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Sonnta-, den 3. März 1VL4. Der ausgeftrabene Pharao Die wunderbare« Schätze im Tal der Köniqe Seit im November 1922 der Telegraph die Kunde von der Entdeckung des Grabhortes deS Pharao Tutanchamon brachte, ist dieser altäghptische König in stärkstem Maste in den Mola InIamchLiuon. Vordergrund des allgemeinen Interesses gerückt. WaS wissen wie denn überlautst von ihm? Nachdem um 1400 v. Chr. das Niltal unter Amenhcstep III. die Heit seiner höchsten Blüte erlebt hatte, folgte auf ihn sein Sohn Amenhotep IV., ein religiöser Schwärmer, der den seltsamen Versuch machte, an Stelle der zahlreichen in Aegypten verehrten Göt ter die „Aton" genannte Sonnen, scheibe, al? den Schöpfer alles Lebens, zum einzigen Gott z» erklären. Da ihm in seiner Ehe Söhne Versagt blieben, ernannte er den ältesten der beiden Cchwiegerlöhne schon zu seinen Lebzeiten zum Milregenten, der ihn iedoch nur um kurze Zeit üb rlcbte. Tann bestieg der längere Sckw'ieger. sehn, Tutanchamon. den Thron. Gegen den Ansturm der Amonsvriester- schaft, die im Bonde mit der Militärvartei die alten Götter zu- rückznführen strebte, bielt er eine Weile in Amarna an der Aton- lebre und dem mit ihr «n'öSlick verknüvften Knnststil fest. Doch nicht lange währte sein Widerstand, dann bekannte er sich als Tutanchamon zur alten Lehre und zog nach Tb"ben zurück, wodurch das Schicksal AmarnaS »nd der Atonkebre besiegelt war. Wahrscheinlich starb Tutanchamon — nach etwa sechsjähriger Herrschaft — eines gewaltsamen Toded. Von Ese, ebenfalls einem Günstling AmenhotcvS kV., wurde ibm im Tal der Köni'gSaräber das Gra5 bereitet. Eje wnrde bald vom General Harembab, d"m Führer der Reaktion, vom Throne gestoben, der damit die Dynastie der Ramessiden be gründete. Oia-aui NIM kirade. von Jahren umfangreiche Grabungen veranstaltet, feit 190? durch den Aegyptologen Carter auf Veranlassung des Lord Car- narvo » In der berechtigten Utberzeuguny, dast man auch das letzte Grab finden müsse, wenn man dir Masten des auf der Tal- sohle angesammclten Schuttes und Gerölls restlos entfernte, grub Carter sechs Winter hindurch — ohne Erfolg, und schon machte er sich mit dein Gedanken vertraut, das Tal zu verlassen, da stütz er am 4. November 1922 bei seinen Arbeiten auf eine in den Felsen gehauene Stufe — man hatte ein KönigSgrab ent deckt. Es stellte sich als das deS Tutanchamon heraus, als Carter und Lord Earnarvon drei Wochen später die am Ende eines Ganges gelegene Kammer öffneten und diese bis an die Decke gefüllt fanden mit den kostbarsten Dingen seines königlichen Haus halts, Da lagen aufcinandergelürmt drei bei gewisse» Zeremo nien verwandte Betten mit Löwen-, K»h- und Nilpferdköpfen, ver. goldet und mit Edelsteinen verziert, desgleichen eine Anzahl KriegS- wagen, deren Kasten mit feinsten Reliefs geziert waren und die ebenfalls mit Gold beschlagen waren. Weiterhin lande» sich der Thron sessel des Königs, der mit Gold, Silber, Edelsteinen und Glasflüssen reich geschmückt war, und «ine graste Anzahl von Kästen edelster Form und Ausführung, die Sandalen, bestickte Ge. wänder und dergleichen enthielten. An dir Wand zur Rechten hielten zwei lebenSgroste Statuen deS Königs die Wacht vor einer vermauerten Tür. Als man sie öffnete, fand man einen Schrein, der säst die ganze Kammer, in der er stand, einnahm. In diesem Schrein ein zweiter, dritter und vierter, deren letzter den Sarkophag des Pharao enthält. An die erste sowohl wie an die Grabkammer schlichen sich se »och eine weitere Kammer. Ihr Inhalt