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Sächsische Volkszeitung : 02.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192512025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19251202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19251202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-02
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.12.1925
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Sozialpolitische AmsHa klii mber Ilobebomler Im» 88. Jahrestage des Hinscheidens Avals Kolpings von Th. Hürth. Generalpräses Nderragenden VeSeutung Adolf Kolpings für die gegenwärtige Überragenden Bedeutung Avals Kolpings für die gegnwärtige Zeit und der Heilung ihrer Schäden so ausgedrängt wie auf dem Katholikentage in Stuttgart. Als dort aus beredtem Munde die Schäden der Zeit ausgedeckt und immer wieder die katholisch: Liede als das einzige wirksame Heilmittel angegeben wurde, hätte ich oft dazwischenrusen mögen: „Katholisches Deutschland, hast du -einen Adolf Kolping vergessen, deinen von Galt ge sandten Apostel der sozialen katholischen Liebe!" Wie kaum «in anderer hat dieser Mann mit genialem Blick die sozialen Schäden der Zeit erkannt, ihre Ursachen aufgedeckt, ihre Ent wicklung vorausgesehen, dir heilenden Mittel nicht nur ange geben. sondern tatkräftig angewandt. Wenn die Vorsehung Got- »es in den Zeiten gefahrvoller Verwicklungen und Entwicklun gen immer wieder große Seelen, Männer oder Frauen, erweckte, di« der irrenden Menschheit zum Wegweiser wurden, so muß man geradezu von vornherein annehmen, daß in unserem Jahrhundert schwerster sozialer Leiden und Kämpfe, wo tiefgehendste Irrungen das Fundament der Gesellschaft, die Familie zerwühlen, Apostel der Familie und echten sozialen Wirkens erstehen werden. Gott hat solche Männer erweckt, und von ihnen einer ist unser Adolf Kolping. Man kennt ihn als den Gesellenvater, aber er ist mehr als das. Vielen ist er leider ein Unbekannter. Es bedarf eines gewissen Zeitabstandes, um im Menschenleben über- Haupt, besonders aber führender Geister, die in ihren Werken noch sortleben und wirken, die Pläne und Absichten einer nach bestimmten Zielen bewußt arbeitenden Vorsehung zu erkennen. So läßt nunmehr, wo am 4. Dezember dieses Jahres der 60. Jahrestag des Heimganges Adolf Kolpings fällt, ein Ueber- biick über dieses großen Mannes Werden und Wirken die Ueber- zeugung erstarken, daß wir in Kolping und seinem Werk das Walten der Vorsehung anerkennen müssen. Schritt für Schritt «nd Zug um Zug können wir das zielbewußte Arbeiten der Vor. sehung verfolgen, die einen Apostel des IS. und 20. Jahrhunderts herandilden und führen wollte. Kolpings ganzer Werdegang, seine Familie in ihren religi ösen und wirtsäiaftlichen Verhältnissen, seine Wanderung — so möchte man sagen — durch die verschiedensten sozialen Volks schichten, angesangen vom Tagelöhnerleben des Elternhauses über den Handwerksburschen, den Gymnasiasten und Universi tätsstudenten bis zum Priester, sein- geistige Förderung in der für ihn nach Lag« der Zeit allein geeigneten Universität Mün chen mit ihrem damals einzigartigen Prosessorenkollegium, seine körperliche und geistige Ausstattung und Veranlagung, kurz alles fügt sich zusammen zu einem wunderbaren Plane, den ein Höherer entworfen hat. um einer irrenden Zeit einen Führer, ja »inen Apostel zu geben. Als solcher aber ist Adolf Kolping für viele, man kann fast sagen, für allzuviel« ein Unbekannter, leider auch unter den Führern des Volkes, und hier auch unter denen geistlichen Stan des. Der Name Adolf Kolping ist für viele nicht mehr als der Name eines Herbergsvaters, für Ortsfremde, arme Handwcrks- durschen. Daß aber «die wahrhaft apostolische Ge stalt dieses schlichten Dolksmannes", um eine De- Zeichnung Pius XI. zu gebrauchen, dieeinesGottgesand- t«n cm unsere kranke Zeit ist. wird vielen eine Entdeckung sein, dte sie mit Staunen und Bewunderung