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Sächsische Volkszeitung : 08.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192401084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-08
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.01.1924
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Dienstag, den 8. Januar lS2« Vas Ende des MklallarbkitttSttiks Berlin, 7. Januar. Der Streik in der Berliner Metall industrie ist am Sonnabend abend in den Verhandlungen zwi schen Arbeitgebern und -nehmern, die ohne Mitwirkung des von Arbeitgeberseite zurückgewiesenen Schlichters stattfanden, bei- elegt worden. Dem Abkommen, das hier erreicht wurde, ommt besondere Bedeutung bei, nicht nur, weil eS den Schlich tungsapparat deS NeichsarbeitsmiiiisteriuniS überflüssig gemacht hat, sondern auch deshalb, weil eS bei Lohnkämpfen in anderen Industriezweigen als Grundlage benutzt werden dürfte. Nach dem Abkommen beträgt in allen Betrieben die Mindcstzahl der Arbeitsstunden wöchentlich 48. Darüber hinaus können jedoch täglich neun Stunden gearbeitet werden, und mit Einverständnis des Betriebsrates auch zehn Stunden, ohne daß für die über acht Stunden hinauSgehende Arbeitszeit eine besondere Ver gütung gewährt wird. Ein lleberstundcnzuschlag tritt erst bei der eisten Arbeitsstunde in Kraft. Die Entlohnung beträgt in den einzelnen Stufen 88 bis 48 Pfg. pro Stunde. Die Organi sation der Arbeitnehmer, der Deutsche Metallarbeiterverband, hatte am Sonntag seine Betriebs- und ArbeitccratSvorsitzenden zusammenbcrufen, um ihnen das Ergebnis der Verhandlungen mitzutcilcn, und daS Abkommen zur Annahme zu empfehlen. Troh scharfer Opposition wnrde das Abkommen mit Mehrheit gut- gehcisZcn, vor allem unter Berufung darauf, das; sich den Unter nehmern arbeitslose Metallarbeiter in so großer Zahl znr Ver fügung gestellt hätte», das; sie mit diesen ihre Betriebe im bis herigen Umfange fortfiihren könnten. Der Termin der Reichstagsivahlen wird in den verschiedensten Preswroan n allerdings verschieden artig angegeben. Man hört als Wahltermin Ende März, neuer dings auch den Monat Mai nennen. Wir können dazu Mitteilen, das; die Parteien, die in dieser Frage doch die Entscheidung ha ben, sich mit dieser Angelegenheit überhaupt noch nicht befasst haben. Vor dem Wiederzusammentritt deS Reichstages, der für Ende dieses Monats vorgesehen ist, wird das auch gar nicht möglich sein. Allerdings ist es richtig, daß man allerseits da nach trachtet, die Fristen zwischen dem Ende des Reichstages und dem Wiederzusammentritt nach den Neuwahlen erheblich nbzu- kürzen, Die neuen Wahlvorschriften bieten hierfür auch eine geeignete Handhabe. Wenn die Dinge normal verlaufen, ist ein unnatürliches Ende deS Reichstages, also eine Auslösung, nicht anzunehmen. Ter Reichstag wird vor allen Dingen noch dafür sorgen muffen, daß ein ordnungsgemäßer Haushalt für das Reich auch für die Uebergangszeit borliegt. Der gegenwärtige Notetat erreicht sein Ende mit dem 31. März. Ob die Verhält nisse schon so gefestigt sind, daß ein normaler Etat ausgestellt werde» kann, ist nach Lage der Tinge zu bezweifeln. Wahr scheinlich wird bis auf weiteres das Shstem des Notetats, der für eine vierteljährige Frist begrenzt ist, fortgesetzt werden. Der Zusammentritt des Reichstages