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Nr. 1V4 — v. Jahrgang Sonntag den 8. Mai 1VLV SchsMeNolksM krschclnt tSgllch nachm, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. AuSaabe ii.i Mit .Die Zeit In Wort imd Bild" vierteljährlich- 2,10 X. I» Dresden durch Bote» 2,10 In gan» Deutschland frei Haus 2,52 Au-gabe».! Ohne illustrierte Beilage Viertels. 1.80 Ju Dresden d. Boten 2,10 In ganz Deutschland frei HauS 2.22 — «inzel-Nr. 10 ^ - ZeitungSpretSI. Nr. «858. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die tigespaltene Petttzetle oder deren Raum mit 15 ^.Rellamen mit 50 1 die Zeile dercchnet, dct Wiederholungen entsprechende,, ittada». Buchdruikerei, Redaktion und vieschäftSstelle, Dresden, Pillniycr Ltrastc 111. — Fernsprecher I!1S« Für Rückgabe unverlangt. Schriststückc keine VerbtudlichkeU NedaktionS-Sprechstunde: >1—12 Ut>r. E Lssts Lo2UA8<iusl!s! i«» V v r « ü px I t «I» I ^ I o 8 Qsus null alls H0I2- 8ti1r»rt.sn so^viv okcti ' von 60 ölarlc av Uivsix« kodsi Xasssurttdatt-l Alvt-klaao«! 8oIi»na-0«orxeii-1II«v 18 König Eduard vn von England s. Dresden, den 7. Mai 1910. Ob der Mensch auf den sonnigen Höhen des irdischen Glückes wohnt oder in der bescheidenen Niederung, wo selten ein Sonnenstrahl des angeblichen Glückes die Erdgeborenen mit seinem flüssigen Golde übergießt, nach einer kurzen Spanne Zeit holt ihn der unerbittliche Tod. Er schont den Thron so wenig wie die Arbeiterhütte — im Tode sind alle Menschen gleich; die Verdienste und Taten allein folgen ihnen nach und sind die einzige Ungleichheit noch vor dem Richterstuhle des gerechten Gottes. Aber auch wir haben hier einen Richterstuhl, vor dem jeder einst treten muß: über den Bewohner der Niederung urteilen Verwandte und Be kannte, über den Toten der Kunst, Wissenschaft, des Han dels und Gewerbes sitzen diese Stände zu Gericht, über die Toten auf goldenen Höhen aber das Vaterland, die Nationen und die Weltgeschichte. König Eduard ist gestern abend um 11 Uhr 45 Minuten ganz unerwartet rasch nach nur kurzem Krankenlager in London gestorben. Tiefe Trauer hat sich ganz Großbritanniens bemächtigt. Das Urteil, das das englische Volk über seinen König bereits gefällt hat, ist in dieser allgemeinen, aufrichtigen Trauer zum Ausdrucke gebracht. Ter Engländer ist ein sehr praktischer Patriot. Seine, ganze Staatsverfassung ist darauf zugeschnitten. Krone und Parlament sind gleichberechtigte Faktoren. Da aber das Oberhaus kaum von seinem Vetorechte Gebrauch zu machen wagen darf, überdies durch einen Peersschub beeinflußt werden kann, so besitzt traditionell das Unterhaus die ge- famte politische Macht; es bildet das Ministerium, das die Krone nie zurückweist, und gibt die Gesetze, die vom Ober hause nur im ganzen angenommen oder abgelchnt werden können. Entsprechend dieser Staatsverfassung hat König Eduard in überaus rücksichtsvoller Weise das Parlament in seinen gesetzgebenden Aktionen nicht beeinflußt und sich nicht in die inneren Angelegenheiten gemischt. Um so grö ßer und einschneidender war sein Einfluß auf die Gestaltung der auswärtigen Politik. Trotz der Verfassung war König Eduard die Seele der englischen Politik. Es gibt wenig Monarchen, die in ihrem Staate so einflußreich sind, als es der Verstorbene war. Nicht auf Gruud der Verfassungsparagraphen, sondern auf Grund seiner persönlichen Eigenschaften und der Zeit umstände. Die gewaltige Stellung des deutschen Kaisers kam ohne die Satzung der Verfassung dem Könige Eduard zu. Als Königin Viktoria am 21. Januar 1901 starb, fand ihr Sohn Eduard Großbritannien in nicht besonders gün stiger Lage. Das Budget 1900 hatte mit 817 Mill. Mark De fizit geschlossen. Der