ist noch garnicht untersucht. Die Ausräumung der ersten Kammer allein mit ihren 600 bis 700 Fundstücken hat den ersten Grabungswinter vollauf in An. spruch genommen. Im Tal der KömaSqräber haben a» dreißig Pharao nen ihre letzte Rübe gefunden, a»s der sie freilich meistens schon nach wenige,, Jahren durch Grabräuber gerissen wurden. In diesem Tal der KönigSgräbcr wurden seit einer Reihe Bücherlisch KyrieleiS. Kleiner Psalter geistlicher Lieder, dem jungen Deutsch land dargereicht, von Pros. Hermann Müller. DeuischeS Quick- LornhauS Burg Rothenfeld a. M. 4Ü Lieder mit Noten. 106 Seiten. In prachtvoller Ausstattung gab der Qnickbornvcrlag „Dih Büchlein, voll des hcyligen Geistes" heraus, das den gegenwärti gen Präses deS Allgemeinen Cäcilienvereins. Prof. Hermann MMer zum Verfasser hat. KyrieleiS kommt zu allen Zeiten allen liederfrohen Sängern recht, nicht aller» den Ouickbornern, die daö Risiko für daS Werk übernommen haben. Aber der Name des Verfassers hat einen guten Klang in der musikalischen Welt als langjähriger Forscher auf dem Getstete deS deutschen Kir chenliedes; allen Eäcilianern ist er wohlbekannt durch seine tief furchenden Artikel über die CinheitSlieder. Als gediegener Kenner und Praktiker der katholischen Kirchenmusik bürgt der Verfasser, der seit langem mit der Neubearbeitung der Lieder des Paderborner Gesangbuches sich besaht hat, für die Vorzug- liche Auswahl diese- LiederkranzeS, de? äuherlich daS ganze Kir chenjahr umrahmt. Von den 46 Liedern behandelt ein puleS Drittel daS hehre Weihnachtsgeheimnis, 9 sind unserer lieben Frau gewidmet, die übrigen verteilen sich ans die übrigen Fest st». bit. Seit« 10 zetten. Jedem Liede, dessen Charakter durch die ursprüngliche llebers.hrist geeicht ist. gehen kurze musikg'schtchtliche Bemerk in- gen voran», die die Entstehung oes Textes wie der Melodie be treffen. Nur ei» Kenner vermag die Unsumme von Studium und Arbeit zu ermessen, die das Büchlein oem Verfasser geinacht hat. Meistens umkleidet sich der Text mit den anheimelnden Feinhe'ten der antikisierenden deutschen Minne, »euere Texte sind in ur sprünglicher Bearbeitung wiedergcgeben. Auch die Melodie greift .»»»er aus die ursvcüngliche Vertonung zurück. Der neuere,, Zeit hat der Verfasser Nechnnii; getragen, indem er die Noten mit oen Zeichen für lautenkundige Spieler verjehen hat. Dadurch wird die Brauchbarkeit des Büchleins für die Kreise oer Jugend, vir gern unter Begleitung der Klampfe zu singen pflegt, bestimmt. Ihr ist es ja zunächst gewidmet Gewandie Organisten werden mit H,se derselben Anleitung leicht die Melodien ans -er Orgel begleiten, namentlich, wenn Kirchenchöre sich der Lieder .nun Gebrauche beim Gottesdinfte bedienen wollen. Prachtvoll miiß z. B. daS Vsterlied (30) oder die Fronleichnamssegnung >36) selbst in einstimmiger Vorführung klingen, wen» die Fe'nhejteir herausgeholt weroen. — Jungdenischland und unsere Kirchen chöre mögen die weiteste Verbreitung dieses sei» abgestimmt-n Psalters in die Hände nehmen. Dr. V. Wochenspielplan der Sächsischen Staatsthearer vom 3. bis mii 10. März Opernhau*. Sonntag: Die verkaii'te Braut (7). —--Wau'ag Tiefland (7.801. — D euSlaa, i» neuer Ei»stndie,u»a »nd Innenie tun«: Eugen Onegin (?). — Mittwoch, lür den Verein Dreedne Volksbühne: Falstaff CkR'si. Kein öffentlicher Karlenv rlaut. — Donner»'««: Eugen Oneoin (7). — F eitag: V. Smionie.Konzert Reihe ^ (7.80). Vorm. 11-30 Sffentl. Hauptprobe. — Sonnavendr Der Freiickiiy (7). — Sonntag: Engen Onegin (7). — Montag: MartKa (7.39). Schauspielhaus. Sonntag: Erste Moraenfeier De" junge Gostbe <1130); («über Anrecht!: Robert und Bertram (7.30). — Montag (Anrechtsreihe 8)- Der Kaufmann von Venedir (7) — Tien-tog (anher Anrecht), zum ersten Mal: Im weihen Rö'st (7 30). — Mittwoch (AnrechiSreibe 8): Die Weber (7). — Donner--'»«, kür die D'en»taa-Anreckit«i»ha"er der Neide 8 vo n 4. März: In- th (7). — Freita (AnrecknSreihe 8): Fem'iia (7.30). — Sonnabend tAnrechlSreivc 8): D e Journal'sie» (?.30). — Sonntag: Voini. 