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Sächsische Volkszeitung : 17.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191903177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19190317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19190317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-03
- Tag 1919-03-17
-
Monat
1919-03
-
Jahr
1919
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Nr. SS 18. Iahrg. Mo»tag, den 17. März i»'v abends »SV»»«»»»«», Ul Mus». »ettaa« vter»ljLhrtt» In Drr4d«n un» «an» Deutsch. Klm» ».IM F« m Orsterrrtch «M^»»«LmttMuftr. «l »n» ftet »«i, ».««ic. » dtnretMhrUch ».««In De»«»« und aanj Deutschland frei Hau» F in Oesterreutz »L« X. rtniel-rrunnuee IO Dt« küchfische «olkljrttuna erschein« an allen vechentagen naq««ag». Sächsische lSsschZstsft.lle «nt» «-»«««««, Dr-iiden- « 1«. HotbeinUrich« 4« Fernsprecher LI SSL «ostschecktoata Leipzig Rr. 147»? Auzrigen, Stnua von vnie von »eschüftranjetaen d» lOll-r gainllieiianzeige» bi» II Uhr dorm Preis sül diePeni kpattjeiletkk ^.tmNetla- n,eieil v>0 I. Fann! sn-Anjeiien RO I Für imdsutllch geschriebene, sonne durch ffern- irccher «usgegebene «nzeiacn lSnnrn Io« Ke einntwortllchtktt sür die Nicht,-teil deS Depe» nicht übernehmen. Sprechstunde ber Redakttom II—IS Uhr vorm Einzige katholische Pageszemm« w «.»>»,«« Brgcw »ee Aentrumspuriel- Ausgabe^ mit illustrierte» <km«ryaMmgsdeUayl «ur ^ocventts,»«v« Uvsgad^ k au» mit derWoche»beila-e° Der falsche Weg. G Die „Dresdner Dolkszeitung" veröffentlicht in ihrer Nummer 60 vom 13. März 1910 einen Artikel: „Die Angst vor der Sozialisierung", der demago gischer und schwächer dieses wichtige Thema nicht behandeln konnte. Hier bezeichnet man die große Besorgnis, die in den Reden der nichtsozialistischen Abgeordneten der Natio nalversammlung zum Ausdruck kam, verächtlich mit dem Worte „Angst". Es dürfte für die Mehrheitssozialisten wirklich am Platze sein, endlich mit ihrer törichten Klassen- verhetzung ein Cube za inachan. Das Organ bringt wört lich folgenden Satz: „Das Geschrei, das jetzt von den Leuten erhoben wird, di« vor der Sozialisierung eine Höllenangst haben, braucht die deutschen Voltsmasscn um so weniger zu rühren, als das Verhalten der deutschen Regierung und die Stellung nahme der nichrheitssozialdemokratischen Partei Gewähr dafür bieten, daß nicht durch unbesonnene und törichte Erpenmente unser Wirtschaftsleben zerschlagen wird." Ein Gesetz, das den Anfang einer vollständigen Umwälzung unseres Wirtschaftslebens be deutet, wird heute in einigen Tagen in der Nationalver sammlung mit größtmöglichster Schnelligkeit erledigt. Ist es da verwunderlich, daß Persönlichkeiten, denen auch dir Herren Sozialdemokraten doch sicherlich weder überragende Tüchtigkeit noch eingehendste Fachkenntnis abzusprechen wagen werden, ihre ernstesten Besorgnisse ansdrücken. Wir sind vollständig am Ende unserer moralischen und wirtschaft lichen Kräfte und ausgerechnet in diesem Momente wird mit dem Experiment der Sozialisierung begonnen, muß begonnen werden, weil eine laut schreiende Masse, von skrupellosen Nevolutionsritteru ansgcpeitscht, alles terrori siert. Wir kommen um diese bedauerliche Tatsache nicht herum und wir können sie um so offener festnageln, da ja die Zent r ll in s p a rtei sich der Sozialisierunasbewcgung von vornhcrein nicht ablehnend verhalte» hat. Das Verhalten der jetzigen Regierung und noch mehr die Mehrheitssozialdemokratie berechtigt durchaus nicht zu den stolzen Erwartungen, die die „Dresdner Dolkszeitung" äußert. Was hat denn die Mehrheitssozialdemokratie oder vielmehr ihre Führer, die bis heute noch die gesamten leiten den Ministerposten ini Deutschen Reiche inne habe», so Her- voriagendes geleistet. Zuerst haben sie es mit bewunde rungswürdiger politischer