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Sächsische Volkszeitung : 29.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192510298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19251029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19251029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-29
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.10.1925
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Donnerstag, den 29. Oktober 1925 eigener Krast ohne deutschnationale Unterstützung mehr wie ein Mandat erobert hätte, wird sehr stark bezweifelt. Eine geilsame Lehre ist der Wahlausfall vielleicht auch für die Sozial demokratie. Ihr Stimmverlust und die leichte Zunahme der Kommunisten zeigt, daß man in Arbeiterkreisen die Haltung der Sozialdemokratie als Oppositionspartei ganz gut durch schaut und sich sagt: auch sie wurde als Regierungspartei am Lauf der Dinge in politischer und wirtschaftlicher Beziehung nichts ändern. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß am allgemeinen Stim menruckgang auch die Liberale» partizipieren Die Partei Stresemann verlor in Baden 25 000 Stimmen. Und wie hoch waren ihre Hoffnungen gestanden! — Dahin! Die alte Koalition in Baden, die die seitherige Regierung getragen hat. hat im neuen Landtag zwei Drittel aller Mandate, von insgesamt 72. Die Opposition im neuen Landtag ist be- deutend schwächer als im alten, wo sie von 85 Mandaten 23 inne hatte. Ob es so zu einer Umbildung der badischen Regierung auf breiterer Grundlage kommt, ist sehr fraglich und kaum an- zu nehmen. Wohl aber kann cs zu Aenderungen bezüg lich der Besetzung derMinisterposten innerhalb der Koalition kommen. Hier müssen die nächsten Tage weitere Klärung bringen. DU MWm -er TMe« AMMi Wie die Partei des Außenministers den Locarno-Vertrag interpretiert — Energisches Slbrückcn von den Deutsch- nationalen Berlin, 28. Oktober. Um 8 Uhr abends gab gestern die Deutsche Volkspartei folgendes Kommunique aus: „Parteioor- stand und Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspallei haben heute über das Ergebnis von Locarno und die durch den Austritt der Dcutschnationalen Volkspartei aus der Reichsregierung ge schaffene Lage beraten. Sie sind einstimmig zu folgender Auf fassung gelangt: Das Vertragswerk von Locarno, das durch die berechtigte und notwendige deutsche Initiative zustande gekommen ist. ent spricht in allen wesentlichen Punkten den Grundgedanken der deutschen Antwortnote vom 20. Juli 1925. Deutsche Lebensnot- wendigkeiten werden nicht preisgegeben. Artikel 1 des Weslpak- tes verpflichtet zum Verzicht auf Angriffskrieg, läkt aber die Selbstbestimmungsrechte der Völker und alle anderen Möglich keiten friedlicher Entwicklung offen. Artikel 6 enthält keine Anerkennung des Versailler Vertrages, stellt vielmehr nur in Uebereinstimmung mit der deutschen Antwortnote vom 20. Juli fest, daß der Abschluß des Sicherheitsvertrages keine formelle Aenderung der bestehenden Verträge bedeutet. Deutschland ver zichtet nicht auf die im Versailler Vertrag fest gesetzten. sowie die durch fortschreitende friedliche Entwicklung herbeizuführenden Abänderungsmöglichkeiten. Auch die Voraus setzungen für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund iverden nach den in Locarno getroffenen Vereinbarungen gewahrt bleiben. Endlich sind auch im Osten durch die Beseitigung der französischen Garantie für die Schiedsverträge und der Zurück weisung der polnischen und tschechischen Forderungen nach einer Erweiterung der östlichen Verträge zu Sicherheitspakten di; deut schen Interessen gewahrt. Wenn der Vertrag von Locarno, wie cs all; Beteiligten zum Ausdruck gebracht haben, ein