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Sächsische Volkszeitung : 02.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192512025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19251202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19251202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-02
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.12.1925
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Mittwoch, den ». Dezember im». Sit -'77, Seite k Tagesneuigkeiken Schlagwetterexplosion bel Bochum vier Lot«. «sie« (Ruhr. 1. Dezember. Gestern nachmittag gegen 2 Uhr hat sich auf der Zech« Lothringen 1/2 in Gerthe bei Bochum eine Schlagwetterexplosion ereignet, der vier Tote und zwölf Berletzte zum Opfer sielen. Von den letzteren sind vier schwer und acht leicht verletzt. Da aste übrigen Marken abge geben sind, ist mit weiteren Opfern an Menschenleben glücklicher weise nicht zu rechnen. Sämtliche Baue sind zurzeit wieder befahrbar. Die Explosion ist eine Schlagwetterexplosion gewesen. Sie hat zwei Querschläge und eine Nichtstrecke auf der dritten Sohle betroffen. Die Schlagwetter sind nach dem bisherigen Befund aus einem alten abgedämmtcn Ouerschlage ausgetreten, der ausgelüftet werden mutzte. Die Entziindungsursache ist noch nicht einwandfrei festgestellt. Die betroffenen Strecken waren durch Gesteinsstaubsperren und Gesteinsstaubstreuungen gesichert. Diese Gesteinsstaubsichcrung hat das Uebergrelfen der Explosion auf den Kohlenstaub verhindert und sic nach verhältnismäßig kurzem Verlaus obgelöscht. Die betroffenen Baue sind wieder befahrbar. Die Wirkungen der Explosion auf die Baue sind gering. Die bcrgbehördliche Untersuchung Ist im Gange. Aus wirtschaftlichen Sorgen in den Tod Leipzig. 1. Dezember. Auf dem Grundstück Elisenstrotze 15 vollzog sich gestern in den frühen Nachmittagsstunden ein trau riges Familiendrama. Der 42 Jahre aide Kaufmann Karl Ro bert Käsemodel benutzte di« Abwesenheit feiner Ehefrau da'u, mit seinem sechsjährigen Sohn« aus dem Leben zu scheiden. Er entnahm seinen, Waffenschrank «in Jagdgewehr, tötete zunächst seinen Sohn und dann sich selbst durch einen Schutz in den Kopf. Die zurückkr-hrend« Familie mutzte die Wohnung durch einen Schlosser öffnen lassen und fand die beiden entseelt vor. Wirt schaftliche Sorgen sollen Ser Grund zur Tat sein. Die über 100 Fahre bestehende Leipziger Schokoladenfabrik R. T. Käsemodel befand sich in letzter Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Dem gesamten Personal hatte für Ende Dezember gekündigt werden müssen. Es bestand auch die Absicht, an diesem Zeitpunkt di« Fabrik zu schließen. Äassenraub im Bezirksgericht Tepliy Sonntag nacht- wurde durch zwei noch unbekannte Einbrecher ein verwegener Kafsenraub Im Bezirksgericht Teplih (Böhmen) verübt und für fast ein« halbe Million T^chechenkronen Werte gestohlen. Durch ein Fenster ge langten die Diebe in den Schlüsselraum, nahmen die Schlüf fe» zur Präsidialkanzlei, sperrten auf, brachen mit einem „Reißer" die Wand der großen Panzerkasse auf und stäh le» die dort verwahrten Depositen, für 200 000 Kronen grldue Uhren, Schmuck und SIlderschmuck und für 190 000 Kronen Einlagen-Bttcher. Bargeld war durch Zufall an dem Vortage ausgegeben worden. Nach der Tat wurden die Schlüssel wieder an Ort und Stelle und die Flucht auf dem gleichen Wege angetreten. St« gefährlicher Bursche Das Schöffengericht Dresden verurteilte am Montag nach vlelftündiger Berhandlungsdauer den erst 18 Jahre alten Kunst, former Hans Kltngler wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung unter Zubilligung mildernder Umstände zu einem Jahr sechs Mona- ten Gefängnis. Der Angeklagte hatte Ende Juni von einer 56 Jahre alten