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Sächsische Volkszeitung : 15.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192403155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240315
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-15
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.03.1924
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Bonnabertd, den 1b. Mär- 1V24. Nr. 64, E-eite 3 * RkichsItWler Murr Wer die katholljchk Schule Anläßlich eines Schulsonniageö »ahm am Sonntag in einer großen Gemeindefeier in Berlin Reichskanzler Dr. Marx alz Vor sitzender der katholischen Schulorganijation das Wort zu einer Rede, in der er u. a. folgendes ausführt«: Als ich vor etwa 13 Jahren auf den Gedanken kam, eS müßte eine Organisation zur Förderung der katholischen Schule gegrün det wevoe», da traten mir manche Widerstände entgegen. Die Angriffe erwiesen sich bald als unberechtigt. Ich bin damals herllingezogcii und liabe für den Gedanken geworden, daß wir froh fein müsse», eine katholische Schule zu haben und daß wir alles daran scheu müssen, sie zu verteidige». Bereits damals zeigte sich der große Widerstand gegen die Konfessionsschule. ES War aber damals die größte Mühe zu überwinden, uin wenig stens eine» kleinen Teil des katholischen Volkes davon zu über zeugen, daß feine Schule in Gesahr war und wen» ich nicht die Unterstützung der D > a s p o r a g e i st l iche » gehabt hätte, so hätte ich vielleicht den Mut vorzeitig verloren. Als wir die Ar beit anfnahme», zeigte sich bald, daß in überaus weitherziger Weise katholisck-e Städte sich für evangelische Schule» ein gesetzt hatten, aber nicht umgekehrt evangelische Städte für katho lische Schulen. Wir bekamen damals eine Zusammenstellung von etwa 80 bis -10 Städten, die für evangelische Minderheiten evan gelische Schulen eingerichtet hatten. Das führte dazu, daß mich die evangelischen Städte in Zukunft mehr Entgegenkommen be wiesen. Hatte dcch ihre ablehnende Haltung nicht so sehr ihren Grund in dem Mangel an Entgegenkommen als in der Unkennt nis über den wirklichen Sachverhalt. Die katholische Schulorgani» fation hat dainalö Aufklärung gegeben. Man besann sich in den katholischen Gegenden, daß cS eine Pflicht sei, Diasporagemeinden zu helfen. Deshalb haben wir auch inst dem Bonifaii-usverein jederzeit gut zusammen gear beitet. Dazu kam. daß cS überaus wertvoll erschien zu wissen, wie die Schul fragen in anderen Ländern organisiert seien. Das setzte eine große Organisation voraus. Kaum aber waren die katholischen Schulorganisationen aufgeblüht, so kam der Krieg dazwischen. Sie baüen aber keine» Augenblick ihre Tätigkeit auf geben müssen. Nun kam die große Staatsumwälzung von 1918/19. Da waren eS die Katholiken, die sich wie ein Mann zusamm-„schlossen in der Absicht, die Seele des KindeS zu verteidigen bis zum Aeußersten. Es war erhebend, wie damals die Katholiken Deutschlands sich zusammenscharten. Der Artikel, der den Eltern das Recht der Mitwirkung an der Gestaltung der Schule gibt, wird nicht mehr aus der Verfassung schwinden. Denn daß nunmehr daS Recht der Eltern verfas- sungsgemäß verankert wurde, ist ungemein wertvoll. Von diesem Recht müssen wir aber auch Gebrauch machen. Der Kanzler kommt des weiteren ans die Wichtigkeit der Mitarbeit bei