den Weg für die Erledigung der Fra gen, mit welchen sich die Fachkommissionen in Budapest und Prag beschäftigt haben, zu ebnen. Sie lassen sich in folgende Kategorien einteilen: 1. in Handelsfragen, zum Beispiel Kotzle, Er^, Getreide, die Situation der Maschinen- »nd Metallindu strie, unlauterer Wettbewerb usw.; 2. Verkehrsfrage n, unter denen sich an erster Stelle eine geeignete Verbindung der Tschecho-Slowakei über Ungarn mit Rumänien und Sud- slawien befindet; 8. juristische, politische und' Kirchenfiogen, 'owie Fragen de» kirchlichen Eigentums; 4. finanzielle Fragen, 'o zum Beispiel die Tepositenfrage, die Ausgleichung der Krön- orderungen usw. DaS Herner GrubernmaUlck Herne, 23. Juni. Von den in den Krankenhäusern unie» gebrachten 70 Verletzten der Zeche Mont Cenis sind bis beute vor mittag 10 Uhr insgesamt 5 gestorben. Bei weiteren 5 Schwerver letzten ist der Zustand nicht unbedenklich. AnS dem Bergmanns- Heim in Bochum konnten gestern von insgesamt 25 Verletzten 7 entlassen werden. Weitere Entlassungen werden heute erfolgen. Im katholischen Krankenhaus Sodingen-Börnig sind 32 Verletzte untergebracht, darunter ein Schwerverletzter. AuS dem katholischen Krankenhause tn Herne konnten die dort befindlichen 9 Verun glückten sämtlich entlassen werden. Im evangelischen Kraiikcn- tzruse sind 4 Verletzte untergebracht, für die keine Lebensgefahr besteht. Bis jetzt find 81 Tote festgestellt. Die Bestattung der Op fer de» Grubenunglücks findet am 24. Junt statt. Säuberung im bayerischen Landtag (Eigener Drahtbe'-ickit der .Sach'. Volk'zig.) Berlin, 24. Juni. Wie anS München gemeldet wird, wurde ein Antrag ans Haftentlassung der Abgeordneten Tol ler. Ntqksch, Eisenberg, Sauber, tzagemeisteq und Schmidt, sämtlich der USP. angehörig, vom Gesäi'sts- ordnungSauSschuh des bayerischen Landtages mit den Stim men der nichtsozialistischen Parteien abgelehnt. Eine k'Sqlicde Hö!z»Denil,n?iration (E'gener Drahtbericht der „Sächs. V olk» zeitg.'s Berlin, 24. Juni. Die von der VKPD. und KAPD. zuerst am Kurfürstendanlm in Berlin geplante und infolge des Poli zeiverbotes nach dem Schloßplatz verlegte Hölz-Demonstration ist recht kläglich verlaufen. Die VKPD. sammelte ihre Züge vor dem Neptunbrunnen, die KAPD. zog mit ihrem Fähnlein zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Je fiigendlicher die Sprecher, um so blutrünstiger die Phrasen. Man müsse jetzt zum Han deln schreiten, die Bourgeoisie auSrotten, jeder Einzelne mnis« ein Holz werden usw. Al» der Regen deftiger wurde, setzte ein« Massenflucht ein. Man machte schleunigst Schluß, um wenig stens noch einen einigermaßen demonstrativen Rückzug zu er möglichen. An der Kaiser-Wilbelm-Gedächtnisfirctic, wo ein Verbot des Polizeipräsidenten der Abhaltung von Vcrsawm«
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