Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 24.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192402244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-02
- Tag 1924-02-24
-
Monat
1924-02
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.02.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nummer 47 — 2». Ia-raanq «mal Wochen». vkrulirprei!: lür Februar 2.50 Re,it.-Mark llnrelsten: Berechnung der Anzeige» nach Rent.-Mark Preise: Die eingeipultene Petitzeile L0<) t. Familien- u. Bc>ei»Sa»zeigc„, Ceiuckelb^. Die y etit-Reltomezrile hü mn> l>re>t. I ^tt Osieiien, ebiihr 'ür Srlbßabdoler bei i ebe,'e»dm,g diwv die 3 os, ans erde», 4 or>o »tchtag. frei; >iir üie cinrelnumilirr io keuien-riennig. «rjcha,Nutzer Leit: Joje' do.man«, Dresden SücksWe Sonntag, 24. Februar 1924 Im Faste döberer " ewalt erli'cht lebe Perpflichiung aut Lieieruna sowie Erfüllung vo» Anzetoen-Anliräne» »nd LeistunnvonSchadenerlay. FtrundeutlichunddurchFern. 'precber übermittelte ^nzeioe» übernebmen »sir leine Vec- antlvortiwn. tinverlanat elnaetnndte und mit Rückporto nickt verlebene Mavusirlvte werd n „ich, anibewahit Sprechstunde der Redaktion 5 bis 8 libr „achinittagS Lauvtickriilleiter: Dr. Joses Albert, Dresden tacschlikissleUe per Lächsisiiirn Volks »it> uo »nd Druck »»d Ve loa §»xo„Ili-Vi,lI,dr>,cscrci NmbH., ^ DreSdcn-St. >6. - olliolnstmne ist, Fenirns S/7ee, Post- lcheckionto Dresden XW7 kiMlll««« mü Mise«' Ae Mell ter Nlii!' Mz „eile Lebe« Redaktion der E<t»,fischen VoIkSzr>«»»a ch Dresden-A. 18, Howc-iustrahe 16. gcrnrut W7A »nd NkNt Die französische Nuhrbilanz Frankreich lehnt die deutsche Pfalznot« ab — Die Lebensmittelteuerung in Paris Sowjetrußlands auch durch Oesterreich Anerkennung Der miMiiie WcMnß a,,s der Rtihrsitsktziliili Paris, 23. Februar. Tie belgische 'Regierung bat bekannt lich im Eiiwernebmen mit der französischen Oiegisrung eine Bi lanz der Nuhrbesehnng aufaestellt. in der sie einen Ueberschnß von NO Millionen Golamnrk errecbnete. Jetzt l>at der Bürger meister von Lhon, Hernot, der Führer der Radikalen, im Oenore einen aufsehenerregenden Ariikel veröffentlicht, der za dem Schlich kommt, das; Frankreich tatsächlich keinen Centimes uns der Nuhr- besehnng erhalte. Das iräre die wirkliche, der Wahrheit ent sprechende Berechnung. Hcrriot fährt dann fort. Poincare und das gesamte französische Kabinett befänden sich jetzt vor einem großen Dilemma. Die Frage wäre die, ob die französische Poli. tik fortgesetzt werden solle »der ob Poincare den Plan der Sach verständigen annehmen würde. Durch den letzteren, so schreibt Herriot, wäre überhaupt nur eine Rettung noch, möolich, wenn die französische Außenpolitik die grofzen Feit- und Geldverluste, die sie seit der Rnhrbesetzung zu verzeichnen hatte, auch nur einigermaßen wieder einhole» moste. Die Brise frmMe kamlittfibini« Paris, 23. Februar. In der NachmittagSsitznng der fran zösischen Kai»,»er wurden Artikel 40—53 der Steuergesctze be handelt. Zu Beginn der Sitzung brachte der Abg. Herriot zu Artikel 38 und 37 ein Amendement ein, wonach der Staat für den Fast, daß er von de» Privatgesellschaften daS Streichholz monopol übernehme, ihnen keine Entschädigung zukomme» lasse. Nach längerer Diskussion wurde oaS Amendement mit Einver ständnis des Antragstesters dakin geändert, das; der Staat im Faste deS Rückkaufes deS Monopole- eine Entschädigung mir im Werte der technischen Einrichtungen bewillige. Zu Artikel 47.48 48. 