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Sächsische Volkszeitung : 02.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-02
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.11.1921
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Dir; Verhnndlunqcn mit Eor«ii-r Kar! lE gcuer Drahibericht der,..Tächs. VoikSzeilg.") Prag. 1. Novcmbir. Nach einer Metduvg der Prager Press« aus Budapest toll der Teiliiehmcr au dem Karüiüichen Niiternelinie« Dr. Grap all Unleihändler -wischen der nngariichcn Regierung und Karl anttretcii. Kart versuche jetzt, wenigstens den Thron sür sein«« Lohn, den riiouvrun Otto, zu rette». t§iiic Note der Entente an Ungarn Budapest, 30. Oktober. Die hiesigen Vertreter der Entente» staad u iibergaden gestern der ungarische« Negierung eine Note, die sich in hier Eiiileming aus die Abmachungen vom 2. April d. I. deruti. Die Entente fordert die bald-stmögliche Entthronung des Ke. 'crS Katt IV. Die Internicrung muß »ach den Vorschriften der Murrten crtolgc». Der König muß Ungar» ans Wunsch der Entente iot ort verlassen. Sollte die ungarische Regie» rnn, dicstu Forccrmigcn nict.t Folge lersten, io übernimmt die Eni nie iiir die daraus entstchcndr» Komplikationen mit den Nachbar» stüütkn k.ii-c V-ran»vo:!ung. Grosze und Kleine Entente zum ZmischerrsulL in Ungarn Prag, 30. Oitover. Freitag aveud struben sich beim Minister- pläjiv.mten Tr. BeIIesch die diplomatischen Vertre ter der Entente, der englische, der sranzöjische und der ita lienische Gesandte ein. Ter Ministerpräsident hatte mit ihnen eine tangere Aussprache «der die Ereignisse in Ungarn und über den Cianb der tjmechv-stowatismeu Intervention und der -Inter vention der Großen Entente- Tie Ententegesandten legten den in dieser Sache gesagten Beschluß der Großen Entente und der B o t j ch a s t e r k v n s c r e n z vor und erörterten ein gehend den Standpunkt ihrer Regierungen. Ter Ministerpräsi dent legt «insbesondere ans G-und der Lage in der Tschecho-Tlo- walei nnv der Veceinvarung mit den Regierungen der »leinen Entente dar, wclwe-z Vorgehen die Tstbecbv-Slvwalei in der Ent iviclelnng der weiteren Ereignisse einzin,alten geoenle. Nach der Frcilagoi'onferenz wurden die diplomatische» Verhandlungen den gangen Sonnabend nnd Sonntag fortgesetzt, ebenso wurde ständig zwischen V clgradund V ii d a p e st verhandelt. Tie Ereignisse lasset! sich noch nicht genau übersehen. Tic grosse Entente setzte ihre Verhandlungen auch in Budapest fort, wo ein diplomatischer Schritt in den letzten Tagen in sehr entschiedener Form ersolgt ist. Alles zielt vorauf hin, iui letzten kritischen Augenblick einen kriegerischen Znstrmmcustvsi zu vermeiben, der bisher als nicht votttvmmen gebannt betrachtet werden kann. Sonniag abend um 6 Uhr erschienen di« Vertreter der G r o st m ä ch l c beim Ministerpräsidenten mit einer Mit teilung über die Verhandlungen in der Botschaslcrlonscrenz, br- lrrssenv die letzten Schritte der Kleinen Entente in Paris, London und Rom. Tic Sicindpuntle der Grvßmüchlc nnd der Kleinen Enlenle haben sich bclrüchtlich genähert. Tic diplomatischen Ver handlungen werden fortgesetzt. (Sonnabend vormittag hatten die diplomatischen Vertreter gemäst der Instruktion ihrer Regie rungen den Regierungen in Paris, London und Rom eine Note überreicht, die die Slandpiintie und die Forderungen der tschechi schen, der südslawischen und der rnmiinischen Regierung in der magyarischen Frage oarlegt. In Paris war daraufhin sofort eine Vvlschasterkvnserenz einvernfen worden, nm die Note der Kleinen Enlenle zu behändem.) Paris, 31. Oktober. Tie B o l s ch a s t c r I v » s c r c n z hat sich mit dein Staaisstreichversnch de- ehemaligen Königs Karl beschäftigt. Insbesondere ist die Frage geprüft worden, wie seine Abreise so schnell wie möglich zu bewerkstelligen sei. Paris. 