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Sächsische Volkszeitung : 19.01.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192001190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-01
- Tag 1920-01-19
-
Monat
1920-01
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.01.1920
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Montag den 19. Januar 1920 GlchsUch« «,l«»,eitu,g Nr. 14, Seit« K Willen aus katholische Erziehung ihrer schulpflichtigen Kinder als nächftbelruffene Ausdruck verliehen. Um aber willkürlichen Auslege- künsten der sächsischen Schulbehörden ein Ende zu bereiten, wird eS allerdings nötig sein, die Absicht der sächsischen Schulbehörden, die Reichsverfassung einfach zu umgehen, in der Nationalversamm lung zur Sprache zu bringen, damit ihnen zum Bewußtsein gebracht wird, daß die Reichsverfassung auch für Sachsen gilt. Auch für die bevorstehende Tagung der Zcntrumspartei dürften-die Willkür maßregln der sächsischen Schulbehörden, die den Bestimmungen der Reichsverfassung geradezu ins Gesicht schlagen, nicht ohne Interesse sein. Die kleine katholische Minderheit in Sachsen bedarf einer Hilfe ihrer i» glücklicheren Verhältnissen lebenden Glaubensbrüder, wenn sie nicht schließlich doch brutaler Gewalt unterliegen soll, zumal da vom Vorgehen evangelischer Eltern in gleicher Richtung leider sehr wenig zu spüren ist. -E———--- r Nativ «alversammlung Berlin, 17. Januar Präsident Kehre nbach eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. Der von Mitgliedern aller Parteien eingebrachte Nachtragsetat zur Erhöhung der Teuerungszulagen für Beamte, Offi ziere, Mannschaften usw. um 150 Prozent steht zur ersten Beratung. Angefordert werden dafür 500 Millionen. Reichssinanzminister Erzberger: Ich wende mich nun bei dieser Gelegenheit gegen die Opposition, die sich in weiten Beamtcn- kreisen gegen die Kinderzulagen geltend gemacht hat. Das Reich hat allen Anlaß, kinderreiche Familien in jeder Weise zu unterstützen. Erfreulich ist das Einverständnis der Beamten, daß mit der'Besol dungsreform eine Steigerung der Arbeitsleistung eintreten muß, damit die Zahl der Beamten vermindert werden kann. Es muß auch für sie allgemein der achtstündige Arbeitstag eingeführt werden. Ebenso zu begrüßen ist die Erklärung der Beamtenschaft, daß sie selbst unter sich mit allen Mitteln dahin wirken wolle, daß jede Korruption aufhöre. Die Politik der Regierung führt nicht zum Staatsbankrott, denn ein besseres Anlagekapital als für eine unbe dingt notwendige Reamtenunterstützung ist nicht denkbar. Ein Abbau -er Preise, der die Produktion herabmindert, würde äußerst bedenklich sein. Abg. Heim (Bayr. Volksp.): Die Entwicklung wird dahin führen, daß das Geld letzthin nicht mehr angenommen wird, sondern daß man nur noch Ware gegen Ware nimmt. Man höre doch endlich auf, den Landleuten Preise zuzumuten, die die Erzeugungskosten nicht decken. Infolge ungenügender Preise verringert sich die Produktion, und da- Reich muß dem Auslande die Prämien zahlen, die es den heimischen Landwirten verweigert. Der Redner wendet sich dann gegen die vor zeitige Verreichlichung der Eisenbahnen. Reichsminister Erzbe'rger: Verkehrs- und sinanztechnische Gründe erfordern es, daß die Verreichlichung der Eisen bahnen bis zum 1. April durchgeführt wird. Die Besorgnis, daß der Verband