Krieg gegen die Burenrepubliken tobte -noch unvermindert in Afrika. Zu gleicher Zeit war Groß britannien in den Aschantikrieg und in die Kämpfe mit den Somalis verwickelt. Die Strafexpedition nach China nahm ebenfalls das Reich in Anspruch. König Eduard stellte in seiner Thronrede den baldigen Frieden in Aussicht, aber erst der 31. Mai 1902 brachte diesen durch Niederwer fung und Einverleibung des Oranjefreistaates und der Südafrikanischen Republik. Kaum auf den Thron gelangt, war König Eduard bereits von einer schweren Blinddarm entzündung befallen, so daß die Krönung erst am 9. Angnst 1902 stattfinden konnte. Ter große Gegensatz zu Rußland in der orientalischen Frage brachte Eduard zu verschiedenen Bündnissen von Be deutung. 1902 schloß England ein 'solches mit Japan gegen den russischen Rivalen in Ostasien. In Irland hatte sich die Opposition immer mehr verschärft, lieber neun Graf schaften mußte der Ausnahmezustand verhängt werden. Im Juli 1902 mußte Salisburh zurücktreten und Balfour über nahm das Ministerium. Aber nur von kurzer Dauer war seine Negierung. Auch Chamberlain, der ihm folgte, fand im englischen Volke keinen Rückhalt mit seiner Politik. Der englische Imperialismus, dessen eifrigster Vertreter er war, führte zu volkswirtschaftlichen Umstnrzplänen. Ihre Hauptspitze richtete sich gegen Deutschland. So sollten die Kolonien die Kosten der Neichsverteidignng mitbestreiten und der englischen Industrie Vorzugszölle gewähren. An dererseits verlangte Chamberlain, daß die Einfuhr aus deu Kolonien nach England durch Zölle gegen das Ausland be günstigt werden sollte. Ter Widerstand der Freihändler führte am 9. September 1903 zum Rücktritt des Kabinetts. Balfour kam abermals aus Ruder. Nach der Krönung des Königs begann er seine Visiten an den verschiedenen europäischen Fürstenhöfen zu machen. Als er in Rom weilte, machte er auch dem Papste seine Aufwartung. Die russische Niederlage führte zum Anschluß Frankreichs an England. Eduard suchte bei seiner Anwesen heit in Paris eine Beeinflussung der französischen Politik gegen Deutschland in der Marokkofrage herbeiznführen. Sein ganzes Bestreben bezweckte die Isolierung Deutsch lands, dessen wachsender Handel und die neugeschaffene Seemacht den Engländern gewaltig in die Augen stachen. Verleumdungen über Verleumdungen wurden in England über Deutschland und seinen Kaiser verbreitet. Das Jahr 1906 brachte einen völligen Systemwechsel, nachdem die Beziehungen Deutschlands und Englands stark getrübt waren. Es fehlte nicht viel, daß damals der kriegs lustige Brite einen Krieg vom Zaune gebrochen hätte. Da aber Frankreich nicht dazu gewonnen werden konnte, mit seinem Landheere Deutschland anzugreifen, so wagte der Deutschenhaß den Angriff nicht. Die kriegerischen Absichten des Königs Eduard wurden aber mit dem Sturze des mit ihm Hand in Hand gehenden konservativen und schutzzöllne- rischen Kabinetts Balfour durchkreuzt. Der Ausfall der Parlamentswahlen brachte den Zusammenbruch der kon servativen Partei und im Jahre 1905 kam ein liberales Mi nisterium unter dem friedliebenden und freihändlerisch ge sinnten Campbell-Bannerman ans Ruder. Damit trat ein vollständiger Umschwung in der öffentlichen Meinung Eng lands zutage, und der König mußte auf seine kriegerischen Pläne verzichten. Hatte er 1905 bei seiner Fahrt durch Deutschland nach Marienbad seinen kaiserlichen Neffen nicht besucht, so bequemte er sich am 15. August 1906 zu einem zeremoniellen Anstandsbesuche in Homburg. Für die englischen Katholiken schien allerdings der Systemwechsel nichts Gutes zu bedeuten. Man machte An strengungen, durch ein konfessionsloses Schulgesetz die freie konfessionelle