Tabakivarengeschäftsinhaberin Buschmann in Vorstadt Löbtau gegen Verpfändung seiner Taschenuhr, um als Mitglied des Dresdner Sportklubs eine Reise nach Augustus- burg mitmachen zu können, ein Darlehn von zehn Mk. erhalten. Da seine Eltern nach der Uhr forschten und Klingler kein Geld zur Einlösung besaß, so suchte er am Morgen des 21. Juli di« Buschmann aus, schlug sie nieder und ließ erst dann von ihr ab. als selbige die Uhr freiwillig herausgab. Nach der Tat wusch sich der jugendliche Verbrecher in der Küche der Ueberfallenen feine blutigen Hände, suchte danu einen Sportplatz auf, wo er die blutigen Sachen reinigte und in der Sonne trocknete um hierauf der Arbeit nachzugehen. Dr. med. Treiber bekundete vor Gericht, daß er nach dem Ueberfast zur Hilfeleistung geholt worden sei, der vielseitig verletzte Kopf und das Gesicht hätten wie ein einziger großer Blutklumpen ausgesehen. Nach dem weiteren Gutachten des Dresdner Gerichtsarztes Regierungs medizinalrates Dr. Oppe ist der Angeklagte gemindert zurech nungsfähig. sonst würde das Gericht aus eine weit höhere Strafe zugekommcn sein. (K—g.) Grauenhafte Talen rumänischer Soldalen Bukarest. 1 Dezember. In Bukarest wird zurzeit vor dem Militärgerichtshof ein Prozeh durchgefllhrt, in dem so grauenhafte Szenen zur Sprache kommen, wie sie eine noch so blutrünstige Phantasie kaum ersinnen kann. Angeklagt sind der Leutnant Moraresku und 21 seiner Soldaten, die Anklage lautet aus wiederholten Mord, Aktenfälschung und Beseitigung von Aktenstücken, Taten, die in der Zeit be gangen sein sollen, in der Moraresku und seine Abteilung an der Dnjcstvgvenze stationiert waren. Ueber diese Grenze kamen damals zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine nach Rumänien. Die Tätigkeit des Leutnants und seiner Sol- dnien stellt, wie die Zeugen aussaaen. ein besinnungsloses, wochenlangcs Morden dar. Die Unglücklichen, di« vor dem rot.n Schrecken flüchteten, wurden von Moraresku und seiner Abtei lung ausgeraribt. geschändet und ermordet. Nichts war der Bonde heilig. Auch Frauen und Kinder wurden in der fürchter lichsten Weise mißhandelt uird getötet. Entlastungszeugen für die Angeklagten sind in der Gerichtsverhandlung bisher nicht ausgetreten. Millionen auf dem Meeresgründe Moskau, 1. Dezember. Russisck-e Taucher haben, wie be richtet wird, den Ort scstgestellt, wo vor 70 Jahren, während des Krimkriegcs, dos englische Kriegsschisf „Der schwarze Prinz" mit einer Goldladung im Wert« von acht Millionen Dol lars an Bord gesunken ist. Die Nachforschungen nach dem gesunkenen Schatz begann vor zwei Jahren und es gelang erst jetzt nach mühevoller Arbeit, dos Schiff zu finden. Das Wrack des Schiffes liegt in 60 Fritz Tiefe aus dem Grunde des Schwar zen Meeres in Ser Näch von Balolrlava, welch letzterer Ort durch die Schlacht bei Balolrlava wahrend des Krimkriegcs Be rühmtheit erlangt hat. Das Gold befindet sich nach einer erhal tenen Aufzeichnung des Zahlmeisters des Schisses irr vier eiser nen Behältern. -f Sine -enekdenSwerte Gemein»« ist das Dorf Nem- schen im Bezirk« Aussig a. Elbe, woselbst für 1925 keine Umlagen eingehoben werden. s Sin merkwürdiger Selbstmor» hat sich in der deutsch- böhmischen Stadt Komotau ereignet. Am Pro menadenwege fand man den 50jährigen Reisenden Franz Wcrtzke erhängt auf. In den Taschen fand sich ein Schrei ben an die Gemeinde Udwih mit 800 Kronen, die der Lebensmüde für ein einfaches Begräbnis aufgewandt haben will. -h Um die Haftentlassung der Gräfin Vochmer. Der Antrag, die Gräfin Bothmer aus der Haft zu entlassen, Ist jetzt vom Potsdamer Landgericht abgclehnt worden. Das Gericht steht auf dem Standpunkt, daß nach wie vor Verdunkelungsgefahr vorliegt. Ter Gefängnisarzt hat die Frage