den Elternräten zu sprechen und fährt dann fort: Die Schulorganisation hat keine Mitglicdsbeiträgc. Sie ist auf freiwillige Beiträge angewiesen. Die Bischöfe haben daS Ent- «egicnkoiiimen gezeigt, daß sie Kirchenkollekten für diesen Zweck er- laubt halwn. Das Schulgesetz ist noch nicht fertig. Der neue Reichstag wird sich mit ihm zu befassen haben. Wir müssen zu einem Schulgesetz kommen das für ganz Deutsch land die Grundsätze festlegt. Die Schulfrage ist eine Frage der Weltanschauung, bei der wir katholische Grundsätze anwenden blässen. Die Sckmlorganisatioii hat mit dem Zentrum direkt nichts z» tu». Sie ist unabhängig. Aber auch der Vorwurf wäre falsch, sie sei zu wenig katholisch. Wenn sich sogar Mitglieder des Episkopates an den Beratungen beteiligen, dann sollte man sich beruhigen, daß katholische Interesse» außer acht bleiben. Ich spreche jedenfalls der „Schlesischen Zeitung", die in der letzten Zeit solche Angriffe brachte, das Recht ab, über meine katholische lleberzeiigling zu richten. Nach manch'» Bemühungen haben wir es im Reichstag endlich soweit gebracht, daß einige Anssicht ani die Annahme des Gesetzes bestand. Gerade im entscheidenden Augenblick wurden von demokratischer Seite Bedenken er hoben gegen die Differenzierung der Schule» nach Konsessionen. Es zeigte sich, daß die gesamte Fraktion nicht zugestimmt halte, und -damit wurde cs anSsickitSloS, eine Mehrheit z-u gewinnen. Hätten wir trotzdem ans der Vorlage bestanden, und wäre sie dann abgclehnt worden, so wäre unsere Situation nur noch ungünstiger geworden. Der Vorwurf, daß die katholische Schnlorganisaiion R .ckE/.'MMSSSWÜMIP Die Scholle Roman von Georg Juliu» Pekersen. Nachdruck Verbots».) (58. Fortsetzung.) »Also kommen Sie doch noch mal," begrüßte ihn Frau Hoss steen mit ihrem streniidlichen Lächeln; „vor einem Jahr haben wir lange genug aeif Sie gewartet." Prahl rieb sich die Nase. „Ja, da machte mir die Offensive '» Strich durch die Rech nung." Da bedeckte ein Schatten das gütige Frauenantlitz. «Ja, ja . . . Aber nun gehen Sie man mit Ehristian in die Stube, dort finde» Sie seine Braut und seine Schwester. Ich werde Ihnen einen kleinen Imbiß bereiten." „Ja, komm mit, Prahl," forderte ihn nun auch der Müllers, sohn auf. Wilhelmine Pranger saß am Fenster, mit einer Handarbeit beschäftigt, amd in der Mitte des Zimmers kniete Margarete vor einem Bündel Wäsche. Beide sahen interessiert auf, als die Tür ging, und beide fanden gleich den richtigen Ton dem Berliner gegenüber. Wer hier Gastrccht genoß, war auch dem Herzen iiäherge rückt. Hofssteen ging nach seiner Gewohnheit in der Stube aus »nd ab. Hin und wieder flog zu dem Gast »och unbemerkt ein Blick hinüber, in dem sein ganzes Wese» lag. Er hörte schwei gend zu. wie die beiden Kriegskameraden Erinnerungen auf- srischien, und es fiel ihm a»f. wie lebhaft Christimi nach und nach wurde. Ihm kam eine Ahnung von dem, was beide gemeinsam durchgemacht hatten, den» sonst war Christian so ganz anders: kühler, abweisender. Nach dem Essen bat Prahl den Müllerssohn, die Mühle in Augenschein nehmen zu dürfen. Er brannte schier vor Begierde. Christian kam dieser Bitte bereitwilligst nach, und so gingen sie hinaus. Der Müller folgte ihnen bis zur Haustür. Als er die beiden so über den Platz gehe» sab, kniff er die