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Sächsische Volkszeitung : 14.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192403143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-14
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.03.1924
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Fr.iiug, den 14. Mari 1024. Nr. 63. Seite 6 Ans aller Welt Lnc,t um das Tafelgeschirr des Kronprinzen Um die Heransgabe §jnes vor neunzehn Jahre» dem^llheren s deutschen Kronprinzen geniackten HochzeitSgeschenkeS ist »ein Streit entbrannt, der i» de» nächsten Tagen «ntschieven wer» sden soll. Etwa 400 preußische Stäote stisteten im Jahre 1905 zur Hochzeit des tteoiiprinzen ei» kostbares Taselge schirr, das von erste» Künstler», unter denen sich Jgnazius Taschner uno Rauch besandcn, gearbeitet wurde. Das Taselgedeck war sür 30 Personen berechnet und umsaßte 1900 Teile, die zum Teil auS schwerem Silber, zum Teil ans Porzellan und künstlerisch g:- schlissenein .Kristall bestanden. Das Geschenk tonnte seinerzeit nicht übkrgeben werden, da eS nicht rechtzeitig fertiggesrellt >var. In der Zwischenzeit ist es vollendet worden und lagert jetzt in den Tresors oer Reichsbank. Ter Monprinz hat jetzt An spruch ans Aushändigung oes Geschenkes erhoben, mit orr Be gründung. oast seine augenblickliche finanzielle Llge einen Verzicht daraus nicht gestatte. Tie juristische Seite des Falles ist da durch unklar, dass die Schenk,ingsurtunde nicht notariell be glaubigt ist. Aus diesem Grunde wird ihre Rechtskraft ange- zweiselt. Zn den Stiftern oeS Tafelgeschirrs zählten auch Danzig, Memel und Städte Oberschlesiens, die heute nicht mehr zum preußischen Staat gehören. In den nächsten Tagen werden oie Oberbürgermeister der prenfuschen Städte znsammentreten, um über das Schicksal des Tasclschmuckes, der einen hohen kunst gewerblichen Wert besitzt, zu entscheiden. ' Neue DrstechungsaffSre in Prag In Prag wurde eine neue Be stechai» gSa ffär e auf gedeckt. Bisher wurde» 5 Stabsoffiziere deö La>«desverteidiguiigs- ministeriums und drei Zivilpersonen, darunter der Chefredakteur des tchcchoslowakische» Amtsblattes, Ministerialrat Dr. Svatek. verhaftet. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Diesmal handelt es sich zur Abwechslung einmal um betrügerische Mani pulationen bei Benzinliefernngen sür die Arme«. Die verhafteten Stabsoffiziere haben in die Tausende gehende Bestechungsgelder angenommen und die liefernden Firmen haben im Bew-nßtsein, das; sie die Referenten bestochen haben, minderwertiges als da» offerierte Benzin geliefert. Mehrere Zivilpersonen sind wegen Verbrechens der Verleitung zur Verletzung der Amtspflicht, wegen Bestechung und wegen Betrügereien bei Lieferungen in die Ange legenheit verwickelt. Auch eine tschechische Großbank soll in die Suche verwickelt sein. Nach Meldungen der „Lrdove Lisch" sollen die Beiriigereien die Höbe von 2", Millionen Kronen erreichen. Unouf««klörter Doppelmord Trebnitz, 9. März. In Ober-Glauche wurden der Zchiosi- gärtner Herzog und seine Frau ermordet. Als am Mor gen der Gärtner nicht erschien, gingen seine Gehilfen nach seiner Wchiiniig, um ihn „ufzusuchen. Dort machten sie eine furclstbare Entdeckung. Frau Herzog lag vor der Schlafzimmertür ermordet. In: Schlafzimmer ln, Herzog selbst, angezogen auf dem Bett mit LirzgeschkoAenem Schädel. Die Ursache der furchtbaren Tat ist »och nichn geklärt. Da sich daS Ehepaar grösster Wertschätzung erfreut, liegt vermutlich ei» Raubnrord vor. Es wivd nach der Lage der Dinge angenommen, das, Frau Herzog, dnrch ein Geräusch auf Einbrecher aufmerksam