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Nr. 223. Seite 3 Dienstag den i». ^nover 1V22 . Die große Hoffnung ', Originalroman von Erich Ebenste!» Urheberrecht durch Greiner u. Comp., Berlin W. 30 (38. Fortsetzung.) f Er streckte ihr die .Hand hin und schloß herzlich: „Schlagen Sie sin, Frau Gcrsdorserl Dann gehen wir morgen gleich auf die Wohnungssuche. Acht Tage bin ich jetzt frei, denn 'eher will Herr Heschl den Laden nicht wieder eröffnen. In dieser >Zcit werden wir wohl etwas Passendes finden." Eie blickte lange schweigend in sein unschönes Gesicht, das ,1ie jung auSgesehen hatte. Ein brennender Glanz lag in ihren «ingcsnnlene» Augen. „Ferdinand," sagte sie dann leise, „ich muß dich um Ver gebung bitten. Ich habe dich allzeit für einen unbedeutenden Menschen gehalten, aber du bist ein sehr, sehr außergewöhnlicher!^ „Ach was," wehrte er verlegen ab. „Sie werden mir doch /eine Schmeicheleien sage», Frau Gcrsdorserl Antworten Sie lieber ans meine Frage!" Eie fuhr sich über die Stirn. „Laß mir Zeit, Ferdinand. Ich bin so müde heute. Der Verlaus und alles, was drum und dran hangt, hat mich doch ein wenig angegrisscn. Eigentlich wollte ich nicht in Schloh- stüdt bleiben." ^ „Wollen Sie zu Amicben oder Otto?" „Nein — o nein! Wie könnte ich das mit niemein be makelten Name»? Ich könnle ihnen nur Verlegenheiten berei ten nnd — sie wünscheil es jetzt wohl auch gar nicht mehr." „Aber dann . . ." „Mor-gcn, Ferdinand. Laß mir Zeit bis morgen. Heute bin ich wirklich nicht inehr fähig, eine» Entschluß zu fassen. Aber wie es auch komme» mag — ich danke dir vor ganzen, Herzen! Leine Treue tut »lir so wohl." Sie schlug plötzlich die Hände vors Gesicht und brach in Tränen ans. „Einen Menschen wenigstens habe ich doch noch, der an mir hängt!" schluchzte sie. Ferdinand, den dieser aus tiefstem Herzen sich empor- riiig.mde Ausruf erschütterte, wollte sie trösten, aber sie winkte ihm heftig ab. „Geh jetzt, laß mich allein . . und nochmals — Dank!" 24. Kapitel. Bleiern langsani schliche» die Stunden hin. Ferdinand war «msgegange», das Mädchen gleichfalls. Frau Gersdorser hatte ihr am Morgen gekündigt, da sie fortan keine Magd mehr zu halten gedachte. Die paar Zimmer und das bißchen Kocher.c würbe sic wohl allein besorgen könne», so lange sie »och in Schlohstädt blieb. Es würde ja nur eine Wohltat sein, etwas zu tuu zu haben. Zum Umzug dann — wenn man sie nicht etwa zuletzt gar noch in Hast »ahm — konnte mau irgend eine Arbeitskraft für sdas Gröbste ausnehnien. Freilich, wenn sie am Ende Ferdinands Antrag doch an- nahm, wäre es besser gewesen, das Mädchen zu behalten, denn sie war fleißig, willig und bereits gut unterwiesen. Aber sollte — konnte sie es annehmcn? Durste sie Ferdi nands Leben mit der Sorge um eitle alte Iran, die ihn, eigent lich gar nichts aiiging, belasten? Frau Gersdorser saß an ihrem Schreibtisch, den Kopf in die Hand gestützt, und sann därüber nach, lind obwohl sie den Gedanken gewaltsam verscheuchen ivollte, kam er doch immer wieder: Warum er und nicht Ainichen? Die war doch ihr leib liches Kind und die Tochter sollte der Mutter doch am nächsten