Werk dauernden Friedens sein soll, so muß dieser Friedensmstand sich aber auch im besetzten deuischen Gebiet auswirken. Das ganze Werk darf somit erst daun in Kraft treten, wenn nicht nur die alsbaldige Räumung der ersten R heinland zone unabhängig von der Bereinigung der Entwassnungssraae sichergestellt ist. sondern auch die beteilig ten Mächte d;n mündlichen Zusicherungen ihrer Delegationslührer entsprechend, im übrigen besetzten Gebiet alsbald einen Zustand herbeiführen, der eine grundlegende Aenderung des Befatzungsregimes und den Anfang der endgültigen Räu mung darstellt. O'ne solche entscheidende Maßnahmen der Ber- traosgcgner kann der Deutsche Reichstag den Vertrag von Lo carno nicht annehmen. Es ist Pflicht der politischen Organe des Reiches und des Volkes, mit allen Kräften auf solche Ergän-ungen und sofortige Auswirkungen der Vereinbarungen von Locarno hinzuarbeiten Diese außenpolitische Aulaabe steht im Vordergründe. Ihre Er füllung wird durch das Verhalten der deutschnationalen Volkspartei nicht gei'ickdert. Statt mit uns und den ande ren Parteien an der Durchführung der von ihr selbst bisher be folgten Politik milzuarbeiten, hat sie kurz vor Erreichung des Zieles stich von der weiteren Mitwirkung selbst ausgeschaltet. Für die misten- und innerpolitischen Folgen trägt sie die volle Verant wortung." » » » Diese Kundgebung ist nicht nur wegen ihrer energischen Sprocke den Deutschnationalen gegenüber interessant, sondern auch bedeutsam wegen der Betonung des lebenswichtigen Zusam- m-mhanaes zwischen Vertrag und Rückwirkungen, da hier ,zwei fellos die Ausfassung des Außenministers selbst wied;rgegeben wird. Reileaunq des Ovlanien-Konflikts London, 28. Oktobeer. In hiesigen offiziellen Kreiien gereicht große Be'rwdigung über die Nachricht aus Warschau, 'wß die polnische Regierung sich entschlossen hat, mit der Ausweisung deutscher Optanten, die »ach dem Wwner Abkommen vom 30. August 1924 vor Ende No vember ausgewieien werden durften, nicht sortzu- 'ahren. Dieser Beschluß der polnischen Regierung wird begrüßt als praktische Demonstration für die Ausführung der Abmachungen von Locarno sowohl dem Geiste wie dem Buchstaben nach, die so zum Ausganspunkt allgemeiner Versöhnung werden. Man ist überzeugt, daß die anderen Teilnehmer der Konferenz Lvcarno, besonders die deutsche Negierung und das deutsche Bolk, diese Maßnahme ebenso "'egrüßen werden als Anzeichen daiür, daß die in Locarno begonnene Politik der Befriedung so schnell wie irgend möglick in die Wirklichkeit ningeletzt wird. Berlin, 28. Oktober. Nachdem in Polen in der Optan- '"npolitik ein Umschwung eingetreten ist. hat, wie die Norgeublätter er-ahren, die preußische Regierung rnt- "vrechend dem Beschluß des polnischen Ministcrrates an die Etlichen Behörden die Anweisung ergehen lassen, daß d-e in er jüngsten Zeit als Repressalie verfügten Ausweisungs befehle gegen polnische Optanten unverzüglich rückgängig gemacht werden. Die Slrafanlräge im Kredllprozefr Berlin, 28. Oktober. Der Prozeß wegen der Kredilgeba- rung der Preußischen Land es Pfandbriefanstalt steht nunmehr vor dem Abschlüsse. Die Plaidoyers der Vertei digung werden am Freitagvormittag 9 Uhr beginnen. — Der Vertreter der Staatsanwaltschaft stellte gestern folgende, ausführlich begründete Strafanträge: Gegen Geheimrat Rehring wegen Bilanzfälschung und Beiseiteschafsung von Ur kunden je zwei Monate Gefängnis, umzuwandeln in je 2000 Mark Geldstrafe, wegen Betrug.'s in Gestalt von Erschleichung der Tantiemen gleichfalls 2000 Mark Geldstrafe, wegen Untreue zum Nachteile der Landespsandbriefbank 9 Monate Gefängnis. Ehrcnstrafcn beantragte der Staatsanwalt gegen Nehring