wurde, die, als sie sich entdeckt sahen, die furchtbare Tat verübten. Vorläufig fehlt von dein oder den Tä ten! noch jed- Spur. Die Ermittelungen werden mit aller Ener- aie diirchgefübrt. t Ein Riesenstngzeng in Italien erbau,. Ter italienische Ingenieur Santo hat ein Riesens'ngzeng erbaut, das 130 Meter lang, 43 Meter breit und 13 Meter hoch ist. Ist Motors zu je 7t» Pferdestärken treiben 16 Propeller an. Tie Bau kosten beliefe» sich auf 4 Millionen Goibmark. Tas Schiff krnn 800 Passag-ere befördern. Das Riesenflugzeug ,okl den Verkehr auf der Strecke R o m -- R i o de Janeiro vermitteln, die dann in zweieinhalb Tagen zurückgelegt werde» kann. f E ne bedeutende Erfindung, die Elsenbahnmiiälle ver hütet. Aus London wird von einer neuen britischen Erfindung berichtet, die Eisenbahnunfälle in Zukunft unmöglich machen soll. Die Ersindniig ermöglicht ein sofortiges automatisches Halten des Zuges, sobalo irgcuoein Hindernis i» de» Weg tritt. Ter Erfinder soll 15 Jahre an seiner Erfindung ge arbeitet haben. Ein spanisch-brasilianischer Handelsvertrag. Zwisck,e» Spa nien und Brasilien ist ein provisorischer .Handelsvertrag abge schlossen worden, durch welchen oie beiden Länder sich verpflichten, gegenseitig de» Minimalzolltartf in Anwendung zu bringen. f Ernchtung einer Beethooen-Geve.iktafel In Prag. Ter Prager Siadtrat hrt beschlossen, znm Andenken an den Aufenthalt Beethovens in Prag an dem Hause Brdgasse 11, „Beim goldenen Einhorn" eine Gedenktafel anzubrtngen. f Wüste Anoschreitungen eines JnsurgentettverbandeS. Wie der Olerschlesiscbe Wanderer auS.Königshütte berichtet, kam e? dort am Sonntag zu wüsten Ausschreitungen eines Jnsurgen. tenvcrbandeS. Mehrere Deutsche wurden dabei blutig geschlagen. Einige Kaffeehäuser mussten schlichen. Die Gäste Verlieszen pa nikartig die Räume. Im Kaffee Schuhmacher ist ein Schaden von mehreren Milliarden polnischer Mark entstanden. In einigen Oie schäften wurden die Schaufenster zertrümmert. ft Ter Bau eines Gefängnisses durch Sträflinge. Das; man Verbrecher im Gefängnis zu Arbeiten anhält, ist eine bekannte Tatsache, aber das, sie sich ihr eigenes Gefängnis selbst bauen ,nüssen, ist etwas Neues. Dies geschah aber tatsächlich in oe»> Fall des englischen Wormwooo Scrubbs-Gefängnis. Tie Pläne sür den Bail wurden von einem ehemaligen Architekten ge zeichnet, der sich wegen Verbüßung einer längeren Strafe im GesängniS befand. Die Banarbett wurde dann ausschliefstich von Sträflingen ausgesühct. Tie Gesamtzahl der dazu ver wendeten Ziegel betrug 33 Millionen, die 120 000 Tonnen wogen, und jeder Dieser Ziegel wurde von Gefangenen hergestellt. Tr stattliche Bau enthält 1381 Zellen und hat im ganzen 97 000 Psd. Sterling gekoste«. ft Der Schutz Norderney» gegen Sturmfluten. Die preu ßische Staatsregiernng hatte sich vom Landtag am 27. November >923 zur Bedeichung der Grohde der von Sturmfluten des öf teren bedrohten Insel Norderney Mittel in Höhe von 120 Milliarden Papicrmark bewilligen lassen. Dieser Betrag Hot sich sehr bald als nicht ausreichend erwiesen. Da beim Stocken der Bcdeichnngsarbeiten auch alle bisher verausgabten Gelder als gänzlich verloren gelten würden, hat das preußische Staatsmini- slerium jetzt dem TtaatSrat zur Begutachtung einen Gesetzentwurf zugehen lassen, denrzufolge die Negierung ermächtigt '.oerden soll, die erforderlichen 30 000 Goldmark im Anleihewege aufzubringen. Es besteht soinit die Hoffnung, das; in kurzer Zeit die für die Insel Norderney so wichtigen Arbeiten zu Ende geführt werden. ft Der neueste Erprestertrick in Amerika. Das Ecpresser- itint steht in den Vereinigten