wird nicht vor dein 31. Januar stattfinden. Bekanntlich bat der Reichstag seinen Präsidenten vor der Wcihnachtspause ermächtigt, die nächste Sitzung selbst anzuberaumen. Man gab aber in der übergroßen Mehrheit der Auffassung Raum, daß, wenn nichts Unvorhergesehenes geschehe, der Zusammentritt nicht vor Ende. Januar ersolgen solle. Nun hatten die Sozialdemokraten die Ab sicht, beim Neichstagspräsidimn einen Antrag auf frühere Ein berufung des Reichstages einzubringen, um die durch die Beibe haltung deS Ausnahmezustandes geschaffene Lage, aber auch die, durch daS Reichsjustizministerium inzwischen erlassenen Verord nungen nachzuprüfen. Die Sozialdemokraten wären stirer Stärke nach allerdings durchaus in der Lage, die Einberufung des Reichs tages zu erzwingen. Die Verhandlungen im FiuiszehnecauSschuß aber haben ülvr die von dem Neichsjuslizministerium erlassenen Verordnungen bestimmte Aufklärungen gegeben, die die Sozial demokraten davon Abstand nehmen ließen, den bezeichnest» An trag zu stellen, infolgedessen wird es >dabei bleibe», daß der Reichstag erst am 3t. Januar Zusammentritt. Die Tätigkeit der Parteien hat im Reichstage nunmehr lebhaft eingesetzt. Die verschieden sten Fraktionen versammeln sich im Laufe dieser Woche in Ber lin, um zu den schwebenden wirtschaftlichen und politischen Fra gen, insbesondere zu den zwischenzeitlich von der Neichsrcgie- rnng auf Grund des Ermächtigungsgesetzes erlassenen Verord nungen Stellung zu nehmen. Die Sozialdemokraten haben zum 9. Januar eine Sitzung ihres Vorstandes einberufen, der sich ins besondere mit der Frage des Ausnahmezustandes, und nnt den aus der Gestaltung dieser Dinge sich ergebenden Schritten bei der Neichsregierung zu befassen haben wird. Daß die Sozialdemo kraten aber einen Antrag auf eine vorzeitige Einberufung des Reichstages stellen, wird nicht angenommen. Immerhin ist eine Erhöhung ihrer Aktivität zu beachten, die in der Hauptsache aller dings unter wahltaktischen Gesichtspunkten zu betrachten ist. Noch keine Ernennung der deutschen Gesandten Paris, 7. Januar. (Trahtbericht.) Wie mau hier ver sichert, wird Herr v v u Hoesch in den nächsten Tagen offiziell zum deutschen Botschafter ernannt werden. Tie deutsche Negierung hat bereits am Quai o'Orsay um das Argument gebeten. Gegenüber diesen hartnäckigen Geruckten wird von Ber liner zuständiger Stelle immer wieder darauf hingewiesen. das; in der Frage des Pariser BotschasterpostenS noch keine Ent scheidung getroffen ist. Das Ergkdai« Ln Lkaalswahlk» ia Frankreich Paris. 7. Januar. Bei de» gestrigen Senatswahlen waren 116 Mandate zu vergeben. Die zur Wiederwahl stehenden Sena toren verteilen sich ans die einzelnen Parteien wie folgt: Kon servative und Liberale 19, Republikaner 15, Linksrepublikaner 24, Unabhängig-Radikale 8, Radikale und Nadikalsozialisten 47, So zialistische Republikaner 3. Im ersten Wahlgang wurden 83 Sonatoren gewählt. Für 33 Sitze hat ein zweiter Wahlgang stattznsinden. Die gewählten Senatoren verteilen sich auf die Parteien wie folgt: Konservative und Liberale 17, Republikaner 12, Linksrepublikaner 15, Unabhängige Republikaner 3, Radikale und Nadikalsozialisten 31, Sozialistische Republikaner 4, Sozi alisten 1. Unter den bereits wiedergewählten bekannteren Sena toren befinden sich Po in care, Leon Bourgeois, Nnterstants- sekcetär Ribot. Die sozialistische Fraktion, die nur zwei Sena toren umfaßt, die nicht zur Wiederwahl stehen, verzeichnet den Gewinn eines Sitzes. In der Stichwahl stehen 5 Sozialisten so wie der kommunistische Abgeordnete Cachin. Paris. 