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Be,»,«t>ret«, I «»»«ab« X mU Vellage dterteljübrltch S.lv Jn l Drelden und ganz Deutschland frei Hau» S,ii» Zk: I tn Oesterreich 4,4» X. «»»»ade » vterreliichriich i,8» u». In Dretden und amu Deutschland frei Hau« »,»s» tn Oesterreich 4,0V X. — »inzel-Nimuner Iv ^ l «ochentag» erscheint die Zeitung regelmäßig in den ersten I > RachmtUagSslundeiU' . Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit Anzeigen, I Annahme don Leschüftrai,zeigen bi» IS Uhr, von AamMen- I anzeigcn bi« I« Uhr, I Drei» für die Petil-LpalijcUc SO im Reklametell SV 1 I Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher auf- I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für ' die Richtigkeit de« Leite» nicht übernehmen, Redaktions-Sprechstunde: Iv bi« 11 Uhr vormittag», für Rückgabe eingcsandter «christst, macht sich die Redaktion licht verbindlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- lefügtist, Brieflichen Anfragen istAntwortSporto belzusügen. Rr. 148 EtefchSftsstelle und Redaktion Dresden« A« 16, Holbeinstrahe 46 Freitag den 2. Juli 1915 Fernsprecher 21868 14. Jahr,. Ai MUMM Ter ständige Rückzug der Russen Berlin, 2. Juli. Dem „Berl. Tagebl." wird aus Czernowitz telegraphiert: In der Bukowina, am Dnjestr und Pruth dauern die Kämpfe mit unverminderter Heftigkeit fort. Es ist eine Rückzugsbewegung des Feindes bemerkbar. Der Czernowitzer Korrespondent der „Franks. Zeitung" erfährt, daß die Russen bei Räumung des nordöstlichen Teiles von Beßarabien die Be völkerung in das Innere Rußlands geschickt Hütten, da sie fürchteten, man werde an dieser Vergeltung für die ver übten Greuel üben. Torpedierte Dampfer London, 1. Juli. (Reuter-Meldung.) Wie Lloyds ineldet, ist die norwegische Bark „Thistleban k", mit Weizen von Bahiablanca unterwegs, gestern abend bei Fastnct torpediert worden. Ein Teil der Besatzung wurde gelandet. (Also Kontrebande an Bord.) London, 2. Juli. Der e n g l i s ch e P o st d a m p f e r „A rmenia n" ist ain Montag von einem deutschen Unter- seeboot an der Küste von Eornwall torpediert worden. „Armenian" kam aus Newport-News. Ueberlebende, die in Cardiff ankanien, berichteten, daß das Unterseeboot bei den Scilly-Jnseln gesichtet wurde. Man versuchte zu ent kommen, aber das Unterseeboot hätte das Schiff schnell ein geholt und eine Anzahl Schüsse abgefeuert. Nachdem die Besatzung die Boote bestiegen, hätte das Unterseeboot zwei Torpedos abgefeuert und den Dampfer versenkt. Die Be- satznng zählte 50 Mann, darunter 11 Amerikaner. (Aus welchen Gründen Reuter geflissentlich 11 Amerikaner her- vorhcbt, liegt auf der Hand.) König Ludwig beim Kaiser Franz Josef Wien, 1. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser hat heute vormittag im Schönbrunner Schlosse den Besuch des Königs von Bayern entgcgengcnommcn. Der König blieb länger als eine halbe Stunde in den Gemächern des Kaisers und stellte diesem den bayerischen Kriegsminister vor. Mittags fand ein Frühstück im Mormorsaale der Hofburg statt, woran viele Würdenträger teilnahmen. Nachmittags war in Schönbrunn Familiendiener, dem der Kaiser, König Lud wig, Erzherzog Karl Franz Josef, Erzherzogin Zita und Erzherzog Franz Salvator beiwohnten. Gleichzeitig fand in der Hofburg Marschalltafcl statt. Später machte König Ludwig einen Spaziergang in der Stadt, wobei er häufig erkannt und begrüßt wurde. Massencntlassung französischer Generale Aus Millerands Rede im Senat erfuhr man nach Gen- fer Meldungen u. a. auch, daß bei der Verabschiedung von 138 Generalen und 600 höheren Stabsoffi zieren sich auch Verabschiedungen neueren Datums be finden, wie