Staaten in üppiger Blüte. Im Pri vatkontor eines wohlhabende» Ladenbesihers auf Long-Js- lorid bei Neuyort erschien dieser Tage ein Droschkenchanffeur, der eine >»it Lustlöchern versehene Kiste ablieferte. Der Empfän ger tvar nicht wenig erstaunt, als er »ach dem Oeffnen des Dek- kels in der Kiste eine Brieftaube fand, an deren linkem Fuß ein an ihn adressierter Zettel befestigt war, in dem der un bekannte Absender den Empfänger kategorisch ersuchte, an dem F-rsz der Taube eine Tansenddollarnote zu befestigen und die Taube dann fliegen zu lassen. Sollte er die Bitte unerfüllt las- sen, so sei sein Lebe» in ernster Gefahr Die benach richtigte Polizei erteilte zunächst dem Bedrohte» die Erlaubnis, sich mit einein Revolver zu bewaffnen, zerbrach sich im übrigen adec vergebens den Kopf, ein Mittel ausfindig zu machen, das geeignet war. das Heim der zurückfliegenden Taube zu entdecken. Ein solches Mittel ist bis jetzt nicht gefunden; man denkt aber daran, ein Flugzeug aufzubieten, dessen Pilot sich anheischig macht, die zurückfliegende Taube ständig in, Auge zu behalten. Inzwi schen wird die Brieftaube von der Polizei zurückbebalten. ft Doppelter Glftmordveesuch. Aus Bad Ktssinqen wirs gemeldet: Wegen oovpelte» Gistiiwrvversuchs wurde der Forst« ausseber Räth aus Oehrberg i» das hiesige Gefängnis eingeliefert. Er hatte einer Eierspeise, die für seine Frau und seine Schwägerin bestimmt war, Gist beigemengl. Tie beiden Frauen haben die Speise wegen des widerliche» Geruchs nicht gegessen und sie dem Hunds gegeben, der sofort verendete. 7 Durch dle Ehefrau der Krimtnalpüllzet anSgelltsrrt. Ter 42 Jahre alte „Arbeiter" Otto Schmidt lebte mit einem Helfershelfer, einem 23 Jahre alten Ludwig Degenhard von Bodeneinbrüchen eine.» guten Tag, beging aber die Nnvorstchtia- leit, sich mit seiner Frau zu Überwerfen, der sein Treiben nicht uubekaimt war. Frau Schmidt war sehr eifersüchtig auf Mäd chen, denen er seine Neigung zuwandte. Schmidt verschenkte sein« Liebe nicht nmfonst. Tic Mädchen, denen er seine Gunst er wies, mussten sh», dafür alle Wäsche, die er naß erbeutete, trocken plätten. Durch Herausnehmen der Zeichen und Aendernng un kenntlich machen und so für den Verkauf Herrichten. Damit äiv 6TLirUU*rL »oklvn die geheimen Quelle», ans denen er seine Waren schöpfte, nicht bekannt würden, wechselte ec oir Bräute stets nach kurzer Zeit. Tiefe Vielseitigkeit erboste die Fra» noch mehr. Ans Eifersucht gab sie der Kriminalpolizei einen kleinen Wink. Beide Ein brecher wnroen festgenoinmen. 27 Bodeneinbrüche wurden ihnen nachgewicse». ft Wiederaufnahme des Pcistübrnvrisungsvrrkehro mit Tan zig. Vom 10. März an wird der PostübecweisungSverkehr mit Danzig in beiden Richtungen wieder ausgenommen werden. Temgemäs, können Postschccktiinden Beträge von ihrem Postscheck konto beim Postscheckamt in Danzig und umgekehrt Postscheckknnden beim Postscheckamt in Danzig Beträge a»f Postscheckkonten in Trutschlaud überweisen. ft Vorsicht bei Hundrbissen. Aus Frankfurt a. M er fahren wir: In den Weihncichtötage» wurde ein 14 jähriges Schulmädchen von einem Hnnoe leicht in die Hand gebissen. Ta die Wnnoe sehr klein war uno auch recht bald wieder znhcilte, achtete niemand oarauf. Am letzte» Sonnabend erkrankte oas Kind »liier toll wutverd richtigen Erscheinungen die sich so verschlimmerten, daß das Kind nach zwei Tagen starb. Aus der katholischen Welt Päpstliche AuSzeichnunq Ter Reichstagsabg. Universtlätsprosessor Dr. Schreiber in Münster ist zum päpstliche» Hausprälaten ernannt worden. Diese Auszeichnung ersolgte in Anerkennung o«r großen Verdienste, die sich