dann die Bahnen als Pfandobzekt mit Beschlag belegt, ist unbegründet, denn die Bahnen werden auch im nächsten Jahre ein gewaltiges Defizit ergeben. Auf die Zugriffsmöglichkeit an sich ist die Verreichlichung ohne jeden Einfluß. Es liegt auch nicht in der Absicht der Reichsrcgierung, die Eisenbahnen zur Grundlage von Kre ditaltionen zu benutzen, Abg. Dr. Birth (Zcntr.): Herr Dr. Heim sollte nicht immer ^iir Bayern Besonderheiten verlangen. Hatte Herr Tr. Heim eine Dezentralisation, die allen zugute kommt, mit uns durch zuführen versucht, dann würde auch mit diesem System <1waS Er sprießliches erreicht werden. Auch der Reichssinanzminister ist an sich Anhänger der Dezentralisation. Abg. Wurm (Unabh.). Mit einer Verbilligung der Preise ist nichts zu erreichen, solange der Landwirt über Grund und Boden un beschränkter Herr ist. Abg. Dr. Heim (Bayr. Volksp.): Ich wünsche nicht den schran kenlosen Einheitsstaat. Abg. Dr. Wirth (Zentr.): Dr. Heims Auffassung ist revolutio när gegen die geltende Verfassung. Wozu diente seine Reise ins besetzte Gebiet? Abg. Dr. Hersche! (Zentr.): In Wiesbaden hat Dr. Heim mit französischen Offizieren verhandelt, ja sogar öffentlich mit ihnen diniert. Abg. Dr. Heim (Bayr. Volksp.): Es handelte sich um einen mir beigegebenen Begleitofsizier. Die erste Lesung schließt. Der Nachtragsetat wird in zweiter und dritter Lesung sowie in der Gesamtabstimmung ein stimmig angenommen. Die Gesetzentwürfe zur Prüfung von Bildstreifen für Lichtspiele und über die Beschäftigung Schwerbeschädigter gehen zur Vorberatung an Ausschüsse. Der Gesetzentwurf über die Gew ä !> r n » on Straf freiheit an Personen aus den Abstimmungsgebieten sowie über die Aenderung des deutschpolnischen Beamten vertrages wird in allen drei Lesungen und in der Gesamtabstim mung angenommen. Die Sitzung wird »in ;45 Uhr wieder eröffnet. Auf der Tages ordnung steht die von allen Parteien außer den Unabhängigen eingc- brachte Interpellation über die vom interalliier ten Ausschuß erlassene Verordnung für die Rheinlande. Abg. Dr. Spahn (Zentr.) begründet die Interpellation. Ge mäß dem Rheinlandabkommen kann der Ausschuß solche Verordnungen erlassen, die für den Unterhalt, die Sicherheit und die Bedürfnisse der fremden Streitkräsle notwendig sind. Der Ausschuß hat aber fünf ! Verordnungen erlassen, die die Grenzen dieser Zuständigkeit nicht innehalten. Er greift damit in die Gesetzgebung des Reiches und Preußens ein, unterstellt seinen Verwaltungsmaßnahmcn da? besetzte Gebiet, behält sich vor, jeden auszuweisen, der ihm ge fährlich erscheint, unterstellt verfassungswidrig seiner Ueberwachung da» Brief-, Fernschreib- und Fernsprechgeheimnis und die freie Meinungs äußerung der Vereinsversammlungen. Er beansprucht das Recht, bet den Zivilgcrichlen anhängige Sachen diesen zu emzi-hen und den Kreis der Sachen zu bestimmen, die er vor sein Tribunal oder die Militär gerichte ziehen will. Was gedenkt die Regierung zu tun, um die Jnnehaltung des Rheinlandabkommens zu sichern? Reichsminifter Koch: Bestünden die Verordnungen zu Recht, so wären die Rheinlande kein besetztes, sondern ein unterworfenes Gebiet. Sie wären nur eine dem Fremden aus Gnade oder Un gnade ausgelieferte Kolonie. Wir haben Proiett eingelegt. Wir stehen auf dem uns feierlich garantierten Rechtsboden. Wir können die Verordnung als zu Recht bestehend nicht anerkennen. (Beifall.) Wie ein roter Faden zieht sich durch die Verordnung die Begründung, daß das zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung erforderlich wäre. Diese Aufgabe fällt aber de.