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Cousine vollständig unbekannt, buch traf es sich znm l^lück, bas; letztere in ihrem (Geschäft rasch vorwärts gekommen >var und ihr traben einen aus gedehnten Kundenkreis hatte. So erfuhr die Kammerfrau dato, wohin sie sich wenden musste, und nach kurzem Umweg befand sie sich vor dem Putz- geschäft der Iran Meinte. Vier wurde sie sebr freundschaftlich ausgenommen und erhielt Auskunft über mancherlei, was momentan für ihre Herrin von grösser Wichtigkeit war, besonders über die Art und Weise, wie Iran Mareskat sich am besten einrichte, wenn sie ans ihrem Vorhaben beharre, in die Provinz San Louis zu reise». „Das steht ans;er aller Frage!" versicherte Lnisette. „In diesem stalle weis; ich Rat", fuhr die Putzmacherin fort: »ich kenne nämlich einen Fuhrmann, der gerade jetzt dort Geschäfte zu besorgen hat und euch gern gegen geringe Entschädigung bis zur Besitzung bringen wird, da er sonst mit leerem Wagen fahren würde." „Kann man sich ans den Mann verlassen?" „Ich verbürge mich für ihn." „Wann null er denn fort?" „Eigentlich schon morgen, jedoch glaube ich. das; er sich bereden läßt, noch zwei oder drei Tage zu warten, wenn Ihr noch nicht bereit seid." „57! Es kommt Iran Mareskat nur darauf an, schnell abznreisen." „Ich glaube es schon. Indessen »ins; sie znm Verlassen der Stadt einen Erlaubnisschein haben, wenn sie nicht riskieren will, von der ersten Patrouille, die ihr in den Weg kommt, angehalten zu werden. Vorgestern ist dieser Befehl bekannt gemacht worden; man will damit die besseren Familien verhindern, zu flüchten oder zur Armee des früheren Präsidenten zu stos'.en." „Ja. Iran Mareskat hat so etwas erfahren und ist auf der französischen Botschaft, um sich die nötigen Papiere zu verschaffen." „Dann ist es gut. Kon ine also diesen Abend wieder und bringe mir Bescheid." Die beiden Frauen wechselten herzliche Grüße und trennten sich. Diesmal fand sich Lnisette leichter zurecht. Allein die Straße war voll von mehr oder minder wüsten Soldaten und sie mns;te mehrmals Namen und Wohnung angeben, ehe sie das Hotel erreichte. Iran Mareskat erwartete sie mit Ungeduld, um so mehr, als die Kammerzofe sich stets durch Pünktlichkeit und Sorglichkeit für ihre Herrin anszeichnete. Pepa fürchtete deshalb schon, es sei ihr ein Unfall zngestoßen. und sie seufzte erleichtert auf, als die Tür sich endlich öffnete und Lnisette erschien. „Gott sei dank, das; Dn wieder da bist!" rief sie. „Wo warst Dn denn?" Lnisette erzählte ihre Abenteuer, den Besuch bei ihrer Verwandten nnd den Vorschlag der letzteren. Iran Mareskat war erfreut. „Dahin hat Dich sicherlich Dein guter Engel geschickt," sagte sie. „Mein Gang dagegen war nicht erfolgreich. Ich fürchte, die Botschaft wird uns nicht so viel nutzen als Deine Cousine. Wir können leider morgen noch nicht reisen." „So will ich hingehen nnd es ihr mitteilen." „O nein. Du hast jetzt Unannehmlichkeiten genug gehabt; ich werde an Iran Ienerte schreiben nnd den Brief durch einen Boten besorgen lassen. Morgen wollen wir sie dann zusammen besuchen." Dieser Tag ging wieder schneckenartig langsam vorüber. Von Zeit zu Zeit sah inan vom Ienster ans bewaffnete Banden schreiend und johlend vorüberziehen. Das war aber auch der einzige Lärm in den menschenleeren Straßen. Die Kauflente hatten aus Angst vor Plünderung ihre Läden geschlossen: der Verkehr stockte. Nur die Wachtpatrouillen, die nicht viel vertrauenerweckender anssahen, als die Ruhestörer, setzten diesen nach nnd jeden Augenblick konnte ein Zusammenstoß erfolgen. Pepa fürchtete schon, Zeugin eines blutigen Schauspiels zu werden. Die Nacht verlief noch unruhiger als der Tag, Am andern Morgen schien ein wenig Stille einzntreten: die Kehlen waren heiser vom Schreien, die Beine müde vom Laufen. Pepa wagte also einen Gang ans die Botschaft. Wieder vergeblich. Keine der angeführten Iamilien war augenblicklich in der Stadt, nnd der Kaufmann sas; im Gefängnis als einer der streitbarsten Gegner der neuesten Negierung. Nun versuchte Iran Mareskat. sich auf Iran Inerte zu berufen. Die Modistin mar auf der Gesandschaft wohlbekannt nnd zählte ange sehene Mitglieder derselben zu ihren Kunden. „Warum haben Sie dieselbe gestern nicht gleich angegeben", forschte der Sekretär. „Ich dachte gestern nur an Bekannte ans unfern Gesellschaftskreisen". „Also ist es sicher, daß diese höchst achtbare Geschäftsfrau Sie le gitimieren kann?" „Sie ist mit meiner Dienerin verwandt und auf unserer Besitzung geboren." „Wir wollen uns sofort erkundigen. Warten Sie!" Eine Stunde später hatte Iran Inerte über die Iamilie Mareskat die genauesten Einzelheiten angegeben. Der Botschaftssekretär war jetzt ebenso' liebenswürdig und zuvor kommend, als er sich vorher gleichgültig und sogar ablehnend gezeigt hatte. Er vermeinte einige Warnungen nicht znrückhalten zu dürfen. „Sje wollen also wirklich nach San Luis, gnädige Frau?" „Ja, mein Herr, und sobald es eben angeht!" „Erlauben Sie mir, auf die Gefahren dieser Reise aufmerksam zu machen . . . ." „Ich habe keine Wahl. Jede Verzögerung bringt mir unabsehbaren Schaden." „Sie werden aber mehr als einen unfreiwilligen Aufenthalt haben, vorausgesetzt, daß Sie überhaupt ans Ziel gelangen!" „Ich muß mich und mein Vorhaben der Vorsehung überlassen. Auch ist mir die Gegend woblbekannt; auf dem Wege hat mein Gatte reiche Freunde, welche mir hoffentlich Schutz und Hilfe angedeihen lassen." „Nun denn. — wenn sie nicht zu überreden sind, wollen wir Ihren Pah ausfertigen und ihn dem zuständigen Minister zum Unterzeichnen ein reichen."