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Worten innigen Dankes für die ehrende Anteilnahme am Ssilberjubilänm des Frauenvereins frohe Stunden geselligen Beisammenseins wünschte. Hierauf hielt Herr Pfarrer Müller aus Dresden-Pieschen die Festrede, in der er die christlich Caritas in beredter Weise als das ureigenste Ge biet der Betätigung der christlichen Frauen schilderte und zu fernerer eifriger Ausübung in der Sebnitzer katholischen Gemeinde die Mitglieder des Vereins ermunterte. Freilich glänzten die Werke der Caritas nicht nach außen, denn sie werden in der Stille und Verborgenheit geübt, darum aber gerade sind sic um so verdienstlicher bei Gott. Im Anschlüsse an die Festrede gab die Schriftführerin Frau Anna Effen- berger einen kurzen Bericht Uber die Tätigkeit des Ver eins in den 25 Jahren seines Bestehens. Sie führte dabei mit an, das; von den acht Gründerinnen, die seinerzeit den katholischen Frauenverein ins Leben gerufen, noch vier am Leben sind, von denen drei dem Vereine noch heute als Mit glieder angehören, es sind dies die Frauen Anna Hesse, Louise Nösler und Juliana Friemel: die vierte, Frau Anna Haniprecht, ist infolge ihrer Verheiratung nach Wölmsdorf verzogen. In sinnigen Weise huldigten sodann dem Jubel- Vereine die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, darge stellt von drei jungen Damen, die einen poetischen Glück wunsch ans den Verein ausbrachten. Herr Präses Pfarrer Reime gedachte hierauf in längerer Rede des Wirkens der vier Gründerinnen und am Schlüsse seiner Rede ward diesen ein SilberiMirtenbäumchen mit künstlerisch ausgeführtem Widmungsschreiben als Erinnerung an das Fest überreicht. Mit einem Hoch auf den Frauenverein, ausgebracht vom Vorsitzenden des katholischen Kasinos, Herrn Franz Rösler, der die Glückwünsche desselben und der anderen katholischen Vereine dem Inbelvereine überbrachte, schlossen die Reden. Cs folgte der der Kunst gewidmete Teil des Programms. Hier seien in erster Linie genannt Frau Dr. Opel und Fräu lein Lißner, die ein Duett „Der Vögel Abschied" von Hildach mit ibren herrlichen Stimmen innig zu Gehör brachten, wo bei Frau Dr. Trilling die Begleitung auf dem Piano über nommen hatte. Später sang Frau Tr. Opel noch ein „Früh lingslied" von Becker und das neckische Lied „Ter Zeisig" von M. von Wittich, während Fräulein Lißner mit dem . Wiegenlied" von Hildach und „Goldene Ketten" von Pretzsch die aufmerksam lauschenden Zuhörer erfreute. Das Theater stück „Ans Mntterherz" von Hees; ward in vorzüglicher Weise gespielt. Regie wie Spielerinnen haben keine Mühe und kein Opfer an Zeit gescheut, um eine gute Darstellung zum Silberfeste des Frauenvereins zu bieten. Ter „Auto matische Kaffeeklatsch" versetzte die von dem schönen Abend höchst befriedigten Mitglieder und lieben Gäste in die heiterste Stimmung und Uxrrd herzlich belacht. Ein flottes Länzchen schloß die so harmonisch verlaufene Jubelfeier. Dem Vereine aber sei für sein stilles Wirken zur Linderung der Not und Armut der wärmste Dank gesagt. Möge er noch lange von seiner rührigen und geehrten Vorsteherin in den bisherigen Bahnen weitergeleitet werden. Das walte Gott! ss Zittau. sVolksverein für das kath. Deutsch land.) Einen Vortragsabend veranstaltet der Volksverein Sonntag den 21. April, 8 Uhr abends, in Täuschers Restau rant tfrüher Helds Sozietät). Herr Bürgerschuldirektor a. D. Reischel wird spreche» über: „Wie kann man alt wer den und dabei gesund bleiben?" Der Vortrag ist verbun den mit Lichtbildern und Demonstrationen und dürste von allgemeinem Interesse sein. Da cm diesem Abende auch eine Ausstellung neuer Geräte für Erhaltung von Speisen und Getränken verbunden werden soll, sind insbesondere die werten Frauen hierzu eingeladen: u. a. wird das Kochen in der Kochkiste praktisch vorgeführt und werden Kostproben verabfolgt werden. Es dürfte demnach ein höchst belehren der und „genußreicher" Abend zu erwarten sein. Zu