50 und 51 betreffend Strasmasznnhmen bei Steuerhinter ziehung beantragte der Abg. Rösti», daß das Gesetz rückwirkend in Kraft trete. Der Finanzminister erklärte sich gegen die Ab trennung der vorerwähnten Artikel. Rostin beantiagte. von Le- fevre unterstützt, die Neberweisnng der Artikel 47—51 an die Finanzkommisfion. Die Regierung bekämpfte auch diesen An. trag und wurde mit 317 argen 252 Stimme,, gcscklaaen. DaS ist der erste ne»»enswerte Mißerfolg, den daS Kabinett im Verlaufe der Finanzdrbatte erlitten bat. Allerdings batte de Lastevrie nicht die Vertrauensfrage gestellt. Die Kammer nahm hierauf Ar. tikel 18 an, der bei Aubing der Debatte znrückaesetzt worden war. Er besagt, das; jeder Steuerzahler, der nicht bis zum 30 Juni eines jeden Jahre? seine Abgaben für da? verflossene Jahr ent richtet bat, als Nestabgabe drei Zehntel zu zahlen haben wird. AnSacnommen sind dis Bauern, die nickt mehr als 500 Franke» an Stenern entrichten Für sie wird als letzter Termin der 1. November eingesetzt. Weiter wurde über Artikel 10 verhandelt, der auch zurückgestellt wurde. Zu ihm lagen 2 Amendements vor. DaS eine gelangte ohne weiteres zur Annahme. DaS zweite Amendement, wonach die 2prozentiae Alkoholsteuer keinen Zu schlag erfahren fast, wurde von der Negierung und den Kommu nisten energisch bekämpft. De Lnstenrie stellte die Vertrauens frage. Seinerseits erklärte der .Kommnnist Lafond unter all gemeiner Heiterkeit, er gestatte sich, die moralische Per, trauenS frage zu stelle». Mit 340 gegen 230 Stimmen wurde da? Amendement abgelehnt. Schließlich wurde Artikel 52 angenommen, wonach KriegSgewinne nickt länger in StnutS- rente» zahlbar sind. Auf besonderen Wunsch PoincnreS trat die Kammer zu einer Nachlsitzung zusammen. VarlS, 23. Februar. *Drahtb"r eht.t Nach der lanqen Nachtsitzunq hat die Kammer de» Finanz - Gesetz« entwnr- der !Nea e »na tm aanzen mlt ! 54 Stimmen gegen 213 Stimme» anaenomm n Paris, 23 Februar. Wie voran?;usehe» war. bat der Se- uatanSschns; zur Durchführung der Wnblresorm. welcher sich be kanntlich i» seinem Berichte für die Wiedereinführung de? KrciS- wab'rechteS erklärt hatte, auf Grund der vorgestrigen Abstim mung in; Senat seine Demission erklärt. Die Lebenniitteitk'uerun, »rr Paris Paris, 23. Februar. Die Lebensmitteltcucruna hat Iroti der vorübergehenden Vcssernna de? Frankenkurses gerade;,, nn. nnshaltsnme Fortschritte gemacht »nd löst in den Kreise» der Be, vlstkeriing, insbesondere der Arbeiterklasse, wacknende ttn ulrieden- best auS. Man rechnet damit, das, allgemein neue Lohnsorder»»- arn ausgestellt werde» „nd das, eS z» stürmischen AuScinonder- se'nmgen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern komme» wird. Die Ailslaililggllilütbkli Paris. 