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Beilage zur Sächsischen Bolkszeitung Nr SS Sonnabend, den 8. Februar LviS abends >8. Jahrg. Die Ergebnisse der Wahlen zur Sächsischen Volkskammer. Di« Sächsische Volkskammer setzt sich zusammen au« 42 Sozialdemokraten, 15 Unabhängigen, 22 Deutschen Demokraten, 4 Mitgliedern der Deutschen volkspartet und 12 Mitgliedern der Deulschnationalen Volkrpartei. Von den 96 Sitzen der Sächsischen Velkskammer ent fallen auf den Wahlkreis Leipzig 34, auf Dresden 35 und auf Chemnitz 37. Auf die Parteien »erteilen sich die Sitze wie folgt: Wahl- Deutsch. Dtsch. Demokrat. Mehrh.« Un- kreis nat. Vp. vp. Partei Soz. nbh. Leipzig 3 — 7 4 10 Dresden 5 4 7 17 2 khemnitz 5 — 8 21 3 G« stehen demnach 57 sozialistischen 89 bürgerliche Ab geordnete gegenüber. Im alten Landtage verfügte di« Zweite Kammer über St Sitze. Sie verteilen sich wie folgt: 29 Konservative, 29 Nationalliberale, 8 Fortschrittler, 22 Mehrheit«.Sozialdemokraten, 3 Unabhängige. I» Wahlkreise Leipzig: 2. Febr. 19. Jan. Deutschnatisnal« volkspartet 73466 72 907 Deutsche demokratische Partei 1689,6 178975 Zen^»«s-Par1ei 2503 8107 MehrheitSsozlaldemokraten 95,82 127388 Unabhängige Sozialdemokraten 21544» 234942 Im Wahlkreise Dresden. 2 Febr. 19. Jan. Deutschnationale volkSpartei 119,40 120546 Deutsch« VolkSpartei 80200 96869 Deutsche demokratische Partei 164137 188028 Zentrum»-Partei 16600 16400 Mehrh.ttSsozialdemokratrn 379560 465550 UnÄhängige So,taldem»kraten 60197 4672L Im Wahlkreis» Chemnitz. 2. Febr. 19. Jan. Dentschnationale VolkSpartei 112931 117074 Deutsche demokratische Partei 173161 188876 Zentrum«-Partei 2683 8687 MehrheitSsoztaldemoKaten 416488 5,8^55 Unabhängige Sozialdemokraten 78782 66068 Die Zentrumsstimmen in den einzelnen Wahlbezirken Adorf. 0 Bautzen-Land .... . »418 Annaverg. . - 89 „ Stadt.... . 807 8» Berggießhübel.... Auerbach-Land ..... VS Bischofswerda .... . 1« . Etadt 48 Blasewitz . SS bei Zivicka» . . ü Bockwa . 4 yad Elster m. Bürenloh . 1 Bösenbrun» . 1 vad Elster lS Brambach . v Bärendorf 1 Brauna mit Rahrbach . . 28 Brunndöbra 7 Cainedorf 8 Connewitz SS Chemniy-Ktadt 723 Crimmitschau 73 Crostwitz 3,4 C»»er«dorf i. v 2 Cuunrwitz ISO Deutichbaselitz b Döbeln-Land 3 . Stadt 23 Drelden-Stadt »025 Eibenstock m. Land . . - . 8 Elsterbrrg i. B I Elstra S Falkrnstein 11 Frankeiiberg-Stadt ... 2 Freiberg 101 (Ulaubnitz . - 3 Glauchau 68 Gödlau........ 4 Gottleuba b Ärobau » Großenhain 6» Grohgrabe 5 Grumbach 1 Hammerdrücke ü Hn4lich 4 Heiner«grü» 1 Höslein 100 Hohenstein V4 „ -Ernstthal ... 7 Hobnsiein <E. Schw.) ... 3 Horka 104 Jcmer Ü7 Jesau » Jocketa 3 Kamenz-Stadt S50 Kaschwitz 23 Kleinhänchen « Klingenthal «4 Königsbrück 23 Königiiei» 3 Kriepitz IS LangburkerSdors. . - . . 2 Lehndori 97 Leipzig-Stadt 24SS Leubnitz S , »Necwnra .... 1 Löbau-Land 77 . Stadt 73 Loschwitz 59 Marieney 1 Markneukirchen. . . - . . 3 Meerane 3 Meißen 2v« Miltitz 118 Mittweida 2S Mühlhause» 1 Naußlitz 7« Nebel'chütz 127 Neustadt i, Sa 7 Niederhnßlau S Niedervlauitz 1 > Nuiknitz 26 Oderlichtenau 1 Oberplanitz 1 Olsnitz i. E ÜI OlSnitz i. B 42 Olbernhau 2 Ostro Ibs Oßling 1 Pantztzwitz und Kuckau . . 