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Sächsische Volkszeitung : 10.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190406108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040610
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-10
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.06.1904
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(Zentrum) gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Freisinnigen angenommen: „Ter Reichstag wolle beschlie ßen. den vorliegenden Gesetzentwurf in der von der Kom mission beschlossenen Fassung die verfassungsmäßige Z u - st i in m n n g zu erteilen, wenn in der Bankonzession der ostafrikanischen Eisenbahngesellschast die Spurweite der Bahn ans mindestens l Meter festgesetzt wird." — Unter dem Titel „Uiiwahrhaftigkeit und Hochmut" gibt das „Leipz. Tagebl." der „Kreuzzeituug" eine kleine Lektion über Wahlstatistik. Das konservative Organ hatte von einer kläglichen Schlappe geschrieben, den der gesamte Liberalismus am Tage der Hcuiptwahlen zum Reichstage im vorigen Jahre erlitten habe. Darauf konstatiert das liberale Blatt: Der „gesamte Liberalismus" «Rational- liberale, die beiden freisinnigen Parteien und die süddeutsche Volksparteii habe 18!G erhalten l Stimmen, bei den letzten Wahlen hingegen 2 Es bedeutet das relativ zwar einen kleinen Rückgang, weil diese Stimmeu- zahl 2:LF. Prozent, I6G! aber nur 2:! Prozent aller abgegebenen Stimmen cmsmache. Wie steht es aber mit den konservativen Parteien «deutsch konservative Partei, deutsche Reichspartei. Bund der Landwirte. Bauernbund und Antisemiten«? Sie erhielten 1V>8 nur I DIOOuO und im Fahre l'.ß»: aber l 7G)OG' Stimmen, das ist in Prozenten im Fahre IG»8 22 Prozent und im Fahre I'RR nur I8'/„ Prozent. Tie Differenz wurde also zuungunsten der Konservativen verdreifacht. Tie „Krenzztg." habe also gar keinen Grund zum Hochmut. Tie Kre.iikeilpflcgc ans dem Lande behandelte der deutsche Evangelische Kirchen insschnß in seiner letzten Sitzung, er stellte an die Spitze den Satz: „Die Kirche hat die heilige Pslicht. für die Krankenpflege auch ans dem Lande initznsorgen. und, wie überall, so bleibi auch hier maßgebend, daß die See!so,ge die Seele aller Kranken pflege ist. Aber wie unser Heiland nicht bloß geistlich, sondern auch leiblich zu Helsen für nötig befand, so soll auch die Kirche mit ihren Geistlichen nnd Gemeindeorgauen allenthalben ani die rickckige leibliche Pflege bedacht sein." ! Damit tonnen nur als .Katholiken ganz einverstanden sein. , die protestantische Kffrche aber hat in ganz Deutschland volle Freiheil, nm l-ics in ihrem Sinne Ruch die Diakonissen dnrchznsübren. sie klagt nur über den „Pi nag.t au Schwestern". Wie stellt es aber hier bei der kathotirch.u « Kirche? Au barmherzigen Schwestern und krankenpslegen- deu Orden haben nur absolut keinen Mangel, aber die staatliche Gewalt hindert die katholische Kirche, ihrer „hei ligen Pslicht" zu genügen. 