erfüllt. vor allem muffen die Katholiken weiter Kreise, und erster Reihe der Klerus ihr geistiges Interesse mehr als bis her Adolf Kolping zuwenden: Als ein von der Vorsehung gesand ter Apostel unseres Jahrhunderts hat er allen etwas zu sagen. Man wird nicht umhin können, in Adolf Kolping in erster Linie »inen Apostel des katholischen Familienlebens zu suchen, darum zu hören und zu beherzigen, was -rr in dieser Beziehung zu sagen hat. Die oben genannten Werke, besonders aber -je in der Schrift „Ehe und Familienleben" gesammelten Vorträge geben eine Fülle von Stoff und Anregung. Noch ein weiteres wird man feststellen müssen: Das größt: Werk Kolpings: der katholi, sche Gesellenoerein ist mehr als eine Unterstützungsorganisation für wandernde Gesellen des Kleinhandwerks, sondern vor ollem eine soziale Tat zur Rettung des Familien- lebe ns. Der Gesellenverein ist nicht die einzige Tat Kolpings als eines Familienapostels, aber seine größte und durchgrei- fendste. Darum sehe man auch den Gesellenverein an als das, was er nach dem Plane der Vorsehung und seines Stifters Willen und Absicht sein soll. Mit klaren Worten hat Kolping sich selbst darüber rusgedrückt: „Das jetzige Familienleben des Vereines sollte die Vorbereitung auf das Familienleben jedes einzelnen sein. Das war und Ist der Kerngedanke der ganzen Anstalt und soll es. will's Gott, auch bleiben. Dieser Gedanke umfaßt wohl betrachtet, eben nicht weniger, als dos ganze Leben nach seiner geistigen und materiellen Seite." Damit ist dem katholischen G:- sellenverein eine herrliche, tief und weit greifende, über gewöhn- liehe Vereinsziele weit hinausragende Aufgabe gestellt. In dieser Erziehung kann die Seelsorge der heutigen jun gen Männer an Kolping nicht achtlos vorübergehen. Man mag die äußeren Formen nennen wie man will, soll nicht die Iung- männerseelsorge in unfruchtbarem Rätselraten versanden, oder in einem öden, jeden Idealismus zerstörenden und familienhaften Sinn ertötenden Sportbetricb verenden, wird sie auf Kolping zurückgreifen müssen. Es ist ein inhaltschweres Wort, das Pius XI. den Gesellenvereinen schrieb: „Möge der Gesellenverein, der auch heute noch berufen ist, mitzuarbeiten an der wahren Lebenserneuerung der menschlichen Gesellschaft, stets weiterbauen auf den idealen Fundamenten, auf denen er einst gegründet wurde." Mögen diese Zeilen dazu belttagen, Adolf Kolping uns Katholiken wieder näher zu bringen, er darf uns kein Unbekann ter sein. Wir dürfen hoffen, daß wie in diesen Tagen des Kamp fes um die christliche Schule der große Apostel der Schule Petrus Lanisius unter die Heiligen der Christenheit ausgenommen wurde, so auch bei den gefahrdrohenden Angriffen gegen die christliche Familie «dem Apostel der Familie Adolf Kolping die Ehre der Altäre zuteil werde. Tausend seiner geistigen Söhne beten darum. Möge das katholische Deutschland, vor allem aber der rheinische Klerus sich diesem Wunsch und Gebete an schließen. Sie kigemrl ier deillllben Lozichow Im „Neuen Reich" (Nr. 8) beginnt «m längerer Aufsatz „Die soziale Frage im heutigen Stadium" von dem Leiter der Akademie der Ar beit Dr. Ernst Michel. Wir bringen aus der bemerkenswerten Studie nachstehend den Ab'chnitt über das gegenwärtige Stadium der Sozialpolitik. Die allgemeine sozialpolttsche Bewegung in Deutschland erhielt ihren Anstoß durch Lujo Brentanos Schrift „Zur Geschichte der englischen Gewerkvercine" (1871). Sie wurde an'änglich getragen von den (durch Lassalle. Wagner und Schmoller beeinflußten) sogenannten Katheder sozialisten, die 1873 den Verein für Sozialpolitik grün deten. Die von den Kathedersozialisten getragene Bewe gung gewann alsbald Einfluß auf die Gesetzgebung des Reiches, wesentlich unterstützt durch die katholischen Volkskreise, besonders durch die Z e n tr u m S p a r t e i, die die christliche Arbeiterschaft in sich faßte und schon deshalb (aber auch aus religiösem Antrieb) sich der sozialen Frag« ernsthast annedmen mutzte. 