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' Nr. 2«8. Freitag, den 25 November LV04. 5. Jahrgang. SWsche MolksMn Srlchcint täglich nachm, mit Ausnnbme der Sonn-und .'vesttaae. >' , ^ ,, Aiiirra'e u >rt>>> die ' ^ e 4 r„, ,ji. , t" «rzugdpr,,»: jUrrirlinkrl. I Stt. L«»Pf. obnet'eslcllgeld «e> /ItzI »^ t! ^'1 ' > N i -..-.-l-.iki!,-,!,, l.d.u .,'ter nutze,dkMlcheii PosIniiiin,,e„Il,>iei,u»gsl're>Slvin,rIiiummerI0Ps, HllilHVlINNUlAtd) ^vürl^IÄ»! INI HVNI/»I'^II, It^>I/I N» F I ^>1,^11« i<»N tri Nerei. .t.rdnll e„ ,, d «»tcichaliesicll, 11 —>2 Ukr. I a, V L >l!>>>»>, r e ,ros <- lik. - z. r,-> I. ü « lü I Srlcheint d tzc?d^llcheü Posiniiii'äHrii Ir dieiluiigst're'Sl. Einzelnummer IOPr Aedakiions Tprechslunde: I I —>2 Uhr. Futrro'c lrirken die >z-> 4'e„i?ei>> ed>' d,i> > !>>, , »> », >t« Pi. deilltu el d> i r edeidei,!»^ lediuu nter Hnl'nll. Putt i r, li rrci. -.ikdiiiiiou UI d tt'rschasieslkll, ! 2rrddrn, 4a.u>t>r k'rose Ni - «,i! I I «»> Für den Monat Dezember nbonniert man auf die „sächsische Volks,Zeitung" mit der täglichen Roman- beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" znm Preise von SO Pfennig. A N v l z t 0 N. N'.nchdnilt deitwte,,.» Skizze von Friedrich Sieck. Heinrich Sievers lvar ein Schnhmacher il fLvt. Seine Tätigkeit und sein Fleiß liatten ilnn eine große Kundschaft verschafft, die ilnn die Existenz als ehr samen Meister sicherte nnd wie bisher, auch fiir die Zilkunft seinen kleinen Schab in der Sparkasse verinebren halsen. Ihm tvar keine Arbeit zn grob und keine zu fein; die eine wie die andere wurde pünktlich in der Reihenfolge erledigt. P-nktlichkeit nnd GradwegSgelien gegen Arni und Reich das brachte ihm die Achtung nnd die Arbeit ein. Troß seiner Emsigkeit in seinem Gewerbe lvar er kein hölzerner Ritter des Schnsterbockcs, der sich nur auf Pech- draht und Knieriemen verschworen batte: in sein arbeitS- freudigcs Leben wirkte verschönernd Altmeister Hans Sachs hinein, so das; seine Schaffenskraft auch ihre ideale Auf munterung und Erhebung fand. Als Handlverksbursche lvar er weit in der Welt herum, gekommen. Reiche Erfahrungen ließen ihn sicher gehen. Nun batte er sich in Bergstedt vor Anker gelegt. Anfänglich arbeitete er in bescheidenen Mietsräumcn. In kurzer Zeit hatte er durch eigene Kraft und mit Beihilfe ilnn wohl wollender Kunden, die ihn nicht wieder verliereil mochten, es soweit gebracht, daß er das gemietete Häuschen nun als Eigentum erwerben konnte. Und wie glücklich war Heinrich Sievers, als er nun auch i» der Nachbarstochtcr das Mädchen gefunden hatte, die ilnn als Lebensgefährtin in sein Häuscklen folgen wollte! Jda Klein, die Tochter eines wohlsituierten Steinbauers, ver- diente den braven Handwerksmann, wie er sie. Sie war sittsam, häuslich und besckleideu und braMe sich ihm nicht allein als Sckxitz, sondern einen Schab auch mit in ihrer Ausstattung, der sein Häuschen ausfüllte und ausziertc. So war denn nun sein Herz des Glückes, und sein Häuschen des »men Hausrats voll, da wurde er verhaftet. Der Reformtatholizisiii' s. Tie kirchliche Autorität ist es in lichter Instanz, gegen welche der Resormkatholizismns seit seinem ersten Alis- tauchen ailkämpft. Gegen die kirchliche Autorität geht eS fortwährend in den beiden Reformerorganen, in der „Re naissance"-des Tr. I. Müller, und im „Zwanzigsten Jahr- hundert". Gegen die kirchliche Auktorität sind seit Jahren gerichtet die von den Reformern in den katholiken- und glanbensseindlichen liberalen Organen niedergelegten gis- hrmdert". Gegen die kirchliche Autorität sind seit Jahren in den kleineren oder größeren Zirkeln und Konziliabeln der Reformer getnschelt und gelästert. Mit einem er- schreckenden Eifer nnd einer kaum seinesgleichen habenden Schmähsncht wird lästernd alles ans. nnd zusanimen- getragen, was da oder dort von höherer kirchlicher Seite geäußert oder