23. Februar. Ter RnSstbuß Mae Kenna bat sich bc sie bis zum 3 März vertagt. Der erste Bericht, der sich bekanntlich ans die Abschätzung der deutschen Auslandsguthaben bezieht, ist als nabe;» abg's blossen zu betrachte». Zn dieser Vertagung mußte der Ausschuss kick entschliesten, um mit den« Ausschuß DaweS, der seine Verpflichtungen nicht so rasch bewäl tige» konnte, gleichen Schritt zu halten. Heute früh ha! der AnSschust Mac Kenna begonnen, Mittel und Wege zur Hecl -'i- sühriinq der verschlevvten Auslandsguthaben ausfindig zu machen. Der AnSschust DaweS trat heute vormittag um 10,15 jlhr m- sammen und wird sich auch morgen zu einer Sitzung verstimme! >. »m den Bericht der beiden Scickwerstänglgen Acwolh und Le- fevre über Ken Wert der denlschs» Eisenbahnen entgegw'.:!' nehmen. Dieser Bericht ist von de» Mitgliedern de? Ausschüsse? zu der morgigen Silumg bereits inoffiziell eingesehen w>r?.',i. Die Mitglieder -des WährnngSauSsclmsseS habe» an ilmem Be richt weitergearbeitet. WaS de» Bericht de? Untern,lasckn'ü'? be trifft, so wird der Anchchust kommenden Montag die Anssprache darüber eröffnen. 1 Million Dollar S^aheners-rßansyruck, Paris, 23. Februar. AnS Washington wird gekabelt, das; gestern morgen d>e Kommission, die zur Festsetzung der ameri kanischen Schadenersatzansprüche aus dem Ilntergaug der Lusi- tcmia eingesetzt war, ibre» Bericht sertigaesielll bat. Die Kom mission hat kabin entschiede», das; 27 Geschädiglea Scbad-nerstitz- ansprüche in -Höbe von insgesamt t Million Dollar zugespr-.ke,» werden sollen, die die deuliche Regierung zahlen soll. Indien Da» nationale Leben Indiens hat in den letzten Jahren einen neuen Aufschwung gezeigt. ES waren verschiedene Kräfte, die in diesem Sinne wirkiam wurden, worunter u,S bedeutendste die Idee jenes großen Mannes zu gelte» hat, der vor kurzem nach zweijähriger Gefangensckmst der Freiheit znrückgegcben wurde: Mahatma Gandhi. Der indische Nationalkongrcß. daS iiioffizieste Parlament der indischen Nation hielt vor wenige» Woche» seine Jahreskonferenz. Bei dieser Gelegenheit wurde erneut die Freilassung des Indienführers Gandhi verlangt. Die britische Regierung hat dem Bcrlangen »achgegebe» und den zu 6 Jahren GesängiiiS Verurteilte» mit einer 4jährige» Begnadi gung in Freiheit gesetzt. Wer weiß, was dieser Mann für In. dien bedeutet, wer den Enthusiasmus kennt, mit den, daS gesamte Volk diesem ihren „Nat:ona:heiligen" huldigt, der wird verstehen, das; i» Indien zwei große Mächte »,» die Vorherrsclzasi ringe»: England und eben dics-r Gandhi. England, »m Indien auszuntttzen kür den internationalen Kapitalismus, um seine Be- wohner untertan zu macke» und mit ewige», Frondienst zn be laste»; Gandhi, um die große soziale Not seines Volke? zu de« ende», um sich gegen de» politische» Kapitalismus mit der letzten Kraft seiner Natur zu wehre», und eine eigene große, freie in dische Nation zu schaffen. Auf den ersten Blick ist eS darum kan», verständlich, warum England diesen wegen englandfelnd- lichcr Umtriebe verhafteten Man» fceigab. warum England die sen Man» nicht an Ketten hält, um dadurch die nun wieder leben dig gewordene Idee der nationalen Selbständigkeit dauernd nie- derznrinaen. Aber England erkannte, daß daS indische Volk durch die Gefangenhaltnng feines Führers nur zu immer größerer Erbitterung geführt wurde »nd das; andererseits die Idee dieses Mannes nicht etwa schlief, sondern gerade weil er gefangen fas; und als Märtyrer galt, umso mehr und mehr