schmale» Lipven zusammen, ein mitleidsvoller Blick schoß anö den Augen. Mit einem tiefe» Senfzer drehte er sich um und trat zu seiner Frau in die Küche. „Ich mag ihn ganz gern." sagte er. Frau Hoffsteen nickte. „Ja, er scheint ein ganz aufrichtiger Mensch z» sein." „Christian wird dieser Umgang gut tun, er umr vorhin wie quSgewechselt." Eine Welle Schweigen. «Wir werden Vrahl nach Krästen unterstützen, Anna." „Ja, daran soll's nicht fehlen." „Er kann aber nicht so allein Hansen. Ich habe mir gedacht, daß eine Frauensperson aus feiner künftigen Nachbarschaft seinen Haushalt führt." „Seine Frau sah ihn an. „.Hast du denn schon jemand im Auge, die das könnte, Chri stian?" „Nein, aber wir müssen uns wohl mal bemühe». Ich will ihm nachher sagen, daß das unbedingt nötig ist, denn sonst kann er fick» mit seiner Wirtschaft begraben lassen/ bei dieser Gelegenheit versagt habe, ist unrichtig. Wenn wir für das Gesetz keine Mehrheit finden können, so ist das nicht unsere Schuld. Wir sind dann zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Anrufung eines Volksentscheides in dieser Angelegenheit untun lich sei. Das Schulgesetz erscheint uns viel zu kompliziert/ als daß wir cs dein gesamten Volk zur Entscheidung vorlegen woll te». Umso notwendiger ist es, daß wir die Kaicdidaten für den Reichstag unter dem t'lesichtspunkt prüfe», wie sie zur katho lischen Schule stehen. Wahrscheinlich werde» auch dem neuen Reichstag große Kämpfe, bis man zu einem neue» Schul gesetz kommt. nicht erspart bleiben. Wir werden aber niemals ruhen. Wenn die katholische» Grundgesetze im Reichöschulgesetz nicht angenommen werden, müssen nur ein solches Gesetz «bleh- neu. Wir verlangen, daß die Schule so eingerichtet wird, daß sie den Wünschen der Elter» entspricht. Die Folge davon ist. daß wir auch jene» Eltern eine entsprechende Schule bewillige» werden, die konfessionslos sind und ihre Kinder ohne Unterricht erziehen lassen wollen. DaS haben diese mit ihrem Herrgott ab- zumachen. Um diese Ideen auch im parteipolitischen Kampfe durchfüh ren zu können, braiiche» wir die katholische Schul orga. nisation. Deshalb halten Sie dies.' Einrichtung hock), die nun mehr seit 19 Jahre» ihre Existenzberechtigung bewiese» hat! Un terstützen Sic dieselbe mit ihren Mitteln, mit Ihrer Arbeit und mit ihrem Geist. Wir wollen »ns wie eine lebendige Mauer um unsere katholische Kindererzievung schare». Denkt katholische Väter und Mütter daran, daß es sich um die Seele Eurer Kinder handelt! Vermischtes Denkmäler in den Mifsionsländern Die Verkünder des Evangeliums im tzeidenland zählen zu den e,.e.ir.il ^.eun-.inrn der raren,chhcit UN» wirksamsten För derern der wahren Kultur. Es war deshalb ein glücklicher Ge danke, rinigeii der größten ans der glorreiche» Schar Dc'nliiiälcr zu errichten, den Heiden zur crnstcift Mahnung, den Christen zur Erinnerung an die Großtaten der Vergangenheit und zum An sporn, sich ihrer Vorfahren würdig z» zeigen. Wir hören von drei Ehrungen dieser Art. Zu Port Tewsk an der Mündung des Suez-Kanals ins Note Meer, da. wo sich zwei Welten treffen und die Glaubensvoie» auf ihrer Fahrt ins Heidenland vorüberziehe», haben die Franziskaner ihrem Ordenssiister St. Franz von Assisi eine Statue errichtet. Er kann als der erste Missionar jener Ge biete seit ihrer Unterjochung