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briLerrialtun^ unü Minen Ser Am Eine Weihnachtsskizze von Franz de Paula Rost. Ans. meinem Wege znm Mittagstische bemerkte ich einen gntg-ekleidcicn Herrn ohne Manlel. Es ,var Mitte Februar und kurz noch großer Kalte, die Witterung nasskalt, neblig, un freundlich, tückisch. Was konnte ein offenbar leiblich gestelltes Wese» bewege» in diesem gefährlichen Weller ohne Mantel durch die Stakt zu gehen? „Er ivird ihn ausbcssern lassen", sagte ick mir und ging ohne Zucken vorüber. Aber auch am folgenden Tage bemerkte ich den Herrn rhne Mantel. Ich betrachtete ihn genauer. Er ivar ziemlich gross, etwa Fahre alt. von auffallend bleicher Farbe, das magere Gesicht umrahmte ein dichte« schwarzer Backenbart. Scheinbar gleichgültig eilte ich an ihm vorbei, aber meine Teil nahme war erwacht, und zwischendurch am Tage erinnerte ich mich seiner einige Male. Die Woche» schwanden. Neue Ereignisse überschatteten schnell das kleine Erlebnis. Eine Episode wurde vergessen, wie so vieles frisches Leben vergessen ivivd, das hundertfältig an uns vorübcrrollt. Am Weihnachtsabend des gleichen Jahres tresfe ich unterm Brandenburger Tor meinen Freu»-, den ich mehrere Wochen lang nicht gesehen hatte. Wir wechseln einige Worte. Plötzlich greift Emil an den Hut. Ich wende den Kopf. „Der Mann ohne Mantel!" rufe ich unwillkürlich. Der Fremde von damals geht drüben, diesmal im Mantel. Er bemerkt uns nicht. Bei nahe noch bleicher, noch elender scheint er auszusehen. „Kennst du ihn?" fragt Emil. — „Nein — das nicht — aber—" „Was aber!? Erzähle, erzähle!!" Ich teilte ihm meine damalige Beobachtung mit. „Glaube mir", schließe ich meine karge Mitteilung, „ich habe mich ein t>aar Tage ehrlich gequält. Nun sage bloß, was hat es mit dem Mantel auf sich. Und was für ei» sonderbarer Mensch ist das?" „Ein sonderbarer Mensch? Ein Esel! Ein Narr!" ruft Emil in seiner mir vertranten rück sichtslosen Heiterkeit ans. „Aber urteile doch selber!" Wir gehen langsam inmitten der Linden. „Hinrich Klaas, so heißt dein Fremdling, bekleidete hier in Berlin eine beschei dene Stellung. Sein Verdienst ist so mäßig, daß er mit allen notnvndigen Ausgaben für Monate im voraus zu rechnen hat. Dabei hat er eine sehr schwächliche Gesundheit, seine Lunge gibt zu dauernden Besorgnisse» Anlaß. Stelle dir nun vor. dieser Hinrich Klaas spart sich seit Mo rale» von seinen paar Groschen zusammen, um sich zu Weihnach- tr» einen neuen Mantel zu Hansen. Denn den alten — den hallest du mal sehen müssen! Er ftmri und spart, es gelingt ihm wirklich, »ennzig Mark zusammenzukratzen. Er kaust in der Tal kurz vor Weihnachten einen neuen Mantel. Ec er übrigt dabei sogar noch zehn oder fünfzehn Mark. Er ist glück lich. Um ihn vollliommen selig zu mache», schickt ihm gleichzei tig einer seiner Onkel — der Kerl ist sehr reich und könnt« ganz anders für ihn sorgen — schickt ihm einen recht gut erl-al- tenen Anzug, den er selber irgendeiner Laune halber nicht mehr tragen will. Den Himmel voller Geigen beschließt Hinrich Klaas, von dem Ersparten und dem Rest seines Monatsgehaltes sich eine kleine Wanderung zu leisten, wenn's endlich recht winterlich ist. Er führt also Ende Januar in die Gegend von Neustrelitz und genießt ein zwar Tage lang die umliegenden schönen Wälder. Am Nachmittag des letzten Urlonbstages ist er ans dem Rück wege. Ringsum liegt alles einsam und berückend schön. Die Gewässer sind von Frost gelähmt, die Seen tobesstarr. Eisig ist die Luft. Erde und Schnee, alles schreit und klirrt bei seinen Schritten. Dumpf krachi es fern und nah von fallende» Aesten, die der Frost zerbrach. Er hat uns erzählt, wie sein Herz sich weitete, er