aufzuglühen be gann. Die Engländer haben sich in Indien festgesetzt, als ob sie für ewig dieses Land der Wunder nickt freigcben würden. Al- lerdingS ist Indien reich an allen Schätzen. Und waS die Eng länder ihrerseits an modernen Einricktunaen schaffen konnten, haben sie getan. Ein gros^iigigeS Eisenbahnnetz. Hafen, Per- kebrS- und hygienische Anlagen. Univ-rsiläte» und Schulen, prunk volle Mnsee». Wer aber mußte die Kosten dazu ankbrlngen? Die Indier selbst. Und die Indier spüren daS: Sie spüren eS trotz deS gewaltigen GlanzeS, der ihnen in den modernen indischen Städten voraezanbert wird. Sie wissen Tag kür Tag. daß a» all den prunkvolle» Dingen Blut und Schweis; ihres eigenen Volkes klebt. Sie wissen, daß Tausende ihrer Landsleute in den Ker- kern schmachten wegen irgendeines „Vergehens" gegen die eng. liscke Regierung. Und zähneknirschend ertragen sie diese Fremdherrschaft. Ja. sie wissen, daß sie eine qroße Nation sind, daß sie ein mächtiges aroßeS selbständiges Reich sein könnten, wenn diese verhaßten Weiß'» nicht den Fuß aus ihren Nacken setzten. Und in der Tat ist Indien ein gewaltiaeS Reich. Ein 800-Mistio»en-Volk lebt in ibm, daS eine bunte Mannigfaltigkeit von Religionen. Sitten. Sprachen. Rassen und Kasten bietet. Zehn, ma' so groß olS Deutschland ist Indien mit seinen großartigen G-biraen »nd Wüsten, mit seinen niebstretenen Urwäldern und Dschungeln. Infolge der großen Mannigfaltigkeit des Landes sowohl wie deS Volkes wurde eS in der Veraangenheit dem Eng. länder möglich, in Indien Fuß z» fasse». Es war kein einheit- licheS Ganzer da, waS dem fremden Eindringling entgegenge- trcten iväre. Erst in der Neuzeit ist diesem Lande dann der eigentliche Führer in Mahatma Gandhi erstanden. Mahatma bedeutet „große Seele". Dieser AnSsvruch stammt bereits auS jener Zeit, in der Gandhj noch, in Afrika war und den Widerstand der Mohammedaner organisierte. Der bekannte Schriftsteller Romain Rolland hat vor kurzem ein Buck über Gandhi geschrieben, das wert ist. von aste» Dentsche» gelesen z» werden. Wir haben seinerzeit bereits daraus aufmerksam ge macht Es Kat sicherlich kaum jemals in Indien einen Mann gegeben, der wie Gandhi einerseits die Massen so verstand, »nd andererseits von diese» Massen gleichzeitia selbst verstanden »nd wie ei» Abgott verehrt wurde. „Ruhige dunkle Augen", schreibt Rolland, „ein schmächtiger Leib, ein hagere? Gesicht. Er tränt eine weiße Mütze, hüllt sich in grobes weißes Tuch »nd geht barfuß. Er »ährt sich von Reis und Früchte». Er trinkt nur Wasser und schläft ans dem nackten Boden. Er ist einfach wie Kind, sanft und höflich selbst mit seinen Gegnern »nd von »mkestoser Aufrichtigkeit. Aste oratorischc» Effekte aber flieht er und schreckt vor den begeisterten Kundgebungen deS Volkes zu. rück." Da- ist der Mann, der dreimalhundert Millionen Menschen ans der schlafenden Ruhe geweckt, der die größte Bewegung in einem Volke auSgelöst hat in asten Jahrhunderten, und der da- mit daS große britische Reich erschüttert hat. Gandhi ist 1880 im Nordosten Indiens geboren. Er steht also im hohen Mannes- alter und hat ein überaus arbeitsreiches Leben hinter sich. ES würde zu weit führen, wollten wir die Arbeit diese? ManneS auch nur annähernd