1879 setzte dann die offizielle Sozialpolitik des Staates ein. Ein wesentliches Motiv dieser staatlichen Sozialpolitik bildete freilich auch das Anwachsen des Sozialismus, dem die Regierung mit ihrer sozialen Gesetzgebung das Wasser abgraben wollte. Diese Absicht, schon früher deutlich genug, erklärt -. r. die Abnetgunf und das Mißtrauen, mit der insbesondere die sozialistische Arbeiterschaft der staatlichen Sozialgesetzgebung vor dem Weltkrieg gegenüberstand. Diele Sozialpolitik nun — und das ist charakteristisch für sie bis heute — schränkte die Gewerbefreiheit durch Staatszwang ein. Dabei setzte sie gegen das Patriarchalisch« Hausrecht des Unternehmens das öffentliche Interests ein. Insofern an der Arbeitsstätte Staatsbürger gefährdet und an den Folgen des Arbeitsvertrages an Leib und Seele ge schädigt werden, lag hier ein öffentliches Interesse vor, das den Staat zum Eingreifen berechtigte. Um den Schuh der Arbeitsstätte und um den Schutz der arbeitenden Menschen kreist deshalb die sozialpolitische Gesetzgebung. Wir müssen dieses Gesetzgebungswerk, das ja auch heute noch nicht abgeschlossen ist und nunmehr von den Gewerkschaften wie von den Arbeiterparteien selbst energisch gefördert wird, als bekannt voraussehen. Worauf es uns hier ankommt, ist aber folgendes: Die Sozialpolitik wird getragen von dem Staat und richtet sich an den Unternehmer. Der abhängig arbeitende einzelne Mensch, die Arbeitskraft, ist ihr Gegenstand, ihr Objekt. Weil aber der einzelne Arbeiter nur Gegen stand der Gesetzgebung bleibt, bedeutet die Sozialpolitik doch nur eine soziale Fürsorge. Der Staat nimmt ge wissermaßen den Proletarisiertcn Menschen, der keinem Ord nungsbereich des Volkes angehört, — weder als betrautes Glied noch als Verantwortlicher Träger — als „Unmündigen" tn sein Haus auf. Die Arbeiterschaft hat sich das ivzial- politi'che Werk nicht errungen durch den eigenen Kampf ums Recht, dieses Werk ist nicht das Ergebnis einer wirk lichen Bewegung zwischen dem Staat und dem Arbeiter, die sozialpolitischen Gesetze bestätigen keine erworbenen Rechte. Das Sozialrccht, der durch Leistungen erworbene Anspruch des Sozialrentners, ist nur Anhängsel der Sozial politik geblieben. Einzig im Aufbau der Krankenkasse ist der Charakter der staatlichen Fürsorge abgestrestt, insofern den Arbeitern das Wahlrecht gegeben wurde und sie sich zu Trägern der Kassenverwoltung durchgekämpft haben. Sonst aber Handelt eS sich bei der Sozialpolitik eben um Maßnahmen, die dem bloßen Ermessen des Staates ent springen. Daran ändert auch nichts die Tatsache, daß heute ausschließlich das Parlament Träger der sozialpolitischen Gesetzgebung ist. Es bleibt der kuriose Widerspruch, der übrigens schon von Anbeginn an da war, daß der gesetz gebende Körper des Reiches, der Reichstag, zwar den Arbeiter als Subjekt umfaßt, als Wähler und als Abge ordneten, daß aber derselbe Arbeiter, zugleich bloßes Objekt, nicht einmal Adressat, der sozialpolitischen Gesetze ist, die er mirgeschassen hat; freilich mitgeschaffen als Staats bürger, nicht als Volksgenosse! Diöser Widerspruch ist in sich unhaltbar und deutet auf ein schweres Gebrechen: Der Fülle der staatlichen Rechte steht noch immer der Mangel verantwortlicher Bctätigungsmöglichkeit in der „Gesellschaft", im „Volk" gegenüber. Und das sozialpolitische Gesetzwerk von oben hat sich deshalb auch insofern gerächt, als sich die Arbeiterschaft an die staatliche Fürsorge gewöhnte und schließlich heute auch dort alles vom Staate erwartet, wo nur eigener schöpferischer Einsatz, wo nur Volkspolittk, Ordnungsaufbau von unten, helfen kann. Zusammenfassend können wir sagen: die „soziale Frage", auf die die Sozialpolitik Antwort gab und gibt, hat zum Inhalt in erster Linie die schädigenden Folgen der Vertragsfreiheit für die gesellschaftliche Stellung des ab hängigen Lohnarbeiters. Die Sozialpolitik als