Schule einzuschränken: ihr Versuch scheiterte an dem Widerstande des Oberhauses. Nunmehr richtet sich der Haß gegen dieses; man will es abschaffen. An diesem Ziele arbeitet man fortgesetzt. Zahlreiche Debatten wurden bereits gehalten und Reformvorschläge gemacht. Am 15. Juni 1907 kam ein Dreibund zwischen Eng land,. Frankreich und Spanien zustande, der dem Schutze der Besitzungen im mittelländischen Meere zum Zwecke hat. Einen Abrllstungsvorschlag machte England auf der Haager Friedenskonferenz; er richtete seine Spitze gegen Deutsch lands Flottenbau; eine nichtssagende Resolution kam zu stande. die die Frage den Regierungen zur näheren Be ratung empfiehlt. Während König Eduard im Haag die Abrüstnngsidee predigte, hatte seine Einkreisungspolitik gegen Deutschland einen Erfolg nach dem anderen zu ver- zeichnen. Am 14. August 1907 stattete er abermals auf Schloß Wilhelmshöhe dem Kaiser einen Besuch ab. Von da an begann die bestehende Spannung zwischen England und Deutschland nachzulassen. Bereits im folgenden Jahre kam König Eduard zum Besuche des Kaisers nach Cronberg. Trotzdem setzte er die Einkreisungspolitik fort. Prä sident Fallidres machte einen Besuch in London, wobei man ein Bündnis zwischen England, Rußland und Frankreich schloß. Daß das Bündnis die Spitze gegen Deutschland richtete, ist angesichts der zwischen England und Deutsch land bestehenden Rivalität klar. Sonst hätte der harmlose Privatbrief des deutschen Kaisers an Lord Tweedmouth nicht solche Entrüstung anslösen können. Dieser erklärte im Oberhause zur Beruhigung, daß England im Jahre 1911 eine Flotte besitzen werde, die größer ist, als jene aller Nationen zusammen. Leider starb am 22. April 1908 der deutschfreundliche Campbell Bannerman. Sein Nach folger Henry Asguith bildete ein neues liberales Kabinett. Nachdem unser Kaiserpaar wiederholt den König Eduard in der Hauptstadt Englands besucht hatte, erwiderte das Königspaar den Besuch erst am 9. Febr. 1909 in der deutschen Neichshauptstadt. Es war sein erster Be such in Berlin seit seiner Thronbesteigung. Trotzdem sah man in England auch ferner mit unge rechtfertigtem Argwohn aus die deutsche Rüstung zur See. Feldmarschall Lord Roberts verlangte im Oberhause die Herstellung einer Landarmee mit einer Million Mann. Zu gleich suchte man Holland und Belgien für eine Allianz zu gewinnen. Eine bedeutende Vermehrung der Flotte wurde beschlossen. Von Zeit zu Zeit mußte die Regierung die Interpellation im Parlamente beantworten, die der Angst vor Deutschland entsprungen sind. Als der König Eduard das Deutsche Reich auf den „Jsolierschemel" zu stellen suchte, war ihm das treue Bünd nis mit Oesterreich-Ungarn ein gewaltiges Hindernis. Er ermangelte daher nicht, die alte Rivialität zwischen Ruß land, den Balkanstaaten und der Habsburger Monarchie fortgesetzt zu erneueru. Das gelang ihm niit besonderem Erfolg, als Kaiser Franz Joseph die okkupierten Länder Bosnien und Herzegowina einverleibte. England stellte sich anfangs offen auf die Seite Serbiens. Der Ernst aber, den Oesterreich-Ungarn zeigte, und die feste Treue, mit der Deutschland zu der Doppelmonarchie stand. bewirkte, daß England allmählich von Serbien abrückte und die .Kriegsgefahr durch Anerkennung der Annexion am 26. März 1909 verschwand. Das sind in kurzen Umrissen die Ereignisse, die sich seit der Thronbesteigung des Königs Eduard und unter seiner persönlichen Anteilnahme vollzogen haben. Nur eine kurze Regierung war ihm beschieden. Am 9. November 1841 zu London als der älteste Sohn der Königin Viktoria geboren, wurde er nach seinem Vater, dem Prinzgemahl, Albert Eduard getauft und bis zu seiner Thronbesteigung Albert