die jüngst erfolgten Veröffentlichungen im Amtsblatt beweisen. Amerikanische Schiffsmeldungcn Neuyork, 1. Juli (Meldung des Neuterschen Bureaus.) Nach einer Meldung der „Associated Preß" aus Washington vom 29. Juni teilt jetzt die amerikanische Re gierung dem Deutschen Marineamt durch die amerikanische Botschaft die Abreise eines jeden amerika nischen Passagierschiffes, die vermutliche Zeit seiner Durchreise durch die Kriegszone, sowie die getroffenen Vorsichtsmaßregeln mit, damit die Befehlshaber der deut- scheu Unterseeboote die amerikanischen Schiffe nicht mit bri- tischen verwechseln. Größerer Stellenwechsel in Rußland Petersburg, 2. Juli. Wie „Rußkoje Slowo" mel- det, hat der neue Minister des Innern Pressevertretern gegenüber einen größeren Stellenwechsel unter den höheren Beamten Rußlands angekündigt. Maklakows sämtliche Ge hilfen sollten durch andere ersetzt werden. Die Gehilfen im Ministerium des Innern p. Plehwe und Dschunkowsk; wurden bereits verabschiedet. Ter türkische Tagesbericht Konstantinopel, 2. Juli. Das Hauptquartier teilte gestern mit: An der Dardanellenfront hat der Feind bei Ari-Bnrnu, wo er am 28. Juni trotz wiederholter An- griffe gegen unseren linken Flügel keinen Erfolg erzielte und von neuem in seine alten Stellungen zurückgeworfen wurde, auf dem von uns übersehbaren Geländestrich 750 Tote zurückgelassen und außerdem eine erhebliche Anzahl von Gefangenen verloren. Bei Seddul-Bahr erneuert der Feind von Zeit zn Zeit seine vergeblichen Angriffe gegen unseren rechten Flügel, wobei er große Verluste erleidet. Von den anderen Fronten nichts Wesentliches. Rußlands „strahlende Zukunft". Petersburg, 30. Juni. (Meldung der Peters- burger Telegraphen - Agentur.) Ein Kaiserliches Reskript an den Ministerpräsidenten Goremykin lautet: „Aus allen Teilen des Vaterlandes gelangen Stimmen zn mir, welche Zeugnis ablegen fiir den starken Willen des russischen Volkes, seine Kräfte dem Werke der Heeresaus rüstung zu widmen. Ich schöpfe aus dieser nationalen E i n ni üt i g ke i t die unerschütterliche Sicherheit einer strahlenden Zukunft. Der lange andauernde Krieg verlangt immer neue Kraftanstrengungen', aber indem wir die wachsenden Schwierigkeiten überwinden und den u n - vermeidlichen Wechselfällen des Kriegs glück s die Stirn bieten, wollen wir in unseren Herzen den Entschluß befestigen und stählen, den Kampf mit Hilfe Gottes bis znm vollständigen Triumph des russischen Heeres zn führen. Der Feind wird niedergeschlagen werden müssen, sonst ist der Friede unmöglich. Mit festem Vertrauen in die unerschöpflichen Kräfte Rußlands erwarte ich. daß die Regierungs- und öffentlichen Einrichtungen, die Industrie Rußlands und alle treuen Söhne des Vaterlandes ohne Unterschied der Meinungen und Klassen solidarisch und ein mütig arbeiten werden, um die Bedürfnisse unserer tapferen Armeen zu befriedigen. Dieses einzige und nunmehr natio nale Problem soll alle Gedanken des einigen und i n seiner Einigkeit unbesiegbaren Rußlands auf sich ziehen. Nachdem ich zur Erörterung der Appro- visionierungsfragen einen besonderen Ausschuß unter Be teiligung von Mitgliedern der gesetzgebenden Kammern und von Vertretern der Industrie errichtet habe, erkenne ich es als notwendig, demzufolge den Zeitpunkt der Wieder eröffnung der gesetzgebenden Körper schaften zu beschleunigen, um die Stimme der rus sischen Erde zu hören, und da ich die Wiederaufnahme der Tagungen der Duma und des Neichsratcs spätestens . für den Monat Augu st beschlossen habe, betraue ich den Ministerrat damit, die durch die Kriegszeit notwendig ge wordenen Gesetzentwürfe meinen Angaben gemäß auszu- arbeiten." Das