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Oesterreich und 1 in der Schweiz. Die Monatsschrift des CV, die „Academica", vom 16. Dezember enthält als Bei lage das Mitgliederverzeichnis und eine Uebersicht aller 71 Verbindungen nach dem Stande vom 1. Dezember 1910. Noch im Juli zählte der CV 67 Verbindungen. Allein bei -er Kartcllversammlung in Augsburg, Ende August dieses Jahres, wurden vier neue Verbindungen ausgenommen, dar unter Frankonia-Czernowitz. Das Wachstum des CV zeigt sich aber nicht bloß in der Verbindungszahl, sondern auch in der Mitgliederzahl: im Dezember 1909 hatte der CV 2999 studierende Mitglieder, im Juli 1910 waren es 3060 und am 1. Dezember 1910 zählte der CV 3339 Studenten. Die 19 katholisch-deutschen Verbindungen in Oesterreich zählen derzeit 887 Studenten. Wie die Verbindungsberichte in der «Academica" zeigen, herrscht in den katholisch-deutschen Studentenverbindungen nicht bloß jugendfrohes Treiben, sondern auch ernstes Streben und zielbewußte Arbeit. So kann das katholische Volk mit großen Hoffnungen auf die katholischen Verbindungen schauen, aus denen seine zukünf tigen Führer hervorgehen. Landwirtschaftliches. I Die Maul- und Klauenseuche in Oesterreich. Der Landeskulturrat für Böhmen stellte in einer Kundgebung fest, daß infolge der sich überaus schnell ausbreitenden Maul- und Klauenseuche in Oesterreich rund 600 000, in Böhmen allein 80 000, Rinder erkrankt seien und protestiert daher gegen die Fleischeinfuhr aus Argentinien und gegen die Vieheinfiihr aus Italien, Holland, Frankreich und an deren Ländern. Die Kundgebung fordert ein« Entschädi gung der Landwirte aus dem Staatsschätze für die ihnen aus der Maul- und Klauenseuche entstehenden Schäden. Literatur. Herders Konvcrsationslexikon ergänzt bis 1910. „Wir haben Herders Lexikon neben anderen jahrelang benutzt und sind von ihm nie im Stiche gelassen worden." So schreibt die bekannte Leipziger „Illustrierte Zeitung" und hat damit dem Herderschen Werke die beste Note ausgestellt, die es gibt. Und das Werk verdient sie. In der Tat ist seine Reich haltigkeit und Zuverlässigkeit kaum zu überbieten. Dabei ist es durch die gedrängte Knappheit der Darstellung, unter der aber nirgends die Klarheit Not leidet, möglich gewor den, die ungeheure Stoffülle in neun Bänden (115 Mark) unterzubringen. Nach dem Erscheinen des 9. Bandes (Er- gänzungsbaud, für sich 15 Mark) im Herbst 1910 ist cs bis auf die Gegenwart fortgeführt und läßt auch hinsichtlich der erst in der allernenesten Zeit bekannter gewordenen Persön lichkeiten (Staatsmänner, Gelehrte, Künstler, Schriftsteller usw.) wohl niemals im Stiche. Ebenso finden wir dort alle Ereignisse von Bedeutung erwähnt und erhalten zuver lässige Auskunft über die neuesten Forschungen nnd Errun genschaften auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik. Das Gebiet der Technik hat die seiner großen Bedeutung für die heutige Zeit entsprechende Beachtung gefunden. Um fangreiche Artikel, reich mit klaren Abbildungen und Bei lagen versehen, stellen die ganze Entwickelung der besproche nen Gegenstände dar, seien es nun Dampfmaschinen und „Turbine» oder Dynamomaschinen, Gasbeleuchtung oder Elektrisches Licht, Motorwagen oder Jlugmaschine», und überall werden auch die neuesten Formen, die jüngsten Ver besserungen gewürdigt. Daneben haben noch zahllose Ein zelheiten besondere Artikel erhalten. Unter Kriminaltaktik werden wir über die moderne planmäßige und zielbewußte Verfolgung von Verbrechern in fesselnder und anschaulicher Weise unterrichtet. Eine der für die Feststellung von Per sönlichkeiten so wichtigen anthropometrischen Karten ist wie dergegeben. Ausführliche und bis auf die Gegenwart rei chende Behandlung aus sachkundigster Feder ist auch unserer immer wichtiger werdenden Kolonialpolitik zuteil gewor den. Auch auf anderen Gebieten zeigt sich überall, daß