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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192509047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250904
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-04
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Freitag, den 4. September 1925 Nr. 204, Sette S Nutznießung aus diesen Fortschritten? Sollen wir sie nur den anderen überlassen zur Verwendung in main.noiiistischem (Leist oder ist cs nicht besser, daß auch wir uns unser Teil dabei holen zur Verwendung in echtem Fuggergcist. Wenn wir das tun, dann wird wahr, was Domkapitular Prof. Dr. Thielemann aus Fulda aus unserem vorjährigen Verbandstag in Kassel sagte: „Wie wir keinen Widerspruch anerkennen Mischen Glauben und Wissen, sondern erklären, daß das Wissen in, Glauben seine Erhebung und Vollendung sinüet, so sogen wir auch, daß zwi schen Wirtschaftsordnung und sittlicher Ordnung ein« Einheit be steht, und das; kein religiöses Leben ein wirklich ordentliches religiöses Leben ist, das sein« Ausprägung nicht auch voll und ganz im Wirtschaftsleben findet." Gewiß, der technische Fortschritt fordert Opfer, aber er wird um so weniger fordern, >e mehr die Menschen «blassen, die sittliche Wcltorünung zu leugnen. Eines der heroorsteche.rd- sten Opfer des maschinelle» Zeitalters ist die überaus große Ver mehrung de» repetittven Arbeit. Die ständige Wiederholung ein und derselben Tätigkeit in ein und derselben Weise. Es ist für viele ein grauenvoller Gedanke, zu solcher Arbeit verurteilt zu werden. Zu ihr verurteilt zu sein, ist nicht mehr so grauenvoll. Das beiveist uns der Amerikaner Ford, der Mann, der wohl wie kein zweiter aus der Welt in seinen Betrieben die manuelle Arbeit entgeistigt hat. Er weist nach, daß das, was wir den „Terror der Maschine" nennen, für die größte Zahl der Arbeiter gar nicht besteht, iveil die meisten gar nicht wünschten, sich geistig anzustrengen, ja, sich nur geistig zu betätigen. — Wahr ist es freilich, daß heute noch viele, viel« Tausende sich in mono toner Arbeit ausreiben, weil eben der Geist noch fehlt, der, wie bei Ford, den Zweck der Arbeit im Gemeinwohl sieht und der bedacht ist, jeden Mann an seinen richtigen Platz zu stellen. Nicht nur zur bestmöglichsten Ausnutzung seiner Fähigkeiten, das nicht zuletzt und nicht am wenigsten, sondern auch zur bestmöglichsten Betätigung seiner Arbeitslust. Aber man beachte seine Angabe, daß unter den 50 000 Arbeitern Fords sich nahezu 10 000 br- sinden, denen körperliche Gebrechen anhasten. Diese Tatsache wiegt doch sicher das andere, das Gefühl des modernen Sklaven tums auf. Sicher dann, wenn die davon Betroffenen auch darin ein Werk der Vorsehung erblicken, die nichts tut oder zulüßt, ohne einen ganz bestimmten Zweck zu verfolgen. Wir vergessen heute auch mehr als es das gut christliche Volk des Mittelalters getan l)at, daß den Menschen, Ursprung- iich nur zur Freude und Seligkeit erschaffen, die Arbeit auf erlegt ist als Fluch und Strafe. Wir vergessen sehr leicht das Schöpferwort von den „Dornen und Disteln" und von dem ..Schweiße des Angesichts". Der Zweck der Wirtschaft ist, den Menschen mit den not- iveivdigen Bedarfsgütern zu versorgen. Erfüllt die heutige Wirt- sclM diesen Zweck? Nur einige Beispiele lassen Sie mich her ausgreisen. Wir sind nicht mehr weit vom Winter entfernt. Da werden wir es wieder erleben, daß Tausende frieren müssen, während auf den Halden bei den Bergwerken die Kohlen in übergroßen Mengen liegen. Das zweite: Es fehlen für Mil lionen von Menschen Wohnungen. Millionen von Menschen fristen ihr Dasein unter Verhältnissen, daß man ohne Uebertrei- bung von Greueln der Verwüstung der Wohnungsnot reden kann. Sicher könnte eine größere Planmäßigkeit in