4L0 PiSIolvitz 78 Pirna 2o3 Plauen i. V SSO Pristitz ........ 3 Pulsnitz-Stadt 8 Nückelwitz 2l4 Radeberg 171 Radebeul - - . 84 Ralbitz 119 Rehnsdorf 2 Reichcnbach i, B 70 Reinsdorf 2 Nodewüch 4 Rosenthal 7L Säuritz 37 Erbnitz 97 Schedewitz 29 KchirgiSwalde 1048 bchmeckimtz 73 Schmorlitz-La«ke..... 108 Schönbrunn 2 Schöneck 2 Schwarzenberg 17 Schwosdorf 7 Etöckigt 2 Snadberg - 2 Tirpersdorf 3 Trado ........ 3 Untersachsenberg 8 Bogeldgrün 2 Waldheim 10 Weißbuch bei Kamenz. . . 1 Weißer Hirsch II Wendischbaselitz 110 Werdau «Land 68 „ Stadt ..... V7 Wiesa 4 Wilkau 2 WolfSpfütz 7 Wurzen 31 Zerna mit Gränze .... 10b Zittau-Land 6007 . Stadt dkl Zschopau ö Zschorau 4 Zwickau 30S Lifte der Abgeordnete» zur sächsischen Volkskammer. Die am 2. Februar 1919 gewählte sächsische Volks kammer wird nach den bisherigen Ermittlungen folgende Zusammensetzung zeigen: Deutschuationale BelkSpartci: LandgerichtSdirektor Dr. Eduard Wagner, Dresden, Fubtikdireklor Johannes Hofmann, Meißen, Stadlrat Oswin Schmidt, Irnberg, Fabrikdirektor Max Lehnig, Niederlößnitz, Kaufmann Max Otto Ziller, Dresden, Geschäftsführer des deutschnationalen HandlungSgehilfcn- Verbande« Georg Brost, Leipzig, Direktor Erich Rammelsbcrg, Wurzen, Universitätsprofefsor Dr. Rendtorff, Leipzig. Justizrat Moritz Beutler, Rechtsanwalt, Chemnitz, Dr. Emil Engelmann, Geweibekammersyndikus, Plauen. Arno Leithold, Gutsbesitzer. Tettau (Bez. Chemnitz), Dr. Curt Harter, Oekonomierat, Neudörfchen b. Mitlweida, Dr.-Jng. August Eckardt, Bergdireklor, Zwickau. Deutsche Volkspartei: Oberbürgermeister Bernhard Blüher, Dresden, Staatsminister a. D. Dr. Walter Koch, Dresden, Rechtsanwalt Dr. Fritz Kaiser, Dresden, Fabrikbesitzer Konrad Niethammer, Kriebstein i. Sa. Deutsche Demokratische Pa tei: Prof. Dr. med. Heinrich Kraft, Dresden, Stadtrat Emil Schwager, Zitiau, Seminaroberlehrcr Prof. Otto Koch, Dresden, Priv. Kaufmann Karl August Richard Hartman«, Bautzen. Ehefrau Julie Salinger, Dresden, Pastor Eduard Hermann KruSpe, Meißen, Ministerialsekretär Georg Schulze. Hellcrau-DreSdcn, Staatsminister Emil Nitzschke, Kaufmann, Leutzsch b. Leipz. Lehrer Bernhard Claus, Leipzig-Lindenau, Fabrikbesitzer Heinrich Beda, Wurzen, Direktor Paul Jochen, Roßwein, Professor Dr. Hermann Barge, Leipzig, Verleger Dr Peter Rein hold, Leipzig, Dr. E. Menke Glückert, Gaschwitz bei Leipzig, Kaufmann Oskar Günther, Plauen t. V., Fabrikant Albert Po fern, Meerane t. Sa., Kaufmann Max Langhammer, Chemnitz, Seminaroberlehrcr Prof Dr.phil. Reinhard Dietel, Zwickau, Bürgermeister Dr. Friedrich Roth, Burgstädt i. Sa., GcwerklchaftSsekretär Ernst Weiß, Albcrnau b. Aue t. Erzg., Oberlehrer Hermann Schiersand, Chemnitz, Handlungsgehülfe Erich Klühs, Falkenstein i. V. Mehrheitssozialiste«: Vorsitzender der Ortskrankenkasse Karl Julius Fräßdors, Dresden, Geschäftsführer Karl Sindermann, Dresden, Geschäftsführer Otto Echerssig, Meißen, LandeSparteisekretär Otlo Uhlig, Leubnitz-Neuostra, Gewerkschaftsbeamter