erschöpfend hier behandeln, pcür uns aber genügt eS, wenn wir seine beiden Hgupttugenden feststesten: Die Heilig Mäßigkeit seine? Lebens und die freiwil lige Uebungder Armut. Sein Hab und Gut hat er den Aerinsten und Bedrängten geopfert, und ist a»S der gesicherten Stellung eine? Rechtsanwaltes ein einfacher Bauer und Weber »«worden. Aber darum, weil er unter daS Volk ging, hat er daS Volk kennengelernt und ist dann allmählich der gewaltige Anwalt diese- Volke- geworden. Sein Name ist heute in Indien der Glanzvollste. Vor ihm beugen sich die Knie Tausender. Trotz, dem er k«in anSaesprochener Politiker ist, sondern mehr ein gei stig-kultureller Führer, ko bedeutet doch sttn Name bei asten Kon gressen der Nation daS Alpha und daS Omega. Durch .Heiligkeit und freiwillige Armut gewann er also das Vertrauen deS Volkes. ES verdient hervorgehoben zu werde», daß darin die Bedin gung für seinen großen Einfluß liegt. Man berichtet, daß ein. fache Leute zu ihm kamen und ihn baten: Mahatma, achte mehr ans deine Gesundheit, du bist der einzige in der Welt, der »ns versteht. Wenn du stirbst, wer wird für uns sorgen? Wo liegen bei den Führern anderer Nationen die Gründe für ihre» Ein fluß ans daS Vo'k? Wo kom bei nnS einer »nd sprach so z» seinem Führer. Warum nickt? Weil weder ein solcher Führer bei den abendländischen Nationen existiert, noch daS Volk ein solche? Vertrauen wie daS indische, zu seinen Führern onszn- bcingen vermag. In der Tat: Nur in einem solch ties-religiöscn Lande wie Indien kann ein Heiliger zum politischen Führer wer den. Mohammedaner »nd .Hindus sotgc» Gandhi. Sie folgen ihm, weil e? »m die große Nation geht, um Indien, lind unsere Parteien? Unsere deutschen Stämme? Gerade dann, wenn es bei »nS »m die Nation geht, dann lebt der Pnrteigeist ans, dann der Bruderzwist. Und darum ist auch da? ganze deutsche Polk danir verantwortlich, wenn eS keine einheitliche Führung hat. Wie kann ans der Zerrissenheit einer Nation ein Einheitliches geboren werden? Iranisch aber muten uns iene Tunenden der Heiligkeit und der freiwisticien Armut an. Viel leicht könnte uns die Sehnsucht nach einem solchen Führer be- fasten. Aber wie sollte un? da? Schicksal einen solchen Mann bescheren, da wir weder die Armut nochdaS Aeiliqe achten. DaS ist ja im Abendland ein abgetane? Gut. ein Trö. delkram, den wir in -ilnserer „eleganten Zeit" mit Hohn, ja mit Verachttina strafen. GandbiS Hauptziel ist: DaS Volk a»S seiner Arm»? z» befreien. Große soziale Ideen beleben Um. Aber er ist kein Marxist, der dem Grundsatz huldigt, daß aste aesestschgstlicke Er- neuernna durch die Umgestaltung der wirtschaftlichen Puhältniffe von selbst ins Leben tritt, und das; der Gemeinschaftsgeist dadurch von selbst erzeugt würde, sondern er weiß sehr wohl. daS zu erst der Geist va» der Idee der Gemeinschaft durchdrungen sein muß. »m auch die Wirtschaft darauf einznstesten. und dann die menschliche Gesellschaft dauernd wahrhaft menschlich zn gestalten. Im Gegensatz znm materialistischen Marxismus ist für Gandhi die Idee da? Erste, das Primäre, da? alle? übriae Bewegende. Und in der Tat widerlegt gerade Indien den Marxismus in die sem Sinne am besten. Die Idee Gandhis hat nämlich so tiefe Wurzeln