nicht, vielmehr empfahl er ihn angesichts seines ganzen Verhaitens dem Gericht zur bedingten Begnadigung. — Gegen Direktor Lüders lauteten die einzelnen Anträge ähnlich: angesichts der Gewissen losigkeit, mit der er zu Werke ging, soll ihm die bedingte Begna digung versagt bleiben, vielmehr die einzelnen Strafen in eine Gesamtstrafe von einem Jahr Gefängnis zusammengesaßt werden. Auch soll nach dem Anträge des Staatsanwalts den „Amlliche" « Ml» Mrl Im Ausstellungspalast zu Dresden fa, u, die amt liche Hauptkon serenz sämilicher an dresdner Volks-, Hilss- und Berufsschulen tätiger Lehrer, insgesamt 2400 Lehr kräfte. statt. Im Miltelpunkte stand ein Vortrag von Prof. Dr. Seysert. der sich mit dem neuen Reichsschulgesetzent wurf beschäftigte. Der Vortrag bewegte sich zunächst in den üblichen Erörterungen, di- den Entwurf als verfassungswidrig hinslellen, angeblich, weil er die Gemeinschaftsschule sSimultan- schulsf u-'cht als Negelschule festsetze. Er macht dem Entwurf zum Vorwurfe, daß er die Einrichtung von Bekenntnisschulen ohne Antrag gestatte und damit die Reichsverfassung außer Krast ketze. Der Einfluß des Staates gehe verloren, wenn die Bekenntnis schule 'ur Negelschule werde. Ter Staat solle seiner Recht- ent kleidet werden. Der Wille der Erzieh,, ngsberech- tigten sei nicht oberste und letzte Instanz Das Aussichisrecht des Staates schließe ein anderes Aussichisrecht aus. Vom pädagoaischen Gesichtspunkt aus sei der Eulwurs abzuleh- neu. da er di- Erziehungsarbeit unter dem „einseitigen konfessi onellen G-sichtsmmkt" sehe. Die staatsrechtliche und berussrecht- liche Stellung des Lehrers gefährde der Entwurf. Der Lehrer werde zum Kircheudi-ucr. Die Lehrerschaft habe ein Recht aus Freibcit der Lehre und Bildung, wi: es den Lehrern an höheren Schulen zuoesianden werde. Wir haben nicht die Absicht, uns mit diesen Ansichten Dr. Sevferts von Grund auf auseinander-usetzen. Das ist an dieser Stelle schon mehrmals g-lchehen. Einiges aber muß dennoch er neut zurückgewieien werden. Wenn Dr. Senfert Freiheit will, dann wird allerdings, oanz gleich wie der Entwurf sonst im ein zelnen aussieht, die Bekenntnisschule die Regel schule in Deutschland werden. Dafür werden die christlichen Eltern sorg-n. Das krampfhafte Pochen auf G-ssetzesparagraphen und das Niifdecken van soociwnn'on ..W'dersnrüchen" zur Reichs- versassuug ändert daran nichts Auch die Weimarer Verfassung will zuerst Freiheit. Auf ihr-'m Roden werden dann die Eltern die Regelfchule bestimmen Der Gcsctzg"ster kau ndas gar nicht, ohne die Erziebunosfre'beit annitasten. Von dem „einseitig kon fessionellen GAichtr-nurckte" wo"en wir dem einseitig konsesstons- gegnerjscheu Dr. Seviert gegenüber nicht reden. Aber ein Wort über die st a a t s r e ch t l i ch e und berufsrechtliche Stel lung der Lehrerschaft muß ganz kurz gesagt werden. Wo in aller West gibt es ein geschriebenes oder ungeschriebenes Ge setz. das einem Menschen (abgesehen von dem Verhältnis der Eltern zu ibren Kinüernl oder einer Grunge, einem Stand, ein siaois'mchtlich-'s oder berufliches Recht au dem seelischen Innern der Mitmenschen gäbe. Selbst die Kirche kennt in dieser Hinsicht mir Pflichten. Selbst die Sklavereien nur Rechte am äußeren Menschen und seinen Diensten. Nur Dr. Senfert verkündet das Reckt der Leb>'er. über Leib und Seele der Kinder zu ver fügen. ..D-m Wille dl-r Erziehungsberechtigten sei nicht oberste und lebte Instanz! Tie Lebrerschait Hobe ein Reckt auf Freih'if der Lehre und Bildung." Woher nimmt sie dieses Recht? Hoch schullehrer boben eine oewib'e Freibeit der L"hre. Ihr entiprül t ober auf seiten 'der Sst-die'c::d"N ecke gewi'w Freiheit, den Leb- rer zu hören oder