erzählt, er schwärmt noch jetzt immer von dem wun dervollen Wmterland. Hinrich Klaas l>at noch z>vci Stunden bis zum Bahnhof zu wandern. Langsam zieht die schweigende Natur an ihm vor über. Immer neue Schönheit entdeckt sein trunkenes Auge. Plötzlich sieht er im Grabe» drüben etwas Dunkles sich regen, das nicht ln die winlerliche Einsamkeit gehört. Er geht darauf zu. Was ist's? Eiu Bettler, ei» elender Landstreicher, -liegt da und schnarcht. Fuselduust steigt von ihm ans, die leere Pulle liegt ein paar Schritte weiter. Er rüttelt den Kerl. Der schläft und schnarcht, und nichts i» der Welt kan» ihn beivege». zu er wachen. Hinrich Klaas, der gute Essl ist ratlos. Ec weiß, daß Stunde», Tage vergehen können, ehe hier wieder Menschen vor überkommen. Er weiß, daß er den Kerl unmöglich auch »nr eine h«ll>e Stunde weit würde tragen können, er weiß aber Mml Ich klopfe an zum heiligen Advent Und stehe vor der Tür! O selig, wer des Hirten Stimme kenni Und eilt und öffnet mir. Ich werde Nachtmahl mit Ihm halte». Ihm Gnade spenden. Licht entfalten, Der ganze Himmel wird ihm aufgeta». Ich klopfe an. Ich klopfe an. da draußen ist's so kalt In dieser Winterzeit; Von Eise starrt der finstere Taii»enivald, Die Welt ist eingeschneit; Auch Menschenherzcn sind gefroren. Ich stehe vor verschlossenen Toren. Wo ist ein Herz den Heiland zu cmpfah»? Ich klopfe an. Ich Klopse a»; sprich nicht: cs ist der Wind, Er rauscht im dürren Laub; — Dein Heiland ist's, dein Herr, dein Gott, mein Kind, O stelle dich nicht taub! Jetzt komm ich »och im sausten Sausen, Doch bald vielleicht i» Sturmesbrausen, O glaub, cs ist kein eitler Kinderwahn; Ich klopfe an. Ich klopfe a», jetzt bin ich »och dein Gast Und steh vor deiner Tür, Einst Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast, Dan» klopfest du bei mir; Wer hier getan »ach meinem Worte, Dem öffn' ich dort die Friedensnsorte. Wer mich verstieß, dem wird nicht aufgetan; Ich Klopse an. Karl Gerock. auch, daß dieser Betller, seinem Schicksal überlasse», in ivenige» Stunden erfrieren muß. Das alles weiß Hinrich Klaas. lind ivas tut Hinrich Klaas? Er zieht seinen warmen Mantel aus -und legt ihn sorglich über den Trunkenbold. Dann rennt und jagt er mit rasendem Herzen und japsendem Atem zum Bahnhof. ' Beispiellos erschöpft langt er nach einer Stunde an. Keuchend und stoßweise, nach Atem ringend, erzählt er. Die Leute. Ausflügler, Bauer» und Mägde schare» sich um ihn. Einige wundern sich. Andere schütteln den Kopf. Einige lachen. Ein elender Bettler. Ei» Lump! Solcher Hetzjagd wert? Endlich finden sich ein paar Bauern in behäbiger Ruhe bereit, hinaus- znziehen und den Kerl zu holen. Aufgeregt, mit öurchrüttelte», lanmeliidci, Sinnen vergißt Klaas Mantel. Kälte — alles rings um. Der Zug läuft ein. Er steigt in den eisigen Wagen und fährt »ach Berlin zurück. Mit Schüttelfrost kommt er zu Hanse an, aber ein heißes Bad und ein totenähnlicher Schlaf reißen ihn für den nächsten Tag wieder zusammen. Bei AiispmunmE aller Energie geht er noch ein paar Tage ohne Manlel zur Ar« beit. Das gibt ihm den Nest. Er bricht zusammen. Lungen entzündung, natürlich! Monate 'lang liegt er zwischen Leben und Tod. Ein Wunder, daß er »och lebt!" Emil nnlerbrichl sich. „Welche Narrhcil! Es erbitten mich «nss neue", bricht er dann auf. „Schwächüch. kränklich, mittel los! — Tor! — Esel! Eines solchen Stromers wegen — sage mir. heißt das nicht »»sittlich gegen sick seiest?" Ich frage: „Und der Manlel?" — „Der Manlel? Den hatte er gehabt." — Ich sehe Emil an. „Na. die Dauern haben den Halunken natürlich gesunden, inttgeschicppt und sogar ge wärmt und gepflegt. Dann ist er fortgezoge» und der Mantel mit ihm. Weiß der