7. Januar. Das endgültige Ergebnis der gestern an 36 Departements abgehaltenen Wahlen zum Senat sind die fol genden: Radikale Gruppe 51, Linksrevublikaner 32, Republikaner 16, Konservative 11. Ed steht noch ein Ergebnis aus St. Martini aus. Rach dem „Oeuvre" verteilen sich die Ge- weiine und Verluste der einzelnen Parteien folgend.»vinaß-ni: Konservative Gewinn 0, Verlust 2, Republikaner Ge winn 5, Verlust 2, Linksrepublikaner Gewinn 3, Verlust 4, Gruppe der Radikalen Gewinn 7, Verlust 9, Sozialisten Ge winn 2, Verlust 9. Der „friedliche Triumph" Poineaves Paris, 7. November. Poineare hat auf die Glückwünsche, die die Genecalräte des MaaSdcpartemcnts anläßlich seiner Neu wahl an ihn gerichtet haben, folgende Antwort erlassen: Ich bin von diesem Beweis Ihres Vertrauens, daß mehr dem Senator als den Chef der Regierung gilt, sehr gerührt. Wir werden die N e p a r a t i o n s p o l i t i k, die Sic gntgeheißen haben, auch weiter verfolgen. Wir werden sie hartnäckig bis zum „friedlichen Triumph" (!) bis zur völligen Ausführung des Versailler Vertrages (I) sortsetzen. Der Abbruch der französisch-russischen Handelsbeziehungen Paris. 7. Januar. Tie Nachricht von dem Abbruch der i wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Sowjetruß- land wird hier bestätigt. Seobelesf, der russische Handelskom missar hat von seiner Regierung Orders erhalten, die erst vor wenigen Monaten eingerichteten Handelsbüros von Paris nach London zu verlegen. Die künftige englische Politik Paris, 7. Januar. Nach dem „Temps" ist im Foreign office den ausländischen Diplomaten erklärt worden, das sozia listische Kabinett werde sich lediglich so verhalten, wie das Kabi nett Valdwin. Baldwin und Lord Curzon seien entschlossen ge wesen. die englischen Truppen aus Köln zurückzuziehen, keinen Delegierten mehr- in der Rheinlandkommisswn zu belassen unv keinen Vertreter mehr in die Botschafterkonferenz zu schicken, Ramsay Macdonald und seine Kollegen würden zunächst dieses Programm durchführen, nicht mehr und nicht weniger. Wir wis sen nicht, fügt der „Temps" hinzu, ob diese vertraulichen Aeuße- ruugeu der Wahrheit entsprechen. Authentisch sind sie jedenfalls. Die verworrene Lage in Griechenland Paris, 7. Januar. Wie aus Athen mitgeteilt wird, ist der Weg des früheren Ministerpräsidenten Venizelos mit Schwie rigkeiten besetzt. Die Führer der antibcnizelistischen Par teien wollen sich erst nach der Rückkehr Georgs II. nach Athen zu einer Erörterung der schwebenden Fragen herbeilassen, an dererseits beabsichtigen die Republikaner, das Ergebnis der Volks abstimmung, wenn es zugunsten der Monarchie ausfällt, nicht anzuerkeunen. Die rryalistischen Blätter betonen, daß die An wesenheit von Venizelos anstatt zu der Aussöhnung der Par teien beizntragen, lediglich die Meinungsverschieden heiten zwischen den zivilistischen Gruppen verschärfe und eine Annäherung geradezu unmöglich mache. Ein monarchistisches Blatt veröffentlicht aus der ersten Seite die Photographien der