nach der Haftfähigkeit der Gräfin bejaht. Vor dem neuen Termin, der am 14. Dezember stattfinden soll, will das Gericht psychiatrische Sachverständige hinzuziehen, die über den Geisteszustand der Gräfin gehört werden sollen. Es sind dies der Leiter des Sanatoriums Neu- babelsberg, Dr. Simm, und der Gcricbtsarzt Dr. Geister. Die Verteidigung wird aller Wahrscheinlichkeit nach ihrer seits Berliner Psychiater als Sachverständige namhaft machen. Gegen die Ablehnung der Haftentlassung durch das Landgericht Potsdam wird die Verteidigung Be schwerde beim Kammergericht einreichen. * Starke Zunahme ver Kraftpostlinien. Die Zahl der deutschen K r a ftp v st li n i en hat in den letzten Jah ren stark zugenommen. Im Jahre 1910 zählte man 130 Kraftomnibusse, die auf einer Streckenlänge von 1234 Kilometern 1L37 019 Personen beförderten. Zehn Jahre später waren es bereits 428 Fahrzeuge mit einer Strecken länge von 5985 Kilometern und 4 016118 Fahrgästen. Dann stieg die Zahl der Kraftomnibusse im Jahre 1924 au, 1212, die Streckenlänge auf 11 234 Kilometer, die Zahl der beförderte» Personen auf 8 772 627. Z» diesem Jahre sind die Omnibusse auf 2772 vergebet worden, wäh« rend die Streckenlänge sich auf 24 226 Kilometer vergrö ßerte. Die Gesamtkilometerleistung wurde in dein Zeitraum von 1910 bis 1925 von rund 2.25 Millionen auf 15,7 Millionen gesteigert. Sie wird, wie Oberposldirektor H'.nz in der „Verkehrstcchnik" mitteilt, im laufenden Jahrr vor aussichtlich 40 Millionen Kilometer überschreiten. Aus der Jenlrumsparlei Dresden. Es wird nochmals darauf hlngewlesen. daß der dritte Bortraa des staatspolitischen Kursus „Wirtschaft und Staat" (Referent: Regierungsrat a. D. Dr. Flllgler) am Freitag, den 4. Dezember, abends 8 Uhr in Schilds Hotel lKarolastraße. am Hauptbahnhos) stattsindet. WIndthorstbund Bautzen. D:r hiesige Windthorstbimd hielt am 26. -. M. sein« Generalversammlung ab Ter erste Vorsitzende Rönsch gab einen Tätigkeitsbericht des vergangenen Geschäftsjahres. Nach der Kassenrevision schritt man zur Neu wahl des Vorstandes, di« folgendes Ergebnis hatte' 1. Vor sitzender: Seminarist Max Kaliner, 2. Vorsitzender' Frl. Dora- thea Schrcbschick, 1. Schriftführer: Seminarist Georg Düring, 2. Schriftführer: Seminarist Johannes Delank 1. Kassierer: Se minarist Max Kaliner, 2. Kassierer: Frl. Johanna Zimmermann. Der neue erste Vorsitzende hielt nunmehr ein« Ansprache an die Versammlung, in -er er neben seinen Zielen vor allem das Ver dienst des bisherigen Vorstandes mit dankender Anerkennung hervorhob. Daraufhin erteilte der erste Vorsitzende dem Se minaristen Franz Rönsch das Wort zu seinem Referate: „Uni- tarismus oder Föderalismus?" Ein lebhafter Meinungsaus tausch, der sich an den Vortrag anschloß, zeigte aas lebhafte In teresse der Mitglieder für dieses Thema. Dü. Kttfsmatznahmen für die Saararbeilersehaft Ein Zentrumsantrag. Reichstagsabgeordnetor Hosmann (Ludwigshasen) hat mit Unterstützung durch die Abgeordneten Imbusch, Dr. Stegerwald und Dr. Kaas (Trier) folgenden Antrag zugunsten der im Saar gebiet beschäftigten, aber in den angrenzenden N.'ichsgobielen wohnenden, zurzeit schwer notleidenden Arbeitersci)alt im Reichstag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregicrung zu er suchen, im Einvernehmen mit den beteiligten Ländcrregierungen von Preußen. Bayern und Oldenburg, im Hinblick auf die unge- heure Notlage der im Saargebiet beschäftigten, aber in den an grenzenden Reichsgebieten wohnenden Arbeiterschaft joigende Maßnahmen zu treffen: 1. Durch Verhandlungen mit der Deutschen Reichseisen« bahngesellschast ist eine dem niedrigsten Einkomm:» Ver oben bezeichnelen Arbeiterschaft entsprechende Fahrpreisermätzigung für Wochen- und Monatskarten zu erwirken. 