Teufel, wohin! Mil Hängen uns Würgen hat dann Klaas von seinem entzückende» Onkel eine» abgeleg ten alten bekommen. — Nun — du sagst ja gar nicht?" — Ich reiche Emi! die Hand: „Sage mir »och. wo wohn! der — wo wohnt dieser Hinrich Klaas?" — „Tnrmslraße 17. Gar tenhaus, vier Treppe», bei Wagner. Bist du nun zufrieden, Weltverbesserer? Gehe nur und grüble nicht. Du änderst sie nicht, diese Welk. Du änderst sie doch nicht!" — Ich gehe die Linden zurück. Das Leben drängt gedämpft an mir vorüber. Glackcnklang läutet durch meine Seele. Er teilte de» Mantel nicht, er gab ihn ganz. Seine Einfalt sah nicht den lauernden Tod. und den Fluch des Narrentums »ah» sie un bedenklich ans sich. Wohl uns, wenn wir noch rechte Narren sein können! Was wir dem Geringsten nnier uns getan Möchten wir alle doch Gnade finden vor denen, die an uns vor überschreiten! Ich trete in einige Läden und kaufe gute Sachen, so weil die Börse reicht. Das Päckchen gebe ick mit der Adresse dein nächsten Dicnstmanne. O du selige Weihnachtszett! Wckm Bon De. W illn Oese r. Wieder beweg! zur Weihnachtszeit die Eltern die bange Frage, welche Gaben sie ihren Kinder» unler den Weihnnchls- bauni legen sollen. Der allgemeine Geldmangel wird sie vor allen Dinge» ans p r akti s ch e Gegenstände Hinweise» Aber irgend eine kleine lleberraschung muß doch das Christkind noch beschere». Ta ivird das Buch wohl ein schönes und — bei guter Wahl — auch nutzbringendes Angebinde sein. Aber nicht -,örs Kin sindei seine Freude am Lese»; gar manches sucht einen ,n ilnn lebendigen Tätigkeitsirieb in selbständiger Arbeit m besriedP»» Die Art nun dieses Betatignngswiliens des Kindes oe-mae nun den Eltern deutliche Hinweise zu geben, wo sie dessen eigent liche Befähigung zu suchen haben. Leider ist nun die Entwick lung dieser kindlichen Anlage nicht mehr mit jener Freiheit und zeitlichen Gernnwiglieit ansznwerlen. wie dies i» vergangenen Jahrhunderte» der Falt war. Da kam der Knabe os! schon in frühester Jugend in die Werkstatt seines Baiers oder zu einem anderen Ale ist er des Faches, zu dem er Neigung bezeugte. Von Jugend an also übten sich die kleinen beweglichen Hände >n der Arbeit, die später das tägliche Brot verdienen sollten. Heute überwuchert das ABC der Schule diese erste Entwicklnngs- Periode, die den Handwerkern einst ihre große Meiste, ichajl sicherte. Und inan Klage nicht darüber, daß diese Kinder all'u- früh hätten „arbeiten" müssen; der Zwang der Schule, die schlechte Lust der Klassenzimmer lastet aus viele» Kindergemü- lern ebenso schwer wie jede andere Arbeit. Die Neigung des Kindes kämpft wohl — zuwal bei besonders ausgeprägte'. Be gabung — stetig uni Gclinng. Die einzige freie Möglichkeit aber, sich schon früh einigermaßen nach Wunsch zu betätigen, sindei cs meistens im Spielzeug. Wie oft aber zerstöre» die Ellern unbarmherzig und verständnislos die zarie» Keime die hier zur späleren beruflichen Wahl des Kindes gelegt werden Sie mlMM Seele Lin Märchen von Philipp Huppert. Einstmals hatte Prinz Euphonion furchtbare Lang,veile und quälte seine Räte bis zur Verziveiflung mit unnützen Din gen. Am liebsten hätten sie ihre Stellung verlasse»; aber da sie Familien hatten und auf den Prinzen angewiesen ivare», muß ten sie aushalten. Eines Tages überlegten sie wieder lange, wie sie den Prinzen am besten unterhalten könnten nnd be schlossen einen Mummenschanz, -und jeder zog hierzu die Kleider an. die zum Wesen seiner Seele paßten. Der Prinz war als Harlekin verkleidet, da er meinte, dieses buntscheckige Gewand sei so recht angetan, seine tausenderlei Empfindungen znm Aus druck zu bringen. Und in der Tat paßten die farbenfrohe» Lap pen zu seinem unsteten