der Wirt schaft nicht schaden. „Planwirtschaft" im Sinne einer Bermel- düng von „planloser Wirtschaft". Wenn uns aber als Mittel hierzu wirtschaftspolitlsche Maßnahmen des Reichstags wie Herstellungsverbote, Drosse- lung u. ä. empfohlen werben, so wehren wir uns mit Händen und Füßen dagegen. Soll denn ausgerechnet der Reichstag die Fähigkeit besitzen, die relativen Begriffe von Bedürfnissen zu konkreten zu machen? Liegen denn die Zeiten der Zwangswirt- chast so weit hinter uns? Hasten uns die Schlacken der Zwangswirtschaft nicht noch allenthalben an? Fragt bei der katholischen Kirche an wie weit dem Staat dos Recht und die Pflicht zusteht, in wirtschaftliche Dinge einzugreifen, welcher An- tei l bei der Lösung dieser Frage der Staatsgewalt zu falle. In der schon erwähnten Enzyklika „revum novarum" Leo XIII. vom lb. Mai 1891 steht deutlich an einer Stelle, wo von wirtschaft lichen Unternehmungen und Vereinigungen die Rede ist: „Der Staat soll Ihnen seine schützende Hand reichen, ober ln Ihre inneren Angelegenheiten nicht eingreifen, fremdartige Eingriffe gereichen sehr leicht einem Leben, das von Ihnen vom eigenen Prinzip ausgehen muß, zur Zerstörung." An einer anderen Stelle wird betont, daß „in allen diesen Fällen, er, der Staat, die Autorität und Gewalt der Gesetze nur innerhalb gewisser Schranken geltend machen darf. Diese Schranken werden durch denselben Grund gezogen, aus welchen die Beihilfe der Gesetze verlangt wird. Nur soweit es zur Hebung des Uebels und zur Entfernung der Gefahr nötig ist, nicht aber weiter dürfen die staatlichen Maßnahmen in die Verhältnisse der Bürger ein greifen." Wir behaupten aber, daß die vorgezeichneten Mißstände anders als durch staatliche Maßnahmen beseitigt werden können. Ja, auf Grund der hinter uns liegenden Er fahrungen können wir mit ruhigem Gewissen behaupten, daß solche staatlichen Maßnahmen ln ihver Wirkung in das gerade Gegenteil verkehrt würden. Nein, des Staates Anteil an der Wirtschaft ist, wieder spreche ich mit der Enzyklika „Rerum novarum", „daß er Gesetzgebung und Verwaltung allgemein so cinrichtet, daß daraus von selbst das Wohlergehen der Gemein schaft wie der Einzelnen empovblüht", denn, so fragt Leo XIII.. „wo.sind die staatlichen, die gesetzlichen Einrichtungen, die sich an di« Stelle der christlichen Liebe und des Opfergeistes, die ihren Schutz von der Kirche empfangen, zu setzen vermöchten." Das ist es! Solange wir Nicht sorgen, daß ein anderer Geist Gemeingut in der Wirtschaft Platz greift, werden gesetz geberische Wirt schaflsmaßnähmen in der Hand der vom main- monistischen Geist Erfüllten ein Instrument zu noch iveitercr Bedrückung der Armen und Notleidenden. Das Thema des Stuttgarter Katholikentages lautet: „Die katholische Liebe als Heilmittel in den Krankheiten der Zeit". Das ist die Mission, das ist das Derufsapostolat des katholischen Kaufmanns. Ka tholische, d. i. allgemeine Liebe, auch in der Wirtschaft. Christ liche Lebensführung, Christi Lehre auch in der Wirtschaft. Allenthalben christlicher Wandel, Dann wir- ehrlich der Handel! Zur Mensurfrage Der Amtsblatt der Diözese Paderborn veröffent licht folgenden bischöflichen Erlaß: „Ueber die Stellung der katholischen Kirche und der katholischen Sittenlehre zum Duell und zu der sogenannten Studentenmensur herrscht bei manchen Katholiken heut zutage noch eine große Unkenntnis, die bedauerlicherweije zur Folge hat, daß viele katholische Studenten Mitglieder sogenannter schlagender Stuoentenverbände werden, das; sie sich dann an Duellen und Mensuren beteiligen, und daß leider auch katholische Eltern ihre Zustimmung dazu geben. Wie schwer solche Eltern und ihre Söhne sich gegen Gottes und der Kirche Gebot versündigen, ergibt sich aus folgendem: 1. Die