2. Der durch dreifach, hinlereinanderliegend« Zollkontrolle (Stationen: Schöncnberg, Iägersburg, Homburg) verursachte Zeitverlust von mindestens 1^ Stunden bei der Hin- und Rück- fahrt ist durch Zusammenlegung der Zollkontrollen für Arbeiter, züge aus ein Mindestmaß zu beschränken. 3. Der kleine Grenzverkchr ist gemäß den Vereinbarungen, die am 26. April 1925 in Koblenz und Würzburg getroffen wurden, freizugeben. 4. Steuerlich: Erleichterungen sind durch Stundung oder Niederschlagung zu gewähren. Von einer zwangsmäßigen Steuereintreibung ist abzusehen. 5. Zugunsten der schwer betrossenen Arbeiterschaft in lesen Gebieten- ist eine Hilfsaktion durch baldige Bereitstellung größerer Mittel und Verteilung derselben nach einheitlichen Richtlinien durchzuführen. (Der tatsächliche Monatsverdienst für den Unterhalt schwankt bri dieser Arbeilersck^ft — nach Abzug der notwendigsten direkten Ausgaben im Saargcbiet — zwischen 50 und 80 Mark.) 6. Die unter dem 26. und 27. Oktober in Baden-Baden zwischen Vertretern der Reichs- und der Caarrcgicrung ange bahnten Verhandlungen zum Zwecke d:r Anpassung der Sozial versicherung im Saargebiet an die Sozialversicherung des Reiches (Artikel 45—50. Anlage 8 24 des Vertrages von Versailles), sind mit tunlichster Beschleunigung zum Ziele zu führen. Christliche Kunst von Bischos Dr. Christian Schreiber Vortrag, gehalten vor dem Vstdungsverein für da» Bistum Meißen. (Fortsetzung.) Man sagt, durch die Fesseln des göttlichen und christlichen SIttengesctzes und durch die Einengungen der theistischen und christliche» Weltanschauung werde die Kunst in ihrem Schassen ringe schnürt und in dieser Einschnürung zugleich uni- sormiert. Wir antworten: Gesetzt, diese Behauptung träfe zu, so würde doch noch immer das Wort des Herrn gelten: ..Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte" (Matth. 16, 26; Mark. 18. 36; Luk. 9, 25), was nützt« es dem Künstler, wen» er durch Miß achtung der Wahrheit und Sittlichkeit auf sich und andere die surchtbare Verantwortung laden würde, zur Verkümmerung und Vernichtung der in jeder normalen und gesund:n Menschenseele vorhandenen und nach Entwicklung drängenden religiösen und sittlichen Bedürfnisse und Strebungen beitragen würde. Indes, es ist entschieden zu verneinen, daß durch die Ehrfurcht vor Got tes Lehre und Gott:» Gesetz das Kunstschaffen eingeschnürt und uniformiert würde, denn es besteht nun einmal die Tatsache, daß größte Künstler aller Zeiten gerade auch in den Reihen der Gott gläubigen, der Christen, der Katholiken zu finden sind. Allerdings legt die Achtung vor der Wahrheit und Sittlich keit dem Künstler Einschränkungen auf —aber cs sind Einschrän kungen z um Besten der Kunst selber, denn aus Grund dieser Einschränkungen wird die Idealwelt des Künstlers so gestaltet, wie sie ist, nämlich in ihrer unlösbaren Einheit zwisch:» dem Wahren, Heiligen und Schönen. Diese Bindung bewahrt vor Einseitigkeit, vor Unheiligkeit, vor Frevel an -er eigenen und fremden Seele. Wer ermißt aber dl: Fülle von künstlerischen Stoffen und Anregungen, die sich dem Künstler er- schließt in dem Maße, als er sich in die gottgläubige, christliche, katholische Ideenwelt hineinbegibt! Dem gottabg.'kehrten Künstler bietet sich nur die Natur und Menschenwelt als Vorlage seines künstlerischen Schaffens dar, der gottgläubige, christliche, katholische Künstler ist eingetaucht in die wunderbare Erhabenheit und Schönheit der übernatür lichen Gottesschöpfung, die neben der natürlichen Schöpfung sich ihm als Stoff seiner Gestaltungskraft vorst-stt. Welche Schaf fensmöglichkeit hat das eine Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes dem christlichen Künstler gegeben, welche Stoff» Bereicherung