'Ans Gründen der Gerechtig keit. der Gewissen-Freiheit, der sozialen Fürsorge und der Gieiwberechlignng beider Konfessionen fordern nur deshalb die Beseitigung der kleinlichen Bestimmungen, die gegen die krankenpslegeuden Orden in Deutschland noch bestehen. Für die Einführung dcr Prügelstrafe tritt rin Nichljurist i» der „Kreuz-Ztg." ein, er sieht in derselben nicht ein Allerweltsmfttel, ist aber der Ansicht, daß sie sicherlich für sehr viele Menschen, das wirksamste Mittel gegen alle llnialen sein würde. Ein freier und klarer Blick in die Daten müsse die Gegner bekehren. Diese Anösühnmgen haben manches für sich', mff gewisse Roheits- perbiechen gehören einsack) Prügel. So ist dieser Tage ein geradezu entsetzlicher Mord in Berlin verübt worden, der Körper einer Frauensperson wurde förmlich in Stücke zer schnitten anfgefnnde». Für solche Borbaren sind zuerst tüchtige Prügel und dann erst der Henker die richtige Antwort. Dann ans die Diergnälerei, rohe Zerstörnngssncht! Was nutzen bier einige Wochen Gefängnis? Fn Dänemark hak selbst ein liberales Ministerium den Mut gehabt, eine Borlage gemahnen sollen. Keine Hnnswand, keinen Bretterzaun gibt es. an denen nicht in Riesenptakaten irgend etwas ..Neuestes, Allerneuestes" angepriesen wird. Mitte»' in der Stadt dann ein paar vornebme Straßenzüge, doch Ivo es zum Flusse binuntergebt, wieder ein Gewirr enger, steiler Gasse», die Lagerteller an Lagerteller in sich bergen. Doch auch liier das englisch anieritanische Klischee: ein 'chmntzigrs Ostend, eine lebensgestilirlich regsame Eitp und ein riesig vornebmes Weilend. Kommt inan in dieses west liche St. Louis, wo sich ja auch die Ausstellung befindet, dann staunt man. Billa an Billa. Auserlesene Gewächse in vornelnnen Gärten. Fedes Hans bat seinen eigenen mnstergiltige» Stil. Das englische Eimamilienliaiis do miniert. Die Gediegenbeit und der bansbackene Wohlstand gucken ans jedem Schornstein, ans jedem Fenster heraus. Diese Wvhlhabenheil des Werdende» ist stberbanpt der Stempel, de» St. Louis trägt. Und diesem Werdenden hastet eben auch das bereits geschilderte Unfertige der Fiinenstadt a», das Nur ja i» der deutschen Heimat auch liier und da namentlich in emporstrebendeii Industrie Städten finden. Daß jetzt zur Zeit der Weltansstellnng der Ansichtspostkartenverkans blübt, ist selbstverständlich. Run liaben sich aber neuerdings auch zablreiche Ge'chäste ansgetan, die mit Andenken an die Weltansstellnng bau dein. Da werde» enorme Preise genommen, aber trotzdem blübt das Geschält. Und nun erst die Wirtshäuser, Kiosks und Bars. Wer Wisla, Limonade oder Milch liebt, wird Heuer ivolil ans keinen Fall verdursten. Die Ainerikaner baben ans diesem Gebiet reichliche nnd ausgiebige Fürsorge getrauen. Wenn man ans die Fdiome in den Straßen der Welt ansslellnng achtet, so herrsche» liier drei vor: das Englische, das Deutsche und das Französische. Und diese» drei Ra tionalitäten ist auch am meisten Rechnung getragen. Eng lisch ist ja so wie so in der Union Trumpf, für alles Fran- zösi'che bat man seit jeher in diesem Zentrum des srnnzösi scheu Amerilanertums eine ich möchte säst sagen natio- nale Schwäche, und der Deutsche und sei» Geld ist ja in der ganzen Welt gern gesehen, also liier in der Weltaiis- stellungsstadt in erster Linie. Deshalb kommt man auch überall mit Deutsch recht gut ans, und das Verstehen des Eiigliichen ist für Weltausstellungs-Besucher keine absolute R'otwendigkeit. Fm klebrige» macht der Amerikaner wenig Umstände: il»n ist alles eins, ob es Mark, Krone, Rubel. Frank, Schilling, Lire, Reale ist es läßt sich ja doch alles i» gutes Dollargeld »mwechsel». über die Prügelstrafe einzubringen: wenn dasselbe im deutschen Reichstage geschehen würde, so freute sich eine sehr große Mehrheit! Die gebildeten Sozialdemokraten und einige zimperliche alte Jungfern würden auf der linken Seite Opposition erheben, aber die vernünftige Mehrheit des Reichstages, die sich nach dem praktischen Leben richtet, würde gewiß eine entsprechende Vorlage annehmen. — Der sozialdemokratische Abgeordnete Pkus hat eine Zeitlang protestantische Theologie studiert: darauf haben einige Protestanten die Hoffnung gesetzt, daß er dem Christentum nicht sehr feindlich gegenüberstehe. Aber dieser Traum witd gänzlich vernichtet durch eine Erklärung des selben in dem „Bolksblatt für Anhalt", in dein er Fesns „nur unter großen Menschen wie Spinoza. Kant, Göthe usw," laufen läßt. Diese blasphemische Zusammenstellung des Gottineiischen mit einem Göthe usw. sagt mehr als genug! — Dcr liberale Schiilriimincl geht lustig weiter, jeden Tag findet eine andere Protestversammlung statt. Der Freisinn organisiert bereits in Berlin nnd Umgebung frei sinnige Protesiversammlungen. Die FniigUberalen haben in Berlin Stellung gegen die eigene Frakuon genommen, zur Beruhigung der siüimiicheii Gemüter erschien auch hier wie in Köln Tr. Sattler, dem seine Rede nicht gelang. Er konnte die überhitzten Fange» nur dadurch beruhigen, daß er ihnen zusagte, die vorhandene Erregung werde die Fraktion zu sehr eingehender Erwägung nach Borlegnng des Entwurfs veranlassen. Die Liberalen müßten dabei entschieden für die Möglichkeit der Weitereutwicketnng unse rer Simultaiischickeu eiutreten, mehr werde wohl allerdings nicht zu erreichen sein. Es sei ja nun unangenehm, daß „wir beim Schnlantrag mit den .Konservativen zusammrn- gehen müssen." Aber warum haben es denn die Liberalen getan? Es hat sie doch niemand hierzu gezwungen. Der Abgeordnete von Eynern sucht bereits seine Hände in Un schuld zu waschen: er erklärt, daß er bei der Abstimmung über den Antrag gar nicht anwesend gewesen sei, auch sonst minen. in der Fraklion viele Mitglieder gefehlt, so daß man nicht behaupten könne, die Frakiio» sei in dieser Sackie einig gewesen. Dann nimmt der alte Kaltnrkämvfer gegen den Fraktionsredner Pastor Hackenberg Stellung, der den Anschauungen der Fraktion nickst gerecht geworden sei. Ter Sckii-.lingsbrchec wird in der iialiouaUiberaten Frat- tion immer genossen. — Der dciitschc Verbund kaiifiiiniiiiischcr Vereine hielt diese Woche seine Generalversammlung in Magdeburg ab. Die Versammlung nainn eine Resolution an, wonach die Handeisbochichnlen den Fdealismns des Kailfmaiinsftandes beben, den Gesichtskreis vergrößern nnd wertvolle Gelegen heit zur Erweiterung und Vertiefung der Fach- und Geistes bildung und dem persönliche» Leben einen reicheren gei stigen Fnlialt und die Möglichkeit geben, im Erwerbsleben Tüchtiges zu leisten, Ter deutsche Verband kaufmännischer Vereine begrüßt datier mit großer Freude die Errichtung der Handelshochschulen und empfiehlt den Besuch derselben an- gelegeiitlnh. Das Referat des Herrn Mittnacht Mainz über Kansmannsgerichte ries eine lebbaste Diskussion her vor. Es handelte sich nm zwei Punkte, betreffs deren eine Einigung schwer möglich war, ob die Angliedernng an Amts und Gewerbegerichte richtiger wäre, und ob den Frauen das Wahlrecht znznertennen sei oder nicht. Bei Erörterung