Albert Schwarz, Mügeln, Redakteur Emil Nitz sche, Dresden, Gewerkschaftsbeamter Gustav Hermenn Linke, Pulsnitz, Bezirksleiter Robert Wirth, Dresden, Schuhmachermeister Friedrich Oskar Günther, Pulsnitz, BezirkSparteisekrrtär Otto Kühn, Dresden, GewerkschaflSangestellter Gustav Zwahr, NeugerSdorf, Gewerkschaftsbeamter Gustav Neurtng, Dresden, ^ Lehrer Arthur Arzt, Dresden, Gewerkschaftsangestellter Bruno Kirchhof, Dresden, Geschäftsführer Otto Schembor, Zittau, Geschäftsführer Julius Eggert. Dresden, Berbandsgeschäftsfuhrer Gustav Wilhelm Güldner, Meißen, Stadtrat Heinrich Lange, Leipzig, Filialleiter Ernst Möller, Leipzig-Schönefeld, Redakteur Rick.ard Jllge, Leipzig-Neustadt, Expedient Ernst Grenz, Lcipzig-Lchönefeld, Buchhändler Albin Lag^:, Chemnitz, Matertalmarenhändler Ernst Castan, Chemnitz, Gewcrkschaftssekreläe Max Heldt, Chemnitz, Kassierer Bruno Mchnert, Chemnitz, Drei graue Reiter. Mn Roman in Feldpostbriefen von Ännh Wothe. ^wsriksoisokv» Oapviiebt 1SI7 dv N«<bn,ck verbot-». - Oaipei». (42. Fortsetzung.) Ich kenn mich wirklich nicht mehr aus. Es ist albern, zu glauben, Heide könnte Ihre Auserwählte sein. Das koinnrt bei deni ewigen Herumsuchen zutage. Ganz närrisch kann man dabei werden. Wissen Sie was, lieber Herr Eversen? Wir wollen nicht mehr von Ihrem Blondkopf reden, wenn Sie mir doch den Namen nicht nennen wollen. Das halte ich nämlich einfach nicht aus. «Ist die neugierig," werden Sie sagen. Nein, vwhr und wahrhaftig nicht. Es ist etnws anderes. Beschreiben kann ich es aber nicht. — Ich war zwei Tage auf dem Hndhof. Das war wieder zu schön. Wie mich Frau Margret verwöhnt l>at, das glau ben Sie nicht. Immerzu frische Eier. Ich wollte sie gar nicht. Ich meinte, es wäre Sünde in der jetzigen Zeit. Ihre Fran Mutter aber behauptete, ein so armes kleines Küken wie mich, müsse man Pflegen, damit es wieder rote Backen bekommt, und für die Lazarette blieben auch noch genug Eier übrig. Nun habe ich auch schon keine' roten Backen mehr. Man wird alt und häßlich. Lachen und Weinen sind bei mir jetzt immer in einem Sack. Wäre» Sie doch hier »nd wir könnten mal über die Heide reiten. Ost wache ich des Nachts ans und sehe dann immer Regen, der wie Blut rieselt. Die drei grauen Reiter jagen in ihm über das Feld, Kanonen brüllen, und wild tobt die Schlacht. Dann wird mir bange »in Sic, »nd ich bete für meine drei Granen, daß Gotte sic behüten möge. Wie Vögel steigen meine Träume auf und flattern hin- ans in die fomtweicksc, tiefschwarze Nacht. Möchten sie zu Ihnen gelangen, meine Träume, wie ein frommer Wunsch, der Sie schützt in Gefahr. Aus Erika habe ich einen Kranz im Heidhof gewunden lind ihn auf den Grabhügel Ihres Vaters gelegt, als Gruß von seinein Heldensohn in Feindesland. Und denken Sie mal, wie ich auf den Kranz herniedersehe, da leuchtet plötzlich aus dem Gewinde ein Stengel weiße Erika auf. In Ge- danken muß ich ihn mit eingewnnd«» haben. Ich war ganz starr, denn die lneiße Erika ist selten, und wer sie findet — der wird noch im selben Jahre Braut. Ich will gar