Staatsweisheit verstanden, sich jeder Autorität zu entkleiden. Wir wollen es ganz offen aussprechen, niemals hat es eine so inachtlose Regierung in Deutschland gegeben wie heute, besonders hier in Sachsen. Die Machtmittel der sächsischen Regierung be stehen aus einigen hundert Mann, ihr Einfluß reicht nicht über den Stadtbezirk Dresden. War das notwendig? Mußte das sein? Nein. Als die Feldarmee in die Heiniat zurückkebrtc, war sie immerhin in der großen Mehrzahl intakt und stellte sich geschlossen hinter die Regiettmg. Was taten unsere Staats lenker? Anstatt die durch die Revolutionstage verwilderen und undisziplinierten Heimattruppen aus den Kasernen zu entfernen, anstatt die kaum dein Kindcsalter entwachsenen Umstürzler zu Muttern zu schicken, wurden die disziplinier ten Truppenteile mit beschleunigter Eile entlassen, je diszi plinierter, desto schneller. Die Nevolutionshelden wurden aber mit dem Schutze der köstlichen Errungenschaften beauf tragt. Sie haben das Schützen und Stützen der Regierung und der neuen Republik so glänzend besorgt, daß die Negie rung alle Manschetten vor ihren Beschützern hat und nun sich mit Mühe und Not ihrer zu entledigen trachten muß. Dabei hat cs niemals an genügenden Warnungen gefehlt, dis auf dieses Ente mit Schrecken hingewiesen haben. Tann aber hat die Sozialdemokratie oder besser die Parteiange hörigen in ihrer übergroßen Mehrzahl ihre Führer voll- konrmen in Stich gelassen. Unser Wirtschaftsleben ist seit Wochen und wird wahrscheinlich noch länger durch große politische und ivilde Lohnstreiks in seiner Lebensfähigkeit aufS gefährlichste bedroht. Berechtigt diese -Haltung, die eins völlige politische Unerfahrenheit der sozialistischen Arbeiter klasse beweist, zu der Hoffnung, daß sic in der Demokrat,, sierung des Wirtschaftsleben, die ihr Mitbestimmiingsrecht in Betriebsräten »sw. verleiht, sich einsichtiger verhält. Liegt nicht nach all den Encheinungen des letzten halben Jahres die Befürchtung nahe, daß diese Arbeiter die Sozialisiening wie die Einrichtung der Betriebsräte nur als eine Maß- nahm« zur besseren Verfechtung ihrer eigenen Lohnansprüchc betrachten werden. Aus sozialdemokratischem Lager erscholl bis Warnung, daß die Revolution keine Lohnbewegung sei. Die Arbeitermassen sind ihren Führern ans der Hand geglitten. Ja, zum großen Teile stehen sie ihren Führern, die sie am 8. November auf den Schild erhoben haben, in größter Feindschaft gegenüber. Und warum? Weil all die Versprechungen, all die lockenden Zukunftsbilder, all die Phrasen, mit denen seit Jahrzehnten die Sozialdemokratie in skrupellosester Weise operiert hat, sich eben nicht verwirk- liehen lassen, besonders heute nicht. Die Unabhängigen sind die Konsequenten geblieben, die Bolschewisten haben die : Marxistischen Ideen bis in die letzten logischen Folgerungen durchgeführt und damit hat der Niedergang der sozia listischen Bewegung schon eingesetzt, ehe er zur Blüte kam. Tie „Dresdner Volkszeitung" schließt ihre Betrachtungen mit dem Satz: „Es ist begreiflich, daß die Herren vom Großkapital, denen der Sozialismus ihre Herrschgeivalt nehmen wird, eine HMenangst vor dem Sozialismus haben, und deS- balb müssen sich auch ihre journalistischen Knappen und ihre Politischen Sachwalter kreuz und quer legen, um dem deutschen Volk vor der Sozialisierung gruselig zu machen. Die Massen des deutschen Volkes brauchen sich dadurch nicht bange machen lassen. Sie können durch dir Sozialisierung nichts verlieren, sondern nur gewinnen." Wir-sind mit ihr einig, daß die unselige Macht des Kapitalismus beseitigt werden soll und muß. Aber ob das deutsche Volk bei der Sozialisierung nichts zu verlieren bat, wer kann das heute sagen. Es ist wieder eine von den demagogischen Phautasmagorien, eine von den nfer- lasen