genannt. Ter Prinz studierte in Edinburgh, Oxford und Cambridge, und heiratete, nachdem er große Reisen durch Kanada, die Vereinigten Staaten, Aegypten und Palästina unternommen hatte, am 20. März 1863 Alexandra (gcb. 1. Dezember 1844), die älteste Tochter König Christians IX. von Dänemark. Seitdem übernahm er für seine Mutter, deren Sittenstrenge und Sparsamkeit den Neigungen des als Sports- und Lebemann und Modekönig bekannten Prinzen oft lästig wurden, die Repräsentations- Pflichten. In Vertretung der Königin wohnte er der Er öffnung des Suezkanals 1869 bei und machte 1875/76 eine Reise durch Britisch-Judien. Am 22. Dezember 1901 bestieg er den Thron. Der Ehe sind entsprossen 1864 Albert Z»m 6Wli-k« Pnklttjsdiliiim »es tzilhi». Hm» Wate« Joseph I»hr!«FeW, °« 8. W,i M«. Bon R. L. Freu dich. Leipzig! — Freude ward beschieden Deinem edlen Priesterjubilar — Gott hat reich gesegnet ihn hinieden. Bring ihm Glück- und Segenswünsche dar. Heut zum Jubeltage deiner Weihe Grüßet jung und alt dich, würd'ger Greis, Danket deiner Liebe, deiner Treue, Stimmet freudig ein zu deinem Preis. Sechzig lange Jahre sind vergangen, Seit du dich dem „Heil'gen Dienst" geweiht, Seit die „Hcindauflegung" du empfangen. Seit dich schmückt das hehre Priesterkletd. Wie der Wandrer, der den Berg erstiegen. Nun erschaut das Heimatland so weit, So siehst die Vergangenheit du liegen -Und der Menschen Schicksal: Lust und Leid. Hier erglänzen sonnenreiche Strecken, Die im heil'gen Eifer du bestellt; Dort find Hügel, die die Lieben decken; Hier ein Segen-, dort ein Sorgenfeld. Früchte wurden reichlich dir beschieden An den Stämmen, die du zogst dem Herrn. Deinem Wirken folgte Glück und Frieden; Trost und Stärkung gabst du Beichtigern. Segensworte dir entgegendrangen Von den Kranken, die der Schmerz gebannt, Und voll Dank blickte im Todesbangen Mancher Sterbende auf deine Hand. Wie du selbst gabst, mochtest du empfangen Milde Scherfletn, Spenden groß und klein, Um sie Gott mit heiligem Verlangen, Um dem Dienst des Nächsten sie zu weihn. In Gebet und Wohltun und Entsagen Gingst du, Edler, allzeit uns voran. Mög' dein Beispiel reiche Früchte tragen, UnS zum Guten mächtig spornen an. Und das Alter, das dir Gott gegeben, Möge dir die Vorbedeutung sein. Daß dir im verheißnen ew'gen Leben Gott wird ungeahnten Lohn verleih'«. Ausstellung für Haus und Herd. Schule und Erziehung ekc. Seit einigen Tagen wehen vor den Eingängen des städtischen Ausstellungspalastes wieder Fahnen in den säch sischen und deutschen Farben. Sie verkünden, daß hier wiederum eine Ausstellung ihr Heim aufgeschlagen hat. Es handelt sich aber um keines jener großartigen Ansstellungs- unternehuiungen, denen Dresden seinen Ruf als Aus stellungsstadt weit über die Grenzpfähle Sachsens und Deutschlands hinaus verdankt, sondern der Verband Dres den des Wohltätigkeitsvereins Sächsische Fechtschule hat unter dem obengenannten Titel eine kleine, aber doch recht sehenswerte Ausstellung zusammengebracht, die ebenfalls das Interesse des Publikums verdient. Die Ausstellung enthält 18 Gruppen, die in übersichtlicher Weise angeordnet worden sind. Neben zahlreichen hervorragenden Firmen von hier und auswärts sind auch eine große Anzahl unserer gemeinnützigen Vereine und Anstalten hier vertreten, die ihre Wohlfahrtseinrichtungen in Wort und Bild vorführen. An erster Stelle steht unser Albertverein, der durch 24 Ab bildungen und durch Vereinsdrucksachcn auf seine edlen Be strebungen hinweist. Daneben bringt der Alkoholgegner bund (Ortsverein Dresden) eine Anzahl Bilder gegen den Alkohol zur Ausstellung. Der Allgemeine deutsche Verein für Hausbeamtinnen zu Leipzig, der auch in Dresden,