stehen? Freilich . . . Ja, die Ernte ihrer Lebenssaat war bitter! Nie hätte sie für möglich gehalten, daß Einsamkeit etwas so Schreckliches sein könne. In der jagenden Hetze ihres arbeitsreichen Lebens, wo sie vom Morgen bis zum Abend nie aljein gewesen und immer viele Menschen um sich gehabt, hatte sie sich oft »ach. Ruhe und Einsamkeit gesehnt. Nun aber, wo sie sie hatte. . . Und das war das Lockendste an Ferdinands Vorschlag: einen Menschen um sich zu haben! Einen wenigstens, für den sie sorgen durfte! Die träge Nachmittagsstille des leeren Hauses kegle sich mehr und mehr wie ein Alp auf ihre Brust. Auf der Straße war es wie meist um diese Zeit ziemlich belebt. Soldaten rückten zum Nachnlittagsdienst ans, Dienstmädchen schwatzten laut in Haustonm, spielende Kinder jauchzten und schrien. Irgendwo spielte ein Leierkasten. -> Frau Gersdorser kam sich von den, Leben da draußen aus geschlossen vor wie auf einer wüsten Insel. Sie atmete erleichtert auf, als cs draußen klingelte. Gottlob, Ferdinand kam nach HauS — sie war nicht mehr, allein! " Nasch schob sie die Sicherhcitskette zurück, um im nächsten Augenblick mit einem leisen Schrei zurnckzufahren. Vor ihr stand ihr Sohn Gustav! Sekundenlang starrten sie einander stumm an, zu bewegt, um Worte zu sinden. „Mutier . . . meine Mutter!" murmelte er dann, erschüt tert durch ihr weißes Haar und den gramvolleil Ausdruck ihres so schmal gewordenen Gesichtes mit den eingesunkenen Schläfen und den tiefliegenden Augen. Sie aber warf sich plötzlich mit einem Ansschrei an die Brust. „O du . . . dil kommst zu mir? Wußtest du denn, daß ich mich Heimlich krank »ach dir sehnte?" „Nein, Mutier. Aber Beba wusste cS wohl, denn sie sagte: „Du warst immer ihr Liebling, du gehörst jetzt zu ihr!" So kam ich her." Stunden waren vergangen. Immer noch saßen Mutter und Sohn Hand in Hand in Frau GersdorserS Zimmer und erster« konnte nicht müde werden zuzuhören. Jede Kleinigkeit aus Gnstls Leben interessierte sie, immer ivollte sie noch mehr hören von ihm, von Beba und dein Kleinen. Nebenan im Wohnzimmer ging Ferdinand geschäftig hi» nnd her, holte dies und jenes herbei, um den Avendlisch. den er selbst gedeckt Halle, ein festliches Gepräge zu geben. Zwischen durch lief er auch wieder in die Küche hinaus, um dem Mädchen, da-Z nicht sehr sorgsam im Kochen war, einzuschärsen, doch ja alles recht schmackhaft z»',»bereiten: Die jungen Hühner rrcht knusprig, bei den Erbsen den Zucker nicht zu vergessen, den ge mischten Salat nicht zu sauer. . . „Sie wissen ja, der Herr Oberleutnant ist besonders heikel! lind Frau Gersdorser hat all die Zeit her kaum etwas zu sich genommen, aber heute wird sie sicherlich wieder ordentlich essen. Zweimal lief Ferdinand auch selbst hinüber i» den Heschl- sche» Laden. Es war ihm eingefallen, daß Gnstl zum Bra te» gern Rotwein trank und »ach der Mahlzeit ein Gläschen seinen Likör. Beides führten Heschls zum Glück. Auch hatte er heute im Schaufenster dort herrliche Birnen »nd Pfirsiche gesehen, die würden Frau Gersdorser sicher schmecken. Als er das zweitcmal von HeschS zurnckkehrle, wäre er im Hanstvr beinahe