11.30Hermann-siehr-Feier de« BiihnenvoUsbundeS »iw der Dresdner VollSbüi-ne; abend« <7 30 außer Anrecht): Im weihen Nöhl. — Montag 'AnrecktSreihe ^>: Die Weber (7). Neustädter Schauspielhaus. Sonntag: Der Piarrer von Kircktelv (Geichtossene Vorst"" nng, «ein öffentlicher Kar>env"»stau'>r 8.1V. S irlicke Arbeit (8201-3803) 7 30. — Montag: (Gastiviek der Boyriscken Lande»biihne): „Die klemen Verwandten", .'Wald- liied n", „Gelähmte Schwingen'. Drei Lustiv ele'nakter von T'ioma 7.30. — DtenSlag (Letzte» Gastspiel der Bayelcken Voikebüine): „Die kleinen Verwandten", „Waidrieden", „Gelähmt- Sckwin>,en". 7.30. — Mittwock: Maria Maaoalene (4801-5800) 7.30. — Donnerstag: Ter P'arrer von Kirchie d (7401—80A» 7.30. — F"ei- taq: Ehrliche Aibe-i (8301—4300) 7.30. — Sonnabend: Maria Mae da'ene (b80l —6600)7.30. — Sonntag: DerBfarrer von Kirck'eld (Geichtossene Vorstelluni Ke'n öff.mtlichrr Ka lenoertaiii) 3.1V. Ebriick« Arbeit (8001—8600) 7.30. — Montag: Maria Magdaiene (6601-7400) 7.80. Mit der Wochenübeistckt über Theater» und ionstige Veran staltungen ist. nm allen Jrrtnmern vorzubeugen, niemal« eine Emp« ledtung der Schriitleitung ausgesprochen Die Redaktion. äiv Huken Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Joses Albert, Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Ioh mann. Dresden. fledor Dostojewski (39. Oktober 1821 bis 28. Januar 188t.) Von Aug. Rosenberg. (4. Fortsetzung.) Dostojewski war ein Sproß der kinderreiche» Familie eines Armenarztes in Moskau und zeichnete sich von Kiird auf durch einen lebhaften, impulsiven Charakter aus. „Lebendiges Feuer", pflegte sei» Vater von ihm zu sagen: „Du wirst noch unter die „rote" Mütze kommen" — und er verhinderte konscgucnt jeg lichen Verkehr des Jungen mit Altersgenosse». Im Kreise seiner Geschwister führte der lebhafte Knabe unter den Augen der liebe vollen Mutter und deS strengen Vaters ein patriarchalisches Le ben: Vater und Mutter lasen des Abends abwechselnd and Ka- ramsinS Geschichte und anderen Werken vor, während die Kinder zuhörten; gemeinsam ging man zur Kirche, machte gemeinsame Ausflüge und mit der Mutter im Sommer eine Wallfahrt nach den, berühmten Dreifaltigkeitskloster. Der Vater kaufte ein Güt chen in der Nähe von Moskau, wo die Familie die Sommer monate verlebte und die Kinder zunr ersten Mal mit Bauern in Verübung kamen und das Volk lieben lernten. Nach sorgfältiger Vorbereitung in einer Privatschnle, brachte der Vater 1838 den I7jährigen Jüngling, der kurz vorher die Mutter verloren hatte, in die militärische Ingenieurschule zu Pe tersburg. Im Jabre darauf starb auch der Vater. In der Ingenieurschule galt der junge Dostojewski für men schenscheu. Seme ganz? Energie konzentrierte sich auf daS In nenleben. Anfang? warf sich der junge Ingenieur auf die Lek türe. Puschkin, dessen tragisches Ende die ganze Jugend Ruß lands erregte. Lermatow mit seinen ersten Erfstgen, der Na turalismus Gogols, die kritischen Schriften BelinskiS, welcher gerade den denkwürdigen Ncbergang von abstrakter Philosophie zur „Sozialität" durck'inachte. die Werke von George