durch den Islam gelten. Noch be zeichnender erscheint uns die Errichtung eineö Denkmals zu Ehren des hl. Franz Lader zu Namagliischi in Japan, an der Stätte, wo er seine erste Niederlassung schuf und das erste Kirchlein erbaute. Der hoch-würdige Herr Billion aus dem Pariser Seminar. Senior der Jcipanmission, hat vor Jahren nach langen Nachforschungen das Grundstück, daS der Statthalter einst dem Heilige» schenkte, aus findig gemacht »nd einen Teil davon käuflich erworben. Von ihm stammt auch der Gedanke eines Taver-Denkmals. Vor einigen Monaten wurde eS enthüllt. ES ist ei» großes Granitkre-iz mit einem Bronzeb'ld de« Heil/gcn an der Kreuzung der Balle». Auch Heide», darunter bekannte Staatsmänner, haben zu den Kosten leigesteuert, denn Franz Lover gilt den Japan,r» als National. Held, weil er der erste Gelehrte aus dem Weste» und der erste europäische Hochschullehrer war, der japanischen Boden betrat. Endlich erfahren wir noch von der Ehrung der ersten Uganüa- missionare und der nigen-dliche» Heldenschar. die wir als Uganda. Märtyrer verehre». Bei der letzten Gedächtnisfeier am 9. 9. v. I. faßte eine begeisterte Volksversammlung den Beschluß, in Naluko- longo, wo sich oie ersten Missionare niederließen und ven wo die Märtyrer vor Len Nichierstuhl und zum Feuertode geschleppt wurden, ein Denkmal zu errichten, an der Ställe des ersten Mijjionskirchlemö eine Märtyrer-GedächtniSkapelle zu erbauen und die Wiederkehr des Gedächtnistages als Nationalfeiertag zu be gehen, Am Feste der Märtyrer im Juni dieses Jahres soll die Kapelle fertig stehen. Die österreichischen Bischöfe gegen die Trennung von Kirche und Staat. Tie österreichischen Bischöfe lzaven einen Hirtenbrief erlassen, in welchem sie.sich gegen die Forderungen der Trennung -des Staates von der Kirche, der Beseitigung des Religionsunter richtes aus de» Schule», ferner gegen die Ehescheidung und den Unterricht auf Grund der Lalenmora! sowie gegen die Leichenoer- brennimg wenden. Tic latholische Kirche in Deutschland. Nach der neuesten Statistik zählte Deutschland einschließlich Saargebiet 193t 20 594 810 Katholiken mit 9910 Pfarreien »nd 19317 Weltgeist- lichcn. Erstloiiiinunikanten gab es 232 428 Knaben und 238 498 Mädchen. Osterkoinmunionen zählte inan 12 (XX) 900. Andachls- kommunionen 191526376. Kirchenaustritte sind zu verzeichnen <19462, Eintritte 9235 (!). Von 344 426 verstorbenen Katholiken wurden 295 692 kirchlich beerdigt. Zivilgetraut wurden rein katho lische Paare Katholische Tausen aus rein katholischen Ehen 482 557, anö Mischehen mit katholischem Vater 45 289, katholischer Mutter 22 708. Ein gewissenloser Answanderungsagent. Ein gewisser Ado-f alweit hatte eine große Reihe von Laiidarbeiterfcunilicn ans der Uckermark und Ostpreußen zu verlockenden Angebote» veran laßt, sich ihm als angeblichen Vorsitzenden eines Verbandes deui- scher AuSwanderer zur A » s w a n d e r u » g na ch Süd - a in e ri ka anzuverlrauc-ii und Hab und Gut zu verkaufen. Er nahm ihnen Vorschns-.summcn ab. ließ sich Lebenslauf senden und ließ die Vertrauensseligen i» Berlin, wo er sie zur Weiler-- besörderung empfangen wollte, im Elend sitzen. Kalwcil wurde verhaftet, mußte aber wieder entlassen werden, da er in der Haft erkrankt ist und ein ärztliche? Gutachten seine Haftunfähigkeit bescheinigt. 