also ist die Antwort des Zaren auf die erzwungene Räumung von Lemberg. Daß sie ihm besonders nahe gehen mußte, da er sich dazu hatte verleiten lassen, in der Haupt stadt Galiziens die Annexion des Kronlandes „für ewige Zeiten" zu verkünden, läßt sich wohl verstehen: aber die strahlende Zukunft, die er jetzt wieder seinem Volke ver - heißt, ist nun einmal mit schönen Redensarten allein nicht zu erkämpfen. In Wirklichkeit kommt es dem Kaiser in dessen nur darauf an, die wachsende Erregung des Volkes durch den Hinweis auf die bevorstehende Einberufung der Duma nach Möglichkeit zu beschwichtigen. Die Ent- lassnng des Kriegsministers wie des Ministers des Innern ließ schon erkennen, daß die Suche nach Sündcn- böcken bereits in Rußland begonnen hat. Nun soll die Volksvertretung helfen, dem Auflösungsprozeß entgegen- znwirkcn. Sie wird gewiß ihre Schuldigkeit tun, aber bis zum August, deni spätesten Zeitpunkt ihres Zusammen- tretens, wird die militärische Lage sich unaufhaltsam weiterentwickelt haben — dann wollen wir sehen, welche Worte die Duma als Antwort auf dieses Reskript des Zaren finden wird. Kriegstagung des Sächsischen'Landtags Dresden, 1. Juli. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer heutigen 7. öffentlichen Sitzung, der auch die Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt und Dr. Nagel sowie zahlreiche Kommissare beiwohnten, zunächst mit dem Anträge des Vizepräsidenten Opitz (kons.) und Genossen betr. die Vereinfachung der Rechtspflege. Der An- trag hat folgenden Wortlaut: Die Kammer wolle beschließen: 1. die Königliche Staatsregierung um Erörterung der Frage zu ersuchen, ob es sich nicht mit Rücksicht auf die infolge des Krieges eingetretene Verminderung der bei den Justizbehörden angestellten richterlichen und sonstigen Beamten empfiehlt, während der Dauer des Krieges in Strafsachen sowie bei bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, soweit solches ohne Schädigung der Rechtspflege möglich ist, noch weitere als die bisher schon vorgenommenen Vereinfachungen hcrbci- zuführen und bejahenden Falles entsprechende Anregungen beim Bundesrat zu geben: 2. die hohe Erste Kammer zum Beitritt zu diesem Beschlüsse einzuladcn. Vizepräsident Opitz begründete zunächst den Antrag in längeren Ausführungen. Staatsminister Dr. Nagel hebt zunächst hervor, daß die Justizverwaltung ihr besonderes Augenmerk auf die Einberufung zahlreicher Richter und Beamten gerichtet habe. Besonders habe sich ihre Aufmerksamkeit darauf gelegt, ob hierdurch eine ordnungsmäßige Erledigung der Arbeiten bei den Justizbehörden beeinträchtigt worden sei. Ebenso habe sich die Justizverwaltung fortgesetzt über das Maß und die Zahl der vorliegenden Arbeiten unterrichtet. Hierbei habe sie die Ueberzeugung gewonnen, daß sowohl heute als auch in absehbarer Zeit noch ein ordnungsmäßiger Gang der Geschäfte bei der Justizverwaltung möglich sein werde. Zunächst gehe die Herabminderung der Justizgeschäfte aus dem Rückgänge der Einnahmen aus Strafen usw. hervor. Dieser Rückgang belaufe sich in den ersten fünf Kriegs monaten auf rund 1860 000 Mark. Persönliche Gefühle über Ueberlastung könnten für die Verwaltung nicht maß gebend sein, sondern lediglich das Ergebnis der Statistik. Er müsse deshalb auf das Zahlenmaterial der letzten Justiz statistik eingehen. Der Herr Minister teilt zunächst die Zahlen der eiugczogenen Richter und Justizbeamten und die Zahlen der noch zur Verfügung stehenden Beamten und Richter mit. Ter Abgang bewege sich ungefähr auf der Höhe von 29 Prozent. Bei dem Gang der Justizgeschäfte habe sich nun vielfach eine Minderung herausgestellt. So betrage der