geschrieben worden ist, und was eine Seite zum Angriff bietet oder auch nur zu bieten scheint. Nicht mit Unrecht spricht die letzte Würzburger Erklärung von „ungerechten, schroffen nnd gehässigen Bemerkungen" Merk les in seiner Kritik über Denifle in der „Deutschen Literatnr- zeitnng" 100-1, Nr. 20. Um dieser Angriffe gegen die kirchliche Autorität willen ist aber auch den Reformern der zujnbelnde Beifall der liberalen Presse von vornherein garantiert gewesen, wie sich neuerdings wieder so deutlich gezeigt hat. Mit instinktiver Findigkeit erkennen diese Or- gane das der katholischen Kirche Gefährliche in dem Re- sorarertreiben: daher der Beifall! Daher aber auch katbo- lischerseitS die Erkenntnis der Gefahr in dieser Er scheinung, einer Gefahr, die unseres Erachtens größer ist, als jede von anßenher drohende, von Naturalismus und Kritizismus. ..Iiiiinnä Iioiiiinw ibinu-Mii'i I'iin-!. < Mich 7,6.)" „Tie Feinde des Menschen sind seine eigenen Hans" gexossen." Eine Begleiterscheinung dessen ist, wenn die Reformer sich auch gegen alle diejenigen w i s s e n s ch a f t l i ch e n Arbeiten inenden, deren Berfasser mit Entschiedenheit und Pflichtgefühl für die kirchliche Obrigkeit, für Papst und Bischöfe, einstehen. Solche katholische Autoren sind von vornherein minderwertig. Es ist ja ein immer wieder holtes Wort: „Im Lager der Reformer ist der Geist." Die ganz notwendige .Kehrseite aber an dieser Medaille iß eine weitgehende Willfähigkeit der Reformer gegen die staatliche Auktorität. Es ist bekanntlich ein Wort des Paters deS „religiösen Katholizismus", des Universitätsprosessors F. .5. Kraus, daß er gewohnt sei. mit Ministern und Fürsten zu verkehren. So könnte mau es denn herzhaft ans eine Probe antommen lassen, ob diejenige», welclv sich als Vertreter des „religiösen Katholizismus" nnd als ge schworene Feinde des „politischen Katholizismus" anS- geben, ob diese öfter vor und um nnd in den Ministerien gesehen werden, oder die Vertreter des „politischen Katho lizismus". Ob die Rücken der erstercn oder die der letzteren bei Annäherung und Anwesenheit der Minister in ange- snengterer Krümmung sich befinden. Es mackit immer den Eindruck, als ob der angeblich „religiöse Katholizismus" tatsächlich der „politische" oder „politisierende" oder „diplo matische" sei. So dürsten denn auch von Angehörigen der Resormerpartei nach dem Vorgang von K r a n S schon öfter als von ihren Gegenfüßlern vor den leitenden Staats männern Erläuterungen über ihre tirchenpolitischen An schanungen gegeben worden sein. Angesichts solchen Ge- bahrenS, des steifen Rückgrates vor der kirchlichen, deS ge krümmten vor der staatlichen Auktorität, möchte man über die Resormbewegung schreiben das Taciteische Wort: Omni:, xorvilitai' INO <I«n»iimti»lio! Sklavenbenehmeil um zn herrsche»! To ist denn wieder nur eine Begleiterscheinung dessen die libermäßige Hochschätznng der Reformer gegenüber der proteslantiichen Wissenschaft nnd deren Größen. Man bat da gegenüber einem Harnack nsw. nur Worte der Bewunde rung, und wenn man je sich genötigt siebt, angesichts von offenkundigen Schwächen zn kritisieren, so tut man eS nicht ohne die verbindlichsten Entschuldigungen, zn denen man sich gegenüber dem angegrissenen katholischen Forscher be- slimmter Sorte nie verstehen würde. So ist denn, wie Dennle richtig sagt, bei manchen katholischen Gekehrten eine fortwährende L e iset r eterei in Uebnng, ein höchst possierlicher Eiertanz. „Ticie tkatholi'chen Gelehrten) gebe» völlig, wie einst Luther, in ihren wissenscbastlicben nnd an deren Arbeiten ans: eS gilt ihnen als das Höchste, weiter znkommen: sie bnblen nach dem Lob in protestantischen Kreisen, vermeiden alles in Taten und Schriften, was sie bei denselben irgendwie in den Geruch eines gläubigen Katholiken «oder römisch katholisch gesinnten oder ultra montanen