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Nr. 114» 14». Zahrg. Montag den 14. Mai 1917 ^ mit tlliistr. Betioge vierteklührlllb 2.4V 2» Dresden und a-ou Deutsch- :>md frei HauS L.8L Ft; m Oesicrreich S.»8 X. ri»-<,abe « dierteijSkiNich S.Itt ^ In Dresden und gnnz Dcutschiand frei HauS 2-S» in veslerretch 4.»« X. kinjet-Nummer l» 4. lische BolkSzeitm^, erscheint an allen ochcnlagen na/ r>« ruP Mebakttan. KrtSdsn»Il. 1t!, HolLeliislraste 4» Fernsprecher 213Ü6 Psstscheittonto Leipzig Nr. 147S7 St»«eto»«> Auaahwe von MeschlislSanjeißen di? INUdc. von Aamilienanjeige» bi» II Uhr voini. Preis Mi die Pelil Lpallzciie 2. im!»«k!a. weicil av >1 Für imdeniiich geichrierene. sowie durch Fern sprecher miigeßkdcuc Sinzeitien ktinue» wir die Verantworiuchkeii sürdiepiiailiakei!desLepeS nicht überne-tuen. Eprcchstuude der Redaktion: I I—12 Uhr vorin. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Jentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 6 nur mit der Wochcnbeilagc. Die Kriegsereignisse Jeder Tag bringt neue erfreuliche Mitteilungen des Mess des Admiralstnbes der Marine, die eine rege Tätig- U'it unserer Tauchboote erkenne!: lassen. Die Zahl der ver senkten Tonnen Schiffsraum nimmt von Monat zu Monat u und damit auch die Schwierigkeiten unserer Feinde, eie bis jetzt nicht in der Lage sind, die „Seepest" zu beseitigen oder unwirksam zu machen. Ohne Frage steht England rer der allerschwierigsten Zeit, es handelt sich jetzt darum, eie Schwierigkeiten so zu vergrößern, daß sie zur Krisis ee röen und damit das'hochmütige Volk ans die Knie zwin- i n. Diese Aufgabe scheinen unsere Tauchboote vollständig w lösen. Wir haben die inneren großen Schwierigkeiten rer Engländer bereits am Sonnabend beleuchtet. Diesen Ausführungen darf noch hinziigesügt werden, daß mit jeder mrsent'trn Tonne die Schwierigkeiten wachsen und uns das stiel näher gebracht wird. Taber vernahmen wir am Smntag früh mit Genugtuung die Meldung von der Ver senkung von weiteren 8 Dampfern, l Seglern und 0 Fischrr- sahrzengen mit insgesamt 28 000 Tonnen, die sämtlich im eua-lischen Kanal in die Tiefe gesandt wurden, während von der Tätigkeit im Atlantischen Ozean die Versenkung von u Dampfern, 7 Seglern und 12 Fischerfahrzengen mit :W',00 Tonnen berichtet wird. Das sind 57 51X1 Tonnr», .Aren Vernichtung an einem Tage gemeldet wird. Unter An Versenkten befinden sich englische und französische st .erzeuge mit Kohlen und Lebensmitteln, deren Beseiti- - mag die Frage der VolkScriiährnng in allen feindlichen 'Andern dringender macht. Natürlich geht die Krisis nicht reu lreiite a»f morgen ihrem Höhepunkt entgegen, denn der- einige Vorgänge bedürfen Zeit. Es läßt sich auch nicht fest- üelleii, ob der Höhepunkt vor oder nach der neuen Ernte, re.rmeil wird, denn man kann nicht wissen, wie das englisclie Vcik sich einzlischrünkeii versteht, und welche Beute Miseren D'.ichbooten entgebt. Wir wissen heute nur. daß hervor- ra>.mde Kenner der englischen Verhältnisse die Lebens anstelnot in England »»nmwnnde» zugeben. woran die großen Sprüche Lord Beresford im Oberhanse nichts mdern. Er meinte, nach einigen Einschränkungen würde w'.n mit ziemlichen Reserven in die nächste Ernte hiiiein- und ein Fleischmangel sei nicht vorhanden. Wer da- g'-en