Professor Schreiber besonders auf den» Ge biete der Kulturpolitik erworben hat. Professor Schreiber ist einer der rührigsten und geistvollsten Vertreter katholischer Kiilturinteresse». ft Ernennung des Nuntius Pacelii zum Kardinal. Für Ende März oder Anfang April wird ein päpstliches Konsistorium ein- berufen. In diesen, dürfte der Münchener Nuntius Pacelli z»m Kardinal ernannt werden. j AnS der Kongregation der Bokromürrinne». Ai» 27. Fr brnar entschlief im Mutterhause zu Trebnitz die frühere Ge neraloberin M. Aloisia Ru pp recht im Alter von 89 Inh N.',I in, lik 6">kt»„äst»su»»,L Die Verstorbene war am 2" vc», im 08. ihres LrdenSlebenS. März 1d35 zu Kaltenbrunn bei Schweidnitz geboren und empfing am 15. August 1856 in Neisse das OrdsnSkleid. Nach Ablegung der Gelübde am 8. September 1858 übernahm sie die Leitung des Waisenhauses in Grottkan, und bald darauf des KnappschaftS lazaretteS in MySlowitz. 1800 wurde sie Oberin in Löwenberg, von wo aus sie sich auch a» der Pf.ege der Verwundeten im Kriege 1866 ans den Schlachtfeldern Böhmens beteiligte. Während der Krisgsjahre 1870 und 1871 war sie in einem Lazarett in Dre S- den tätig. Nachdem 1870 im .Kloster Trebnitz das Malteser- Krankenhaus eingerichtet und 1871 das Mutterhaus von Neiße dorthin verlegt worden war, kam die Verstorbene bald darauf »ach Trebnitz, wo sie bis 1874 verblieb, um dann die Leitung des nen- errichteten Waisenhauses in Nisder-Hermsdorf bei Waldenburg zu übernehme». Durch den Kulturkampf auS lyrer friedlichen Tätigkeit vertrieben, wurde sie Oberin des- A m a l i e n st i ft e s in D r e s de n - N e u st a dt, wo sie acht Jahre blieb. Hier wurde sie mit der Königin Karola von Sachsen bekannt, die ihr bis zum Tode eine aufrichtige Gönnerin und Freundin blieb, und sie spä ter von Sibhllenort öfters in Trebnitz besuchte. Auf Wunsch der Königin übernahm M. Aloisia von Dresden ans die Ein richtung einer Niederlassung in Mocawetz in Mähren. Rach kurzer Tätigkeit daselbst wurde sie 1886 als Geueralassistentin in das- wegen des Knlturkamvfes nach Teschen verlegte Mutter haus berufen und siedelte mit demselben 1887 nach Trebnitz über, bis sie 1895 zur Generaloberin gewählt wurde. Dieses Amt be kleidete sie bis zum Jahre 1991, und ebenso von 1905—1911 und von 1914—1921. In der Zwischenzeit war sie Generalajsistcnlin. Am 8. September 1918 konnte M. Aloisia da? seltene Fest de» sechzigjährigen und am 8. September 1923 des 65jährigen Pro se sz j u b i lä » m s in geistiger Frische feiern. Seitdem nahmen ihre Kräfte merklich ab und nun ist M. Aloisia nach einem an Arbeiten und Sorge» reichen Leben entschlafen. R. i. p. , Ein Priester a»S Aachen in Amerika ermordet. Ter Pfarrer Hubert Dahme, der seine Jugend i» Aachen verlebt Hai. ist in Bcidgevvrt (Nordamerikas eine,» Mordanschlag zum Ovfer gefallen. Wie de», „Echo der Gegenwart" aus Amerika berichtet wird, wurde er aiif der Strasse von einem unbekannten Manne durch einen Sch »st tödlich verwundet. Audienz des Erzbischofrs von Wien beim Papst. Ter Papst hat Kardinal Erzbischof Tr. Pisst in einer über eine halbe Stunde dauernde» Audienz empfangen, in deren Verlauf der Papst den Kardinal beauftragte, de» Wienern seine herzlichste» ÄgenS- grüße zu überbringen. Ter Papst gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß sich die Verhältnisse in Wien und in Oesterreich aank der unerniüdlicheii Tätigkeit des Bundeskanzlers, dessen Per sönlichkeit er als Werkzeug der Vorsehung betrachte, stetia bessern. Gegenwartsbilder aus einer nordischen Republik Estländischer Brief. Von E. Andersen. . : (Nachdruck verboten.) Hapsal, im