nicht, ibm auf Grund des höberen geistigen Verstebms ,z» lolM» obm ibn nbmlebnen Sür die Volksschule aber babm wir d»n Schulzwang, Diesem kann nur ein gewisser Zmnng snämlich die Pflicht) ans seiien der Lehrer ent sprechen, sich al? Diener des Volksgaumn j„ erster Linie als Diener der Erziehungsberechtigten zu fühlen und zu betätigen. Das ist die Beruss-'thik des Lehrerstandcs. die dem katholischen Volke so starkes Vertrauen und solche Hochachtung oor ihren Lehrerpersönlichkeiten eingibt. Oder mnn gebe einmal dieser Angeklagten die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter abgesprochen werden. — Gegen die drei Angeklagten v. Etz dorf, v. Karstedt und v. Carlowitz beantragte der Staatsanwalt wegen Untreue und Betruges Gefängnisstra fen von je einem Jahr neun Monaten. Carlowitz soll dabei die Untersuchungshaft angerechnet werden. Me MO« im MN-Uozek Professor Eoßmann tritt ven Rückzug an. — Tie Anklage fällt auf die Kläger zurück. München, 28. Oktober. Zu Beginn des siebenten Ver- kiandlungsrages im Coßmann-Prozeß wurde der Zeuge Chef redakteur Kuttner vom Rechtsanwalt Graf Pestalozz: ins Kreuzverhör genommen. Kuttner bekundete dabei als »öinen Eindruck, daß mit der zunehmenden Entbehrung im Heere die Korruption ständig gewachsen sei. was eine un- achcure Gefahr für die von der Mehrheitssozialdemokratie stets vertretene Landesverteidigung bedeutet habe. Das Ver hältnis zwischen Mann'chaft und Offiziere sei immer un erfreulicher geworden. Die Stimmungsmache von oben fet trotzdem noch bis in die letzten Tage vor der Revolution fortgesetzt worden. Auf eine weitere Frage des Grasen Pestalozzi, betonte der Zeuge, daß auch in der Unabhängigen Sozialdemokratie Männer gewesen seien, die kür die Landes verteidigung konsequent eintraten. Revolutionäre Vorbe reitungen haben zwar bestanden, doch seien von dem Aus bruch der Revolution selbst die Führer der Unabhängigen überrascht worden. Graf Pestalozzi gab sodann im Namen des Privatklägers Coßmann die grundsätzliche Erklärung ab, daß die „Süddeutschen Monatshefte" in ihren beiden Dolch- stvßniimmern in keiner Weise die Mehrheitssozialdemokratie als solche, in ihrer vaterländischen Haltung angegri'fen habe. Die von der Redaktion vertretenen Artikel ließen als Ergebnis der Veröffentlichungen lediglich die vater- kandsfeindliche Haltung der Unabhängigen erkennen. Die gegen sie erhobenen Vorwürfe bezögen sich jedoch nicht aus die Mehrhcitssozialdemokraten. Der Verteidiger des Be klagten, Nechtsanawlt Dr. Hirschberg, stellte dazu fest, daß zwar viele Stellen in den beiden Heften nur gegen diee Mehrheitssozialisten gerichtet seien, daß man aber um >'o mehr an einem entscheidenden Punkte des Prozesses angelangt sei. Die Gegenpartei habe durch Isre Erklärung zugegeben, daß das, was in den .,Süd deutschen ManatstwUen" gegen die Mchrchcitssozialdemo- kratie geschrieben wurde, nicht wahr ist und daß ein Borwurs gegen diese nicht erhoben werden sollte. Darauf begann die Vernehmung deS sozialdemokra- tüchen Abgeordneten und Vizepräsidenten des bayerischen Landtages, Erhard Auer, der an der Hand der „Süd deutschen Monatsheste" die gegen die Mehrheitssozialdemo- kratie erhobenen Vorwürfe widerlegte. Der sozialdemokratische ReichstagsaVgeordnete L a n d S- 5 erg führte als Zeuge aus: Von einem Verrat in der Heimat könne keine Rede sein. Wenn ein Volk vier Jahre lang beinahe gegen die ganze Welt kämpfe und den stärk sten Entbehrungen ansgesetzt ist, dann könne man sich nur darüber wundern, daß es aushielt und nicht darüber, daß es schließlich znsammengebrochen ist. ES sei je immer sv gewesen, daß diejenige», di« während eines Krieges an »er Spitze des Staates