griechischen Minister, die von der revolutionären Regierung hm- gerichtet wurden und fügt hinzu, daß VenizeloS die Schuld an ihrem Tode trage. Eine andere Zeitung schildert den früheren Ministerpräsidenten als einen Thrann und behauptet, daß der politische Knnivf fortdauern werde, solange Venizelos sich nicht völlig von den Negiernngsgeschäften znrückziehe. Paris, 7. Januar. Wie den, Petit Journal aus Athen mitgeteilt wird, wird Venizelos evtl, das Ministerium deS Aeu- ßcren in einem Kabinett Rousset übernehmen. Athen, 7. Januar. Oberst Plastiras hat gestern die Hauptstadt verlassen und ist nach seinem Geburtsland Thessalien Nr. U. Seite 2 zurückgekehrt. Bei dieser Gelegenheit wurden ihm von allen Sei ten TankcSbezeugungen zuteil. Die Bevölkerung von Eavnlka stiftete ihm einen Ehrensäbel. Der Regent üb-rreichte ihm eigen händig daS Großkreuz des Erlöser-Ordens und hielt bei diesem Anlaß eine Ansprache, in der er versicherte, daß Oberst Plastiras sich große Verdienste um das Vaterland und die Nation er worben habe. Lime Nillinchlkn BenizeloS Präsident der Nationalversominl.iiig. In den Abendstunden des Sonnabends vereinigte sich die Nationalver sammlung znr Wahl ihres Präsidenten. VenezieloS wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Er nahm die Wahl an. Das Fortbestehen der kommunistische» Partei. Tie kom munistische Partei Deutschlands ist bekanntlich vom Miltlärüe- fehlshaber verboten worden. Daß sie trotzdem illegal sort- bcstehk, ergibt sich jetzt aus einer Anweisung des im Auslände weilenden Direktoriums der kommunistischen Partei an die bis herigen Nnterbezirke, die vom sozialdemolratijchen Parlaments- dienst verbreitet wird. Heikle englische Anfrage in Belgrad. In« Belgrader Anßcn- ministerium ist eine Note der englllcheii Negierung eingcgangen, in welcher eingehende Auskünfte über die Absicht Jugo slawiens in der Angelegenheit der Bezahlung der Schulden am England gefordert werden. Stresemann wieder in Berlin. Außenminister Dr. Ctrcse- mann ist heute vormittag 9 Uhr wieder in Berlin eingctrofssn. Mißglückter Bombenanschlag auf das kaiserliche Palais in Tokio. Gestern abend wnrde vor dem Palais in Tokio ein Anschlag verübt. Tic kaiserliche Familie war nicht anwesend. Ein Koreaner warf eine Bombe, die aber nickt explodierte und infolgedessen keinen Schaden anrichtete. Der Attentäter wurde sofort von der Polizei fcstgenommeii. Es ist ermittelt worden, daß er aus Shanghai eiugetroffen war und drei weitere Bomben im Besitz hatte. Berliner Vorbörse Berlin, 7. Januar. Die ruhige Haltung der Mark an den Anslaudsbörsen übt auch bei Wcchenb-ginn einen beruhigenden Eiuslus; auf daS inländische Tevisengestlstisr aus. Die Nachfrage nach ausländischen Zahlungsmitteln hält sich in den durch den Einfuhrbedarf gegebenen Grenzen. Aus privaten Händen kom men noch immer ziemlich erhebliche Devisenbeträge zum Verkauf. Bei den Banken liegen immerhin beträchtliche Kanforders für die heutige Effektenbörse vor, so daß mit einer ziemlich festen Tendenz zu rechnen ist. Geldmarktlage un verändert. Berliner Devisenkurse vom 7. Januar (Amtlich) mitgelcilt von der Commerz» und Privatbank. A.-G.. Dresden Notierungen in Millionen der Einüeit der Währung. °k- 7. Keld l. Brie« 5. Veld l. Brief Ilmslerdam ... 