Fcbnrcir 1924. Unter den neuen staatlichen Gebilde», die auS dem Welt kriege bcroorgegangen sind, ist der Freistaat Eesli einer der reiz vollsten. Wem das Auge für die herbe Schönheit dieses riordi- lchcn KüstenstaateS einmal aufgegangen ist. -er wird hier täglich neue landschaftliche Reiz« entdecken, denn Seen und Wolken sorgen für Abwechslung, und das Licht bricht sich hier in der klaren nor dischen Luft ganz eigenartig an den steilen Uferhöhen, und malt zitternde Reflexe über die mus-gedehnten Sümpfe und die endlosen Birken- und Kiefernwalduiigen. In Estland gibt es noch nnberührte Natur. Man lebt noch wckit in so fürchterlicher Enge wie in Westenrcpa und kann sich hier in, Leben freier cinrichten als dort. , Dem Flächeninhalte nach ist Estland mit 439090 Quadratkilometer etwas- größer als die Schweiz, aber mit einer Einwohnerzahl von 1125 Olttt Menschen bleibt es erheblich hinter der Schweiz zurück. Die Hauptstadt Reval, die größte Stadt des Landes, hat nur 120000 Einwohner. Die Bevölkerung ded Landes besteht zu über 90 v. H. ciuS Este». Außerdem leben hier seit alter Zeit auch zahlreiche Deutsche und Schweden. Dse hier lebenden Russen sind erst im letzte» Menschenalter cingewandert. Die Ureinwohner des Landes sind vermutlich die Schweden, die hauptsächlich die Inseln bevölkern. Viele glauben, in diesen Schweden die letzten Neste der Goten zu sehen. Ihre Sprache weicht nicht unbe- träckstlich von dem Hochschwedischcn ab, wie eS beute gesprochen wird. In ihren Sitte» und Gebräuchen sind sie sehr konservativ, »»d die Baei-erSsrancn tragen noch heute auch alltags ihre alte malerische Volkstracht. Dem Ethnoloacn und Historiker bietet Ecsti wahre Fund gruben für ihre Wissenschaften. Besonders zahlreich sind denn auch die schwedischen und dänischen Forscher, die alljährlich zu Studienzwecken hierher kommen. Aber noch ist eS bisher nicht aelnnge», daß Dunkel zu lichten. daS di« Vorzeit dieses Landes deckt. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert kamen Deutsche und Dänen inS Land, und von dieser Zeit an ist man einizer- ^naszen über die Geschichte Estlands unterrichtet. WaS hier noch »eht an hübschen mittelalterlichen Bauwerken steht, die Mauern und Stadttürme, die Stadttore und spitzgiebiigcu Däuser, sie reden von den stolze,» Zeiten, als in Estland da» lübischc Recht und die plattdeutsche Sprache in Geltung waren. Von der zwei- hundertjährigen russischen Herrschaft über dieses Land ist jedoch kaum »och etwas zu bemerken. Die einst so zahlreichen Wahr zeichen der russischen Kultur, die goldene-n Kirchenknppeln, sind kauin noch zu sehe». Der Rost hat das Gold gefressen, und die Bekenner deS russisch-orthodoxen Glauben» werden immer we. Niger. Mit der Errichtung der selbständigen estnischen Republik ist ein ganz neuer Zug in da» Leben dieses Landes gekommen. Kraftvoll und hoffnungsfroh reckt sich das Estenvolk empor, und cö ist siainienöwert, welche oraanisatorische Arbeit hier in fünf kurze» Jahren geleistet äst. Mit fieberhaftem Eifer sucht diese» lang: geknechtete Volk jetzt alles das nachzuholen, was eS auf kul. turcllem Gebiet unter der Ungunst der Verhältnisse so lange hat versäumen müssen. Ein reiches- geistiges Leben ist ausge blüht. Literatur und Kunst haben bereits beachtenswerte Er zeugnisse aufzuweisen .und zahlreiche Vc-lkshochschulkurse sorgen für die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in breitesten Krei sen. Jede geistige Anrecmng fällt hier auf fruchtbaren Bode». Die Schulen sind überfüllt, »nd wer es irgend kann, sucht seine Kenntnisse im Aus-lande zu erweitern. Von modernen Sprachen