- dmischen Staatshoheit zu. Ver ordnungen dürfen nur die Sicherheit der fremden Truppen betreffen. Das tun sie nicht. Sie beschränken die Einwohner in ihren staatsbürgerlichen Rechten und den Staat in seiner Ver mal t u n g s h o h ei t. In den willkürlichen Ausweisungen liegt ein schwerer Uebergr iss. 76 Beamte sind von den Franzosen, 12 von den Belgiern ausgewiesen worden. (Hört! Hört!) Die Engländer und Amerikaner, haben keinen Beamten ausgewiesen, nur je einen abberufen. (Hört! Hört!) Die Schieber haben sich die Zwitter- stellung der Rheinlande zunutze gemacht, weil sie in den Rheinlanden Straffreiheit zu finden hoffen, wenn sie sich gegen die Strafgesetze des Vaterlandes vergangen haben. Den Loslösungsbestrebungen wird Vorschub geleistet. Gegen Bildung oder Ungeschicklichkeiten in Wort, Gebärde oder Haltung werden hohe Gefängnisstrafen an gedroht. Es ist ein unerhörter Gedanke, daß Angehörige eines fremden Volkes sich zum Sittenrichter darüber aufspielen, was sittlich ist. Diese Verordnungen bedeuten die Aufrichtung einer fremden Gewalt, die kein Kulturvolk ertragen kann. Wir m-r- den alle Rechtsverletzungen vor das Licht der Oeffentlichkeit bringen. In den besetzten Gebieten hat das Reich 10 Miillonen Mark ausgewor fen. In der Erörterung über das Rheinland muß man eine nationale Einheitsfront bilden. Die Bevölkerung jenseits des Rheins nimmt mit völlig nichtssagenden Ausnahmen eine untadelhafte Haltung ein. Un ter den Faustschlägen der Willkür wird das Rheinland fester an uns geschmiedet als je in den Zeiten des Glücks. Nach Gesinnung, Blut und Sprache ist das Rheinland deutsch. Auch nach dem Friedens vertragei (Beifall.) Die Interpellation ist damit erledigt. Nächste Sitzung Sonntag 12 Uhr. Betriebsrütegesetz, dritte Lesung. Schluß der Sitzung '46 Uhr. . B«a Bet»i«bsr«itegesetz «ng«»»m«en Berlin, 1». Jannar. U,f der ?«!»»» -«>», steht di« 3. »« »,, de» G«tri»st»»Lte- gesetze». »t, Gchiel. (»rutsch,,». »-»«».)- «et», »«Ul l.h,t tz.» Ersetz «st *» wird de» sezialcn Friede, nicht fürder, >,» «esere« »«r,led,r!ie,,,d,i »irtschrftSleten d», «,de,a,fßi,, erschperen. »i« Betrieb«»«» werde» „»»atfelstaft »«,, »e,,tzt »erde», ,» die >rbeit»»illi,e, ,, trrrariße,«,. Die «e„t»»rt„, «,«,«, di» »ier«», u»d di» »«hrhettltzerteie. Ab, Most (»„tsche V»lk«tz.): »iese« Gesetz »>rd »i»e »»»er- sie,teere Qnest« ewi,„ Gtreik» ,wisch«, «,»cit,e»e, g,d 'Arbeit- ,ed«»r sei,. G» wird die -«»tsche Pelswtrlschest ,uch t« Wettde- wert »>t de« »u«l„d« «,s d«» schwerß« »eftztzrd»,. Ad». Ehrhardt (Zeatv.): Gegen diese« Gesetz iß von recht« und link« Stur» ««laufen worden, da« stcherst» Zeichen, daß viel Vranchbare« i» ihm enthalte» sein mutz. Für da» Ardeiteerrcht »«deutet die Borlai» ein,, «rotzen Fortschritt. Di» »orla,e schafft soziale» Recht an »tele de, jetzige, GerhLltuiss«. Früher war der Arbeiter eine Nununer, jetzt sei er M»»sch sein. Wir «achen da« Gesetz nicht «nt«, dem Zwang» der Verhältnisse, sender« »eil wir e« für eine zwingende Xetweodtgkeit halte«. Abg. Henke (Unabh. Goz.): Unter Vorbereitungen zu neuem Massenmord wird die Vorlage verabschiedet. (Zuruf: Die Norbe- reitung», haben Sie getroffen!) Sie treiben Sozialdemagogie. Ans ist das Gesetz unannehmbar. Abg. Osterroth (S»z.): Die äußerste Linke hat den reinen Toren Laukant, den Parsival der Unabhängigen (Grotzr Heiterkeit), in den Ausschuß geschickt. Daneben hatten sie noch einen Vertreter, aber von beiden hat immer wenigstens einer bei allen 72 Ab stimmungen ««fehlt. Ich habe genau Buch geführt. (Zuruf von den Unabhängigen: Falsche Buchführung.) Da« Betrieb«rätegesetz ist aks eine Großtat der Menschheitsgeschichte zu bezeichnen und irrt weder von de« Ideale des Sozialismus nach der Demokratie ab.^ NeichSarbeitSminister Schlicke teilt mit, daß »egen dcr internationalen Regelung der SechSstuadenschtcht in den Bergwerks betrieben demnächst die Verhandlungen ausgenommen werden. Abg. Erkelenz (Dem» spricht für die Vorlage. Die allgemeine kriiterung schließt. DnS Geietz wird para graphenweise angenommen. Das Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. In namentlicher Gesamtabstimmung wird das Gesetz mit »13 gegen 64 Stimmen der Rechten und Unabhängigen an genommen. Der Präsident bittet um die Ermächtigung, den Tag der nächsten Sitzung selbst sestsetzen zu dürfen, sobald der Gericht des SteuerautzschusseS »orliegt, Abg. Henke (Unabh. Soz.) hält eine Vertagung i» jetziger Heit für bedenklich. Deine Partei wenigstens sehne sich nach den Neuwahlen, weshalb die noch ausstehcnden Arbeiten in der National versammlung nicht hinausgeschoben werden sollten. Abg. Schultz (Vromberg, Deutschnat); Wann kommt endlich das Wahlgesetz? DaS ist doch die Hauptsache! Wie lange soll die Vorlage dauern? Nost.M«ri»a N»«a» »,» Melati da» Fad« Au» de« Haländische» Rdersetzt »an Ke» Teste »an Heemstede ' (24. Fortsetzung.) Jans war indessen lästiger »na l.hiverer zufrieden zu stellen als je; sie murrte über alles, nichts war ihr rem, Ais Rose-Marie, wel cher der Arzt gesagt hatte, es gehe bald mit Jans zu Ende, sie fragte, ob sie ihren Vater nicht zu sehen .wünsche, erwiderte sic in ihrer derben, plmnpen Weise: „Danke schön! Ich habe ihn mcvr gesehen, als mir lieb war, da ich bei ihm lebe» mußte. Schreibe ihm, ich sei gestorben, und da mit basta!" „Aber es ist doch dein eigeiwr Vater. Inns!" „Der froh war, mich los zu werden. Ihr habt euch länger mit »ir herumquälen müssen, Rose: -s wird sär dich und Frank eine große Erleichterung sein, wenn ick et kln. Et r>! gut so! Wenn ich nicht mehr da bin, dann könnt -hr euch besser una häuslicher ein- richten, ohne daß ich euch zur Last bin. ' ,O Jans, wenn du wüßtest, wie gerne ich dich behalten möchte!" „Ach was, sei keine Närrin! Ich bi» eir immer im Wege ge standen. Wäre ich nur früher gestorb-'n, so hättest du Frank nie ge heiratet, denn ibr beide paßt doch nicht zusammen. Du Haft es nur meinetwegen getan, und nun muß ich euch sterben. Hätte ich das gewußt, so hätte ich es lieber noch -m wenig b,n ihm aaSgebalten!" Als es endlich ganz zu Ende ging, lourde sic ein wenig sanfter ««stimmt. Rose-Marie war seit einigen Tagen nicht zu Bette gegangen, sie sah matt und angegriffen aus. „Rose," sagte JanS, „du bist ein nntes Mädchen. Wenn ich Mama sebe, so werde ich ihr saaen, daß d» dein Versprechen trm g»- halten hast und daß sie dir dafür daiilinr s in muß, aber auch, daß sie zu viel von dir verlangt hat." Rose-Marie schluchzte. „Sprich