hat ihm das Leben I?su, Bethlehem, Nazareth, Herusalem, der Abendmahlssaal, der Oelberg. Golgatha, der Gar den der Auferstehung, der Berg der Himmelfahrt, die Himmels« «lorle Christi, beschert' Welch eine überragende Licht- und Kraft fülle hat seit neunzehnhundert Jahren das Geheimnis der heili gen Eucharistie ausgeübt auf Geist und Herz und Hand der größ ten Künstler aller Zeiten, aller Nationen, aller Kunstgattungen ln -er ganzen Welt! Unerträglich wäre uns schon der bloße Ge rank«. daß wir in der Dichtkunst und Muss-. In der Malerei und Bildhauerei, in der Baukunst und Architektur ohne Bethleh:m und Golgatha, ohne Eucharistie und Madonna dastehen sollten. Und hat nicht auch die chrirstliche Engellehre und Heiligenver- ehrung alle Gattungen der Kunst ohne Unterlaß befruchtet und gefördert? Ja, selbst dasjenig: an dem Christentum und der katholischen Kirche, was abstrakt und theoretisch erscheinen möchte, die christliche Glaubens- und Sittenlehre. die katholische Dogmen- und Tugendlehre, sind den Künstlern aller Zeiten will kommene Gegenstände für ihr künstlerische Schassen gewesen. Schon die oberflächlichste Wanderung durch die Vorhöse der christ lichen Kunst in den einzelnen Jahrhunderten beweist dies zur Genüge. Noch mehr aber werden wir dieser Tatsachen inne, wenn wir uns in die Werkstätten der ganzen Großen im Reiche der Kunst hineinbegeben. Was können diesen aus dem Geiste des Christentums lin der katholischen Religion heraus geborenen Leistungen jene gegcniiberstellen. deren Blick nur aus die Erde gerichtet ist? Die Natur bietet dem Künstler gewiß :ine gcivaltige Stosfülle, aber was ist sie, wenn sie nicht durch den Gottcsgedanken verklärt wird? Die Menschenwelt in ihren flutenden Erscheinungen er öffnet dem Künstler über die Natur hinaus einen weiteren Stoff bereich, aber wi: unbefriedigend läßt jede künstlerische Darstel lung der Menschenwelt, die in ihr nur das Mcnschliä)« sieht und wicdergibt und nichts davon weiß oder wissen will, was der Mensch in den Augen Gottes ist und werden soll, wie hoch der Mensch emporgehoben wurde durch die Menschwerdung des Got tessohnes, wie kostbar sein Leib und seine Seele geworden ist durch di: Erlösungstat Christi, welche Gottcsgemeinschast dem Menschen zuteil wird durch das eucl)aristische Opfer und durch die eucharistische Kommunion, welch wunderbare Verklärung über das Meuschendascin ausgegossen ist -urch den Glauben an den Ursprung des Menschen aus Gott und der Rückkehr des Men schen zu Gott und der Bestimmung des Menschen zum Mitgenuh der göttlichen Freud:» und Herrlichkeiten im ewigen Himmel! Was wäre die Kunst in jeder ihrer einzelnen Gattungen ohne diese christliche, katholische Stoff- und Gedankenwelt! Man denke sich nur einmal hinweg die herrlichen katholischen Dome des Mittelalters, man entziehe unseren Blick:» die Christus- und Madonnenbilder, die uns von christlichen Malern, Bildhauern und Dickster» geschenkt und von christlichen Musikern besungen worden sind; kurz und gut: man schaffe von der Erdoberfläche hinweg alles was bewußt christlich und katholisch arbeitende Künstler in der Malerei und Bildnerei, In der Dichtkunst und Musik, in der Baukunst und Architektur geschaffen haben, und man wird sehen, wie arm und nüchtern unsere Menschheitskul tur Kästchen wird, auch trotz der übrigbleibendon Kunstschöpfun- en. die aus einem Gottabgewendeien. nichtchristlichen und nickst- atholischcn Geiste hervorgegangen sind. Wieviel bleibt doch dem Künstler verschlossen, dem das Christentum und die katholische Religion fremd Ist? Wo liegen also die Cinschnüruugen und Einengungen? Doch bei -en Künstlern, die in weltanschaulicher Enge, Verflachung und Verarmung sich den gewaltige» Schatz