die Auskünfte aus wohlinformierter Feder geflossen sind und zum Teil auf amtlichem Material beruhen. Die geogra phischen Artikel geben auch Auskunft über die in einzelnen Orten und Gegenden herrschenden Industriezweige. Aus die so häufig gestellte Frage nach der Lage und Größe einer Stadt finden wir außerdem schnellste Auskunft auf einer Ortsliste, die nach den letzten Volkszählungen bearbeitet ist und alle Ortschaften mit mehr als 2000 Einwohnern in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz umfaßt. Die dem Werke beigegebenen, durchweg neu hergestellten Karten, 76 an der Zahl, die mit äußerster Sorgfalt gearbeitet und, ob wohl sie sehr viel zeigen, doch recht übersichtlich sind, bilden einen vollständigen Atlas über alle Teile der Welt. Bei der außerordentlichen Reichhaltigkeit des Werkes konnte hier nur der eine oder andere Punkt herausgegriffen werdew Erwähnt sei aber noch, daß das Werk in ausgedehntem Maße die Fremdwörter berücksichtigt und bei allen Wörtern, wo irgend «in Zweifel hierüber bestehen kann, Geschlecht, Aus sprache und Betonung angibt. Deutlicher Druck und kräfti ges Papier, ein solider Halbfranzeinband, musterhafte Aus führung der vielen Bilder und Karten beweisen die ge wissenhafte Nutzbarmachung moderner Buchkunst und Re produktionstechnik. Wir können daher das Werk aufs beste cinpfehlen: der Preis von 116 Mark für die neun stattlichen Bände ist wohlfeil und eine Auslage, die sich bezahlt machen wird. Da die meisten Buchhandlungen das Werk gegen be queme Teilzahlungen liefern, ist es auch für solche, die mit Glücksgütern nicht gesegnet sind, leicht erreichbar. Im Verlage der internationalen Verlagsbuchhandlung „Messis" in Amsterdam, Nassaukade 122, ist erschienen: „Das deutsche Zentrum" von M. Erzberger (elegant bro schiert, 143 Seiten, 1,60 Mark). Inhaltsverzeichnis: 8 1. Entstehung und Werdegang des Zentrums. 8 2. Kon fessionelle oder politische Partei. 8 3. Das Programm des Zentrums. 8 4. Die Arbeit des Zentrums auf politischem Gebiete. 8 6. Das Zentrum auf finanzpolitischem Gebiete. 8 6. Das Zentrum auf kirchenpolitischem Gebiete. 8 7. Di-' Tätigkeit des Zentrums auf volkswirtschaftlichem Gebiete. 8 8. Die Organisation der Partei. 8 9. Das Zentrum als die große deutsche christlich« Reichs- und Volkspartei. An lage: Die Wahlaufrufe der Zentrumsfraktion des deutschen Reichstages. — Diese interessante für alle Katholiken der Welt sehr lehrreiche Schrift stellt das deutsche Zentrum für alle Völker in das Licht von Wahrheit und Recht und ver schafft den Lesern in einer kernhaften hochfeinen Form einen Einblick in die wahre Weltanschauung des Zentrums und zugleich einen klaren Blick in das politische Leben. Es han delt sich hier um eine durchaus wertvolle, für jeden Poli tiker unentbehrliche und für junge Politischgeschulte vor allem begehrenswerte Ausgabe. „Kreuzfahrer der Gegenwart* betitelt Jak. Oden thal seine interessanten Reiseerlebnisse, die im laufende» Jahrgange der „Katholischen Welt" (Illustriertes Kami- lienblatt, jährlich 12 Hefte L 40 Pfennig, Verlag der Kon- gregation der Pallottiner zu Limburg a. d. Lahn) erscheinen. Odenthal ist, das muß man sagen, einfach originell. In zwei Zeilen wird mehr Humor verzapft, als in mancher Humoreske. Die fortgeführte Novelle „Licht und Liebe* in Heft 9 macht dem Verfasser alle Ehre. Besonder» her vorgehoben zu werden verdient noch der höchst lehrreiche und interessante Artikel: „Transhimalaja. Sven HedinS neu« Reisen und Abenteuer in Tibet." Außerdem enthält das Heft noch eine meisterhafte Spizze von k. Ansgar Pöll- mann, betitelt: „Zeppelin der Zweite", eine Kriminal- Novelle von Franz Wichmann und andere kleinere Skizzen. Heft 9 enthält zirka 40 Illustrationen, darunter eine präch tige Kunstbeilage. Stimme« ««» M«ria-L»«ch. Katholische Blätter. Jahr- gang 1910. 