Rückgang beim Oberlandesgericht bis zu 6lfttz Prozent. Hierzu komme noch die Tatsache, daß eine große Anzahl der älteren Sachen überhaupt ruhen. Bei den sieben großen Landgerichten betrug der Rückgang in der Zeit vom 1. Januar bis zum 20. Juni d. I. bis zu 47 und teilweise sogar bis zu 60 Prozent, während bei den großen Amtsgerichten ein Rückgang bis zu 42 Prozent festzustellen war. Eine Zunahme sei lediglich bei den Zwangsverwal tungen und bei den Maßnahmen infolge der Einberufungen bei Vormundschaftssachen eingetreten. Das Ergebnis seines Ueberblickcs sei das, daß die Geschäfte der Justizbehörden mit den zur Verfügung stehenden Richtern und Beamten noch durchgeführt werden könnten. Er gebe zu, daß auch die Richter jetzt oftmals ein höheres Maß von Arbeit zu bewäl- Ligen haben. Dies gehe jedoch jetzt vielen so, denn wir seien all mobil, auch wenn wir nicht die Ehre haben, den feldgrauen Nock zu tragen. Wir müssen alle voll durchhalten und die Richter würden es auch tun. (Lebhaftes Bravo.) Abg. Dr. Kaiser (natl.) hebt hervor, daß der An tragsteller ihn und seiner Fraktion die Stellungnahme zu dem Anträge sehr erleichtert habe. Der Antrag des Herrn Vizepräsidenten Opitz bezwecke durch seine Besprechung in diesem hohen Hause auf die Oeffentlichkeit dahin einzu wirken, daß kleinere Streitigkeiten nicht immer durch ge richtliche Urteile entschieden werden müssen. Man dürfe den Antrag wohl dahin anffassen, daß er einerseits aus das Publikum belehrend einwirken solle und daß durch ihn anderseits über die Zustände in der Justizverwaltung an- läßlich des Krieges Aufklärung gegeben worden ist. Er glaube, daß durch die Erklärungen des Herrn Justizministers der Antrag als erledigt betrachtet werden könne. Abg. Müller (Soz.) betont, daß auch er den Antrag Opitz als erledigt ansehe, da der Herr Minister statistisch den Rückgang der Prozesse und Klagsachen im Verhältnis zu den verfügbaren Kräften nachgewiesen habe. Seine Frak tion werde infolgedessen den Antrag ablehnen. Der Herr Minister habe ja ebenfalls deutlich eine Ablehnung ausge sprochen und auch in den Kreisen der übrigen Parteien sei man der Ansicht. Abg. Brodaus sfortschr.) weist darauf hin, daß man nicht gewußt habe, welche Vorschläge der Antragsteller machen werde, als er seinen Antrag cinbrachte. Der Herr Minister habe sich in seinen Ausführungen deutlich über seine Stellung zu dem Anträge ausgesprochen. Abg. Dr. Mangler (kons.) weist darauf hin, daß der Antrag sehr verschieden aufgefaßt worden ist. Er habe ge- glaubt, daß die Anregungen zur Vereinfachung der Rechts pflege und nicht nur der Geschäftsführung gemacht worden seien. Bereits jetzt müsse vorgearbeitet werden für spätere Zeiten. Staatsminister Tr. Nagel bemerkt, daß Herr Abg. Dr. Mangler Anregungen für eine Vereinfachung der Rechtspflege nach dem Kriege gegeben habe, während der Antrag des Herrn Vizepräsidenten Opitz Vereinfachungen während des Krieges wünsche. Er wolle hier feststellen, daß Herr Abg. Dr. Mangler in seinen juristischen Aufsätzen viel fach wertvolle Anregungen gegeben habe, die auch Beachtung finden würden. Vizepräsident Opitz (kons.) verweist in seinem Schluß worte nochmals auf die Tendenz seines Antrages und wen- det sich gegen verschiedene Ausführungen der Vorredner. Da der Zweck seines Antrages voll erreicht sei, beantrage er, ihn in sofortige Schlußberatung z» nehmen und niit Rück sicht ans die Aufklärungen der Staatsregierung für erledigt zu erklären. Die Kammer beschloß einstimmig demgemäß. An. zweiter Stelle fand die allgemeine Vorberatung über den Antrag des Abg. Biencr und Genossen auf B c - willig ung von Staatsbeihilfen und Dar-