3! Oltvber. Tie Vöts ch a s t e r r v n s e r e n z hat die Vcrlreler Oesterreichs nnd Ungarns davon in Kenntnis gesetzt, dast sie den« Venediger Protokoll über die Regelung der Bnrgen- landssrage ihre Inslimmnng gebe »»d der Kleinen Entente den Wortlaut deö Protokolls habe zugehen lassen. Paris, 30. Oktober. „Petit Parisien" teilt inii, die Botschaf ter lonscrenz sei enEchlossc», die Herabsetznug der ungarischen. Heeresßärke zu nberivachen. Sie habe cs jedoch abgelehnt, die Mobilisativnskosteii der Klei'ien Entente Ungarn cmszncrlegcn. tzivm. 31. Ottvbcr. An massgebender Stelle wird bestätigt, dast das Ministerium des Aenstcccn die Gesandten in Prag und Belgrad beanstragt hol, die dortige Regierung energisch zur Mästignng a n s z n f o r d c r n. Italien ist in Ucbcrcmstim mnng mit den Verdündrlcn der Ansicht, dast mit der Auslieferung des Ertaisers Karl an die Vcrbnndeicn der Fall Karl nicht mehr existiere »und dast die R ü st u n gen oer Kleinen Entente n i ch t m ehr den Friede n g a r a ir t i c r e n , s o n d e r n g e s ä hrde n. WaS die übrigen Forderungen der Kleinen Entente betrifft, so könnten diese nur Gegenstand von Verhandlungen, nicht aber von Drohungen sein. Italiens Schritt ist i» sehr be stimmter Form crivlgl. Die Unterbringung Karls von Habsburg Budapest, 31. Oktober. Wie die Blätter melden, werden König -Karl und Königin Zita in der Nacht zum Mittwoch von Tihan» nach Dnna »Földpar gebracht werden, wo sie von dem inzwischen dort cingetroffenen Kanonenboot Glowworn ausgenom men werden sollen. Für die lleberführnng werden die gegenwärtig in Tihanh weilenden militärische» Vertreter Englands, Frank reichs nnd Italiens Sorge tragen. Die Abreise des Exkaisers (Eigener Draht bericht der „Sachs. Bv llszeit g") Budapest, 1. November. Die Abreise des Exkaisers Karl, die inan für henke in Aussicht genommen hatte, muhte ans morgen vcr» Ichabcn werde» Es sind Vorkrhrniigeii getroffen, die die Abreise dek Exkaisers mit allen Ehren, die seinem Ranne zulommm, erfolgt. Enlentcossizierc werde» de» Kaiser bei seiner Abreise begleiten. Di« ungarische Regierung wird ans jeden Fall Len Forderungen der Entente, zu der sich ihre Beziehungen i» den letzten Tagen sehr ge» dessen haben, Gelinge leisten Dre irische Frage im englische« Unterhaus London, 31. Oktober. Das Unterhaus war anläßlich der heutigen Debatte über Irland sehr stark besuch!. Lloyd George wurde bei leiiicm Erscheinen lebhaft begrüßt. Odcist Gretton brachte nnlcr ironischen Zürnst« »nb Gelächter eine Entschließung ein. in der erklärt wird, dast das Unterhaus mit ernster Besorgnis die Ver handlungen der Negnrniig mit den Delegier'«! SndirlanbS ansehe, die sich eidlich der irftch-n Revolution verpachtet halten. Das französisch-türkische Abkomme« Paris, 3l. Oktober. Wie die Blatter mittcilen, hat die französische Rcgwrimg das nm 20. Oktober in Angora n-nter- zeichnele sranzösisch-lürkische Abkommen ratifiziert, kos von der Nalionalversammlnng in Angora bereits zum Aus tausch der Unterschriften ratifiziert worden