der letzteren Frage sprachen die meisten Redner für Einnilirnng des Franenwabtrechts, doch wurden die Reden sel>r bänfig durch Widerspruch unterbrochen. Der Leipziger Verein ertlärte, daß er für Einführung der Kauf mannsgerichte wäre ohne Frauenwalilrecht. Die Vertreter der lansinännischen Vereine für weibliche Angestellte bean tragten Sicherung des aktiven und passiven Wahlrechts der Frau. Die Abstimmung ergab das Resultat von 06 gegen 70 Stimmen. Der Antrag war also abgelehnt. Die Ge neralversammlung sprach sich »och für die Schaffung von Handelsinspektoren a»s . Das preußische Abgeordnetenhaus, das am 7. d. M. wieder ziisaniiuentrak, befaßte sich mit zwei Anträgen aus dem Hanie. Ein Antrag der Volkspartei forderte Erhö hnng des Wolmiingsgeldziiichnsses für Beamte: ein Antrag des Fe,,tri,ms. den Schmedding begründete, eine Abstu fung des Wobnnngsgeldzuschnsses je nach der Zahl der »n terhaltnngsberechtigten Familienangehörige». Finanz minister von R h e i » b a v e n hielt den ersten Antrag an gesichts der Finaiiztalamität nicht für durchführbar, er kannte aber den berechtigten Kern des ZentriimsaiitrageS a». Der Zentrumsantrag fand im ganze» Hause Ziistim mnng: er wurde an die Biidgettonimission verwiesen. Der Antrag des Zeiitrnmsabgeordnete» Falt in auf Gleich slelliing der Amtsgerichts nnd Landgerichtssekretäre mit den entsprechenden Verivaitliiigsbeamteil fand einstimmige Billigung. Am Mittwoch befaßte sich das Haus mit einem Gesetzentwurf über die Erschwerung des Koiitraktbriiches ländlicher Arbeiter. Der Entwurf fand auf der rechten Seite des Hauses sehr günstige Aufnahme: die Freisinnigen betäinpften denselben und führten insonderheit ins Feld, daß er das Reichsrecht verletze, indem er die gewerbsmäßi ge» Vermittler von tontraktbrüchigen Arbeitern besteche, somit in die Gewerbeordnung sehr stark eiligreife. Justiz- minister Schönstedt bestritt dies, da die Gewerbeord nung hierin nichts bestimme und somit das Landesrecht zu ständig sei. Ter Zeiitriimsabgeordiiete Herold betonte, daß die Verhältnisse von Landwirtschast und Industrie sich nicht immer vergleichen lassen, »ainentlich hier nicht, Ivo das Koalitionsrecht viel größeren Schaden verursachen tonne wie in der Industrie. Trotzdem sei da Zentrum nicht gegen das Koalitionsrecht der ländlichen Arbeiter: für die Gesiiideberhältnisse sei ein näheres Schiedsgericht eiiizu führen. Der Entwurf wolle nur die Arbeitgeber treffen, aber er gebe auch gegen die Arbeiter und das sei ihm zu weitgehend: auch seien die Bestrafungen für die Verleitung zum Kontrattbrnch zu hart. Die Förderung dcr Wohl fahrtspflege auf dem Lande helfe der Leutenot mehr ab als solche Bestrafungen. Die Vorlage wurde an eine Koni Mission von 1<1 Mitgliedern verwiesen. Die nächste Sitzung ist am Freitag. — Die Liberalen in Bayern sind mit ihrer doppel züngigen Haltung wieder einmal in eine böse Sackgasse ge raten. Mit der Beanitenaufbesserung treiben sie dasselbe Spiel, wie mit der Lehreraufbesserung: Sie spielen mit dcr Ablehnung. Die Lehreraufbesserung wurde durch das Aen- trum gerettet. Das kenntnislose, unehrliche Gerede libe raler Agitatoren und Zeitungen hat aufgehört, die Lehrer erfreuen sich einer ganz bedeutenden Verbesserung ihrer Lebensstellung. Nur der Verbissenheit liberaler Lehrer sreise ist es zu