nicht so . . . Was ich für dich getan habe, tat ich aus Liebe zu dir, und nun bleibe ich so allein ... so ganz allein zurück!" „Nun, meine Gesellschaft war nicht viel wert. Und du bist ja doch verheiratet und hast einen Mann. Eines will ich dir sagen: Dein Glück hängt ganz davon ab, daß du Frank liebst und er deine Liebe erwidert!" „Er liebt weiter nichts als seine Farbentöpse! Ich wollt?, daß du bei mir bliebest, Jans. Ach Gott, cs ist schrecklich, allein, ganz allein ..." „Rege dich nicht so aus! Wahrlich, es tut mir nicht leid, daß ich jetzt mit dem Leben fertig bin. Was war es für mich? Ein elende» Dasein, ich konnte mich selbst nicht ausstehen, und nichts in der Welt machte mir Freude. Ich hoffe, daß ich es jetzt besser haben werde." Jans starb doch ziemlich unerwartet, und Rose-Marie war ganz außer sich. Frank war gütig und geduldig und sorgte für ein anstän diges Begräbnis. Giesinger kam von Amsterdam herüber, vergoß einige Tränen, nachdem er sich in die Rührung hineingetrunken, und machte Rose-Marie Vorwürfe, daß sie ihn nicht beizeiten gemahnt Hab?, um seinem einzigen Kinde die Augen zuzudrücken. Vom Begräbnis zurückgekehrt, wollte er das Sterbehaus nicht mehr betreten, und weder Frank noch seine Frau drangen weiter in ihn. Als Frank in das Zimmer trat) siel Rose-Marie ihm Weinens um den Hals und sagte schluchzend: „Ach, Frank, ich bin nun so ganz allein. Willst du nicht ver suchen, mich ein ganz klein wenig zu lieben?!" Er war gerührt, ein Gefühl von Mitleid überkam ihn, als die anmutige Gestalt sich hilflos an scmc 'Brust schmiegte uno ihre schönen, großen Augen flehend zu ihm emporrichtete; aber während er sie an sah, erinnerte ikm der Ausdruck ihrer Züge gerade an ein Gesicht, daS ihm schon lange vorgeschwebt hatte, und er konnte sich nicht'enthalten zu sagen: „So, noch ebenso, noch ein Augenblickchen!" Aber Rose-Marie riß sich mit zorngkühenden Augen von ihm los, und Frank stampfte ungeduldig mit dem Fuße. „Du willst mich auch nie begreifen!" sagte er. „Begreifen?" wiederholte sie, durch Summer, Nachtwachen und Präsident Fetz re, doch: Wann -t» Wahl vorlag, kemmt weiß ich auch nicht. Ich nehme an, -aß die nächste Gitzung der Nationalversammlung nicht vor Gnde Februar stattfln-et. Schluß geie, 7 Uhr. Desch««el Präsident tzar f>«,zlstsche» RepndltK Poris, 17. Januar. Drschanel wurde mit 734 ,on 38» Stimmen zum Präsidenten der Republik gewätzlt. Ferner erhielten Journarl 66, Clemencean 56, Bourgceis 6 Glimmen. Weitere Stimmen wurden veretnzelt abgegeben. Paris, 18. Januar. Der neue Präsident DeSchanel stattet« gestern abend dem Quay d'Orsay einen Besuch ab, wobei ihm militä rische Ehren erwiesen wurden. Poincare begleitete Deschanel in sei» Kabinett, um ihm seine Glückwünsche auszusppechcn. Bei seiner An kunft und Abfahrt wurde Deschanel von einer großen Menschenmenge begeistert begrüßt. Auch Leon Bourgeois und Marschall Foch stattete Deschanel Besuche ab. Ministerpräsident Clemenceau traf er jedoch nicht an, da dieser von seinem Landsitz Bernonville im Departement Eure noch nicht zurückgekehrt war. Clemenceau kam erst gegen 7 Uhr abends in das Kriegsministerium. Er hat die Absicht, einen Minister- rat einzubcrufen, der heute vormittag 10 Uhr unter der Vorsitze Poin- cares am Quay d'Orsay stattfinden wird. Bei dieser Sitzung wird er dem Staatsoberhaupt