war. Nach dem .Tempo" soll das Abkommen innerhalb zweier Monate, gerech net vom t. November an, ansgeführt werden. Es enthält n. a. folgende Bestimmungen: Die Bagdad bahn wird auf der Strecke zwischen Bosamki und Nisibin von einer französischen «ch'scüschaft betriebe'.! werden. Tic sranzösischcn und die türki schen Behörde» erkennen sich gegenseitig das Recht zu, sowohl >/.,) ftche.'n ..ie ans tiielischcm Gebiete Truppen auf dem Schienenwege zu befördern. Im syrischen Gebiet von A I e x a n d r e t t c soll eine Sondervcrwaltnng eingerichtet wer de», um di- Rechte der türtischen Bevölkerung zur Geltung zu bringen. Das Türkische wird dort zu de» Amtssprachen ge hören. In Eilicien wird der Schutz der Minderheiten durch Maßnahmen nnd nach ähnlichen Regeln gesichert, wie sie die verschiedenen europäischen Friedensverlräg« zum gleichen Zwecke enthalten. Schließlich soll durch besondere wirtschaftliche Matz, nahmen verhindert werden, datz Nordsyricn durch eine Zollgrenze von dem anliegende.! türkische» Gebiet aügeschnittc» »kk Tses »Ir.rL'.'Ai >.zr DeSrekS" iRM N7» '.kretzirfchaÄr.mg chckrpa«, ans Sie anscheinend amtlieberseiks Wert gelegt wird. Da» Blatt stellt fest, -atz «» sich nicht um einen Vertrag, son dern um ein «mfacheS Abkommen z» dem Zwecke handelt, an der cistrifchen Grenze den Frieden wieder hrrzustellen. Bis zum 4. Januar! nächsten Jahre«» raume» die franzSsischen Trup» pen Mitten. Anerkennung der Vorkriegsschulden durch Sowjetrntzland London, 81. Oktober. Die Sowjetregiernng hat der britischen Regierung am 28. Oktober eine Note überreichen lassen, in der unter Bezugnahme darauf, daß die Brüsseler Konferenz die Gewährung Von Krediten zur Milderung der russischen Hungersnot von der An» erkenmmg der Schulden der vormaligen russischen Regierungen ab» hängig gemacht hat, erklärt wird, die Sowjetregiernng habe angesichts der verhungernden Massen Rußlands beschlossen, die zaristischen Schulden vor dem Jahre 1S14 anzuerkennen unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, datz besondere Bedingungen und Er» leichternnge» gewährt würden, die die Verwirklichung dieses Ver sprechens möglich machen. In de« Sowjetnote heißt eS weiter, ab» solnte Bedingung für diese Anerkennung sei, daß die Großmächte sich verpflichte», jeder Aktion, die die Sicherheit der Sowjetrepublik und der Republik des Fernen Ostens bedrohen, ein Ende zu bereiten. Die Sowjetregiernng könne ihr Versprechen nur eriüllen, wenn die Großmächte mit ihr einen endgültigen Frieden nbschlössen, und wem, die Sowjctregicnmg von den anderen Mächten anerkannt werde. Zu diesem Zwecke schlage die Sowjetregiernng vor, schleunigst eine internationale Konferenz einznberufen, die sich mit dieser Frage befassen, die Forderungen beider Seiten prüfen und einen endgültigen Friedeusvcrtrag ansarbeiten solle. Nur eine Kon ferenz dieser Art könne einen allgemeinen Frieden herbeisiihren. London, 31. Oktober. Die Note der Sowjetregiernng an die britische Negierung ist heute nachmittag beim Auswärtigen Amt cin- getroffeu. Reuter berichtet, daß die Note vielleicht zn wichtigen Er eignissen führen lönne, indem sie von neuem die gesamte russische Frage in den Vordergrund stelle. Laut „Evening Standard" herrscht in der City keinerlei Begeisterung für die in der Note Tschitscherins enthaltenen Vorschläge. Der Vorschlag Rußlands laufe auf ein Ersuchen nm Kredit hinaus. Die Grundbedingungen hierfür müßten jedoch sein, datz