Sand und Bolsac — daS alles ritz Dostojewski fort. 1843 absolvierte DostoiewSki die Ingenieurschule, gab aber nach einigen Jahren die Jngeniourtätigkeit ans, um sich ganz der Literatur zu widme». Sein erstes größeres Werk „Arme Leute" (1846) zeigt deutlich den Einfluß Gogols, dem Dostojewski die glühendste Verehrung zollte. Der Erfolg der „armen Leute" war über sede» Zweifel erhaben; BelinSki erriet iosort Dosto jewskis großes Talcut. das sich noch entfo(ten und an den Leser große Anforderungen stellen werde. Der Kritiker konstatierte bei dem junge» Schriftsteller tiefe Seelenleniitnis. die ab-r apriorisch sei und dem ans Erfahrung gegründeten Wissen weichen müsse. DaS ließ Dostojewski sich nicht zweimal sagen; vielleicht machte sich bei ihm auch die Profession seines Vaters geltend, vielleicht war cS die von Westen kommende, die Literatur beherrschende Strömung, „die Psychologie der Gesellschaft" zu studieren — kurz, »ui diese Z-nt interessiert der innge DostoiewSki sich intensiv inr , Medizin) entlehnt von den ihn behandelnden Doktoren Bücher I über Geisteskrankheiten, erkundigt sich nach neuen Strömungen I auf diesem Gebiet und verspricht, nach dem AnSsprnch eines Arz tes, „ein moralischer Ehcmstcr-Ancilitiker" zu werden. Gleichzeitig intevessierten ihn auch jene sozialen Fragen, zu deren Lösung ihn nicht bloß die Bekanntschajt mit Delinski ver- anlaszte. In einem späteren Roman weist Dostojewski darauf hin, daß die Russe», sobald sie miteinander bekannt werden, durch aus über universelle Fragen reden werden: ob eS einen Gott, ob es eine Unsterblichkeit gebe. „Und die, welche nicht an Gott glauben, min — die werden von Sozialismus und Anarchismus sprechen, von der Umgestaltung der ganzen Menschheit nach einem neuen Modus — das sind dieselben Fragen, nur vom andern Ende". DostoiewSki selber ging eben vom anderen Ende aus. Die sozialen Ideen wurden damals gerade von Frankreich a-»S her. übcrgcweht: unser alter wirtschaftlicher Ban verfiel sichtlich, die Klasse der Fabrikarbeiter kam auf, die erste Eisenbahn wurde gebaut — daS Svmbo' der neuen Industrie. Naturgemäß in teressierte Dostojewski sich für die neue» Ideen. Gemeinsain mit mehreren Bekennte» richtete er sich in einer Wohnung nach den Prinzipien der Assoziation, »:it gemeinsamer Kasse u. a. ein. Wie stark in jener Zeit daS Bestreb"» war. sich über die brennenden sozialen Friigen und die „Ummachmiq" der Menschheit nach neuen Prinzipien anSzusarecken, siebt man ans der Entstehung solcher Kreise, wie die .Freitagskreise" von Petraschewski, einem der frühester Anhänger des Sozialismus. Dostojewski besuchte diesen Kreis, hielt ab nnd zu, seine Schüchternhcit bekämpfend, eine Rede, laS einen Brief BelinSkir an Gogol vor. worin die Ansichten der damaligen Progressisten mit aller B'sti'nmtbcst ockv» wurd-n, deklamierte ein Gedicht von Puschkin „DaS Dorf", das den Wunsch „aufgeklärter Freiheit an Stelle aufgehobener Sklaverei" äußert. Mehr als alles zog Dostojewski aber di" Möglichkeit deS GedaiikenailStanschcS zu dielen „Freitagen" bei Petraschewski. Immer batte ihn die mürrische Verschlossenheit bekümmert, welche er in seiner Familie sab. „Man sollte aufrichtiger sein", sagte er öfter, „daS würde für alle besser sein". In den Aussagen zu dem übertrieben ceusvbausckten Pro. zeß VetraschewSkiS schrieb Dostojewski n. a. «Mich hat es sehr betrübt, daß wir alle »ns gleichem instinktiv vor etwas fürchteten, daß wir — wenn mir nnS an öffentlichen Orten versammelten — acacneinandcr Mißtrauen hegten, mürrisch auseinander