die englischen Zeitungen aufmerksam liest, der weiß, Nu - groß die Mängel ans allen Gebiete» sind. Und selbst w..m die Engländer die Zeit bis zur nächsten Ernte über- n .xm sollten, so zehren sie doch ihre Vorräte ans und sie nerden selbst nicht glauben, daß ein Land, das bisher 8h Prozent seines Weizens cinsühren mnßte, ii»n plötzlich vor einein Sommer z»in andern Selbstversorger werden wmi. Daher sehen wir das Ende mit Sicherheit voraus, und wir dürfen ans diesem Grunde heute ruhig schon von nnstrem bevorstehenden Siege reden. Auch auf anderen Ge- lm-w» waren unsere Seestrcitkräste erfolgreich. So stießen am 10. Mai leichte deutsche Streitkräste in die Hosden vor mW vernichteten einen englische» (Zerstörer, ohne selbst iiaendwelchen Schaden zu nehmen. Ein feindlicher An- aufs auf Zeebrügge und Brügge richtete keinerlei mili tärischen Schaden an. Auf der anderen Seite wurde ein rn'stschcs Motorboot im Rigaer Meerbusen z»m Sinken wo.'acht und ein anderes schwer beschädigt. Die Ohnmacht unserer Feinde gegenüber unsere,i Umerseebvoten hat sie veranlaßt, an der Westfront alle Kräfte anfzilbicten, nm dort den Erfolg zu bringen, de» sie zur See nicht haben konnten. Bisher haben weder die (Umländer noch die Franzosen den sehnlichst erwünschten Durchbruch vollziehen können. Sie haben Massen geopfert, ger.z kleine örtliche Vorteile hier und da erlangt, aber da nn: war es zu Ende. Trotzdem hat die englisclre und sran- w'ffche Angriffslust noch nicht nachgelassen. So meldete der Abendbericht vom Sonnabend die Entfesselung neuer cnstischer Angriffe und im Heeresbericht vom Sonntag l'.'ßt es: „Die großen Angriffe der Engländer ! — d gescheitert! Nach sehr starker Artillerievorbe- reirung, die sich auf daS ganze Schlachtfeld von Arras wachen Lens und Oueant ausdehnte, brachen die Engländer i» >en frühen Morgenstunden zwischen Gavrelle und der Smrpe, beiderseits der Straße Arras-Cambrai »nd bei Bnstecoiirt gegen unsere Linien vor. In Roenr gelang es ilm-.n, einzndringen. An allen anderen Stellen »»irden sie durch Feuer nnd.im Nahkampf unter schweren Verlusten ab- ge-chlagcn. Abends erfolgten beiderseits von Monchy niedrere neue Angriffe, die gegenüber unserer tapferen Ver- leidig»»« ebenfalls blutig scheiterten. Vorteile, welche die Nk MlW SMK TWMlW. (Amtlich. W. T. B.) Großes Hauptquartier, l-I. Mai 1017. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rnpp recht A» der Küste, im Wern- und Wistschaete-Bogen »ahm die Artillerie-Tätigkeit zeitweise zu. Nachdem das starke Artilleriesener ans dem Kampfseldr von Arras tagsüber stellenweise nachgelassen hatte, setzte es abends zwischen Lens und Oueant mit erneuter Heftigkeit ein. Enalische Teilvorstöße bei Opp» and Fampoiir schei terten. Die Kämpfe bei Bnllecourt wurden mit Erbitterung fortgesetzt. In zähem Ringen behaupteten wir die Trümmer stätte des Dorfes gegen mehrere feindliche Angriffe. In St. Quentin wird die Zerstörung durch Bescliießnng des Feindes täglich größer. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: An der Aisne-Froni ist die Lage unverändert. In der Ebampagiie erreichte der Arlilleriekamps, besonders zwischen Prima» und Anderive, beträchtliche Stärke. ( , . Der Feind verlor am gestrigen Tage 12 Flugzeuge und eine» Fesselballon. Leutnant Woiss schon seinen 00., Leut- nant Freiherr v. Richthosen seinen 21. Gegner atz. Oestllcher Kriegsschauplatz Geringe Olefechtstätigkeit. Al n z e d o >l i s ch r Front: Zwischen Prespa-See und Vardar blieb die Artillerie- tätigteit lebbast. An einzelne» Stellen gegen unsere Linien vergehender Feind wurde abaewiese». Ter erste Gencralgiiartierineister: L n d c n d o r f f. Italienische Schwierigkeiten Nach dein „Perl. Lokalanz." macht sich in Italien der . N-Bootkrieg immer sülibmer. Es soll den Reedern nicht länger erlaubt ,sei», ihre Schisse in den Häsen znrück- znballen, während die Nation ihrer ans das notwendigste bedürfe. Wieder 22 000 Tnnncn versenkt Berlin, 12. Mai. <W. T. B. Aintlich.l INene N Boots-Erfolge ini Atlantischen Ozean.) Füns Dampfer, ein Segler, zwei Fischdainpscr mit 22 000 Br.-Reg. To. Unter den versenkten Schisse» befinden sich n. a. fogcndc: Englischer Dampfer „Thistlcard" (4l2ii Tv.l, Ladung Sal pctcr und „Patagvnier" 12822 To.), die englischen Fisch dampfcr „Harberth-Eastlr" und „Nestor", der italienische Dampfer „Gnisrppe Accnma" (2221 To.l, Ladung 2000 Tonnen Mais von Rosario »ach Genna, der versenkte Segler führte 2500 Tonnen Mais nach England. Ter Elses des Admirnlstabes der Marine. Ans drnlschcr Gcsangcnschnst entflohene Russen S t o ck h o I m , 12. „Utro Nosij" veröfsentlicht wieder Erzähliuigeu russischer Soldaten, die ans deutscher K r i e g^- g e s a n g enschast e n t s I o li e n sind: Sie wurde» in Petersburg von Vertretern des Arbeiterrates be grüßt. In Holland bat man die Entflobenen freundlich ausgenommen, dagegn sei in England die Unterkunft, Ver pflegung lind Behandlung schrecklich gewesen. Dir Verlustliste der Admiralität Laut „Basler Anzeiger" berichtet Havas aus London: In der ersten Maiwoche wurden 2 4 englis cb e D a >» p - fer über 1000 Tonnen und 22 englische Dampfer unter dieser Tonnenzahl, sowie 15 Fischerboote durch deutsche Tauchboote versenkt. 2l Schiffe wurden erfolglos angc- grifseii. Die „N. Zürch. sliachr." melden ans dem Haag: Ans gut informierter Quelle wird mitgeteilt, daß im Nordkanal zwischen Irland und Schottland dieser Tage der englische Kreuzer „Eordelia" ans eine Mine gelaufen sei. Schwer beschädigt sei er abgcschleppt worden. „Eordelia" ist ein ganz »ioderner leichter Krenzer ans dein Jahre 1914. Er faßt 3800 Tonnen und hatte 400 Mann Besatzung. Engländer in Bulleconrt erringen konnten, wurden ihnen durch den schneidigen Gegenstoß eines Garde-Bataillons wieder entrissen. Heute sind um das Torf neue Kämpfe entbrannt." Von diesen neuen Angriffe!! meldet der Avend- Verickst vom Sonntag, daß sie gescheitert sind. Somit haben an dieser Stelle die Engländer einen vollständigen Miß erfolg z» verzeichnen, der zwölfte, der allein bai Bullecourt gezählt werden kann. Die deutsche Widerstandskraft besteht demnach noch nngeschN'äckst. denn man muß berücksichtigen, daß die Engländer an ihrer Front mehr Truppen und mehr Artillerie aufgebracht linden als wir. Von der Ehampagne- Front verlautet nichts von Bedeutung und von der maze donischen Front heißt es, daß die Angrisfe unserer Feinde von uns und von den Bulgaren wieder abgeschlagen worden smd. Alle Stellungen befinden sich restlos in unserer Hand. X Deutscher Reichstag Berlin, 12. Mai. Am