die Gesamtdemission'des Kabinetts einreichen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Millerand mit der Bildung des Kabinetts beauftragt werden. Rücktritt der Friedensbevollmächtigt.» Paris) 18. Januar. Der Rücktritt Clemenceau», der heute offi ziell bekanntgegeben wird, wirft die Frage der Vertretung Frankreichs auf der Friedenskonferenz auf. Cle menceau ist nicht nur Chef der französischen Delegation, er ist auch Vor sitzender des Obersten Rates. Außerdem treten mit ihm drei weitere der Friedensbevollmächtigten zurück, nämlich Pjchon, Tardieu und Klotz. Nur der fünfte Delegierte Jules Cambon ist nicht Mit glied des Kabinett. Clemenceau wird die Bildung des neuen Kabinetts abwarten, bevor er seine Funktionen als französischer Bevollmächtigter niederlegt. Montag vormittag lO>4 Uhr wird er noch an der Sitzung des Obersten Rates teilnehmen. In dieser Sitzung werden die ver bündeten Vertreter namentlick die endgültige Liste der von Deutschland Auszuliesernden ausstellen. ES ist klar, daß bei dieser Sitzung die Frage entschieden werde» wird, in welcher Form künftig die diploma tischen Beratungen vor sich gehe» sollen. Bar», 17. Januar. Nach dom „Petit Parisien" wird Lle- menceau in Kürze Paris verlasse», um in La Tranche Er. holung zu suchen und seine Memoiren z» schreiäen. Der Premier minister will sich endgültig v»m politischen Leben zurückjiehen. U«ßar« protestiert Budapest, 18. Januar. Der Sonderberichterstatter des Ung. Tel. Korr.-Bur. telegraphiert drahtlos aus Nenilln: Graf Appo- nyi führte in seinem vor dem Fünferrat gehaltenen Expose auSr Es sei nicht angebracht, von der Fiktion Gebrauch z» machen, daß die in Ungarn lebende Bevölkerung nichtungarischer Zunge sich von diesen, Lande losreiße» wolle, wo doch die Wahrhdit so leicht durch eine Volksabstimmung sestgesiellt werden könne. Eine Zerstückelung Ungarns sei unvereinbar mit dem Wiederaufbau Europas und der Konsolidierung dcr europäischen Verhältnisse. Mit Bezug auf die fi nanziellen Lasten, die der Friedensvertrag Ungarn auferlcgt, hob Ap- ponyi hervor, daß Ungar» nach dem Kriege noch die Verwüstungen zweier Revolutionen und nach den Leiden der Bolschewistcnherrschast noch eine harte Besatzung durchmachcn mußte. Lloyd George ersuchte um Aufklärung, wo sich die 3>4 Millionen starke Bevölkerung befinde, welche durch dbn Friedensvertrag von Ungarn losgeriffe« werde. Apponyi legte dar, daß ungefähr 2 Millionen zusammenhän gend mit der ungarischen Bevölkerung wohnen, und erteilte sodann an der Hand einer Landkarte Lloyd George und den übrigen Mitgliedern des Fünferrates eingehende Aufklärungen. Die Note G» Holland P«ri«, 1». Januar Datasta. äbrga- gestern m»r,e» de« tzalläntzisch», Gesandten i» Pari» di« Rete de« Oberste, Aale«, welch, die L,«llefer»«, dr» etzewatt««, »„tsche, Kaiser» »«rlaagt. Da» Gchnftststck, da» sich a»s Artikel »27 de» »er:«ist,r Beitrage» stützt, atzpelltert a, Gerechtiakeittzsi», de, tzotzändischen Regie,»,, „d »ri,cht dies«, Ich de« Wunsch« »er RRilirt«» auznschlietzcn. tine »rewplarische Glraf« ,« statuieie». >!) »«» Adt»a»*P»»t d«, Gtef«n,k«e» Berlin, 17. Januar. Die Reichszentralstelle für Kriegs- untz Zivilgesangene teilt mit: Vier deutsche Dampfer haben Aus laufbefehl nach französischen Häsen erhalten, um den Abtransport der Gefangenen in Frankreich aus dem Seewege zu übernehmen. Es fahren aus: Am 18. Januar der Dampfer „Rügen" nach Rouen, „Gotenhof" und „Hcr-:rt H-'rn" nach S:.