Gebaren. Wie ein schillernder Schniel- teriing flatterte er durch den Reigen der Mädchen, der gleich einem Bl'üt-enkranz des übermütige» Frühlings nnznschanen ivar. Er ergötzte sich an dem Gewand der einen, an der Schleife der anderen, an dem lachenden Kirsch», und einer dritten und an den schelmischen Blicken der vielen Lenzmädchen. Die Herrn tragen meist ernste Kleider. Manche Ritterrüstung und manches Könlgsg-ewand sprach von dem inneren Streben dieser Männer am Hof. Der Traum ihrer Seele leuchtete für einen Abend ans und Prinz Euphonion empfahl sich mit spöttischen Worten man chem Abenüfürsten als Hofnarr. Als Euphonion der Narr mit übermütigem knabenhaftem Lachen die wogenden Reihen durchsprungcn hatte, entdeckte er n„ einem Winkel ein einsam sitzendes Mädchen. Sie war als Blumeuverkäufenn gewandei und hatte ein Körblein voll duf tender Blüten neben sich stehen. Sinnen-verloren schaute sie in das bunte Getriebe, als fragte sie sich nach dem Wozu der Rarre- lteien. Unbemerkt pürschte sich Euphonion an sie heran nnd sah bewundernd nach ihr. deren Augen taufrischen Veilchen glichen, deren Wangen wie Lilien schimmerten und.deren Mund rosen- strrben glühte. Und der vermummte Prinz dachte: „O könntest du mir die Veilchen aus ihren Augen mit einen, lieben Blick pflücken, die Lilienivangcn zart streicheln und die Mundrose 'küssen, ach. nur einmal." Der Zau'berreiz machte ihn nachdcnk- !lich, und er ivar von tiefer Andacht erfüllt, als stände er vor einZTtn rätselvollen Wunder. Er nahte sich ihr wie ein Bitten der nnd >da fuhr das Mädchen erschreckt auf. „Worum sihst du hier so einsam, schönes Kind, Kamm mit in den heiteren Gar- len. Da stehen viel schöne Menschenblumen, und du sollst ihre Königin sein." „Ach Rarr, du mußt anders scherzen, so gefällst du mir nicht." Wehmut glntete ans ihren Anaen. -..Ich bin eben nur ein kleiner Narr und habe wenig Glück bei dir mit meinem Scherz." „Dann werde doch ein großer Narr", lächelte das Blumenmädchen. Enphanion sah sinnend nieder. „Wir Menschen sind oft 'Narren, und das Leben machen wir znm Scherz, den wir bereuen, weil man ihn falsch verstand. Wer versteht heute »och heiter zu leben?" Ans dem Gesicht Enpho- »iens spiegelte sich seine Seclengual und innere Zerrissenheit. „O. wenn der Scherz wie eine Quelle aus der Seele springt, ist er hell -und klar und leuchtet in dem Lcvensflnß. Freilich muß man eine Seele haben, aus der alles rein nnd heiter fließt. Aber die Seele ist bei den Mensclirn rar geworden. In der Jugend steht sie wie reines geschliffenes Kristall in »ns und wir heben sie kindlich fromm zur Höhe, daß Himmelstau in sie falle. Und wenn wir -an» in das Leben stürme», hatten wir sie unachtsam. Der Himmelslan gehl, verschüttet und an mancher rauhen Kante stoßen wir an. daß das Glas zerbricht. Und gar manchem bricht die ganze Seele entzwei und -die Scherben falle» in einen dunk len Winkel." Verwundert lauschte der Prinz de» ernsten Wor ten, -die mit dem fernen Lärm in dem Saal sich wunderbar misch ten. „Mädchen, du hast mehr Geist, als ich bei dir vornuiieic. Sag mir -doch mal. was für eine sonderbare Seele ich habe. Da mein Scherz dir nicht gefällt, muß meine Seele wohl einen Sprung haben." Mitleidsvoll sah das Blumenmädchen den noch l>alb von Lust gefangenen Prinzen an. .Mürrischer Euphonion, du hast dir die Seele ganz zerdrochen und hast sie -verloren. Du schöpfst in dich Tan, der stets versickert. Dir fehlt die Seele. Ich gebe dir den. guten Rat. sic suchen zu gehen, damit du nicht nutzlos lebst." Der Jüngling bedeckte mit seinen .Händen das Gesicht vor Schani, denn er fühlte plötzlich, daß das Mädcben die Wahrheit sprach. SckmerzersüIIt brach er ohnmächtig aus