Bundesratstische Graf R oede r n , K ractke, v. B a t o ck i. Präsident Dr. Kaempf erössnet die Sitzung um 11 Uhr 15 Minuten. Ans der Tagesordnung steht zunächst die erste Lesung eines Ergänznngsetats, Anforderungen von 2 400 00» Mark als erste Rate für Erweiterung des Kriegsministeriums. Die Porlage geht ohne Aussprache an den Hauptausschuß. Dann wub das (Gesetz betr. Abwälzung des Wareninnsatz- stempels, ohne Aussprache in allen drei Lesungen ange nommen. Darauf folgt die Novelle zniii Postjckw'ckgejetz (Herabseviing der Einlage von 50 Mark auf 25 Mark.) Auch diese wird in allen drei Lesungen unverändert angenommen. Dann wird die AussprackA' über die Ernährungsfragen fort- gesetzt. Atzg. Stübbe (Soz.): Auf vielen Gebieten baben die getroffenen Maßnahmen versagt, angesichts des Wider standes der Landwirte. Mg. Koch (Fortschr. Vp.): Ich glaube nicht, daß eine Verringerung des Rindviehs notwendig ist. Dagegen sollte eine planmäßige Bewirtsckiaftnng des Rindviehs Platz greisen. Die Lebensmittel!nappheit wird mit dem Kriege noch nicht zu Ende sei». Mecklenburgischer Bundesratsbevollmächtigter Freiherr v. B r a n d e n st e i n : Daß die ritterschastlichen Güter' weniger scharf bebandelt werden als der kleine Besitz, trifft nicht zu. Mecklenburg bat seine Schuldigkeit getan, es hat über 10 000 Zentner Butter ahgeliefc.t und deckt damit den Fehlbetrag der ganzen preußischen Monarchie. Präsident v. Batocki : Der Schieliimg mit Auslands- Ware treten wir entschieden entgeaeii. In den nächsten Tagen werde ich auch für Anslandsfleisch die inländisck>eii Fleischpreise festsetzen. Abnehmer für das teure aus ländische Fleisch sind Gastwirtschaften und wohlhabende Familien, die sich nicht scheuen, auf Kosten der Massen il>re eigene Ernährung z» verbessern. Brauchbare Anzeigen er- halte» wir leider nicht. Wir wollen rücksichtslos vorgehe». Das Publikum muß aber mitbelfen. „Deutsche Tages zeitung" und „Berliner Tageblatt" sollte» einmal ihre Artikel aiistanschen, dann würden Stadt und Land mehr Verständnis sür einander bekommen. Abg. Held (Natt.): Das KriegSernährnngSanit und besonders sei» Präsident sind gewiß vom allerbesten Willen erfüll!. Es fehlt eben das nötige zur Ernährung. Der Erzeugungs-wang schasst Müdigkeit, lähmend wirlt auch die Beschimpsnng. Die Folge der Ahjchlachtnngcn wird sein, daß wir in allernächster Zeit überhaupt keinc- Schweine wehr haben. Die Abschlachtmig des Rindviehs »ins; möglichst weit hinansgeschoben werden. Ter Viehhandelsverhand hat in einem Jahre über 200 M ilIion e n an Prvvisio n e n e i n g e h e i nr st. Die Höchstpreise sind gut. es muß aber dafür gesorgt n»er- den, daß die Ware dann nicht verschwindet. Geheimer Oberregiernngsrat v. O p p e n : Eine Hin- viisschiebiing des Termins fü: die Herabsetzung der Rind viehpreise kann nicht in Aussicht gestellt werden. Abg. Weilnböck (Kvns.): Wir werden nickst ans die Knie gezwungen werden durch Waffengewalt, und n»sere Landfranen sorgen dafür, daß auch die Hungerdrohiingen uns nichts anhabe» können. Abg. Dr. Matzi n ge r (Ztr.): Für die Verbraucher muß alles getan werden. Die Landwirljchast ist dazu stets bereit. Man soll nicht immer nur dir Verbraucher und die Professoren hören, sondern auch die Praktiker, die Ver treter der Baucrnsck)ast.