-Naiaire, am !!-. Januar „Mclila" nach Le Havre. Rückkehrhäsen sind Emden, Curhasen, Bruns büttel und Bremerhaven. In einer Meldung aus Paris wird gesagt: Tie aus vergangenen Donnerstag angesetzte Abfahrt des ersten Gesei-.uc-.eiiznaes hätte !:i >aus- geschoben werden müssen, „da das von den Deny yen zu liefernde rol lende Material nicht zur Stelle war". Demgegenüber wird nrn zu ständiger deutscher Stelle versichert, daß unser Eisenbahnmateria! längst absahrtbereit war, daß die Franzosen aber erst vorgestern —^r>so am Tage der vorgesehenen Abfahrt des ersten Zuges — die Stationen angaben, nach denen die Leerzüge von uns gelenkt weiden tollen. A's- bald nach der französischen Benachrichtigung w.iro.'i die Züge nach Westen abgelassen. Auf die Abfahrt nach Deutschland dürste ein icder Zug 24 bis 48 Stunden warten und außerdem werden bekanntlich dre linksrheinisch Beheimateten zuerst heimgesandt. Die hiesigen amtlichen Stellen rechnen daher nicht vor Ende Januar oder Anfang ^cbruär mit der Ankunft der ersten Züge >n r-cktseheinische» Tenischland. Enttäuschung in hohem Maße erregt. „Begreifen? Ich begreife dich vollkommen, aber du begreifst mich nicht und machst dir gar nichts aus mir!" Sie ging hinaus, trat in das Sterbezimmer, warf sich in einen Sessel und weinte sich in den Schlaf. Wie lange sie, von Schmerz und Ermüdung überwältigt, so geruht hatte, wußte sie nicht; sie erwachte von dem Tone einer lauten, heiseren Stimme, deren unangenehmen Klang sie nur zu wohl kannte; dazwischen klangen die ruhigen, arti gen, gemessenen Worte ihres Mannes. „Was will er 'hier, JanS?" ries sie, noch halb schlaftrunken: dann kehrte die Besinnung allmählich zurück. Jans wurde beute früh begraben, und nun hat Giesinger eins über den Durst getrunken und macht sich Frank lästig! Sie stand aus, steckte ihre verworrenen Haare fest und ging in das Wohnzimmer, wo Giesinger Frank gegenübersland und in weiner lich jammerndem Tone Klage lüh-tte üv-r ieinen Kummer über den Tod seines Kindes und die Abneigung von Rose, die er immer wie seine eigene Tochter lieb ... ja lieb gehabt habe. Mit einer» krampfhaften Schluchzen schloß er seine rührende Klage und trocknete sich mit seinem roten Taschentuche das purpurfarbene Gesicht. Jetzt wollte er seinem lieben Schwiegersohn einmal erzählen, wie er eigent lich so unglücklich geworden war, dann würde er einsehen, daß es seine Schuld nicht gewesen sei . . . nein, wirklich nicht, und daß er wohl der Hilfe und Ilnterstützuitzz würdig sei. Frank versicherte umsonst, daß er es wohl einsehe, nnd entschul digte sick. daß er keine Zeit habe. Der andere beteuerte, er könne nicht nach Amsterdam zurückkehren, denn man habe idm sein Geld nn» seine Rückfahrkarte g-stohlen, er wolle deshalb gern hier schlafen, wenn es auck mir ans dem Fußboden sei. Mose-Marie lauschte, mit Wohlgefallen Franks sanfter, gebildete Stimme, die so himmelweit verschieden war von Giesingers doppel tem Zungenschlag, und plötzlich überkam sie ein Gefühl von Scham und Mitleid mit Frank. Von diesem Gefühl getrieben trat sie, den Kops zurückwerfcnd und die kleinen Fäuste zusammk»balleiidi in da» Zimmer. - Oerffktzm», ssltzt.)
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