danken, daß die Liberalen trotz des Schlages, den sie den Lehrerinteressen versetzt, sich des unverminderten Vertrauens der liberalen Lehrer erfreuen, obwohl jetzt die preußischen Nationalliberalen durch ihren Antrag auf ge setzliche Festlegung der Konfessionsschule beweisen, daß die bayerischen Liberalen 1602 bei ihrem Auftreten gegen das Volksschiildotatioiisgesetz dem Publikum einen lächerliche!' Wauwau vorgemacht. Wird es ihnen bei den Beamten ebenso glücken? Tie Liberalen verfolgten ganz ersichtlich die Taktik, die vom Fiiiaiizminister geforderten Mittel für die Beamteiianfhesseriiilg nicht zu genehmigen, soweit der Zuschlag zu den Besitzveräiidernngsgebühren in Betracht kommt. Sie rechneten ganz offenbar damit, daß das Zen trum diese Mittel bewilligen werde. So hätten die Libe ralen zwei Eisen im Feuer gehabt: Sie würden sich ihrer Filstimmiing zur Beamtenaiifhessernng haben rühmen, das Zentrum aber wegen dessen Zustimmung zur Gebührcn- erhöhniig verlästern können. Durch seine zersplitterte Ab stimmung bei dem Gebübreiiznschlag hat das Zentrum diese liberale Taktik vereitelt: Tie Beamten.anfbessernng ist, wie schon erörtert, namentlich, soweit die Ledigen in Betracht kommen, infolge der Ablehnung des Gebühren- znschtags anss höchste gefährdet. Die Liberalen treiben liier ei» sehr gefährliches Spiel, denn der Aeamtenksrper lässt sich von den Liberalen nicht an der Nase herumsilhrcn, wie die liberale Lehrerschaft. Oesterreich - Ungarn. Der festliche Schmuck der Häuser in Gmiiiiden ist am 8. Fnni entfernt und durch einen Tranerschmnck ersetzt worden. Abends erfolgte in Gegenwart der herzoglichen Familie die Ueberführung der Leiche der Prinzessin Marie von Hannover nach der Schlosstapelle. Tie Uebersnhning in die evangelische Kirche findet nach den neuesten Anord nnngen am Freitag abend statt. — Tic Delegationen haben trotz der Obstruktion im Reichsrate so glatte Arbeit vollbracht, daß die „Politik" endlich zur Einsicht der Nutzlosigkeit der Obstruktion kommt. Sie meint, dcr ss l l reiche überall ans, nicht mir in der inneren, sondern auch in der äußeren Politik; sie schreibt darüber: „Deutschland wid Flcilien werden auch nicht auf dem parla mentarischen Abschluß Ms Handelsvertrages verharren, weil ihnen die Unterschrift des Monarchen zureichende Bürgschaft für die Ein Haltung der Bedingungen ist, die sich bei außerparlamentarischer Feststellung günstiger für ne gestalten als bei Mitwirkung dcr interessierten Lolksparteie». Und daß die Geldgeber des Staates sich bei der Uebernahme von Darlehen auf ein Votum des Reichs- rciles steifen würden, da-s kann man bei diesen Edlen ganz außer Diskussion lassen. Zn alledem ward auch noch förmlich denwiistraliv erwiesen, das; sich die Wahlen in die Delegation ohne Gewalt anwendung nnd vielleicht auch mit dieser nicht vereiteln lassen. Das sind Tatsachen, welche sehr unangenehm nnd sehr nnbegnem sein können, welche man aber nicht außer Betracht lassen darf, will man eine feste Richtnngslinie für die nächste und fernere Ent wickelung der inncrpotiüschen Tinge gewinnen. Ans Grund dieser Erkenntnis vermag nicht geleugnet zu werden, daß nach den Er gebnissen der jüngste» TelegativnStagnng die Obstruktiv» als völlig aussichtslos bezeichnet werden muß und das nicht bloß die gegen wärtige jnnglschechische, sonder» die