recht zahlreichem und pünktlichen Erscheinen (auch aus der Um gegend) ladet ergebenst ein Der Geschäftsführer. Vermischtes. V Revision im Prozeß Kwilecki. Gegen die Entscheidung des Oberlandesgerichtes in Posen, die den jungen Grafen Kwilecki der Frau Meyer als ihren Sohn zusprach, ist von dem Rechtsbeistande des Grafen Kwilecki beim Reichsgerichte Revision eingelegt worden. Falls dem Revisionsantrage vom Reichsgerichte Folge gegeben wird, so würde also der Prozeß um den vielumstrittenen, nun 18jährigen Jungen, der nun schon eine Reihe von Jahren die Gerichte beschäftigt, abermals zur Verhandlung kommen. v Tie Polizei in Salonichi entdeckte nach der „Münch. Ztg." einen Plan, den Exsultan AbdulHamid aus der Villa Alatini zu entführen. Am 16. d. M. wurden zwei Personen, die sich in verdächtiger Weise am Eingangstore der Villa Herumtrieben, verhaftet. Durch eine Leibesvisitation gelang es der Polizei, in den Besitz von Briefen zn kommen, aus denen das Bestehen eines bis ins einzelne ausgearbeiteten Entführungsplanes erwiesen wurde. Die Verhafteten erklärten, gegen eine große Geld summe gedungen worden zu sein, in die Villa einzubrechen und den Ersultan zu entführen. Die gesanite Bewachungs- Mannschaft wurde sofort ausgewechselt. — Tie ganze Sache klingt recht mysteriös. v Der durstigste Ort des durstgesegneten Bayern- landeS dürfte die mittelst linkische Stadt Lauf sein. Nach den von der Stadtverwaltung gemachten statistischen Zu- sammenstellmigen beträgt der Gesamtbierkonsum dort >8 780 Hektoliter im Jahre. Da die Einwohnsischast nur 5S00 Personen zählt, kommt auf den Kopf der Bevölke rung ein Quantum von 34l,5 Liter. In Nürnberg, wo der Bierkonium noch höher als selbst in München sein soll, ergibt sich für den einzelnen Einwohner „nur" ein Quantum Vau 250 Liter. v Ter G e s a m t v e r b r a u ch von Fleisch im T e u t s ch en Reiche hat sich im Vorjahre gegenüber 1908 auf gleicher Höhe erhalten. Er betrug pro Kopf über 53 Kilogramm. Gegenüber 1908 hat sich im Jahre 1909 nur die Produktion an Schweinefleisch verringert, denn 997 708 Schweine wurden im Jahre 1909 weniger geschlachtet. Da gegen wurden mehr geschlachtet als im Jahre 1908 an Käl bern 384 431, an Schafen 197111, an Kühen 135 720, an Jungriudern 135160, an Ochsen 42 057, an Bullen 36111, an Ziegen 19 551 und an Pferden 14 110 Stück. v S e e m a n n s l e i d e n. Von der Geestemünder und Bremcrhavener Fischdampfcrflotte pflegen einige Schiffe nicht nur in der Nordsee und den angrenzenden Ge wässern zu fischen, sondern gehen in weit entferntere Ge biete, z. B nach Marokko, von wo sie allerdings ihren Fang nicht nach Deutschland resp. Geestemünde-Bremerhaven zu bringen pflegen, sondern ihn in Lissabon usw. absetzen. Der Bremerhavener Fischdampfer „Oskar" lag seit einiger Zeit in der Bitter See (beim Suezkanal) dem Fischfang ob. Dabei strandete er vor einiger Zeit auf dem Sha- bali-Riff, 30 Meilen südlich von Tor. Die Strandung er folgte etwa um M2 Uhr nachts bei so hohem Seegange, daß die Besatzung nicht wagte, sich dem Rettungsboots ihres Schiffes anzuvertrauen. Sie hielt an Bord aus und gab Notsignale Aber nicht weniger als sechs Dampfer fuhren in einer Entfernung von 7 bis 8 Seemeilen an den Hilfs bedürftigen vorbei, ohne sich um sie zu kümmern. Endlich gegen Abend, als sich die Schiffbrüchigen schon darauf ge faßt gemacht hatten eine zweite Nacht auf dem wogen- umbrausten Wrack zuzubringen, passierte der ägyptische Postdampfer „Mansourah", Kapitän Stefano Spagna, und nahm sofort Kurs auf den „Oskar", näherte sich ihm bis ans eine halbe Seemeile und setzte eines seiner großen Rettungsboote aus, mit dem die Schiffbrüchigen unter großer Mühe und Gefahr gerettet wurden. Die Namen der Dampfer, die die Notsignale nicht beachtet haben, konnten nachträglich fcstgestellt werden. v In Genf verhaftete man nach einer aufregenden Jagd über die Dächer einen Einbrecher in Gestalt einer langen, gut