Versprechungen, mit denen inan doch min so schlechte Erfahrungen gemacht hat. Was ist überhaupt Sozialisierung. Die Herren im so zialistischen Lage: sind sich ja selbst nicht darüber einig. Ge- lingen kann das Werk, das mit der Annahme des Mantel- geietzeS durch die Nationalversammlung begonnen meiden ist. nur dann, wenn das ganze Volk die Tragweite der wirtschaftlichen Umwälzungen erlaßt und erkennt, daß nun die V e r a n t w o r: u n g ' ir das Wohlergehen aller ans jedem einzelnen lasten soll, das; die Interessen der Einzelperson nur in soweit verwirklicht werden sollen, als das Gemeinintercsse es erlaubt; mir dann kann das deutsche Volk nichts dabei verlieren. Diese Erkenntnis läßt sich aber schwer mit der materialistischen Weltanschauung des Sozialismus ver einigen. Mit demagogischer Klassenverbetzung erreicht die Sozialdemokratie aber nur das Gegenteil von dem, was sie erstrebt. Auch wir sehen mit Besorgnis, daß die radikalen Strö mungen der Mehrheitssozialdemokratie immer mehr das Wasser abgraben, daß sie überall langsam, aber sicher an Ein fluß zu verlieren beginnt. Aber nicht dadurch, daß sie mit Verhetzung den Unabhängigen den Wind aus den Segcni nehmen wollen, werden sich die Mehrheitssozialisten halten tonnen, sondern nur dann, wenn sie sich der Verantwortung voll bewußt werden, die sie beute für die Zukunft des deutschen Volkes tragen, und nicht vor den Gefahren, die uns drohen, die Augen verschließen. l>. v. XV. Naüo-rii>versammluiig. Der erste Abschnitt. Von unserem parlamentarischen Vertreter. Die deutsche verfassunggebende Nationalversammlung hat nunmehr ihren ersten Tagungsabschnitt beendet. Ihre Zweckbestimmung: Tie Verfassung zu geben, t-at sie aller dings bis jetzt noch nicht zu erfüllen vernrocht. Tie künftige Neichsverfajsiing bleibt noch in den Kommissionen zu be wältigen. Es erscheint im Augenblick im höchsten Grade fraglich, ob bis zur Lsierpause die Reichs-Verfassung über haupt verabschiedet werden kann. Die Nationalversammlung hatte zunächst die Aufgabe, eine geordnete Negierung und ein« vom Volkswillcn, wie er sich nun einmal in dem Parlamente kundgibt, getragene Reichsleitnng zu schaffen. Das geschah, und in dem ehe maligen Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktionen, dem Abg. Ebert, erhielt daL Reich eine neue Spitze. Has an parlamentarischen Ausgabe:: inzwischen erledigt worden ist, hat lediglich dem Bestreben gedient, in unsere durch den militärischen Zusammenbruch sehr wirre gewordenen Ver hältnisse einigermaßen wieder Rübe und Ordnung zu brin gen. Nur die in den allerletzten Tagen des ersten Tagung ! abschnitles der Nationalversammlung berufenen und aiw ' nommencn Sozialisier mgsgesehr sind als Einleitung sozi § listischer Staats- und GeiiieinwirtscMt anzusehen, wie i - ! den Revolutionäre,! dW 9. November vor Augen schwebte. ? Die Bahn der Sozialisierung ist durch das bezügliche Rahmengesetz frei geworden. Das Kohlcnbewirtschaftsgesrtz ist das erste Gejetzgebu.igswcrk, welches die Ueberführun-i eines bestimmten Produttlonszweiges in die Gemeinschchs vollzieht. Weitere Gesetze sollen andere Bodenschätze, vor allem Erze, aber auch alle sogenannten Energien, wie (-Nw. Wasser und elektrische Kräfte gemein-wirtschaftlich erfassen. Man sieht daraus, daß die Sozialisierung einen ganz erheb- liehen Schritt vorwärts getan hat. Es hat selbstverständ lich nicht an der Geltendmachung ernstester Bedenken gefehlt die von den Vertretern der verschiedensten Parteien im Par lamente ausgesprochen wurden, aber das Prinzip der Sozio- lisiernng hat im Grunde ans keiner Seite eine schroffe Ab weisung erfahren. Man hat der Nationalversammlung im Land« vielfach, den Vorwurf gemacht, daß sie sich zu sehr in Reden erschöpft und darüber die Taten vergesse. Man wird aber, nach Lag?.