Kirche sieht im Duell eine Sünde gegen Leib und Leben, gegen das 5. Gebot, und dazu noch eine schwere Verletzung oes der Kirche schuldigen Gehorsams. Das neue Kirchcnrecht verbietet das Duell (Canon 2351) und stellt alle, die ein solches führen oder bloß dazu heraus- sordern, oder eine Herausforderung annehmen, oder irgend welche Dienste dabei tun, oder ein Duell gestatten, oder sich nickt die Mühe geben, es zu verhindern, unter die Strafe der von selbst, ohne Urteilsspruch eines kirchlichen Gerichtshofes eintretende Exkommunikation, die dem Apo stolischen Stuhle zur Wicderaufhebung Vorbehalten ist. Außerdem Versalien die Duellanten und die Sekundanten der kirchlichen Infamie, d. h., sie können kein kirchliches Recht ausüben und kein kirchliches Amt bekleiden, keine Patenstelle Versehen, nicht zum Priester geweiht werden usw. (Canon 2351 8 2). Wer im Duell selbst oder au einer im Duelle erhaltenen Wunde stirbt, kann nicht kirchlich be erdigt werden (Canon 1240 8 1, 4). Es darf auch keine Sterbemesse, kein Jahresgedüchtnis, keine andere öffentliche Kirchenfeierlichkeit für ihn gehalten werden. (Canon 1241). 2. Nach der ausdrücklichen Entscheidung der Kirche in jüngerer und jüngster Zeit vom 10. Februar 1923 und vom 13. Juni 1925 fallt unter den kirchlichen Begriff des Duelles und somit unter die gleichen kirchlichen Strafen die vor allem noch in Deutschland übliche studentische Mensur. Als solche dem Duell gleich zu achtende Mensur gilt jede Art des Kampfes, in dem nur eine Gefahr der Verwundung besteht, — um eine große Gefahr der Ver wundung braucht es sich nicht zu handeln — und der begonnen wird mit der Verabredung, den Kampf abzn- brechen, sobld einer verwundet wurde, oder Blut geflossen ist. Es ist von der Kirche also klar entschieden: Die'Mensur ist Duell und sie ist unter den gleichen Strafen verboten wie das Duell. ö. Für einen Katholiken ist daher auch der Eintritt in eme sattsfaktiongebende, sogenannte schlagende Verbindung strengstens verboten. Denn er begibt sich ja freiwillig in die „nächste Gelegenheit" zur schweren Sünde und nimmt die Verpflichtung auf sich, gegebenfalls schwer gegen die kirchlichen Vorschriften zu verstoßen. Beim ersten Duell oder bei der ersten Mensur, woran er, wenn auch nur als Zuschauer, teilnimmt, ist er bereits der schweren kirchlichen Strafen verfallen. Eltern oder andere Vorgesetzte, die bei ihren Söhnen oder Untergebenen das Duell oder die Mensur nicht hindern, obschon sie es könnten, machen sich ebenfalls schwer strafbar. Darum dürfen katholische Eltern oder Vorgesetzte den Eintritt ihrer Söhne oder Unter gebenen in solche schlagende Korporationen nicht gestatten." Von unserem römischen Mitarbeiter wird uns zu dieser Frage geschrieben: Die Konzilkongregation hat am 13. Juni dieses Jahres aus eine Anfrage des Ordinariats Breslau ausdrücklich festgesteUt, daß auch da, wo die Gefahr einer ernsten Verwundung nicht besteht, die Exkommunikation elntritt, und diese Entscheidung ist am 20. Juni dieses Jahres vom Heiligen Vater bestätigt worden. Die Kirche hat in der Tat von jeher diese barbarische Unsitte des Duells, des damit zusammenhängende» ver schrobenen Ehrbegriffs und der dazu anregenden Men suren verurteilt, ebenso, wie es das allgemeine Rechts empfinden aller Kulturvölker tut, welche die Unsitte ge setzlich ahnden. Die früher im deutschen Heere und in den akademischen Kreisen Deutschlands mit Zustimmung und Duldung der sogenannten allerhöchsten Stelle gras- rende Unsitte hat nicht zur Hebung der Achtung vor der deutschen Kultur im Auslande beigetragen und die Im Auslande mit zerhauenem Gesichte herumlausendcn Landsleute bieten den anderen Nationen einen willkom menen Gegenstand zu abfälligen Bemerkungen Uber diese „Träger