18 1824078 1828828 18 1898000 >804000 Brüssel .... I928I8 192492 188528 >38478 lkbrislianta . . . 82V445 628555 820480 62,550 Kopenbagen . . 780120 753660 788IM 7Ä18-» Stockholm . . . II32I83 >137837 II37W0 II42380 Nom ..... 188525 >80478 182528 >84/72 London .... 20 I8254250 ,8348780 20 >8254280 I834L7«, Neudork .... 18 4188500 42IV500 4169500 4210800 Baris .... 217488 218248 213485 21453S 788,00 761800 74LI38 748870 Madrid .... 841144 843888 880820 883580 Wien 59 650 60 180 61 845 62158 Prag I2SI7S 128822 >24188 124812 Warschau . . . Bndapesl. . . . 218,482 219,848 28,725 28,878 1 Goldmark — 1 Billion Berliner Börse Aktie,Nurse In Billionen Berliner An »Vroz. NeichSanIeihe «chaiitnng-Bahn. . Lanadn-Pacific. . . Homburg. Palellahri Nordd. Llolid . . . . Ler»m.Sl»ei«biffahrl Lom.- >,. Privatbank Dormstädler Bank . Deutsche Bonl. . . . Lirkou!oKonnn«ttdit Dresdner Bank . . . Leipjigcr Kredtianst. Oesierr. Kredit . . . BoKnmer Gnßslahl. Deusch-Lnrcmbnrger Selsenkirchen Bergw. Horvener Bergwerk. Hohenlohe Lnurnhütte Viminee mann-Rühr, vbschl. Sisenbahnbds. „ kisenindnnrle angSkurse ?. >. 8,75 4 I. SS 17.28 2« >2.8 48 II 85 70 78 88 «8 28,8 33 38 >378 SÄ 28 8 »28 15?/, >7'/. 24 >p/i° 78 84.8 72 88 44 23.8 83 32 48 NbSnir Nombacher . . . , . kkem iche Hevden. . Dhnnmit Nobel . . . Tb. «oldichmidi. . . Hbchss-r Farbwerte. Obers,kg. KolSwerke. Allg-EI-klr.-Keiellich. Bergmann Eieklr.. . Büge Eleilr. Sachsenwerl Aörlcher Waggon. . Linke-Hoffman». . . «qSb.-Ni1r„b. Molch Verlin-AnbaU.Maich. Berliner Maschinen. Daimler-Moloron . Hartmann Match.. . Örenliein n. Kovvcl . Aimmermannwerse . Bing-Werke Hacksthal Hirich.Knp,cr. . . . Hugo Schneider. . . Norddenllche Wolle. Slühr Kammgar». . Zellslosf-Waldhoss . . Olavi 7. 48 38 133 >128 23 23 60 18.3 25 3.7 3 28 37 23 38 II 8 24 78 8 8.78 248 6,78 5 62 63 13.78 47.8 4. l. 48.78 32.75 >3 12.8 21.8 22 75 81 1428 28 78 378 8,8 33 108 23.8 8'-, 23.8 2,78 7 8 80 88 >3.8 44 Mitgetetlt vom tschechvslolvoklschc» Bankverein, Filiale Dresden. Bemerkungen zu meiner Konversion Von Tr. theol. Johannes Albani (München). II. Wie schwer es für den gläubigen und nach spezifisch prote stantischer, d. h. hier paulinisch-lnkherischer Art gegründeten Pro testanten ist, die Pflicht, der katholische» Kirche beizutrelen, an- zuerkemien, davon hat der gläubige Katholik keinen Begriff. Denn infolge eines Mißverständnisses über den protestantischen Begriff des Glaubens- ahnt er nicht, daß der durch die Gnadcn- erlebnisse eines Paulus vcrgezeichnete Gnadenweg der religiöse Weg des Protestanten tatsächlich ist. Dieser Weg ist aber zwei fellos ein Weg göttlicher Wahrheit und allergrößter, wahrhaft evangelischer Einfachheit. Wer in Wahrheit diesen Weg geführt wurde, der kennt die Freude, die Wurzeln seiner Seele in die Tiefen zu senden, aus denen die von Gott gestiftete Kirche selbst ihre Kraft zieht. Die. ich finde kein anderes Wort, sakramentale Einfachheit dieses göttlich-menschlichen GnadenerlebenS hat nun Luther dazu geführt, daß er diesen selben Weg allen Gläubigen vorzeichiien^zu können meinte, so daß man die wesentliche Kirche in der Summe aller derer sah, die ihn gehen. Wenn das si» wäre, wenn wirklich jeder getaufte Christ sich kurzerhand in dle- cm hohen feinen Sinne in Beziehung zu Gott sehen und halten