im aanzen Vo'ke aekaßt daß ein bebentender Teil seine- VrogrammS bereit? verwlrk'icbt ist. Um ein merkliches ist In dien schon bezüasick des sozialen Gedanken» voraiigekoinmen. Gandhis Ideen beherrschen ganz Indien. Weil dieser Mann aber kein eiarnes ak» reckt erkannte» Ziel verfolgt, gibt er nichts «m den Belsalk der Maste. Er ver achtet die so wandelbare Gefühlsäußerung de» Volkes, ja er schreckt davor zurück. Wer schreckt be! nn» davor zurück? Bet »n? läßt man sich Weihrauch streuen. Bet nn» steigt man ab sichtlich »nd bewußt ans den Schultern der Masse in die politische Laufbahn. Tnrch die granscnnsle Rücksichtslosigkeit baßen die Engländer in Indien ihre Macht seither gesichert. Durch die ß'genaniOe „Non Violcuee" und die „Non Cooperation" d b dur-ck die Ver dammung von Blutvergießen und durch de» passiven Wchervavd, bat Gandhi seine Macht gestärkt. Die Anhänger dieser Bewegung verpflichten sich scn Englävdern keine Steuern zu zahlen, ieoe Mitwirkung an der Regierung zu unterlassen, englische War.'n bouk itkicreii »sw. Die „Swaraiva", die Selbstverwaltung, ist das Ziel. Jeder Einzelne aber muß ebenso frei sei» von Schwä chen und Laster», wie daS Lano frei vvn srenider Herrschai!. Gnndbi führt de,, Feldzug gegen oen Handel mit Alkohol uns Opium und will durch die Hcimarbeii, Spinne» und Weben, sein Volk auS oer Acniut heraiSsühreu. AnS den Zöllen ine Alkohol und Opium aber deckt der Engländer die Kisten für sein Militär. Und dis indische Heimarbeit tut den enaliichen Waren erhebliche,> Abbruch. AnS diese» Gründen, besonder? aber wegen de? Aufrufs znm Vohkott der englischen Waren. t>>„,de Gandhi seinerzeit kn Haft genommen. Ungeachtet dessen gß,g jedoch seine Idee im Volke weiter. Der ii» Anfang diese?! Artikels erwähnte Nationalkongreß in Caconada kSvdindienh ans de», die Freilassung Gandhi? verlangt wurde, wie? e!»c über aus riesige Besucherzahl ans. 6000 Delegierte ,,„d 100 000 an dere Teilnehmer wäre» erschiene». Gerade dieser Kongreß be wies einmal wieder, wie die Indier Zusammenarbeiten „nd sich gegenseitig unterstützen. ES wird gemeldet, daß allein lOOO Männer und Frauen ans den umliegenden Dörfern freiwillig znni Ordnungsdienst für diese großartige Versammlung zuaege» waren. Der Kongreß fand unter Virsitz des Präsidenten Mzhamed Ali statt. Der Präsident forderte vor allem die Einigksit zwischen Mokamedaner und Hindu und den Bonkott von Regiernng?s.s',:l. -Gerichtshöfen, parlamentarischen Instituten und aller bril'sch.n Waren. Er erklärte, wenn Indien nicht Innerhalb eine? Jahre? die Selbstverwaltung, die Swaraina erlangt habe, müsse es .sie Fahnen der indischen Republik entfalten. Auf diesem Kongreß kam man akkerdingS erneut zn der Ueberzengung. daß man , „i Augenblick der englischen Regierung noch nicht gewachsen sei, und gegenwärtig einen offenen Konflikt vermeiden 'nisiie. Bi ber Moment der Handlung gekommen sei: solle man aber eine politische und wirtschaftliche Rüstung schassen, damit der ge eignete Angcnbl'.ck auch ergiebig sich gestalte. Uni die einzelne» Programnipnnkte dnrchznführen wurde beispielsweise auch ein. Komitee gebildet, da» darüber zu wache» bat. daß die Inder die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite