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Nr. 14V. Freitag den LI. Juni 1VV7. «. Jayrgau,. Sächsische MksMum krlchrlut tüalich nach«, mit «»»nähme der Sonn- und Felltage. Bezugspreis, «iertelj > .« 8V -> «ohne Bestellgeld,, »ür Oester- reiq K X S8 d. Bei a a.Pollaiisialten l.ZeituiigSpreiSIille «r «»»S. Einzelnummer l» Bt- — ^edaftio»S-Svr,it>iI»nd> <1 —1» Nde. Unabhöllgiges Tageblatt für Wahrheit, Reiht «.Freiheit > werden die 6 gelpalt. Peiitzeilr od. oeren Raum mit 18 4, Reklamen mit 8VS die ßeile berechn., bei Wiederd. bedeut Ravatl. «uchdr»«erei. Redaktion und «teschältSstelle, LreSde», ^^qgtllnitze^trade4»^^^ernsvr^erNr^^«^E Für das » Vierteljahr abonniert man auf die „Sächsische Bslkszeitung" mit der täglichen Roman-- beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1.80 Alk. lohne KestellM) kurch den Boten ins HauS 2 10 Füllt. Persönliche Interessen bei der Reichstag Sa uslösrr n g. Was man seitens des Zentrums in der heißen, Wahl- beweguug nur andeuten konnte, ist heute beweiskräftig ge worden,: für die Auflösung -es Reichstages sind in erster Lime persönliche Gründe maßgebend gewesen: Fürst Bülvw suchte sich am Ruder zu erhalten. Der gerade jetzt viel ge nannte Harden, der die „schwarze Gesellschaft" gar nicht lei den kann, hat schon im Dezember 1906 geschrieben, daß der Reichskanzler es mit meisterhaftem Geschick verstanden habe, sein persönliches Schicksal mit der politischen Lage zn ver quicken; denn wenn die Wahlen gut ausgingen, sei er der große Sieger; würden sie gegen ihn ausfallen, so hätte niemand den Wunsch, die Fäden in der allgemeinen Ver worrenheit zu sichten. Tatsächlich ging cs auch noch so,'be sonders seitdem Harden ihm so gute Bärentreiberdienste ge leistet hat. Nach Harden hat aber nun ein anderer gesprochen, der vielgenannte Oktavio Freiherr von Zedlitz, er plauderte gegenüber dem Vertreter der Wiener „Zeit" aus, daß der Reichskanzler selbst ihm gesagt habe, daß er iin Herbst 1906 den Ansturm ans seine Stellung empfunden hätte; er habe auch bemerkt, daß er am Hofe nicht gern gesehen würde, daß der Einfluß des Zentrums wachse, und so habe er das Zen trum angegriffen, ehe dieses ihn verlassen hätte. So Frei herr von Zedlitz über das, was ihm Fürst Bülow selbst mit geteilt hatte; er wollte allerdings, später einige „Mißver ständnisse" richtig stellen, aber der Kern der Schilderung lvar zweifelsohne richtig wiedergiegeben. Wir haben alw hier einen Ohrenzeugen über die Motive des Reichskanzlers zur Auslösung und diese gehen dahin: Ich will am Ruder bleiben und fahre deshalb der Partei, die mich am treuesten unterstützt hat, an die Kehle. Tatsächlich ist es auch so ge schehen. Manche Zentrumsanhänger meinen, daß es im Dezember 1906 wohl anders gegangen sein würde, wenn Prinz Arenberg in Berlin geweilt hätte; die enge Freund- schaft mit dem Fürsten Bülow hätte gewisse Mißverständ nisse beseitigen können. Als ob es sich um „Mißverständ nisse" überhaupt gehandelt hätte! Man wollte das Zentrum mißverstehen, um desto besser seine persönlichen Interessen zu sichern. Der Wert der Freundschaft des verstorbenen Zentrnmsabgeordneten mit dem Reichskanzler war über haupt ein höchst einseitiger; erst vor einigen Tagen haben wir von bestunterrichteter Seite erfahren, daß Fürst Bülow es nicht der Mühe wert gehalten hat, den erkrankten A >- geordneten auch nur einmal in Berlin aufzusuchen und doch wo Hirten beide keine Viertelstunde auseinander; er sandte nur ein paarmal Herrn v. Löbell zu ihm. Prinz Arenberg hat diese Haltring um so mehr kränken müssen, als er dem kranken Freund im Jahre 1906 so oft Gesellschaft geleistet . hat. Der Verstorbene hat es auch vor seinem Ableben noch offen ausgesprochen, wie bitter enttäuscht er von dem Ver halten seines Freundes war. Man hat durch die Mitteilung dieser Tatsachen in Zentrumskreisen nur verstärkt den Ein druck erhalten, daß der Reichskanzler diese persönliche Freundschaft geschickt ausgenützt hat und daß Prinz Aren berg stets der gebende Teil war. Als er und seine Freunde nichts mehr geben konnten, hat man ihn als Gegnet an der Kehle zu packen versucht. Den: Reichskanzler müssen die Ausplünderungen des „Finmizministers" der Blockleute höchst unbequem sein, zumal immer wieder mit Recht gesagt wird, daß er seine Hauptabsicht, Schwächung des Zentrums, gar nicht erreicht habe, sondern die Fortdauer seiner Existenz der unbeabsich tigten Niederlage der Sozialdemokratie zu verdanken lzab». Hiergegen sucht er sich nun in der „Allgemeinen Korre spondenz" zu verwahren. Man höre nur die offiziösen Mit- teilungen: „Unmittelbar nach der Auflösung vom 13. De zember vorigen Jahres veranlaßte der Reichskanzler die Ab- fassung eines Erposäs über die bei den Wahlen einzn- schlagende Taktik. Dieses Exposä ist vom 14. Dezember datiert, wurde am selben Tage vom Reichskanzler ausdrück- lich approbiert und anderen Dienststellen nritgeteilt. Damit kann das Erposä als authentische Interpretation ver Aus- fassung des Reichskanzlers über die Wahlen gelten. In dem Exposä heißt es nun in dem den Kampf gegen die Sozialdemokratie und die Welfen behandelnden Teile wörtlich: Gegen die Parteien wird in diesem Wahlkampf immer wieder mit dem besonderen Argnniente zu kämpfen sein, -atz ihre Niederlage notwendig ist, um die Macht- stellung des Zentrums zu brechen; denn dem Zentrum wer den höchstens und im günstigsten Falle 10 Sitze abzunehmen sein. Ta aber das Zentrum zusammen mit den Sozial demokraten, Polen, Welsen und Elsässern usw. gegenwärtig über 215 Mandate verfügt, so würde es dann innrer noch mit > 205 Mandaten eine oppositionelle Mehrheit bilden können. Es wird also zu betonen sein, daß die gegen - ivärtige unerträgliche Macht des Zentrums nicht sowohl auf seinen eigenen 103 Mandaten, die ja nur ivenig mehr als ein Viertel der Sitze ausmaclien, als vielmehr auf der Stärke, vor allem der Sozialdemokratie, beruht." Wir sind für die Publikation! dieses Bruchteils aus dem Exposä dankbar, aber eine Beweiskraft hat cs nicht; denn zunächst müßte man die -gesamte Abhandlung kennen. Wir fragen auch, woher die genannte Korrespondenz diesen Teil erhalten hat. Dann ist sehr bemerkenswert, daß diese Aus lassung auch an „andere Dienststellen" gegeben worden ist; man hat es also hier mit einer lveiteren bisher unbekannten amtlichen Wahlmache zn tun. Der Inhalt der Auslassung steht aber im größten Widerspruch mit dem Verhalten der Regierungskreise lvähvend der Wahlzeit; da hat man in den amtlichen Organen die Sozialdemokratie ganz geschont und vergessen; aber jeden Tag ging es gegen das Zentrum los; immer mir gegen das Zentrum. Erst nach den Haupt wahlen hat der Wind umgeschlagen und da suchte man an das Zentrum heranzilkomuieii. Aus diesen Gründen fehlt diesem Versuch, die Taktik des Reichskanzlers zu retten, alle und jede Beweiskraft. Gegen das Zentrum zog er zu Felde und da holte er sich eine große Niederlage. Noch sind die Akten über die Gründe der Neichstags- auflösung nicht ganz geschlossen; die nächsten Jahre werden noch mehr interessantes Material bringen. Aber eins steht schon für die Oeffeiitlichkeit fest: mit dem Worte „national" ist ein furchtbarer Unfug ge trieben worden. Was für Einzelpersonen wertvoll waren, um im Amte zu bleiben, hat man als reine nationale Forderung bezeichnet. Man kann dies nicht genug ans- sprechen, damit die Wählersckzast sieht, wie sie vielfach in die Irre geführt worden ist. Der Katzenjammer ist ja auch schon in verschiedenen Parteien vorhanden. Das Zentrum kann nur wünschen, daß volle Ansklärung auf diesem Gebiete geschaffen werde; es hat nichts zu fürchten; seine Haltung rechtfertigt sich immer mehr, je mehr die Wahrheit an den Tag kommt. Selbst wenn es am 13. Dezember der Re gierung zugestimmt hätte, wäre es später zur Auslösung gekommen, jedenfalls unter ungünstigeren Voraussetzungen, für das Zentrum. Die 54. Generalversammlung der Katho liken Deutschlands in Wnrzburg 1807. Die Tage der großen Heerschau der deutschen Katho liken rücken immer näher. Nur zwei Monate noch trennen .uns vom 26. August, dem Tage der großen Arbeiterver sammlung und der Begrüßnngsfestlichkeiten. Die alte Franken Hauptstadt rüstet sich bereits, die zahlreichen Gäste aus allen deutschen Gauen gastlich aufznnehmen. An Woh nungen fehlt es in der Universitätsstadt mit ihren mehr als 2000 Studentenzimmern nicht. Altäre bieten die zahl reichen Kirchen den vielen Priestergästen Mehr, als irgend -eine Stadt Deutschlands — Köln nicht ausgenommen. Das Lokalkomitee hat in seinen verschiedenen Aus schüssen eine rege Tätigkeit entwickelt. Für die Reden, welche lauter aktuelle katholische — nicht politische — Fra gen behandeln, sind hervorragende Kräfte gewonnen. Die massive Festhalle wird in einem einheitlichen, künstlerischen Schmuck sich darbieten und Herz und Auge der Besucher erfreuen. Für den Entlvurf der Festkarte und mehrerer An sichtskarten l-aben angesehene Künstler ihre schätzenswerte Kraft geliehen; der „Führer", welcher allen Mitgliedern zngeschickt wird, dürfte durch seinen reichen Dilderschmuck ein dauerndes Andenken werden. In den nächsten Tagen wird ein Aufruf vom Zentral- und Lokalkomitee hinausgehen zum Beitritt als ständiges Mitglied der Katholikenversammlung. In die Ausgaben des 54. Katholikentages wirft bereits seine goldenen Strahlen herein das 50jährige Priesterjnbi- lämn des heiligen Vaters Pins X. Am Dienstag, den 11. Juni hielt zu diesem Zwecke das Zentralkomitee der Katholikenversammlung unter dein Vorsitze des Grafen Droste-Vischcring in Frankfurt eine Sitzung ab, an welcher auch Vertreter der hochwürdigsien Bischöfe Deutschlands teilnahmen. Es wurde über die Anträge beraten, welche wegen -einer entsprechenden Feier dieses Jubiläums der 54. Katholikenversammlirng in Würzburg zur Beschluß fassung unterbreitet werden sollen. Bei dieser Gelegenheit machen die Pivß- und Redner kommission gemeinsam- schon jetzt darauf aufmerksam, daß alle Anträge nebst Begründuug spätestens bis 25. Juli ein gelaufen sein müssen. — An diesem äußersten Termine mutz unbedingt festgeholten werden. Und nun bitten wir schon jetzt die katholischen Männer in Nord und Süd, in Ost und West, bei Festlegung ihres Reiseplanes und ihrer Ferienreise die Tage vom 25. bis 29. August mit ins Auge zu fassen, damit nicht nur ihr Leib sich erhole und ihr Geist die notwendige Abspannung erfahre, sondern auch das katholische Herz mit neuer Liebe und Neuer Begeisterung erfüllt werde für Gott, Kirche und Vaterland. 14. Delegiertentag des Verbandes deutscher Journalisten- und Schriftsteller-Vereine. Dresden, den 20. Juni 1V06. Den glänzenden Abschluß der Dresdner Festlichkeiten anläßlich des Delegiertentages bildete gestern der von der Stadt Dresden gegebene Dampferausflug nach der Sächsi schen Schweiz. Gegen 250 Damen und Herren litten sich an Bord der in reicher Flaggeugala Prangenden „Augusta Viktoria" eingesnnden, die sich kurz nach 9 Uhr bei den schmetternden Klängen der Gardereiterkapelle in Bewegung setzte. Das schöne Schiss wurde überall auf fernem Wege von den Uferanwohnern sympathisch begrüßt und in Laube gast nahte sogar -ein bunt bewimpeltes Boot, aus dein In genieur Engau stand und die Vertreter der Presse mit einer kurzen Ansprache begrüßte. Gleichzeitig überreichte er einen riesigen Blumenkorb mit Rosen für die Damen. Dies» sinnige Aufmerksamkeit wurde mit stürmischem Beifall be grüßt. Gegen i/^1 Uhr langte das Schiff in Rathen au. Der Aufstieg zur Bastei wurde sofort unternommen und auf dem Wege dahin liatten die Ausflügler Gelegenherr, die halsbreck-erischen Klettertouren des deutschösterreichi schen Touristenklubs zu bewundern. Ans der Bastei ange langt, setzte man sich zu -einer von Herrn Traiteur Leuckroth vortrefflich ausgestatteten Tafel, bei der Herr Redakteur