mit einer schlanke», schwarzgeleideien, jungen Dame znsammcngerannt, die sich eben der Treppe zuwaudte. „Annchen!" schrie er freudig überrascht auf. „Ferdinand! Wie gitt, daß ich dich zuerst treffe!" sagte .sie hastig. „Ich habe solche Angst, Mutter gegennbcrzulreten. Was Muß sie von mir denke»! Und du auch! Aber ich wußte von nichts! Troll wollte mir die Aufregung ersparen, da er meinte, helfen könnten wir Mutter ohnehin nichts. Er selbst konnte nicht kommen. D» 'begreifst — er ist Offizier, und da daS Gericht mit der Sache beschäftigt ist. . . nicht wahr, du verstehst daS, Ferdinand? Daß er Rücksicht nehmen muß . . . und daß es nicht Lieblosigkeit war." „Gewiß, Annchen, gewiß! Aber wie kommst du den» »nn einmal hierher?" „Gestern abend fand ich zufällig deine» Brief an Erich. Da mußte er mir wohl die Wahrheit sagen. Und natürlich litt es mich dann nicht länger daheim. Erich begriff daS auch. Gleich mit dem ersten Zuge heute morgen reiste ich ab. Ach, Ferdi nand, es ist so schrecklich! Die ganze Fahrt konnte ich nichts anderes denken, als daß man Mutter etwas so Schändliches zn- trant »nd daß die Aerinste dies alles bis jetzt so allein hat tra gen müssen!" „Ja, es war wohl hart für sie und du wirft sie sehr ver ändert finden, Annchen. Acußerlich und .... innerlich! Aber glaube, seit heute nachmittag ist alles gut. Gnstl ist nämlich da!" „O, wirklich . . . Gnstl? Und Mutier zürnt ihm nicht mehr?" „Im Gegenteil. Sie strahlt vor Glückseligkeit!" Annchen atmete tief auf. „Gottlob, daß es so ist! Nun laß »ns aber gleich zu ihr gehen!" Fortsetzung folgt. In litt IiiuiiiZilz ütt tulrsimliii!« I» kMI, KIsIsiiMimIlSgs „Ois Wsrms km Nsuskskt" vom A. bis 14. Okiaben tä^iiost floöfknot von 0 ldstr vormittags bis 7 Obr abends. Oor liesueb ist tür jedormann rvivbtig. Osten, Oruden und Lparlcoobsr, Oas- und Lüc-Irtrisebo ^Väirno- und Kfooliapparato worden in uvd anLvr betrieb gezeigt. Lußorclem finden ISglioli von 4 tltir nsolimitikigs illniMttzs vliisl VmdlsiWg m üerWdsji statt. ggi btälilisokss XMsiiklmt, ttorrbsi'S'UNgsLtvüs. I rrivüllciiüLnltatt vr. Man feinrus 1605 Lrkurt SartenstrsSe W VSIiere I'rl»sil»><ivknschule lim »»schlug »sch odkrselni»!!». — rrcu,ii> W »dinnleni.'nlmil»; für vamcn unil beirr». — 5ch»>krlielni in» «nur Z Verein»»»« um! giNilttiicr rnilgchl. — InaiiNiIueNer Uinrrrlchl n»r chcrch H fuchlclirer. 402 INNiere, llllrch vr. m»knr M ^8tAUN3Nt ULKÜW86 Ullff ULUI ^6iNs68lAUk'ANr KÜl>68!,6lM6k' — 6rokes Vkloberkesl — Umarbeitungen:: Reparaturen :: :: I« «Inner l t!llr»c>>u«rel 702 Kürscknermeister reinspeeeb- lk«g>«rui»g»- / „ no. Ls«» »«oso-,v ,, Wss- p n s > » «k v nl s U v««n <e n unä Kosiüm tL rorcststrltigsr Luswrcstl »mpstolilt No!f lenrikndaum, kM, MZW88ls. 125/6 p«on»r»'eoii«i' 40LI r.üligo IloruZsgueUo kür Uaumerer uicck >Viocksrvo.stüukor. Kr I r«»»« 8«I»ii»i»r«^ I'itu» t, Heliv EIL Xloläoistokko, biStnsu- und önninnoll- zvursn. Ltrielignrno 797 kringen 8is liirs Ms äirekt in äik Umpn6886l'6i am ?!a1rs 730 Imsssn 8is Ikro llüto viostt kortsostiosten! — Lei wir worden 8io rooll bedient. 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