gekleideten und sehr hübschen Dame. In der Voraussetzung, es mit einem desperaten Burschen zu tun zu bekommen, hatten die von dem Einbruch benachrichtigten Polizisten die Revolver schußbereit in der Hand, als sie dem entflohenen Missetäter nachsetzten. Doch hastig verbargen sie die Waffen wieder, sobald sie in dem von ihnen ver folgten Wild ein junges verängstigtes Mädchen erkannten. Behend wie eine Gazelle war die Verfolgte von einem Fenster ans auf das Dach geklettert, über die Dächer der Nachbarhäuser hinweggelaufen und schließlich wieder zu einem Fenstersims hinabgestiegen. Auf einer schmalen Mauerleiste eilte sie dann noch etwa 17 Meter weiter, bis sic an ein offenes Fenster gelangte, in das sie einstieg. Unter einem Tische verborgen, fanden die Konstabler ihre unge wöhnliche Beute. Das Mädchen gestand nun ein, in das Logis ihres Verlobten, eines zurzeit von Genf abwesenden Drogisten, gewaltsam eingedrungen zu sein, weil sie sich davon überzeugen wollte, ob ihr Bräutigam eine Korre spondenz mit einer anderen unterhielt, wie sie vermutete. Mit einer Brechstange hatte sie die Tür geöffnet und die Schubfächer des Schreibtisches erbrochen, doch hatte sie keine verdächtigen Briefe finden können. vTiroler „ H ü t e k i n d e r ". Mit mathematischer Genauigkeit bringen gewisse Blätter im Frühjahre oder Herbste die alte Geschichte von den Tiroler Hütekindern der schwäbischen Bauern. Man faselt da immer in ungeheuchel- ter Entrüstung von Menschen- oder Sklavenhandel, sowie von schmachvoller Ausbeutung der armen Kinder. Der Haupthieb in diesen Entrüstungsartikeln gilt natürlich der katholischen Geistlichkeit, weil sich dieselbe „erkühnt", all jährlich die Kinder armer Bauern zu sammeln mrd ihnen im Schwäbischen ehrliche Arbeit und einen nicht zu unter schätzenden Verdienst zu verschaffen. Alle in die Verhält nisse Tirols eingeweibten Kreise begrüßen diese Einrichtung als eine soziale Wohltat für das arme Bauernvolk. Von Menschen- oder Sklavenhandel, sowie von schmachvoller Ausbeutung der armen Kinder, kann, wie schon oft betont und bewiesen, keine Rede sein. Die Kinder werden mora- - llO cinem kleinen Gebüsch lies; er sich nieder nnd lehnte das Haupt an die niede ren Stämmchen. „Ach, wie das wohltut . . . nur einen Augenblick, dann gehe ich nach Hause zu meinem Weibe und bringe ihr den Fisch. Die wird sich freuen ... so ein großer, schöner Fisch . . ." Er schloß die Augen und fing mit leiser Stimme an zu beten. Er glaubte, zu Hause zu sein, in seinem Bette, und sprach das Abendgebet, wie er es von Jugend an gewöhnt war: „O mein Gott . . . ich bereue alle und legliche Sünden, die ich heute . . . und zeit meines Lebens . . . begangen habe ..." Die .Hand versuchte ein Kreuz zu schlagen, aber sie fiel matt und kraft los zurück. Ein schmerzliches Lächeln slog über das Gesicht des armen Mannes. Ein Lied aus seiner Jugendzeit, aus seiner Kindheit Tagen, zog wie ein süßer Traum durch seine Seele. Mit leiser, zitternder Stimme sang er das alte, liebe Lied, das er an seiner Mutter Seite auf einer Wallfahrt nach Einsiedeln zum ersten Male gesungen hatte: „Wo hoch im grünen Schweizertale Tie heilige Kapelle steht, Zu der bei Hellem Liederschalle, So mancher fromme Pilger geht: Da ziehen auch wir. Maria mild, Zu deinem heiligen Gnadenbild! Maria mild . . Maria mild — Du Stern im dunklen Nachtgefild . . ." Es war der Gruß der Armen, der Beglückten, an ihre Mutter, an ihre Königin! Das letzte klang nur noch wie ein Seufzer. Ein wonniges, köst liches Gefühl der Ruhe durchrieselte ihn. Es fror ihn nicht mehr, es war ihm imrm bis in die Fingerspitzen. Ei» Meer von goldenen Funken flimmerte vor seinen Angen, und er lächelte wie ein Kind. „Die Muttergottes schüttelt ihren Mantel aus," sagte er, leise wie ein Hauch. „Da fallen goldene Sterne herunter . . . goldene Sterne . . . . . . Maria mild.