deutscher Kultur", die außerdem ihre Unfähig keit im Fechten dadurch vor aller Welt dokumentieren zu müssen glauben. Die Ablehnung dieser Elemente von seiten oer ge bildeten Kreis« anderer Nationen veranlaßte bekanntlich die Reichsregierung zu der Maßnahme, derartige Renom« mierschmißhelden nicht mehr in der diplomatischen und Konsularkarriere einzustellen, und es wäre im Interesse des deutschen Ansehens im Auslande sehr zu wünschen, das; das Heidelberger Urteil und der Ruck nach rechts in Berlin nichts an dieser dem deutschen Ansehen im Aus lande nur zuträglichen Bestimmung ändere. Der internationale Kongretz -er „psx komsns" in Bologna (Eigner Bericht unseres besonderen Vertreters.) Rom, Enke August 1926. In diesen Tagen findet in Bologna der fünfte internatio nal« Kongreß der „Pax Romana" statt, jener Vereinigung, welche die Friedensbewegung auf dem Boden der katholischen Welt anschauung und besonders unter den gebildeten Katholiken pslegt. In einem neutralen Lande und an einer katholischen Universität entstanden, sucht sie vor allem unter der leicht für alles Edle zu begeisternden akademischen Jugend das Verständ nis für den Völkerfrieden zu wecken, wag ihr im besonderen in der von christlich-demokratischem Geiste erfüllten katholischen akademischen Jugend gelungen ist. Der frühere Präsident de« Fucini — des katholischen italienischen Stu'dentenverbandcs — ist der jetzige Präsident der „Pax Romana", und der Kongreß findet im Anschluß an die Iahvestagung der Fucini statt. Gleich, zeitig findet eine Iubiläumspilgerfahrt nach Nom statt, wo die Kongressisten vom Papste empfangen werden. Pins XI. bringt dem Kongresse großes Interesse entgegen und hat den Vorsitzenden Dr. Netto Pälmieri bereits in Privat- andienz empfangen und sich Bericht über die Fortschritte der „Pax Romana" erstatten lassen. Es dürfte kaum daran zu zweifeln sein, daß der Heilige Vater den Anlaß ivahrnchmen wird, beim Empfange seine Weltfriedensideen darzulegen und sein Programm „Pax Christi in Regno Christi" nochmals den christlichen Völkern ins Gedächtnis zu rufen. Paläflinafahrt -er -rutschen Katholikerl 14. September bis IS. Oktober. Zum ersten Male wieder seit 1914 ist es einem deutschen Pilgerzuge vergönnt, jene heiligen Stätten zu betreten, die den Herzen aller Christen so teuer sind. 25 Jahre sind nun schon verflossen, seitdem unter imposanter Beteiligung der Grundstein zum herrlichen deutschen Mariendom auf dem Sion gelegt wurde. Müssen wir uns nicht gedrängt fühlen, an dieser Jubiläums- fahrt teilzunehmen! Die Teilnehmerlisten werden am 5. September ge schlossen. Die Fahrt kann angetreten werden in Köln, Ham- bürg oder Neapel. Die in Neapel an Bord gehenden Pilger las sen eine Anzahl Plätze frei für die schöne zehntägige Reise Ham- burg-Lissabon-Neapel (Preis pro Platz 300 und 400 Mark). Für die IStägige Reise Neapel-Palästina-Neapel betragen die Reise kosten 750 bis 1550 Mark je nach Lage der Kabine. Die voll ständige 35tägige Reise Köln-Hamburg-Lissabon-Neapel-Haifa- Jerusalem-Port Said-Neapel-Rom-Genna-Luzern-Köln kostet 1250 bis 2650 Mark. Die billigsten Plätze für diese beiden Rei sen (650 und 950 Mark) sind alle vergriffen. In den anderen Preislagen sind jedoch noch Plätze frei. Abstecher zum See Genezareih und nach Aegypten sind zum Preise von 55 beziv. 160 Mark für Interessenten besonders eingelegt. Die Teilnahme daran ist vor Antritt der Reise anzumelden und zu bezahlen. Anmeldungen, wenn möglich unter Beifügung des Reisepasses nebst 8 bis 8 unausgezogener Paßbildchen, wolle man senden cm das Generalsekretariat des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande, Köln, Mohrenstraße 18, Fernspreck)er Rheinland 204. Post scheckkonto Köln 6480. Katholische Arbeit in Palästina Die große Missionsaiisstelluiig In Nom, Gegenstand der Bewunderung für alle die vielen, die aus der ganzen Welt nach der heiligen Stadt wallen, enthält ein« eigene Abteilung für die Missionen in Palästina. Unter diesen verdienen ein besonderes Interesse die Missionen, welche vom lateinischen Patriarchat seit den 78 Jahren jciner Wiederherstellung gegründet worden sind; ihre Pflege ist eine envrm schwierige. 