blickten. Neb"> iriebeueS Schweinen und üb-rmäßioe Furcht warfen auf un ser Alltagsleben ein dunkles Kolorit, dank welchem alles in fin sterer, Iinsreiindlichcr Beleuchtung hervortritt". Für diesen ein zigen Wunsch, „das Schweigen z» brechen »nd über die Möglich keit einer besseren Zukuini zu disviitseven" wurden die 34 Mit glieder deS PetraschcwSkischen Kreises strcna bestraft. Im April 1849 wurden sie. darnntcr auch DostoiewSki. verhaftet »nd nach 8 Monaten auf den Ssemionowplatz eskortiert, wo das Todes urteil an ihnen vollstreckt werden sollte. Nach einigen furcht, baren Min-uten der Erwartung auf dem Schafott wurde den Deliguenten erklärt, das Todesurteil sei aufgehoben und sic zu Deportation und Zwangsarbeit begnadigt worden. Die erschüt- tcrnde moralische Tortur, welche er und seine Gefährten durch- gcmacht. schildert Dostojewski in seinen, Roman „Der Idiot". Für Dostojewski, dem hauptsächlich das Vorlese» deS Besins- kischen Briefes an Gogol zur Last gelegt wurde, war die Todes strafe zu 4 Jahren Zwangsarbeit »nd nachfolgendem Soldaten dienst gemildert worden. „Auch in Sibirien sind eS nickst Tiere, sondern Menschen — vielleicht bessere, als ich. vielleicht würdigere, als ich" — diese Abschiedsworte Dostojewski? an seinen Lieb- lingSbruder drücken seine Stimmung auS, sein Verhalten zu dem. waS ihm bcvorstand. Dieses Verhalten seiner ticken schlichten »nd sanften Seele bat ihn in der Zwangsarbeit vor Verzweif lung gerettet, nnd nickt nur gerettet, sondern auch gelü„f-rt und weise oeniacht. Vor ibm tat sich bier eh, „naeh-ure? M-biet zur Beobachtung auf; die lange Zeit der Vereinsamung füllt er mit Nachdenken auS („Trotz der Hunderte von Gsiäbrstcn", schreibt Dostojewski, „war ich furchtbar einsam und gewann die Einsam keit ziigllterketzt kleb. Ich revidierte mein ganze? vorherige? Le be», ging unbarmherzig nnd streng mit mir zu Elerickt „nd seg. riete sogar in mancher Stunde da? Sckicklgl dafür, daß eS mir diese Einsamkeit geschenkt, ohne wclcke dieses Gericht üb-r mich selber nickt stattgesunden batte".) In dem DevortatioiiSgefäng- niS sah Dostojewski den Menschen entblößt, nackt ßah ibn in un- erscköpslicher Mannigfaltigkeit der Tvpen nnd endlich — in seinem Fall, in dem sich deutlich wabrnchmen fleß, daß Gattes Ebenbild dennoch keinem von innen völsi"> abhanden gekommen sei. Durch die Deportation nc>K Sibirien wnrde leider Dosto« icwSki? literarische Tätiakcit unterbrochen, gewaltsam seine gei stige Entwicklung unterbunden und seine physische Gesundheit von Grund ans nntergrosten. ' ^ * Nachdem Daslaiemsk! 1864 den Sträflingskittel mit dem Soldatenmantek vertauschen gedurft, schrieb er an seinen Bru der, daß die 4 Jabre Zwana?arb">t für ihn eine „Zeit deS Le- bcndiabegrabeiiseiiiS" bedeuteten. Nickst die Sträflinge batten ihm Furcht einoeslößt — da? war da? Volk. NnglückSaelährten. obwohl eS ihm bitter war anzuseben. wie auch im Gefängnis die ehe. maligen Bauern nicht aufhörten, die ehemaligen Adligen mit lütterer Feindseligkeit zu betrachten. Mit Grauen hingegen hatte ihn jener Alu-rund zweckloser Erniedrigung. Verhöhnung »nd des, Leidens erfüllt, in den der Staat seine Glieder hinabstieß. welcke sich den bestebbnde» Verhältnissen nickst anaevasst l^it-,,. Mit Granen erfüllte ihn die äußerste Unballkomm"„beit di-ster be stehenden Einrickstnna"». wobei daS „nickt alltägliche Volk", die begabtesten stärksten Elemente unseres Volkes zugrunde gehen in der Zwanasarbsit des „toten Hauses" — anormal, ungesetzlich^ imwiederhringlick z>ft>rnnde gehen. 'Fortsetzung folgt.)