einen Sessel nieder. Die Fremde küßte ihm gütig die Stirne lind verschwand. Indessen hatte man den Prinzen lange in dem Trubel vermißt und ivar ans die Suche nach ihm gegangen. Und als man den närrische» Euphonion ohnmächtig fand, hatte das frohe Fest ein Ende. * Der Prinz sag schon lagelnng in Fieberschauern und redete irr von einem schönen Mädchen und von der zerbrochenen Seele. Doch niemand verstand ihn. Ratlos umstanden die klugen Räte und weisen Aerzte sein Lager. Und als er liuincr ivieder nur von der zerbrochenen Seele sprach, -meinte ein dicker Hosrai, »mn müsse einmal die Philosophen beklagen, da diese von sol chen Dingen am 'Meisten verständen. Aber -auch die berühmten Welt-gelehrten konnten das Rätsel nicht lösen. Sie ivnßlen wohl um die Seele, jedoch l-atten sie nie gehört, daß sic auch zerbre chen könne. Eines Tages berieten wiederum die weise» .Herren und geriete» um die Wissenschaft so laut i» Streit daß Enplw nion nach dem langen Schlaf erwachte und staunend um sich sah. Der Lärm verstummte. Lächelnd hob der Prün-, de» Kops ans den seidenen Kissen und strich sich mit der Hand das ver wirrte Blondhaar aus dem Gesicht. „Was fleht ihr da und lauscht mir niÄiien Traum ans der Seele? Ach. ich habe ja keine Seele. Geht ihr törichten Diener, gehl. Auch ich weide gehen und mir die Seele suchen." Kopfschüttelnd schlichen sich die Räte. Aerzte und die Philosophen fort. Sinnend lag der Prinz und überdachte sein Eriebnis mit dem Mädchen. Und als der Tag anbrach, war Euphonion ans dem Schloß ver schwunden. Das Morgengold lag über den Bergen und brach sich i.in- sendsarbig in dein Tan. der mild die Aach! ans die Erde zur Labung gcwarfeu hatte. Die 'Natur irrig ein Geschmeide, wie »och Heines der Prinz trotz aller Pracht in den Schlössern ge sehen hatte. Als er so einsam voll Verwunderung über die Schönheit durch das Tal dahingmg, begegnete ihn, ein altes Männlein, das im Walde Pilze such!«. Da Euphonion von der kurzen Wanderung sehr -müde ivar und auch nicht wußte, wohin der Weg führe, fragte er den Alten, wo es Seelen gebe. „Ei, ei", lachte das Männlein, „du Iiommst woh! ans dee Stadl? Dari gibt cs Heine rechten Seelen. Ja. wenn du mit wir Pilze suchen willst und mich begleitest, verschaffe ick dir die Seele." Der Prinz überlegte zuerst lange denn wozu sollte er dem Alte» Hel sen Piize sammeln. Dann bot er ihm ein güldenes Keltiei» an. das wie die Morgensonne leuchtete und sprach. „Gewiß kommst du um deinen Verdienst, wenn du keine Pilze suche!, kannst, doch ich will dich mit dieser Kette lohnen, wenn du mich gleich dahin führst, wa die Seele» zu finden sind." Aergeriich sah ihn der Greis an. „Wirf dieses Tenseisgold von dir, denn auch die ses hat dir die Seele geraubt." Der Prinz betrachtete mißiranisch die Kette und dann den Atten. Heimlich steck!« er das Kleinod ivieder !„ die Tasche. »Rn», so will ich einige Stunde» opfern und dir bei deiner Arbeit helfen. Euphonion ivar gewöhnt, stete bedient z» werden und ruhte bald ermüdet auf einen, Baum stnmpj ans. Lächelnd schaute der fleißige Alle zu ihm herübe nnd kam zk dem Erschöpften erst zurück, als die Sonne schon um den Berg herum geivanderl ivar. „'Nun komm mit in meine Hütte." Rüstig schritt der Mann vor ihm ans. „Wo finde ich aber die Seele?" frag ihn niedergeschlagen der Prinz. Schel misch sah ihn das Männlein an. „Du mußt Geduld haben. lie ber Freund, aber heute bist du ein gut Stück Weges aas sie zu gewandert." Der Jüngling schüttelte den Kops, denn -er verstand di Rede des Alten nicht. Inzwischen war die Rachi niedcrgesnnke, und der einsame Waidbewohncr'richieie dem Prinzen in seine, Hütte eine Lagerstatt ans Streck z». Enphonio» mard es „„>