Geistlichen) bringen nnd ihnen in ihrer Laufbahn oder Karriere hinderlich sein könnte tLutber, 1. Auslage, 1. Band, Seite 12, Absatz 0)." lind ebenso richtig ist es. wenn es in den „Historisch politischen Blättern" 1001. Band 1.00. Seite >002 f. heißt: „Warum darf Fester lin seiner Schrift: Religionstrieg nnd Geschichtswissenschaft 1901), obschon er DenisleS Gelehrsamkeit und Ehrlichkeit zu gebe» muß, die Zumutung, die Lutberslndien „ebenso ernst zu nehmen wie DenisleS frühere Forschungen, mit Ent rüstung znrückznweisen"? Weil so viele unserer katho lischen Gelehrten sich durch politische Motive bestimmen lassen, ans d a S R echt d e r A » s s p r ache i h r e r w i s s c n s ch a f t l i ch e n U e b e r z e n g n n g über L nthe r z n v erzi ch ten nnd in einer gewissen Apathie versäumten, der literarischen Stnrmsliit der protestantischen Polemik in ruhiger Diskussion einen kräftigen Damm ent gegenzusetzen . . . Nicht die Dogmen sind eS, welche einen erheblichen Bruchteil unserer deutschen Gelehrten beengen: für die meisten sind sie unbeachtete Imponderabilien ge worden. Gefahr der Unfreiheit der Wissenschaft drobt von ganz anderer Seite. Sobald Polizeislock nnd Knute den Takt dazu schlagen, ist eine gedeihliche Wissenschaft nicht mehr möglich. Auch hier: < winm .--oi vilitnr pro >lonn- imtioni-! So liegen die Tinge mit dem Resormkatholizismns. Politische Nundschau. Deutschland. Der deutsche cvangelischc Kirchrimusschuß n>ar dieser Tage in Berlin versammelt: demselben lagen unter anderem eine große Zahl von Znslimmnngserklärungen vor, nament lich über die Kundgebung ux'gen der Aushebung deS 8 2 des IeinitengesebeS. Die Tagesordnung war überaus reichhaltig. Zur Erörterung sland unter anderem die Frage der Einbernsnng der deutschen evangelischen Kirchenkon- serenz zu einer außerordentlichen Tagung im Jahre 1005 vorzugsweise zur Beratung der bei den Verhandlungen der Kirchentonserenz vom Jahre 1001 nicht zu», Abschluß ge brachten Frage der G e m e i n s ch a f t S b e w e g u n g. lieber die kirchliche Versorgung der D i a s p o r a i m A n s - lande in eine für weite Kreise bestimmte, orientierende Tenkscbrist ansgearbeitet worden, welche in Kürze in die Oessentiicbkeit gelangen wird. Die Herstellung eines evan gelischen Hausbuches, speziell für die Zwecke der Diaspora, ist in Angriff genommen nnd gefördert. Der Konzriitrativnsprvzrs! im Banlgcwcrbr bat zn einer neuen „Fusion" geführt. Die Oberrheinische Bank geht in die Rheinische Kreditbank ans. Znm Zwecke des Eintausches der Oberrheinischen Bank Aktien im Betrage von 20 000 000 Mark «die fehlende Einzahlung von 5.0 Pro zent ans 5» 000 000 Mark wird eingernsen) wird, wie die Verwaltungen beider Banke» milteile», die Rheinische Kreditbank ihr Kapital um 15,000 000 Mark erhöhen nnd der Umtausch demgemäß im Verhältnis von 1 : 0 nnd beider seits mit Dividendenberecbtignng pro 1005, nsw. erfolgen. Die Dividendenscheine der Oberrheinischen Bank Pro 1001 werden durch die Rheinische Kreditbank mit ll'.ü Prozent eingelöst werden. Hinter der Fusion steckt die Deutsche Bank, die damit ihren Geschästslreis auch nach Süddeutsch land gewaltig ausdehnt. Die Deutsche Bank übernimmt einen Teil der Aktien der zu vereinigenden Banken. Der XX 1. Berliner katholische Vrreinstag, der am Dienstag abend im großen Festsaal der Brauerei am Fried, richsbai» abgehalten wurde, lvar voll nnd ganz dazu an getan. Zeugnis zn geben fiir das erfreuliche stete Wachstum nnd Erwirken des Berliner katholischen VereinslebenS. — Gegen dreitausend katholische Männer und Frauen ans- allen Pfarreien Berlins füllten den Festsaal nnd die Gale rie. Nach dem Referate des Landtagsabgeordneten Z i s ch ü über die Konsessionssckmlen wurde folgende Resolution ein stimmig angenommen: „Die in Friedrichsliain versammelten Mitglieder der katholischen Vereine Berlins nnd der