künstlerischer Vor lagen und Anregungen entgehen lassen, der in den christlichen Ge heimnissen. lm katholischen Kultus liegt. Möchte man gewissen früheren Kunstrichtungen diese «nkiinstlerische Selbstgenügsam keit Nachsehen, so muß man e» doch aufs tiefste bedauern, daß di« moderne Kunst zu einem großen Teil ungläubigen und unchrist lichen Gegenwartsströmungen zum Opfer gefallen ist: der Unter schätzung des Göttlichen und Ucberschätzung des Menschlichen, wo die Kunst doch gerade den Menschen vom Menschlichen zum Gött lichen emporfllhren sollte. Daher auch die erschreckende Ideen armut vieler Künstler von heute, daher die wenig ehrenvolle Nachgiebigkeit nicht weniger Künstler gegen die Forderungen der modernen Nacktkultur, daher die traurige Gegenwarlstat- sache, daß Malerei und Musik, Dichtung und Schauspiel. Mimik und Tanz ihres ursprünglichen Zweckes und Inhaltes vielfach entkleidet worden sind: statt ästhetisches Wohlgefallen, ungetrübte sinnlich-geistige Freude an der lauteren Schönheit zu wecken und z» vermitteln, stellen sie sich leider nur zu oft in den Dienst niederer Triebe und allzu menschlicher Instinkte. Würde tzpch recht bald eine Umkehr sich vollziehen, eine Um kehr im Geiste des Idealen. Gegenüber dieser grundlegenden Forderung ist cs gleich gültig. welchen wissenschaftlichen üsthetische » Standpunkt im engeren Sinne ein Künstler einnehme. Mag er der idealistischen Aesthctik Platos huldigen, mag er die realistisch-idealistische Richtung des Aristoteles varziehen. Sie in weiterer Ausbildung zum Gemeingut der aristotelisch-scholastischen Philosophie geworden ist, mag er mit dem Wolssiauer A. G. Daumganen die Aeslhetik als Lehre von der dunklen sinnlichen Erkenntnis und als Vorstufe der Dcnklehre aussassen. mag er mit Winckelmann und Lessing. Herder und Goethe in historisch- kritischem Sinne den Nachdruck auf die ideale schöne Form und aus die Harmonie der sinnlichen Form und geistigen Idee legen, mag er mit Kant behaupten, die „Annehmlichkeit" sei rein sub jektiv, das „Geschmacksurteil" dagegen müsse allgemein und not wendig und daher a priori sein, das Wohlgefallen am Schönen sei „interesselos" und niag er mit Kant zum Formalisten werden mit der Erklärung, daß das Schöne durch seine bloße Form ge falle, oder mag er sich den Fortbildnern komischer Grundanschau ungen anschlicßen: Jean Paul. W. v. Humbaldt, Rumohr und be sonders Schiller, oder mag er sich heimischer suhlen bei den Brüdern Schlegel und anderen Romantikern, oder mag er es mit Schelling, Solger und Krause halten, oder an jener Mischung von Mystizismus und Romantik Gefallen finden, die Schlciermachcr als eine Art Platanismus in die Literatur gebracht hat. oder mag er der Aesthctik des absoluten Idealismus von Hegel und Fr. Th. Bischer geneigter sein, oder den Gegensatz hierzu, den ästhetischen Formalismus, erwählen, wie ihn Hcrbart und Robert Zimmermann vorgetragcn haben, oder mag er sich der Gesühls- ästhetik Kirchmanns in die Arme werfen: wir wollen nicht mit ihm rechten, wenn er den Grundsatz vertritt, daß die Kunst dem Ideal des Wahren und Guten ebenso sehr zu dienen habe, wie dom Ideal des Schönen und Erhabenen, und daß deshalb eine Kunst, die zu den Niederungen der Unwahrhastigkcit und U». sittlichkcit hcrabsteigt. den Namen echter Kunst nicht verdient. Wir mosten diesem Künstler noch freudiger die Hand drücken, wcnn er sich bei seinem Kunstschaffen bewußt und herzhaft ans -en Bilden des Gottesglanbcns. des Christentums, der katholi schen Weltanschauung stcstt. Denn Gottesglaube, Christentum und katholische Religion sind die Grundlagen, aus denen aeökte Künstler Bestes und Höchstes geschaffen haben- (Schluß folgt.)
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