soziale Maß nahme des Staates sucht diese Folgen des freien Arbeits- vertrageS zu beseitigen durch gesetzliche Einschränkung der Freiheit des Unternehmers. SainMes Weg Aus dein soeben erschienenen 2. Bande der Erinnerungen des Vorkämpfers der Bodenresorm- bewcgung. die unter dem Titel „Zeitwende" bei '.ethlein u. Co., Leipzig und Zürich erschienen sind, dringen wir einen Abschnitt zum Abdruck, der e iligen Aufschluß gibt über die grundlegende Ein stellung dieses beachtenswerten Mannes, der vor wenigen Tagen das 60. Lebensjahr vollendet hat. Im Besitz der Zeitschrift „Deutsche Volksstimme" ,ah Ich drei Wege vor mir: Ich konnte die Deutsche Volksstimme zu einem nationa»- svzialen Parteiorgan ausbanen und alle Kraft dem poli tischen Leben widmen. Darin konnten sa auch immerhin vodenresormgedanken ihren Platz finden. Ich konnte den Deut'chen Volksbund neu aufbauen als eine Organisation, die neben der Bodenreform auch andere soziale Reformen auf dem Gebiete des Erbrechts, der Währung, namentlich auch auf dem des Genossenschafts- und des Geiverkschaftswcscns vertrat. Der dritte Weg sühne zur Neugestaltung, die bewußt einseitig die Bodenfrage zum Arbeitsgebiet nehmen sollte. Ich fühlte, daß die Entscheidung über mein Leben be- stiwmen würde, und ich habe lange mit mir sclost gerungen Zunächst lockte das politische Leben stark. Ich hatte eS kennen gelernt, und ich durfte mir zutrauen, auch in ihm meinen Weg zu gehen — einen Weg, der unmittelbar in Macht und Ehre hincinführte. Aber ich habe mir früh zum Grundsatz gemacht, alle Entscheidungen, die persön lich verlockend erscheinen, doppelt ernst zu prüfen. Und w stellte ich mir denn auch die Gefahren dieses Weges in aller Schwere vor das Gewissen. Das hatte ich doch auch gelernt: Tagespolitiker müssen dem Tag dienen. Wie viel Stunden hatte ich selbst nicht auch schon für Fragen hinge- gcben, von deren geringer, vorübergehender Bedeutung Ich durchaus überzeugt war. Aber die Wählermassen ver- langten es, und das erstrebte Ziel erforderte, schnell ihren Beifall zu erringen. Dazu hatte ich schon eine Reihe von Politikern kennen gelernt, auch solche mit großem Namen, und hatte mit steigendem Erstaunen gesehen, wie sie fast alle in Tngeslleinigkeiten die Zeit und die Kraft ihres Lebens auSgaben. Und dazu trat noch eine Erwägung. Die Zerrissenheit in unserem Volke durch die Politischen Kämpfe wurde offenkundig immer mehr eine vaterländische Gefahr. Es mußte deshaA etwas ganz Großes bedeuten, eine Bewegung »u schassen. die Menschen guten Willen» aus allen Laaera zu gemeinsamer Arbeit vereinte. Die volkserziehliche sitt liche Bedeutung eener politisch und religiös neutralen Organi'ation durfte unserem Volke nicht verloren gehen. Auch der zweite Weg schied für mich aus. Ich ver suchte mir klar zu machen, weshalb die Menschen die drei wichtigsten sozialen Fragen, die der Gewerkschaft, der Ge nossenschaft und der Bodenreform, tn so verschiedenem Grade aufnehmen? Gewerkschaften sind d-ie Organisationen der Produ zenten, der Schassenden. In jedem Menschen lebt das Ver langen, seine Arbeit anerkannt und geschätzt zu sehen. Die Forderung nach der Ehre seiner Arbe't, nach möglichst hoher Entlohnung findet ohne weiteres Verständnis und weckt auch den Willen, dafür Opfer zu bringen. Im Grunde ist es ziemlich gleich, ob ein Mann in der Woche 5 Mark mehr Lohn erhält oder im Monat 20 Mark an der Miete spart. Und doch, die große Mehrzahl der Menschen tvird die Lohn erhöhung ganz anders werten als die Mietersparniß. Be rechtigter Stolz auf eigene Tätigkeit wird durch den höheren Lohn gleichsam anerkannt, und mit Befriedigung wird er Woche für Woche der Familie nach Hause gebracht. Die Mickpreisentwicklung, und was damit zusammenhängt, nimmt die Masse aber hin als etwas, was von der Tätig keit des einzelnen doch nicht geändert werden kann. Aehn- lich wie bei den Gewerkschaften liegt es bei den Produktiv- und