's Eine Quäker-Verleumdung. Der HauvtauSschuß der Ouä- kervereinigniig in Philadelphia wendet sich gegen gewisse ans Berlin gekommene Meldungen, wonach dort allge mein festgestellt worden sei, daß die von dem O u ä k e r b i l f s - Werk für die deutschen Notleidenden verteilten Lebensmittel von schlechter Onalität seien. Der Haupteinkäufer der Onäker, Cod- >iallader, stellt fest, daß sämtliche versandten L>'henSmille' ohne Ausnahme von bester Onalität und höchstem Nähr wert sind. Zentrunisrvähler werbt für eure Presse. Die Wahlen stehen vor der Tür. Lest und verbreitet die „Sächsische Volks- zeilung". Empfehlt sie euren Bekannten und Freunden. Nur eine geschlossene Front verhilft uns zn,n Erfolg Frau Hofsstecn lächelte. „Die Frauen sind dock, wohl nicht gut zu entbehren, sagte sie- „Das habe ich auch noch nie ».stritten,' gab er ruhig zur Antwort »nd verließ die Küche. Er ging auch geradcSwegs ans sein Ziel loS. als die Fami lie beim Mittagessen" saß. Ihn schien etwas z» beunruhige». „Sagen Sie mal," begann er, „sind Sie verlobt?" „Ick — verlobt? ..." «Ja nu, ich meine man bloß; Sie sind dock) schließlich in den Jahren. So sehr zn verwundern wäre das jedenfalls nicht." „Nee, Iott sei Dank nich." „Na, Gott sei Dank. . ." cntgcgnete der Müller mißbil ligend. „Christian ist auch verlobt, nnd meine Tocktcr und ich waren eS auch mal." „Nn, ick meene man . . . Dat ivar nicht so gemeint. Aber so'n armer Schlucker wie ick konnte bis dahin noch nich a»'n Haus stand denken." „DaS ist vernünftig, was Sie da sagen. Aber ich bi» be ruhigt, daß Sie keine Braut haben Denn das will ich Ihnen gleich sagen: eine Großstädterin dürfen Sie nun nicht mehr hei rate»." „Aber Vater!" rief Christian Hofsstecn. „Ich meine cS durchaus ernst, mein Junge. Ich will PrahIS Bestes, das darf er mir gla-ulben. Es könnte ja sein, daß er eine Braut ans der Großstadt fände, die sich für seinen Betrieb eignete, ich will daS gar nicht bestreiten; aber daS wäre ein Er- pcriment. und Experimente sind immer ein Wagnis, inan weiß nie. wie sie aiislanfe». Alst' ich will gegen die Großstädteriniien nichts gesagt habe», ebensowenig wie Prahl vorhin mit seinem „Gott sei Dank". Ich wollte Ihnen nämlich nur sagen," wandte er sich wieder an diesen, ,>aß Sic unbedingt ein weibliches We sen um sich haben müssen." «Ui» Iott-'S willen!" „Sagen Sie das nicht zu laut. Sie brauchen sie ja nicht gleich zn heiraten." „Hat das nicht noch Zeit. Vater?" warf Christian ein. Aber der Müller blieb hartnäckig. „Nein, nein, ihr könnt sagen, waS ihr wollt. Wer soll denn für ibn sorgen? Reinmachen, Flicken. Stopfen, Kochen — da? will doch alles gemacht sein!" „O, locken kann ick fainoö In Rußland war ,ck halbes Jahr bei die Küche." Sie lächelten alle ein wenig. Im Grunde ihres Herzen? fanden bar allem die Frauen die wcitschaiiende Sorge dek HanS- vaterS amüsant. „So," bemerkte Margarete Stolterfoth da »nd kam dem Müller zu Hilft, „und wenn wir min zu Ihnen auf Besuch kommen; wollen Sie dam, anch am Herd stehen?" Da wurde Prahl kleinlaut. Eö schmeichelte ihm auch, daß er später einmal Gäste nm sich haben sollte. «Ja, freilich," gestand er, „det iS wahr." „Sehen Sic wohl." sagte Hofsstee» trocken, „meine Schwie gertochter hat es erfaßt. Und nun wollen wir mal sehen, waS sich machen