22 solcher Missionen finden sich in Palästina, 11 im Transjvrdanland. — Auf Ver anlassung der Kongregation der Propaganda Ist soeben eine Broschüre erschienen, die in großen Linien ein Bild ent wirft vom Anfang und Fortschritt dieser Missionen und eine» Einblick gewährt in deren zukünftige Aufgaben und die dafür nötigen Erfordernisse. Ob ihres heiligen Zweckes willen ist dieser Schrift die weiteste Verbreitung zu wünschen. Die Geschichte der Kirche Jerusalems ist engstens mit der Geschichte des Heiligen Landes verknüpft. Erst« Haupt stadt der jungen Kirche, Sitz des Bischofs von Jerusalem, war die Stadt stets dem Einbruch fremder Heere auSge- seht. Ihr erster Hirte wurde von den Jude» aus den Löhe» des Tempels zu Tode gestürzt; tu den ersten christ lichen Jahrhunderten wechselten in ihr frohe Blüte der Kirche und arge Bedrängnis der Religion in jeder Weise, bis dann schließlich nach der Einnahme Palästinas durch die Türken Jerusalem nickts weiter mehr war denn cin Titularsitz in Partibus insidelium. Erst 1847 stellte PittS IX. Jerusalem wieder her als eine wirkliche lateinische Diözese mit einem daselbst residierenden Bischof, denn die Zahl der Gläubigen des lateinischen Ritus hatte sich ge mehrt und erforderte eine eigene regelrechte Hirten;orge. Auch war es durchaus geziemend, daß der Vertreter des Apostolischen Stuhles mit der Patrlarchenwürde bekleidet wurde, und so das Ansehen der römischen Kirche in Jeru salem vor den zahlreichen Sekten der Schismatiker mehr zur Geltung kam. Sofort nach seiner Wiederherstellung erkannte das Patriarchat die Notwendigkeit, im Heiligen Lande neue Zentren der katholischen Glaubensverbreitung zu errichten. Die Kärglichkeit der zur Verfügung stehenden Mittel, der religiöse Fanatismus der Mohammedaner, die Gehässigkeit der Schismatiker, die Unwissenheit und die sittlichen Gebrechen, an denen die Masse des Volkes krankte, das alles machte die Arbeit der Missionäre de- Patriarchat- außerordentlich schwierig. Heroisch waren ihr« Opfer. Einige der Missionäre erlitten gleich zu Beginn der Mühen des Apostolates den Tod. Der Weltkrieg endlich hat fast alle mteinischen Pfarreien des Patriarchats schwer ge schädigt. Nachher jedoch wurde allenthalben mit ver doppeltem Eifer die Arbeit wieder ausgenommen. Die 3b Stationen der Missionen des Patriarchats liegen zer streut über ganz Palästina und TranSjordanien hin, von Kemallah, wenige Kilometer von Jerusalem, bis nach dem galiläischcn Jaffa hinter Nazareth, und von Salt, einige Kilometer östlich vom Jordan, bis nach Madaba und Karat in der Wüste der Beduinen. , Die Missionsarbeit ist dem Klerus des Patriarchats anvertr-ut. Zum größten Teil wurden die Priester auS- gebildet im Patriarchenseminar von Beitgiala. Schon mehr denn 200 Priester hat Palästina aus diesem Seminar bekommen. Das Seminar begreift in sich die humani stischen, philosophischen und theologischen Studien und hat internationalen Charakter. Unter den Schülern sind ein geborene Araber, sowie Jünglinge aus den verschiedenen Ländern Europas. Seit 1921 ist das Seminar den deut schen Beuroner Benediktinern anvertraut. Im Apostolat für den weiblichen Teil der Bevölke rung werden die Priester des Patriarchats kräftig unter stützt von den Rosenkranzschwestern, einer vor 60 Jahren gegründeten einheimischen Kongregation, die