— Tn Stern im dunklen Nachtgefild." — Die Zunge wollte nicht mehr gehorchen, aber der Glanz vor seinen Augen wurde Heller und strahlender. Ein Windstoß fuhr über sein Gesicht. Da lächelte er. „Bist du es, Friedl, mein Kind? Deck mich zu . . . Gute Nacht!" . . . Die Hände verschlangen sich und sanken ans die Brust. Da trug der Wind laute Glockenschläge durch die Nacht . . . Mit letzter Kraft richtete sich Baste auf und lauschte. „Ach," seufzte er, „die Glocke, die Glocke ... es ist zwölf! . . . Die letzte Stunde! Ich muß ja die Stunde ausrufcn! . . . Ich bin der Wächter . . ." Und mit ganz dünner Stimme, die so spröd und zittrig klang, wie daS Zwitschern eines sterbenden Vogels, sang er nach alter, langjähriger Gewohn heit den Nachtwächterruf: „Hört ihr Leut' und laßt euch sagen: Die Glocke hat zwölf geschlagen! Wohl auf im Namen Jesu Christ. Ein neuer Tag gekommen ist. Wohl um die zwölfe: - '' ! Lobet Gott und Maria! ... / .' - 111 - Nun legte er sich wieder zurück, froh und beglückt, als ob er ein großes Werk glücklich vollendet hätte . . . Ter Schnee fiel in dichten Flocken: sie tanzten und wirbelten in der Luft und schwebten auf und nieder wie ein weicher Schleier. Am Seeufer, bei dem niederen Erlengebüsch, begann sich ein Schneehügel zu wölben. Darunter schlief der arme Baste den ewigen Schlaf. Der Himmel selber breitete mild und versöhnend seinen Weichen, Weißen Mantel über ihn aus. Im leichten Gewirbcl der Schneeflocken schritt Joseph Tafingcr dem Erlengrunde zu. Tyras, der mächtige Bernhardinerhund, lief ihm voraus. Tafingers Augen funkelten vor Zorn, er hatte am Morgen entdeckt, daß ihni abends zuvor eine Gans gestohlen worden war, und sein Verdacht fiel sogleich auf die armen Leute vom Erlengrunde. Von einer Schutzhütte, die er für die Erdarbeiter hatte errichten lassen, waren die Bretter losgerissen und entwendet worden — das hatten sicher auch die aus dem Erlengrunde getan. Hunger und Kälte hatten die Leute dazu getrieben: aber Tafinger fand keine Ent schuldigung. Hunger und Kälte hatten die Bewohner des Erlengrundes mürbe gemacht, nun wollte er zu Ende kommen. Heute sollte der letzte Schlag geführt und der Erlengrund sein eigen werden. Im weißen Duft lag das Erlental. Das Flüßchen war gefroren, die Hütten lagen still und friedlich unter ihrer weißen, schweren Hülle, Eisblumen blühten an den Fenstern. Die Dorfgasse war einsam, nur der Schnee rieselte nieder, und manch mal schüttelte ein Windstoß die Erlen, dann flog ein weißer Sprühregen durch das Tal, eine weiße, dichte Schneewolke und zerstäubte in die Höhe. Sonst war alles Leben erstorben: der Erleugrund schien tot zu sein, wie in einem bösen Zaubermärchen. Da schlug Tyras an, kurz, scl^irf, wie es seine Art war. Im Augenblicke tauchten hinter den gefrorenen Fensterscheiben bleiche Gesichter auf, und neu gierige Augen blickten auf die Gasse. „Tafinger!" erklang es da und dort, „der Bauer vom Seehofe. O weh! . . ." Tafinger ging auf eines der Häuschen zu und klopfte mit harter Faust an die Scheiben. „He da, aufgemocht!" Langsam öffnete sich das Fenster: ein struppiger Kopf fuhr heraus. „Was gibt'S?" In diesem Augenblicke flogen alle Fenster auf; jeder wollte hören, was Tafinger vorhatte, sicher nichts Gutes. Tafinger sprach so laut und gebiete risch, daß cs durch den ganzen Erlengrund schallte. „Eine Gans ist mir ge stohlen worden," sagte er. „Und die Bretter der Hütte sind auch weg. Ich will den Dieb suchen. —" „Ich bin kein Dieb!" schrie der Manu und schlug klirrend dos Fenster zu. Im nächsten Augenblicke stand er vor der Haustür, in geflickter Joppe, die Fäuste geballt. „Ich bin kein Dieb! Das laß ich mir nicht sagen — von keinem!" Tyras knurrte und zeigte die blanken Zähne. „Still, Tyras!" gebot Tafinger. „Ich habe nicht gerade dich gemeint," wandte er sich an den Mann, einen älteren Korbmacher, „aber einer aus dem Erlengrunde hat's getan, und ich muß wissen, wer's ist. Den ganzen Erlengrund werde ich durchsuchen lassen, um den Dieb ausfindig zu machen." ,