Vor orte erklären hiermit einmütig: I. daß sie die Konsessions- schnle für die beste Fort» der allgemeinen Volksschule halten, 2. daß sie darum ans der Forderung einer gesetzlichen Fest legung des konfessionellen EliarakterS der Volksschule be harren." Der zweite Reder. Pfarrer K a b i h a Taucha, svrach über: ..Alkohol und Mäßigkeitsbewegnng". Die hoch interessanten Ausführungen des um die Förderung der Ab- stinenzbewegung sehr verdienten Herrn wnrden von der Versammlung mit ungeteiltem Interesse verfolgt. Er regte „Sie sind der unrechtmäßigen Aneignung eines Geld briefS verdächtig im Werte von 15.00 Mark, Schuhmacher Heinrich SieverS, nnd deshalb in Untersuchungshaft ge nommen." „Aber wie kann man so mir nichts dir nichts mich eines Diebstahls verdächtigen nnd ohne weiteres verhaften! Ich bin, wie meine Personalien ergeben haben, weder je bestraft, noch eines strafbaren Vergebens bisher verdächtigt. Ich muß gegen solches Verfahren mit aller Kraft protestieren nnd um meine sofortige Haftentlassung bitten." Der Untersuchungsrichter war ein kalter Buchstaben mensch, dem das Menschenherz ein unbekanntes Ding war. „Das Oiesetz geht seinen Gang. Sie sind hier fremd und flnchtverdächtig." „Fremd hier? Ich arbeite hier über ein Iabr und bin ein Deutscher, der doch in Deutschland kein Fremder sei» kann." „ES bleibt dabei. Also Sie waren beute vor acht Tagen morgens 10 Uhr ans der Postagentnr?" „Iawobl." „Was wollten Sie da?" „Postwertsachen kaufen." „Sie schrieben dort eine Postkarte an der Stelle, wo soeben der Postagent ansgestanden lvar, um den Tele graphenapparat zn bedienen. Stimmt daS?" „ a. „Auf dem Tische, an der Stelle, wo Sie schrieben, be fand sich der in Frage stehende Wertbrief, der dann mit Ihnen verschwunden war." „Und darauf bin. daß dem Postagenteu ei» Wertbrief verschwindet, werde ich nun des Diebstahls verdächtigt und verhaftet? Es gibt doch der Möglichkeiten viele, daß der j Brief verlegt, verstirben oder durch jemand anders ab- lxmdeu gekommen ist. Wie kann man denn nun mich so ohne weiteres als Dieb behandeln, wo außer mir doch auch andere auf der Postagentur verkehren." „Die Indizien sprechen dafür." „Tie Indizien? Liegt denn irgend eine eiuoenuiug uni meiner Lebensbahn vor? Oder sehe ich ans wie ein Spitz bube?" „Ich bin der Untersuchungsrichter und ein Plmsiogno unter. Sie haben in den letzten Tagen ans das angetanste Hans looo Mai! ansbezal.lt und größere Ledereinkänse ge macht. Woher haben Sie das Geld?" „Herr Richter, woher habe» Sie das- Recht, mich zu fragen, woher ich das Geld genommen für Bezahlung eines Hauses, daS ich gekauft habe. Bezahlt denn nicht jeder ehrliche Mensch leine gekaufte Ware?" „Ich habe Sie gefragt und Sie haben auf meine Frage zn antworten." „Eint denn, achthundert Mark sind meine Ersparnisse nnd fünfhundert Mark bat mir mein Bruder leihweise überlassen." „Das kann jeder sagen. Damit sind die Indizien nicht abgeicbwäcl't. Die Untersuchung muß ihren Fortgang nehmen." Bergstedt war außer sich. Tie Post war bestohlen und der Dieb der Schuhmacher Heinrich Sievers. Die Stimmung nnd Auffassung über die'en Fall lvar geteilt. Tie größte Mehrzahl der Einwohner war bis anss äußerste empört. SieverS ein Dvihbnbe?! Unmöglich. Jeder n>ir bereit, für die Ehrlichkeit Sievers einznstehen. Man bot eilte.Kaution. Andere waren verzweifelt über solche Einari'fe der Justiz in das bürgerliche Leben. Aber auch häßliche Seelenzüge gab es. TaS Geruht, meinten die wenigsten, müsse eS ja wissen nnd werde es schon wissen, wer der Dieb sei. Ter Tckusler sei anS der Fremde und Fremde Tie Untersuchung batte sich schon über Wochen hinge zogen nnd noch immer wurde Sievers gefangen gelullten. IdaS Vater gebürte zu den ältere» Ortsbürgern, die an Sievers Unebrlichkeiten nickt glaubten, aber auch den Mut nickt hatten, öffentlich auSzusprecken, wie ihnen ums