Rußland ein erzeugendes Land werde und die Kontraktgescye anerkenne, wie sie in den westlichen Liiktdern bestehen. Der Provinzialausschuß der westsälischcn ZentrumSpartrl tagte in Hamm. Der Vorsitzende Abg. Herold gedachte der Verluste, die die Partei im letzten Sommer erlitten hat durch den Heim gang der Abgeordnutcn Hitze, Trimborn, Bnrlage und Erzberger. Generalsekretär Brand machte geschäftliche Mitteilungen. Zur politischen Lage gab Abg. Herold eine Uebrrsicht, in der alle aktuellen Fragen, wie Oberschlesien, Ultimatum, Wiesbadener Ab kommen, Regierimgsumbildnng und Stcuerfragen, gestreift wur de». UnivcrsitätSprofcssor Tr. Schreiber machte wertvolle Ergänzungen. Tr. Wirth habe den Bestand von Verfassung nnd Republik gesichert. 1. Durch Annahme des Ultimatums habe er die politische Einheit dcZ Reiches gerettet. 2. Auch die obcrjchlc- sischc Frage könne insofern nicht als Mißerfolg an gesprochen wer den, als Obcrschlcjien ursprünglich unserem Reiche ganz abgc- sprochc» worden sei. 3. Tesgl. sei der dcntsch-cuncrikanischc Friedens- Vertrag die Voraussetzung sür eine Kredithilfe gewesen. I. Auch seien, nachdem man den guten Willen Deutschlands erkannt, die wirtschaftlichen Sanktionen gefallen. 5. In Bayern sei endlich heute erst ein zuverlässiger Zcntrnmsmann Ministerpräsident, während v. Kahr vvn deutschnationaler Tendenz gewesen sei. Das alles seien positive Erfolge von Tr. Wirth. 6. Das Wies badener Abkommen habe Schattenseiten, aber auch den unbestreit baren Vorteil, daß man wieder ins Geschäft gekommen sei. Mit jedem in Frankreich wieder ansgcrichteten Haus ersterbe ein Stück deS französischen Chauvinismus. DaS Gegenteil aber erreichten die dentschnationcilen Feiern, ihr Mißbrauch mit vaterländischen Festen. 7. Tr. Wirth habe auch als erster der Vvlkspartei die Mitarbeit angcboten. Tr. Wirth habe sofort mit Heinze ver handeln wolle», die Partei aber habe cs diesem verboten. 3. End lich sei Wirth der einzige Bürgerliche, der das Vcrtranen der ge mäßigten Sozialisten habe. An das politische Rescrat schloß sich eine Aussprache. ES gelangten Resolutionen über Oberschiesieu nnd über die Kartojselversorgnng zur Annahme. Der Koblenzer ZentrumSsüyrer Geheimer Instizrat E.M ü l- lcr beging dieser Tage sein 0 i a m anteneS A mtSjubilcin nt. Ter Landgerichtspräsident war persönlich zur Beglückwünschung erschienen, ebenso der Gesanttvorstand des Anwaltvereins, dessen Vors itzender Geh. Rat E. Müller viele Jahre hindurch gewesen war und zu dessen Ehrenvorsitzenden er jetzt ernannt wurde. Der Vorstand der Anwaltskammer in Köln liest rin sehr Herzliches Glückwunschschreiben überreichen. Ter Jubilar, der vor einige:» Monatcu sein 80. Lebensjahr vollendet hat, erfreut sich noch einer außergewöhnlichen körperlichen Rüstigkeit und gei stigen Frische. Wirtschaft und Politik Von eine:» besonderen M it a r b e i t c r Tie deutsche Wiriseimftspolitik der Gegenwart nnd einel weiten Zukunft ist unlöslich mit den Problemen der deutsche» Außenpolitik verbunden. Die enge Verknüpfung staats- wirtschaftliche» Frage» mit außenpolitische» Erwägungen hat sich ja schon, gerade sür Dentsthlaiid, vor dein Kriege immer und rmmer wieder jinnsäUig gezeigt. Nicht allein die territoriale Lage Deutschlands im Herzen Europas, sonder» auch Deutsch» laiids MackMeliung, gegründet ans einer glänzenden Wehr macht, ließ die deuische Wirtschaftskraft sür die Völker des Kon- lincnts immer als höchst