önnte, daun bedürfe eS allerdings keiner besonderen kirchlichen Disziplin und keiner hierarchischen Gliederung. Obwohl nun die protestantischen Kirchengemeinschaften von diesem Ideal weit ent fernt sind und sich immer weiter davon entfernen, lassen sie doch den Anspruch nicht fahren, in jenem hohen Sinne Kirchen sein zu wollen, beziehungsweise werden zu können. Ihnen erscheinen darum die erzieherischen Veranstaltungen der katholischen Kirche Wohl als schöne und ehrwürdige Dokumente,-aber letzten Endes doch als etwas durchaus Entbehrliches. Ihretwegen seinen Weg zu ändern, hält man für etwas Müßiges. Wer eS int, ist-ent weder ein Schwärmer oder hat unlautere Motive. Daß sowohl Luther wie Paulus im Besitze einer religiösen Disziplin waren, ohne die sie jenen Gnadenweg schwerlich gefunden hätten, dak läßt man außer acht. Mag nun diese ganze Auffassung noch so einseitig ui-H anmaßend sein, in sich selbst ist sie zweifellos un widerleglich, und wer sie halbwegs begriffen hat, wird sich schwer 'zu einer Revision seiner religiösen Grundlagen bersteben. Er ist überzeugt, daß er jeden Tag kaben kann, was er braucht. Was ihm aber fehlt, das ahnt er nicht. Ich sehe, nachdem ich die wirkliche und wesentlich- Fundie rung deS gläubigen Protestanten kurz angcdentet habe, völlig ab von den Positionen des Rationalismus und Kritizismus, die sich meist hinzugesellen. Bei diesen ist ein Umschwung leichter möglich. Das sind Dinge, die den Menschen nicht so unbedingt, vom katholischen Wesen trennen. Wie gelang es nun mir, den unmöglich scheinenden Weg zu gehen? Auch ich hatte mich, vielleicht öfter wie viele andere, in diese schlichte und in sich geschlossene religiöse Verfassung hineiu- gcfuiidcu, hätte nach Luthers Worten das Hochgefühl eines „aus der Laufe gekrochenen Bischofs oder Papstes" haben müssen. Aber schon von Jugend auf reizte daS kirchliche Wesen meiner Heimatstadt meine Kritik aufs schärfste und erfüllte mich mit Abneigung. Freilich hielt ich diese Zustände für nicht normal. Sie waren es wohl auch nicht für den damaligen Zeitpunkt. Im merhin drängte sich mir eine Reihe von Uebelständcn auf, die ich im Laufe der Jahre etwa so zusammenfassen lernte: 1. Als Studenten widerstand mir die Gewohnheit der Exegeten und Dogmatiker, von Gott alz einem Begriff im Sinne des jeweiligen biblischen oder kirchlichen Schriftstellers zu spre chen. Po» dem G-ott, der sich der Menschheit in seiner Kirche bis zum heutigen Tage reicher und immer reicher offenbart, als einer Wirklichkeit auch nur im wissenschaftlichen Sinne, war kaum mehr etwas zu vernehmen. Wie herzerquickend ist daS aber noch beim alten Bengel in seinem Gnomon der Fall! Ich sah die Brücke um Jenseits abgebrochen. Die Schatten der Pro fessoren liefen noch hinüber; sie selbst blieben im Diesseits. 2. Zn der Betonung der geistlichen Tätigkeit als eines Glaubenszciign-sscS stimmte schlecht die Art, wie die Leistung der Predigt und die sonstige seelsorgerliche Tätigkeit in Scminarie», Konferenzen und bei Visitationen rein technisch gewürdigt wurde. Die kirchliche „Praxis" itand offenbar mit der Basis, auf der sie angeblich beruhte, nicht recht im Einklang, stach wenigstens hinter den Kulissen — inan entschuldige diesen sich aufdrängen, den Ausdruck an solcher Stelle — merkbar davon ab. Indem man dem Propheten die technische Ausrüstung zu seinem Wirken ver schaffen wollte, behandelte man die Prophetie als Technik. 3. Weiter befremdete mich die ungeheure Seltenheit des wirklichen Gebetes; Gebete wurden „gesprochen". 4. Ferner die Neigung der kirchlichen Oeffentlichkeit, im Hinblick ans irgend einen nachdrücklicher ins Gesichtsfeld ge tretenen, „vorbildlichen" Geistlichen von jedem anderen nach in nen und außen diesen oder jenen Habitus zu verlangen. Wohl nicht mit Unrecht sah ich hierin eine grundsätzliche Ratlosigkeit in Beziehung ans das Wese» des Predigcrstandes. Die Folge war persönlicher Zwang und Heuchelei. Hiemit hing zusammen die Ersetzung der bischöflichen Würde durch Aufgeblasenheit und Empfindlichkeit bei manchen Vertretern der höheren Geistlichkeit, die durchaus Vorbilder sein mußten, ob sie konnten oder nicht, zugleich Personenkultus, besonders durch die Damenwelt, der sich ja "immer einstellt, wenn Männer auf ihre persönliche Wirkung eifersüchtig sind. 5. Gru- d und zugleich Folge dieser Uebelstände schien mir das immer völligere Verlöschen der Sakramente zu sein. Ich füge Hinz», was ich als Folgeerscheinungen im prole« stantischen Volkswcsen, d. h. also in der gesamte» soge nannten modernen Welt, noch im allgemeinen zu beobachten glaubte: 1. Die sonderbare Meinung daß man in den Dingen ewiger Notwendigkeit wählen, nach eigener Willkür Gott einführcn oder abschaffen könne. 2. GeschichtSlosigkeit, d. h. spontane Rücksichtslosigkeit gegen Güter und Lehren der Vergangenheit: Wenn wir eine neue Welt wollen, so bauen wir sie nach unserem Gutdünken. Hier haben wir deutlich die Folgen der Kantischen Auto nomie, die durch den kategorischen Imperativ ohne „hetcrouoine Fundierung" mehr gefördert als'eingeschränkt werden. Den Zeit- ' genossen der Revolution von 1913 braucht nicht mehr gesagt zu werden, daß dieses Vorherrschen deS Individualistischen, eine un mittelbare Folge der Reformation, den Zustand der Zersplitte rung in Kirche und Volk herbeigeführt hat, der vor aller Augen ist. Wäre es anders, so müßte ini Protestantismus die Kraft liegen, den Fehler zu überwinden. Es hat einen schweren Kampf auch gegen mich selbst gekostet, bis ich erkannte, daß dann, wenn der Fehler überwunden sein würde, der Protestantismus eben kein Protestantismus mehr wäre. Heute zweifle ich nicht mehr, daß die Selbstgenügsamkeit des folg ftde-Christen zertrümmert werden muß, und daß der religiösen Wahlfrcihcit und Geschichts- losigkeit, wenn sie verschwindet, der Protestantismus Nachfolgen muß. Dann aber ständen wir wieder ans dem Boden der bon Gott geschichtlich gegründeten und in sorgfältig gehüteter Tra dition durch die Jahrhunderte hindurch entfalteten katholischen Kirche. Wie ich damals dachte, hieß daS freilich sich dem Papste beugen, auf Selbständigkeit vor Gott verzichte» und dafür cin- tauschcn, waS ein anderer sagen würde, der auch nicht klüger zu sein brauchte als ich. Es ist nicht zu verwundern, daß mir bei dieser Denkweise der Gedanke an einen völligen Bankerott des Christentums näher lag als der an eine Konversion. Aber die sen Bankerott konnte und durfte cs nicht geben; dafür stand da» Bild deS Gekreuzigten. (Fortsetzung folgt.),
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