nicht! Wer wird denn auch so dumm sein, mich zu nehmen? Ich täte es nicht I Frau Margret sagt, die Weiße Erika finden nur Sonn tagskinder. Ich bin keinsl Dolf, der Bengel, ist in Brüssel gewesen. Er hat mir ein feines Spitzendeckchen geschickt, das er dort erstand, „für meine künftige Wirtsäzaft", wie er sagt. Der hat 'ne Ahnung! Ich heirate ganz gewiß nicht! Ich will sie Ihrer „Blonden" zur Hochzeit schenken, damit auch Sie sich daran freuen können. Es ist so still auf der Heide. Nur von der Tenne tönt der Ruf der Drescher. Korn gibt es in Fülle. Golden und schwer war die köstliche Frucht. Vatting sagt „Lebensbrot"! Das brauchen wir jetzt. Im Torf haben die Frauen unter Vattings Anleitung jedes Fleckchen Erde bebaut. Nun können sie ernten für den Winter. Wir haben alle geholfen. Ich habe nie gewußt, welcher Segen auf der Arbeit des Landmannes ruht. Anshungcrn kann man uns nicht, denn wie die Soldaten draußen im Feld, so stehen hier die deut schen Frauen fest und unerschütterlich, ein einziges, mäch tiges, tatkräftiges Heer. Wie ist die Zeit schwer und doch so groß und herrlich, daß man jauchzen könnte, in ihr stehen zu dürfen. Bald zieht nun die Heide ihr Goldkleid an mit grünen Samtbändern und vielen Kanten von Pnrpnrrot. Wie Korallcn leuchtet es schon hier und da. Morgens verhüllen Nebelschleier das Prunkende Gewand. Wenn die Sonn« di« Schleier bebt, dann funkelt es wie von tausend Diamanten und Perlen, und ich muß denken, cs sind all die Tränen, die geweint werden uni die, da draußen für uns sterben. Dann muh ich auch weinen, und möchte doch so gern lachen und fröhlich sein. Mit herzlichem Gruß Ute von Pleffen. * -8 Oberleutnant Gisbert Jansen an Heid« von Plessen. Vor Verdun, am 2. September 1916. Heide! Lange habe ich mit mir gerungen. Nun drückt mir d itz Schicksal doch die Feder in die Hand, um Dir noch ein mal zu -chrciben. Ein schwerer, ein entsetzlicher Tag liegt hinter mir. Der ganze Himinel Iahte in Flammen. Eine Hölle schien entfacht, und ringsum sah ich sie fallen, die mit mir gekämpft und gelitten hatten. Zersetzt, verbrannt, verschüttet lagen -ie Kameraden. Manche mit lächelndem Mund, viele mit der- zerrtem, gnalvollcm Angesicht. Andere ernst, ehern im ewigen Schweigen. Mein Herz brannte in tiefem Weh, uv» plötzlich dachte ich an Dich, Heide! Ich barg mich dann in meinen Unterstand, einen Augenblick Atem zu schöpfen, und mir war, als spürte ich mein nahes Ende. Und ich wurde mir bewußt, ich dürfe nicht so ans der Welt gehen, nicht von Dir in, Groll scheiden, und ich dachte nur immer, du mußt ihr schreiben, ehe etz zu spät ist. Und wie ich noch sann, schlug plötzlich eine Granate in unseren Graben. Wie alles gekommen, weiß ich nicht, aber ich flog durch die Tür des Unterstände? plötzlich in-! Freie, wo ich bewußt los lieaen blieb. Als ich erwachte, gewahrte ich doll Schrecken, daß die Granate unseren Unterstand vermauert hatte. Ties, tief im Gestern die Kameraden verschüttet, vielleicht lebendig begraben, die noch vor kurzem so froh gesungen: „In der Heimat, da gibt's ein Wiedersehns