werben hier hauptsächlich Deutsch. Englisch und Finnisch gelernt. Die Bemühungen der Franzosen, hier sür ihre Svrache z» werben, scheinen bisher noch nicht allzuviel Erfolg gehabt zu ha ben Der LandeSmniversität Dorpat hat allerdings Frankreich ein Katb-der für frarnösiscke Sprache und Literatur geschenkt, und in Reval ist auf französische Kosten ein französisches Gym nasium ins- Leben gerufen worden. Außerdem will man durch zahlreiche Stipendien cs der studierenden Jnaend ermöglichen, Frankreich anS eigener Anschauung kenne» z» lernen. Hand I» Hand mit dieser französischen Knltnrvrotiagandi gehe» auch die Bemühungen der sranwsischen Haiidelskreisc. den französischen Waren hier »ene Märkte zu erobern, die bisher sonst ausschlieklich deutsche Waren aufäeiionnnen batten. Große Hoffnungen scheint man jetzt amf de» neuen französisch-estnischen Handelsvertrag zu setzen, der den französische» Weine». Mode- !,nd Mannfaktnrwarcn besondere Zollvergünstigungen einräumt. In den führenden estnischen Kreisen hofft man nun, in Frankreich guten Absatz für die Erzeugnisse EestiS zu finden, die banvtkäch. lich in Holz. Flachs. Zement. Kartoffeln, SvirilwS und Fischen bestehen. Auch von dem zukünftigen Transitverkehr noch Ruß land erhofft man sehr viel. Qb alle diese Mütenträume wirklich reifen werden, mag einstweilen dahingestellt bleiben, aber c» ist naiürlich. dast ein schwach bevölkertes Land wie Estland alle» daran setzen muß. Auslandsmärkte zu gewinnen. Durch neue vorsick>l:ge. vielleicht etwas all zu vorsichtige Finanzpolitik hat die estnische Negierung etz imnierhin verstanden, den Kurs der estnischen Mark allmählich zu stabilisieren. Außenpolitisch schwamm Eesti in letzter Zeit ganz im Fahe- w-asser Frankreichs, dessen Nuhrpolitik selbst von sonst recht be sonnenen und gemäßigten Parteirichtungen in Estland gebilligt wird. Die deutschen Kreise Estlands stehen dagegen ganz ans der Seite des unglücklichen Deutschland, dessen Schicksale hier die in nigste Teilnahme finden. Und eS bleibt keineswegs bei schönen Worten: man will in diesein Sommer Kinder deS notleidenden deutschen Mittelstandes bei sich aufnebmen. Die Vorbereitungen hierfür sind in vollem Gange. In der Innenpolitik hat die allerletzte Zeit ein bedeukiugS- bolles Ergebnis gezeitigt: die Volksabstimmung über die Wieder- ciiisübrung des Religionsunterrichtes in den Schulen. Zweidrittes aller Stiinmcn sprachen sich für den Religionsunterricht anS, ob- gleich Sozialdemokraten und Kommunisten alle Hebel in Bewegung gesetzt hatten, um gegen den Religionsunterricht Stiinirmulg zu macke». Die nächste Folge der Volksahstimmung werden nun Neuwahlen für das Parlament sein, und eS ist nicht unwahr. scheinlick, daß die Sozialdemokraten und Kommunisten viel- Sitze, verlieren werden. Damit sind auch alle Unmöglichkeiten für eine politisclw Neuorientierung gegeben. Verantwortlich kür den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert) Dresden. — Für den Inseratenteil: Joses Fohmann. Dresden, / Me 5ortm SrennMe liokort kostaaa PIsnvIlH/lls Aolilsnbkmckol»- 1 Ulli Ulzzlil g«s»ii,«ch»kt mt»n klinkt D>oinm»«IorII»»r»k« 16 — keruapr 292 krkoi'k, 8et>wsrinstr»lls 8 kt«»E»t>Ei'»te«tt, OroH» 8orrsubsr«e»tr. 39 Lkkiek-btop«!, ttitt«>bSu«»r 8tr»5« 7 VIttelstrckt (Ulorr kd-itx dlLäar) 2. dnr> kauf Ickis sc.ls Gcs> Quc Neu auch Alt! gedc im d« ' Al's- am angc ib ai amt nissc der alle Vers Mä he» s ün d /d n Tag! UNI I» kc'MN Mig dies»- webr Geist verhei a»fS ten d itbcrw und l terial Haupt stenS nomni die lo J»gc sind Farbe, klebt > jgnigcs.
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