Absatzgcnossenschaften. Bei den Konsumgenossenschaf ten bestimmt in der Regel die unmittelbare Ersparnis, die das Mitglied durch Rückzahlung aus seinen Anteil erhält, den Willen zur Mitarbeit. Jedenfalls kann auch hier die Arbeit des einzelnen unmittelbar etwas erreichen. Gairz anders liegt es auf dem Gebiet der Boden frage, auf dem nur eine tiefgreifende Umgestaltung in Gesetz und Verwaltung wirkliche Besserung herbeiführen kann. Hier handelt es sich um Zusammenhänge, die von den Wenigen, aber Mächtigen, die sie erkennen, in der Regel pr i v a twirtschaftlich ausgenutzt werden. Um ihre volkswirtschaftliche Nutzbarmachung zu verhindern, wer den sie diele Zusammenhänge mit Willen zu verdunkeln und zu verdecken suchen. Aller Ausstieg unseres Volkes ist abhängig von der Ausgestaltung des Familienlebens. Was sür den Geist d-w Körper, ist für die Familie die Wohin.ini. >ltte an erkämpfte Freizeit, was auch d-r rrm-t - wenn durch ein verderbliche? B'de- > rin unseres Volkes in ungen»aenoe WUe.iachr.r.i.- ohne Luft und Licht hineiug -d-nmeu 'm-.-.-ae, ^>n> ' keit eines gefunden und sitt ch, n Fr:mi1i:n7cbr- ohne M >. lichkcit einer erhöhten Aut.,iu.hme am Knl.uvlev.-n un seres Volkes? Gewiß, die Nodenresorm bringt nicht die LüsuiH der sozialen Frage in dem Sinne, daß es neben und nach ihr nicht« mehr zu erstreben gäbe — aber es war mir eine unerschütterliche Gewißheit geworden: sie war die Vorbedingung jeder ehrlichen ausbauenden sozialen Reformarbeit, jeder organischen Emporentwicklung unseres Volkes. Dies« Erkenntnis mutzte vorbereitet werden. Kein Staatsmann kann die Bodenreformgedanken gegen den Widerstand der mächtigen Nutznießer des bisherigen Boden- unrechtS durchführen, wenn seine Maßnahmen nicht ge tragen werden vom Verständnis und der Zustimmung der breiten Masse, für die er den großen Kampf unternimmt. Und hätte etwa eine BiSmarck-Natur ihre Einführung ohne diese tragende Grundlage erzwungen, so müßte unter schwächeren Nachfolgern sehr leicht alles scheitern, wenn eine unaufgeklärte Beamtenschicht versagt und das Volk sich durch Schwierigkeiten des Ueberganges irreführen läßt. Es mußte in Deutschland eine Bewegung bestehen, die diese entscheidende Bodcnttage in ihrer ganzen Bedeu tung zu vertreten unternahm. So entschloß ich mich, den dritten Weg zu bclchreiten. Für die neue Vodcnresorm- organisation schwebte mir eine dreifache Aufgabe vor: 1. Sie mußte eine Art wissenschaftlicher Ar beitsgemeinschaft sein. Alles, was grundsätzlich und, worauf ich stets besonderen Wert legte, geschichtlich aus dem Gebiet der Bodenfrage zu lernen war, mußte hier er arbeitet werden. 2. Sie sollte eine Art Volkshochschule werden für möglichst weite Verbreitung der gewonnenen Erkenntnis. 3. Sie mußte endlich eine Kampfgemeinschaft sein, die entschlossen war, für die Durchsetzung der gewon nenen Erkenntnis auch mit allen gesetzlichen Mitteln den Kampf aufzunehmen. Genug, mein Entschluß war gefaßt, und wir kamen überein, für den 2. April 1898 eine Hauptversammlung ein- zubcrufen, die «ine Neugestaltung der Organisation ver suchen sollte. Ich hatte für mich mancherlei Programm- Entwürfe aufgestellt. Der Zwecksatz mußte möglichst kurz sein und dabei inhaltlich doch so weit, daß alle Strö mungen der Bewegung, die teils die Besteuerung, teil? die Beleihung, teils die Enteignung betonten, darin Platz, finden konnten. Endlich entschloß ich mich, folgenden Ent wurf zu veröffentlichen (Deutsche Volksstimme 1898« Seite 182): „Der Bund sieht in der Grund- und Bodensrage den: wescn.'i> öen Teil des svz'.al.'n Problems. -itt dafür ein. du ; r.--.- - -ud und Boden, dies« G -- aller nationalen '' w>w>, unter ein Recht ge«i so. !. de se °u Mif.or >. . , .c unmöglich macht, : : . iw>. cw. r . >einer'Eigenschaft! nie ill :r>rs'...l. ohne die Arbeit ve» einzelnen, erhält« möa!ich-r den, Pgu:-ganz.::r nutzbar niami.'
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