10 Hefte. Freiburg. Herder. Preis für den Jahrgang 12 Mk. Inhalt des 6. HefteS: Die Pilgerfahrt in das Heilige Land. (M. Meschler 8. ck.) — Die Rat losigkeit in der modernen Philosophie. (K. Kemps 8. (l.) — Der Kreuzzug gegen das Duell. (M. Reichmann 8. 3Z — Der Religionsunterricht an den Gymnasien. (St. v. Dunin- BorkowSki 8. ^l.) — Autorität und Freiheit. P. Lippert 8. (l.) — Rezensionen. — Bücherschau. — Mizellen. Weihnachtsschau. Die teure Gattin zu „behüten" und zu „beschirmen" ist wohl die Pflicht eines jeden Ehemannes. In der Weih- nachtszeit kommt aber auch der umgekehrte Fall nicht selten vor, d. h. „des Hauses treue Hüterin" ist bestrebt, ihren Herrn Gemahl nicht nur „überspannt" zu wissen, sondern sucht ihm auch zu einer schneidigen „Behauptung" zu ver helfen. oder — um kürzer und deutlicher zu sein — sie er freut ihn zum Feste mit den Gaben eines Schirmes und eines Hutes, welch „nützliche Möbel" sie in dem weit über 100 Jahre bestehenden Geschäft von H. Buchholz, Inh. Otto Vuchholz, Wettinerstraße 21 nächst -er Rein hardstraße, in solider Qualität zu zivilen Preisen er werben kann. Lichterglanz, Tannenduft und das köstliche, würzige Aroma des Weihnaktskaffees sck)affen erst die eigentliche Feststimmung. Wer ein stets gern gesehenes Festgeschenk bringen will, kaufe schnellstens noch den bekannten Kaffee der Dresdner Kaffee-Groß-Rösterei Max Thürmer. Jede Hausfrau wird erfreut sein, mit Thürmers Kaffee ein wirklich rein- und feinschmeckendes, durchaus bekömmliches und sehr ergiebiges Getränk darreichen zu können. Es ist dies die einzige Firma der Welt, welche Kaffee in nur 3fH Minuten röstet. Dadurch bleiben dem Kaffee die vollen 100 Prozent seiner aromatischen Bestandteile und Ertraktstoffe erhalten. Bei der üblichen langen Röstweise hingegen behält der Kaffee nur noch etwa 70 Prozent seiner wichtigen Bestandteile und Extrakte. Daher ist Thürmers Kaffee etwa 30 Prozent wert voller und billiger im Verbrauch! Kunst, Wissenschaft und Vorträge. I Dresden. Residenztheater. Freitag ist die Operette .Der Liebesgott'. Sonnabend (Heiliger «bend) bleibt da» — 114 - Alle diese Gedanken zogen gleich einem Windstöße mit unerhörter Schnelligkeit durch seinen Sinn. Ec hatte fast ganz vergessen, wo er sich befand. — Sein Entsetzen stieg immer höher, denn er sah sich in einer Sackgasse, aus der es für ihn keinen Ausweg zu geben schien. Die Absicht, alles zu gestehen, festigte sich immer mehr in ihm. „Daß ich als Dieb und Fälscher verurteilt werde, unterliegt keinem Zweifel," sagte er sich, „doch lieber will ich das erdulden, als für einen Mör der angesehen zu werden. Um der meiner harrenden Schmach zu entgehen, bleibt mir als letztes Mittel immer noch der Selbstmord, und es wird mir nicht an Mut fehlen, mich desselben zu bedienen. Doch kann ich mich nicht töten, bevor ich nachgewiesen, daß ich die mir zur Last gelegten Verbrechen nicht begangen habe." Während Georg alle diese Gedanken erwog, betrachtete ihn der Unter suchungsrichter aufmerksam, gleichzeitig seinem Schriftführer einige Weisun gen in Bezug auf das Protokoll erteilend. „Herr Untersuchungsrichter," sprach Georg und richtete sich empor, „ich werde Ihnen hoffentlich den Beweis liefern können, daß Sie sich täuschen, und daß ich, wenn auch nach einer gewissen Richtung hin strafbar, an den mir zur Last gelegten Untaten gänzlich unschuldig bin." „Sprechen Sie: versuchen Sie aber nicht zu lügen. Das wäre ebenso nutzlos wie gefährlich." „Mir ist viel zu sehr daran gelegen, die Wahrheit zu gestehen, als daß ich mich nicht streng an diese halten sollte." „So lassen Sie hören." „Trotz der auf mir lastenden Verdachtsgründe, die den sich in Ihren Händen befindlichen Dokumenten entspringen, sowie den daraus mit voller Berechtigung gezogenen Schlüssen, gibt es in der Reihenfolge der eingetrete nen Ereignisse zwei Punkte, die man mit meiner Schuld nur sehr schwer in