Steiner-Wien namens der Oesterreicher zuerst das Wort er griff. Er feierte die Schnheiten Dresdens und der Elb ', die ja ans -Lesterreich komme und wies auf den Strom der Liebe und Dankbarkeit hin, den die Oesterreicher ihren deutschen Brüdern entgegeubringen, gedachte nochmals ves glänzenden Meißner Tages und schloß mit einem dreifachen Hoch ans das sch ne Dresden, die Dresdner Kollegen nno das Präsidium. Herr Redakteur Geißler-Dresden dankte nochmals der Stadt Dresden für die Veranstaltung des heutigen Allsfluges und hob den deutschen Charakter des Delegiertentages hervor, auf dein sogar die Lelrtschen Schriftsteller Amerikas vertreten waren. Er schoß nrit einem Hoch ans das deutsche Vaterland und ans das Teutsch- tnm iil der Presse. Weiter sprachen noch die Herren Stadt rat Dr. May-Dresden im Namen der Stadt Dresden, Re dakteur Leede-Dresden auf die Damen und Redakteur Mäder-Dresden gedachte mit anerkennenden Worten der er sprießlichen Tätigkeit des Festausschusses und seines ver dienteil Vorsitzenden Herrn Redakteur Herrlein. Die Her ren Georg Zimmermailn-Dresden und Tannhani-er-Miin- chn -erfreuten die Festteilnehmer durch humoristisch Fest vorträge. Dein Festmahl wohnte auch Herr AmtshauPt- man-n von NostitzsDryrzwiecki-Pirna als Ehrengast den Nach aufgehobener Tafel erfolgte der Abmarsch nach Weh len, wo ein gemütliches Marktf-est, das freilich durch einen Regenguß gestört wurde, von der Stadtverivaltiing arran- giert worden lvar. Herr Bürgermeisier Schal begrüßte die Teilnehmer mit schlichten Worten, wofür Herr Geißler- Dresden mit einem Hoch ans die Stadt Wehlen dankte. Herr Professor Dr. Zschalig-Dresdeii begrüßte die Festlest- n-ehmer als Schlveizführer. Vorher fand ans der Burg ruine ein stimmungsvolles Festspiel „Burg Wylin" von Friedrich Jehnke statt, das rech flott gespielt wurde und ebenfalls viel Beifall fand. Hier entbot auch der „Gebirgs- verein" durch seinen Vorsitzenden den Festteilnehmenl sei neil Gruß, ebenso wurde ein Ehrentrunk kredenzt. Punkt 9 Uhr setzte sich das Schiff wieder in Belvegung und ans den kleineil Villen und Hänschen Wehlens grüßten überall Jlln- minationslämpchen und bengalisch Flammen. Weiter enr- wickelte sich am ganzeil Ufer ein grandioses feuriges Schau spiel, das den Teilnehmern unvergeßlich bleiben wird. Ueberall lohten Freud-ensener und spiegelten sich im Strome wieder. Raketen zischen znm Nachhinnnel empor und ans den Landhäusern und Dilleil leuchteten rote und grüne ben galische Flammen und Magnesinmlichter. In Pirna fand ein vollständiges glänzendes Wasserferienverk statt und die großen Fabriken! in Heidenau, znm Beispiel Krause n. Ban- mann, die .Hasseröder Papierfabrik, sowie Hoesch liatten ebenfalls für eine geradezu glänzende Beleuchtung gesorgt. Um das feurige Schauspiel hatten sich die Herren Amts- haiiptmann voll Nostitz und Chefredakteur Tr. Eberlein- Pirna besonders verdient gemach. Auch Lanbegast, Blase- Witz, sowie Niederpoyritz (Cbemisch Fabrik Heisenberg) boten glänzende Effekte. Geradezu zauberhaft schön lvar jedoch der Anblick des Lingnerschen Besitztums, das in einem wahren Feiierme-'r zn stehen schien, und von dessen Altane Fanfaren herniedcrklangen. Das Belvedere bot ebentalls noch einen Flammengrnß, dann lvar die einzig schone Fahrt beendet. Pslitlsche Rundschau. DreSven, den 20. Juni t«"?. — Der NnterstaatSsekretär v. Lindrquist Hot seine Reise nach Deutsch-Südwestaf'ika angetreten. non der er Anfang Oktober, nachdem er seinen Nachfolger in der Kolonie ein- geführt hat, zurückkehren wird. — Um die Bekleidung des Heeres den modernen Anforderungen entsprechend zu gestalten, soll „ach neuester Anordnung bei allen Waffengattungen ausschließlich der Kürassiere das weiße Lederzeug im MobilmachungSfall geschwärzt werden. — Der engere Ausschuß der Nationalliberalen Baden» gab am 18. d. Ml», in Karlsruhe seiner einstimmigen Ansicht dahin Ausdruck, daß kein Anlaß vorliege, das Stich-