der Mission schon ungemein viel genützt hat, vornehmlich inmitten der Beduinen, bei denen fremde Ordensfrauen wohl Ungleich weniger hätten ausrichten können. In jeder Mission de- Patriarchates sorgt man zum wenigstens für eine Knaben- und eine Mädchenschule, an die sich oft auch eine Mädchenarbeitsschule anschließt. Dann werden Mütterveretne, Marienkinder-Bündnisse, katho lische Jüngltngsvereine und Boh-Skouts-Fomationen ins Leben gerufen. In vielen Missionen bleibt noch zu sorgen für den Bau einer Kirche oocr doch einer Kapelle mr würdige Abhaltung des Gottesdienstes, eines Hause- für die Priester und eines solchen für die Schwestern, eines Schulhauses und katholischen Vereinshauses. Bei der un gemein großen Armut der Bevölkerung ist e» den Pfarreien unmöglich, für all diese» di» Kosten selbst aufzuvringen. Kein Zweifel, daß di« den Missionen de» Patriarchats des Heiligen Landes geleistete Hilf« «in ganz hervor ragendes Werk christlicher Karitas ist und ein verdienst volles Missionsapostolat darstellt. Patriarch Dr. A. Bar» lassina, der seit sechs Jahren di« ausgedehnt« Kirche von Jerusalem »«giert, hat oa» Au-mab der Unternehmungen und Pläne seiner Amtsvorgünger zum Gedeihen der Mis sion des Patriarchats geradezu verdoppelt. X Der Nuntius von Argentinien in Rom. Der Nuntius in Argentinien hat sich nach Nom begeben, um dem Staats sekretariate Bericht über die gegemvärtige Lage in Argen tinien zu erstatten. Die Beziehungen der argentinischen Re gierung zum Heiligen Stuhle sind bekanntlich infolge der Be setzung des erzbischöflichen Stuhles in Buenos Aires gespannt, mo die argentinische Regierung Vorrechte geltend machen wollte, welche der Heilige Stuhl nicht anerkennen konnte, obgleich römischerseits der beste Wille zu einer Beseitigung der Schwie rigkeiten vorhanden war. Die Gelegenheit wurde von kirchen- fenidlicher Sette dazu benutzt, um Unfrieden dort zu säen, >vas um so leichter war, als durch die Schuld der argentinischen Be hörden, den pvotrstantifierenden nordamerikanischen Sekien in Argentinien ein großer Einfluß gewährt worden ist. X Mussolini und der Heilige -Franz von Assist. Mussolini empfing den Guardian der Minoriten — schwarze Franziskaner, welche, in Deutschland fast unbekannt, die Grabkirche des Hei ligen Franziskus ln Assisi unter sich haben. Der Guardian überreichte Mussolini die Entwürfe für die vom Staate heraus zugebenden Franziskanerbriefmarke,i anläßlich der Siebenhun- dertjahrfeier des Todes des Poverello. Mussolini lobte den ge- wählten Entwurf und versprach dem Guardian die volle Unter stützung der italienischen Regierung bei den für das nächste Jahr geplanten Festen. Mussolini sieht in dem seraphischen Heiligen eine Glorie Italiens, was wohl sein Interesse an der Zentenar- feier des sanftmütigen Ordensstifters erklärt, dem jede Gewalt- tätigkett zuwider war. X Ein neu«» Bistum im südlich«» Indien. Zum Stutt garter Katholikentag ist auch Msgr. Franziskus Tiburtius Roche S. I., Bischof von Dutikorin, eingetroffen. Bischof Roche ist der erste Inhaber des Im Jahre 1923 gegründeten Bistums Tust- Karin, dos die Perlfischerküst« an der Südspitze Indiens um faßt. Im Land leben seit den Tagen des heiligen Franz Xaver Christen; Klerus und Bischof sind Einheimische. Das Bistum zählt 70 000 Katholiken unter einer halben Million Einwohner, die sich aus 24 Pfarren verteilen. 30 Priester und 105 Kate chisten stehen dem Bischof zur Seit«; in 135 katholischen Schulen mit 8174 Kindern wirken 180 Lehrer und 110 Lehrerinnen, di« höher« Schul« lst von 700, das Priesterseminar von 27 Studenten besucht. Ein bischöfliches Waisenhaus zählt 430 Insassen, Di« Zahl der Heiden taufen ist in beständigem Wachsen.
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