standen, nachher die Schuld am der» sorccnen Kriege auf die anderen a-wälzten. Der Zeuge erinnerte weiter daran, daß sich die Regierung während des Krieges im Notfälle immer auch an die Sozialdemo- Nr. 251, Seite 2 Schulpolitik Lehrerschaft hinter Dr. Seyfert das Recht auf Freiheit der Lehre. Dann muß man aber auch den Eltern die Freiheit der Wahl geben, ihre Kinder zu den Lehrern zu schicken, die Wahrheit» statt Irrtum bieten. Dann ist aber der Schulzwang unmöglich. Herr Dr. Seyserts Schulen aber wären dann im nu leer und seine Lehrerschaft würde nicht mehr über „Berussrechte" disku tieren. Der Staat ist schließlich nicht dazu da, einem Heere von Lehrern, die mit der christlichen Lebensauffassung und der Reli-, gion der größeren Mehrheit unseres Volkes in ihrer Gesinnung nicht mehr übereinstimmen, als Berufsversicherungsanstalt zu dienen. Das und nichts anderes würde es bedeuten, wenn der. von politischen Strömungen abhängige Staat den Charakter der Zwangsstaatsschule Krast eigenen Ermessens ohne Rücksicht auf die Elter» bestimmen wollte. Man bewahre uns vor solchem Mißbrauch der Staatsausfassung. Was schließlich das Aufsichtsrecht des Staates in bezug aus die Schulen anlangt, so denken die christlichen Eltern nicht daran, dieses anzulasten. Ihr Wunsch ist vielmehr der. der Staat möge eine rechl scharfe Aussicht darüber führen, daß die Grundrechte der persönlichen Freiheit, zu denen das Recht aus die Bestimmung der Kinder erziehung gehört, nicht von -inseitigen Berufsinteressen einer ge wissen Lehrerschaft drangsaliert und geschmälert werden Dieser amtlichen Konferenz wurde dann eine E n t s ch l i e- ßung vorgelcgt, die Dr. Seylerts Standvunkt zu einem „ge- !>arnischten Protest" gegen den Rcichsschulgesetzentwurj verdichtet. Nachdem wir die wesentlichsten Punkte des Vertrages herausge- grisfen haben, können wir uns die Wiedergabe der Entschließung schenken. Interessant aber ist. wie über den Abstimmungsmodus dem Dresdner Anzeiger berichtet wird. — Es heißt dort groß- 'ügig: „An der lebhaften Aussprache beteiligten sich Vertreter der Lehrervereine, auch des Katholischen Lehrerversins. Gegen ganz wenige Stimmen, beinahe einstimmig, wurde auf Antrag des Oberlehrers Sladtrat Deck folgende Entschließung ange nommen usw." Was die katholische» Lehrer zum Ausdruck ge macht haben, braucht ja die Oeffentlichkeit nicht zu wissen. Bei amtlichen Schulkonferenzen richtet sich eben der Werl des Ge sagten nur nach der Masse, die dahinter steht Tut nichts! Wir wissen, was unsere Lehrer in der Debatte gesagt und wie sie ge stimmt haben. Und wenn nur „ganz wenige Stimmen" gegen die Entschließung waren, so tut das auch nichts. Es sind eben hier nur wenige aufrechte Katholiken. Aber sie werden ihr Recht zu wahren wissen. Eine Frage bleibt zum Schluß noch: Ist es Sache einer „N m t l i ch e n Ha u p t k o n fe r e n z der Dresdner Volks-, Hilss- und Berufsschulen" aktiv in die Schulpolitik einzugreisen? Ist das Sache einer Organisation, in der alle Anschauungen ver treten sind? Wenn es vielleicht nicht gegen ein geschriebenes Gesetz verstößt, einem so zusammengesetzten Gremium wie der Hauptkonferenz der Dresdner Lehrer solche Kost vorzusetzen, wie dielen Bortrag eines schulpolitisch vollkommen einseitig festge- Icgten Mannes und die daran geknüpfte Entschließung, so ver stößt das auf jeden Fall auf das gröbste geaen ein allgemeines grundsätzliches Taktgefühl. Eine amtliche Lehrerkonferenz ist keine politische Versammlung. Mit dieser Art „amtlicher" Schulpolitik werden die Dresdner Lehrer ihr Ansehen als Bc- russstand, als öffentliche Erzieher nicht besonders heben. Im übrigen lei daraus hingewicsen, daß Gelegenheit geboten