Einklang zu bringen vermöchte." „Und zwar tvelche?" „Erstens werden Sic sich erinnern, Herr Untersuchungsrichter, daß ich selbst nach der Polizei geschickt habe, damit eruiert werde, wcä sich in meinem Keller befindet." Herr Mestras gab kein« Antwort, diese Tatsache konnte nicht wider legt werden. „Ferner," fuhr Largeval fort, „habe ich eine Menge Leute, Nachbarn, Arbeiter, meinen Portier, herangezogen, um die Sache mit ihnen zu be sprechen, und endlich habe ich, wie Sie ebenfalls wissen werden, dem Polizei- konrmissar aus freien Stücken von den im Keller vergrabenen 32 000 Franken Mitteilung gemacht." „Was wollen Sie mit alledem beweisen?" „Bloß das eine, daß, wenn ich wirklich ein so gewandter und gefähr licher Verbrecher wäre, ich die denkbar größte Torheit begangen hätte, indem ich den Behörden und sonstigen Personen Dinge zur Kenntnis brachte, die mich unfehlbar inS Verderben stürzen mußten." „Diese Argumentation verdient erwogen und gewürdigt zu werden,* sagte Herr MestraS. — 115 — „Glauben Sie, daß ich so dumm gewesen wäre, in Len Keller hinabzu gehen, noch bevor die völlige Ausdörrung der beiden Leichname stattgefun den? Und außerdem wäre ich nur des Nachts und ohne Begleitung hinab gestiegen." „Was bezwecken Sie mit dieser Motivierung?" „Nichts weiter als den unwiderlegbaren Beweis zu erbringen, daß ich absolut keine Kenntnis davon hatte, daß diese zwei Männer in meinem Hause seien ... Inmeinem Hause ist eigentlich eine Lüge . . ." „Wie meinen Sie Las?" „Daß ich mich clllerdings eines Vergehens schuldig gemacht habe, daS ich Ihnen später gestehen werde, weiter aber auch nichts. Sie werden mich sofort verstehen. Gewiß haben Sie bereits von der Aehnlichkeit sprechen ge hört, die zwischen meinem Bruder und mir bestand?" „Ja, ich erinnere mich undeutlich . . „Nun denn, Herr Untersuchungsrichter, ich bin nicht Remi Largeval. sondern Georg . . ." „Georg! der starb ja . . . bei Ihnen . . .* „O nein, Herr Untersuchungsrichter. Wer von einem plötzlichen Tode ereilt wurde, war mein Bruder Remi. Ich war zu ihm gekommen, um ihn um Hilfe und Beistand anzugehcn, als er vom Schlage gerührt zu Boden fiel." „Und Sie behaupten . . .* „Ich bekenne, daß mir da der Gedanke gekommen ist. mir unsere Lehn- lichkeit zunutze zu machen, um an der Stelle meines Bruders dessen Rente zu beziehen. Ich ließ Remi unter meinem Namen zu Grabe tragen. Offenbar gewährte er Tricart und Perlot ein Asyl. Er bezahlte ihnen zu bestimmten Zeitpunkten größere und kleinere Summen: er verübte vielleicht auch die schwersten Verbrechen, und ich schaudere bei dem bloßen Gedanken daran. Er starb plötzlich eines unvorhergesehenen Todes, und diesem Zufall fielen auch die beiden Männer, die er versteckt hatte, zum Opfer." Herr Mestras betrachtete Largeval mit einem Erstaunen, dem sich etwas wie Bewunderung hinzugesellte. „Sie müssen eine ganz außerordentliche Phantasie besitzen," sprach er endlich, „um mit solcher Raschheit diese überaus merkwürdige und wie ich zu- geben muß, sehr glaubwürdige Geschichte zu erfinden." „Phantasie!" wiederholte Georg fassungslos. „Werden Sie mir jetzt vielleicht keinen Glauben schenken?" „Ganz gewiß nicht," erwiderte Herr Mestras. Largevals Auge flammte; das Blut stieg ihm zu Kopfe. „Wie!" rief er aus, „ich klage mich selbst an, ich enthülle Ihnen den wahren Sachverhalt, ich beweise Ihnen, daß die Verbrechen, deren Sie mich anklagen, nicht von mir verübt werden konnten . . „Sie haben noch gar nichts bewiesen." „Soll ich etwa wiederholen . . ." „Das ist nicht nötig. Ich weiß alles, waS zu Ihren Gunsten spricht; doch die Geschichte, die Sie mir da aufbinden wollen, ist zu geschickt erfunden, als daß sie wahr sein sollte. Ich ziehe hieraus nur den einen Schluß, daß Sie die Richtigkeit -er von mir vorgebrachten Motivierung anerkennen, «nd daS, Remi Largeval, kommt einem Geständnisse gleich . . ."