läßt." „Aber ick muß ihr doch ooch mal sehen!" riest Prahl da , ängstlich'. „.Keene Vogelscheuche, Herr Hofsstccnl" „Sie sollen sie sich sogar selber anSsuchen können," sagte der Müller. ..Ich wollte nichts anderes, als Sie auf etwas Wich tiges aufmerksam mache»." — Prahl hatte seine künftige Heimstatt in Augenschein genom men und war selig. Er konnte sich gar nicht genug tun im Pläue- schmieden. Seine Siebensachen, die während seiner Aiuvesciibeit im Felde bei ehemaligen O-uarticcSIeuten in Berlin gestanden hatten, hatte er sich nachschicken lassen, nnd so bezog er voll Eifer und Freude seinen kleinen Besitz. De Abwicklung der letzten Formaliläten mit der Behörde vollzog sich unter der Mitwirkung eines einflußreiche» Gönners sehr schnell; er erhielt ein kleine-S Kapital von annähernd 8000 Mark. Er selbst wußte nicht, wie gering der Preis von 6000 Mark für das ganze Gewese war — sür soviel halte der Gras eS ihm überlassen —, aber die beiden HoffsteenS wussten eS besser. Eine paffende Wirtschifterin wollte sich im Anfang nick» gleich finden. Tie eine war zu jung, die andere zu alt. Vls sich schließlich sine fand, die für den bescheidenen Haushalt zu passe» schien: eine kinderlose Vierzigerin, deren Mann im Felde geblieben war. Nur eine Kleinigkeit störte aniangs das sonst so harmonische Zusammenleben: die Verschiedenheit der Diastk- . Aber der gesunde Humor des Bcrliiic'S fand sich bald mit die sem Hindernis ab: wen» er ans der Mühle weilte, ulkt-- er fe'ber übcr die viele» Mißverständnisse, die sich a»S dieser sprachlichen Verschiedenheit ergaben, und cS kam wob! vor, daß alle i» ein Lachen anSbrachen Einmal sagte der Müller: „Sie müssen neck; plattdeutsch sprechen lernen." „Ick plattdeutsch! . . ." Und ein sauersüßes Lächeln glitt über das Gesicht. ..Wenn t Fraii-.öfisch war'! Tet sprech' ick nämlich fanz j-ut: aber plattdeutsch — det lern' ick nie." Sie sähe» ihn gern, wenn er kam. Er brach manch- Sorge, nnd die Hofsnungen. die alle mit bezug ans Cbriiuan a-uf diesen Umgang gesetzt batten, erfüllten sich in reichem Maße. Der Müi- kcrSsohn sab, wie ein Mensch fick tapfer mit dem Verlust eines wichtigen Gliedes absaud, und fühlte dadurch sein eigenes Leid immer geringer werden. Und die Familie hegte noch ganz an dere Gefühle für den Fremden, als Christian eines Tages erregt hervor fließ: „Ich weiß felzt. daß Prabl mir das Leben gerettet lmt" Sie sahen ibn sprackckos vor Uc'herrasckuiiig au. Da erzählte er den Lauschenden. WaS er wußte. „Ich habe eS ibn, versprechen müßen. daß ich es euch nicht sagen solle: ich tue eS aber dock." schloß er. „Da? bin ick >hm schuldig. Ich möchte euch nur bitten, in Prahl? Gegenwart nie davon zu sprechen." Er wilchtc sich den kalten Schmeiß von der Stirn, und seine Angehörigen stab-'n besorgt, wie seine Hände zitterten. Mar garete Stolterftitki legte den Arm nm seine Schulter »nd strei chelte ibm sanft die Wangen. „Ich balw eS ihm abvrcfsen müssen," sagte Christian Hofs, stecn mit hebender Stimme, „er wollte nickt mit der Wahrheit heraus." — Als Prahl da» nächste Mal zu Besuch kam. trafen ibn warme, dankbare Blicke, nnd eö strömte so etwa? a-uf ihn über, waS er in seinem entbehrnngsreichen Leben nur käralich genossen hatte: Liebe Hertiebuna iolat.)
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