Obstruktion überhaupt. Zwar besieht die Lbstrnltivnsinöglichleit nach wie vor, ja cs tann auch weiter«,in ans Fahre hinaus das Parlament gelähmt werden, aber ei» tontreicr Erfolg wird damit nicht mehr erreicht. Die Regierung kann jetzt für die „Staatsnotwendigkcilen", sic möge» wie immer geartet sein, im Wege dcr zwei „Anshilfsparagraphcn" Vorsorgen. MinisteranUagcn werden an dem Ergebnisse nichts ändern. Was heute Herr v. Körber mit Zustimmung der Deutschen tut, davor wird auch eine lnnstige Regierung nicht znrnckschrecken dürfen, selbst wenn dann die Deutschen protestiere» sollien. Uebrigcns würde sich eine so schwierige Sitnalion, wie sie sich jetzt heraus- gestaliet tz-.u, erst in einein Fahrzehnt wiederholen da bis dahin alle die handelspolitischen Abmachungen geregelt erscheinen. Wegen eines bloßen Bndgeiprooisorimns oder RelrntenkonstngenteS wird sich keine Regierung mehr eine Sorge ankommcii lassen. Die Obstruktion erscheint also wirklich zernimbt." Diese späte Einsicht macht aber die traurigen Folgen der sieben Obslrnktionsjahre nicht wieder gut. Vielleicht hat »e in letzter Stunde die Wirkung, zwischen Deutschen und Tschechen doch noch eine Verständigung vor der Tagung des böhmischen Landtages anznbahnen. obschon Jungtschechen nnd Deutsche vorläufig noch Obstruktion prophezeien. Nom. Fm Juni fallen außer dem Geburtstag Pius X. am 2. Juni noch andere Gedenktage. Am 12. Fnni I86Ü wurde er zum Kardinal ernannt nnd am 15. Juni 1868 znm Patriarchen pon Venedig. — Wie verlautet, wird demnächst ein päpstliches Konsistorium abgehalten werden, in dem aber der Papst keine Kardinale kreieren, sondern bloß eine Frankreich betreffende Ansprache halten werde. Die Beziehungen zu Frankreich scheinen sich Ätnas zu bessern. Es heißt, daß ein neuer päpstlichu Nuntius in Paris nnd ein neuer französischer Gesandter in Rom er nannt werden wird. — Zur Feier des Immakulata-Jubi läums in Nom am 8. September wird der Papst eilte Einladung an alle Bischöfe richten. Zu dieser Zeit soll auch eine feierliche Heiligsprechung erfolge». Tic Nachricht von der bevorstehenden Abhaltung eines Konzils ist eine Ente italienischer Blätter. Frankreich. — Dcr Trcyfufzprozcß in Frankreich wird wieder in Erinnerung gebracht durch die Verhaftung eines General stäblers D'Autriche. der bei der Bestechung von Zeugen in dem Prozeß in Rennes mitgewirkt haben soll. — Die De- piitiertenkammer billigt alle Kultiirkampfmaßregeln: so stimmte sie mit 178 gegen 105 Stimmen der Entfernung der Kruzifixe aus den Gerichtösälen zu. Ein anderes Stück war aber der Mehrheit doch zu stark, weil es den Geld beutel der Kultnrkämpfer berührte. Ein sozialdemokratisches Geschichtsbuch, daß alle Fürstenmorde entschuldigt, und für die Sozialdemokratie Propaganda inacht, war in einigen Schulen eingeführt. Die Lehrer und manche Schnlinspek- toren an diesen Schulen sind die eifrigsten Verbreiter der sozialistischen Ideen. Davor hat der Geldsackkulturkämpfer aber doch Angst; solange es nur gegen die Kirche und den Besitz der Orden ging, war ihm alles recht; aber seilt Geldbeutel soll geschont werden und so stimmten alle Kultur- kämpfcr mit Ausnahme der Sozialdemokraten gegen die Zulassung diese« Geschichtsbuches! — Mit ganz überwiegender
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