- j der Dinge doch aussprechen müssen, daß cs Wohl zu keine. anderen Zeit wichtiger und geboten erschien, sich über da:, was werden soll, so gründlich als nur möglich ausznspreche. Die Partei- und die parlamentarische Maschine sind elu nur mühsam in Gang zu bringen. So kam es auch, dal. außer fast ausschließlich organisatorischen Maßnahme: welche nichts anderes als Groß-Reinemachen bedeuten bi > jetzt noch keine, die große Politische Linie unseres künftige Schafens zeigende politische und parlamentarische Arbu: geleistet worden ist. Erst die Erledigung der Reichsve'- fassiing wird all die Hemmnisse, die sich jetzt noch eiitgegei, - stellen, zu beseitigen geeignet sein. Was bisher gcleistw wurde, war Vorarbeit. Die Hauptsache bleibt uns- noch z-.: tun übrig. Erst die kommenden Tagungsabschnitte der Na tionalversammlung werden den Weg erkennen lassen, welch.- unsere Reichsleitung zu gehen beabsichtigt. Aus dem Preußeuparlamenl. Stimmungsbild aus der preußischen Land-esversammluw-, von unserem Parlament wischen Vertreter. Wie stimmnngs- und trostlos sieht cs aus! Welch: Wandlung l-at dieser -Saal seit dem 9. November geseher Hier tagten die ei-slen und anspruchvollsten Revolutions- behörden und die wildesten Revolutions-Parlamente oder solche Gebilde der Revolution, die sich dafür hielten. Wie vieles hat sich verändert! Einst das Hochgefühl, des Machtbewußtseins auf der Rechten jetzt das gleiche, nur prononzierter und mit starker zur Schau getragenen Genuz- tulliig erfüllte Bewußtsein ans der linken Seite dieses Hauses. Nur Adolf Hofsmanu und sein Gekreische sind ge blieben. Wie ein Löwe steht er in weißer Mäbne an Leg Rampe, stets znm Sprunge bereit. Seine Zwstchennise siwtz nach altem Typ ziigcschnitten. Sie wißen sich frei von jedem parlamentarischen Erziehungs- und Anstandsgcfühl. Und erst diese Regiernngsbank! Ans Bismarcks, Bülows un^ Vethinanns Sessel sitzt ein... Hirsch! Man braucht sich nur wirklich nicht von dem Aenßeren eines Menschen und seineu- SympaLhien zu ihm oder in seinen Antipathien gegen chn- leiten zu lassen. Aber der jetzige Preußische Minister, Abgeordneter schon eine Figur für den Stift des lUtzeich- ners inacht es durch seine Erscheinung schwer, die Gefühl» zu überwinden, die man ohnehin schon über den Wandel der Dinge empfinden muh. Er ist aber nicht die einzigste: solcher minder sympathischen Persönlichteiten auf der Regie rungsbank. Man bekommt einen Schrecken bei der Vor stellung, daß wir schließlich so regiert werden, wie die. Din za sich von außen anlassen! Was sich bisher in der preußischen Landesversammluu-z, ereignet hat, war nichts Welterschütterndes. Vieles wa: nichts anderes, als eine häusliche Auseinandersetzung zwi schen Mehrheitssozialisten und Unabhängigen. Schon du: Eröffnungsrede Hirschs war eine sozialdemokratische Pattel- rede. Ter Antrag Hoffmanns ans Aufhebung des.Be lagerungszustandes und des Standrechtes in Berlin liw: ebenso nichts weiter, als ein an den Haaren licrangezogenw, Vorwand, um „Stimmung" zu machen und keine Ruhe alch- koinmen zu lassen und um die Erregung immer von neuem zu schüren. „Im" Preußenparlament hatte er dabei werür Glück. Auch die Mehrheitssozialisten und gerade sie hatten ein Interesse daran, diesen agitatorischen und demagogisch..r Gelüsten entgegen zu treten, denn cS geht doch schließlich um „ihre" Machtposition und um die Köpfe ihrer Führer. Aber außer dem Hause, außer der preußischen Landesversammlung dürfen Adolf Hoffman» und die seinen den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nthmen, wieder einmal nicht erfolglos gewesen zu sein. Man wird ja nächstens die Früchte sehen. Auch im Preußenparlament ist guter Wille Vorhanden, wenn auch w aut wir gar ?wne heNw.cheNW begeisternde
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