ist, dem Recht auf Freiheit der Lehre und Bildung Genüge zu lei sten. Im Saale des Gesellenhauses, Käufferstraße 4. findet am Neformationsf e st vormittags 10 Uhr ein Vortrag eben falls über den Neichslchulgcsetzeniwurf statt, aber vom katho lischen Standpunkt. Durch den Besuch dieses Vortrages saudia- tur et altera pars) könnten diele Lehrer zeigen, ob es 'hnen ernstlich um Freiheit der Bildung zu tun ist. M De kratie um Intervention gewandt habe; so noch anfangs November 1918, als die Flottenmeuterei sich bereits Zu getragen hatte. Bestimmt kann sich der Zeuge erinnern, daß ihm damals der Chef des Reichsmarineamtes, Mann, versicherte, die Meuterei beruhe auf einem Mißverständnis der Mann 'ckaften. Es sei kein Gedanke daran gewesen, ihnen ein Innloses Auslaufen zuzumuten. Der Vorwurf des „Dolch stoßes" sei zum ersten Male in Verbindung mit einer angeblichen Aeußerung des englischen Generals Mnurics oufgetaucht, der öffentlich erklärt haben sollte, daß der Grund des deutschen Zusammenbruchs der Dolchstoß ier. General Maurice habe aber später bestritten,das gesagt zu haben. Macdonald bei Siresemann Berlin. 28. Oktober. Zu Ehren des in Berlin weilenden früheren britischen Premierministers Macdonald gab der Reichs- Minister des Auswärtigen am Dienstag ein Frühstück, an dem u. a. der englische Botschafter, der Reichskanzler a. D. Dr. Marx, die Minister a. D. Koch, Scholz und Müller-Franken, ferner die Abgeordneten Wels und Frewitz sowie führende Vertreter der Wirtschaft und eine Anzahl höherer Beamter des Auswärtigen Amtes teilnahmen. Sie MM« sm Sma-As London, 28. Oktober. Reuter meldet aus Kairo über die Beschießung von Damaskus zwischen dem 18. und 20. Oktober, daß am 18. dieses Monats ein Bandensührer in eines oer Stadt viertel eindrang mit dem Rufe, daß die Drusen da wären. Nach dem er die Einwohner zum Aufstand aufgefordcrt halte, wurde ein Polizeiposten angegriffen, wobei ein französischer Ossizier erschossen wurde. Die Einwohner schlossen sich daraus den Ein dringlingen an. In dem Gefecht, das sich entspann, sielen 100 Franzosen, worauf die französischen Behörden Tanks und Panzerautos Ins Gefecht warfen, die den Aufständischen schwere Verluste zufügten. Diese setzten trotzdem ihr Feuer fort * und setzten verschiedene Stadtviertel in Brand. Die Verluste der Aufständischen an Toten werden aus mehrere hundert ge schätzt. während ungefähr 2000 unter den Trümmern liegen dürf, tcn. Mit weiteren Kämpfen um Damaskus wird gerechnet. In der Reutermeldung über die letzten Ereignisse in Da maskus heißt es weiter: Nach einer anderen Darstellung sind 6 organisierte Banden in der Umgebung von Damaskus in Tätig keit. Die Bande, die am 18. dieses Monats in Damaskus ein drang, bestand nur aus 40 Mann. Ihre Absicht war es, den General Sarrail zu entführen. Die Franzosen be schossen die Stadt, um die Bevölkerung einzuschüchtern, die sie beschuldigten, mit den Banden Im Einverständnis zu stehen und diese vom Tage der Ankunst Sarrails unterrichtet zu haben. Vcr- schiedcne gut unterrichtete Persönlichkeiten sind der Ansicht, daß der Schauplatz der Operationen vom Dschebel Drus nach der Ge gend von Damaskus verlegt worden sei. Nach Meldungen aus Beirut ist die Lag- in Damaskus äußerst kritisch geworden. Frauen und Kinder haben di« Stadt geräumt. Gestern sind Kavallerieregimenter w-u de» marokkanischen Front nach Syrien abgegangen. Wetterbericht der Dresdner TveNerwari» Witterungsausstchten für den 28. Oktober bis 29. Oktobet abends: Wechselnd, zeitweise nur leicht bewölkt, örtlich, brfon. dcrs in den Morgenstunden, nsblig. Temperatur etivas nicdrj ger als bisher.
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