schätzenS- nnd begehrenswert erschei nen. Das politische System der Kaiserzeit aber, uamontlich dir geflissentliche Fcrnhalinng des deutschen Staatsbürgers von allen di^omaüsche», nur überhaupt außenpolitischen Fragen havcn es mit sich gebracht, daß das deutsche Volk sich mit diesen Dingen als Problemen und mit ihrer wissenschaftliche» Erfor schung sehr wenig abgab. Das deutsche Volk hatte seil seiner Einigung nach dem dentsch-sranzösischen Kriege wirtschaftlich und materiell sich so sehr gebunden, daß es immer noch daran arbeitete, diese Wirtschastsvasis zu verbreitern und innerlich wie äußerlich zu stärken, daß cs sich aber keine Rechenschaft dar über gab. wohin wir eines Tages drängen müssen, tuen» wir die Pfeiler der deutschen Wirtschaft außerhalb der deutschen Grenzen und mitten in fremde Völker hinein bauen und immer verankern. Nur bei den RcichStagLdebatten über Zolltarifs- und Handelsvertragssragcn klang sür eine weile Ocffcntlichkeit etwas von diesen »»lösbaren Bedingungen und Voraussetzun gen an. Heute ist die Lage eine ganz andere. Der Mangel an wirt schaftlicher. insbesondere wcliwirtschastlicher und im Zusammen hang damit an außenpolitischer Schulung des deutschen Volkes macht sich jetzt gerade brennend bemerkbar. Ans dem Drange, die Dinge bestmöglichst zn meistern, erklären sich viele Fehl griffe. Die persönlichen, aber auch die technischen Voraucsetznn- gen für eine solche außenwirtschaftliche Vcrbindnug ans der Grundlage einer zweckentsprechend orientierten Außenpolitik sind heute noch nicht sür uns gegeben. Aber eins haben doch zvohl alle Deutschen heute begriffen: Daß keine deutsche Anßen- poliük für lange Zeit, ja überhaupt nicht gedacht werden kann, die beb nicht aufbaut auf einem festen wirtschaftlichen Funda ment. Wenn cs eines Beweises für diese Tatsache noch bedurft hätte, so würden wir ihn Tag sür Tag vor Augen geführt setzen in den Sclüvanknngcn der Valuta und in den Bewegungen der Teue:nngsturve. Und immer mehr lneiiet sich auch im Aus lände die Erkennlnis ans. daß das deuische Wirtschafic-leven nicht ans die Dauer Objekt der Weltwirtschaft zum Zwecke der Ausbeute sein kann, sondern daß das deutsche Wirlschaftsele- nicnt als snbjcklive Triebkraft yar nicht ansgeschaltct zu wer den vermag. Ja, die Erkennlnis ist schon so »reit vorgrdrungen, d«sß man sich sehe »ohi überlcgi, ob diese dänische Wirtschafts- rniüativr nicht -n tziinslen der ganzen Weltwirtschaft srntlisizieet werden kann. Und dieser Weg muß gegangen werde»! Je mehr die deutsche Valuta sich verschlechtert, um so weniger kommt Deutschland als Abnehmer und Käufer sür die Aus. landSprodnttio» in Betracht. Es ist aber für kein Land. d„s i„ seiner Wirtschaft auf die Deutschen angewiesen ist, auf di« Dauer erträglich, daß ein solch enlschloßenes uns trotz alt» Opfer und Leide-i auch heute noch arbeitsft.lnges und unbedingt «nteitswilliges Volk von 60 Millionen Menschen als Kärger ausgeschallet werden kann. Der Tiefstand der o-.iftcheu Valuta Hali« andererseits einen Ausverkauf Deut,ch,a»dS zur Folg«, dir gewiß die Arbeitslosigkeit im eigenen Land- »us ein Min- distmah beschränkt, der aber die Jndüstoen der Nachbarländer in einer geradezu katastrophale!! We^r schädigt. An einer Besserung und vor allein Stabilisierung der deutschen Valuia hat darum das Ausland ein noch stärkeres Interesse als w r selbst. Und diesem Währung» Problem nnd sewer Lölimg we:dcn in Verbindung mit de» kommenden Arbeite, sür dü Finanz- nnd Steuerpolitik des Reiches die größte An>mer;>am. kest zuzuwenden sein. Wir steuern heute schon mit Ries-n. schritten polnischen, österreichische», ja russischen Zuständen in unserem Finanzlebcn zn. W>r könne» nur noch durch einen, wenn auch schmerzlichen, aber radikalen Eingriff m unser gan zes bestehendes Finanzsystem verhinderi. daß wir dem Ruin anbeimfallc». Es wird höchste Zeit, daß die ReichSregierung mit den Plänen, die sic nach dieser Richtung hin schon seit längerem hegt, nun hcrvortritt, daß sie zum mindesten die lce, rufene» politischen, wirtschaftlichen nnd parlamentarischen In stanzen über ihre Absichten orientiert. Denn jede Woche, ja jeder Tag, an dem die deutsche Währung weiter verschlechtert wird, vermehren die Mühen zur Herbeiführung einer Besserung nnd erfordern mir um so größere finanzielle Aufwendungen. Mit neuen Steuern und Abgaben werden wir — darüber darf man sich keinem Zweifel hingeben — den Finanznotwcndigkei. teil der nächste» Zeit »m so weniger begegnen könne», als bei den sprunghaften Schwankungen der Valuta jede Berechnungs- basiS für den notwendigen Bedarf fehlt. Freilich können wir den Ausbau der Steuerpolitik nicht entbehren, aber daneben muß eine W ä h ru n g s a k t>. on einhergehen, die die Stütze des ganzen FinanzproblcmS zu bilden hat. Die Politik der Enttäuschung übcrschreibt die Kölnische Zeitung" (Nr. 72k vom M Oktober) einen Leiiarlikek, der an der Haltung der Frcftlw» de- Deutschen Volkspartei mit Recht scharfe Kritik übt. Tag: zuvor hatte die Ncitionaftiberale Korrespondenz erklär!, daß die. Reichstagsfraktion dieser Partei die Entsendung eines Bevollmäch tigten zn den Wirtschaftsverhandlmigen mit Polen ablehm m>» dies wie folgt begründet: „Hier geht eS um mehr als in Ch . hier geht es nm mehr als bei dem Ultimatum, denn jetzt tzav- delt eS sich nicht um Kohlenliesernngcn oder Gvldlcistmigcm sondern »in deutsches Volk und »m deutsches Land. Wenn wir diese Vergewaltigung mittelbar oder unmittelbar l>i>mem...m. dann ist das Ende dessen, was man uns noch weiter an ümeci r und Gewalt antttt, nicht abznsehen." Dazu bemerkt nun die „Kölnische Zciumg", die stübn z r Tenlschen Vollspartei gehört: Die Fraktion wird ja wohl das Bedürfnis habe», l>e-' Aussprache im Reichstage die Parteigänger im Lande etwa-: - gehender und einleuchtender über ihre Haftung nnjzniläiev, cs durch diese Worte geschieht, die wir!(ich nicht s a l o W o sind. Die Wähler der Deutsche» Volksparie! werden scho n all den Tagen darauf gewartet haben, daß diese Fraktion U" '. einnial darlcgt, wie Denlschland sich den» verhaften softle. m. n die Anschauung der Fraktion im Reichstag -nrchdränge, was ac- sch ehc» solle, wenn dann die Folgen eincr !- che» P o l i ti k e i n s e tz c u, die man in der Gcstai! nenrr ,' c- walt- nnd Zwangsmaßnahmen des Verbandes mit wewrstlieft ' r - auSschen kann. Eine solche Aufklärung zum mindesten m.. i kB' Abgeordneten ihre» Wählern längst schuldig gewesen. Da sie c - geblieben ist, vermöge» wir die Folgen einer solchen V > lck nicht anders zn sehen als so: Gerade diese Politikw r- de d e n v o ii uns a b g e s ch n i t t e » en Brüde r n i n O r c r- schlesien vc r h ä n gnis v olk werden, gerade dann kmm» ten sie uns mit Recht Vorwerken, wir hätten sie im Stick ge.msie», weil wir uns geweigert Härten, das wirtschaftliche Reilniig cu, das zn uns hinüberzniverjen der Völkerbund gestattet bave. m ergreifen. ES will uns scheinen, daß es die Inte ressen o er de ii t s ch c » Volkes schlecht wa >, rcn hei ß t, wenn m m es neuen Qualen preiSgibl, allen Ehanvinisten de-.- An-.lmwes Anlaß gibt, sich wieder gegen uns ziiiammeiizuschließen mm küe Revision von Versailkrs, die schon ans dem Marsche war, in wetze Ferne rückt. Dazu koinnrt, daß die Fraktion der Deutschen Voltt-miner um einer aussichtslosen Demonstration willen das endllä- er reichbare Ziel ihres jahrelangen Bemühens in der inneren Po iftk, die große Koalition, die allein de» Wiederansban bltzi« gewährleisten können, in dessen Zeichen die Partei stark und groß geworden, sahrcn läßt. Leider lann man sich nicht verheltzen, daß der Vorwurf, de» der Reichspräsident in seinem! Set,reiben a» Dr. Wirth anssprücht: „daß cs bei afterstüts gnicm Willen und unter Boranstclfting der Jntereste» deS VaterlandeS riingftch gewesen wäre, die verbreiterte Koalition allen Bedeuten znm Trotz zustandeziivringcn", nicht zuletzt auch die Reichsmgc- srakiivii der Deutsche» Vvlkspartei trifft. Das alles sind Merl- male dafür, daß die Deutsche Vollspur tei oder doch ihre ReichStagssraktion den Weg, der sie ,nm A u s st i e g undda 6 Vaterland zur Gesnudung hä i l e führen sollen, verlasse» hat, daß sie den Einslnsie»! vo» Leuten unterliegt, denen es an pvlitisclp:»' Einsicht, politischca Erfahrung und dem Veraiitwortlichkcitsgefühl inangelt, das uns vorschreidt, die persönlichen Empfindungen zrirückzustellcn, ivemi cs das Wohl der Gestrnithcit gilt, deren Interessen selten an mdl- viduclkem Maßstab gemessen werden können, Leuten, die sich nicht davon haben durchdringcn lassen, daß in der Politik das nach Vcrncksichtigiiiig aller Umstände Mögliche, nicht das jcwcilsWiin- schenswerle zn erstreben ist. Damit der Tragödie a»ch das La- thrspiel nicht fehle, ist Herr Wirth,. gerade der Mann, den vvit der Leitung der Reichsgeschäste sernzuhaltcn die Tcntschc Vvlls- varici sich heiß bemüht hatte, nun in sein Amt zurückgekelnM Wir bedauern daher, seststcllen zn müssen, daß nach unserer Mei nung die Politik, die die. uns politisch nayestehendc Deriijcho Vollsparlei in dieser Frage besolgt, zu einem Mißerfolg ge führt hat, der schwer anzuwetzen sein wird. Nachrichten aus Sachsen Tagung des Iugendrirrges Hierzu wird uns geschrieben: Der Tachsenring, Sitz Dres den, hielt am 22. und 23. Oktober in Döbeln seine diesjäh rige Gesamltagrmg ab. Die Tagung begann mit einer, ßhftchien Begrüßiingofcicr in der Aula des Ghinnasinuis, in weicher der Führer Fritz R i bh o l d - Dresden die Erschienenen begrüßte und den Döbelner» sür die Einladung sowie sür die koste-lose Bereitstellung der Oilartiere dankte. Die Vertreter der Orts gruppen, darunter Dresden, Chemnitz. Annabcrg, Buchholz. Eiben steck» Glckuchan. Zwickau, Bautzen, Freiberg» Frankenberg erstatteten kurz Bericht über ihre Tätigkeit und über ihre Zu» kunftspläue. Einige Ortsgruppe» konnten erfreuliche Fortschritte im Buch- und Kinokampf crzjelen. Daran schloß sich eine kurze, erhebende Abcndseicr unicr freien Himmel in einem Steinbrnch a». Sonntag früh 6 llhr war eine Morgenwachc ebenlalls in Gottes freier Natur. Ilm 8 llhr Gottesdienst in der Rifttzai» kirchc. Es folgte alsdann die Hauptberatnng in der Aula de» Gymnasiums, die von über !M> jungen Menschen besucht mar. Di« Führer Fritz Nibhold und Lydia Eacr sprachen über
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